Zur Terminologie in der Sprachkontakt- forschung ... - Carsten Sinner
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3. Tertiärer Dialekt<br />
<strong>Carsten</strong> S<strong>in</strong>ner<br />
E<strong>in</strong> m.E. beson<strong>der</strong>s problematischer Fall von Ausweitung und Verzerrung, allmählicher<br />
<strong>in</strong>haltlicher Verän<strong>der</strong>ung und somit nicht dem Anliegen des begriffsprägenden<br />
Textes entsprechenden Gebrauchs e<strong>in</strong>es für die Kontaktl<strong>in</strong>guistik eigentlich<br />
sehr brauchbaren Term<strong>in</strong>us liegt bei dem von Coseriu (1980) geprägten<br />
Term<strong>in</strong>us tertiärer Dialekt vor, auf den darum genauer bzw. ausführlicher<br />
e<strong>in</strong>gegangen werden soll. Sehr deutlich läßt sich an diesem Term<strong>in</strong>us darlegen,<br />
daß, wie es Lebsanft (1997: 6) – unter Verweis auf Albrechts Vorwort zur 3.<br />
Auflage von Coseriu (1994) – ausdrückt, "Coserius Lehre nur um den Preis <strong>der</strong><br />
Inkonsistenz an jede neue Theorie angepaßt werden kann".<br />
3.1 Werfen wir zuerst e<strong>in</strong>en Blick auf die von Coseriu (1980: 113–114)<br />
gegebene Darstellung von primärem, sekundärem und tertiärem Dialekt:<br />
a) Dialekte, die so alt s<strong>in</strong>d wie die Geme<strong>in</strong>sprache selbst – d.h. wie <strong>der</strong>jenige<br />
Dialekt, <strong>der</strong> die Grundlage <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>sprache darstellt –, die also vor <strong>der</strong><br />
Konstituierung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>sprache existierten, nennt Coseriu primäre Dialekte.<br />
Für das Spanische gibt Coseriu als primäre Dialekte das Astur-Leonesische, das<br />
Navarro-Aragonesische und das Kastilische, wobei letzteres zur spanischen<br />
Geme<strong>in</strong>sprache wurde. 32<br />
b) Durch die diatopische Differenzierung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>sprache können neue<br />
Dialekte entstehen, sekundäre Dialekte. Im Fall des Spanischen bilden das<br />
Andalusische, das Kanarische und die verschiedenen Formen des Amerika-<br />
Spanischen solche sekundären Dialekte (des Kastilischen als Geme<strong>in</strong>sprache).<br />
c) Innerhalb <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>sprache – im spanischen Beispiel also <strong>in</strong>nerhalb<br />
des Kastilischen als Geme<strong>in</strong>sprache – läßt sich e<strong>in</strong>e Standardsprache (die<br />
"sozial-kulturelle Norm" <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>sprache) unterscheiden; Coseriu nennt<br />
diese Stufe das "Exemplarische" <strong>der</strong> Sprache. Dieses Exemplarische kann sich<br />
nun selbst wie<strong>der</strong> differenzieren, d.h. <strong>in</strong> verschiedenen Gegenden unterschiedlich<br />
realisiert werden; diese Differenzierung läßt neue diatopische Unterschiede<br />
und zugleich neue syntopische E<strong>in</strong>heiten entstehen, die Coseriu tertiäre Dialekte<br />
nennt. E<strong>in</strong> solcher tertiärer Dialekt wäre im gegebenen Beispiel die andalusische<br />
Form des exemplarischen Spanisch (<strong>der</strong> spanischen Standardsprache), das ja <strong>in</strong><br />
Andalusien an<strong>der</strong>s realisiert wird als beispielsweise <strong>in</strong> Madrid.<br />
In <strong>der</strong> Sprache verkörpern diese schematisch darstellbaren Unterteilungen <strong>der</strong><br />
historischen Sprache e<strong>in</strong> Kont<strong>in</strong>uum (Coseriu 1980: 114).<br />
32)<br />
Später ergänzt er die Reihe <strong>der</strong> primären Dialekt des Spanischen um das Judenspanische (Coseriu<br />
1981: 14).<br />
– 12 –