28.03.2013 Aufrufe

Heft 2 (PDF, 4,11 MB) - Speyer

Heft 2 (PDF, 4,11 MB) - Speyer

Heft 2 (PDF, 4,11 MB) - Speyer

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

24 Kultur<br />

________________________________________________________________________________________________________________________________________________<br />

________________<br />

Brunnenwasser, Regenwasser, Seewasser,<br />

mit Pfeffer angereichertes Wasser,<br />

Urin, Blut, Speichel, Federn, Tuch, Wolle,<br />

Haare und Insekten. Bei deren Beobachtung<br />

stellte er fest, dass die Fortpflanzung<br />

der Insekten ihren Anfang in winzigen<br />

Eiern hatte, die die fertigen Tiere von sich<br />

gaben. Fliegen, Wespen, Käfer, Läuse und<br />

Flöhe entstanden also nicht aus Schmutz<br />

und Schlamm, wie man bisher meinte,<br />

sondern aus winzigen Eiern. Er entdeckte<br />

aber auch das Pendant zu den Eizellen,<br />

die Spermatozoen von Insekten und<br />

Säugetieren, sogar die vom Menschen. Er<br />

sah in der Schwimmhaut eines Frosches<br />

das Kapillarsystem, durch das die Blutkörperchen<br />

strömten und das schon<br />

Malpighi entdeckt hatte. Er beschrieb genauestens<br />

rote Blutkörperchen, die bereits<br />

vor ihm sein Landsmann Swammerdam<br />

gesehen hatte. Er zerzupfte Körpergewebe<br />

von Tieren an der Muskulatur,<br />

die er als Fasergeflecht sah, soll er sogar<br />

die feine Querstreifung der Muskelfasern<br />

erkannt haben.<br />

Erstmals im Jahr 1675 sah er in fauligem<br />

Wasser Protozoen und wohl auch Bakterien,<br />

die er animalcules nannte. Ähnliche<br />

Gebilde, die offensichtlich ein eigenes<br />

Leben hatten, stellte er im Belag seiner<br />

Zähne fest. Bei anderen Personen, die er<br />

zur Kontrolle heranzog, sah er durch sein<br />

Mikroskop in der abkratzbaren Schicht<br />

der Zähne ähnlich aussehende Wesen,<br />

die die Form von Stäbchen oder kleinen<br />

Kügelchen hatten, manchmal auch korkenzieherartig<br />

gewunden waren und sich<br />

mitunter auch bewegten (1683).<br />

1656 hat Athanasius Kircher wohl als<br />

erster Bakterien und zwar die der Pest<br />

im Mikroskop gesehen und beschrieben.<br />

1683 beschrieb Antoni Leeuwenhoek<br />

die Bakterien der Mundflora.<br />

Leeuwenhoek, der nicht studiert hatte<br />

und also auch kein Latein konnte, hat<br />

seine enorm wichtigen Entdeckungen in<br />

der ersten Zeit für sich behalten. Erst<br />

1673 hörte der aus Delft stammende Gelehrte<br />

Regnerus de Graaf, ein Mitglied der<br />

Royal Society of Science in London, von<br />

Leeuwenhoeks Beobachtungen und berichtete<br />

davon vor der Londoner Gesellschaft.<br />

Leeuwenhoek stand nun mit einer der bekanntesten<br />

wissenschaftlichen Gruppierungen<br />

in Verbindung und wurde berühmt.<br />

Bekannte Persönlichkeiten wie die britische<br />

Königin, Peter der Große und Leibniz machten<br />

ihm ihre Aufwartung und wollten einen<br />

Blick durch sein Mikroskop wagen.<br />

Erstmals waren Mikroorganismen, zu welchen<br />

auch die Verursacher von gefährlichen<br />

Infektionen und Seuchen gehören, mit Hilfe<br />

des Mikroskopes sichtbar gemacht worden.<br />

Der Römer Marcus Terentius Varro und der<br />

Renaissance-Mensch Fracastoro hatten die<br />

winzigen, mit dem bloßen Auge nicht sichtbaren<br />

Lebewesen rein gedanklich für existent<br />

gehalten, Athanasius Kircher und Antoni<br />

Leeuwenhoek hatten sie real und mit<br />

ihren Augen verifiziert. Zwar hatte schon der<br />

kluge Jesuitenpater Kircher eine Beziehung<br />

zwischen den Gebilden, die er in seinem<br />

einfachen Mikroskop erkannte, und der tödlichen<br />

Pestseuche hergestellt es sollte<br />

aber nochmals über hundert Jahre dauern,<br />

bis Wundinfektionen, Kindbettfieber, Tollwut,<br />

Starrkrampf, Milzbrand, Pocken, Tuberkulose,<br />

Syphilis, Diphtherie und andere<br />

todbringende Krankheiten als die Auswirkungen<br />

von Mikroorganismen, die über den<br />

Organismus herfielen, entlarvt wurden<br />

von Forschern wie Semmelweis, Lister, Jenner,<br />

Pasteur, Koch, Ehrlich, Behring und anderen.<br />

Das 16. und in besonderem Maße das 17.<br />

Jahrhundert hatten der Menschheit wichtige<br />

Erkenntnisse gebracht, welche die ersten<br />

Schritte zur Entwicklung einer neuen, leistungsfähigen<br />

Heilkunde darstellten: Die Erforschung<br />

des Bauplans und der Funktion<br />

des menschlichen Körpers (Vesalius, Fabricio,<br />

Malpighi u.a.), die Entdeckung des Blutkreislaufs<br />

(Harvey) und die Entdeckung der

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!