Life zum Download - CVJM-Landesverband Bayern
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62010<br />
November/Dezember<br />
Klaus-Jürgen Diehl<br />
Gottes Boten und dienstbare Geister<br />
Wolfgang Freitag<br />
Menschen als Engel<br />
Thomas Maier<br />
Moderner Engel(Irr-)Glaube<br />
Engel<br />
Foto: © Andreas Gross, mamamäh / photocase.com
G R U N D S A T Z<br />
4 Engel als Boten Gottes mit<br />
einem besonderen Auftrag<br />
Engel<br />
Gottes Boten und<br />
Mit diesen Worten beginnt der<br />
Alttestamentler Claus Westermann<br />
sein 1965 erschienenes, ausge-<br />
sprochen lesenswertes Buch »Gottes<br />
Engel brauchen keine Flügel«. Geradezu<br />
prophetisch mutet seine Aussage an,<br />
dass selbst der säkulare Mensch, der mit<br />
Gott und dem Glauben nichts mehr am<br />
Hut hat, überraschend offen für die Welt<br />
der Engel und ihre Botschaften ist. Lange<br />
sah es ja so aus, dass für den aufgeklärten<br />
Menschen unserer Tage Engel<br />
eher in eine kindlich-naive Märchenwelt<br />
gehören, statt als reale Wesen aus einer<br />
anderen Welt ernst genommen zu<br />
werden. Weil jedoch an dem neu aufgebrochenen<br />
Engelglauben vieles spekulativ<br />
und abwegig ist, lohnt es sich, nach<br />
dem biblischen Zeugnis über die Engel<br />
zu fragen. Also:<br />
Was sagt die Bibel über die Engel und<br />
welchen Stellenwert haben sie für unsern<br />
Glauben?<br />
Die Bibel redet nicht einheitlich von<br />
»den Engeln«. Es ist ein nachträglicher<br />
Sammelbegriff, der von dem griechischen<br />
Wort angelos (wörtlich: Bote)<br />
abgeleitet wird und insgesamt 388 Mal in<br />
der Bibel vorkommt. Er kann dabei ganz<br />
verschiedene Vorstellungen und Beauftragungen<br />
wiedergeben. In der frühen<br />
Zeit – z. B. in den Vätergeschichten –<br />
begegnen Engel als Boten Gottes völlig<br />
überraschend einzelnen Menschen und<br />
kündigen ihnen ein wunderbares Eingreifen<br />
Gottes an: Das kann wie bei Hagar<br />
und Sara die Geburt eines Kindes sein<br />
oder wie bei Abraham und Lot die Errettung<br />
aus Bedrängnis und Gefahr. Auf-<br />
»Käme kein Engel mehr, dann ginge<br />
die Welt unter. Solange Gott die Erde<br />
trägt, schickt er seine Engel. Die Engel<br />
sind älter als alle Religionen, – und sie<br />
kommen auch noch zu den Menschen,<br />
die von Religion nichts wissen wollen«.<br />
fällig ist, dass die Engel dabei den Menschen<br />
mitten in ihrem Alltag, bei ihrer<br />
Arbeit und an den Orten, wo sie zuhause<br />
sind, begegnen und nicht etwa bei besonderen<br />
religiösen Anlässen oder Orten,<br />
wie der Feier des Gottesdienstes im<br />
Heiligtum. In den Engelgeschichten der<br />
frühen Zeit begegnen die Engel den Menschen<br />
nicht von oben, d.h. vom Himmel<br />
her, wie später etwa in der Weihnachtsgeschichte,<br />
sondern auf ebener Erde, sozusagen<br />
von Mensch zu Mensch. So werden<br />
die Engel auch nicht als besondere<br />
himmlische Wesen erkannt. Häufig geschieht<br />
es erst nach dem Verschwinden<br />
der Engel, dass den Besuchten die Augen<br />
darüber aufgehen, was ihnen da an<br />
Wunderbarem widerfahren ist und wer<br />
sich hinter der fremden Gestalt verbarg.<br />
Deutlich wird jedes Mal: Nicht die Person<br />
der Engel ist entscheidend, sondern die<br />
Botschaft, die sie im Auftrag Gottes zu<br />
überbringen haben.<br />
An die frühen Engelerzählungen<br />
knüpft das Neue Testament insofern an,<br />
dass auch hier die Engel mit der Botschaft<br />
einer wunderbaren Geburt (zu<br />
Maria und Elisabeth) bzw. der Rettung<br />
(zu den Hirten auf dem Feld) geschickt<br />
werden. Der Weg Jesu ist begleitet von<br />
Engeln, die ihm zu Diensten stehen. Besondere<br />
Erwähnung finden sie bei der<br />
Auferstehung Jesu, die die vom leeren<br />
Grab überraschten Jünger, bzw. Frauen<br />
auf das geschehene Wunder aufmerksam<br />
machen und im Zusammenhang<br />
seiner angekündigten Wiederkunft Jesu;<br />
quasi als himmlisches »Begleitpersonal«.<br />
Im Übrigen spielen die Engel weder<br />
in der Verkündigung Jesu, noch in den<br />
Briefen der Apostel eine auffallende Rolle.<br />
Ihre Existenz und ihr Auftrag wird als<br />
selbstverständlich vorausgesetzt, ohne<br />
dass Jesus und später die Apostel einen<br />
Anlass gesehen hätten, das Interesse<br />
der Zuhörer, bzw. Gemeinden auf sie<br />
zu lenken oder Besonderes über sie zu<br />
offenbaren. Das ändert sich erst mit dem<br />
letzten Buch der Bibel, der Offenbarung<br />
des Johannes.<br />
Engel als dienstbare Geister<br />
im himmlischen Hofstaat<br />
Während in der Zeit des Königtums in<br />
Israel die Aufgabe der Engel als Boten<br />
Gottes auf die Propheten übergegangen
dienstbare Geister<br />
zu sein scheint, begegnen sie uns erst<br />
wieder in der Zeit des Exils und besonders<br />
danach. In den Visionen Hesekiels<br />
und Sacharjas, aber auch im Buch Daniel<br />
erscheinen die Engel als himmlische<br />
Wesen, die <strong>zum</strong> Hofstaat Gottes gehören,<br />
um ihm zu dienen und ihn zu preisen. Es<br />
beginnt sich ein ganzes Reich von Engeln<br />
zu entwickeln, mit unterschiedlich<br />
festgelegten Arbeitsbereichen. Über den<br />
einfachen stehen die höheren, die Erzengel,<br />
und es entstehen himmlische Hierarchien.<br />
Eine herausgehobene Rolle spielt<br />
dabei der Deute-Engel. Er hat schon bei<br />
Hesekiel, später bei Sacharja und Daniel<br />
und zuletzt auch bei Johannes auf<br />
Patmos die Aufgabe, den Sehern ihre<br />
Visionen zu deuten. Da diese sich auf<br />
ihre manchmal bizarr anmutenden Visionen<br />
keinen Reim machen können, sind<br />
sie auf den Deute-Engel als Dolmetscher<br />
himmlischer Bilder und Botschaften angewiesen.<br />
Aus dem Boten ist der Deuter<br />
geworden. Verglichen mit den Boten<br />
Gottes in den frühen Geschichten<br />
zeigt sich der Unterschied: Er ist nicht<br />
mehr der auf der Erde, auf den Wegen<br />
der Menschen Begegnende, sondern gehört<br />
der geheimnisvollen Zwischenwelt<br />
an, die in der Vision geschaut wird (C.<br />
Westermann).<br />
Auch wenn dann im letzten Buch der<br />
Bibel, der Offenbarung des Johannes, die<br />
Engel vom Anfang bis <strong>zum</strong> Ende als die<br />
eigentlich Handelnden erscheinen, wird<br />
jeder Versuch einer besonderen Verehrung<br />
der Engel zurückgewiesen. Als<br />
Johannes, hingerissen von dem, was er<br />
geschaut hat, zu den Füßen des Engels<br />
niederfallen und anbeten möchte, hört er<br />
die warnende Stimme des Engels: Tu es<br />
nicht! (…) Bete Gott an! (Offenbarung 22,<br />
9). Diese Zurückweisung einer besonderen<br />
Verehrung von Engeln ist typisch für<br />
die ganze Bibel. Wir sollen nicht an Engel<br />
glauben und sie anbeten, sondern an<br />
den, der sie beauftragt hat: Gott, unsern<br />
himmlischen Vater.<br />
… und wie ist das<br />
mit dem Schutzengel?<br />
Wenn heute Eltern gebeten werden,<br />
für ihr Kind einen Taufspruch auszuwählen,<br />
dann ist das sehr häufig Psalm 91,11<br />
und 12: »Denn er hat seinen Engeln befohlen,<br />
dass sie dich behüten auf allen<br />
deinen Wegen, dass sie dich auf den<br />
Händen tragen und du deinen Fuß nicht<br />
an einen Stein stoßest.« Dass Eltern ihren<br />
Kindern Schutzengel wünschen, damit<br />
sie vor Unglück und allem Bösen bewahrt<br />
bleiben: Das ist menschlich nur<br />
allzu verständlich. Und sie können sich<br />
– wie das Psalmwort zeigt – dabei ja auch<br />
auf die Bibel berufen. Ja, Jesus selbst<br />
spricht davon, dass Kinder durch ihren<br />
Schutzengel eine besondere Beziehung<br />
<strong>zum</strong> himmlischen Vater haben, und er<br />
warnt damit zugleich die Erwachsenen,<br />
Kinder zu verachten und ihnen Böses<br />
anzutun (Matthäus 18,10). Trotzdem<br />
gilt: Nicht auf den Schutzengel kommt<br />
es letztlich an, sondern auf den himmlischen<br />
Vater, der sie <strong>zum</strong> Schutz und<br />
Geleit von uns Großen und Kleinen abkommandiert<br />
hat. Darum gebühren ihm<br />
allein die Ehre und unser Dank, wenn<br />
wir wieder einmal vor einem schlimmen<br />
Unglück oder Unfall bewahrt blieben. Mit<br />
Martin Luthers Morgen- und Abendsegen<br />
dürfen wir jeden Tag beginnen und<br />
schließen mit der Bitte: Dein heiliger Engel<br />
sei mit mir, dass der böse Feind keine<br />
Macht an mir finde.<br />
Haben sie nun Flügel<br />
oder nicht?<br />
Bleibt schließlich noch die Frage, was<br />
die Bibel <strong>zum</strong> Aussehen der Engel sagt:<br />
Haben sie nun Flügel oder nicht? Legt<br />
die Bibel auf die Beschreibung der Engel<br />
als Boten Gottes keinen Wert – es heißt<br />
da allenfalls vom Engel in der Auferstehungsgeschichte:<br />
seine Gestalt war wie<br />
der Blitz und sein Gewand weiß wie der<br />
Schnee (Matthäus 28, 3) –, so werden<br />
besondere Engel im himmlischen Hofstaat<br />
gelegentlich als Cherubim, geflügelte<br />
Mischwesen von Mensch und Tier,<br />
oder als Seraphim mit sechs Flügeln (Jesaja<br />
6, 2) beschrieben. Einzig von diesen<br />
Schilderungen her wurden seither die<br />
Engel in der darstellenden Kunst einseitig<br />
als Gestalten mit Flügeln – häufig als<br />
Frauen- oder Kindergestalten wiederge- 5<br />
geben. Dabei wurden besonders in der<br />
Zeit der Renaissance und des Barock die<br />
Engel zu molligen Flügelputten, die mit<br />
den in der Bibel bezeugten Engeln nicht<br />
mehr das Geringste zu tun haben. Und<br />
selbst wenn sich die neckisch aussehenden<br />
kleinen Engel der »Sixtinischen<br />
Madonna« von Raffael heute millionenfach<br />
als Wandschmuck in Gestalt von<br />
Postern oder Gipsplastiken in den Wohnungen<br />
wiederfinden, dann ist von solch<br />
kitschiger Verniedlichung keine Verbindungslinie<br />
zur biblischen Welt der Engel<br />
mehr möglich.<br />
Nein, Gottes Engel brauchen keine<br />
Flügel.<br />
Klaus Jürgen Diehl<br />
Foto Miss X / photocase.com<br />
G R U N D S A T Z
O R I E N T I E R U N G<br />
Engel kommen in vielen Geschichten<br />
der Bibel vor und gehören<br />
<strong>zum</strong> Heilshandeln Gottes. Begegnungen<br />
mit Engeln ziehen sich wie ein<br />
roter Faden durch die Bibel. Dabei weisen<br />
die Engel immer wieder auf den hin,<br />
der sie beauftragt hat: auf Gott! Engel –<br />
übersetzt mit Botschafter – überbringen<br />
eine Nachricht, bzw. handeln im Auftrag<br />
Gottes, ihres Auftraggebers. Sie haben<br />
demnach keine eigene Botschaft. Sie<br />
verweisen immer auf Gott. ER steht bei<br />
jeder »Engelshandlung« im Mittelpunkt.<br />
Schon immer jedoch haben Engel etwas<br />
Sonderbares und Geheimnisvolles<br />
an sich. Sie tauchen meist unvermittelt<br />
auf und verändern eine Situation.<br />
Wunsch nach Veränderung<br />
In verzweifelten und (scheinbar) ausweglosen<br />
Situationen ist es der Wunsch<br />
vieler Menschen, dass eine überirdische<br />
Macht sie verändert, bzw. rettet. Zudem<br />
haben wir Menschen den Wunsch,<br />
dass das Unsichtbare und Überirdische<br />
(Trans zendente) auf unserer Erde Gestalt<br />
gewinnt. Oder anders ausgedrückt: Da<br />
man Gott nicht sehen kann, sollen seine<br />
Boten sichtbar werden und handeln.<br />
Gott-Vater vergessen<br />
Viele Menschen in unserer Gesellschaft<br />
haben Gott längst vergessen. Sie haben<br />
keine Kenntnis von der Allmächtigkeit und<br />
Größe des Schöpfergottes. Das Geschöpf<br />
hat seinen Schöpfer vergessen. Gibt es eigentlich<br />
einen, der über uns steht? Diese<br />
Frage wird nicht mehr gestellt, aber die<br />
innere Sehnsucht bleibt. Der Wunsch<br />
nach diesem Übersinnlichen und Überirdischen<br />
ist tief in jedem Herzen verwurzelt.<br />
Es ist die Sehnsucht nach dem »mehr<br />
als nur das, was wir sehen können.« Wie<br />
kann dies nur in unserem Leben passieren?<br />
Ein persönlicher Schutzengel ist für<br />
Menschen leichter vorstellbar, als ein Gott,<br />
der sich gleichzeitig um alle Menschen<br />
kümmern soll. Andere wiederum können<br />
mit einem »Gott als liebenden Vater«-<br />
Bild oder auch »Gott als Richter« nichts<br />
anfangen, da sie selber negative Erfahrungen<br />
mit ihrem Vater gemacht haben,<br />
6<br />
bzw. Gott nur als Bedrohung sehen. Besser<br />
ist da schon ein Engel, den man sich<br />
evtl. noch gefügig machen kann, und der<br />
einem persönlich hilft.<br />
Vorbilder im Fernsehen<br />
Diese Sehnsucht haben sich viele Medien<br />
zu Nutzen gemacht. Seitdem es Film<br />
und Fernsehen gibt, spielen Engel dort<br />
eine entscheidende Rolle. In der frühen<br />
Zeit der DDR wurde vor allem die Zeichentrick-Serie<br />
»Arthur der Engel« prägend<br />
für viele Heranwachsende. Obwohl<br />
die Regierung der DDR dieses Übersinnliche<br />
und Gott nicht mehr haben wollte.<br />
Der Wunsch der Menschen blieb und die<br />
Kinder, mit ihnen viele Eltern, schauten<br />
mit Freude diese Serie. In den 80ern des<br />
letzten Jahrhunderts war im Fernsehen<br />
vor allem die Serie »Ein Engel auf Erden«<br />
mit Michael Landon prägend. Die<br />
Serie hatte höchste Einschaltquoten.<br />
Ein Engel bringt Gestrauchelte wieder<br />
auf den rechten Weg<br />
oder unglückliche<br />
Menschen das<br />
Glück zurück,<br />
bzw. zeigt auf,<br />
wie diese das<br />
Glück selbst finden<br />
können – auch im<br />
Kleinen. Diese Aspekte zeigen die tiefe<br />
Sehnsucht der Menschen, dass sie sich<br />
wünschen, dass jemand ganz persönlich<br />
für sie da ist, der sich ausschließlich in<br />
einer Situation um sie kümmert.<br />
Wunsch nach<br />
persönlicher Zuwendung<br />
Viele sehen hinter einem Engel auch<br />
einen verstorbenenAngehörigen.<br />
Sie<br />
meinen, der<br />
Verstorbene wird,<br />
sofern es ein Leben nach<br />
dem Tode gibt, dann automatisch<br />
ein Engel. Der Aspekt<br />
dabei ist die Sehnsucht<br />
nach persönlicher Zuwendung<br />
und Rat in Situationen, in denen<br />
man selbst nicht weiterkommt.<br />
Der »Engel-Angehörige«<br />
steht einem immer<br />
persönlich zur Seite, so die<br />
Ansicht. Diese Dinge mit Gott<br />
zu besprechen, davor haben<br />
manche Menschen Angst.<br />
Gott ist der Allmächtige, mit<br />
ihm kann ich doch nicht persönlich<br />
reden. Ein Engel ist<br />
schon eher ein Gegenüber,<br />
dem man sich gewachsen sieht<br />
und mit dem man sich traut zu<br />
sprechen.<br />
Über Engel<br />
und Gott reden<br />
Was kann ein »Engel-Glauben«<br />
bewirken? Ich denke, hier haben viele<br />
Menschen eine erste Ahnung und ein erstes<br />
Empfinden für eine Welt, die hinter<br />
dem Augenscheinlichen liegt. Wer an Engel<br />
glauben kann, der hat schon einen<br />
Zugang oder eine Ahnung zu und von<br />
dieser neuen Welt bekommen. Deshalb<br />
ist das Gespräch über Engel und ihre<br />
positiven Aspekte und Empfindungen<br />
ein guter Anknüpfungspunkt, über »die<br />
geistliche Welt« ins Gespräch zu kommen.<br />
Hier kann man auf offene Ohren<br />
und Herzen stoßen. Wichtiger als Engel<br />
zu kennen ist es, den Auftraggeber der<br />
Engel zu kennen: den liebenden Gott<br />
und den Schöpfer aller Dinge – auch<br />
den der Engel.<br />
Thomas Maier<br />
Moderner<br />
Engel<br />
Irr<br />
Glaube<br />
Warum Menschen<br />
Engel an die Stelle<br />
Gottes setzen
Wie ein Engel<br />
Es liegt schon Jahre zurück. Wir<br />
waren mit einer Gruppe von Mitarbeitern<br />
zu einer Bergwoche ins polnische<br />
Hochgebirge gefahren. An einem<br />
der Tage brachen wir schon frühmorgens<br />
auf, um den Gipfel des Giewont zu ersteigen,<br />
der weithin sichtbar über der<br />
Stadt Zakopane aufragt. Der Himmel war<br />
bedeckt, doch es war trocken und die<br />
Sicht war gut. Nach zwei Stunden Aufstieg<br />
änderte sich dies zunehmend. Die<br />
Wolken schoben sich zwischen die Berge<br />
und der Nebel nahm zu. Irgendwann<br />
auf einem Bergsattel ging es nicht mehr<br />
weiter. Wir konnten nur noch wenige Meter<br />
weit sehen und vor uns verzweigten<br />
sich die Wanderpfade. Wir suchten vergeblich<br />
nach einem Wegweiser und am<br />
Ende wussten wir noch nicht einmal<br />
mehr, woher wir eigentlich gekommen<br />
waren. Ratlos standen wir beisammen.<br />
Ein weiterer Aufstieg schien sinnlos. Wir<br />
mussten zurück, aber wohin genau? Eine<br />
falsche Richtungsentscheidung führte<br />
uns vielleicht zu einer dieser gefährlichen,<br />
steil abfallenden Wegpassagen,<br />
statt ins Tal zurück. Guter Rat war teuer.<br />
Einer von uns betete kurz entschlossen,<br />
dass Gott uns helfen möge – wie auch<br />
immer. Laut oder leise sprachen wir alle<br />
ein Amen dazu.<br />
Dann plötzlich die Überraschung.<br />
Wie aus dem Nichts tauchte ein Wanderer<br />
auf, der zielsicher seinen Weg<br />
durch den dichten Nebel ging. Er kam<br />
auf uns zu und wollte schweigend vorüber<br />
gehen. Geistesgegenwärtig fragte<br />
einer von uns, in seine Laufrichtung<br />
deutend: Zakopane? Er nickte nur und<br />
lief ohne Worte weiter. Bevor wir uns<br />
gesammelt hatten, war er in der dicken<br />
Wolkensuppe verschwunden. Aber nun<br />
wussten wir, welchen Pfad wir nehmen<br />
mussten. Vorsichtig stiegen wir ab und<br />
nach einiger Zeit tauchte ein uns schon<br />
bekannter Wegweiser auf. Wir wussten<br />
wieder, wo wir waren und wohin wir<br />
mussten.<br />
Unser Rätseln über die unverhoffte<br />
Hilfe dauerte noch lang. Wer war der<br />
Wanderer? Wieso kam er so früh morgens<br />
schon von den Bergen herab und<br />
was ließ ihn so sicher seinen Weg durch<br />
den Nebel gehen? Vielleicht war es nur<br />
ein ganz normaler Mensch, der hier in<br />
der Region wohnte und sich in den Bergen<br />
auskannte. Für uns war er ein Engel,<br />
der uns unverhofft half. Da waren wir<br />
uns am Ende sicher.<br />
Dennoch bleibt dies eine spannende<br />
Frage: Können Menschen<br />
zu Engeln werden? Die Bibel erzählt uns<br />
von Engeln, die wie Menschen erscheinen.<br />
Aber finden wir auch das Gegenteil,<br />
Menschen, die uns wie Engel erscheinen?<br />
Ich habe Teilnehmerinnen des Freiwilligen<br />
Missionarischen Jahres am <strong>CVJM</strong>-<br />
Missio-Center nach ihrer Meinung befragt<br />
und sie antworten wie folgt:<br />
»Ja. Und es müssen nicht einmal Menschen<br />
sein, die einem vertraut sind. Es<br />
können total fremde Menschen sein, die<br />
einem irgendwo auf der Welt über den<br />
Weg laufen. Sie werden zu Engeln, wenn<br />
sie uns durch ein Wort oder eine Tat<br />
Gottes Willen zeigen oder seine Antwort<br />
auf eine unserer Fragen liefern«. Wiebke<br />
»Menschen sind keine Engel, aber sie<br />
können die Aufgaben von Engeln ausführen,<br />
nämlich Botschafter Gottes sein.<br />
Gott kann Menschen zu uns senden, die<br />
uns helfen und begleiten – wie Engel –<br />
und uns Gottes Willen sagen.« Sarah<br />
»Ich denke, Menschen können für uns<br />
zeitlich begrenzt Engel sein. Dabei gibt<br />
es keinen Standardtyp; die einen haben<br />
ein Wort von Gott für dich, die anderen<br />
helfen dir praktisch. Auch wohltuende<br />
Freundschaften können etwas Engelhaftes<br />
für uns haben.« Joy-Isabel<br />
»Menschen können für uns wie Engel<br />
sein. Wenn mir ein – vielleicht unbekannter<br />
– Mensch in außergewöhnlicher<br />
Weise hilft, stimmt das mit meiner Vorstellung<br />
von Engeln überein, macht ihn<br />
aber noch nicht <strong>zum</strong> Engel.« Lisa<br />
Engel sind Boten, das ist ihr Name.<br />
Meist sind damit himmlische Wesen 7<br />
gemeint. Die Bibel ist voller Beispiele dafür.<br />
Aber sie kennt auch menschliche Boten,<br />
die diesen Namen tragen. Johannes<br />
der Täufer wird so genannt (Matth.<br />
11,10). Auch alttestamentliche Propheten<br />
sind Boten in diesem Sinn. Nicht<br />
dass jemand etwas Nettes tut, macht ihn<br />
schon <strong>zum</strong> Engel. Schon gar nicht ist es<br />
ein Prädikat für Gutmenschen. Dass Gott<br />
einen Menschen mit einer besonderen<br />
Botschaft oder einem Auftrag betraut,<br />
lässt ihn Engeldienste tun. Auch wenn<br />
er oder sie dabei ganz Mensch bleiben.<br />
Vielleicht sind wir selbst schon in diesem<br />
Sinn Engel gewesen oder werden<br />
es noch. Es wäre ein besonderer Segen.<br />
Wolfgang Freitag<br />
Foto: tobeys / photocase.com<br />
I M P U L S
I M P U L S<br />
8<br />
eine Engel-Vorstellung aus<br />
Kindertagen habe ich einem eindrucksvollen<br />
Bild entnommen. Es hing<br />
über dem Bett meiner Eltern. Zu sehen<br />
war ein Geschwisterpaar, das auf einer<br />
wackeligen, unvollständigen Holzbrücke<br />
einen reißenden Wildbach überqueren<br />
wollte. Hinter dem Rücken der Kinder<br />
wachte eindrucksvoll ein beflügelter junger<br />
Mann über dem gefährlichen Unternehmen<br />
und hielt seine schützenden<br />
Hände über die Kinder. Ein Bild, das<br />
noch in der Mitte des 20. Jhd. in vielen<br />
Haushalten zu finden war. Mittlerweile<br />
ist es in unserer Familie abhanden ge-<br />
Engel begleiten mich…?<br />
kommen; selbst meine Durchforstung<br />
des alten Dachbodens blieb ergebnislos.<br />
Ein Flohmarkt könnte sicher zur Ersatzbeschaffung<br />
beitragen. Aber das lasse<br />
ich lieber sein!<br />
Denn mein »Engelbild« ist erwachsen<br />
geworden und hat eine wesentlich gesichertere<br />
Grundlage bekommen, als sie<br />
die bildlichen Impressionen vom Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts hergaben. Mein<br />
heutiges »Engelbild« habe ich mir aus<br />
den biblischen Erzählungen und Aussagen<br />
zusammengetragen. Was mir dabei<br />
wesentlich erscheint, das ersetzt mir<br />
viele romantische Engelbilder aus Farben<br />
oder Worten. Wie sehen Engel aus,<br />
die mich heute begleiten?<br />
Sie sind keine Dauerbegleiter<br />
in allen Lebenslagen<br />
Engel stehen zuerst Gott zur Verfügung<br />
und sie dienen ihm! Sie handeln<br />
immer auftragsgemäß! Damit wird die<br />
Prioritätenfrage geklärt:<br />
Erst wenn Gott sie <strong>zum</strong> persönlichen<br />
Schutz seiner Menschen beauftragt,<br />
greifen Sie ganz individuell ins Leben<br />
ein. Viele biblischen Erzählungen berichten<br />
davon, dass und wie Gottes Engel<br />
bewahren und begleiten. Sie holen z.B.<br />
sogar einen Mann in Ketten, unbemerkt<br />
von den Wachen, aus dem Gefängnis heraus<br />
(Apg 12)!<br />
Bildquelle: http://www.zeno.org - Zenodot Verlagsgesellschaft mbH M<br />
Sie sind keine<br />
bequemen Lebenshelfer<br />
für alle Notlagen<br />
Die biblischen Engel ersparen nicht<br />
den Lebenskampf und nicht die geistlichen<br />
Kämpfe, die ein Mensch auszufechten<br />
hat. Hagars Engel z.B. (1. Mose<br />
16) hat ihr nicht den Rückweg in ihre<br />
alten Verhältnisse erspart. Marias Engel<br />
(Lukas 1) hat sie in großen Erklärungsnöten<br />
ihrem Bräutigam und ihrer<br />
Familie gegenüber zurückgelassen. Jesus<br />
(Lukas 22) musste seinen schweren<br />
Weg allein bis <strong>zum</strong> bitteren Ende gehen<br />
– kein Engel, der ihn befreit hat. Aber einer,<br />
der ihn auf seinem Weg <strong>zum</strong> Kreuz<br />
gestärkt hat.<br />
Der Dank<br />
gehört dem Auftraggeber<br />
Engel sind Boten. Deshalb brauchen<br />
sie einen Auftraggeber. Bis heute weiß<br />
der Auftraggeber dieser besonderen Boten<br />
viele Weisen, aus der Not zu helfen.<br />
Bis heute werden deshalb Menschen, die<br />
diesem Gott vertrauen, auch wunderbare<br />
Erfahrungen der Wegbegleitung in<br />
schweren Zeiten machen. Sie werden<br />
immer wieder darüber staunen, wie sich<br />
Lebensverwicklungen lösen und wie die<br />
Kräfte <strong>zum</strong> Durchhalten stärker waren<br />
als die Gefahren. Und Menschen, die diesem<br />
Gott vertrauen, werden die erfahrene<br />
Hilfe in ihrem Leben immer richtig<br />
einzuordnen wissen. Denn der Lebensdank<br />
für alle Begleitung gehört nicht den<br />
Boten, sondern immer ihrem Auftraggeber!<br />
Nicht auf<br />
besondere Engel warten<br />
Jeder Mensch darf den himmlischen<br />
Vater um seine Begleitung bitten. Wie<br />
Gott diese Bitte erfüllt, bleibt aber sein<br />
Geheimnis. Selbst bei offensichtlichem<br />
Unglück muss das längst nicht bedeuten,<br />
dass der Schutzengel versagt hat oder<br />
sein Auftraggeber gar die Bitte um Begleitung<br />
und Bewahrung ausgeschlagen<br />
hätte. Mit solchen denkerischen Kurzschlüssen<br />
lässt sich weder das Leben,<br />
noch das persönliche Schicksal, noch<br />
das Wirken Gottes in dieser Welt erklären.<br />
Aus den biblischen Zusagen wissen<br />
wir, dass Gott alle Menschen liebt.<br />
Warum sollte Gott, der sich und seinen<br />
Zusagen zu allen Zeiten treu bleibt, die<br />
ernsthafte Bitte eines Menschen um Lebensbegleitung<br />
und –führung ausschlagen?<br />
Deshalb halte ich mich in schweren<br />
und in guten Zeiten an Gottes Zusagen<br />
fest! Ich werde deshalb nicht auf einen<br />
besonderen Engel warten. Aber ich werde<br />
mich festhalten an der Zusage, die<br />
der auferstandenen Jesus Christus mir<br />
und jedem gibt, der das will: »Siehe, ich<br />
bin bei euch alle Tage bis an der Welt<br />
Ende.« (Matthäus 28, 20)<br />
Silke Traub
Engel Aloisius & Co<br />
»Luja, sog I!«<br />
ruft ein kleiner, dicklicher, ziemlich mies<br />
gelaunter Mann mit kleinen Flügeln,<br />
Dienstmann-Kappe und weißem Gewand,<br />
während er auf einer Wolke sitzt<br />
und mürrisch auf seine Harfe einschlägt.<br />
»Zäfix, Halleluja!«<br />
Außerhalb <strong>Bayern</strong>s kennt die Geschichte<br />
kaum jemand. Unter weißblauem<br />
Himmel jedoch gehört das Stück<br />
»Ein Münchner im Himmel« mittlerweile<br />
zur Volksliteratur. Seit 1962 gibt es auch<br />
eine etwa 10-minütige Zeichentrick-Verfilmung.<br />
Der Text, den Ludwig Thoma im<br />
Jahr 1911 erstmalig veröffentlichte, handelt<br />
vom Dienstmann Alois Hingerl. Dieser<br />
erledigt einen Auftrag am Münchner<br />
Hauptbahnhof »mit einer solchen Hast«,<br />
dass ihn der Schlag trifft und er von zwei<br />
Engelein mühevoll in den Himmel geschleppt<br />
wird. Dort wird aus ihm selbst<br />
der Engel Aloisius, der schon bald fluchend<br />
anstatt singend auf einer Wolke<br />
sitzt und für allerlei Wirbel sorgt.<br />
Die Vorstellungen und Darstellungen<br />
von Engeln in Kunst und Kultur waren<br />
über die Jahrhunderte einem starkem<br />
Wandel unterworfen. Dabei entsprangen<br />
sowohl das Treiben in himmlischen Gefilden,<br />
wie auch das Aussehen der dortigen<br />
Bewohner nicht selten mehr der<br />
Phantasie der Urheber als den biblischen<br />
Überlieferungen.<br />
Während in frühchristlichen Darstellungen<br />
Engel als Jünglinge in langen<br />
Gewändern und zunächst noch ohne<br />
Flügel gezeigt werden, ändert sich<br />
diese Vorstellung so nach und<br />
nach. Uns allen am geläufigsten<br />
dürfte ein Bild sein,<br />
das eher kleinen, dicken<br />
Kindern gleicht. Dies geht<br />
unter anderem zurück auf Renaissance-<br />
Bilder wie das der Sixtinischen Madonna<br />
von Raffael. Dort werden am unteren<br />
Bildrand zwei Kinder mit viel zu kleinen<br />
Flügeln dargestellt, die die restliche Szenerie<br />
eher gleichgültig betrachten. Bis<br />
heute nennt man diese Engel Putten,<br />
vom italienischen Wort »putto«, was so<br />
viel wie »Knäblein« bedeutet.<br />
Die beiden dicklichen Knaben wurden<br />
in der Romantik zu Beginn des 19.<br />
Jahrhunderts richtig berühmt und seitdem<br />
praktisch ausschließlich ohne das<br />
restliche Bild dargestellt. Bei vielen hat<br />
sich diese Vorstellung dann festgesetzt,<br />
<strong>zum</strong>al man in barocken Gotteshäusern<br />
massenhaft ganz ähnlich dargestellte<br />
Kollegen von ihnen betrachten kann.<br />
Ein Blick in die Bibel, zu den Geschichten,<br />
in denen von Engeln die<br />
Rede ist, bringt uns dann <strong>zum</strong> Staunen.<br />
Maria, <strong>zum</strong> Beispiel, erschrickt als sie<br />
der Engel grüßt. Wären es die beiden<br />
Spitzbuben aus Raffaels Gemälde gewesen,<br />
hätte sie wahrscheinlich eher einen<br />
Lachkrampf bekommen. Oder sie hätte<br />
sich zu den Knäblein heruntergebeugt<br />
und sie gestreichelt. Was diese zu sagen<br />
gehabt hätten, wäre unter Umständen<br />
nicht so beeindruckend gewesen.<br />
Das biblische Zeugnis erweckt auch<br />
eher den Eindruck, als ob es sich bei Engeln<br />
um männlich wirkende, große Gestalten<br />
handeln müsste. Seit dem Ende<br />
des 19. Jahrhunderts werden diese jedoch<br />
<strong>zum</strong>eist weiblich dargestellt. Man<br />
Engel in Kunst<br />
und Kultur<br />
denke nur an das Nürnberger Christkind:<br />
ein weiblicher Engel, der mit einer langen,<br />
blonden Lockenpracht vornehmlich<br />
Weihnachtsmärkte, unter anderem<br />
in Chicago, eröffnet.<br />
Treffen Vorstellungen aus den letzten<br />
Jahren dann eher den Kern? So lieferte<br />
Nicolas Cage 1998 im Film »City of<br />
Angels«, einem Remake des Wim-Wenders-Klassikers<br />
»Himmel über Berlin«,<br />
einen Engel ab, mit dem Raffael wohl<br />
wenig anzufangen gewusst hätte. Langer<br />
schwarzer Mantel, schwarze Stiefel. Ist<br />
das das neue Bild vom Engel?<br />
Oder gar das, was die Trash-Kultur<br />
der letzten Jahre hervorgebracht hat?<br />
Wie etwa in dem Film »Legion«, einem<br />
Fantasy-Film der Anfang 2010 einen eher<br />
miltaristischen Engel-Typus zeigte: mit<br />
stählernen, kugelsicheren Flügeln, bis<br />
an die Zähne bewaffnet und wild um sich<br />
ballernd?<br />
Auch wenn ich weiß, dass weder das<br />
eine noch das andere viel mit dem<br />
biblischen Bild des Engels zu tun hat, ist<br />
mir in diesem Fall der Aloisius doch noch<br />
lieber. Mit dem hat Gott nämlich ein Einsehen<br />
und schickt den Grantler als Himmelsboten<br />
mit göttlichen Ratschlägen<br />
für die bayerische Regierung nach München<br />
zurück. Kaum hat Aloisius aber bayerischen<br />
Boden betreten, wähnt er sich<br />
im Himmel. Seine Füße lenken ihn direkt<br />
ins Hofbräuhaus, wo er vor lauter Biergenuss<br />
seinen Auftrag völlig vergisst. »Und<br />
so«, heißt es bei Ludwig Thoma am Ende,<br />
»wartet die bayerische Regierung bis heute<br />
auf die göttlichen Eingebungen!«<br />
Aber wie gesagt: Biblisch<br />
belegt ist das nicht!<br />
Jonny Pechstein,<br />
<strong>CVJM</strong> <strong>Bayern</strong><br />
I M P U L S<br />
Foto »Putte«: sbuechel / photocase.com<br />
17
»Der Cherub steht nicht mehr dafür«<br />
Die Bibel nennt sie die »starken Helden,<br />
die seine Befehle ausrichten (…) seine<br />
Diener, die seinen Willen tun« (Ps. 103,<br />
20.21) Und diese starken Helden Gottes,<br />
die Diener seines Willens, mussten einmal<br />
einen schrecklichen Auftrag durchführen.<br />
Als die Menschen gegen Gott<br />
rebellierten heißt es: »Und er (Gott)<br />
trieb den Menschen hinaus und ließ<br />
lagern vor dem Garten Eden die Cherubim<br />
mit dem flammenden, blitzenden<br />
Schwert, zu bewachen den Weg zu<br />
dem Baum des Lebens.« (1. Mo. 3,24)<br />
O R I E N T I E R U N G<br />
Illustration: Jörg Peter / www.comiczeichner.de<br />
Engel in Weihnachtsliedern<br />
Engel gehören unverzichtbar <strong>zum</strong><br />
Weihnachtsfest. So wie Maria und<br />
Joseph, das Kind in der Krippe, die Hirten,<br />
die drei Weißen, Ochs und Esel.<br />
Weihnachten ohne Engel? Unvorstellbar!<br />
Und so haben sich die Weihnachtsgottesdienste<br />
mit dem traditionellen Krippenspiel<br />
tief in meiner Erinnerung eingeprägt.<br />
Engel, das waren immer Mädchen<br />
mit langen, manchmal lockigen Haaren,<br />
in weißen Kleidern und mit einer Kerze<br />
18<br />
in der Hand. Unsere Dorfkirche erstrahlte<br />
beim Einzug der »himmlischen Heerscharen«,<br />
und jede Oma bekam vor Rührung<br />
feuchte Augen bei diesem Anblick.<br />
Zu Hause fehlten die Engel natürlich<br />
auch nicht. Sie gehörten <strong>zum</strong> Ensemble<br />
der aufgebauten Weihnachtskrippe und<br />
schmückten den Weihnachtsbaum. Und<br />
neben dem sächsischen Bergmann stand<br />
immer auch ein Engel. Beide hielten in<br />
ihren Händen Kerzen, die zu Weihnachten<br />
angezündet wurden. Kerzen, an<br />
denen wir als Kinder, trotz strengsten<br />
Verbotes, gern herumspielten. Und so<br />
waren die beiden längst ihrer ursprünglichen<br />
Würde beraubt worden. Die Gesichter<br />
von Bergmann und Engel waren<br />
angebrannt und rußgeschwärzt.<br />
Später kamen zu diesen Engelvorstellungen<br />
noch die runden pausbäckigen Engel<br />
dazu, die jede barocke Kirche zieren<br />
und auf unzähligen Bildern »Alter Meister«<br />
zu finden sind. Die sich trotz ihres<br />
scheinbaren Übergewichts in luftige Höhen<br />
schwingen können, sich rührend um<br />
das Kind in der Krippe kümmern oder mit<br />
verschmitztem Lächeln das ganze Treiben<br />
im Stall von Bethlehem beobachten.<br />
Weihnachten ohne Engel –<br />
das geht gar nicht!<br />
Aber all diese Engelvorstellungen,<br />
auch wenn sie sich seit Kindheitstagen<br />
tief in uns eingeprägt haben, haben<br />
nichts, aber auch gar nichts mit den Engeln<br />
der Bibel und den Engeln in unseren<br />
Weihnachtsliedern zu tun.<br />
Die weihnachtlichen Liederdichter<br />
hatten wohl noch eine Ahnung davon,<br />
was Engel sind und warum die Hirten so<br />
erschraken, als die Engel zu ihnen traten<br />
»und die Herrlichkeit des Herrn sie<br />
umleuchtete«. Da war nichts von sanfter<br />
Rührung, da war nur eins: »und sie fürchteten<br />
sich sehr«. Engel haben mit blondgelockten<br />
kleinen Mädchen nichts zu tun.<br />
Aber Weihnachten verändert alles. Die<br />
Engel kommen nicht mehr mit dem bloßen,<br />
blitzendem Schwert, sondern mit<br />
einer erlösenden Botschaft: »Euch ist<br />
heute der Heiland geboren!« (Lk. 2,11)<br />
»Heut schließt er wieder auf die Tür<br />
/ <strong>zum</strong> schönen Paradeis; / Der Cherub<br />
steht nicht mehr dafür. / Gott sei Lob,<br />
Ehr und Preis!« (EG 27)<br />
Gott hat die Trennung aufgehoben.<br />
Die Freude der Engel darüber ist gren-<br />
zenlos: »(…) des freuet sich der Engel<br />
Schar.« (EG 23) »Die Engel lieblich singen,<br />
/ freu dich, du Christenheit, / tun<br />
gute Botschaft bringen, / verkündigen<br />
große Freud!« (EG 49)<br />
Die Engel zeigen auf Jesus. Das ist<br />
ihr Auftrag und davon sprechen unsere<br />
Weihnachtslieder: »Es ist der Herr Christ,<br />
unser Gott, / der will euch führn aus aller<br />
Not, / der will eu’r Heiland selber sein, /<br />
von allen Sünden machen rein.« (EG 24)<br />
Wer das für sich annimmt und darauf<br />
antwortet: »Eins aber, hoff ich, wirst du<br />
mir, / mein Heiland, nicht versagen: /<br />
dass ich dich möge für und für / in, bei<br />
und an mir tragen. / So lass mich doch<br />
dein Kripplein sein; / komm, komm und<br />
lege bei mir ein / dich und all deine<br />
Freuden.« (EG 37)<br />
Wir brauchen nicht fünfzig Engel für<br />
die Seele, sondern wir brauchen Jesus<br />
Christus. Mit ihm kommt die Freude in<br />
unser Leben, die ein himmlisches Echo<br />
hat: »So, sage ich euch, wird Freude sein<br />
vor den Engeln Gottes über einen Sünder,<br />
der Buße tut.« (Lk. 15,10)<br />
Gunder Gräbner, Landesreferent im<br />
<strong>CVJM</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong> e.V.
Hallo, Engel!<br />
Also, mal ehrlich: Mir wäre es leichter<br />
gefallen, über meine Enkel zu<br />
schreiben. Die kann ich anfassen. Die<br />
machen mir Freude – oder auch nicht.<br />
Je nachdem. Mit denen kann ich mich<br />
unterhalten. Die kann ich sogar mit Namen<br />
anreden. Aber Engel?<br />
Natürlich weiß ich, dass sie in der Bibel<br />
eine nicht unbedeutende Rolle spielen.<br />
Manche haben sogar einen Namen.<br />
Und oft reden sie auch mit Menschen.<br />
Nur: Mir ist leider noch keiner begegnet.<br />
Mit mir hat noch keiner geredet. Mich<br />
hat noch keiner bei der Hand gefasst<br />
und – wie dem Petrus in Apg.12 – gesagt:<br />
»Steh auf«! Oder vielleicht doch?<br />
Vielleicht habe ich es bloß nicht gemerkt.<br />
Vielleicht war ich zu kurzsichtig?<br />
Vielleicht bin ich bloß zu sehr mit<br />
mir beschäftigt gewesen, als dass ich<br />
sie wahrgenommen hätte? Schließlich<br />
sagt die Bibel, dass sie »dienstbare Geister«<br />
sind, die Gott aussendet, denen,<br />
»die das Reich ererben sollen«, auf die<br />
Sprünge zu helfen. Dann will ich nicht<br />
klüger sein als mein Gott, der sie anscheinend<br />
für wichtig erachtet. War die<br />
Frau des ehemaligen DDR-Botschafters<br />
in Indonesien, die mir Landpomeranze<br />
1987 auf dem Flug nach Singapur so<br />
hilfreich zur Seite stand, vielleicht ein<br />
Engel? Ist mein Freund, der mir in allen<br />
Dienstjahren in Sachsen mein Auto<br />
repariert hat, vielleicht ein verkappter<br />
Engel? Ich habe es zwar noch nie zu ihr<br />
gesagt, aber manchmal erscheint mir<br />
meine Frau wie ein Engel. Und nicht nur,<br />
wenn sie im Nachtgewand vor mir steht.<br />
»Es müssen nicht Männer mit Flügeln<br />
sein, die Engel«, schreibt Rudolf Otto<br />
Wiemer. Sicher hat er Recht.<br />
Aber ganz sicher ist es nicht recht,<br />
welcher Stellenwert heute oft den Engeln<br />
zugestanden wird: Da nehmen sie<br />
die Stelle Gottes ein. Da wird von ihnen<br />
Erlösung und Heil erwartet. Da glaubt<br />
man eher an die Engel, als an den gekreuzigten<br />
und auferstanden Herrn<br />
Jesus Christus. Da befördert man die<br />
Dienstboten in die Chefetage. Das sind<br />
die Engel bestimmt nicht. Lassen wir den<br />
Engeln den Rang, der ihnen vom Herrn<br />
des Himmels und der Erde zugewiesen<br />
ist: Dienstboten für seine Kinder hier auf<br />
dieser Erde. Gott ist kein kleiner Herr.<br />
Er ist umgeben von einem himmlischen<br />
Hofstaat. Und zu dem gehören auch die<br />
Engel. Aber angebetet wird nur ER. Und<br />
regiert wird auch nur von ihm. Deshalb<br />
stimmen die Engel in den Lobgesang aller<br />
Kreaturen ein: »Dem, der auf dem<br />
Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und<br />
Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit<br />
zu Ewigkeit!«<br />
Dass meine Enkel auch mit einstimmen,<br />
darum bete ich.<br />
Vielleicht hilft ihnen ein Engel dabei.<br />
Rainer Dick<br />
G L O S S E<br />
Illustration: Jörg Peter / www.comiczeichner.de<br />
19
Der Engel, der nicht mitsingen wollte<br />
G E S C H I C H T E<br />
Foto: matthmatsen / photocase.com<br />
20<br />
Als die Menge der himmlischen<br />
Heerscharen über den Feldern<br />
von Bethlehem jubelte: »Ehre sei Gott<br />
in den Höhen und Friede auf Erden unter<br />
den Menschen« – hörte ein kleiner<br />
Engel plötzlich zu singen auf. Obwohl<br />
er im unendlichen Chor nur eine kleine<br />
Stimme war, machte sich sein Schweigen<br />
doch bemerkbar. Engel singen in<br />
ge schlossenen Reihen, da fällt jede<br />
Lücke sogleich auf. Die Sänger neben<br />
ihm stutzten und setzten ebenfalls aus.<br />
Das Schweigen pflanzte sich rasch fort<br />
und hätte beinahe den ganzen Chor ins<br />
Wanken gebracht, wenn nicht einige unbeirrbare<br />
Großengel mit kräftigem Anschwellen<br />
der Stim men den Zusammenbruch<br />
des Gesanges verhindert hät ten.<br />
Einer von ihnen ging dem gefährlichen<br />
Schweigen nach. Mit bewährtem<br />
Kopfnicken ordnete er das weitere Singen<br />
in der Umgebung und wandte sich<br />
dem kleinen Engel zu. »Warum willst du<br />
nicht singen?«, fragte er ihn streng. Er<br />
antwortete: »Ich wollte ja singen. Ich<br />
habe meinen Part gesungen bis <strong>zum</strong><br />
›Ehre sei Gott in den Höhen‹. Aber als<br />
dann das mit dem ›Frieden auf Erden<br />
unter den Men schen‹ kam, konnte ich<br />
nicht mehr weiter mitsingen. Auf einmal<br />
sah ich die vielen römischen Soldaten in<br />
diesem Land und in allen Ländern. Immer<br />
und überall verbreiten sie Krieg und<br />
Schrecken, bringen Junge und Alte um<br />
und nennen das römischen Frieden. Und<br />
auch wo nicht Soldaten sind, herrschen<br />
Streit und Gewalt, fliegen Fäuste und<br />
böse Worte zwischen den Menschen und<br />
regiert die Bit terkeit gegen Andersdenkende.<br />
Sogar dieses Paar mit dem neugeborenen<br />
Kind musste wegen der Militärsteuer<br />
nach Bethlehem ziehen, und<br />
wer weiß, was die Menschen mit diesem<br />
Kind machen werden!«<br />
»Weißt denn du es?«, unterbrach ihn<br />
der Großengel. »Nein, ich weiß es nicht<br />
und kann es nicht voraussehen«, erwiderte<br />
der Kleine. »Aber das, was ich<br />
sehe, genügt mir. Es ist nicht wahr, dass<br />
auf Erden Friede unter den Men schen ist,<br />
und ich singe nicht gegen meine Überzeugung!«<br />
Und er zeigte ein trotziges<br />
Gesicht. Einige seiner jüngeren Nachbarn<br />
riefen laut Beifall.<br />
»Schweigt! – vielmehr: singt!«, rief<br />
der große Engel ih nen zu und nahm den<br />
jungen Rebellen zur Seite. Dort sprach<br />
er ihm zu: »Du willst also wissen, was<br />
Frie de ist? Du lässt zu, dass ein friedloser<br />
Gedanke durch dein Gemüt zieht,<br />
und steckst andere mit deiner Unruhe<br />
an? Du brichst die Harmonie unseres<br />
Gotteslobes und störst die Einheit der<br />
himmlischen Welt, weil dir der Unfriede<br />
der menschlichen Welt zu schaffen<br />
macht? Du verstehst nicht, was in dieser<br />
Nacht in Bethlehem geschehen ist, und<br />
willst die Not der ganzen Welt verstehen?«<br />
Der kleine Engel verteidigte sich:<br />
»Ich behaupte nicht, alles zu verstehen.<br />
Aber ich merke doch den Unterschied<br />
zwischen dem, was wir singen, und dem,<br />
was auf Erden ist. Er ist für mein Empfinden<br />
zu groß, und ich halte diese Spannung<br />
nicht länger aus.«<br />
Der große Engel schaute ihn lange<br />
schweigend an. Er sah wie abwesend<br />
aus. Es war, als ob er auf eine höhere<br />
Weisung lauschen würde. Dann nickte<br />
er und begann zu reden: »Gut. Du leidest<br />
am Zwiespalt zwischen Himmel und<br />
Erde, zwischen der Höhe und der Tiefe.<br />
So wisse denn, dass in dieser Nacht<br />
eben dieser Zwiespalt überbrückt wurde.<br />
Dieses Kind, das geboren wurde und um<br />
dessen Zukunft du dir Sorgen machst,<br />
soll unseren Frieden in die Welt bringen.<br />
Gott gibt in dieser Nacht seinen Frieden<br />
allen und will auch den Streit der Menschen<br />
gegen ihn be enden. Deshalb singen<br />
wir, auch wenn die Menschen die ses<br />
Geheimnis mit all seinen Auswirkungen<br />
noch nicht hören und verstehen. Wir<br />
übertönen mit unserem Gesang nicht<br />
den Zwiespalt, wie du meinst. Wir singen<br />
das neue Lied.« Der kleine Engel rief:<br />
»Wenn es so ist, singe ich gerne weiter.«<br />
Der Große schüttelte den Kopf und<br />
sprach: »Du wirst nicht mitsingen. Du<br />
wirst einen anderen Dienst überneh men.<br />
Du wirst nicht mit uns in die Höhe zurückkehren.<br />
Du wirst von heute an den<br />
Frieden Gottes und dieses Kin des zu den<br />
Menschen tragen. Tag und Nacht wirst du<br />
un terwegs sein. Du sollst an ihre Häuser<br />
pochen und ihnen die Sehnsucht nach<br />
ihm in die Herzen legen. Du musst<br />
bei ihren trotzigen und langwierigen<br />
Verhandlungen dabei sein und mitten<br />
ins Gewirr der Meinungen und<br />
Drohun gen deinen Gedanken fallen<br />
lassen. Du musst ihre heuch lerischen<br />
Worte aufdecken und die andern<br />
gegen die falschen Töne<br />
misstrauisch machen, damit<br />
die wahre Meinung <strong>zum</strong> Vorschein<br />
kommt und sie erschrecken.<br />
Sie werden dir die Türe<br />
weisen, aber du wirst auf den<br />
Schwel len sitzen bleiben und<br />
hartnäckig warten. Du musst<br />
die Unschuldigen unter deine<br />
Flügel nehmen und ihr Ge schrei<br />
an uns weiterleiten. Du wirst<br />
nichts zu singen haben, du wirst<br />
viel zu weinen und zu klagen haben.«<br />
Der kleine Engel war unter diesen<br />
Worten zuerst noch kleiner, dann<br />
aber größer und größer geworden, ohne<br />
dass er es selber merkte. Er wollte<br />
sich gegen diese schwere Aufgabe<br />
auflehnen, aber der andere Engel<br />
sagte: »Du hast es so gewollt. Du liebst<br />
die Wahrheit mehr als das Gottes lob.<br />
Dieses Merkmal deines Wesens wird nun<br />
zu deinem Auftrag. Und nun geh. Unser<br />
Gesang wird dich begleiten, damit du nie<br />
vergisst, dass der Friede in dieser Nacht<br />
zur Welt gekommen ist.«<br />
Während er noch redete, brach er von<br />
einer Palme ei nen Zweig und hauchte darauf.<br />
Und er sprach: »Nimm diesen Zweig<br />
mit dir! Er bewahrt den Geruch des Himmels<br />
und wird dich in den menschlichen<br />
Dünsten stärken.« Dann ging er an seinen<br />
Platz im himmlischen Chor zurück<br />
und sang weiter.<br />
Der Engel des Friedens aber setzte<br />
seinen Fuß auf die Felder von Bethlehem.<br />
Er wanderte mit den Hirten zu dem<br />
Kind in der Krippe und öffnete ihnen die<br />
Herzen, dass sie verstanden, was sie sahen.<br />
Dann ging er in die wei te Welt und<br />
begann zu wirken. Angefochten und immer<br />
neu verwundet tut er seither seinen<br />
Dienst und sorgt da für, dass die Sehnsucht<br />
nach dem Frieden nie mehr verschwindet,<br />
sondern wächst, Menschen<br />
beunruhigt und da zu antreibt, Frieden<br />
zu suchen und zu schaffen. Wer sich ihm<br />
öffnet und ihm hilft, hört plötzlich wie<br />
von ferne ei nen Gesang, der ihn ermutigt,<br />
das Werk des Friedens un ter den<br />
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21<br />
P I N N W A N D
M E D I T A T I O N<br />
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22<br />
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sein Engel gewesen sein<br />
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soll das nicht<br />
sein Engel gewesen sein<br />
der Engel Gottes<br />
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