heiss umfehdet wild umstritten - Villach
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StadtGeschichte<br />
Opfermythos: Mit „Österreichs<br />
Lebenslüge“ immer gut gelebt!<br />
In der „Moskauer Deklaration“ von 1943 sprechen die Alliierten von Österreich als „dem ersten<br />
Opfer“ Hitlers. Durch diesen „Opferstatus“ wurde die Verantwortung für die Verbrechen der<br />
Österreicher abgelehnt. Österreich akzeptierte dieses alliierte Geschenk einer „reinen Weste“<br />
und konzentrierte sich in der Folge auf die nationale Versöhnung, anstatt sich mit seiner fragwürdigen<br />
Kriegsvergangenheit auseinandersetzen zu müssen. Die Sonderausstellung in unserem<br />
Stadtmuseum (22. April bis 31. Oktober) hinterfragt kritisch-differenziert diese ambivalente<br />
Situation, die „Lebenslüge Österreichs“.<br />
I<br />
n der österreichischenUnabhängigkeitserklärung<br />
vom 27. April<br />
1945 stellt sich Österreich<br />
als Opfer Hitler-Deutschlands<br />
dar. Die Österreicher<br />
seien unschuldig, da „... die<br />
nationalsozialistische Reichsregierung<br />
Adolf Hitlers kraft<br />
dieser völligen politischen,<br />
wirtschaftlichen und kulturellen<br />
Annexion des Landes,<br />
das macht- und willenlos ge-<br />
4 INVILLACH 7/2005<br />
machte Volk Österreichs in einen<br />
sinn- und aussichtslosen<br />
Eroberungskrieg geführt hat,<br />
den kein Österreicher jemals<br />
gewollt hat...“ Damit lehnte<br />
Österreich unter Berufung<br />
auf die „Moskauer Deklaration“<br />
jede Verantwortung für<br />
die nationalsozialistischen<br />
Gewaltverbrechen ab.<br />
Profiteure<br />
„Die Moskauer Deklaration<br />
bezeichnet Österreich als<br />
das erste freie Land, das der<br />
typischen Angriffspolitik Hitlers<br />
zum Opfer fiel und das<br />
deswegen von der deutschen<br />
Herrschaft befreit werden<br />
soll. Gleichzeitig wird in<br />
der Deklaration die Wiederherstellung<br />
eines freien,<br />
unabhängigen Österreichs<br />
als Kriegsziel der Alliierten<br />
angekündigt“, erläutert die<br />
Grazer Historikerin Mag.<br />
Dr. Heidemarie Uhl in einer<br />
diesbezüglichen Forschungsarbeit.<br />
Parallel dazu wirkten<br />
jedoch Österreicher als Individuen<br />
an maßgeblicher<br />
Stelle an der Planung und<br />
Durchführung der Verbrechen<br />
des NS-Regimes mit<br />
oder profitierten direkt und<br />
indirekt vom Holocaust.<br />
„Erstes Opfer“<br />
Der spezifisch österreichische<br />
Umgang mit der NS-<br />
Vergangenheit wird – so<br />
Wien, Heldenplatz, 2. April 1938: Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich verkündet Hitler vor einer begeisterten Menschenmenge<br />
den „Anschluss“... Auch in unserer Stadt zelebrierten die Nazis vor begeisterten Menschen ihre Feier. In der „Moskauer<br />
Deklaration“, die Österreich den „Opferstatus“ einräumt, akzeptiert unser Land das alliierte Geschenk einer „reinen Weste“.<br />
Umbruch-07ohneWerbung.indd 4 14.04.2005 13:08:41 Uhr<br />
Foto: Bildarchiv Austria