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Zur Terminologie in der Sprachkontakt- forschung ... - Carsten Sinner

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<strong>Zur</strong> <strong>Term<strong>in</strong>ologie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprachkontakt</strong><strong>forschung</strong><br />

zweisprachig wird <strong>der</strong>jenige angesehen, <strong>der</strong> ohne weiteres von <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> die<br />

an<strong>der</strong>e Sprache umschalten kann, wenn die Situation es for<strong>der</strong>t" (Oksaar 1984b:<br />

852).<br />

Bil<strong>in</strong>guismus bezeichnet nicht nur die Sprachgewohnheiten o<strong>der</strong> Charakteristik<br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen Person, e<strong>in</strong>er Gruppe o<strong>der</strong> sozialen Schicht, son<strong>der</strong>n auch die<br />

e<strong>in</strong>es Gebiets o<strong>der</strong> Landes (Oksaar 1972: 477; cf. dazu auch die Typologie<br />

Bátoris (1986)). Bei We<strong>in</strong>reich (1953) f<strong>in</strong>det sich die Trennung von <strong>in</strong>dividuellem<br />

Bil<strong>in</strong>guismus und Gruppenbil<strong>in</strong>guismus (wobei letzterer später mit<br />

E<strong>in</strong>führung des Term<strong>in</strong>us Diglossie durch Ferguson ersetzbar wurde). We<strong>in</strong>reich<br />

(1953: 89) unterscheidet zusätzlich noch <strong>in</strong> stilistischen Bil<strong>in</strong>guismus (e<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />

beiden Sprachen wird dabei nie als Muttersprache gelernt) und sozialen<br />

Bil<strong>in</strong>guismus (wenn zwei Gruppen mit eigener Muttersprache beteiligt s<strong>in</strong>d).<br />

Der Term<strong>in</strong>us sozialer Bil<strong>in</strong>guismus ist allerd<strong>in</strong>gs Álvarez Cáccamo (1983a)<br />

zufolge nichts an<strong>der</strong>es als generalisierter <strong>in</strong>dividueller Bil<strong>in</strong>guismus. Seit<br />

Erv<strong>in</strong>/Osgood (1954) wird zwischen "coord<strong>in</strong>ate system" und "compound<br />

system" und entsprechend auch zwischen "coord<strong>in</strong>ate bil<strong>in</strong>gualism" (koord<strong>in</strong>ierter<br />

Zweisprachigkeit) und "compound bil<strong>in</strong>gualism" (vermischter bzw.<br />

zusammengesetzter Zweisprachigkeit) unterschieden. Im Fall des koord<strong>in</strong>ierten<br />

Bil<strong>in</strong>guismus geht man davon aus, daß e<strong>in</strong>em Element <strong>der</strong> außersprachlichen<br />

Wirklichkeit e<strong>in</strong>e sprachliche Bezeichnung entspricht, die <strong>in</strong> den beiden<br />

betroffenen Sprachen e<strong>in</strong>zeln vorliegt; im Fall des vermischten Bil<strong>in</strong>guismus<br />

geht man von zwei sprachliche Bezeichnungen aus, die e<strong>in</strong>em außersprachlichen<br />

Element entsprechen. 12<br />

Kloss (1967) differenziert We<strong>in</strong>reichs sozialen Bil<strong>in</strong>guismus nach dem Grade<br />

<strong>der</strong> Ähnlichkeit <strong>der</strong> zwei <strong>in</strong> Kontakt bef<strong>in</strong>dlichen Sprachen. Er geht speziell auf<br />

die Sprachpolitik e<strong>in</strong> und unterscheidet die Politik des ersetzenden Bil<strong>in</strong>guismus<br />

im Falle <strong>der</strong> sich nicht nahestehenden Sprachen und die Politik des diglossischen<br />

Bil<strong>in</strong>guismus bei den nahe verwandten Sprachen. Mackey (1987)<br />

entwirft sogar etwas wie e<strong>in</strong>en Lebenszyklus zweisprachiger Geme<strong>in</strong>schaften,<br />

wobei er für den Übergang von <strong>der</strong> Monol<strong>in</strong>gualität zur Bil<strong>in</strong>gualität und zurück<br />

zur Monol<strong>in</strong>gualität von mehreren Etappen ausgeht: "<strong>in</strong>cipient bil<strong>in</strong>gualism" 13 ,<br />

"progressive bil<strong>in</strong>gualism", "<strong>in</strong>tegral bil<strong>in</strong>gualism", "regressive bil<strong>in</strong>gualism"<br />

und schließlich "residual bil<strong>in</strong>gualism". 14 Silva-Corvalán (1996) spricht von<br />

"cyclic bil<strong>in</strong>gualism" und me<strong>in</strong>t damit nicht etwa e<strong>in</strong> mit Mackeys Lebenszyklus<br />

vergleichbares Phänomen, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en Umstand, den sie wie folgt beschreibt:<br />

"a second-generation speaker who either never acquired Spanish, or acquired it<br />

and lost it altogether, or stopped us<strong>in</strong>g it for years, and is <strong>in</strong> the process of<br />

12)<br />

Über Vor- und Nachteile dieser Unterscheidung vgl. Kremnitz (1990: 25f.).<br />

13)<br />

Der Term<strong>in</strong>us "<strong>in</strong>cipient bil<strong>in</strong>gualism" geht zurück auf Diebold (1964).<br />

14)<br />

Für die Dauer e<strong>in</strong>es solchen Lebenszyklus gibt es verschieden Angaben; Mackey selbst geht von<br />

10 bis 100 Jahren aus.<br />

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