«Sie erinnern sich an die Kästchen ...?» - SRG Deutschschweiz
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<strong>SRG</strong> ReGion BaSel<br />
Studiofest Basel<br />
<strong>«Sie</strong> <strong>erinnern</strong> <strong>sich</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Kästchen</strong> ...?<strong>»</strong><br />
Im September lud das Team von Swiss Satellite Radio zu einem Tag der offenen Tür<br />
ins Studio Basel ein. Rund 500 Besucher schauten den Radiomachern über <strong>die</strong> Schultern.<br />
Mit dem Musik-Tram aufs Bruderholz.<br />
Zwei grosse Lautsprecher stehen in ihrem<br />
Büro. Ist sie allein bei der Arbeit, dreht sie<br />
auf und hört Radio Swiss Classic. Nur wenn<br />
das Telefon klingelt, drückt sie kurz auf <strong>die</strong><br />
Stummtaste. Jetzt steht Radiohörerin Ursula<br />
Stucki in den Räumen, in denen ihr Radioprogramm<br />
und auch <strong>die</strong> beiden <strong>an</strong>deren<br />
Satelliten-Radios, Radio Swiss Jazz und Radio<br />
Swiss Pop, gestaltet werden. Mit dabei<br />
sind Freundin Irene Heinim<strong>an</strong>n und deren<br />
Sohn Christoph. Er ist nicht der einzige<br />
Teenager am Studiofest, der trotz Badewetter<br />
den Weg aufs Bruderholz gefunden hat und<br />
alles <strong>an</strong>dächtig in Augenschein nimmt. Fragen<br />
stellt er keine: «Wenn ich <strong>die</strong> Software<br />
sehe, kenne ich <strong>die</strong> Antworten bereits.<strong>»</strong><br />
14 Ausgabe 7/2011<br />
Musik programmieren ist<br />
ein Freudenfest<br />
Die drei Gäste folgen im Studio Basel den<br />
Wegweisern in Richtung Swiss Satellite Radio.<br />
Sie stossen auf Li<strong>an</strong>i Silveira Keller, <strong>die</strong><br />
den Interessierten erklärt, was sie mit den<br />
CDs macht. <strong>«Sie</strong> werden hier nicht etwa<br />
kopiert, sondern digitalisiert. Dies ist für<br />
<strong>die</strong> Qualität wichtig<strong>»</strong>, betont <strong>die</strong> Musikdokumentalistin.<br />
Hinter ihr steht, ohne<br />
Namensschild, Pietro Ribi. Als Leiter von<br />
Swiss Satellite Radio wurde er im letzten<br />
Jahr eigentlich pensioniert. Jetzt aber setzt<br />
er <strong>sich</strong> <strong>die</strong> Brille auf <strong>die</strong> Nase, beugt <strong>sich</strong><br />
über <strong>die</strong> Tastatur und ergreift <strong>die</strong> Compu-<br />
termaus, während Keller auf ihrem Bürostuhl<br />
zur Seite rollt. Später wird <strong>sich</strong> der<br />
leidenschaftliche Radiom<strong>an</strong>n mit den<br />
Worten «Jetzt hab ich dir ja <strong>die</strong> Arbeit<br />
gestohlen!<strong>»</strong> entschuldigend <strong>an</strong> sie wenden.<br />
Er ist noch immer begeistert und<br />
schwärmt davon, welch ein Freudenfest<br />
das Musikprogrammieren sei: In der intern<br />
programmierten Datenb<strong>an</strong>k PlayinfoPlus<br />
seien Millionen von Stücken gespeichert.<br />
M<strong>an</strong> könne nach allen möglichen Kriterien<br />
suchen, erklärt er und gibt – wohlgemerkt<br />
bei Temperaturen von über 30 Grad<br />
Celsius – das Schlagwort «Weihnachten<strong>»</strong><br />
ein. Innert Sekunden sind 15 795 Datensätze<br />
gefunden. «Gewaltig<strong>»</strong>, entfährt es Besucherin<br />
Stucki.<br />
Schweigen ist Gold<br />
Einige Büros neben<strong>an</strong> fachsimpelt Severo<br />
Marchionne mit Besuchern über DAB. In<br />
Engl<strong>an</strong>d hätten sie Digital Audio Broadcasting<br />
schon l<strong>an</strong>ge und hier werde es<br />
auch kommen, ist eine Frau überzeugt.<br />
Die Mitarbeitenden von SSATR st<strong>an</strong>den ihren Hörerinnen<br />
Böhm (links) und Gast.
Auch junge Besucher wollten mal hinter<br />
<strong>die</strong> Türen des Basler Studios blicken.<br />
Eine <strong>an</strong>dere Besucherin interessiert <strong>sich</strong> vor<br />
allem für <strong>die</strong> Einrichtung von Marchionnes<br />
Büro. Der Musikredaktor von Radio Swiss<br />
Pop ist in eleg<strong>an</strong>tem Schwarz gekleidet<br />
und trägt eine schmale or<strong>an</strong>gefarbene<br />
Krawatte. Die bequemen Badelatschen hat<br />
er weit unters Pult geschoben. Den g<strong>an</strong>zen<br />
Tag darf Marchionne von Berufs wegen<br />
Musik hören. «Ich mache das Programm<br />
aber nicht für mich, sondern für Sie<strong>»</strong>, betont<br />
er und fordert <strong>die</strong> Radiohörer auf, bei<br />
der Musikjury mitzumachen und <strong>die</strong> gespielten<br />
Stücke online zu beurteilen. Ein<br />
junger M<strong>an</strong>n – <strong>die</strong> Sonnenbrille im Haar,<br />
das Rahmglace in der H<strong>an</strong>d – sagt voller<br />
und Hörern gerne Red und Antwort. Im Bild Alex<strong>an</strong>dra<br />
Moderatorin Olga Rubitschon zeigt und erklärt den interessierten Gästen ihr Revier,<br />
das DRS 2-Sendestudio.<br />
Inbrunst: «Radio Swiss Pop ist der beste<br />
Sender der Schweiz. Da kommt kein blödes<br />
Geschwätz.<strong>»</strong> Marchionne nickt. Auch<br />
keine Werbung, keine Nachrichten – und<br />
keine Lady Gaga. Adult Contemporary,<br />
beschreibt er das Radioformat, mit melodisch<br />
geprägten Popmusikst<strong>an</strong>dards.<br />
L<strong>an</strong>g ist’s her<br />
Weiter geht es ins kleinere Büro von André<br />
Scheurer. Der Musikredaktor von Radio<br />
Swiss Classic erzählt gerade von den Anfängen<br />
der Satelliten-Radios und den Zeiten<br />
des Telefonrundspruchs. <strong>«Sie</strong> <strong>erinnern</strong><br />
<strong>sich</strong> vielleicht noch <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Kästchen</strong> ...<strong>»</strong>, beginnt<br />
er und wird vom mehrheitlich älteren<br />
Publikum mit einem zustimmenden Gemurmel<br />
unterbrochen. «Uns gibt es schon<br />
seit den Dreissigerjahren ...<strong>»</strong>, versucht er es<br />
noch einmal, und eine gut gelaunte Besucherin<br />
fragt ihn, ob er denn schon so l<strong>an</strong>ge<br />
dabei sei. Immerhin, es sind 25 Jahre. Er<br />
habe dem Programm das Regelwerk verpasst,<br />
erklärt er, so dürfe etwa auf ein Klavierstück<br />
kein weiteres Klavierstück folgen.<br />
Aber wo denn alle CDs seien, fragt eine<br />
Besucherin. Die Soundfiles seien alle im<br />
Computer, erklärt Scheurer. «Was? Keine<br />
CDs mehr? Das k<strong>an</strong>n ich mir nicht vorstellen<strong>»</strong>,<br />
entgegnet <strong>die</strong> Frau. Hinter ihr thront<br />
auf dem Regal ein prächtiges Trichtergrammofon,<br />
das noch <strong>an</strong> frühere Zeiten erinnert.<br />
Ausgabe 7/2011<br />
«Wir sind nicht DRS 2!<strong>»</strong><br />
«Ich zeige Ihnen, wie m<strong>an</strong> Musik testet<strong>»</strong>,<br />
sagt Scheurer. Vor Jahren habe ein Meinungsforschungsinstitut<br />
eine repräsentative<br />
Gruppe von 120 Personen eingeladen,<br />
<strong>die</strong> <strong>sich</strong> Musikstücke <strong>an</strong>hörte und per<br />
Knopfdruck beurteilte. Während Scheurer<br />
nun Ausschnitte abspielt, zeigt ein <strong>sich</strong><br />
ständig änderndes Kurvendiagramm auf<br />
dem Bildschirm, wie <strong>die</strong> Titel bei den verschiedenen<br />
Altersgruppen <strong>an</strong>kommen. Als<br />
eine Opernsängerin etwa zu einer Arie<br />
<strong>an</strong>setzt, fällt <strong>die</strong> Beliebtheitskurve in allen<br />
Altersgruppen schlagartig ab, was zu lautem<br />
Gelächter führt. Als eine Besucherin<br />
schliesslich <strong>die</strong> «Mattinata<strong>»</strong>-Gitarrenkonzerte<br />
be<strong>an</strong>st<strong>an</strong>den will, verweist der Programmierer<br />
schmunzelnd auf <strong>die</strong> oberen<br />
Stockwerke. «Da müssen Sie oben reklamieren.<br />
Wir sind nicht DRS 2.<strong>»</strong><br />
Virus weg, Satelliten-Radios hier<br />
Christoph Heinim<strong>an</strong>n verlässt das kleine<br />
Büro, in der <strong>sich</strong> <strong>die</strong> Hitze staut. Die Leute<br />
hier verstünden definitiv ihr H<strong>an</strong>dwerk,<br />
meint der Teenager beeindruckt. «Ich<br />
dachte, sie beziehen <strong>die</strong> Software und<br />
Hardware irgendwo her und kümmern<br />
<strong>sich</strong> selber nur noch um <strong>die</strong> Musik. Dass<br />
jeder quasi noch ein Informatiker ist, hätte<br />
ich nicht gedacht.<strong>»</strong> Anderes Büro, <strong>an</strong>dere<br />
Bilder: SSaTR / nadine Freiermuth<br />
15
<strong>SRG</strong> ReGion BaSel<br />
William White überzeugte mit einer leidenschaftlichen Jam-Session vor dem Studio.<br />
Szene. Musikredaktorin Sai Nobel hält<br />
den Kopf auf dem abgestützten Arm und<br />
lauscht entrückt der warmen Jazzstimme<br />
von Madeleine Peroux. «Leider kein oft gespielter<br />
Song<strong>»</strong>, meint sie und seufzt. Die<br />
Besucher seien erstaunt, mit wie wenig<br />
Leuten sie Radio machten, sagt Nobel.<br />
«Hören Sie uns auch?<strong>»</strong>, fragt sie kurz darauf<br />
eine Besucherin. «Ja, DRS 2<strong>»</strong>, meint <strong>die</strong><br />
Frau und nickt. Sie seien nicht DRS 2, muss<br />
auch Nobel erklären. «Virus?<strong>»</strong>, fragt im<br />
Korridor ein Besucher. «Die sind bereits<br />
seit zwei Jahren in Zürich. Darum sind<br />
wir hierher gekommen<strong>»</strong>, wird ihm erklärt.<br />
Das g<strong>an</strong>ze Haus<br />
Nicht nur <strong>die</strong> Satelliten-Radios, auch <strong>die</strong><br />
Mitarbeitenden von DRS 2, <strong>die</strong> SRF-Regionalredaktion,<br />
tpc und tvision lassen <strong>sich</strong><br />
über <strong>die</strong> Schultern blicken. In einem kühlen<br />
Kellerbüro sitzt Andy Christen von tvision.<br />
Normalerweise im Auftrag von SRF tätig,<br />
schneidet er heute <strong>die</strong> aktuellen Bilder des<br />
Studiofests zusammen. So flimmern über<br />
mehrere Bildschirme Ausschnitte aus den<br />
Regionaljournal-Büros und aus dem Extra-<br />
Tram, das mit Musikern zwischen Bruderholz<br />
und Stadtzentrum unterwegs ist.<br />
Mucksmäuschenstill, in einigem Abst<strong>an</strong>d<br />
hinter ihm, sitzen eine Frau und ihr Sohn<br />
wie in Kinosesseln und schauen und hören<br />
dem Fernsehm<strong>an</strong>n bei der Arbeit zu.<br />
16 Ausgabe 7/2011<br />
Direkt <strong>an</strong> <strong>die</strong> Studiogäste richtet <strong>sich</strong> Niggi<br />
Ullrich, Präsident der <strong>SRG</strong> Region Basel. Er<br />
betont, wie wichtig ein zufriedenes Publikum<br />
für <strong>die</strong> <strong>SRG</strong> und ihre Programme sei.<br />
Denn aufmerksame Hörer und Zuschauerinnen<br />
seien <strong>die</strong> besten Botschafter für<br />
den medialen Service public. So spornt er<br />
<strong>die</strong> Anwesenden denn auch <strong>an</strong>, <strong>sich</strong> in<br />
<strong>die</strong>sem Sinne für das Programm<strong>an</strong>gebot<br />
von Swiss Satellite Radio stark zu machen.<br />
Neben umfassenden Studioführungen<br />
und einem Hörspiel-Workshop geniessen<br />
<strong>die</strong> Gäste <strong>an</strong> <strong>die</strong>sem Sommernachmittag<br />
auch erfrischende Zolli-Cornets und abwechslungsreiche<br />
Live-Musik.<br />
Für schallendes Gelächter sorgt gegen<br />
Ende des Studiofests ein Kind, das spont<strong>an</strong><br />
zur Glücksfee für <strong>die</strong> abschliessende<br />
Verlosung auserkoren wird. Wie es heisse,<br />
fragt Moderator Steph<strong>an</strong> Mester das Mädchen.<br />
«Sarah<strong>»</strong>, <strong>an</strong>twortet es. Ob es auch Radio<br />
höre? «Ja.<strong>»</strong> Und welches? «Basilisk.<strong>»</strong><br />
Von Regula Wenger<br />
Mehr Fotos vom Studiofest finden Sie in der<br />
Fotogalerie auf www.srgregionbasel.ch<br />
Weitere Infos zu den Satelliten-Radios:<br />
www.radioswissclassic.ch<br />
www.radioswissjazz.ch<br />
www.radioswisspop.ch<br />
Bild: SSaTR / nadine Freiermuth<br />
aGenda<br />
In der kommenden LINK-Ausgabe verlosen<br />
wir Tickets fürs<br />
featurepreisfest’11<br />
am 18. November 2011<br />
in Basel<br />
Bereits zum fünften Mal verleiht <strong>die</strong> Stiftung<br />
Radio Basel den deutschsprachigen<br />
Featurepreis. Am «featurepreisfest<strong>»</strong> werden<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong>sjährigen Sieger-Produktionen und<br />
ihre Autorinnen und Autoren gefeiert und<br />
den geladenen Gästen vorgestellt.<br />
impReSSum<br />
Ausgabe 7/2011 (Oktober 2011),<br />
erscheint neun Mal jährlich<br />
Herausgeberschaft: Publikumsrat und Mitgliedgesellschaften<br />
der <strong>SRG</strong> <strong>Deutschschweiz</strong><br />
Redaktion (S. 1–13): Kurt Nüssli (kn), Pernille Budtz (pb),<br />
Jasmin Rippstein (jr), Christa Arnet (cha)<br />
Mitarbeitende <strong>die</strong>ser Ausgabe (S. 1–13):<br />
Fee Riebeling, Achille Cas<strong>an</strong>ova<br />
Kontakt: <strong>SRG</strong> <strong>Deutschschweiz</strong>, Fernsehstrasse 1– 4,<br />
8052 Zürich, Tel.: 044 305 67 03,<br />
E-Mail: link@srf.ch, Internet: www.srgd.ch<br />
Redaktion <strong>SRG</strong> Region Basel<br />
(S. 14–16): D<strong>an</strong>iela Palla (dp), Geschäftsstelle,<br />
Novarastrasse 2, Postfach, 4002 Basel, Tel.: 061 365 32 53,<br />
Fax: 061 365 32 50, E-Mail: info@srgregionbasel.ch<br />
Adressänderung <strong>an</strong>: <strong>SRG</strong> Region Basel,<br />
Postfach, 4002 Basel<br />
Gestaltung und Produktion: Medi<strong>an</strong>ovis AG, Kilchberg/ZH<br />
Korrektorat: Ingrid Essig, Winterthur<br />
Druckvorstufe: Küenzi&Partner, L<strong>an</strong>gnau/Zürich<br />
Druck: rdv Rheintaler Druckerei und Verlag AG, Berneck<br />
Auflage: 15 186 Expl. (WEMF-beglaubigt)<br />
SC2011092605 (swissclimate.ch)<br />
Bild: philip Schwindl