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44 Lokalgeschichte<br />
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Vor 150 Jahren: Die erste Gasbeleuchtung<br />
auf Straßen und in Wohnungen<br />
Heute 5300 Elektro-Leuchtpunkte<br />
Es war ein Mittwoch vor 150 Jahren, als<br />
es in <strong>Speyer</strong> nach Jahrtausenden nächtlicher<br />
Dunkelheit hell wurde. In Teilen der<br />
damals <strong>11</strong>242 Einwohner zählenden<br />
Stadt jedenfalls. Denn am Abend des 28.<br />
November 1860 flammte erstmals die<br />
Straßen-Gasbeleuch-tung auf.<br />
13 Jahre, nachdem der Bahnhof als erster<br />
der Pfalz eingeweiht worden war (1847),<br />
und 53 Jahre vor der örtlichen Einführung<br />
der Elektrizität (1913) wurde den <strong>Speyer</strong>ern<br />
fortan und für längere Zeit aus 90<br />
Gaslaternen heimgeleuchtet. Heute geschieht<br />
das dank 5300 überwiegend<br />
mehrstrahliger Leuchtpunkte, wie die<br />
Fachleute der Stadtwerke die längst per<br />
elektrischem Strom betriebenen Kandelaber<br />
und Hängelampen nennen.<br />
Gestern Abend war zum ersten Male<br />
unsere Stadt mit Gaslicht erleuchtet. Der<br />
Vollmond beeinträchtigte zwar den Glanz<br />
der neuen Beleuchtung in den Straßen<br />
sehr; doch ließ sich erkennen, dass die<br />
Einrichtung in allen Teilen wohl gelungen<br />
ist.<br />
So berichtete am Tag nach <strong>Speyer</strong>s Eintritt<br />
in die Moderne das Anzeigenblatt<br />
der Kreis-Hauptstadt <strong>Speyer</strong> . Eine Woche<br />
zuvor hatte das Bürgermeisteramt in<br />
einer Bekanntmachung darauf verwiesen,<br />
dass die öffentliche Gasbeleuchtung einher<br />
gehe mit deren privatem Nutzen für<br />
die Bürgerschaft.<br />
Bürgermeister Georg Jakob Haid ließ verlauten:<br />
Diejenigen Einwohner, bei welchen<br />
die innere Einrichtung vollendet ist,<br />
und welche am 28. November von der<br />
Beleuchtung Gebrauch machen wollen,<br />
werden aufgefordert, ihre bezügliche Er-<br />
klärung bis längstens am nächsten Montag<br />
früh 9 Uhr beim Bürgermeisteramte abzugeben<br />
. In Kurzfassung: Wer sich zu Hause<br />
Röhren für Gaslampen hatte legen lassen,<br />
soll sich melden.<br />
Der Geschäftsmann F. Steinbauer inserierte<br />
denn auch flugs: Einem verehrlichen Publikum<br />
empfehle ich mich neuerdings in Gaseinrichtungen<br />
aller Art und verweise zu<br />
meiner Empfehlung auf bereits eingerichtete<br />
Leitungen .<br />
Trotz aller Euphorie der Obrigkeit und auch<br />
der Zeitungen, aber wohl auch wegen der<br />
Kosten gingen die <strong>Speyer</strong>er die Sache mit<br />
dem Gas nur zögerlich an, besagen die Aufzeichnungen<br />
des früheren technischen Leiters<br />
der Stadtwerke, Fritz Hößle. 1861 waren<br />
287 Wohnungen damit versorgt, 1865<br />
immerhin 400, 1870 dann 520. 30 Jahre<br />
nach der Einführung (1890) hatte sich der<br />
Kundenstamm kaum verdoppelt (540), und<br />
erst als um die Jahrhundertwende der Gaskocher<br />
aufkam, konnte die Stadt mehr Gas<br />
absetzen.<br />
Ein Jahr vor der Einführung in <strong>Speyer</strong> hatte<br />
die Regierung der bayrischen Pfalz die Stadt<br />
ermächtigt, zur Finanzierung des Baues<br />
eines Gaswerks unter Einführung der Gasbeleuchtung<br />
bei der Sparkasse bis zu 130<br />
000 Gulden aufzunehmen. Im Januar 1960<br />
wurde der Bau des Gaswerks nach Plänen<br />
des Straßburger Gasingenieurs Paul<br />
Jeannerey ausgeschrieben. Ein anderer<br />
Straßburger, Friedrich Gottfried Dürnbach,<br />
wurde mit der technischen Leitung für die<br />
öffentlichen Beleuchtungseinrichtungen<br />
beauftragt.<br />
Das Gaswerk es kostete schließlich samt