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der flugleiter 2009/03<br />
ATC USA<br />
32<br />
dahin eine ausreichende Zahl von Controllern ausgebildet<br />
werden kann (über die Personalmisere der FAA<br />
wurde im „flugleiter“ schon des öfteren berichtet, so<br />
dass hierauf nicht im Besondern eingegangen werden<br />
soll). Nun könnte die US Luftfahrtbehörde auf die Idee<br />
kommen, unter Berufung auf diese Studie das Pensionsalter<br />
ihrer Controller einfach zu erhöhen. Frei nach<br />
dem Motto „Greise ans Board“!<br />
Thema verfehlt<br />
Nun ist es mit Studien und Gutachten so eine Sache.<br />
Bereits die Themen- bzw. Fragestellung nimmt oftm<strong>als</strong><br />
schon eine Antwort vorweg. Zudem kommt, dass die<br />
Wissenschaft schon längst ihren Elfenbeinturm verlassen<br />
hat. Oder um es genauer zu sagen, sie gezwungen<br />
wurde, diesen zu verlassen. Wissenschaft wird<br />
heute nicht mehr betrieben, um herauszubekommen,<br />
was die Welt in ihrem Innersten zusammenhält. Wissenschaft<br />
muss sich lohnen und deshalb sind oftm<strong>als</strong><br />
nicht die Neugierde und der Forschertrieb das treibende<br />
Element, bestimmten Dingen auf den Grund zu<br />
gehen, sondern der Auftraggeber bzw. Sponsor legt<br />
fest, was erforscht werden soll. Was nicht bedeuten<br />
soll, dass damit auch schon bestimmte Ergebnisse<br />
vorgegeben werden. Und um Missverständnisse<br />
von vorneherein auszuräumen –<br />
die Studie wurde nicht von der FAA,<br />
sondern vom „National Institute<br />
of Aging“ in Auftrag gegeben.<br />
So ging es den Verfassern der<br />
Studie nach eigenem Bekunden<br />
nicht unbedingt um die<br />
Lösung der Personalprobleme<br />
bei der FAA, sondern<br />
um die Überwindung von<br />
negativen Stereotypen hin-<br />
Photo: Mark Brouwer<br />
sichtlich des Alterns. Sie kamen zu dem Schluss, dass<br />
Arbeiter ihren Job nicht aufgrund ihres Alters, sondern<br />
ihrer Fähigkeiten bekommen und erhalten sollten.<br />
„Workers should get and keep jobs on the basis to<br />
their ability, not their age“. Gut gebrüllt, Löwe!<br />
Nun wird der vorzeitige Ruhestand für Controller weniger<br />
mit ihrer im Alter nachlassenden Leistungsfähigkeit<br />
begründet, sondern hauptsächlich wegen der<br />
psychischen und sozialen Belastung, der sie bei der<br />
Ausübung ihres Berufes ausgesetzt sind. Allein der<br />
Schichtdienst und die hohe Zahl der Nachtschichten<br />
werden von den Medizinern <strong>als</strong> äußerst gesundheitsschädlich<br />
angesehen. Dazu kommen oftm<strong>als</strong> mentale<br />
Höchstleistungen, um zum Beispiel den Verkehr zur<br />
„Rushhour“ sicher und effizient abzuwickeln oder<br />
komplexe Verkehrssituationen zu lösen. Verbunden<br />
mit dem Druck, immer mehr Verkehr mit immer weniger<br />
Personal abwickeln zu müssen.<br />
Die Reaktion des US Controllerverbands NATCA (National<br />
Air Traffic Controllers Association) kam recht<br />
schnell. Zunächst einmal stimmte Pressesprecher<br />
Doug Church der Studie zu, indem er die Leistungsfähigkeit,<br />
Erfahrung und Fähigkeit älterer Controller für<br />
die sichere Abwicklung des Luftverkehrs hervorhob.<br />
Aber, erklärte er weiter, dass die Tätigkeit der Controller<br />
einen sehr hohen psychischen und physischen<br />
Preis fordert, die meisten von ihnen ausgebrannt sind<br />
und deshalb im Alter zwischen 50 und 56 Jahren berechtigterweise<br />
in den Ruhestand gehen. „They have<br />
earned their retirement.“ Deshalb haben in den letzten<br />
drei Jahren nur zwei Prozent der Controller bis zum<br />
56. Lebensjahr durchgehalten. So findet diese Studie<br />
nach Meinung von Doug Church „the right conclusion,<br />
but offered the wrong recommendation“. Ein deut-