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Zur Terminologie in der Sprachkontakt- forschung ... - Carsten Sinner

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<strong>Zur</strong> <strong>Term<strong>in</strong>ologie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprachkontakt</strong><strong>forschung</strong><br />

3.2 Bei <strong>der</strong> Anwendung von Coserius <strong>Term<strong>in</strong>ologie</strong> auf <strong>in</strong> zweisprachigen<br />

Gebieten gesprochene Varietäten, beispielsweise auf das <strong>in</strong> Katalonien – e<strong>in</strong>em<br />

katalanisch-kastilisch zweisprachigen Gebiet Spaniens – gesprochene Kastilische,<br />

ergeben sich e<strong>in</strong>ige grundsätzliche Probleme. Die Darstellung Coserius<br />

idealisiert die Differenzierung von primären zu sekundären und von sekundären<br />

zu tertiären Dialekten, da sie zusätzliche Faktoren – <strong>Sprachkontakt</strong>, Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>treffen<br />

e<strong>in</strong>es primären mit e<strong>in</strong>em sekundären o<strong>der</strong> tertiären Dialekt,<br />

e<strong>in</strong>es sekundären mit dem tertiären Dialekt e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en sekundären Dialektes,<br />

Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>treffen mehrerer tertiärer Dialekte, usw. – nicht berücksichtigt.<br />

Zwar erläutert Coseriu an an<strong>der</strong>er Stelle, daß auch die Geme<strong>in</strong>sprachen Dialekte<br />

se<strong>in</strong> können, <strong>der</strong>en Grenzen mit denen <strong>der</strong> entsprechenden dialektalen Systeme<br />

übere<strong>in</strong>stimmen und sogar die Grenzen <strong>der</strong> untergeordneten dialektalen Systeme<br />

überschreiten können, wie dies im Falle des Spanischen <strong>in</strong> den zweisprachigen<br />

Gebieten Spaniens <strong>der</strong> Fall sei (Coseriu 1981: 11–12), explizit geht er aber nicht<br />

auf das Kastilische <strong>in</strong> den zweisprachigen Gebieten und auf <strong>Sprachkontakt</strong> e<strong>in</strong>.<br />

Die Anwendung des Term<strong>in</strong>us im Zusammenhang beispielsweise mit den <strong>in</strong><br />

Katalonien (bzw. <strong>in</strong> den katalanischsprachigen Gebieten Spaniens allgeme<strong>in</strong>)<br />

gesprochenen Varietäten des Kastilischen ist v.a. daher problematisch, als <strong>in</strong><br />

diesen Gebieten e<strong>in</strong>e Vielzahl unterschiedlich konstituierter Varietäten untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> Kontakt treten und gleichzeitig <strong>in</strong> verschiedenem Maße mit dem<br />

Katalanischen bzw. den ebenfalls <strong>in</strong> unterschiedlichster Weise konstituierten<br />

katalanischen Varietäten zusammentreffen. Es kann also nicht pauschal von e<strong>in</strong>er<br />

katalanischen Varietät des Kastilischen als e<strong>in</strong>em tertiären Dialekt gesprochen<br />

werden, zumal – um bei Coseriu zu bleiben – <strong>der</strong> tertiäre Dialekt die<br />

regionale Realisierung <strong>der</strong> soziokulturellen Norm, <strong>der</strong> Standardsprache, me<strong>in</strong>t.<br />

Die Tatsache, daß <strong>in</strong> den letzten Jahrhun<strong>der</strong>ten Sprecher verschiedener Varietäten,<br />

Sprachniveaus und Sprachstile des Kastilischen nach Katalonien zugewan<strong>der</strong>t<br />

s<strong>in</strong>d und sich <strong>in</strong> unterschiedlichster Weise <strong>in</strong> die autochthone Gesellschaft<br />

e<strong>in</strong>geglie<strong>der</strong>t haben, erschwert e<strong>in</strong>e von Coserius <strong>Term<strong>in</strong>ologie</strong> ausgehende<br />

Bestimmung <strong>der</strong> <strong>in</strong> Katalonien gesprochenen Varietät(en) des Kastilischen.<br />

3.3 Die Entwicklungstendenzen des <strong>in</strong> Katalonien gesprochenen Kastilischen<br />

s<strong>in</strong>d vielfältig und das Ergebnis e<strong>in</strong>er lang andauernden Geschichte; die<br />

Verbreitung des Kastilischen verläuft bis Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts langsam<br />

(aber stetig), dann sehr rasch und <strong>in</strong> mehreren größeren Schüben. Wichtige<br />

Faktoren s<strong>in</strong>d zunehmende Beschulung, Ausweitung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>flusses <strong>der</strong> Zentralmacht,<br />

Maßnahmen zur Unterdrückung des Katalanischen (und umgekehrt<br />

zur Normalisierung des Katalanischen) sowie die massive Immigration: Im 20.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t tragen zwei große E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungswellen entschieden zur Konsolidierung<br />

des Kastilischen bei. <strong>Zur</strong> Illustration ersche<strong>in</strong>t darum e<strong>in</strong>e kurze<br />

Darstellung <strong>der</strong> Immigration und <strong>der</strong> durch die B<strong>in</strong>nenmigration dazu<br />

gekommenen Bevölkerungsteile Kataloniens s<strong>in</strong>nvoll. Die Tatsache, daß<br />

Katalonien e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> am weitesten entwickelten Regionen Spaniens mit e<strong>in</strong>em<br />

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