Dirigentin/Dirigent - Schweizer Blasmusikverband
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Aktuell<br />
100. Geburtstag von Stephan Jaeggi<br />
Stephan Jaeggi – ein grosser und<br />
vielseitiger Musiker<br />
Der Fulenbacher Blasmusikkomponist und <strong>Dirigent</strong> Stephan Jaeggi würde am 28. Mai dieses Jahres seinen<br />
100. Geburtstag feiern. Sein Leben und sein Werk sollen deshalb gewürdigt und es soll damit das<br />
Gedenkjahr eingeläutet werden.<br />
Geboren am 28. Mai 1903 als einfacher<br />
Bauernbub im solothurnischen Fulenbach,<br />
wuchs der nachmalige Komponist<br />
und <strong>Dirigent</strong> im Kreise seiner Eltern sowie<br />
seiner zehn Geschwister in dem damals<br />
noch kleinen Aaregäuer Dorf, zwischen<br />
Wolfwil, Neuendorf, Härkingen, Boningen<br />
und dem aargauischen Murgenthal gelegen,<br />
auf. Schon mit 13 Jahren begann er in<br />
der Harmoniemusikgesellschaft Fulenbach,<br />
der ältesten, 1820 gegründeten Blasmusikformation<br />
des Kantons Solothurn,<br />
Klarinette zu spielen.<br />
Wachtmeister Jaeggi korrespondierte mit<br />
Hptm Ernst Spinner.<br />
Im trauten Kreise: Eines der seltenen Familienbilder zeigt Stephan Jaeggi mit Ehefrau<br />
Lydia und Tochter Stephanie bei einem festlichen Anlass.<br />
«Titanic» unter der Werkbank<br />
verfasst<br />
Sein musikalisches Talent sollte sich<br />
schon bald bemerkbar machen, denn nach<br />
seiner Schulzeit – er besuchte erfolgreich<br />
die Primar- und Bezirksschule in seinem<br />
Geburts- und Heimatort respektive in Neuendorf<br />
– absolvierte er in der Werkstätte<br />
seines Onkels Alfred Jaeggi eine Mechanikerlehre.<br />
Dort komponierte er, der Legende<br />
nach, sein erstes grosses Stück, die dramatische<br />
Fantasie «Titanic», in unbeaufsichtigten<br />
Momenten, aber auch während der<br />
verordneten Quarantänezeit (diverse Höfe<br />
des Mittellandes wurden 1920 von einer<br />
Welle der Maul- und Klauenseuche heimgesucht,<br />
so auch das elterliche Gut).<br />
Nachdem er seinem Dorf bereits mit<br />
der Liederkomposition «Zum 1. August»<br />
sowie anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums<br />
der Musikgesellschaft mit einem entsprechenden<br />
Festmarsch die Reverenz erwiesen<br />
hatte, sollte «Titanic» nicht nur der Versuch<br />
werden, ein grosses Trauma jener Zeit<br />
zu verarbeiten, nämlich die Erschütterung<br />
des Glaubens in die Technik nach dem Untergang<br />
des für unsinkbar gehaltenen Luxusliners<br />
gleichen Namens im Nordatlantik<br />
nach der Kollision mit einem Eisberg<br />
1912, sondern Stephan Jaeggi schuf mit<br />
diesem Frühwerk auch gleich eine Komposition,<br />
die, wie kaum eine andere, an seinen<br />
Namen geknüpft sein und ihm gleichzeitig<br />
den musikalischen Durchbruch ermöglichen<br />
sollte. 1922 wurde das Stück durch die<br />
Stadtmusik Olten uraufgeführt. In die erste<br />
Schaffensperiode des Komponisten gehörten<br />
neben «Titanic» heute weniger bekannte<br />
Werke wie die «Jubelouvertüre» und die<br />
Ouvertüren «Karnevals Rückzug», «Men-<br />
4 UNISONO 3 •2003