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heiss umfehdet wild umstritten - Villach

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IN StadtGeschichte<br />

„Lebenslüge“ …<br />

Täter – „manche der ärgsten<br />

Schergen der NS-Diktatur“,<br />

wie Bundespräsident Thomas<br />

Klestil 1994 vor der Knesset<br />

erklärte – zu finden sind.<br />

„Lebenslüge“<br />

Erst das Jahr 1986 brachte<br />

das „Ende der Fiktion einer<br />

bewältigten Vergangenheit“.<br />

Die „Lebenslüge der Republik“,<br />

die bis dato so „erfolgreiche“<br />

Interpretation der<br />

eigenen Geschichte, wurde<br />

zu Recht in Frage gestellt<br />

und massiv der Vorwurf erhoben,<br />

Österreich hätte sich<br />

mit Hilfe einer Geschichtslüge<br />

bequem aus der Verantwortung<br />

gestohlen.<br />

Kollektivverantwortung<br />

Der Aussage von Bundeskanzler<br />

Dr. Franz Vranitzky<br />

in Jerusalem (1993), Österreich<br />

trage kollektive Verantwortung<br />

für die Verbrechen<br />

des Nationalsozialismus,<br />

stimmten 81 Prozent der<br />

Befragten ganz oder teilweise<br />

zu, nur 17 Prozent<br />

NSDAP:<br />

688.000<br />

Österreich präsentierte<br />

sich als „erstes Opfer“,<br />

als „besetztes Land“,<br />

ungeachtet des hohen<br />

Anteils österreichischer<br />

Nationalsozialisten<br />

– 1942 waren rund<br />

688.000 Personen<br />

beziehungsweise 8,2<br />

Prozent der Gesamtbevölkerung<br />

Mitglieder der<br />

NSDAP –, der Vertreibung<br />

von rund 120.000<br />

und der Ermordung von<br />

rund 65.000 österreichischen<br />

Juden, und ungeachtet<br />

der führenden<br />

Rolle von Österreichern<br />

innerhalb des nazistischen<br />

Besatzungs- und<br />

Terrorapparats.<br />

8 INVILLACH 7/2005<br />

äußerten sich ablehnend.<br />

Opfer der Alliierten...<br />

Die Opfertheorie war eine<br />

sehr dünne Tünche, die<br />

eine bestimmte Funktion erfüllt<br />

hat, und das waren die<br />

offiziellen Erklärungen, das<br />

waren vor allem auch die<br />

Schulbücher. Ein Punkt war<br />

es sicher auch, dass sich der<br />

Opferbegriff auch umdeuten<br />

ließ, das heißt, die Österreicherinnen<br />

und Österreicher<br />

fühlten sich schon als Opfer,<br />

aber viele fühlten sich nicht<br />

als Opfer des NS-Regimes,<br />

sondern als Opfer der alliierten<br />

Armeen, der ehemaligen<br />

„Feindmächte“, wenn man<br />

sie aus nationalsozialistischer<br />

Perspektive betrachten<br />

würde.<br />

„Geschichtliche Fiktion“<br />

Obwohl mit dem Abschluss<br />

des Staatsvertrages die<br />

„geschichtliche Fiktion“ ihre<br />

pragmatische Rechtfertigung<br />

verloren hatte, beruhte die<br />

offizielle Selbstdarstellung<br />

weiterhin auf dem Opfermythos;<br />

er hat letztlich bis<br />

zur Waldheim-Diskussion<br />

erfolgreich ein weitgehend<br />

unhinterfragtes, positives<br />

Image Österreichs im Ausland<br />

geprägt. Die internationale<br />

Aufmerksamkeit konzentrierte<br />

sich auf die BRD.<br />

„Kolleketivschuld“<br />

Historiker sind der Auffassung,<br />

dass die Österreicher<br />

mit dieser Seite ihrer<br />

Geschichte leben müssen,<br />

mit ihrem Anteil an der<br />

Verantwortung für das Leid,<br />

das nicht von Österreich<br />

– der Staat existierte nicht<br />

mehr –, sondern von einigen<br />

seiner Bürger anderen Menschen<br />

und der Menschheit<br />

zugefügt wurde. Der Begriff<br />

„Kollektivschuld“ sei auf<br />

Österreich jedoch nicht anzuwenden<br />

– doch kollektive<br />

Verantwortung, Verantwortung<br />

für jeden von uns, sich<br />

zu erinnern und Gerechtigkeit<br />

zu suchen.<br />

Foto: Museum der Stadt <strong>Villach</strong><br />

10. Mai 1946: Inspizierung der neuen österreichischen Polizei<br />

durch die britischen Besatzer im Hof des <strong>Villach</strong>er Polizeigebäudes,<br />

Hauptplatz 7.<br />

W<br />

ährend die Rote<br />

Armee bereits Ende<br />

März 1945 die österreichische<br />

Grenze im Burgenland<br />

überschritten hatte und in<br />

den meisten anderen Bundesländern<br />

ebenfalls bereits<br />

alliierte Truppen standen,<br />

war Kärnten bis Anfang<br />

Mai noch fest in der Hand<br />

der Wehrmacht.<br />

Befreiung<br />

Am Dienstag, 8. Mai, wurde<br />

Kärnten schließlich durch<br />

britische Truppen von der<br />

Nazi-Schreckensherrschaft<br />

befreit. In den frühen Morgenstunden<br />

überschritt der<br />

Hauptteil der 78. Infantry<br />

Division über den „Tarvis-<br />

Foto: Museum der Stadt <strong>Villach</strong><br />

Pass“ die Grenze nach Kärnten,<br />

von wo die britischen<br />

Einheiten möglichst schnell<br />

<strong>Villach</strong> und Klagenfurt zu<br />

erreichen versuchten, um<br />

den jugoslawischen Tito-<br />

Truppen zuvor zu kommen.<br />

Da es zu einem förmlichen<br />

Wettlauf mit den Tito-Truppen<br />

um die Besetzung der<br />

<strong>umstritten</strong>en Gebiete in<br />

Kärnten kam, ging es den<br />

Briten in erster Linie darum,<br />

strategisch wichtige Punkte<br />

vor den Jugoslawen zu besetzten.<br />

Dazu gehörte auch<br />

unsere Stadt.<br />

Erfolgreich gewehrt<br />

Die jugoslawischen Truppen<br />

stießen wenige Stunden<br />

„El Alamein“ – der Name des britischen Militärlagers in Seebach<br />

sollte daran erinnern, dass der Vorstoß der deutschen Truppen in<br />

Ägypten im Oktober 1942 an diesem Punkt aufgehalten wurde. Das<br />

Bild vom Juli 1945 erinnert an die Auflösung der 8. britischen Armee<br />

(daher die Aufschrift „8th army leave party“ auf dem LKW).<br />

Umbruch-07ohneWerbung.indd 8 14.04.2005 13:08:46 Uhr

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