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Behandlung der Multiplen Sklerose (MS)<br />
Multiple Sklerose im Griff - Therapie heute und morgen<br />
Nürnberg - Auf der 82. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), die vom 23.<br />
bis 26. September 2009 in Nürnberg stattfand, wurden aktuelle Erkenntnisse zur Behandlung der<br />
Multiplen Sklerose (MS) vorgestellt. Neben vielversprechenden zukünftigen Substanzen stehen auch<br />
heute schon effektive Therapieoptionen zur Verfügung, so die Experten auf der Pressekonferenz<br />
„Neues vom DGN: Multiple Sklerose im Griff - Therapie heute und morgen", die im Rahmen des<br />
Kongresses stattfand. „In den letzten Jahren hat es bedeutende Fortschritte in der Behandlung der<br />
MS gegeben, sowohl in der Diagnostik als auch bei den Therapiekonzepten", betonte Professor<br />
Bernhard Hemmer, München. Eine Erweiterung im Therapiespektrum stellt der monoklonale<br />
Antikörper Natalizumab (Tysabri ® ) A dar, der bei der hochaktiven MS eingesetzt wird.<br />
Die hohe Wirksamkeit, die sich bereits in der Zulassungsstudie AFFIRM zeigte 1 , wird auch durch die aktuelle<br />
Datenlage bestätigt: Neben einer signifikanten Reduktion der Schubrate und der Behinderungsprogression<br />
kann mit Natalizumab eine Besserung des EDSS-Wertes und eine Steigerung der Lebensqualität von<br />
Patienten erzielt werden 2,3 . Das gute Wirkprofil wird auch durch die neuen Daten aus der Praxis bestätigt 4 .<br />
Empfehlungen zur praktischen Anwendung von Natalizumab wurden jetzt erstmalig vom Ärztlichen Beirat<br />
der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) veröffentlicht 5 . Damit steht eine wichtige Leitlinie für<br />
den Einsatz von Natalizumab zur Verfügung. Zudem wurde eine Datenauswertung der neuen TOP-Studie<br />
(TYSABRI ® Observational Program) präsentiert, mit der die Langzeitsicherheit und Wirksamkeit des Antikörpers<br />
im klinischen Setting untersucht werden 6 .<br />
Ärztlicher Beirat der DMSG veröffentlicht Empfehlungen zu Natalizumab<br />
Durch intensive Forschung ist die Behandlung der MS in den vergangenen Jahren effektiver, jedoch auch<br />
komplexer geworden. Mit der aktuellen Empfehlung zur Therapie mit Natalizumab, die jetzt vom Ärztlichen<br />
Beirat der DMSG veröffentlicht wurde, steht ab sofort ein wichtiger Leitfaden zur Anwendung im klinischen<br />
Alltag zur Verfügung. „Bei Natalizumab handelt es sich um eine sehr wirkungsvolle therapeutische Substanz<br />
für MS-Patienten mit schubförmigem Verlauf und hoher Krankheitsaktivität. Die aktuelle Leitlinie stellt eine<br />
Empfehlung zum praktischen Umgang und dem Nutzen-Risiko-Profil des Antikörpers dar, mit der wir<br />
Neurologen Sicherheit bei der Therapieeinleitung und dem weiteren Verlauf der Behandlung geben wollen -<br />
von der Indikationsstellung bis hin zur Therapieüberwachung", berichtete Professor Bernd C. Kieseier,<br />
Düsseldorf. Vor Therapiebeginn sollte die Immunkompetenz der Patienten sorgfältig untersucht werden, um<br />
Kontraindikationen auszuschließen.<br />
Unter laufender Therapie sollten alle 3 Monate das Blutbild und Transaminasen überprüft werden. Das regelmäßige,<br />
sorgfältige Monitoring der Patienten ist grundsätzlich eine Voraussetzung für die Behandlung mit<br />
Natalizumab, insbesondere um das Risiko einer möglichen Progressiven Multifokalen Leukenzephalopathie<br />
(PML) zu kontrollieren. So wird nach 24 Monaten Therapiedauer eine ausführliche klinische und paraklinische<br />
Reevaluation empfohlen. „Wird dieser Anspruch einer hohen klinischen Vigilanz erfüllt, kann das<br />
Nutzen-Risiko-Profil von Natalizumab bei gutem Ansprechen auf die Behandlung und korrekter Indikationsstellung<br />
als positiv bewertet werden", so Kieseier. Die Empfehlungen des Ärztlichen Beirats der DMSG<br />
befassen sich auch mit der Therapiedauer und Therapiepausen: „Aus publizierten Daten ist bekannt, dass<br />
die Krankheitsaktivität nach Absetzen von Natalizumab binnen weniger Monate wieder das Niveau vor<br />
Therapiebeginn erreicht. Aus Sicht der Arbeitsgruppe besteht daher der Konsens, dass Therapiepausen<br />
unter laufender Behandlung momentan nicht empfehlenswert sind", fasste Kieseier zusammen 5 .<br />
Neues Paradigma In der MS-Therapie: Verbesserung des EDSS möglich<br />
„Bei der hochaktiven MS ist die Wirkung von verlaufsmodifizierenden Basistherapeutika häufig begrenzt",<br />
erklärte Hemmer. „Natalizumab stellt hier eine wichtige Erweiterung unseres Therapiespektrums dar, mit der<br />
wir den Behandlungserfolg deutlich verbessern können". Die hohe Wirksamkeit wurde bereits in der<br />
Zulassungsstudie belegt. Die Behinderungsprogression konnte mit Natalizumab um bis zu 54 % gesenkt<br />
werden 1 . Aktuelle Daten zeigen jetzt, dass die Reduktion der Behinderungsprogression bei Patienten mit >2<br />
Schüben und >1 Gd+ Läsion bei Baseline sogar bei 64 % liegt 7 . Als neues Paradigma in der MS-Therapie<br />
wird die Verbesserung des EDSS-Wertes unter Natalizumab diskutiert, die im Rahmen einer Post-Hoc Auswertung<br />
der Zulassungsstudie nachgewiesen werden konnte: Die Veränderung des Behinderungsgrades<br />
wurde bei Patienten mit einem Baseline-EDSS >2 über einen Zeitraum von zwei Jahren beobachtet. Als<br />
Funktionsverbesserung wurde eine anhaltende Reduzierung des EDSS-Wertes um einen Punkt über einen<br />
Zeitraum von 12 Wochen definiert. „Die Ergebnisse zeigen, dass Natalizumab die Wahrscheinlichkeit einer<br />
anhaltenden Verbesserung von Behinderungen um 69 % gegenüber Placebo erhöht; bei Patienten mit einer<br />
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hochaktiven MS steigt die, Wahrscheinlichkeit sogar um 143 %", berichtete Hemmer. Dieser Effekt ist über<br />
einen Zeitraum bis zu 48 Wochen robust 2 . Die Wirksamkeit von Natalizumab wird auch in der klinischen<br />
Praxis bestätigt: Neue Daten zum Einsatz von Tysabri ® als Second-Line-Therapie zeigen, dass über den<br />
Beobachtungszeitraum von 12 Monaten für 89,7% der Patienten eine vollständige Progressionsfreiheit, bzw.<br />
für 80 % eine Schubfreiheit erreicht werden konnte 4 . „Ein weiterer wichtiger Wirksamkeitsparameter in der<br />
MS-Therapie ist die Lebensqualität der Patienten", betonte Hemmer. Hier zeigt eine aktuelle Post-Hoc Auswertung<br />
der AFFIRM-Studie, dass die Lebensqualität von Patienten unter der Therapie mit Tysabri ®<br />
signifikant steigt. Als Messinstrumente wurden die Skalen MCS (Mental Component Summary) und PCS<br />
(Physical Component Summary), als auch VAS (Visual Analogue Scale) eingesetzt. „Auch hier profitieren<br />
besonders Patienten mit hochaktivem Krankheitsverlauf", so das Fazit von Hemmer 3 .<br />
TOP: Wirksamkeit und Sicherheit von Tysabri® im klinischen Setting<br />
Auf der Pressekonferenz wurden erste Ergebnisse des neuen Beobachtungsprogramms TOP präsentiert 6 .<br />
„Mit TOP untersuchen wir die Langzeitsicherheit und Wirksamkeit von Tysabri ® in der klinischen Praxis im<br />
Vergleich zu der Zulassungsstudie AFFIRM", berichtete Professor Heinz Wiendl, Würzburg. „Die Studie ist<br />
auf einen Zeitraum von fünf Jahren angelegt und schließt insgesamt 3.000 Patienten mit schubförmigremittierender<br />
MS aus Europa, Australien und Kanada ein, die mit Natalizumab behandelt werden." Aktuell<br />
liegt eine Datenauswertung von insgesamt 1.001 Patienten vor (bis Juli 2009). Als primärer Endpunkt der<br />
TOP-Studie wurde die Langzeitsicherheit anhand des Auftretens von schweren unerwünschten Ereignissen<br />
definiert, zu den sekundären Endpunkten zählte die Krankheitsaktivität gemessen an der Schubrate und der<br />
Behinderungsprogression.<br />
Die Patienten aus AFFIRM und TOP wiesen unterschiedliche Baseline-Charakteristika auf: Die Patienten<br />
aus der TOP-Studie hatten eine längere Krankheitsdauer und höhere Krankheitsaktivität, 92 % der Patienten<br />
war zudem mit immunmodulatorischen oder immunsuppressiven Therapien vorbehandelt. Die TOP-Daten<br />
zeigen für Tysabri ® eine vergleichbare Wirksamkeit und Sicherheit wie die AFFIRM-Studie: In der TOP-<br />
Studie wurde die jährliche Schubrate der Patienten von 2,07 vor der Behandlung mit Tysabri ® auf 0,26 unter<br />
Therapie mit Tysabri ® nach mindestens sechs Monaten Beobachtungszeit gesenkt. Die Behandlung war im<br />
Allgemeinen gut verträglich, nur 4,3 % der Patienten entwickelten ein schweres unerwünschtes Ereignis.<br />
„Die Ergebnisse zeigen, dass das Wirk- und Sicherheitsprofil von Natalizumab, das wir aus der Zulassungs-<br />
Studie kennen, im klinischen Setting vergleichbar gut ist. Mit der Weiterführung von TOP werden wir in<br />
Zukunft weitere wichtige Daten hierzu erheben", fasste Wiendl zusammen.<br />
A Tysabri ® ist als Monotherapie zugelassen für Patienten mit hoher Krankheitsaktivität trotz Behandlung mit einem<br />
Interferon beta mit mindestens einem Schub innerhalb der vergangenen 12 Monate und bestimmten Veränderungen im<br />
MRT (>9 T2-Läsionen oder >1 Gd+-Läsion) oder bisher unbehandelte Patienten mit rasch fortschreitender MS mit<br />
mindestens zwei Schüben mit Behinderungsprogression innerhalb der vergangenen 12 Monate und >1 Gd+-Läsion oder<br />
signifikante Zunahme der T2-Läsionen.<br />
Referenzen<br />
1: Polman CH et al., NEJM 2006. 354 (9): 899-910<br />
2: Munschauer F et al. Sustained Improvement in Physical Disability with Natalizumab in Patients with<br />
Relapsing Multiple Sclerosis. Präsentiert auf der 61. Jahrestagung der American Academy of Neurology<br />
(AAN), 25. April bis 2. Mai 2009. Seattle. USA. P06.131<br />
3: Kieseier B et al. Improvement in Quality-of-Life Out<strong>com</strong>es with Natalizumab in Multiple Sclerosis Patients<br />
with Highiy Active Disease. Präsentiert auf der 61. Jahrestagung der American Academy of Neurology<br />
(AAN), 25. April bis 2. Mai 2009. Seattle, USA. P05.137<br />
4: Putzki N et al.. Eur J Neurol 2009, epub ahead of print<br />
5: Gold R et al., Neurol 2009; 36: 334-244<br />
6: Wiendl H et al., TYSABRI ® Observational Program (TOP): Assessment of Long-Term Safety and Impact<br />
on Disease Activity and Progression of TYSABRI ® (Natalizumab) in Patients with Relapsing Remitting<br />
MS. Präsentiert auf dem 25. Kongress des European Committee for Treatment and Research in Multiple<br />
Sclerosis (ECTRIMS). 9. bis 12. September 2009, Düsseldorf. P814<br />
7: Hutchinson M et al., J Neurol 2009. 256:405-415<br />
Quelle:<br />
Pressekonferenz „Neues vom DGN: Multiple Sklerose im Griff - Therapie heute und morgen",<br />
Nürnberg, 25. September 2009- Veranstalter: Biogen Idec.<br />
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