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Diabetes-Check am Fließband - Deutsche Diabetes Stiftung

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<strong>Deutsche</strong> <strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong> — <strong>Stiftung</strong> zur Bekämpfung der Zuckerkrankheit<br />

Eine Information für Freunde und Förderer der <strong>Stiftung</strong> 7. Jahrgang, Nr. 3, September 2005<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Check</strong> <strong>am</strong> <strong>Fließband</strong><br />

<strong>Diabetes</strong>-Prävention bei DaimlerChrysler / Ein Modell mit Zukunft<br />

Um erfolgreiche Prävention zu betreiben,<br />

müssen die Menschen in ihrem<br />

alltäglichen Lebensraum angesprochen<br />

werden. Deshalb ist die Arbeitsstelle<br />

so prädestiniert für Vorsorge-Maßnahmen.“<br />

Das sagt Dr. Dorothea Mayer, Werksärztin<br />

bei DaimlerChrysler und Initiatorin einer<br />

konzernweiten <strong>Diabetes</strong> Präventions-K<strong>am</strong>-<br />

pagne. Mit im Boot ist die <strong>Deutsche</strong> <strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong>,<br />

die die Aktion mit Informationsmaterial<br />

und Plakaten unterstützt.<br />

„Unternehmen sind für uns ein idealer Ort,<br />

um Menschen für die <strong>Diabetes</strong>-Problematik<br />

zu sensibilisieren“, so Reinhart Hoffmann,<br />

Sprecher der DDS. „Ein Unternehmen hat<br />

die organisatorischen Möglichkeiten, jeden<br />

Mitarbeiter direkt anzusprechen. Über die<br />

meisten Medien werden dagegen nur die<br />

Menschen erreicht, die sich sowieso schon<br />

mit der eigenen Gesundheit auseinandersetzen.<br />

Zudem<br />

manifestiert sich<br />

der <strong>Diabetes</strong> immer<br />

früher, bei<br />

vielen schon im 4.<br />

oder 5. Lebensjahrzehnt<br />

– also wenn<br />

die Betroffenen<br />

noch voll im Arbeitsleben<br />

stehen.<br />

Deshalb haben wir<br />

uns sofort bereit<br />

erklärt, die Aktion<br />

von Frau Dr. Mayer<br />

zu unterstützen.“<br />

Die erste Aktion<br />

fand im Oktober<br />

2003 <strong>am</strong> Standort<br />

Sindelfingen statt.<br />

Im Rahmen zwei-<br />

er Aktionswochen<br />

wurden allen Mitarbeitern<br />

während<br />

der Arbeitszeit<br />

Nüchtern-Blutzucker-Messungen angeboten.<br />

850 Mitarbeiter nahmen das Angebot<br />

an, bei ca. 10 Prozent wurde ein erhöhter<br />

Blutzuckermessen <strong>am</strong> laufenden Band: Dr. Dorothea Mayer, Initiatorin<br />

der Präventions-K<strong>am</strong>pagne, überprüft den Blutzuckerspiegel<br />

eines Mitarbeiters von DaimlerChrysler.<br />

Inhalt dieser Ausgabe<br />

Nüchtern-Blutzucker festgestellt.<br />

- weiter auf Seite 2 -<br />

Interview: Dr. Dorothea Mayer, Werksärztin bei DaimlerChrysler Seite 2<br />

Studie: Milliarden-Kosten durch <strong>Diabetes</strong> Seite 4<br />

Erfolg: SchwertfischKonzept besteht empirischen Test Seite 5<br />

Bilanz: Jahresbericht 2004 veröffentlicht Seite 6<br />

Rückschau: <strong>Diabetes</strong>MARKT 2005 in Dresden Seite 6<br />

Aktion: Blutzucker-Messaktion im <strong>Deutsche</strong>n Bundestag Seite 8<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser !<br />

<strong>Diabetes</strong> ist für jeden 10.<br />

<strong>Deutsche</strong>n Realität. Bei<br />

den über 55-Jährigen ist schon<br />

jeder Dritte betroffen. D<strong>am</strong>it<br />

ist <strong>Diabetes</strong> mellitus eine der<br />

größten Volkskrankheiten. Doch<br />

ist <strong>Diabetes</strong> kein unvermeidbares<br />

Schicksal, sondern eine Folgeerscheinung<br />

unserer Wohlstandsgesellschaft.<br />

Schon heute entstehen durch<br />

<strong>Diabetes</strong> zusätzliche Kosten in<br />

Höhe von 25 Mrd. Euro, was<br />

angesichts eines Bruttoinlandsprodukts<br />

von über 2,3 Bill.<br />

Euro wenig erscheinen mag, in<br />

Relation zu den Ges<strong>am</strong>tausgaben<br />

der Gesetzlichen Krankenversicherung<br />

aber ca. 15 Prozent<br />

ausmacht. Will man diese rapide<br />

steigenden Kosten drücken, ist<br />

ganz sicher der effizienteste Weg<br />

die Prävention. Wie die aktuelle<br />

KoDiM-Studie* zeigt, verursacht<br />

ein Diabetiker im Mittel pro Jahr<br />

3.835 Euro z u s ä t z l i c h e<br />

Kosten.<br />

Angesichts der Alterung<br />

unserer Bevölkerung und den unvermeidlichen<br />

Folgeausgaben für<br />

Sozialleistungen ist folglich alles<br />

zu tun, dieser Entwicklung entgegenzutreten.<br />

Denn die Prognose<br />

für 2010 ist für <strong>Diabetes</strong>, somit<br />

für die Bevölkerung wie für die<br />

Volkswirtschaft, dr<strong>am</strong>atisch: 10<br />

Millionen Betroffene mit fast 40<br />

Milliarden zusätzlichen Kosten.<br />

Das Mittel der Wahl heißt also<br />

Prävention. Hierzu gehören Frühaufklärung,<br />

Lebenstil-Intervention<br />

und vorbeugende Medikation.<br />

Nicht nur aus gesundheitlichen<br />

Gründen, auch aus ökonomischer<br />

Sicht hat Prävention ganz klar<br />

Vorfahrt vor Kuration.<br />

Prof. Dr. Günter Neubauer<br />

Gesundheitsökonom, Universität der<br />

Bundeswehr München, Beirat DDS<br />

*) siehe Beitrag auf Seite 4


2<br />

Im Interview<br />

Dr. Dorothea Mayer,<br />

Werksärztin bei<br />

DaimlerChrysler<br />

Frau Dr. Mayer, warum<br />

Blutzucker-Messungen in der<br />

Werkshalle statt beim Arzt ?<br />

Nicht „statt“, sondern „überhaupt“!<br />

Die Hürde, an einer Messung<br />

teilzunehmen, die bequem<br />

vor Ort und kostenlos angeboten<br />

wird, ist für Mitarbeiter ohne medizinischen<br />

Leidensdruck häufig viel<br />

niedriger, als deswegen speziell den<br />

Hausarzt aufzusuchen.<br />

Wie schwer war das Projekt<br />

bei der Unternehmensleitung<br />

durchzusetzen ?<br />

Die Dringlichkeit einer „vereinten<br />

Bekämpfung“ der weltweiten epidemieartigen<br />

Zunahme von <strong>Diabetes</strong><br />

konnte der Leitung gut vermittelt<br />

werden. Betriebliche Gesundheitsförderung<br />

hat bei DaimlerChrysler<br />

einen hohen Stellenwert, den sich<br />

Arbeitnehmer in vielen anderen<br />

Firmen nur wünschen können. So<br />

gilt Gesundheitsmanagement und<br />

Motivation zu gesundem Lebensstil<br />

als Führungsaufgabe. Allerdings<br />

müssen die Angebote folgende<br />

Kriterien erfüllen: Sie müssen in der<br />

Nähe zum Arbeitsplatz sein, dürfen<br />

den Mitarbeiter zeitlich nicht zu<br />

stark beanspruchen, für jeden machbar<br />

sein, einen klaren Nutzen bringen<br />

und wenig Aufwand erfordern.<br />

Von 140.000 DaimlerChrysler-<br />

Mitarbeitern nahmen ca. 8.000<br />

das <strong>Diabetes</strong>-Screening-Angebot<br />

war. Wie bewerten Sie die<br />

Teilnahmequote ?<br />

Sehr gut, da wir der Teilnahme<br />

einen Fragebogen zum Screening<br />

auf erhöhtes <strong>Diabetes</strong>-Risiko als<br />

Filter vorgeschaltet hatten. Außerdem<br />

ergab sich auch durch das<br />

(Forsetzung nächste Seite)<br />

Initiativ: Dr. Dorothea Mayer, Werksärztin<br />

im Werk Sindelfingen von DaimlerChrysler<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong> — <strong>Stiftung</strong> zur Bekämpfung der Zuckerkrankheit<br />

Konzernweite<br />

<strong>Diabetes</strong>-Screening-Aktion<br />

Aufgrund des Erfolges des Pilotprojektes<br />

wurde die <strong>Diabetes</strong>-Screening-Aktion im<br />

November 2004 konzernweit durchge-<br />

Stern auf Zuckerkreuz: DDS-Poster für<br />

die große <strong>Diabetes</strong>-Aufklärungsaktion bei<br />

DaimlerChrysler<br />

führt. Insges<strong>am</strong>t 14 Werke in Deutschland<br />

beteiligten sich an der Aufklärungsk<strong>am</strong>pagne,<br />

die vom werksärztlichen Dienst<br />

in Kooperation mit der DaimlerChrysler<br />

BKK und der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />

organisiert wurde. Die wissenschaftliche<br />

Betreuung übernahm Professor Stephan<br />

Matthaei vom <strong>Diabetes</strong>-Zentrum Quakenbrück.<br />

Unter dem Motto „<strong>Diabetes</strong> erkennen und<br />

richtig behandeln“ wurden die Mitarbeiter<br />

über die Werkszeitung, das Intranet, die<br />

Regelkommunikation und den Betriebsrat<br />

systematisch über das Thema informiert<br />

und sensibilisiert. Kernstück der Aktion<br />

waren kostenlose Messungen des Nüchtern-Blutzuckers<br />

während der Arbeitszeit.<br />

Daneben wurden Risikofaktoren wie BMI,<br />

Taillenumfang und f<strong>am</strong>iliäre „Vorbelastung“<br />

erhoben.<br />

Zum Begleitprogr<strong>am</strong>m gehörten Aktionstage<br />

„Gesunde Mittelmeerkost“ in den Betriebsrestaurants,<br />

Vorträge für Betroffene,<br />

Beratungssprechstunden und vielfältige<br />

Bewegungsangebote des Konzernsports.<br />

Insges<strong>am</strong>t nahmen fast 8.000 Mitarbeiter<br />

das Angebot einer Blutzuckermessung<br />

wahr. Zehn Prozent von Ihnen hatten<br />

deutlich erhöhte Zuckerwerte und wurden<br />

einem <strong>Diabetes</strong> erfahrenen Arzt zugewiesen.<br />

Bei zwei Prozent wurde ein bisher<br />

unbekannter <strong>Diabetes</strong> festgestellt.<br />

Dorothea Mayer zur Bedeutung der Aktion:<br />

„Die Ergebnisse unterstreichen die<br />

Rolle der Werksärzte in den Betrieben als<br />

wichtiges Glied in der allgemeinen Präventionskette.<br />

Gerade junge Menschen,<br />

die noch keinen Leidensdruck spüren,<br />

können in diesem Umfeld angesprochen<br />

werden.“<br />

Werksprojekt<br />

„leichterleben“<br />

Hauptverursacher von Typ 2 <strong>Diabetes</strong><br />

sind Übergewicht und Bewegungsmangel.<br />

Daher standen diese beiden Faktoren<br />

im Mittelpunkt der anschließenden Aktion<br />

„leichterleben“ im Frühjahr diesen Jahres,<br />

die im Werk Sindelfingen gestartet wurde.<br />

„Ziel der auf zwei Jahre angelegten Gesundheits-K<strong>am</strong>pagne<br />

ist es, den Mitarbeitern<br />

die Bedeutung von Bewegung und<br />

gesunder Ernährung deutlich zu machen<br />

und sie zu motivieren, ihrem Normalgewicht<br />

so nahe wie möglich zu kommen“,<br />

erklärt Dorothea Mayer die Zielstellung der<br />

aktuellen K<strong>am</strong>pagne.<br />

XXL-Abnehmgruppen<br />

Das XXL-Adipositas-Progr<strong>am</strong>m im<br />

Rahmen der Aktion „leichterleben“<br />

wendet sich an zunächst 40 Mitarbeiter<br />

mit behandlungsbedürftigem<br />

Übergewicht (BMI>30). In einem einjährigen<br />

Schulungsprogr<strong>am</strong>m werden<br />

die Teilnehmer in regelmäßigen Gruppentreffen<br />

zu gesunder Ernährung<br />

motiviert. Zusätzlich werden sie in<br />

verschiedenen Sportgruppen zur Bewegung<br />

angeleitet. Begleitet wird das<br />

Progr<strong>am</strong>m von Psychologen, d<strong>am</strong>it<br />

die Teilnehmer bei Rückfällen nicht<br />

den Mut verlieren. Nach drei Monaten<br />

ist der Erfolg schon beeindruckend:<br />

Um durchschnittlich knapp 5 Kilo<br />

konnte jeder Teilnehmer sein Gewicht<br />

reduzieren!


<strong>Deutsche</strong> <strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong> — <strong>Stiftung</strong> zur Bekämpfung der Zuckerkrankheit<br />

Kernstück der Aktion ist ein langfristig angelegtes<br />

(ein Jahr) Adipositas-Progr<strong>am</strong>m<br />

für behandlungsbedürftige Übergewichtige,<br />

sogenannte XXL-Gruppen (siehe Kasten).<br />

Betriebliche<br />

Gesundheitsförderung<br />

Zudem hat jeder Mitarbeiter die Möglichkeit,<br />

seinen täglichen Energieüberschuss<br />

berechnen zu lassen. D<strong>am</strong>it jeder Übergewichtige<br />

daraufhin seinen Energieüberschuss<br />

reduzieren kann, werden in den<br />

Betriebsrestaurants neue „Vitalbuffets“<br />

angeboten und gesundheitsförderliche<br />

Nahrungsmittel besonders gekennzeichnet.<br />

Weitere Bausteine sind Vorträge, Ernährungsberatungen<br />

und Sportangebote.<br />

„Immer mehr Menschen leiden an den<br />

Symptomen des Metabolischen Syndroms:<br />

Bluthochdruck, Übergewicht, überhöhte<br />

Cholesterinwerte und <strong>Diabetes</strong>. Mit Prävention<br />

lässt sich viel gegen diese Faktoren<br />

Motto „Fördern und Fordern“<br />

Prof. Jan Schulze ist neuer Kurator der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />

Was ist aktuell<br />

der Schwerpunkt<br />

Ihrer beruflichen<br />

Tätigkeit ?<br />

Neben der Betreuung<br />

von Prob<br />

l e m p a t i e n t e n<br />

mit chronischen<br />

S t o f f w e c h s e l -<br />

krankheiten, <strong>Diabetes</strong><br />

mellitus und<br />

Endokrinopathien<br />

in Klinik und Ambulanz <strong>am</strong> Uniklinikum<br />

komplettieren wir z.Z. unsere sächsischen<br />

Leitlinien <strong>Diabetes</strong> mit je einem Heft zum<br />

Fettstoffwechsel und Metabolischen Syndrom.<br />

Im Zus<strong>am</strong>menwirken mit der DDS<br />

evaluieren wir in der AG Prävention der<br />

DDG zurzeit den FINDRISK-Risiko-Fragebogen,<br />

der danach deutschlandweit angewendet<br />

werden wird.<br />

Warum engagieren Sie sich in der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong> ?<br />

Weil die Zielstellung der DDS sich mit meinem<br />

wissenschaftlichen Grundanliegen der<br />

Verbesserung der Prävention und Versorgung<br />

von Diabetikern decken und hier mit<br />

den erweiterten Möglichkeiten der DDS<br />

der drohenden <strong>Diabetes</strong>epidemie wirks<strong>am</strong><br />

begegnet werden kann.<br />

Wo sehen Sie die größten Chancen der<br />

DDS ?<br />

tun. Dazu müssen die Leute zunächst identifiziert<br />

und dann aufgeklärt und motiviert<br />

werden. In diesem Sinne haben unsere<br />

Aktionen viel Erfolg“, zieht Dorothea Mayer<br />

ein positives Fazit. „Inzwischen konnten<br />

wir auch eine Vereinbarung zwischen<br />

Werksleitung und Betriebsrat bezüglich<br />

einer Intensivierung der betrieblichen Gesundheitsförderung<br />

herbeiführen, so dass<br />

die Präventionsarbeit nachhaltig implementiert<br />

werden kann.“<br />

Ähnlich sieht das auch Reinhart Hoffmann,<br />

Sprecher der <strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong>: „Die Gesundheitsförderung<br />

bei DaimlerChrysler ist<br />

ein Vorbild für andere Unternehmen. Neben<br />

Schulen, Vereinen und Medien sind sie der<br />

vierte wichtige Vermittler bei der <strong>Diabetes</strong>-<br />

Prävention. Ich würde mir wünschen, dass<br />

sich der Gedanke der aktiven Gesundheitsförderung<br />

nicht nur langfristig in den Werken<br />

von DaimlerChrysler etabliert, sondern<br />

auch in anderen Betrieben aufgenommen<br />

wird. Wir stehen jedenfalls gerne als Kooperationspartner<br />

zur Verfügung.“<br />

Mitwirkung <strong>am</strong> Nationalen <strong>Diabetes</strong>progr<strong>am</strong>m<br />

in Deutschland, um an der verbesserten<br />

Prävention, Versorgung und<br />

Forschungsförderung mit spezifischen Beiträgen<br />

mitzuarbeiten. Es muss in einer konzertierten<br />

Aktion mit Ärzten, Psychologen,<br />

und Marketing-Experten erreicht werden,<br />

den <strong>Diabetes</strong> und das Metabolische Syndrom<br />

aus der Ecke „fett – willensschwach<br />

– träge“ in das Schlaglicht der öffentlichen<br />

Diskussion als die häufigste verhütbare<br />

Stoffwechselkrankheit mit tödlichen Gefäßkomplikationen<br />

zu positionieren.<br />

Welches spontane Projekt würden Sie<br />

– wenn Sie Zeit und Geld hätten – <strong>am</strong><br />

liebsten für die DDS umsetzen ?<br />

Primärprävention im betrieblichen „Setting“<br />

im Hinblick auf <strong>Diabetes</strong> mellitus und<br />

Metabolisches Syndrom mit Epidemiologen<br />

und Betriebsärzten umzusetzen, da hier eine<br />

gefährdete, motivierte Klientel im Leistungsalter<br />

anzutreffen ist.<br />

Können Sie sich vorstellen, als Kuratoriumsmitglied<br />

Spenden für die DDS einzuwerben<br />

?<br />

Schwieriges, aber notwendiges Thema,<br />

dem bei individuellen Gesprächen oder öffentlichkeitswirks<strong>am</strong>en<br />

Aktionen Aufmerks<strong>am</strong>keit<br />

gewidmet werden muss.<br />

Haben Sie ein Lebensmotto ?<br />

„Fördern und Fordern“ – gilt für mich als<br />

Arzt, Hochschullehrer und Forscher.<br />

3<br />

Informationsangebot ein Nutzen,<br />

der über die alleinige Teilnahme<br />

<strong>am</strong> Screening hinausreicht.<br />

Von den Teilnehmern wiesen<br />

12 Prozent deutlich erhöhte<br />

Nüchtern-Blutzuckerwerte<br />

auf. Haben Sie dieses Ergebnis<br />

erwartet ?<br />

Ja, denn das ganz normale gesellschaftliche<br />

Bild findet sich auch<br />

hinter den Fabriktoren wieder.<br />

Werden entdeckte Diabetiker<br />

betriebsärztlich besonders<br />

betreut werden ?<br />

Auf Wunsch bieten wir Beratungssprechstunden<br />

an und vermitteln<br />

Kontakte zu Diabetologen,<br />

Selbsthilfegruppen und Sportangeboten.<br />

Im Rahmen der arbeitsmedizinischenVorsorgeuntersuchungen<br />

werden Diabetiker bei<br />

besonderer beruflicher Exposition<br />

engmaschiger regeluntersucht.<br />

Welche Hilfe brachte Ihnen<br />

die Kooperation mit der DDS?<br />

Anregungen für verbessertes<br />

Marketing, Hilfe bei der Erstellung<br />

von Informations- und Werbematerialien<br />

und Vermittlung nützlicher<br />

Netzwerk-Kontakte.<br />

Wird die <strong>Diabetes</strong>-Aktion<br />

wiederholt oder fortgeführt<br />

werden ?<br />

In gewissen zeitlichen Abständen<br />

wird es immer wieder offizielle<br />

„<strong>Diabetes</strong>-Aktionen“ geben.<br />

Indirekt wird aber auch unter<br />

anderen Überschriften diesem Thema<br />

ein hoher Dauer-Stellenwert<br />

eingeräumt. Zum Beispiel umfasst<br />

unsere derzeitige K<strong>am</strong>pagne<br />

zur Gewichtsreduktion natürlich<br />

indirekt auch die Erkennung und<br />

Behandlung des <strong>Diabetes</strong> inklusive<br />

seiner Vorstadien. Als Arbeitsmediziner<br />

kämpfen wir vor allem<br />

gegen Erkrankungen, die aus dem<br />

Lebensstil herrühren. Wünschenswert<br />

wäre überdies, betriebliche<br />

Konzepte in nationale Präventionsprojekte<br />

mit einzubauen.<br />

Was ist unter dem Begriff der<br />

„Betrieblichen Gesundheitsförderung“<br />

bei DaimlerChrysler<br />

zu verstehen ?<br />

Neben der traditionellen<br />

Arbeitsmedizin, den Akut- und<br />

Notfallbehandlungen, Vorsorgeuntersuchungen<br />

und Wiedereingliederungen<br />

beschäftigt sich<br />

der werksärztliche Dienst mit<br />

zahlreichen Gesundheitsförderungsmaßnahmen.<br />

Es geht darum,<br />

Krankheiten <strong>am</strong> Arbeitsplatz vorzubeugen,<br />

Gesundheitspotenziale zu<br />

stärken und das Wohlbefinden <strong>am</strong><br />

Arbeitsplatz zu verbessern.


4<br />

Neu auf dem<br />

Büchermarkt<br />

Er ist Gegenstand vieler wissenschaftlicher<br />

Diskurse, besonders<br />

auch in der Medizin – der vielfach<br />

heraufbeschworene Gegensatz<br />

zwischen Theorie und Praxis. Dass<br />

es zum Vorteil aller auch anders<br />

geht, beweisen Prof. Dr. Bernhard<br />

Böhm und Dr. Peter Hien mit ihrem<br />

<strong>Diabetes</strong>-Handbuch, erschienen im<br />

Springer Medizin Verlag. Denn hier<br />

haben sich ein wissenschaftlich<br />

tätiger Kliniker und ein erfahrener<br />

Praktiker zus<strong>am</strong>mengetan, um „ein<br />

ausgezeichnetes Exzerpt der wichtigsten<br />

Probleme der Diabetologie“,<br />

wie es Prof. Hellmut Mehnert in<br />

seinem Geleitwort formuliert, zu<br />

schreiben. Und in der Tat, das<br />

Buch behandelt ausgesprochen<br />

verständlich, praxisorientiert und<br />

wissenschaftlich up to date alle<br />

wesentlichen Punkte rund um den<br />

<strong>Diabetes</strong> und seine Folgeerkrankungen.<br />

Leitfäden z.B. zu Notfällen und<br />

perioperativer/periinterventioneller<br />

Versorgung finden sich hier ebenso<br />

wie konkrete Therapierichtlinien.<br />

Auch dem Thema „<strong>Diabetes</strong>prävention“<br />

ist – dem Ziel einer möglichst<br />

ganzheitlichen Abhandlung folgend<br />

– ein eigenes Kapitel gewidmet.<br />

D<strong>am</strong>it ist es eine sehr hilfreiche Anleitung<br />

für die ges<strong>am</strong>te Praxis und<br />

Klinik. Aber auch Studenten, Ernährungsberater<br />

oder Patienten werden<br />

die Vorzüge dieses Handbuchs<br />

schnell für sich entdecken. Einziger<br />

Wermutstropfen: die Adressen der<br />

verschiedenen <strong>Diabetes</strong>-Organisationen<br />

im Anhang sind teilweise leider<br />

nicht mehr ganz aktuell. Macht aber<br />

nichts, denn die DDS bringt den<br />

interessierten Leser gerne auf den<br />

neuesten Stand.<br />

<strong>Diabetes</strong>-Handbuch<br />

von Peter Hien und Bernhard<br />

Böhm<br />

4. Auflage, Springer Verlag<br />

32,95 Euro im Buchhandel<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong> — <strong>Stiftung</strong> zur Bekämpfung der Zuckerkrankheit<br />

<strong>Diabetes</strong>: Teuerste Krankheit<br />

KoDiM-Studie liefert neue Daten zu Gesundheitskosten des <strong>Diabetes</strong><br />

Rund sechs Millionen Diabetiker in<br />

Deutschland verursachten 2001<br />

krankheitsbedingt Kosten in Höhe<br />

von über 22 Milliarden Euro. So das Ergebnis<br />

der aktuellen KoDiM-Studie der PMV<br />

forschungsgruppe an der Universität Köln,<br />

die jüngst veröffentlicht wurde. Co-Autor<br />

der Studie war Prof. Hans Hauner, Kurator<br />

Patient Diabetiker: Nach Ergebnissen der KoDiM-<br />

Studie erzeugt ein Diabetiker doppelt so hohe<br />

direkte Gesundheitskosten im Vergleich zu einem<br />

Nicht-Diabetiker.<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong>.<br />

Nach Ergebnissen der Studie beliefen sich<br />

die durchschnittlichen jährlichen direkten<br />

Gesundheitskosten eines Diabetikers 2001<br />

auf 5.262 Euro. Die zum Vergleich herangezogenen<br />

Nicht-Diabetiker verursachten<br />

hingegen Kosten in Höhe von 2.755 Euro.<br />

Somit beliefen sich die direkten auf <strong>Diabetes</strong><br />

zurückzuführenden Kosten auf jährlich<br />

2.507 Euro pro Patient.<br />

Hochgerechnet auf die Ges<strong>am</strong>tzahl<br />

der Diabetiker in Deutschland<br />

entstanden so im Jahr 2001<br />

<strong>Diabetes</strong>-verursachte Kosten<br />

von 14,6 Milliarden Euro. Davon<br />

entfielen 12,8 Milliarden auf die<br />

Krankenversorgung sowie 1,8<br />

Milliarden Euro auf die Pflegeversicherung.<br />

Zu den direkten Kosten kommen<br />

noch indirekte <strong>Diabetes</strong>-Kosten<br />

durch Arbeitsunfähigkeit und<br />

Frühberentung in Höhe von 1.328<br />

Euro pro Patient jährlich hinzu.<br />

Hochgerechnet sind dies jährliche<br />

Kosten von 7,7 Milliarden Euro.<br />

Davon entfielen 1,1 Milliarden Euro auf<br />

Arbeitsunfähigkeit und 6,6 Milliarden Euro<br />

auf Frühberentungen.<br />

Der Großteil der Kosten für die Krankenversorgung<br />

in Höhe von 12,8 Milliarden Euro<br />

geht auf die Therapie der Folgeerkrankungen<br />

zurück (9,6 Milliarden Euro). Nur etwa<br />

ein Fünftel der Kosten entstehen durch die<br />

Behandlung der Grunderkrankung <strong>Diabetes</strong><br />

mellitus. Die größten Kosten verursachen<br />

kardiale und vaskuläre Folgeprobleme (3,7<br />

Milliarden Euro), das diabetische Fußsyndrom<br />

(2,5 Milliarden Euro) und Nieren-Erkrankungen<br />

(2,1 Milliarden Euro).<br />

Nach der Studie wird der zu erwartende<br />

weitere Anstieg der Betroffenenzahl<br />

das Gesundheitssystem vor große<br />

Herausforderungen stellen. Geht<br />

man von einem Anstieg auf zehn<br />

Millionen Diabetiker in Deutschland<br />

aus, würde dies bei gleich bleibender<br />

Kostenstruktur eine Belastung<br />

von jährlich circa 38 Millarden Euro<br />

an <strong>Diabetes</strong> abhängigen – direkten<br />

und indirekten – Kosten bedeuten.<br />

Bei zunehmend sinkendem Manifestationsalter<br />

für Typ 2 <strong>Diabetes</strong> wer-<br />

den die Zahlen möglicherweise noch<br />

weitaus höher liegen.<br />

Vor diesem Hintergrund unterstreicht<br />

Prof. Hans Hauner, dass<br />

Typ 2 <strong>Diabetes</strong> vor allem eine Folge<br />

eines ungesunden Lebensstils ist. „Es gibt<br />

Schätzungen und auch Studien, die darauf<br />

hinweisen, dass bei erfolgreicher Bekämpfung<br />

von Übergewicht sich Typ 2 <strong>Diabetes</strong><br />

um bis zu 70 Prozent verringern ließe. Das<br />

heißt, in der Prävention von <strong>Diabetes</strong> liegt<br />

auch ein gewaltiges Einsparpotenzial“, so<br />

Hans Hauner.<br />

Basis der Studie waren die Kranken-<br />

Kostenexplosion: Nach Ergebnissen der KoDiM-Studie<br />

werden die Kosten für <strong>Diabetes</strong> möglicherweise<br />

von 22 Mrd. im Jahr 2001 auf 38 Mrd. Euro in fünf<br />

Jahren ansteigen.<br />

kassen- und KV-Daten von 306.736 im<br />

Jahr 2001 durchgängig Versicherten der<br />

„Versichertenstichprobe AOK Hessen/KV<br />

Hessen“, einer Zufallsstichprobe der AOK<br />

Hessen im Jahre 2001. In der Stichprobe<br />

waren 26.971 Diabetiker enthalten.


<strong>Deutsche</strong> <strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong> — <strong>Stiftung</strong> zur Bekämpfung der Zuckerkrankheit<br />

Wieder wie ein (Schwert)fisch im Wasser<br />

Empirisches Projekt zum Schwertfisch zeigt Erfolge / von Prof. Hans Immler<br />

Die frühe Prävention von Typ 2 <strong>Diabetes</strong><br />

und Metabolischem Syndrom<br />

steckt in einem Dilemma: Die Zahl<br />

der Risikopersonen und der Erkrankten<br />

wächst ungleich schneller als der Präventionserfolg.<br />

Alle großen Präventionsstudien der jüngsten<br />

Zeit (Da Qing, DPS, DPP) weisen übereinstimmend<br />

aus, dass die wirks<strong>am</strong>ste<br />

Methode zur<br />

V e r m e i d u n g<br />

zivilisationsbedingterGes<br />

u n d h e i t s -<br />

risiken und<br />

Erkrankungen<br />

lediglich eine<br />

kleine Korrektur<br />

<strong>am</strong> Lebensstil<br />

darstellt.<br />

Das Projekt<br />

Schwertfisch-<br />

Konzept der<br />

„Forschungsgruppe<br />

Körper und Gesundheit“, Universität<br />

Kassel, – ideell unterstützt von der<br />

DDS und materiell vom Wort & Bild Verlag<br />

– erbringt überraschende Ergebnisse. Zus<strong>am</strong>mengefasst<br />

sind dies:<br />

(1) Die bisherige Prävention ist zu sehr<br />

auf das Ziel der Gewichtsreduktion fixiert.<br />

Dieses Konzept ist mit eindeutigen theoretischen<br />

und didaktisch-praxisorientierten<br />

Mängeln behaftet, die sein Scheitern erklären.<br />

(2) Das Präventionsziel „Gewichtsreduktion“<br />

sollte komplett durch das Präventionsziel<br />

„Tägliches Energiegleichgewicht“<br />

ersetzt werden. Es ist in theoretischer<br />

Hinsicht konsistent und kann durch seine<br />

Praxistauglichkeit sehr viele betroffene<br />

Menschen erreichen. Eine empirische Studie<br />

zeigt günstige Resultate.<br />

Die Teilnehmer an dem empirischen Projekt<br />

wurden über eine Zeitungsannonce in einer<br />

repräsentativen Kasseler Zeitung gefunden.<br />

Vierzig geeignete Personen wurden<br />

ausgewählt, wovon 7 aus persönlichen<br />

Gründen das Progr<strong>am</strong>m abgebrochen haben.<br />

Der erste Teil des Progr<strong>am</strong>ms dauerte<br />

drei Monate, der zweite Teil, an dem noch<br />

siebzehn Personen teilnahmen, weitere drei<br />

Monate. Nach drei Monaten zeigten sich<br />

folgende Resultate:<br />

(1) Bei allen Teilnehmern mit einem BMI ><br />

25 sank der errechnete tägliche Energieüberschuss<br />

(TÜ). Der höchste TÜ lag zu<br />

Beginn bei 1129 kcal, der niedrigste bei 24<br />

kcal. Nach drei Monaten lag der höchste<br />

bei 841 kcal, der niedrigste bei 20 kcal. Im<br />

Durchschnitt aller Teilnehmer sank der TÜ<br />

von 513 auf 432 kcal.<br />

(2) Es war das Ziel, den TÜ der Teilnehmer<br />

Die Symbolik des Schwertfisches: Viele Menschen haben in der Vergangenheit<br />

zu viel gegessen (aufsteigende Ernährungslinie) und sich gleichzeitig<br />

immer weniger bewegt (abfallende Bewegungslinie). Die Folge:<br />

ein dicker „Fisch“bauch entsteht. Ernährungs- und Bewegungslinie<br />

müssen wieder zus<strong>am</strong>mengeführt werden. Dadurch kommt der Körper<br />

wieder in die Balance (Schwert des Schwertfisches).<br />

Empirische Ergebnisse<br />

langs<strong>am</strong> und kontinuierlich zu senken. Dieses<br />

Ziel wurde für alle Teilnehmer (außer<br />

Abbrecher) erreicht.<br />

(3) In Eigenverantwortung ist es den Teilnehmern<br />

gelungen, die Komponenten Bewegung<br />

und Ernährung aufzuteilen und an<br />

die eigene Körpersituation anzupassen. Die<br />

Kombination von Bewegung und Ernährung<br />

führte zu einer Korrektur des täglichen Energieumsatzes<br />

von ca. 300 - 500 kcal.<br />

(4) Das Sekundärziel „Gewichtsabnahme“<br />

wurde von allen Teilnehmern in unterschiedlicher<br />

Größe erreicht. In der 3-Monate-Gruppe<br />

war das durchschnittliche<br />

Ausgangsgewicht 86,2 kg und wurde um<br />

4,3 kg auf 81,9 kg gesenkt, was einer<br />

Reduktion von 5,2 % des Körpergewichts<br />

entspricht. In der 6-Monate-Gruppe wurde<br />

das Körpergewicht um 6,1 % gesenkt.<br />

Insges<strong>am</strong>t weisen die Ergebnisse den Ansatz<br />

des SchwertfischKonzeptes, eine Gewichtsabnahme<br />

durch eine ausgeglichene<br />

Energiebilanz zu erreichen, als erfolgreiches<br />

Präventionsmodell aus.<br />

Das SchwertfischKonzept von Prof.<br />

Hans Immler wurde hervorgehoben als<br />

eines der besonders herausragenden<br />

Projekte bei der Verleihung „<strong>Deutsche</strong>r<br />

Präventionspreis<br />

2005“ <strong>am</strong> 22.<br />

Juni in Berlin.<br />

5<br />

Aktuelle<br />

<strong>Diabetes</strong>-News<br />

Nach Meinung führender Forscher<br />

in Deutschland wird Typ 2 <strong>Diabetes</strong><br />

in zehn Jahren die häufigste<br />

Todesursache sein. Derzeit sind<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen Todesursache<br />

Nummer eins, gefolgt<br />

von Krebsleiden.<br />

∗<br />

Injektionen eines Darmhormons,<br />

das den Appetit<br />

verschwinden lässt, unterstützen<br />

Übergewichtige beim Abnehmen.<br />

Zu diesem Ergebnis ist eine Studie<br />

des Londoner Imperial College<br />

gekommen. Testpersonen, denen<br />

das Hormon verabreicht wurde,<br />

nahmen in vier Wochen rund 2,5<br />

Kilo ab.<br />

∗<br />

Die Techniker Krankenkasse in<br />

Norddeutschland zahlt als erste<br />

Kasse Blutzuckertests bei<br />

Schwangeren. Nach Schätzungen<br />

sterben in Deutschland<br />

jährlich bis zu 400 Kinder, weil ein<br />

Schwangerschaftsdiabetes nicht<br />

erkannt wurde.<br />

∗<br />

Nach Ergebnissen einer neuen<br />

Studie reduziert der Konsum einer<br />

täglichen Milchmahlzeit das<br />

Risiko für Typ 2 <strong>Diabetes</strong> um ca.<br />

10%. Vor allem fettarme Milchprodukte<br />

seien von Vorteil.<br />

∗<br />

Wissenschaftler der Harvard<br />

Universität haben ein Gen<br />

entdeckt, das für die Entstehung<br />

von <strong>Diabetes</strong> und Übergewicht<br />

verantwortlich sein könnte.<br />

Fehlerhafte Versionen des ENPP1<br />

genannten Gens beeinträchtigen<br />

die Art und Weise, wie der Körper<br />

Energie speichert und wie er<br />

durch die Blockierung von Insulin<br />

Zucker verarbeitet.<br />

∗<br />

Diabetiker haben ein fast doppelt<br />

so hohes Risiko, an Atemwegs-,<br />

Harnwegs- und Hautinfektionen<br />

zu erkranken als gesunde<br />

Menschen. Das gaben Forscher<br />

des University Medical Center<br />

Utrecht bekannt.<br />

∗<br />

Mehr <strong>Diabetes</strong>-News unter<br />

www.diabetes-risiko.de


6<br />

Veröffentlicht:<br />

Jahresbericht<br />

2004<br />

Vor dem Hintergrund der<br />

beängstigend steigenden<br />

Diabetiker-Zahlen in Deutschland<br />

– gerade auch unter Kindern und<br />

Jugendlichen – liegt der Schwerpunkt<br />

unserer Aktivitäten seit<br />

vielen Jahren auf der Aufklärung<br />

und Prävention von <strong>Diabetes</strong>“, so<br />

Reinhart Hoffmann, Sprecher der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong>. „Im<br />

vergangenen Jahr sind wir mit besonders<br />

zahlreichen Maßnahmen an<br />

die Öffentlichkeit gegangen und haben<br />

dabei Millionen von Menschen<br />

erreicht.“ Besonders erfolgreich: das<br />

„SchwertfischKonzept“ in Kooperation<br />

mit der „Apotheken Umschau“,<br />

mit dem auf die Bedeutung einer<br />

ausgeglichenen Energiebilanz<br />

für die Gesundheit hingewiesen<br />

wurde. Gleiches gilt für die Aktion<br />

„BayRad“ in Kooperation mit Bayer<br />

HealthCare, die an über 70 Standorten<br />

in Deutschland zur Bewegung<br />

– als wichtiges „Heilmittel“ gegen<br />

<strong>Diabetes</strong> – animieren sollte. Zum<br />

Weltdiabetestag schließlich wurde<br />

– im Rahmen der Aufklärungs-<br />

K<strong>am</strong>pagne DIABETES und gefördert<br />

von Sankyo Pharma – eine Plakat-<br />

Offensive mit bundesweit 10.000<br />

„Zuckerkreuz“-Motiven gestartet.<br />

Die Ges<strong>am</strong>teinnahmen der <strong>Stiftung</strong><br />

aus Unternehmenszuwendungen,<br />

Spenden und Kapitalerträgen<br />

beliefen sich auf über 1,5 Millionen<br />

Euro. Dem standen Aufwendungen<br />

für Projektarbeit, Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Forschungsförderung in<br />

etwa gleicher Höhe gegenüber.<br />

Wer sich genauer für die Aktivitäten<br />

der <strong>Stiftung</strong> interessiert, findet<br />

den kompletten Jahresbericht zum<br />

Download auf der Internetseite der<br />

<strong>Stiftung</strong>.<br />

Jahresbericht: Download unter<br />

www.diabetesstiftung.de<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong> — <strong>Stiftung</strong> zur Bekämpfung der Zuckerkrankheit<br />

Trotz Regen: Dresdner nicht aus Zucker<br />

Mehr als 16.000 Besucher auf dem <strong>Diabetes</strong>MARKT 2005 in Dresden<br />

Die meisten hatten die Hoffnung<br />

schon fahren lassen: Nach vier<br />

Tagen Dauerregen in Dresden und<br />

Pfützen so groß wie Seen in der Fußgängerzone<br />

schien der <strong>Diabetes</strong>MARKT 2005<br />

schon ins Wasser gefallen zu sein, bevor<br />

er angefangen hatte. Wie durch ein Wunder<br />

blieb der „Markttag“ selbst dann aber<br />

bis auf etwas Nieselregen trocken. Am<br />

Ende mussten die mitgebrachten Schirme<br />

in erster Linie als umfunktioniertes Fitnessgerät<br />

beim Open-Air-Fitnesstraining<br />

herhalten.<br />

Wenn auch die Sonnenscheinbilanz für<br />

diesen Tag eher negativ ausfiel, konnte<br />

sich die DDS als Veranstalter über ein<br />

Highlight ganz besonders freuen: Der 14.<br />

<strong>Diabetes</strong>MARKT der DDS in Dresden war<br />

mit über 16.000 Besuchern der bislang<br />

bestbesuchte seiner Geschichte. An rund<br />

30 Ständen konnten sich die Besucher<br />

rund um das Thema <strong>Diabetes</strong> informieren<br />

und die vielfältig angebotenen Gesundheitschecks<br />

in Anspruch nehmen – allen<br />

voran der Blutzuckertest, den knapp<br />

3.000 Besucher durchführen ließen. 230<br />

Personen wurden dabei mit erhöhten Glukose-Werten<br />

an einen <strong>Diabetes</strong> erfahrenen<br />

Arzt verwiesen. Bei 81 Personen stellte<br />

sich sogar heraus, dass Sie an einem<br />

manifesten <strong>Diabetes</strong> leiden, ohne bislang<br />

davon gewusst zu haben.<br />

Und das ist die Gefahr, über die die DDS<br />

u. a. mit ihrem <strong>Diabetes</strong>MARKT aufklären<br />

will. Denn ohne das Wissen um den <strong>Diabetes</strong><br />

und die richtige Therapie sind dr<strong>am</strong>atische<br />

Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt,<br />

Schlaganfall oder Erblindung wirklich nur<br />

eine Frage der Zeit. „Nur wer rechtzeitig<br />

aktiv wird und etwas gegen seine erhöhten<br />

Werte unternimmt, hat gute Chancen,<br />

auf Dauer von <strong>Diabetes</strong>-Folgekrankheiten<br />

verschont zu bleiben“, so Prof. Dr. Dieter<br />

Grüneklee, Vorsitzender der DDS.


<strong>Deutsche</strong> <strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong> — <strong>Stiftung</strong> zur Bekämpfung der Zuckerkrankheit<br />

Bilder: großes Bild: Beim Fitnesstraining<br />

mit Schirm und mdr-<br />

Moderatorin Dr. Franziska Rubin<br />

(„Hauptsache gesund“) machen<br />

alle begeistert mit. ganz oben:<br />

Den Eingang zum <strong>Diabetes</strong>MARKT<br />

passierten insges<strong>am</strong>t 16.000 interessierte<br />

Dresdner. oben: Blick von<br />

oben auf den <strong>Diabetes</strong>MARKT in<br />

der Einkaufsmeile „Prager Straße“<br />

in Dresden. rechts: Auch Sozial-<br />

Bürgermeister Tobias Kogge ließ<br />

sich zur Blutzucker-Messung in den<br />

Finger pieksen. links: Ausgelassene<br />

Mädchen auf dem Spiel- und Sportparcours<br />

für Kinder<br />

7


8<br />

Im Interview<br />

Heinz Windisch,<br />

Präsident VKVD<br />

Was ist die Aufgabe des<br />

Verbandes der Krankenversicherten<br />

Deutschlands<br />

(VKVD) ?<br />

Der VKVD ist eine Interessenvertretung<br />

aller Krankenversicherten<br />

in Deutschland. Der<br />

VKVD vertritt die Interessen<br />

der Krankenversicherten gegenüber<br />

dem Gesetzgeber, den<br />

Krankenversicherungen, Ärzten,<br />

Krankenhäusern und nichtärztlichen<br />

Heilberufen. Wir setzen uns<br />

dafür ein, dass die Versicherten<br />

im Krankheitsfall medizinisch und<br />

menschlich gut versorgt werden.<br />

Und dass sie wissen, wie sie ohne<br />

Verlust von Lebensqualität Krankheiten<br />

vermeiden oder frühzeitig<br />

erkennen können.<br />

Welches Interesse hat der<br />

VKVD an der Prävention von<br />

<strong>Diabetes</strong> ?<br />

<strong>Diabetes</strong> ist eine der größten<br />

Volkskrankheiten mit immer weiter<br />

steigender Tendenz. Gerade<br />

bei dieser Erkrankung können<br />

durch rechtzeitige Prävention viel<br />

Leid aber auch Kosten verhindert<br />

werden. Wie z.B. die Aktion im<br />

Bundestag gezeigt hat, können<br />

einfach durch Blutzuckerscreening<br />

bereits erste Anzeichen entdeckt<br />

werden.<br />

Wie müsste Ihrer Meinung<br />

nach eine gute Prävention<br />

aussehen ?<br />

Wir sind davon überzeugt, dass<br />

insbesondere die Prävention von<br />

<strong>Diabetes</strong> bereits im Kindergarten<br />

durch gezielte Aufklärung erfolgen<br />

kann. Prävention des <strong>Diabetes</strong><br />

muss sich wie ein roter Faden<br />

durch alle Lebenssituationen ziehen.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />

leistet hier eine unverzichtbare<br />

Arbeit, die wir sehr gerne in<br />

vollem Umfang unterstützen.<br />

Wo sehen Sie Schnittmengen<br />

Ihrer Organisation mit der<br />

DDS ?<br />

Nur gemeins<strong>am</strong> ist man stark<br />

und nur gemeins<strong>am</strong> kann man<br />

die Verantwortlichen der Politik,<br />

bei den Krankenkassen und Leistungserbringern<br />

überzeugen. Wir<br />

möchten sehr gerne die <strong>Diabetes</strong>-<br />

<strong>Stiftung</strong> und ihre angeschlossenen<br />

Organisationen bei ihren<br />

Bemühungen unterstützen und<br />

können uns dies insbesondere bei<br />

der politischen Arbeit vorstellen.<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong> — <strong>Stiftung</strong> zur Bekämpfung der Zuckerkrankheit<br />

Bundestag im Test<br />

DDS und VKVD veranstalteten Präventions-Aktion für Abgeordnete und andere<br />

Am 12. Mai wartet Bundestagspräsident<br />

Wolfgang Thierse – zus<strong>am</strong>men<br />

mit anderen Abgeordneten und Mitarbeitern<br />

des Bundestages – geduldig in<br />

einer langen Schlange vor dem Plenarsaal.<br />

Nicht um seinen Wahlzettel zur Abstimmung<br />

über die EU-Verfassung einzuwerfen, sondern<br />

um sich an einem eigens aufgebauten<br />

„<strong>Check</strong>point“<br />

von einer <strong>Diabetes</strong>-Beraterin<br />

den Blutzucker<br />

messen<br />

zu lassen.<br />

D<strong>am</strong>it ging<br />

der Hausherr<br />

mit gutem<br />

Beispiel voran<br />

und 666 Abgeordnete<br />

und<br />

„Bedienstete“<br />

folgten seinem<br />

Beispiel und<br />

ließen sich<br />

frühzeitig auf<br />

<strong>Diabetes</strong> testen.<br />

Grund für diese<br />

Test-Laune<br />

im Hohen<br />

Haus: die „Präventions-Aktion <strong>Diabetes</strong>“,<br />

gemeins<strong>am</strong> veranstaltet von der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong> (DDS) und dem Verband<br />

der Krankenversicherten Deutschland<br />

(VKVD). Gefördert wurde die Aktion von<br />

dem Unternehmen Abbott <strong>Diabetes</strong> Care,<br />

das Blutzuckermessgeräte, Teststreifen<br />

und medizinisches Personal zur Verfügung<br />

stellte.<br />

Mit der Aktion sollte darauf aufmerks<strong>am</strong><br />

gemacht werden, wie wichtig regelmäßige<br />

Risiko- und Blutzuckertests für die <strong>Diabetes</strong>-Vorsorge<br />

sind. „Denn“, so Prof. Dr.<br />

Dieter Grüneklee, Vorsitzender der DDS,<br />

„bei frühzeitiger Diagnose kann allein ein<br />

gesünderer Lebensstil die Entstehung des<br />

Impressum<br />

Typ 2 <strong>Diabetes</strong> verhindern oder zumindest<br />

hinauszögern.“<br />

Auf einer Podiumsdiskussion forderten<br />

MdB Horst Schmidbauer (Mitglied im Gesundheits-Ausschuss),<br />

Prof. Dr. Wolfgang<br />

Kerner (Präsident DDG), Heinz Windisch<br />

(Präsident VKVD), Prof. Dr. Dieter Grüneklee<br />

(Vorsitzender DDS), und Reinhart Hoffmann(Beauftragter<br />

des<br />

V o r s t a n d s<br />

DDS) nicht<br />

nur Prävent<br />

i o n s m a ß -<br />

nahmen zu<br />

f ö r d e r n ,<br />

sondern auch<br />

auf rechtzeitigeFrühe<br />

r k e n n u n g<br />

zu achten.<br />

Die Gesundheitsexperten<br />

waren sich<br />

einig, dass so<br />

die rasante<br />

Ausbreitung<br />

der Krankheit<br />

verlangs<strong>am</strong>t<br />

und die jährlichen<br />

Gesundheitskosten (direkte und<br />

indirekte) für Diabetiker in Höhe von mehr<br />

als 23 Milliarden Euro deutlich verringert<br />

werden können.<br />

Wolfgang Thierse war trotz 15 minütiger<br />

Wartezeit <strong>am</strong> Ende begeistert: nicht nur<br />

von seinen guten „Zuckerwerten“, sondern<br />

auch von der gelungenen Aktion.<br />

Am Ende hatten knapp ein Drittel der im<br />

Bundestag beschäftigten Mitarbeiter und<br />

Abgeordneten mitgemacht ... auch wenn<br />

sich die wirklich übergewichtigen Abgeordneten<br />

nicht blicken ließen. „Kein Wunder“,<br />

sagt Horst Schmidbauer, „die wenigsten<br />

Abgeordneten wollen sich als Diabetiker<br />

outen.“<br />

Geht mit gutem Beispiel voran: Bundestagspräsident<br />

Wolfgang Thierse beim Blutzuckermessen im Rahmen<br />

der „Präventions-Aktion <strong>Diabetes</strong>“ im <strong>Deutsche</strong>n Bundestag<br />

Herausgeber: Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />

Professor Dieter Grüneklee, Vorsitzender;<br />

Ulla Gastes, stellv. Vorsitzende; Professor Peter Dieterle, Schatzmeister<br />

Redaktion: Christian Gahrmann, Reinhart Hoffmann (Beauftragter des Vorstands)<br />

Anschrift: <strong>Deutsche</strong> <strong>Diabetes</strong>-<strong>Stiftung</strong> – Geschäftsstelle<br />

Am Klopferspitz 19<br />

82152 Martinsried/München<br />

Telefon 0 89 / 579 579-0, Fax 0 89 / 579 579-19<br />

E-Mail: info@diabetesstiftung.de<br />

www.diabetesstiftung.de + www.diabetes-risiko.de<br />

Der REPORT erscheint vierteljährlich.

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