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5.) Dipl.-Ing. Joachim Germann, Darmstadt - VSVI Hessen

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0 Vorbemerkung<br />

Die neuen ZTV A-StB<br />

- Tagesgeschäft für Kommunen<br />

Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien<br />

für Aufgrabungen in Verkehrsflächen – ZTV A-StB 12<br />

<strong>Joachim</strong> <strong>Germann</strong>, <strong>Darmstadt</strong><br />

Asphaltstraßentag<br />

23. Januar 2013 in Friedberg<br />

Diese Kurzfassung ersetzt nicht die intensive Beschäftigung mit den erwähnten<br />

Sachverhalten und Regelwerken; sie soll anregen, sich damit zu<br />

beschäftigen!<br />

1 Aufgrabungen – was ist das?<br />

Die ZTV A-StB definieren Aufgrabungen in der Reihenfolge des üblichen Vorgehens so:<br />

1. Entfernen des Straßenoberbaues<br />

2. Aushub der Aufgrabung<br />

3. Verfüllen und Verdichten der Aufgrabung<br />

4. Wiederherstellen des Oberbaues.<br />

Das eigentliche Verlegen von Leitungen (Kabel oder Rohre) oder der Bau von Schächten<br />

u.ä. ist also nicht Bestandteil einer Aufgrabung.<br />

2 Einleitung<br />

Aufgrabungen in Verkehrsflächen können zu schwerwiegenden Störungen der vorhandenen<br />

Befestigungen und deren Unterlage führen. Das kann zu kostspieligen Schäden führen, zum<br />

Teil noch nach Jahren, und unter Umständen den "Straßenbaulastträger" finanziell belasten.<br />

Es ist daher notwendig, dass die Auftragnehmerseite mit großer Sorgfalt beim Aufgraben<br />

und Wiederverschließen von Aufgrabungen vorgeht und dabei nicht nur die Belange des<br />

Leitungsbetreibers, sondern auch die des Straßenbaulastträgers erfüllt.<br />

Um dafür eine bauvertragliche Grundlage zu schaffen, hat die Forschungsgesellschaft für<br />

Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) 1989 erstmals Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen<br />

und Richtlinien für Aufgrabungen in Verkehrsflächen (ZTV A-StB) aufgestellt.<br />

Zwei Überarbeitungen sind in der Zwischenzeit erfolgt, letztmals 2006. Anfang 2012 sind die


J. <strong>Germann</strong> <strong>VSVI</strong> <strong>Hessen</strong>, Asphaltstraßentag 23.01.2013, Friedberg │2<br />

ZTV A-StB 2012 nach langwierigen Beratungen bei der FGSV neu erschienen. Über diese<br />

Ausgabe 2012 wird hier in Grundzügen berichtet. Dabei wird vorausgesetzt, dass dem Leser<br />

der Inhalt der bisherigen ZTV A-StB 97/06 zumindest in Grundzügen bekannt ist.<br />

Die Neuausgabe 2012 ist unter Mitwirkung der Deutschen Vereinigung des Gas- und<br />

Wasserfaches, des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft e.V., der<br />

Gütegemeinschaft Leitungstiefbau e.V. und der Deutschen Telekom erarbeitet worden.<br />

3 VOB und Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen<br />

Die Allgemeinen Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen – DIN 1961<br />

(VOB [1] Teil B) sehen in § 1 Abs. 2 Nr. 4 vor, dass etwaige Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen<br />

(ZTVen) Bestandteil des jeweiligen Bauvertrages sein können. Die ZTV A-<br />

StB können somit wie die jedem Straßenbauer geläufigen anderen ZTVen eingesetzt werden.<br />

Leitungsbetreiber, die die VOB selbst nicht anwenden, können durch den Straßenbaulastträger<br />

verpflichtet werden, die ZTV A-StB zum Bestandteil ihrer Bauverträge für Leitungsverlegungen<br />

zu machen. Sie können die ZTV A-StB aber auch auf freiwilliger Basis verwenden<br />

– und erleichtern sich damit die Arbeit.<br />

Selbstverständlich lassen sich die ZTV A-StB grundsätzlich auch dann einsetzen, wenn eine<br />

Aufgrabung nicht im Zusammenhang mit einer Leitungsverlegung, sondern aus anderen<br />

Gründen erfolgt. Das kann beispielsweise der Arbeitsraum bei Grenzbebauung durch Anlieger<br />

sein. Sie können auch dann zum Vertragsbestandteil erklärt werden, wenn Arbeiten für<br />

Aufgrabungen in nicht öffentlichen, d.h. privaten Verkehrsflächen, z.B. in Höfen von<br />

Gewerbebetrieben, beauftragt werden.<br />

4 Besonderheit: Drei Partner<br />

Die ZTV A-StB stellen eine B e s o n d e r h e i t - aber auch Unübersichtlichkeit - insofern dar,<br />

als sie nicht nur bauvertragliche Festlegungen technischer Art zwischen Auftraggeber (bislang<br />

"Veranlasser") und Auftragnehmer enthalten, sondern an mehreren Stellen im Text<br />

auch den Straßenbaulastträger mit einbeziehen (Abb. 1). Solche Festlegungen sind dann<br />

natürlich nicht bauvertraglicher Art und daher im Text n i c h t mit einem Randstrich | versehen,<br />

mit dem sich die technischen Vertragsbedingungen von den kursiv gedruckten Richtlinien<br />

unterscheiden. So wird z.B. in Abschnitt 1.3, letzter Absatz, bestimmt, dass der Auftraggeber<br />

die Kosten für die Erneuerung beseitigter oder beschädigter Fahrbahnmarkierungen zu tragen<br />

hat, was den mit der Aufgrabung beauftragten Bauunternehmer nicht interessieren wird.<br />

Um die ZTV A-StB sachgerecht anwenden zu können, muss daher der Straßenbaulastträger<br />

den jeweiligen Leitungsbetreiber bereits beim Genehmigen von Leitungsverlegungen verpflichten,<br />

in seinen Bauverträgen ebenfalls die ZTV A-StB zum Vertragsbestandteil zu erklären.<br />

Die Straßenbauverwaltungen der Länder und die Bauämter vieler Gemeinden, die<br />

den jeweiligen Straßenbaulastträger nach außen hin vertreten, können dementsprechend<br />

verfahren. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung hat mit ARS<br />

Nr. 4/2012 vom 4. April 2012 festgelegt, dass die ZTV A-StB "in allen zutreffenden Verträgen<br />

des Bundesfernstraßenbaus als Vertragsbestandteil zu vereinbaren sind". Das dürfte auch<br />

für Verträge gelten, die das Aufgraben von Bundesfernstraßen betreffen, die durch Dritte,<br />

z. B. Versorgungsträger, veranlasst sind. Den Bundesländern wird empfohlen, bei Baumaßnahmen<br />

an den in ihrem Zuständigkeitsbereich liegenden Straßen entsprechend zu verfahren.


J. <strong>Germann</strong> <strong>VSVI</strong> <strong>Hessen</strong>, Asphaltstraßentag 23.01.2013, Friedberg │3<br />

5 Inhaltliche Übersicht der ZTV A-StB<br />

Die ZTV A-StB nennen im Abschnitt 1 unter anderem bautechnische Grundsätze im Zusammenhang<br />

mit Aufgrabungen und regeln die Anforderungen an die zu verwendenden<br />

Baustoffe. Sie nennen A n f o r d e r u n g e n a n d e n V e r d i c h t u n g s g r a d der<br />

G r a b e n v e r f ü l l u n g , an den V e r f o r m u n g s m o d u l auf dem P l a n u m sowie an den<br />

V e r d i c h t u n g s g r a d und den V e r f o r m u n g s m o d u l der T r a g s c h i c h t e n o h n e<br />

B i n d e m i t t e l und an die E b e n h e i t der O b e r f l ä c h e .<br />

Sie legen fest, welche Prüfungen und Nachweise in Betracht kommen und welche Prüfverfahren<br />

anzuwenden sind. Letztendlich ordnen sie in Form von Richtlinien das Verfahren der<br />

Übernahme der wiederhergestellten Aufgrabung durch den Straßenbaulastträger.<br />

Abschnitt 2 der ZTV A-StB beschäftigt sich mit Festlegungen zum E n t f e r n e n d e s<br />

O b e r b a u e s , Abschnitt 3 mit dem A u s h u b und Abschnitt 4 mit dem V e r f ü l l e n u n d<br />

V e r d i c h t e n d e r A u f g r a b u n g .<br />

Das W i e d e r h e r s t e l l e n d e s O b e r b a u e s wird in Abschnitt 5 geregelt, wobei auf<br />

S c h i c h t e n o h n e B i n d e m i t t e l , auf A s p h a l t - u n d B e t o n b a u w e i s e n sowie auf<br />

P f l a s t e r d e c k e n u n d P l a t t e n b e l ä g e und auch kurz auf sonstige Bauweisen wie<br />

S e t z p a c k l a g e n oder D e c k s c h i c h t e n o h n e B i n d e m i t t e l usw. eingegangen wird.<br />

6 Grundsatz der technischen Gleichwertigkeit<br />

Einige der Unternehmen, die Aufgrabungen in öffentlichen Verkehrsflächen veranlassen und<br />

beauftragen, wollen es nicht wahrhaben, aber:<br />

"Jede Aufgrabung einer Verkehrsfläche stellt eine dauerhafte Störung der Lagerungsdichte,<br />

der Schichtenfolge und des Schichtenverbundes der Verkehrsflächenbefestigung<br />

dar".<br />

Daher ist anzustreben, eine aufgegrabene Verkehrsflächenbefestigung grundsätzlich wieder<br />

so herzustellen, dass sie d e m u r s p r ü n g l i c h e n Z u s t a n d t e c h n i s c h g l e i c h w e r t i g<br />

ist (Abschnitt 1.3, Absatz 1, Satz 2, ZTV A-StB).<br />

Entspricht der vorgefundene Oberbau nicht standardisierten neuzeitlichen Bauweisen<br />

(Stichwort: RStO), ist im Einvernehmen mit dem Straßenbaulastträger in Anlehnung an den<br />

vorhandenen Oberbau die notwendige Bauweise für das Wiederherstellen des Oberbaus<br />

festzulegen, mit der die technische Gleichwertigkeit erzielt wird. Dabei kann es hilfreich sein,<br />

die Grundsätze der RStO [2] zu berücksichtigen. Vielfach ist auf dieser Basis straßenbauliches<br />

<strong>Ing</strong>enieurfachwissen gefragt, das häufig von Seiten der Veranlasser (Leitungsbetreiber)<br />

nicht so ohne weiteres erwartet werden kann. Es gilt dann, bei den Beteiligten<br />

Misstrauen, bei Bedarf durch Einschalten neutraler Sachverständiger, abzubauen. In diesem<br />

Zusammenhang weitergehende Festlegungen von den ZTV A-StB zu erwarten, wäre fatal,<br />

da die Zahl der Oberflächenbefestigungen, die auf Deutschlands Straßen möglicherweise<br />

anzutreffen sind, sehr vielfältig sind.<br />

7 Qualifizierte Firmen<br />

Die ZTV A-StB nennen als grundlegende Voraussetzung für das Erreichen des technisch<br />

Gleichwertigen, dass "qualifizierte Firmen die Wiederherstellungsarbeiten durchführen". Als<br />

Definition, was eine für Aufgrabungen qualifizierte Firma ausmacht, werden die diesbezüglichen<br />

Bestimmungen der VOB in Teil A genannt: das Vorliegen der erforderlichen Fach-


J. <strong>Germann</strong> <strong>VSVI</strong> <strong>Hessen</strong>, Asphaltstraßentag 23.01.2013, Friedberg │4<br />

kunde, von ausreichender Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit sowie ausreichender<br />

technischer und wirtschaftlicher Mittel (§ 6 Abs. 3 Nr. 6 und § 25 Abs. 2).<br />

Leider ist es bei der Überarbeitung der ZTV A-StB nicht gelungen durchzusetzen, dass in<br />

den neuen ZTV A-StB auf die gegenüber der VOB Teil A noch weiterreichende Präqualifikation<br />

von Bewerbern oder Bietern hingewiesen wird, die z. B. ein RAL-Gütezeichen oder<br />

ähnliches zu tragen berechtigt sind.<br />

8 Entfernen des Oberbaus<br />

"Randeinfassungen, die gekreuzt werden, sind vor Beginn der Aushubarbeiten sorgfältig<br />

auszubauen und zu lagern. Unterfahrungen sind nur in Ausnahmefällen in Abstimmung mit<br />

dem Straßenbaulastträger zulässig" (Abschn. 2.1 ZTV A-StB). Damit dürfte das bislang so<br />

beliebte "Tunneln" von Randeinfassungen sein Ende haben. Daraus entstehen erfahrungsgemäß<br />

fast immer nach vielen Jahren erst eigentlich vermeidbare Absenkungen einzelner<br />

Bordsteine.<br />

"Oberbau aus Asphalt ist vor dem Entfernen der Befestigung im Bereich der Grabenbreite<br />

mit geeigneten Geräten zu trennen, sofern nicht gefräst wird" (Abschn. 2.2, erster Absatz,<br />

ZTV A). Was könnten "u n geeignete Geräte" sein? Also: der Aufbruchhammer darf nicht<br />

verwendet werden, es muss geschnitten oder gefräst werden. Die Anschlüsse, die beim<br />

Schließen des Oberbaus entstehen, sind als Fugen (nachträglich vergossen) oder mit<br />

Fugenbändern auszubilden (Abschnitt <strong>5.</strong>2.4 ZTV A-StB, vergl. auch Abschnitt 16 dieser<br />

Kurzfassung)<br />

9 Wiederherstellung in zwei Baustufen<br />

Normalerweise werden Verkehrsflächen nach Aufgrabungen in einer Baustufe wiederhergestellt;<br />

dabei wird der Oberbau in einem Zug mit wiederhergestellt. Es k a n n auch bei der<br />

Asphaltbauweise die zweistufige Wiederherstellung in Betracht kommen.<br />

In der bisherigen Fassung der ZTV A-StB war diese mögliche Vorgehensweise bereits enthalten.<br />

In der Neufassung ist jetzt in diesem Zusammenhang eine Präzisierung erfolgt (Abschnitt<br />

1.3).<br />

Es wird darauf hingewiesen, dass beim Abfräsen der Asphalttragschicht, die in der ersten<br />

Baustufe bis zur Deckenoberkante eingebaut werden muss, darauf zu achten ist, dass das<br />

Fräsen in die umgebende Deckschicht vermieden wird.<br />

Dadurch können später unbeabsichtigte<br />

Reflexionsrisse (auch: Reflektionsrisse)<br />

entstehen, die der Ausgangspunkt für eine<br />

frühzeitige Schädigung der Deckschicht sein<br />

können.<br />

Abb. 1:<br />

Reflexionsrisse sind vermeidbar


J. <strong>Germann</strong> <strong>VSVI</strong> <strong>Hessen</strong>, Asphaltstraßentag 23.01.2013, Friedberg │5<br />

10 Baustoffe, Baustoffgemische<br />

Im Abschnitt 1.4 der neuen ZTV A-StB ist jetzt deutlich gemacht, dass (n u r ) i n d e r L e i -<br />

t u n g s z o n e die Anforderungen der Leitungsbetreiber an Baustoffe bzw. Baustoffgemische<br />

zu beachten sind. W e i t e r o b e r h a l b h a b e n s t r a ß e n b a u l i c h e G e s i c h t s p u n k t e<br />

b e r e c h t i g t e r w e i s e V o r r a n g .<br />

Durch diese Verdeutlichung soll vermieden werden, dass aus Gründen der Kostenersparnis<br />

auf Seiten des Leitungsbetreibers u.U. auch oberhalb der Leitungszone Baustoffe oder Baustoffgemische<br />

verwendet werden, die den Erfordernissen der Straßenbautechnik nicht genügen.<br />

11 Geräteeinsatz zur Verdichtung von Aufgrabungen<br />

In diesem Zusammenhang ist die bisherige Tabelle 2 dem Stand der Technik angepasst<br />

worden und in Richtlinienform als Anhang 1 den ZTV A-StB beigefügt, was besonders die<br />

Auftragnehmerseite interessieren dürfte. Dabei dürfte nach wie vor umstritten bleiben, ob<br />

eine solche Tabelle mit "Anhaltswerten für den Geräteeinsatz zur Verdichtung der<br />

Verfülllzone" in die ZTV A-StB aufgenommen werden sollte oder sich nicht lieber in einem<br />

Merkblatt der FGSV finden sollte, das definitionsgemäß eher für solche Angaben geeignet<br />

ist.<br />

12 Anforderungen an Verfüllzone und Oberbau<br />

Schwerpunkt der Darlegungen in dieser Kurzfassung ist die Asphaltbauweise.<br />

Nach wie vor richten sich die Anforderungen der fertiggestellten Aufgrabung nach denjenigen<br />

Anforderungen, die die jeweiligen ZTVen an die fertige Bauleistung stellen:<br />

- ZTV E-StB [3] für Erdarbeiten in der Verfüllzone<br />

und<br />

- ZTV SoB-StB [4] für Schichten ohne Bindemittel<br />

- ZTV Asphalt-StB [5] für Fahrbahndecken aus Asphalt, aber auch für solche auf Geh-<br />

oder Radwegen und anderen Nebenflächen<br />

- ZTV Beton-StB [6] für Fahrbahndecken aus Beton<br />

- ZTV Pflaster-StB [7] für Pflasterdecken und Plattenbeläge<br />

- ZTV Fug-StB [8] für Fugenfüllungen<br />

im Zusammenhang mit der Wiederherstellung des Oberbaues. Im Übrigen gelten die ATVen<br />

DIN 18299 und 18300, 18315 bis 18318 sowie DIN 18322.<br />

Die Anforderungen ergänzend, die in diesen Regelwerke verankert sind, finden sich in Abschnitt<br />

1.<strong>5.</strong>4 der ZTV A-StB neuerdings besonders strenge Anforderungen an die Ebenheit<br />

(der Oberfläche) in der Q u e r r i c h t u n g der Aufgrabung, soweit die Randbereiche der Aufgrabung<br />

(Bestandsflächen) keine größeren Unebenheiten aufweisen: Bei Grabenbreiten bis<br />

über 2,00 m 1,5 %o bei maschinellem Einbau, 2,5 %o bei Einbau von Hand; bei Grabenbreiten<br />

bis zu 2,00 m höchstens ± 3 mm, darüber höchstens ± 5 mm. Glücklicherweise gelten<br />

diese Festlegungen nur, "soweit die benachbarten Bereiche der Aufgrabung (Bestandsflächen)<br />

keine größeren Unebenheiten aufweisen". Offen ist geblieben, wie die Unebenheiten<br />

gemessen werden. Mit der üblicherweise 4 Meter langen Richtlatte (vgl. Abschnitt <strong>5.</strong>1.2<br />

TP Eben [10]) dürfte das fast nie funktionieren, weil die Aufgrabungen nur selten so breit<br />

sind. Kann bei schmaleren Gräben folglich eine beliebig kurze Messstrecke (Richtlatte) ge-


J. <strong>Germann</strong> <strong>VSVI</strong> <strong>Hessen</strong>, Asphaltstraßentag 23.01.2013, Friedberg │6<br />

wählt werden? Im Bedarfsfall wäre das für Rechtsanwälte und Sachverständige eine<br />

interessante (und honoraraufwändige) Fragestellung.<br />

Kritisch anzumerken wäre, dass leider immer noch die Anforderungen der ZTV Asphalt-StB<br />

uneingeschränkt gelten. In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass einzelne, vor<br />

allem kommunale Straßenbaubehörden auf der Einhaltung der Anforderungen an den V e r -<br />

d i c h t u n g s g r a d v o n A s p h a l t b e t o n auch bei kleinen Aufgrabungen beharren und<br />

schon bei geringfügigen Unterschreitungen den Ersatz der Deckschicht durch eine neue verlangen.<br />

Sie ziehen dabei nicht in Betracht, dass die Anforderungen der ZTV Asphalt-StB nur beim<br />

Bau von Deckschichten im Rahmen des eigentlichen Straßenbaus uneingeschränkt ihre Berechtigung<br />

haben. Es ist aber zweifelhaft, ob sich die Anforderungen an den Verdichtungsgrad<br />

bei Aufgrabungen mit angemessenem Aufwand überhaupt verwirklichen lassen, wobei<br />

ja auch die genannten Anforderungen an die Ebenheit in Querrichtung und sonstige Randbedingungen<br />

zu erfüllen sind. In diesem Zusammenhang könnten wissenschaftliche Untersuchungen<br />

vielleicht weitergehende Erkenntnisse bringen. Leider gehen die neuen ZTV A-<br />

StB auf diese Gesichtspunkte nicht ein. Einschlägige Gerichtsentscheidungen zu diesem<br />

Aspekt sind bislang nicht bekannt geworden.<br />

13 Intensivierung der Eigenüberwachung der Erdarbeiten<br />

Die neuen ZTV A-StB verdoppeln die Anzahl der Verdichtungsprüfungen mit dem sich bei<br />

Aufgrabungen mehr und mehr durchsetzenden Dynamischen Plattendruckversuch (ZTV A-<br />

StB, Tabelle 1, siehe Abb. 2).<br />

Alle Eigenüberwachungsprüfungen sind dem Veranlasser durch Vorlegen der Protokolle von<br />

Auftragnehmerseite nachzuweisen. Die Protokolle sind auch dem Straßenbaulastträger,<br />

wenn er es verlangt, vorzulegen! Dadurch wird sicherlich eine zusätzliche Intensivierung des<br />

Bewusstseins für Eigenüberwachungsleistungen bei der Auftragnehmerschaft eintreten.<br />

Die ZTV A-StB unterscheiden in Tabelle 1 (vgl. Abb. 2) Verfüllzonen bis 2 Meter Dicke und<br />

Verfüllzonen von größerer Dicke. Der Dynamische Plattendruckversuch als indirektes Prüfverfahren<br />

muss danach je Einbaulage bzw. je angefangenen Meter Dicke der Verfüllzone<br />

und je angefangene 25 m Grabenlänge mindestens einmal durchgeführt werden.<br />

Ausgenommen von diesen neuen Regelungen sind nur flache und schmale Leitungsgräben.<br />

Abb. 2:<br />

Tabelle 1 der ZTV A-StB


J. <strong>Germann</strong> <strong>VSVI</strong> <strong>Hessen</strong>, Asphaltstraßentag 23.01.2013, Friedberg │7<br />

Das ist doppelt so viel, wie es notwendig wäre, wenn der Statische Plattendruckversuch eingesetzt<br />

würde, was aber realistisch gesehen, immer seltener der Fall sein dürfte, zumal er<br />

nur bei Grabenbreiten größer 1,50 m durchgeführt werden "darf". Leider ist dieser Satz nicht<br />

mit einem Randstrich│versehen, sondern kursiv gedruckt, was zu Unsicherheiten führen<br />

könnte.<br />

Der Dynamische Plattendruckversuch ist wegen seines geringeren Aufwandes besonders<br />

geeignet, verhältnismäßig rasch Prüfungsergebnisse in Leitungsgräben zu liefern. Es ist daher<br />

nicht nachteilig, wenn er doppelt so oft wie der statische Plattendruckversuch vorgenommen<br />

wird.<br />

Bei mehr als 2 Meter dicken Verfüllzonen ist nach Tabelle 1 der ZTV A-StB außerdem die<br />

Gleichmäßigkeit der Verdichtung mit leichten Rammsonden je angefangene 25 Meter Grabenlänge<br />

zu überprüfen.<br />

14 Einbau von Asphalt<br />

Der Einbau von Asphalt beim Wiederherstellen des Oberbaus wird in Abschnitt <strong>5.</strong>2 der<br />

ZTVB A-StB geregelt. Waren bislang beim Handeinbau von Mischgut für Asphaltschichten<br />

für den Antransport des Mischgutes grundsätzlich Thermokübel vorgeschrieben, d.h. begründete<br />

Ausnahmen waren erlaubt, so bestimmen die neuen ZTV A-StB, dass für den Antransport<br />

von jeglichem Mischgut für Asphaltschichten bei Handeinbau jetzt T h e r m o k ü b e l<br />

verwendet werden m ü s s e n (Absch. <strong>5.</strong>2.1).<br />

Die Mindest-Lufttemperaturen für den Einbau der Tabelle 6 der ZTV Asphalt-StB findet sich<br />

in den ZTV A-StB in Abschnitt <strong>5.</strong>2.1 in Textform wieder. Außerdem ist aus den ZTV Asphalt-<br />

StB übernommen: "Bei starkem Wind darf Offenporiger Asphalt nicht eingebaut werden".<br />

Dazu seien hier einige kritische Anmerkungen gemacht: a) was ist unter starkem Wind zu<br />

verstehen? Ein Segler versteht darunter sicherlich etwas anderes als ein Zeitungsleser im<br />

Freien auf der Terrasse, b) dürfen, weil es sachgerecht sein könnte, alle anderen Asphaltsorten<br />

bei starkem Wind eingebaut werden, falls die Mindest-Lufttemperatur gerade so erreicht<br />

wird? und c) wie hoch ist der Anteil an Aufgrabungen, wo Offenporiger Asphalt einzubauen<br />

ist, an der Gesamtzahl von Aufgrabungen in Asphaltflächen überhaupt? Wäre es nicht<br />

zweckmäßiger, an der ein oder anderen Stelle nicht zu versuchen, einen Sachverhalt mit<br />

senkrechten Randstrich│zu regeln, wo vielleicht auch ein kursiv gedruckter Richtlinienhinweis<br />

genügt hätte?<br />

Bislang war außerdem vorgeschrieben, dass der Asphalt der Deckschicht der wiederhergestellten<br />

Aufgrabung an den Bestand i m m e r mit einer als Fuge ausgebildeten Naht anzuschließen<br />

war. Davon kann jetzt abgewichen werden, falls der Straßenbaulastträger zustimmt.<br />

Die frühere Festlegung führte in manchen Fällen zu unangemessenem Aufwand z.B.<br />

dort, wo der bestehende Asphalt in einem schlechten Zustand war, so dass eine sachgerechte<br />

Fuge ihren vorgesehenen Zweck eigentlich nicht erfüllen konnte: eine wasserdichte<br />

Naht zu erzeugen.<br />

15 Reststreifen, Abtreppungen<br />

Hinsichtlich der "Reststreifen" bringen die neuen ZTV A-StB lediglich bei Flächen aus Beton<br />

eine Änderung: waren bislang Reststreifen von weniger als 85 cm Breite zu entfernen, so ist<br />

der Wert jetzt auf 120 cm erhöht worden. Aber der Fall kommt nur selten vor.<br />

Für Asphalt bleibt für Reststreifen der bisherige Wert mit < 35 cm bestehen. Hinsichtlich der<br />

notwendigen Abtreppungen vergl. Abb. 3 (Bild 4 der ZTV A-StB). Bei Grabentiefen < 2,00 m


J. <strong>Germann</strong> <strong>VSVI</strong> <strong>Hessen</strong>, Asphaltstraßentag 23.01.2013, Friedberg │8<br />

sind jeweils mindestens 15 cm, bei Grabentiefen darüber jeweils mindestens 20 cm "zurückzunehmen".<br />

Warum liegt die Grenze genau bei 2,00 Metern? So recht zu verstehen ist es<br />

nicht. Vielleicht hätte man schlicht "mindestens 15 cm" ohne Rücksicht auf die Grabentiefe<br />

festlegen sollen.<br />

Abb. 3: Bild 4 der ZTV A-StB 12<br />

Die einzuhaltenden Werte für Reststreifenbreiten und Abtreppungen, die bislang nur textlich<br />

festgelegt waren, findet man in den neuen ZTV A-StB zusätzlich in der übersichtlichen Tabelle<br />

2 wieder, die mit den Festlegungen in der Tabelle 1 der ATV DIN 18322 [9] für Kabelleitungstiefbauarbeiten<br />

im Teil C der VOB korrespondieren.<br />

Kritisch zu sehen ist in der ATV DIN 18322 der Abschnitt 4.2.1. Die dortige Aufzählung der<br />

B e s o n d e r e n L e i s t u n g e n enthält leider auch in der neuen Fassung vom September<br />

2012 unter 4.2.1 immer noch nicht Leistungen nach Abschnitt 3.3.<strong>5.</strong> Daraus könnte gefolgert<br />

werden, dass "verbleibende Reststreifen" zu Lasten des Auftragnehmers "zu entfernen und<br />

wieder herzustellen" wären. Das kann nicht zutreffen, da der AN bei Angebotsabgabe grundsätzlich<br />

nicht wissen kann, welche Reststreifen er bei seinen Arbeiten vorfinden wird. D i e<br />

A T V e n i m T e i l C d e r V O B s i n d u . a . i n A b r e c h n u n g s f r a g e n d u r c h G e -<br />

r i c h t e ü b e r p r ü f b a r , w e i l e s s i c h n i c h t u m ü b l i c h e N o r m e n h a n d e l t ,<br />

s o n d e r n u m G e s c h ä f t s b e d i n g u n g e n i m r e c h t l i c h e n S i n n .<br />

16 Nähte<br />

"Die geschnittenen oder gefrästen Ränder der Asphaltbefestigung sind bei der Vorbereitung<br />

zum Schließen der Aufgrabung staubfrei und sauber zu halten" (Abschn. <strong>5.</strong>2.4 ZTV A-StB).<br />

Zu weiteren Festlegungen vergl. Abschnitt 8.<br />

17 Zusammenfassung<br />

Die neuen ZTV A-StB enthalten einige Neuerungen. Wird die neue Ausgabe, wie bereits die<br />

Vorgänger-Ausgaben, zukünftigen Bauverträgen und Aufgrabungsgenehmigungen zu Grunde<br />

gelegt, sind damit die Voraussetzungen gegeben, dass Aufgrabungen von Verkehrsflächen<br />

technisch einwandfrei wieder verfüllt und der Oberbau nach heutigem Kenntnisstand<br />

ordnungsgemäß und dauerhaft wieder hergestellt werden können und müssen.<br />

Um das zu erreichen, ist es nicht notwendig, in Leistungsbeschreibungen mühselig<br />

selbst formulierte Texte zu verwenden, mit denen nicht immer sichergestellt ist,<br />

dass sie tatsächlich zu den gewünschten sachgerechten Ergebnissen führen. Es<br />

werden stattdessen zweckmäßigerweise die ZTV A-StB 12 als Vertragsbestandteil<br />

vereinbart. ₪


J. <strong>Germann</strong> <strong>VSVI</strong> <strong>Hessen</strong>, Asphaltstraßentag 23.01.2013, Friedberg │9<br />

Regelwerke<br />

[1] Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB), Ausgabe 2012<br />

Teil A: Allgemeine Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistungen<br />

Teil B: Allgemeine Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen<br />

Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen<br />

Im Auftrage des Deutschen Vergabe- und Vertragsausschusses für Bauleistungen (DIN),<br />

Beuth Verlag<br />

[2] RStO Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaues von Verkehrsflächen, FGSV,<br />

FGSV-Verlag {Neuausgabe 2012 ist in Kürze zu erwarten}<br />

[3] ZTV E-StB Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Erdarbeiten im<br />

Straßenbau, Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV), FGSV-Verlag<br />

[4] ZTV SoB-StB Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für den Bau von<br />

Schichten ohne Bindemittel im Straßenbau, FGSV, FGSV-Verlag<br />

[5] ZTV Asphalt-StB Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für den Bau<br />

von Fahrbahndecken aus Asphalt, FGSV, FGSV-Verlag<br />

[6] ZTV Beton-StB Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für den Bau<br />

von Fahrbahndecken aus Beton, FGSV, FGSV-Verlag<br />

[7] ZTV Pflaster-StB Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für den Bau<br />

von Pflasterdecken, Plattenbelägen und Einfassungen, FGSV, FGSV-Verlag<br />

[8] ZTV Fug-StB Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Fugen in<br />

Verkehrsflächen, FGSV, FGSV-Verlag<br />

[9] ATV DIN 18322 Kabelleitungstiefbauarbeiten – Ausgabe September 2012 (VOB Teil C [1])<br />

[10] TP Eben Ebenheitsmessungen auf Fahrbahnoberflächen in Längs- und Querrichtung; Teil<br />

Berührende Messungen – Ausgabe 2007, FGSV, FGSV-Verlag<br />

Weiterführend Literatur:<br />

Kabelleitungstiefbauarbeiten<br />

- Kommentar zur ATV DIN 18322 (in VOB/C)<br />

Lehmann, S., Sack, W.-M., Schaffaff, D.<br />

Ausgabedatum 2008-07, Broschiert, A5, 302 Seiten<br />

ISBN: 3-410-16773-0 / 978-3-410-16773-0<br />

Beuth Verlag, Berlin, Best.Nr.: 16773<br />

58,00 €<br />

© 2013 <strong>Joachim</strong> <strong>Germann</strong> <strong>Dipl</strong>.-<strong>Ing</strong>. Bauassessor Baudirektor a.D.<br />

Sachverständiger für S t r a ß e n b a u<br />

Landskronstraße 26, 64285 <strong>Darmstadt</strong>, Fon 06151·963650, post@jgermann.de, www.jgermann.de

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