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Statistische Verfahren für die Schraubfallanalyse - Atlas Copco

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<strong>Statistische</strong> <strong>Verfahren</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> <strong>Schraubfallanalyse</strong>


<strong>Statistische</strong> <strong>Verfahren</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Schraubfallanalyse</strong><br />

Kapitel ........................................................................................Seite<br />

1. Einführung ..................................................................................4<br />

2. Grundlagen der Statistik ...........................................................5<br />

2.1 Streuung..................................................................................5<br />

2.2 Verteilungsfunktionen.............................................................6<br />

2.3 Histogramm............................................................................7<br />

2.4 Mittelwert ...............................................................................7<br />

2.5 Standardabweichung ..............................................................8<br />

2.6 Schätzung einer Normalverteilung.......................................10<br />

2.7 Mittelwert und Standardabweichung der Stichprobe...........12<br />

3. Genauigkeitsanforderungen ....................................................13<br />

3.1 Mittelwertversatz und kombinierte Streuung.......................13<br />

3.2 Beispiel ................................................................................14<br />

4. Prozesse verstehen....................................................................16<br />

5. Maschinen- und Prozessfähigkeit ...........................................17<br />

5.1 C p-Wert .................................................................................18<br />

5.2 C pk-Wert................................................................................19<br />

5.3 Wege zur Prozessfähigkeit ...................................................20<br />

5.4 Maschinenfähigkeitsindizes .................................................21<br />

5.5 Was ist sonst noch zu beachten? ..........................................22<br />

6. Qualitätsregelkarten.................................................................23<br />

6.1 -Diagramme........................................................................24<br />

6.2 Die Untergruppe...................................................................25<br />

6.3 Alarmsignale.........................................................................26<br />

6.4 Bereichsdiagramme..............................................................26<br />

6.5 Anmerkung zur Handhabung von Qualitätsregelkarten.......27<br />

Zusammenfassung ....................................................................27<br />

Anhang.......................................................................................28<br />

A1. Beispiele <strong>für</strong> einfache statistische Berechnungen...............28<br />

A2. Beispiele <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berechnung der Maschinen- oder<br />

Prozessfähigkeit...................................................................32<br />

A3. Beispiele <strong>für</strong> Qualitätsregelkarten.......................................33<br />

A4. Leistungsanalyse bei Montagewerkzeugen –<br />

Berechnung gemäß ISO 5393 ............................................34<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 3


1. Einführung<br />

Das Ziel <strong>die</strong>ses Taschenbuches ist eine Einführung in <strong>die</strong><br />

Statistik und deren Nutzung im Produktionsprozess. Anhand<br />

statistischer Kennzahlen kann man Werkzeuge miteinander<br />

vergleichen und beurteilen, ob sich ein Werkzeug <strong>für</strong> eine<br />

bestimmte Anwendung eignet. Mit Hilfe der statistischen<br />

Prozesskontrolle (SPC) lässt sich nachvollziehen, wie sich<br />

ein Produktionsprozess im Laufe der Zeit verändert. Das<br />

Taschenbuch soll auch das Potenzial der Statistik als<br />

Hilfsmittel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Produktion verdeutlichen.<br />

4 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


2. Grundlagen der Statistik<br />

Mit Hilfe statistischer Methoden werden aus den Daten einer<br />

Stichprobe Eigenschaften einer Grundgesamtheit abgeleitet.<br />

Die Wahrscheinlichkeitstheorie liefert <strong>die</strong> Grundlagen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

erforderlichen Schätz- und Testverfahren.<br />

Im Zusammenhang mit der <strong>Schraubfallanalyse</strong> können wir<br />

<strong>die</strong> Statistik nutzen, um aus einer begrenzten Anzahl<br />

Verschraubungen auf „alle“ Verschraubungen zu schließen,<br />

<strong>die</strong> ein Werkzeug in einem Prozess ausführen soll oder wird<br />

(<strong>die</strong> „Grundgesamtheit“). Daraus ergeben sich Rückschlüsse<br />

auf <strong>die</strong> Qualität des Schraubwerkzeugs und seine<br />

Prozessfähigkeit.<br />

2.1 Streuung<br />

Statistik hat viel mit Streuung, also Toleranzen, zu tun.<br />

Streuungen kommen in der Natur ebenso vor wie bei industriellen<br />

Prozessen. Bei letzteren kann schon eine kleine<br />

Abweichung vom Soll-Wert, beispielsweise eine Maßabweichung,<br />

einen starken Einfluss auf das Endprodukt und<br />

seine Funktionsweise haben. Daher ist es wichtig, <strong>die</strong>se<br />

Schwankungen im Prozess zu erkennen, zu verstehen und<br />

gegebenenfalls zu überwachen oder korrigierend in den<br />

Prozess einzugreifen.<br />

Es gibt zwei Arten von Streuung. Zufällige Streuungen sind<br />

allgegenwärtig und zum Teil vorhersehbar. Sie haben viele<br />

Ursachen. Beispiele <strong>für</strong> zufällige Streuungen bei Druckluft-<br />

Werkzeugen sind kleine Abweichungen der Gewindedurchmesser,<br />

unterschiedliche Reibung, der Einfluss des<br />

Be<strong>die</strong>ners oder Schwankungen des Luftdrucks. Es ist schwierig,<br />

<strong>die</strong>se Einflussfaktoren auf das Schraubergebnis voneinander<br />

zu trennen. Streuungen lassen sich durch Verbesserungen<br />

der Prozessabläufe in den Griff bekommen. Zufällige<br />

Streuungen sind normal und vom Prozess und seiner Umgebung<br />

abhängig. Sie werden auch als „allgemeine<br />

Einflussfaktoren“ bezeichnet.<br />

Systematische Streuungen treten sporadisch und vereinzelt<br />

auf. Sie sind nicht vorhersehbar. Es ist jedoch meist einfach,<br />

ihre Ursachen zu ermitteln. Sie lassen sich durch eine Überwachung<br />

der Prozessabläufe in den Griff bekommen.<br />

Systematische Streuungen haben meistens bestimmte<br />

Abbildung 1. Beispiele <strong>für</strong><br />

zufällige Streuungen bei<br />

Luftwerkzeugen sind<br />

Schwankungen des<br />

Luftdrucks und der Einfluss<br />

des Be<strong>die</strong>ners.<br />

Abbildung 2. Auf den<br />

Menschen zurückzuführende<br />

Fehler, wie das Vergessen<br />

von Unterlegscheiben oder<br />

<strong>die</strong> Verwendung falscher<br />

Schrauben, sind Beispiele <strong>für</strong><br />

systematische Streuungen.<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 5


Ursachen, <strong>die</strong> erkannt und eliminiert werden müssen.<br />

Beispiele sind falsche Kalibrierungen und der Verschleiß von<br />

Werkzeugen sowie Fehler, <strong>die</strong> auf den Menschen zurückzuführen<br />

sind, etwa falsche Be<strong>die</strong>nung. Sie werden auch als<br />

„spezielle Einflussfaktoren“ bezeichnet.<br />

Große Bedeutung hat der Einsatz statistischer Analysemethoden<br />

bei der Qualitätskontrolle von Montageprozessen.<br />

Die traditionelle Methode sieht so aus: Man analysiert, was<br />

geschehen ist, und gestaltet – nachdem das Problem erkannt<br />

wurde – den Prozess um. Man kann statistische Methoden<br />

aber auch einsetzen, um vorherzusagen, wie sich ein Prozess<br />

künftig verändern oder entwickeln wird. So lassen sich systematische<br />

Streuungen rechtzeitig erkennen und Prozesse umgestalten,<br />

bevor fehlerhafte Produkte gefertigt werden und<br />

<strong>die</strong> Fabrik verlassen.<br />

2.2 Verteilungsfunktionen<br />

In der Wahrscheinlichkeitstheorie ist <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

eine Funktion, <strong>die</strong> Ereignissen Wahrscheinlichkeiten<br />

zuordnet. Ist von einer Zufallsvariablen <strong>die</strong><br />

Verteilungsfunktion bekannt, so kann man <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit<br />

berechnen, mit der <strong>die</strong> Zufallsvariable Werte zwischen<br />

zwei reellen Zahlen annimmt. Beim Würfeln errechnet<br />

sich <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit, eine Zahl zwischen 3 und 5 zu<br />

würfeln, zu 1:2. Es ergeben sich ganz verschiedene<br />

Funktionsgraphen <strong>für</strong> <strong>die</strong> unterschiedlichsten Ereignisse.<br />

Nehmen wir als Beispiel eine Verschraubung, bei der wir das<br />

Drehmoment messen, das auf eine Schraube übertragen wird.<br />

Die Werte variieren von Verschraubung zu Verschraubung.<br />

Nehmen wir an, wir haben genügend Messwerte, um in einer<br />

Grafik <strong>die</strong> Häufigkeit, wie oft ein bestimmter Messwert aufgetreten<br />

ist (y-Werte), über den Drehmoment-Ist-Werten (x-<br />

Achse) aufzutragen. Das Ergebnis wäre ein Histogramm wie<br />

in Abbildung 3. In der Statistik ist <strong>die</strong>se Kurvenart als<br />

„Normalverteilung“ bekannt.<br />

Es gibt viele Arten von Verteilungsfunktionen. Kurven, <strong>die</strong><br />

sich aus Funktionen oder Beispielen wie <strong>die</strong>sem – oder auch<br />

dem in Abbildung 4 genannten – ergeben, heißen „Normalverteilung“<br />

oder „Gaußsche Glockenkurve“ (siehe auch<br />

Kapitel 2.4).<br />

6 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


Eine Normalverteilung verläuft immer symmetrisch und wird<br />

vom Mittelwert und der Standardabweichung bestimmt. Bei<br />

einer Normalverteilung beeinflussen ausschließlich zufällige<br />

Streuungen das Ergebnis.<br />

2.3 Histogramm<br />

Ein Histogramm ergibt sich, wenn <strong>die</strong> Messwerte aus einer<br />

Stichprobe, zum Beispiel Ergebnisse einer Anzahl Testverschraubungen,<br />

in Kategorien aufgeteilt werden (etwa alle<br />

Verschraubungen zwischen 20 und 21 Nm). Dann kann <strong>die</strong><br />

Anzahl der Ergebnisse in jeder Kategorie gezählt und in<br />

einem Diagramm aufgetragen werden. Damit lässt sich <strong>die</strong><br />

Verteilung der verschiedenen Ergebnisse darstellen.<br />

2.4 Mittelwert<br />

Normalverteilungen finden sich überall, in der Natur ebenso<br />

wie bei industriellen Prozessen. Liegt eine große Anzahl an<br />

Messwerten vor, beispielsweise von 1000 Verschraubungen<br />

mit einem Werkzeug, kann man ein Histogramm anfertigen.<br />

Die Kurve wird umso genauer, je mehr Messwerte einfließen.<br />

Würde man beispielsweise <strong>die</strong> Größe aller schwedischen<br />

Männer messen, käme man auf einen Durchschnitt<br />

(Mittelwert) von 1,80 m. Der Mittelwert ist der am häufigsten<br />

vorkommende Wert in einer Normalverteilung. Sehr<br />

viele Männer werden tatsächlich 1,80 m groß sein, recht<br />

viele auch noch, sagen wir, 1,78 m oder 1,79 m, 1,81 m oder<br />

1,82 m. Aber es gibt nicht viele Männer, <strong>die</strong> sehr groß oder<br />

sehr klein sind, also zum Beispiel unter 1,60 m oder über<br />

2,00 m.<br />

Ein anderes Beispiel ist das Kürzen von vielen Stäben.<br />

Nehmen wir an, der Soll-Wert liegt bei 20,00 cm. Dabei<br />

dürfte es sich auch um den Mittelwert handeln. Je nach eingesetztem<br />

<strong>Verfahren</strong>, zum Beispiel der Genauigkeit der Sägemaschine,<br />

kommen manche Stäbe nur auf 19,90 cm, andere<br />

da<strong>für</strong> auf 20,10 cm. Das entspricht der natürlichen Streuung<br />

des Prozesses und ist normal.<br />

Abbildung 3. Histogramm.<br />

Abbildung 4.<br />

Normalverteilungen finden<br />

sich überall. Ein<br />

Beispiel da<strong>für</strong> ist <strong>die</strong><br />

Größe von Personen. Ein<br />

anderes Beispiel ist das<br />

Ergebnis eines Versuchs,<br />

viele Stäbe auf <strong>die</strong>selbe<br />

Länge zu kürzen.<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 7


2.5 Standardabweichung<br />

Wird mit einem Schraubwerkzeug, das auf ein Drehmoment<br />

von beispielsweise 30 Nm eingestellt ist, eine sehr große<br />

Anzahl Verschraubungen abgearbeitet, ist es unwahrscheinlich,<br />

dass man bei jeder einzelnen exakt <strong>die</strong>sen Wert erreicht.<br />

Das gilt sogar dann, wenn man mit dem Werkzeug immer<br />

wieder genau <strong>die</strong>selbe Schraubverbindung anzieht, beispielsweise<br />

in einem Testverband. Zufallsfaktoren wie Materialverschleiß<br />

und eine unterschiedliche Handhabung des<br />

Werkzeugs können dazu führen, dass <strong>die</strong> aufgebrachten<br />

Drehmomente den Sollwert über- oder unterschreiten. Man<br />

sagt dann, dass <strong>die</strong> Messwerte vom Mittelwert abweichen.<br />

Diese Abweichung lässt sich mathematisch mit dem Begriff<br />

der Standardabweichung beschreiben.<br />

Es ist gar nicht wichtig, <strong>die</strong> Formel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Standardabweichung,<br />

<strong>die</strong> später noch vorgestellt wird, im Detail zu verstehen.<br />

Aber es ist hilfreich, zu wissen, wie sie berechnet wird und<br />

worum es dabei geht. Die Standardabweichung ist der<br />

Betrag, um den jeder einzelne Messwert durchschnittlich<br />

(und daher mit der größten Wahrscheinlichkeit) vom Mittelwert<br />

abweicht.<br />

Worin besteht der praktische Nutzen der Standardabweichung?<br />

Wir haben bereits gesehen, dass der Mittelwert den<br />

Durchschnittswert der Verteilung (aller Verschraubungen der<br />

Stichprobe oder der Grundgesamtheit) und <strong>die</strong> Standardabweichung<br />

<strong>die</strong> Streuung angibt. Mit ihrer Hilfe können wir<br />

abschätzen, wie viele Werte innerhalb eines bestimmten<br />

Bereichs um den Mittelwert liegen werden (streuen). Und es<br />

lässt sich mit Hilfe der Standardabweichung errechnen, um<br />

wie viel ein bestimmter Prozentsatz der Messwerte in der<br />

Stichprobe vom Mittelwert abweicht.<br />

σ ist ein Klein-Buchstabe des griechischen Alphabets. σ wird<br />

als Symbol <strong>für</strong> <strong>die</strong> Abweichung vom Mittelwert (Durchschnitt)<br />

einer Verteilungsfunktion verwendet. Bei Produktionsprozessen<br />

gibt σ an, wie gut der Prozess abläuft. Ein<br />

niedriger σ-Wert bedeutet, dass <strong>die</strong> meisten Werte nahe am<br />

Soll liegen. Ein hoher σ-Wert zeigt an, dass <strong>die</strong> Streuung<br />

groß ist und <strong>die</strong> Werte stärker vom Soll-Wert abweichen.<br />

Beispielsweise kann man 20 Werte einer Grundgesamtheit<br />

wie in Abbildung 5 gruppieren. Angenommen, sie gehören<br />

einer Normalverteilung an. Dann wird auch der nächste<br />

8 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


Anziehwert irgendwo in <strong>die</strong>sem „Bereich“ liegen. Es ist<br />

mathematisch erwiesen, dass<br />

• 68 % aller Werte in den Grenzen von „Mittelwert ± σ“<br />

liegen,<br />

• 95 % aller Werte zwischen ± 2σ um den Mittelwert und<br />

• 99,7 % aller Werte in den Grenzen von ± 3σ um den<br />

Mittelwert liegen.<br />

Ein wichtiges Merkmal einer Normalverteilung ist, dass sich<br />

<strong>die</strong> Standardabweichung immer symmetrisch in Form einer<br />

Glocke um den Mittelwert verteilt, also mit den gleichen<br />

prozentualen Anteilen der Stichprobe rechts und links vom<br />

Mittelwert. Das ist ein mathematisches Gesetz.<br />

Das können wir zu unserem Vorteil nutzen. Denn jetzt, wo<br />

wir wissen, wie viel Prozent der Werte innerhalb einer<br />

bestimmten σ-Grenze liegen werden, können wir vorhersagen,<br />

wie sich der Prozess in der Zukunft verhalten wird.<br />

Erinnern Sie sich noch an <strong>die</strong> zufällige und systematische<br />

Streuung? Wir haben gesehen, dass bei einer Normalverteilung<br />

alle systematischen Streuungen eliminiert sind und<br />

nur <strong>die</strong> zufällige Streuung eine Rolle spielt. Außerdem<br />

wissen wir, dass 99,7 % aller Werte innerhalb von 6σ (also<br />

Mittelwert ± 3σ) liegen.<br />

Damit können wir eine wichtige Annahme treffen: Auch<br />

wenn bei einer Normalverteilung 0,3 % aller Schraubwerte<br />

außerhalb der 6σ Grenzen liegen, nehmen wir einfach an,<br />

dass alle Schraubwerte außerhalb <strong>die</strong>ser Grenzen auf systematische<br />

Streuungen im Prozess zurückzuführen sind.<br />

Anders gesagt: Der Prozess selbst wird nur von zufälligen<br />

Streuungen beeinflusst und ist damit unter Kontrolle, solange<br />

<strong>die</strong> Schraubwerte innerhalb der 6–σ−Grenzen liegen.<br />

Verschraubungen außerhalb der 6–σ−Grenzen bedeuten, dass<br />

ein neuer (unbekannter) Faktor den Prozess beeinflusst und<br />

<strong>die</strong>ser – durch systematische Streuung beeinträchtigt – nicht<br />

mehr unter Kontrolle ist. Wir müssen den Grund da<strong>für</strong><br />

herausfinden und beseitigen. Die beiden Grafiken in<br />

Abblidung 6 zeigen einen Vergleich von zwei<br />

Normalverteilungen.<br />

Abbildung 5. Bei einer Normalverteilung<br />

wissen wir jederzeit,<br />

wie viel Prozent der Werte innerhalb<br />

eines bestimmten Bereichs<br />

liegen.<br />

Abbildung 6. Die beiden Grafiken in<br />

Abbildung zeigen einen Vergleich<br />

von zwei Normalverteilung<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 9


Abbildung 7. Es ist<br />

unmöglich, eine<br />

Grundgesamtheit (zum<br />

Beispiel <strong>die</strong> deutsche<br />

Bevölkerung) vollständig<br />

zu erfassen. Wir<br />

müssen uns auf eine<br />

beschränkte Anzahl<br />

Werte, eine Stichprobe<br />

oder ein „Batch“, verlassen<br />

und beziehen.<br />

2.6 Schätzung einer Normalverteilung<br />

Für eine Anzahl bei einem Schraubfall gemessener oder<br />

angezeigter Werte können wir einen Mittelwert und eine<br />

Standardabweichung berechnen. Würden wir eine unendliche<br />

Zahl von Verschraubungen messen, wären wir sicher, den<br />

Mittelwert und <strong>die</strong> Standardabweichung ganz exakt ermitteln<br />

zu können: den Mittelwert der Grundgesamtheit und <strong>die</strong><br />

Standardabweichung der Grundgesamtheit. Soweit <strong>die</strong><br />

Theorie. In der Realität ist das nicht möglich, wir müssen uns<br />

deshalb mit einer begrenzten Anzahl Verschraubungen begnügen.<br />

In der Statistik spricht man von einer Stichprobe, bei<br />

Verschraubungen sprechen wir von einer Untergruppe oder<br />

einem „Batch“. Das aber bedeutet, wir wissen nicht wirklich<br />

sicher, ob unsere Berechnungen (Mittelwert und Standardabweichung)<br />

richtig sind, da sie ja nur auf einer begrenzten<br />

Anzahl an Verschraubungen beruhen. Was wir schließlich<br />

erhalten, ist eine Schätzung der realen Werte. Je mehr Verschraubungen<br />

Grundlage unserer Berechnung sind, desto<br />

sicherer können wir sein, dem Mittelwert und der Standardabweichung<br />

der Grundgesamtheit nahe zu kommen.<br />

Der Durchschnittswert einer Verteilung ist der Mittelwert der<br />

Grundgesamtheit (griechischer Klein-Buchstabe „μ“, sprich<br />

„mü“). Die Standardabweichung σ der Grundgesamtheit gibt<br />

ihre Streuung an. Der Mittelwert μ der Grundgesamtheit wird<br />

wie folgt berechnet:<br />

Hierbei gilt:<br />

Σ – ist der griechische Groß-Buchstabe Sigma. Er wird in der<br />

Mathematik als Summenzeichen verwendet. Die Formel wird<br />

gelesen: „μ“ ist gleich der Summe <strong>für</strong> i von 1 bis n aller<br />

Messwerte x i geteilt durch n. „n“ ist <strong>die</strong> Anzahl der<br />

Messwerte.<br />

x i<br />

steht <strong>für</strong> <strong>die</strong> Werte der einzelnen Ergebnisse<br />

(Verschraubungen), und zwar <strong>die</strong> i-te Messung der<br />

Variable x.<br />

10 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


Führen wir beispielsweise fünf Verschraubungen durch, dann<br />

wäre n = 5. Der erste gemessene Wert wäre (nur zum Beispiel)<br />

x 1 = 10 Nm, der zweite x 2 = 10,2 Nm, der dritte x 3 =<br />

9,6 Nm, der vierte x 4 = 9,8 Nm und der fünfte x 5 = 9,9 Nm.<br />

x i ist dann <strong>die</strong> Summe aller fünf Verschraubungswerte (<strong>für</strong> i<br />

gleich 1 bis 5), also 10 + 10,2 + 9,6 + 9,8 + 9,9 = 49,5 Nm.<br />

Sie wird geteilt durch <strong>die</strong> Gesamtanzahl der<br />

Verschraubungen, nämlich 5. Das Ergebnis ist der<br />

Mittelwert: μ = 49,5 : 5 = 9,9.<br />

Theoretisch wäre n als Grundgesamtheit = 82 Millionen<br />

Deutsche oder 1 Million Verschraubungen, <strong>die</strong> ein Werkzeug<br />

in einem Prozess in seinem Leben schafft.<br />

Die Standardabweichung der Grundgesamtheit (σ) wird wie<br />

folgt berechnet:<br />

∑ n i=1 (x i -μ)2 ist <strong>die</strong> Summe aller Differenzen der Messwerte<br />

zu Mittelwert. Damit sich <strong>die</strong> positiven und negativen<br />

Abweichungen vom Mittelwert nicht gegenseitig egalisieren,<br />

müssen wir noch quadrieren und anschließend aus dem<br />

Ergebnis <strong>die</strong> Wurzel ziehen. Denn wir wollen ja vergleichbare<br />

Absolutwerte erhalten (mathematisch: „Beträge“).<br />

Das heißt, Sie ad<strong>die</strong>ren wieder fünf Werte, in <strong>die</strong>sem Fall<br />

Quadratzahlen, <strong>die</strong> sich aus den fünf Messwerten – jeweils<br />

minus den Mittelwert μ – ergeben. Nun teilen wir das Ganze<br />

durch <strong>die</strong> Anzahl der Verschraubungen (im Beispiel 5, aber<br />

richtigerweise müssten wir durch „alle“ Verschraubungen<br />

teilen). Schließlich ziehen wir <strong>die</strong> Wurzel aus <strong>die</strong>sem<br />

Gesamtwert, da wir (Nm) 2 haben und Nm brauchen. So<br />

erhalten wir <strong>die</strong> Standardabweichung der Grundgesamtheit.<br />

In der Praxis ist es unrealistisch, jedes Schraubergebnis zu<br />

messen. n wäre mindestens 1 Million, was völlig unpraktikabel<br />

ist. Stattdessen nutzt man eine repräsentative<br />

Stichprobe, um den Mittelwert und <strong>die</strong> Standardabweichung<br />

der Grundgesamtheit zu bestimmen oder, genauer gesagt,<br />

sich ihm anzunähern.<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 11


2.7 Mittelwert und Standardabweichung der<br />

Stichprobe<br />

Der Mittelwert der Stichprobe wird mit bezeichnet (ausgesprochen:<br />

,,x quer”) und genauso berechnet wie der<br />

Mittelwert der Grundgesamtheit (μ):<br />

Die Standardabweichung einer Stichprobe wird mit dem<br />

Buchstaben s gekennzeichnet und weicht leicht von der<br />

Standardabweichung der Grundgesamtheit (σ) ab:<br />

Hierbei gilt:<br />

x i<br />

ist der Wert des i-ten Ergebnisses in der<br />

Stichprobe.<br />

n ist <strong>die</strong> Gesamtzahl der Ergebnisse in der<br />

Stichprobe.<br />

ist analog zur Berechnung von σ (Sigma)<br />

wieder <strong>die</strong> Summe der Quadrate der<br />

Differenzen zum Mittelwert.<br />

Die Verwendung von n-1 anstelle von n ergibt eine genauere<br />

Schätzung der Standardabweichung der Grundgesamtheit<br />

und ist besonders wichtig, wenn mit kleinen<br />

Stichprobengrößen gearbeitet wird. Wieso das so ist, hat mit<br />

den tieferen Abgründen der Statistik zu tun, soll hier aber<br />

nicht erklärt werden.<br />

Denken Sie immer daran, dass wir niemals <strong>die</strong> gesamte<br />

Grundgesamtheit <strong>für</strong> unsere Berechnungen verwenden können<br />

– das ist unmöglich. Wir müssen kleinere Stichproben<br />

verwenden und Schätzwerte des wahren Mittelwerts und der<br />

wahren Standardabweichung berechnen.<br />

Somit ist der Mittelwert der Stichprobe ( ) eine Schätzung<br />

des Mittelwerts der Grundgesamtheit (μ).<br />

Die Standardabweichung der Stichprobe (s) ist eine Schätzung<br />

der Standardabweichung der Grundgesamtheit (σ).<br />

12 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


3. Genauigkeitsanforderungen<br />

In der Schraubmontage werden häufig bestimmte<br />

Genauigkeitsanforderungen an <strong>die</strong> Schraubwerkzeuge gestellt.<br />

Diese werden als Soll-Drehmoment sowie einer maximal<br />

akzeptablen Abweichung vom Soll-Wert, zum Beispiel<br />

± 10 %, angegeben. Die Genauigkeit eines<br />

Schraubwerkzeugs wird in der Regel berechnet aus 50 % der<br />

natürlichen Streuung (<strong>die</strong> sich aus dem zuvor Gesagten zu 3σ<br />

ergibt) geteilt durch den Soll-Wert. So lassen sich verschiedene<br />

Werkzeuge bei einem bestimmten Soll-Wert miteinander<br />

vergleichen, ohne Bezug auf einem bestimmten<br />

Schraubfall zu nehmen (Toleranzen). Wie im nächsten<br />

Kapitel dargestellt, sind <strong>die</strong> Berechnungen der Genauigkeit<br />

den Berechnungen der Prozess- und Maschinenfähigkeit oder<br />

Eignung ähnlich (bei Genauigkeitsberechnungen wird <strong>die</strong><br />

natürliche Streuung mit dem Mittelwert verglichen, bei<br />

Eignungsberechnungen <strong>die</strong> natürliche Streuung mit den<br />

Toleranzvorgaben des Schraubfalls).<br />

Liegen <strong>die</strong> Genauigkeitsanforderungen beispielsweise bei<br />

40 Nm ± 10 %, muss sicher sein, dass 3 σ kleiner als 4 Nm<br />

(10 % von 40 Nm) sind beziehungsweise „100 · 3σ /<br />

Durchschnitt“ unter 10 % liegt. Wenn wir das Werkzeug testen<br />

und auf einen Mittelwert von 40 Nm und eine Standardabweichung<br />

von 1,2 Nm kommen, dann beträgt <strong>die</strong> Genauigkeit<br />

(3 · 1,2 / 40) = 3,6 / 40 = 0,09 = 9 %. Das Werkzeug ist<br />

also genau genug <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen Schraubfall.<br />

3.1 Mittelwertversatz und kombinierte Streuung<br />

Mittelwertversatz tritt auf, wenn man ein und dasselbe<br />

Schraubwerkzeug <strong>für</strong> harte und weiche Verbindungen verwendet.<br />

Man wird dann mit hoher Wahrscheinlichkeit zwei<br />

unterschiedliche Mittelwerte erhalten (einen höheren bei harten<br />

Verbindungen) mit zwei unterschiedlichen Verteilungen.<br />

Die Differenz zwischen <strong>die</strong>sen beiden Mittelwerten ist der<br />

Mittelwertversatz. Ähnlich wie bei der Normalverteilung<br />

suchen wir jetzt <strong>die</strong> Grenzen, innerhalb derer das Ziel-<br />

Drehmoment mit 99,7 % Wahrscheinlichkeit liegt, bei harten<br />

wie weichen Verbindungen. Das ist <strong>die</strong> kombinierte<br />

Streuung, <strong>die</strong> 6σ bei der Normalverteilung entspricht. Sobald<br />

wir <strong>die</strong> kombinierte Streuung ermittelt haben, können wir sie<br />

zum kombinierten Mittelwert in Beziehung setzen. Die sich<br />

daraus ergebende Größe wird als „Genauigkeit“ bezeichnet.<br />

Mittelwweich<br />

–3sweich<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 13<br />

Drehmoment<br />

Abbildung 8. Der Mittelwertversatz<br />

ist <strong>die</strong> Differenz zwischen den<br />

Mittelwerten bei harten und weichen<br />

Verbindungen.<br />

Abbildung 9. Kombinierter<br />

Mittelwert und kombinierte<br />

Streuung.<br />

Mittelwhart<br />

+3shart


Als Formel sieht das so aus:<br />

Genauigkeit = 100 · 0,5 ((Mittelwert hart + 3σ hart) –<br />

(Mittelwert weich – 3σ weich)) / Mittelwert<br />

Hierbei gilt:<br />

Mittelwert = (Mittelwert weich + Mittelwert hart) / 2<br />

Dieser Wert wird als „kombinierter Mittelwert“ bezeichnet.<br />

Diese Gleichung gilt zwar in der Regel, doch wir können<br />

nicht sicher sein, dass <strong>die</strong> Verteilung wirklich so aussieht. So<br />

können wir beispielsweise auch einen negativen Mittelwertversatz<br />

erhalten. Wir müssen dann überprüfen, wo <strong>die</strong><br />

äußersten Grenzen liegen.<br />

Die entsprechende Formel sieht so aus:<br />

Genauigkeit = 100 · 0,5 Abweichung / Mittelwert<br />

Hierbei gilt:<br />

Abweichung = max (Mittelwert hart + 3σ hart, Mittelwert weich +<br />

3σ weich) – min (Mittelwert weich – 3σ weich, Mittelwert hart – 3σ hart)<br />

Kombinierter Mittelwert = (Mittelwert weich + Mittelwert hart)/2<br />

3.2 Beispiel<br />

Angenommen, Messungen an einer harten Verbindung (30°<br />

Drehwinkel bis zum Endmoment) und einer weichen<br />

Verbindung (800° Drehwinkel bis zum Endmoment) hätten<br />

<strong>die</strong> folgenden Daten ergeben:<br />

Harte Verbindung: Mittelwert = 61 Nm und σ = 1,2 Nm<br />

Weiche Verbindung: Mittelwert = 60,2 Nm und σ = 1,0 Nm<br />

Dann wäre:<br />

Abweichung = max (61 + 3 · 1,2; 60,2 + 3 · 1,0) – min<br />

(61 – 3 · 1,2; 60,2 – 3 · 1,0) = 7,4 Nm<br />

Mittelwert = (61 + 60,2) / 2 = 60,6 Nm<br />

Genauigkeit = 100 · 0,5 · 7,4 / 60,6 = 6,1 %<br />

14 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


Erläuterung: Bei der Abweichungsformel wird vom Maximalwert<br />

der ersten Klammer (in der zwei Werte berechnet<br />

werden: 61 + 3·1,2 = 64,6 sowie 60,2 + 3 · 1,0 = 63,2) der<br />

Minimalwert aus der zweiten abgezogen. „max“ in der ersten<br />

Klammer wäre also 64,6, „min“ in der zweiten, wie Sie<br />

errechnen können, 57,2.<br />

Aus folgenden Gründen ist es schwierig, <strong>die</strong> Genauigkeit<br />

von Werkzeugen abzuschätzen:<br />

• Unterschiedliche Genauigkeit bei harten, weichen und<br />

kombinierten Schraubfällen.<br />

• Unterschiedliche Genauigkeit, je nachdem, ob das Werkzeug<br />

im oberen oder im unteren Drehmomentbereich<br />

(seiner Möglichkeiten) eingesetzt wird.<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 15


Abbildung 10. Ein Prozess ist eine<br />

Reihe von Arbeitsabläufen, <strong>die</strong><br />

darauf ausgerichtet sind, ein spezifisches<br />

Produkt <strong>für</strong> einen<br />

bestimmten Kunden oder Markt<br />

herzustellen.<br />

Abbildung 11. Die industrielle<br />

Produktion ist ein operativer<br />

Prozess. Zahlreiche Faktoren tragen<br />

zur Streuung im Prozess bei.<br />

4. Prozesse verstehen<br />

Jedes Unternehmen stellt etwas her; das können Produkte oder<br />

Dienstleistungen sein, und es kann auf vielerlei Arten geschehen.<br />

Allen Unternehmen ist gemeinsam, dass sie mit bestimmten<br />

<strong>Verfahren</strong> und Arbeitsweisen arbeiten. Ein Prozess ist in<br />

<strong>die</strong>sem Zusammenhang schlicht eine strukturierte Reihe von<br />

Arbeitsabläufen, <strong>die</strong> darauf ausgerichtet sind, ein spezifisches<br />

Produkt <strong>für</strong> einen bestimmten Kunden oder Markt anzufertigen.<br />

Der Prozess hat einen Anfang und ein Ende sowie klar<br />

definierte Mittel und Ergebnisse. Er legt also fest, wie <strong>die</strong><br />

Arbeit zu machen ist und umfasst in der Regel eine Reihe zu<br />

wiederholender Tätigkeiten. Das Ziel ist <strong>die</strong> (maximale)<br />

Wertschöpfung <strong>für</strong> den Kunden. Darum kommt es schon bei<br />

der Planung eines Prozesses darauf an, sich auf den Standpunkt<br />

des Kunden zu stellen. Wer in Prozessen denkt, denkt<br />

auch in Größen wie Kosten, Zeit, Produktqualität und<br />

Kundenzufriedenheit. All <strong>die</strong>se Größen sind messbar und<br />

können verbessert werden.<br />

Beispielsweise ist eine Fertigungslinie in einem modernen<br />

Automobilwerk ein typischer „operativer Prozess“. Das heißt,<br />

<strong>für</strong> den Käufer des Wagens wird ein Wert geschaffen. Entlang<br />

der Linie montiert man <strong>die</strong> Autos mit unterschiedlichen<br />

Schraubwerkzeugen, alle mit unterschiedlicher Funktionalität,<br />

Leistung und Zuverlässigkeit. Im Montageprozess gibt es<br />

zahlreiche Faktoren, <strong>die</strong> das Ergebnis der Verschraubungen<br />

beeinflussen. Die Werker, <strong>die</strong> Schrauben, <strong>die</strong> Gewinde und<br />

viele weitere Dinge haben Einfluss auf <strong>die</strong> Verschraubungen.<br />

Das alles trägt zu Streuungen im Gesamtprozess bei. (Erinnern<br />

Sie sich an <strong>die</strong> Ausführungen über Streuungen in Kapitel 2!)<br />

Die Größen, mit denen sich <strong>die</strong> Leistung von Schraubwerkzeugen<br />

messen lässt, sind das Drehmoment und manchmal der<br />

Drehwinkel. Mit Hilfe statistischer Kennzahlen kann man <strong>die</strong><br />

Effizienz der Prozesse (Schraubvorgänge) analysieren und den<br />

Montageprozess überwachen, steuern und verbessern.<br />

Langfristig bedeutet das genauere Verschraubungen, bessere<br />

und sicherere Autos sowie mehr Wert <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kunden.<br />

16 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


5. Prozess- und<br />

Maschinenfähigkeit<br />

Wir haben uns bereits mit Statistik und Genauigkeit befasst.<br />

Die Genauigkeit eines Werkzeugs sagt etwas über seine<br />

Leistung, aber das ist nicht genug. Für den Anwender ist<br />

wichtig, was ein Werkzeug an der Produktionslinie leistet.<br />

Wir müssen also <strong>die</strong> Genauigkeit des Werkzeugs in Beziehung<br />

setzen zu den Anforderungen des Anwendungsfalls.<br />

Jeder Schraubfall hat einen Soll-Wert, aber auch eine gewisse<br />

Toleranz, <strong>die</strong> <strong>für</strong> den Anwender akzeptabel ist. Durch Vergleich<br />

des Mittelwertes und der Standardabweichung mit<br />

dem Soll-Wert und den Toleranzgrenzen des Schraubfalls<br />

können wir angeben, was ein Werkzeug in <strong>die</strong>sem Anwendungsfall<br />

leistet. Für <strong>die</strong>se Angaben gibt es so genannte<br />

Eignungsindizes (Maschinenfähigkeitsindex und Prozessfähigkeitsindex).<br />

Die Indizes sind teils recht einfach, teils schwieriger zu verstehen.<br />

In <strong>die</strong>sem Taschenbuch behandeln wir <strong>die</strong> gängigsten<br />

Werte, mit denen Anwender von Montagewerkzeugen am<br />

häufigsten zu tun haben.<br />

Im Gegensatz zur Maschinenfähigkeit (siehe 5.4) muss der<br />

Nachweis der Prozessfähigkeit über einen längeren Zeitraum<br />

erfolgen. Aus einem laufenden Prozess werden in festgelegten<br />

Abständen Stichproben entnommen und Qualitätsmerkmale<br />

erfasst (gemessen). In <strong>die</strong> Prozessfähigkeit gehen <strong>die</strong><br />

Einflüsse der Maschinen, des Materials und der Be<strong>die</strong>ner ein.<br />

Der Koeffizient C p (siehe Kapitel 5.1) gibt <strong>die</strong> prinzipielle<br />

Fähigkeit des betrachteten Prozesses wieder. In der Praxis<br />

wird häufig der kritische Prozessfähigkeitskoeffizient C pk<br />

verlangt. Hier werden systematische Fehler des Prozesses,<br />

wie etwa Abweichungen des Arbeitspunkt vom Sollwert, mit<br />

berücksichtigt.<br />

Wie wir wissen, ist eine Normalverteilung durch ihren<br />

Mittelwert und ihre Standardabweichung definiert. Und wir<br />

erinnern uns an <strong>die</strong> Annahme, dass, wenn der Prozess unter<br />

Kontrolle ist, alle Werte innerhalb der 6σ -Grenzen liegen<br />

(wenngleich das nur <strong>für</strong> 99,7 % zutrifft). Dies wird als natürliche<br />

Prozessstreuung bezeichnet.<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 17


Abbildung 12. Bei der<br />

Berechnung des C p -Wertes bezieht<br />

sich das Toleranzintervall<br />

auf 6σ.<br />

Abbildung 13. Ein hoher C p ist<br />

keine Garantie da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong><br />

Schraubergebnisse nahe am<br />

Soll-Wert liegen.<br />

5.1 C p<br />

Der erste und am häufigsten benutzte Index C p steht <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Prozessfähigkeit. Die Formel <strong>für</strong> den C p-Wert lautet:<br />

Cp = Toleranzintervall = Maximal erlaubter Wert – Minimalwert<br />

6σ 6σ<br />

Diese Formel setzt einfach das Toleranzintervall<br />

(Maximalwert – Minimalwert) in Bezug zur natürlichen<br />

Prozessstreuung. Bei einem Werkzeug mit einer großen<br />

Streuung und einem Anwendungsfall mit sehr hohen Anforderungen<br />

(engen Toleranzgrenzen) erhalten wir einen<br />

niedrigen C p-Wert. Umgekehrt bekommen wir bei einem<br />

Werkzeug mit einer sehr kleinen Streuung (kleines σ<br />

(Sigma)), aber sehr weiten Toleranzgrenzen, einen hohen C p.<br />

Das ist natürlich wünschenswert, denn je kleiner <strong>die</strong><br />

Streuung im Vergleich zu den Toleranzgrenzen ist, desto kleiner<br />

ist das Risiko, dass Verschraubungen außerhalb des<br />

Toleranzbereiche vorkommen. Die Anforderungen an den C p<br />

variieren. In der Regel soll C p größer als 1,33 sein. Das bedeutet,<br />

das Sechsfache der Standardabweichung deckt nicht<br />

mehr als 75 % des Toleranzintervalls ab.<br />

Dennoch reicht uns das nicht, um auszusagen, ob sich ein<br />

Werkzeug gut oder schlecht <strong>für</strong> einen bestimmten Anwendungsfall<br />

eignet. Denn C p berücksichtigt nicht, ob der Mittelwert<br />

der Verteilung nahe am Soll-Wert liegt oder nicht.<br />

Dieser Index garantiert nicht, dass sich <strong>die</strong> Verteilung auch<br />

innerhalb des Toleranzintervalls befindet. In Abbildung 13 ist<br />

ein und dasselbe Werkzeug im gleichen Anwendungsfall dargestellt,<br />

vor und nach der Drehmomentkalibrierung. In beiden<br />

Fällen erhalten wir denselben C p. Doch selbst wenn <strong>die</strong><br />

Streuung im Vergleich zum Toleranzintervall klein ist (hoher<br />

C p), können wir den Soll-Wert verfehlen, weil <strong>die</strong> Schraubwerte<br />

außerhalb der Toleranzgrenzen liegen. Wir benötigen<br />

also noch ein weiteres Kriterium, das auch <strong>die</strong> relative<br />

Verteilung zum Soll-Wert widerspiegelt.<br />

18 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


5.2 C pk<br />

Der Cpk–Wert setzt ebenfalls den Mittelwert der Verteilung in<br />

Beziehung zum Soll-Wert des Anwendungsfalls. Man erhält<br />

<strong>die</strong>sen Indexwert, indem man Verteilung und Anwendungsfall<br />

trennt und <strong>für</strong> jede Seite eine eigene Berechnung<br />

durchführt. Die Formel sieht so aus:<br />

C pk = min [(Maximalwert – Mittelwert) / 3σ ,<br />

(Mittelwert – Minimalwert) / 3σ]<br />

Das vorangestellte „min“ heißt: Man nehme den kleineren<br />

Wert der beiden in der Klammer zu errechnenden Beträge.<br />

Maximal- und Minimalwert sind <strong>die</strong> erlaubten Ober- und<br />

Untergrenzen der Schraubwerte.<br />

Zunächst teilen wir <strong>die</strong> Differenz zwischen der oberen<br />

Toleranzgrenze und dem Mittelwert durch <strong>die</strong> Hälfte der<br />

natürlichen Streuung (3σ). In einer zweiten Berechnung teilen<br />

wir <strong>die</strong> Differenz zwischen dem Mittelwert und der unteren<br />

Toleranzgrenze durch 3σ. Nun liegen uns zwei wahrscheinlich<br />

unterschiedliche Werte vor. Der niedrigere von<br />

beiden ist nun der C pk-Wert.<br />

Wenn der Mittelwert größer ist als der Soll-Wert, dann ist <strong>die</strong><br />

Differenz zwischen der oberen Toleranzgrenze und dem<br />

Mittelwert kleiner als <strong>die</strong> Differenz zwischen dem<br />

Mittelwert und der unteren Toleranzgrenze. In <strong>die</strong>sem Fall<br />

ergibt <strong>die</strong> „obere Berechnung“ den C pk, weil wir näher an der<br />

oberen Toleranzgrenze liegen.<br />

Was passiert mit dem C pk, wenn wir genau auf dem Soll-<br />

Wert liegen? Nun, in <strong>die</strong>sem Fall sind wir genauso nah an<br />

der oberen Toleranzgrenze wie an der unteren, und beide<br />

Rechnungen kommen zum selben Resultat.<br />

In <strong>die</strong>sem Fall hat der C pk denselben Wert wie der C p.<br />

Schlechter<br />

C pk<br />

Guter<br />

Abbildung 14. Bei der Berechnung<br />

des C pk –Wertes wird auch<br />

der Soll-Wert berücksichtigt.<br />

Abbildung 15. Das Verhältnis<br />

zwischen C p und C pk .<br />

Schlechter C p Guter<br />

Keine Prozessfähigkeit. Prozessfähigkeit, aber<br />

Wechseln Sie das Werk- Mittelwert muss kalizeug<br />

oder kalibrieren sie briert werden.<br />

es, um eine bessere<br />

Genauigkeit zu erzielen.<br />

Nicht möglich. Prozessfähigkeit und<br />

gut kalibriert.<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 19


Damit haben wir <strong>die</strong> Indizes Cp und Cp k eingeführt. Sieht<br />

man sich <strong>die</strong> Formeln an, erkennt man, dass der C p lediglich<br />

das Toleranzintervall in Beziehung zum Prozess-6-σ setzt.<br />

Der C pk hingegen berücksichtigt auch den Soll-Wert. Wir<br />

wollen, dass sowohl der C p als auch der C pk größer als 1,33<br />

sind. Deckt sich unser Mittelwert genau mit dem Soll-Wert,<br />

sind der C p und der C pk gleich. Je weiter wir vom Soll-Wert<br />

entfernt sind, desto größer ist <strong>die</strong> Differenz zwischen C p und<br />

C pk. Offensichtlich kann der C pk niemals höher als der C p<br />

sein.<br />

5.3 Wie erreicht man Prozessfähigkeit?<br />

Die Frage „Wie gut ist geeignet?“ ist noch immer nicht definitiv<br />

beantwortet. Ein C p-Wert von 1,33 hat sich als allgemein<br />

akzeptiertes Kriterium <strong>für</strong> <strong>die</strong> untere Grenze herauskristallisiert.<br />

Beim C pk variieren <strong>die</strong> Anforderungen. Üblicherweise<br />

sollte der C pk größer als 1,33 sein. Bei einem C pk unter<br />

1,00 ist keine Prozessfähigkeit gegeben.<br />

Es ist sehr wichtig, zu verstehen, warum wir sowohl den C pals<br />

auch den C pk-Wert verwenden. Nehmen wir nur den C p-<br />

Wert, wissen wir nicht, ob wir im Soll liegen oder nicht.<br />

Verwenden wir nur den C pk-Wert, können wir nicht wissen,<br />

ob ein guter oder schlechter C pk-Wert an der Zentrierung des<br />

Prozesses oder an der Streuung liegt. Darum müssen wir<br />

beide Werte nutzen. Zusammen geben sie eine gute<br />

Orientierung, wie gut sich ein Werkzeug in einem bestimmten<br />

Anwendungsfall verhält. Beide Indizes zusammen bieten<br />

außerdem <strong>die</strong> Möglichkeit, verschiedene Werkzeuge miteinander<br />

zu vergleichen.<br />

Betrachten Sie einmal <strong>die</strong> Zielscheiben in Abbildung 16. Die<br />

linke Zielscheibe zeigt einen schlecht zentrierten Prozess,<br />

aber mit geringer Streuung (hoher Genauigkeit). In <strong>die</strong>sem<br />

Fall ist der C p hoch und der C pk niedrig. Auf der mittleren<br />

Zielscheibe sind <strong>die</strong> Pfeile zufällig um das Ziel verteilt, <strong>die</strong><br />

Streuung ist ziemlich groß im Verhältnis zu den Toleranzen.<br />

Der C p ist vermutlich nicht so gut, aber wenn der „Mittelwert“<br />

im Soll liegt, hat der C pk denselben Wert wie der C p.<br />

Die rechte Zielscheibe zeigt einen gut zentrierten Prozess mit<br />

hoher Genauigkeit. Das heißt, dass sowohl der C p als auch<br />

der C pk hoch sind. In <strong>die</strong>sem Fall sprechen wir von<br />

Prozessfähigkeit.<br />

20 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


Beispiel:<br />

Eine Verschraubung soll mit 70 Nm ± 10 % angezogen werden.<br />

Die obere Toleranzgrenze liegt also bei 77 Nm, <strong>die</strong><br />

untere bei 63 Nm. Ein Werkzeug wird getestet, und es ergeben<br />

sich ein Mittelwert von 71 Nm und ein σ von 1,2 Nm.<br />

C p = (77 - 63) / 6 · 1,2 = 1,95<br />

C pk = min [(77 - 71) / (3 · 1,2) ,<br />

(71 - 63) / (3 · 1,2)] = min [ 1,67, 2,22 ] = 1,67<br />

Sowohl <strong>die</strong> Cp- als auch <strong>die</strong> Cpk-Werte sind größer als 1,33.<br />

Prozessfähigkeit ist gegeben und es braucht nicht nachkalibriert<br />

zu werden.<br />

5.4 Maschinenfähigkeitsindizes<br />

Wie wir nun wissen, sind C p und C pk Prozessfähigkeitsindizes.<br />

Alles, was den Prozess beeinflusst, wirkt sich auf<br />

<strong>die</strong>se Indizes aus. Aber wenn wir <strong>die</strong> ganze Streuung weglassen,<br />

<strong>die</strong> den Montageprozess betrifft, außer der Streuung<br />

durch das Werkzeug selbst, bekommen wir <strong>die</strong> so genannten<br />

Maschinenfähigkeitsindizes C m und C mk. Das geht nur unter<br />

stark kontrollierten Bedingungen, am besten in einem<br />

Schraublabor. Derartige Tests sollten dabei an derselben<br />

Verschraubung und von demselben Werker durchgeführt werden<br />

(oder, noch besser, Sie spannen das Werkzeug in einer<br />

Vorrichtung ein, um jeden Einfluss durch den Be<strong>die</strong>ner auszuschalten).<br />

Die Berechnungen verlaufen <strong>für</strong> Cm analog wie<br />

<strong>für</strong> C m, ebenso <strong>für</strong> C mk und C pk.<br />

C p und C pk geben also an, ob Prozessfähigkeit besteht. C m<br />

und C mk geben an, ob <strong>die</strong> Maschine (also das Schraubwerkzeug)<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Anwendung geeignet ist.<br />

Abbildung 16.<br />

Linke Zielscheibe: hoher C p und<br />

niedriger C pk .<br />

Mittlere Zielscheibe: niedriger C p<br />

und niedriger C pk .<br />

Rechte Zielscheibe: hoher C p und<br />

hoher C pk .<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 21


5.5 Was ist sonst noch zu beachten?<br />

Wenn Sie <strong>die</strong> Eignung eines Werkzeugs analysieren, ist <strong>die</strong><br />

Stichprobengröße von großer Bedeutung, um zuverlässige<br />

Berechnungen des Mittelwerts und der Standardabweichung<br />

zu erhalten. Eine Stichprobengröße von mindestens 25 ist<br />

dringend zu empfehlen.<br />

Und merken Sie auf, wenn jemand behauptet: „Ich habe ein<br />

Werkzeug, das jederzeit eine C pk-Anforderung von 2,0 erfüllen<br />

kann.“ Dann gibt es zwei Möglichkeiten:<br />

1. Er weiß nicht, wovon er redet. Denn es ist sinnlos, über<br />

Eignungsindizes zu reden, ohne <strong>die</strong> Werkzeugleistung zu<br />

den Anforderungen des Kunden (Toleranzgrenzen) in<br />

Bezug zu setzen.<br />

2. Er weiß, wovon er redet, und versucht, das Werkzeug<br />

besser darzustellen als es ist.<br />

22 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


6. Qualitätsregelkarten<br />

Wir haben uns mit Statistik und Genauigkeit sowie mit<br />

Prozessen und Eignungsuntersuchungen befasst. Nun werden<br />

wir etwas über Qualitätsregelkarten und Prüfdiagramme lernen.<br />

Wichtige Elemente zu deren Verständnis sind statistische<br />

Kennzahlen, Werkzeugleistung und Produktionsumgebung<br />

(Prozessstreuung).<br />

Qualitätsregelkarten sind wichtige Hilfsmittel der statistischen<br />

Prozesskontrolle (SPC). Das Konzept besteht darin, in<br />

bestimmten Abständen immer wieder eine Reihe von<br />

Beobachtungen (Stichproben) aus dem Prozess einzuholen.<br />

Mit Hilfe <strong>die</strong>ser Beobachtungen (Messungen) wird eine Art<br />

Qualitätsindikator berechnet und in einem Diagramm abgebildet.<br />

Der normalerweise in der Schraubmontage verwendete<br />

Indikator ist der Mittelwert der Untergruppe und/oder der<br />

Untergruppenbereich.<br />

Erinnern Sie sich noch an den Unterschied zwischen systematischer<br />

und zufälliger Streuung? Wenn nicht, blättern Sie<br />

bitte zurück und lesen Sie <strong>die</strong>sen Abschnitt noch einmal,<br />

denn <strong>die</strong>ser Unterschied ist sehr wichtig. Wenn der abgebildete<br />

Qualitätsindikator innerhalb der 6-σ-Grenzen liegt, sprechen<br />

wir davon, dass der Prozess unter statistischer Kontrolle<br />

ist und nur <strong>die</strong> Zufallsstreuung <strong>die</strong> Schraubvorgänge beeinflusst.<br />

Wenn <strong>die</strong>se Grenzen bei Qualitätsregelkarten angewandt<br />

werden, heißen sie Prüfgrenzen. Es gibt auch ein „Idealniveau“,<br />

einen zwischen den Prüfgrenzen markierten Soll-<br />

Wert, der natürlich der gleiche sein sollte wie unser Soll-Wert<br />

<strong>für</strong> den Montageprozess. Wenn systematische Streuung im<br />

Prozess auftritt, kann sie <strong>die</strong> Schraubvorgänge auf unterschiedliche<br />

Weise beeinflussen, und zwar den Mittelwert,<br />

<strong>die</strong> Streuung oder beide.<br />

Qualitätsregelkarten müssen folgenden Anforderungen<br />

genügen:<br />

• Man sollte systematische Veränderungen im Prozess<br />

schnell aufspüren und <strong>die</strong> Gründe <strong>für</strong> <strong>die</strong> Abweichungen<br />

ermitteln können.<br />

• Sie sollten benutzerfreundlich sein.<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 23


OPG<br />

Abbildung 17. Für Qualitätsregelkarten<br />

führen wir<br />

im Prozess eine Anzahl von<br />

Messungen durch, eine<br />

Untergruppe, und bilden <strong>die</strong><br />

Durchschnittswerte in<br />

einem Diagramm ab.<br />

• Die Wahrscheinlichkeit <strong>für</strong> einen „Fehlalarm“ sollte sehr<br />

gering sein (wenn 6-σ-Grenzen als Prüfgrenzen <strong>die</strong>nen,<br />

liegt <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit bei 0,3 %).<br />

• Man sollte erkennen können, wann eine Veränderung<br />

begonnen hat, den Prozess zu beeinflussen.<br />

• Es sollte sicher sein, dass der Prozess unter Kontrolle war.<br />

• Die Qualitätsregelkarten sollten motivieren und ständig<br />

Aufmerksamkeit auf Abweichungen im Prozess und bei<br />

allen qualitätsbezogenen Aspekten lenken.<br />

6.1 – Diagramme<br />

Zunächst stellen wir eine Qualitätsregelkarte zur Kontrolle<br />

des Durchschnittsniveaus (Mittelwert) einer bestimmten<br />

Einheit vor. Dabei kann es sich um den Durchmesser einer<br />

Schraube oder um das aufgebrachte Drehmoment handeln.<br />

Auf <strong>die</strong>ser so genannten -Karte (sprich: „x quer“, siehe<br />

auch Kapitel 2.7) wird der Durchschnitt der Beobachtungen<br />

(Messungen) in einem entsprechenden Diagramm abgebildet.<br />

Dazu wird in vorgegebenen Intervallen eine Anzahl von<br />

Messungen, eine Untergruppe, aus dem Prozess eingeholt.<br />

Anschließend wird der Mittelwert <strong>für</strong> jede Untergruppe<br />

berechnet. Dieser Wert <strong>die</strong>nt uns als Qualitätsindikator.<br />

Wir wissen, dass wir Schraubfälle mit einer Normalverteilung<br />

beschreiben können und uns der Mittelwert und <strong>die</strong><br />

Standardabweichung dabei helfen. Wir wissen auch, dass alle<br />

Prozesse wegen unterschiedlicher Abweichungen über <strong>die</strong><br />

Zeit streuen (beispielsweise durch Materialunterschiede,<br />

Be<strong>die</strong>nereinfluss usw.). Die 6-σ-Grenze ermöglicht es uns, zu<br />

erkennen, ob <strong>die</strong> Prozessstreuung auf zufällige oder besondere<br />

Ursachen zurückzuführen ist. (Die Prüfgrenzen basieren<br />

normalerweise auf 6σ, der natürlichen Prozessstreuung.) Das<br />

Erstellen von -Karten ist ganz einfach. Dazu wird <strong>die</strong> relevante<br />

Variable (in unserem Fall das Drehmoment oder der<br />

Drehwinkel) in regelmäßigen Abständen (zum Beispiel einmal<br />

pro Stunde oder einmal am Tag) gemessen, wobei in der<br />

Regel jedes Mal eine Gruppe von fünf aufeinander folgenden<br />

Messwerten abgelesen wird.<br />

Wenn <strong>die</strong> Prüfgrenzen gesetzt sind, können <strong>die</strong> -Werte<br />

jeder Gruppe von Messwerten auf <strong>die</strong> Karten übertragen werden.<br />

Ist der Montageprozess unter Kontrolle (das heißt, ausschließlich<br />

zufällige Streuung beeinflusst den Schraubprozess),<br />

streuen <strong>die</strong> Mittelwerte der Untergruppen zufällig<br />

um den Gesamt-Mittelwert .<br />

24 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


6.2 Die Untergruppe<br />

Nehmen wir einmal an, dass <strong>die</strong> Qualitätsvariable (in unserem<br />

Fall <strong>die</strong> Verschraubungen), <strong>die</strong> wir überwachen wollen,<br />

den Mittelwert μ und <strong>die</strong> Standardabweichung σ hat, wenn<br />

der Prozess unter Kontrolle ist. Unser Qualitätsindikator ist<br />

der Mittelwert der Untergruppe, . Im Idealfall haben <strong>die</strong><br />

einzelnen Messungen und <strong>die</strong> Mittelwerte der Untergruppe<br />

denselben Mittelwert (siehe Abbildung 18). Aber es lässt sich<br />

auch erkennen, dass <strong>die</strong> Streuung σ zwischen den einzelnen<br />

Messwerten größer ist als zwischen den Mittelwerten der<br />

Untergruppen, <strong>die</strong> ja σ/√ n ist, wobei n <strong>für</strong> <strong>die</strong> Anzahl der<br />

Messwerte in jeder Untergruppe steht. Damit ist <strong>die</strong><br />

Wahrscheinlichkeit, eine Abweichung von μ zu erkennen,<br />

größer, wenn wir Untergruppen anstelle einzelner Messwerte<br />

untersuchen. Dementsprechend werden <strong>die</strong> Prüfgrenzen (PG)<br />

normalerweise wie folgt gesetzt (<strong>die</strong> 6-σ-Grenzen der Untergruppe):<br />

Obere PG = μ + 3σ/√n<br />

Untere PG = μ – 3σ/√n<br />

Geschätzt:<br />

Obere PG =<br />

Untere PG =<br />

x + 3s/<br />

x – 3s/<br />

Dabei ist der Mittelwert der Mittelwerte der Untergruppen.<br />

Aber wie groß muss eine Untergruppe sein? In Abbildung 19<br />

erkennt man, dass <strong>die</strong> Standardabweichung nicht mehr sehr<br />

stark abnimmt, wenn <strong>die</strong> Untergruppengröße (n) mehr als 4<br />

oder 5 beträgt. Das erklärt, warum normalerweise 4, 5 oder 6<br />

als Größen <strong>für</strong> Untergruppen gewählt werden. Traditionell ist<br />

eine Untergruppengröße von 5 verbreitet.<br />

Abbildung 19. In der Industrie ist eine Untergruppengröße von 5 üblich.<br />

Abbildung 18. Die Streuung<br />

zwischen den einzelnen<br />

Messwerten ist größer als<br />

zwischen den Mittelwerten der<br />

Untergruppe.<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 25


Abbildung 20.<br />

Beispiele, wie Qualitätsregelkarten<br />

aussehen können, wenn sich<br />

systematische Abweichungen in<br />

den Prozess einschleichen.<br />

6.3 Alarmsignale<br />

Nun kommt etwas Interessantes: Was passiert, wenn etwas<br />

außer den zufälligen Streuungen beginnt, den Schraubprozess<br />

zu beeinflussen? Was, wenn sich <strong>die</strong> Qualität der Schrauben<br />

plötzlich verschlechtert? Möglicherweise wirkt sich das auf<br />

den Mittelwert der Untergruppen aus. Vielleicht wird <strong>die</strong><br />

Streuung innerhalb der Untergruppen beeinflusst. Vielleicht<br />

nimmt das auf <strong>die</strong> Verbindungen aufgebrachte Drehmoment<br />

allmählich ab. All <strong>die</strong>se Folgen können nun erkannt werden.<br />

Das Schöne an Qualitätsregelkarten ist, dass der Qualitätsverantwortliche<br />

(oder häufig sogar der Werker selbst) potenzielle<br />

Probleme erkennen kann. Und zwar rechtzeitig, bevor<br />

<strong>die</strong> Anziehwerte außerhalb der Toleranzgrenzen driften oder<br />

gar fehlerhaft montiert wird.<br />

Der einfachste Weg, zu merken, dass „außerordentliche“<br />

Faktoren einen Prozess beeinflussen, ist das Auftreten von<br />

Werten außerhalb der Prüfgrenzen. Das ist ein Alarmsignal,<br />

und wir müssen sofort herausfinden, was passiert ist, bevor<br />

wir Anziehwerte außerhalb der Toleranzgrenzen bekommen.<br />

Abbildung 20 zeigt, wie eine Qualitätsregelkarte aussehen<br />

kann, wenn systematische Streuungen anfangen, den<br />

Montageprozess zu beeinflussen. Die ersten beiden Beispiele<br />

zeigen „Trend-Alarmsignale“. Die Produktion kann während<br />

der Ursachenforschung weitergehen. Das vierte Beispiel<br />

zeigt, wie der Gesamt-Mittelwert anfängt, vom Soll-Wert<br />

abzuweichen. Wir müssen herausfinden, was der Grund <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Veränderung ist. Vielleicht genügt es ja, das Werkzeug<br />

neu einzumessen.<br />

6.4 Bereichsdiagramme<br />

Um <strong>die</strong> Streuung im Prozess zu überwachen, können wir entweder<br />

<strong>die</strong> Standardabweichung oder den Bereich innerhalb<br />

der Untergruppen verwenden. Der Bereich („R“ <strong>für</strong> englisch<br />

„Range“) ist <strong>die</strong> Differenz zwischen dem größten und dem<br />

kleinsten Wert jeder Untergruppe (siehe auch Anhang 1). Die<br />

Standardabweichung s basiert natürlich auf allen Werten<br />

innerhalb der Untergruppe, während der Bereich auf nur<br />

zwei Werten basiert. Das bedeutet, dass eine s-Karte zuverlässiger<br />

ist und mehr Angaben über <strong>die</strong> Streuung macht.<br />

Allerdings lässt sich ein R-Diagramm leichter berechnen und<br />

– obwohl wir heute Computer haben, <strong>die</strong> alles <strong>für</strong> uns<br />

berechnen – ist bei vielen Anwendern immer noch sehr<br />

beliebt.<br />

26 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


Der Bereich R hilft uns, <strong>die</strong> Streuung der Untergruppe zu<br />

schätzen. Dies ist mit Hilfe verschiedener <strong>Verfahren</strong> möglich,<br />

<strong>die</strong> man in Handbüchern <strong>für</strong> statistische Prozesskontrolle findet.<br />

Ist <strong>die</strong> Mittellinie , ergeben sich <strong>die</strong> Prüfgrenzen <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Qualitätsregelkarte wie folgt:<br />

Obere PG = D4 ●<br />

Untere PG = D3 ●<br />

Die R-Karte gibt an, wie sich <strong>die</strong> Streuung in den Untergruppen<br />

entwickelt. Mit ihr kann festgestellt werden, wenn<br />

eine systematische Streuung im Prozess <strong>die</strong> Streuung der<br />

Untergruppe beeinflusst.<br />

6.5 Anmerkung zur Handhabung von<br />

Qualitätsregelkarten<br />

Um aussagekräftige Karten zu bekommen, sollten <strong>die</strong> Prüfgrenzen<br />

auf einer großen und zuverlässigen Zahl von<br />

Verschraubungen beruhen und regelmäßig mit aktuellen<br />

Daten aus dem Fertigungsprozess neu berechnet werden.<br />

Dieses Kapitel kann nur eine kurze Einführung in <strong>die</strong><br />

Prozesskontrolle mit Qualitätsregelkarten geben und nicht<br />

alle Möglichkeiten <strong>die</strong>ser Karten und Diagramme aufzeigen.<br />

Zusammenfassung<br />

Dieses Taschenbuch erklärt statistische Grundlagen wie<br />

Verteilung, Mittelwert und Standardabweichung. Außerdem<br />

zeigt es, wie <strong>die</strong>se in der <strong>Schraubfallanalyse</strong> eingesetzt werden<br />

können, um Eignungsuntersuchungen <strong>für</strong> bestimmte<br />

Anwendungsfälle durchzuführen. Ferner wird erklärt, wie der<br />

(Montage-)Prozess mit Hilfe von Qualitätsregelkarten überwacht<br />

und gesteuert werden kann.<br />

Dieses Taschenbuch kann nicht alle Aspekte der Statistik und<br />

<strong>die</strong> umfangreichen Möglichkeiten der statistischen Prozesskontrolle<br />

erläutern. Es kann lediglich in <strong>die</strong> Thematik einführen.<br />

Für weitere Informationen empfehlen wir entsprechende<br />

Fachliteratur.<br />

Auch sprengte es den Rahmen <strong>die</strong>ser Broschüre, <strong>die</strong> zahlreichen<br />

Produkte vorzustellen, mit denen <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Ihnen<br />

helfen kann, <strong>die</strong> Möglichkeiten statistischer Untersuchungen<br />

<strong>für</strong> Ihre Produktion zu nutzen. Wenn Sie Informationen dazu<br />

benötigen, wenden Sie sich bitte an Ihren<br />

<strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Verkäufer oder -Fachhändler.<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 27


Anhang<br />

A1. Beispiel <strong>für</strong> einfache statistische<br />

Berechnungen<br />

Das folgende Beispiel wird Ihnen helfen, <strong>die</strong> statistischen<br />

Grundlagen zu verstehen. In <strong>die</strong>sem Beispiel werden <strong>die</strong><br />

Drehmoment-Niveaus von zwei Schraubwerkzeugen anhand<br />

der unten dargestellten Drehmomentwerte miteinander<br />

verglichen. Das Drehmoment-Soll ist 10 Nm.<br />

<strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Werkzeug Anderes Werkzeug<br />

10 10<br />

10,1 11<br />

10,2 9<br />

9,7 8<br />

10,0 12<br />

10,2 10<br />

10,1 9<br />

9,7 12<br />

9,8 8<br />

10,2 11<br />

Welches der beiden Werkzeuge ist das genauere? Um <strong>die</strong>se<br />

Frage zu beantworten, berechnen wir zunächst den<br />

Mittelwert der beiden Reihen. Der Mittelwert gibt uns den<br />

Durchschnitt aller bei den verschiedenen Verschraubungen<br />

erhaltenen Werte. Er erhält das Symbol . Der Mittelwert<br />

wird berechnet, indem man <strong>die</strong> einzelnen Schraubdaten, x i,<br />

ad<strong>die</strong>rt (hier also x 1 bis x 10) und sie durch <strong>die</strong> Anzahl der<br />

Verschraubungen, n, teilt. Hier ist n = 10.<br />

Σ x i/n<br />

n x=<br />

i=1<br />

Mittelwert,<br />

<strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Werkzeug Anderes Werkzeug<br />

10 10<br />

28 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


Beide Werkzeuge haben einen Mittelwert von 10 Nm. (Hätte<br />

eines der Werkzeuge einen Mittelwert von 15 Nm, wüssten<br />

wir, dass <strong>die</strong>ses Werkzeug nicht so gut ist wie das andere,<br />

welches das Drehmoment-Soll von 10 Nm erreicht.) Doch<br />

haben beide Werkzeuge <strong>die</strong> gleiche Genauigkeit? Die<br />

Genauigkeit gibt an, wie exakt ein Werkzeug das Soll-Ziel<br />

erreicht. Sie ist ein Maß da<strong>für</strong>, wie genau der eingestellte<br />

Wert mit dem gemessenen Ist-Wert einer Variable (hier:<br />

Drehmoment) übereinstimmt.<br />

Wie unterscheiden sich <strong>die</strong> Werkzeuge jetzt? Betrachten wir<br />

den jeweiligen Wertebereich beider Werkzeuge. Der Bereich<br />

R gibt an, zwischen welchen Werten unsere Verschraubungen<br />

liegen. R errechnet sich aus der Differenz zwischen dem<br />

höchsten und dem niedrigsten Wert im Bereich.<br />

R = x max – x min.<br />

Bereich, R<br />

<strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Werkzeug Anderes Werkzeug<br />

0,5 4<br />

Mit dem <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Werkzeug schwanken unsere<br />

Schraubwerte nur um 0,5 Nm zwischen dem höchsten und<br />

dem niedrigsten Wert, während das andere Werkzeug eine<br />

Streuung von 4 Nm aufweist. Erhielte man nun aber beispielsweise<br />

bei 1000 Verschraubungen mit dem <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-<br />

Werkzeug auch nur einmal einen Wert, der weit außerhalb<br />

des Bereichs läge, wie etwa 5, bekäme man einen R-Wert<br />

von 5,5. Dann könnte das <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Werkzeug nicht als<br />

genaues Werkzeug durchgehen.<br />

Wir müssen also eine Rechenmethode finden, <strong>die</strong> den<br />

Einfluss <strong>die</strong>ses einen Ausreißerwertes beseitigt.<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 29


Ein statistischer Indikator <strong>für</strong> Schwankungen ist <strong>die</strong><br />

Standardabweichung. Als Maß <strong>für</strong> <strong>die</strong> Abweichung<br />

beschreibt sie <strong>die</strong> durchschnittliche Differenz zwischen<br />

einem Messwert einer Variablen und dem im Prozess angestrebten<br />

Wert (Soll-Wert). Wir berechnen also <strong>die</strong> Abweichungen<br />

<strong>für</strong> jeden Wert und ad<strong>die</strong>ren <strong>die</strong>se anschließend:<br />

<strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Werkzeug Anderes Werkzeug<br />

Drehmoment x i - Drehmoment x i -<br />

10 0 10 0<br />

10,1 0,1 11 1<br />

10,2 0,2 9 -1<br />

9,7 -0,3 8 -2<br />

10,0 0 12 2<br />

10,2 0,2 10 0<br />

10,1 0,1 9 -1<br />

9,7 -0,3 12 2<br />

9,8 -0,2 8 -2<br />

10,2 0,2 11 1<br />

=10 =0 =10<br />

=0<br />

Das Ergebnis ist <strong>für</strong> beide Werkzeuge 0. Was ist in <strong>die</strong>sem<br />

Fall das Problem? Wir haben sowohl positive als auch negative<br />

Werte, und sie heben sich in beiden Beispielen genau<br />

auf. Wenn wir aber das Minus eliminieren, erhalten wir <strong>die</strong><br />

absoluten Werte jeder Abweichung. Um das Minus mathematisch<br />

zu eliminieren, können wir jeden Wert quadrieren. Dann<br />

ergeben sich nur noch „Plus“-Zahlen.<br />

30 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


<strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Werkzeug Anderes Werkzeug<br />

σσ x i - (x i - ) 2 σσ x i - (x i - ) 2<br />

10 0 0 10 0 0<br />

10,1 0,1 0,01 11 1 1<br />

10,2 0,2 0,04 9 -1 1<br />

9,7 -0,3 0,09 8 -2 4<br />

10,0 0 0 12 2 4<br />

10,2 0,2 0,04 10 0 0<br />

10,1 0,1 0,01 9 -1 1<br />

9,7 -0,3 0,09 12 2 4<br />

9,8 -0,2 0,04 8 -2 4<br />

10,2 0,2 0,04 11 1 1<br />

=10 (x i – )=0 (x i – ) 2 = 0,36 =10 (x i – )=0 (x i – ) 2 =20<br />

Nun haben wir einen Vergleichswert in (Nm) 2 . Aber was sagt<br />

<strong>die</strong>ser Wert aus? Er beschreibt <strong>die</strong> „absolute“ Abweichung.<br />

Dieser Wert hängt von der Anzahl der Verschraubungen ab.<br />

Wir teilen <strong>die</strong>sen Wert durch <strong>die</strong> Anzahl der Schraubvorgänge<br />

–1, um einen Durchschnitt zu erhalten. Dann ziehen wir <strong>die</strong><br />

Quadratwurzel aus <strong>die</strong>ser Summe, um wieder einen Wert in<br />

Nm zu erhalten (siehe auch Kapitel 2.7).<br />

s (x –x) 2<br />

[ ]<br />

= Σ i (n–1)<br />

n<br />

i=1<br />

<strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Werkzeug Anderes Werkzeug<br />

0,2 1,5<br />

Damit haben wir <strong>die</strong> Standardabweichung der Stichprobe<br />

berechnet. Die Standardabweichung ist eine Möglichkeit, zu<br />

messen, wie gut Werkzeuge arbeiten, das heißt, wie nahe sie<br />

an einen vorgegebenen Wert kommen. Jetzt zeigt sich ein<br />

deutlicher Unterschied. Das <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Werkzeug hat eine<br />

Standardabweichung von 0,2 Nm vom Soll, während das<br />

andere Werkzeug eine Standardabweichung von 1,5 Nm aufweist.<br />

Dieses Beispiel lehrt uns: Obwohl beide Werkzeuge<br />

denselben Mittelwert haben, können sie sehr unterschiedlich<br />

hinsichtlich ihrer Genauigkeit sein. Das erste Werkzeug ist<br />

genauer; <strong>die</strong> Schraubwerte des <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Werkzeugs liegen<br />

näher am Soll-Wert. Die Standardabweichung ist eine<br />

Möglichkeit, das zu ermitteln.<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 31


A2. Beispiele <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berechnung der Maschinenoder<br />

Prozessfähigkeit<br />

Die Eignung eines Schraubwerkzeugs („Maschinenfähigkeit“)<br />

sagt etwas darüber aus, wie es sich im jeweiligen<br />

Anwendungsfall verhält. Um <strong>die</strong> Maschinen- oder Prozessfähigkeitkoeffizienten<br />

zu berechnen, wird <strong>die</strong> Werkzeuggenauigkeit<br />

(Mittelwert und Standardabweichung) in<br />

Beziehung gesetzt zu den Anforderungen des Schraubfalls<br />

(Soll-Wert und Toleranzgrenzen).<br />

Nehmen wir an, wir haben einen Schraubfall mit dem Soll-<br />

Wert von 15 Nm und Toleranzen von ± 8 %. Das bedeutet,<br />

<strong>die</strong> obere Toleranzgrenze liegt bei 16,2 Nm und <strong>die</strong> untere<br />

Grenze bei 13,8 Nm. Wir hätten folgende 20 Schraubergebnisse<br />

<strong>für</strong> ein Werkzeug an der Produktionslinie ermittelt:<br />

15,4<br />

15,6<br />

15,4<br />

15,1<br />

15,1<br />

15,5<br />

15,0<br />

15,3<br />

15,2<br />

15,1<br />

15,5<br />

15,3<br />

15,4<br />

15,3<br />

15,3<br />

15,1<br />

15,2<br />

15,4<br />

15,1<br />

15,2<br />

32 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


Daraus können wir den Mittelwert und <strong>die</strong> Standardabweichung<br />

berechnen:<br />

= 305,5/20 = 15,275<br />

= 0,165<br />

Anschließend berechnen wir C p und C pk:<br />

C p = (Maximalwert – Minimalwert) / 6σ =<br />

(16,2 – 13,8) / (6 · 0,165) = 2,42<br />

C pk = min [(Maximalwert – Mittelwert) / 3σ; (Mittelwert –<br />

Minimalwert) / 3σ] =<br />

min [(16,2 – 15,275) / 3 · 0,165; (15,275 – 13,8 / 3 · 0,165] =<br />

min [ 1,87; 2,98 ] = 1,87<br />

Sowohl der C p- als auch der C pk-Wert sind größer als 1,33;<br />

Prozessfähigkeit ist gegeben. Das Werkzeug braucht nicht<br />

nachkalibriert zu werden, auch wenn der Mittelwert leicht<br />

vom Soll-Wert abweicht.<br />

A3. Beispiel <strong>für</strong> Qualitätsregelkarten<br />

Nun wollen wir mit den Schraubwerten aus dem vorherigen<br />

Beispiel eine Qualitätsregelkarte erstellen. Nehmen wir an,<br />

dass wir einen Produktionsprozess, der einige Zeit angehalten<br />

worden war, wieder starten. In <strong>die</strong>sem Fall wissen wir nicht,<br />

wie groß der Mittelwert μ und <strong>die</strong> Standardabweichung σ<br />

sind. Um <strong>die</strong> Prüfgrenzen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Qualitätsregelkarte zu<br />

berechnen, müssen <strong>die</strong> Berechnungen auf einer ausreichenden<br />

Anzahl von Schraubvorgängen basieren. Gemäß<br />

Faustregel sollten mindestens 20 bis 25 Untergruppen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Berechnung der Prüfgrenzen vorliegen. Denn man benötigt<br />

mindestens 20 Untergruppen, um sagen zu können, ob der<br />

Prozess unter Kontrolle ist oder nicht. Bei <strong>die</strong>sem Beispiel<br />

nehmen wir allerdings nur vier Untergruppen, um <strong>die</strong> Sache<br />

etwas zu vereinfachen.<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 33


Nehmen wir an, dass wir <strong>die</strong>se Ergebnisse an vier Tagen<br />

gesammelt haben. Wir haben <strong>die</strong> Untergruppengröße auf fünf<br />

festgelegt, haben also an jedem Tag fünf Ergebnisse gesammelt:<br />

Tag 1 15,4<br />

15,6<br />

15,4<br />

15,1<br />

15,1<br />

Tag 2 15,5<br />

15,0<br />

15,3<br />

15,2<br />

15,1<br />

Tag 3 15,5<br />

15,3<br />

15,4<br />

15,3<br />

15,3<br />

Tag 4 15,1<br />

15,2<br />

15,4<br />

15,1<br />

15,2<br />

34 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


Als erstes berechnen wir den Mittelwert <strong>für</strong> jede Untergruppe,<br />

indem wir jeweils <strong>die</strong> fünf Werte ad<strong>die</strong>ren und durch<br />

5 teilen ( 1 ist der Mittelwert am Tag 1 und so weiter):<br />

1 = 15,32<br />

2 = 15,22<br />

3 = 15,36<br />

4 = 15,2<br />

Ist der Produktionsprozess unter Kontrolle, entspricht der<br />

Soll-Wert dem Gesamt-Mittelwert . Der Gesamt-Mittelwert<br />

ist leicht zu berechnen: = 15,275. Wir wissen, dass <strong>die</strong><br />

Prüfgrenzen auf der natürlichen Streuung zwischen den<br />

Mittelwerten der Untergruppen basieren.<br />

Obere PG = + 3 s / √n = 15,275 + (3 · 0,165 / √5) = 15,275 + 0,22 = 15,495<br />

Untere PG = – 3 s / √n = 15,275 – (3 · 0,165 / √5) = 15,275 – 0,22 = 15,055<br />

Jetzt können wir unsere Qualitätsregelkarte erstellen. Wir<br />

nehmen den Gesamt-Mittelwert als Mittellinie und tragen<br />

auch <strong>die</strong> Prüfgrenzen auf der Karte ein. Nun übertragen wir<br />

<strong>die</strong> Mittelwerte der Untergruppen auf <strong>die</strong> Karte.<br />

Wie wir sehen, liegen alle Werte innerhalb der Prüfgrenzen,<br />

und der Produktionsprozess ist unter Kontrolle (auch wenn<br />

einzelne Schraubwerte außerhalb der Grenzen liegen).<br />

Erinnern Sie sich, dass <strong>die</strong> Grenzen auf der Streuung der<br />

Mittelwerte der Untergruppen basieren, nicht auf den einzelnen<br />

Verschraubungen.<br />

Von jetzt an ist es einfach, jeden Tag den Mittelwert einer<br />

neuen Untergruppe in <strong>die</strong> Karte einzutragen. Solange <strong>die</strong><br />

abgebildeten Werte nach dem Zufallsprinzip um <strong>die</strong><br />

Mittellinie gestreut sind, ist der Prozess unter Kontrolle.<br />

Abbildung 21. Der Prozess<br />

ist unter Kontrolle, wenn<br />

<strong>die</strong> Mittelwerte der Untergruppen<br />

nach dem Zufallsprinzip<br />

um den Gesamt-<br />

Mittelwert streuen.<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 35


A4. Leistungsanalyse bei Montagewerkzeugen –<br />

Berechnung gemäß ISO 5393<br />

Mit Hilfe der ISO 5393, <strong>die</strong> als internationaler Standard anerkannt<br />

ist, können wir <strong>die</strong> Leistung verschiedener Werkzeuge<br />

bewerten und Werkzeuge miteinander vergleichen. Die ISO<br />

5393 gibt ein grundlegendes Testverfahren und Vorgehen bei<br />

der Analyse der Ergebnisse vor. Auf <strong>die</strong>ser Basis haben viele<br />

Automobilhersteller ihre eigenen Zertifizierungsstandards<br />

entwickelt.<br />

Nehmen wir zum Beispiel einmal an, dass wir ein Werkzeug<br />

nach dem in der ISO 5393 angegebenen <strong>Verfahren</strong> getestet<br />

haben. Bei einer harten Verbindung und der höchsten<br />

Drehmomenteinstellung habe es folgende Ergebnisse gegeben<br />

(in Nm):<br />

31,5 33,2 32,6 33,7 31,4 32,5 33,1 31,2 33,5 32,6 33,1<br />

31,0 32,3 33,2 32,4 31,5 33,5 33,3 31,5 32,6 31,3 33,7<br />

33,0 31,8 33,0<br />

Wir berechnen nun alle Werte, <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Analyse der<br />

Anziehgenauigkeit des Werkzeugs erforderlich sind, wie in<br />

der ISO 5393 beschrieben. Nehmen wir an, <strong>die</strong>se Daten gelten<br />

bei der harten Verbindung und der höchsten Drehmomenteinstellung.<br />

Dann wäre der Drehmoment-Mittelwert: ( )<br />

= (31,5 +33,2 + 32,6 + 33,7 + ....+ 33,0) / 25= 32,5 Nm<br />

Bereich:<br />

R = 33,7 – 31,0 = 2,7 Nm<br />

Standardabweichung (s)<br />

2 2 2<br />

(31,5–32,5)+(33,2–32,5)+.....+(33,0–32,5)<br />

s =<br />

(25–1) = 0,863<br />

0.863<br />

Nm<br />

Nm<br />

6-s-Drehmomentstreuung<br />

6 x 0,863 = 5,18 Nm<br />

36 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


6-s-Streuung als prozentualer Anteil des mittleren<br />

Drehmoments<br />

= (5,18 / 32,5) x 100 = 15,93 %<br />

Nehmen wir nun an, wir hätten <strong>für</strong> dasselbe Werkzeug <strong>die</strong><br />

folgenden Werte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Daten der anderen in der ISO 5393<br />

beschriebenen Drehmomenteinstellungen und Schraubfälle<br />

errechnet:<br />

Für <strong>die</strong> höhere Drehmomenteinstellung bei einer weichen<br />

Verbindung: einen Mittelwert von 31,95 und eine<br />

Standardabweichung von 0,795.<br />

Für <strong>die</strong> niedrigere Drehmomenteinstellung bei einer harten<br />

Verbindung: einen Mittelwert von 23,72 und eine<br />

Standardabweichung von 0,892.<br />

Für <strong>die</strong> niedrigere Drehmomenteinstellung bei einer weichen<br />

Verbindung: einen Mittelwert von 22,87 und eine<br />

Standardabweichung von 0,801.<br />

Wir können nun folgende Berechnungen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

höhere Drehmomenteinstellung durchführen:<br />

a = Mittelwert harte Verbindung + 3 s der harten<br />

Verbindung<br />

b = Mittelwert weiche Verbindung + 3 s der weichen<br />

Verbindung<br />

c = Mittelwert harte Verbindung – 3 s der harten<br />

Verbindung<br />

d = Mittelwert weiche Verbindung – 3 s der weichen<br />

Verbindung<br />

Das ergibt:<br />

a = 32,50 + (3 x 0,863) = 35,09<br />

b = 31,95 + (3 x 0,795) = 34,34<br />

c = 32,50 – (3 x 0,863) = 29,91<br />

d = 31,95 – (3 x 0,795) = 29,56<br />

Kombinierter Drehmoment-Mittelwert:<br />

(35,09 + 29,56) / 2 = 32,33 Nm<br />

Mittelwertversatz:<br />

32,5 – 31,95 = 0,55 Nm<br />

TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 37


Kombinierte Drehmomentstreuung:<br />

35,09 – 29,56 = 5,53 Nm<br />

Kombinierte Drehmomentstreuung als prozentualer Anteil<br />

des kombinierten Mittelwerts:<br />

(5,53 / 32,33) x 100 = 17,1 %<br />

Berechnungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> niedrigere Drehmomenteinstellung:<br />

a = Mittelwert harte Verbindung + 3 s harte Verbindung<br />

b = Mittelwert weiche Verbindung + 3 s weiche Verbindung<br />

c = Mittelwert harte Verbindung – 3 s harte Verbindung<br />

d = Mittelwert weiche Verbindung – 3 s weiche Verbindung<br />

Das ergibt:<br />

a = 23,72 + (3 x 0,892) = 26,40<br />

b = 22,87 + (3 x 0,801) = 25,27<br />

c = 23,72 – (3 x 0,892) = 21,04<br />

d = 22,87 – (3 x 0,801) = 20,47<br />

Kombinierter Drehmoment-Mittelwert:<br />

(26,40 + 20,47) / 2 = 23,44 Nm<br />

Mittelwertversatz:<br />

23,72 – 22,875 = 0,85 Nm<br />

Kombinierte Drehmomentstreuung:<br />

26,40 – 20,47 = 5,93 Nm<br />

Kombinierte Drehmomentstreuung als prozentualer Anteil<br />

des kombinierten Mittelwerts:<br />

(5,93 / 23,44) ● 100 = 25,3 %<br />

Die Werkzeugeignung beträgt 25,3 %, da sich <strong>die</strong> größte<br />

Drehmomentstreuung bei der niedrigeren Drehmomenteinstellung<br />

ergeben hat.<br />

Dieses Werkzeug wird in der Praxis bei 99,7 % aller<br />

Schraubverbindungen innerhalb von gerundet ± 13 % seines voreingestellten<br />

Drehmomentwertes anziehen (das heißt, 99,7 % der<br />

Schraubergebnisse liegen innerhalb von ± 3 s um den Mittelwert).<br />

38 TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE


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Schraubtechnik 9749 2106 04<br />

Die Kunst der Ergonomie<br />

(Einführung in <strong>die</strong> Ergonomie bei<br />

Handwerkzeugen) 9833 8587 04<br />

Vibrationen und deren Bewertung<br />

bei Handwerkzeugen (Ein Ratgeber<br />

rund um <strong>die</strong> EU-Vibrationsrichtlinie<br />

2002/44/EG) 9833 1508 04<br />

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nur <strong>für</strong> Konstrukteure) 9833 9067 04<br />

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TASCHENBUCH STATISTISCHE VERFAHREN FÜR DIE SCHRAUBFALLANALYSE 39


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