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Bergbau in Ihringshausen - Gemeinde Fuldatal

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HNA vom 20.10.2011<br />

Ihr<strong>in</strong>gshausen<br />

140 Jahre unter Tage: Egon Pairan erforschte den<br />

<strong>Bergbau</strong> <strong>in</strong> Ihr<strong>in</strong>gshausen<br />

<strong>Fuldatal</strong>. Er währte über 140 Jahre – der <strong>Bergbau</strong> <strong>in</strong> Ihr<strong>in</strong>gshausen. Die<br />

Geschichte dieses Industriezweiges erforschte Egon Pairan, der seit 1970 <strong>in</strong><br />

dem <strong>Fuldatal</strong>er Ortsteil lebt. Sechs Monate brauchte er, um Informationen<br />

zusammenzutragen, arbeitete teilweise auch nachts.<br />

Unter Tage: Bergleute aus dem Ort förderten <strong>in</strong> Ihr<strong>in</strong>gshausen Braunkohle, h<strong>in</strong>ten rechts ist He<strong>in</strong>rich Schütz,<br />

vorn l<strong>in</strong>ks Georg Ullrich zu sehen, die beiden anderen s<strong>in</strong>d namentlich nicht bekannt.<br />

Herausgekommen ist e<strong>in</strong>e Präsentation von gut 80 Seiten. „Das g<strong>in</strong>g nur, weil ich <strong>in</strong><br />

dem Metier groß geworden b<strong>in</strong>.“ Egon Pairan ist <strong>Bergbau</strong><strong>in</strong>genieur. Dies wussten<br />

Mitglieder des Freundeskreises historisches Ihr<strong>in</strong>gshausen, die letztlich den Anstoß<br />

für se<strong>in</strong>e Forschungen gegeben hatten, wie er sagt. Nachdem sie ihn ansprachen,<br />

„b<strong>in</strong> ich e<strong>in</strong>gestiegen“.<br />

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Schnell merkte er, „es gibt nicht viel“. Aber es gab das Archiv des Freundeskreises,<br />

eigene Studienunterlagen und Fachliteratur sowie ehemalige Kollegen und <strong>Fuldatal</strong>er<br />

Bürger, die ihre Bilder und Aufzeichnungen zur Verfügung stellten.<br />

Wenn Egon Pairan erzählt, wird der <strong>Bergbau</strong> <strong>in</strong> Ihr<strong>in</strong>gshausen wieder lebendig. Dies<br />

erlebten unlängst auch 250 Besucher e<strong>in</strong>er Veranstaltung des Freundeskreises.<br />

Natürlich hat der das Steigerlied parat. Er weiß, dass der Gruß der Bergleute „Glück<br />

auf“ seit etwa 1650 gebräuchlich ist und e<strong>in</strong>en tief religiösen H<strong>in</strong>tergrund hat. So<br />

versammelten sich die Steiger und Bergleute auch <strong>in</strong> Ihr<strong>in</strong>gshausen jeden frühen<br />

Montagmorgen zur geme<strong>in</strong>samen Andacht, um sich dann „vor der Anfahrt und nach<br />

der Ausfahrt“ mit „Glück auf“ zu grüßen.<br />

Pairan kann auf e<strong>in</strong>e umfassende Ausbildung und Tätigkeit <strong>in</strong> verschiedenen<br />

<strong>Bergbau</strong>bereichen im In- und Ausland zurückblicken. Er kennt die örtlichen<br />

Verhältnisse aus se<strong>in</strong>er Zeit als Bauamtsleiter der Geme<strong>in</strong>de <strong>Fuldatal</strong>. „Da hatte ich<br />

viel mit Bergsetzungen zu tun.“ Wenn der mit Stollen durchsetzte Grund nachgab.<br />

Werksgelände: Diese historische Aufnahme zeigt das Hessische Braunkohle- und Ziegelwerk<br />

Ihr<strong>in</strong>gshausen. 1962 wurde der Schornste<strong>in</strong>, das Wahrzeichen des Ortes, gesprengt, 1963 endete die<br />

Braunkohleförderung am Möncheberg. Repros: Hobe<strong>in</strong><br />

Neben den nordhessischen Kohlevorkommen am Meißner, am Hirschberg bei<br />

Großalmerode, an der Söhre, im Habichts- und Re<strong>in</strong>hardswald und rund um Borken<br />

war das Vorkommen <strong>in</strong> Ihr<strong>in</strong>gshausen und den angrenzenden Gemarkungen Kassel<br />

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und Wolfsanger e<strong>in</strong> bedeutender Standort, sagt Pairan. Braunkohle wurde <strong>in</strong><br />

Ihr<strong>in</strong>gshausen ab 1820 bis zum Jahr 1963 vorwiegend unter Tage, aber auch im<br />

Tagebau abgebaut. Danach galt das Abbaugebiet als ausgekohlt, die Braunkohle<br />

war abgebaut.<br />

H<strong>in</strong>tergrund: 15 Millionen Tonnen Braunkohle<br />

Der <strong>Bergbau</strong> begann am Möncheberg, an der Stadtgrenze zu Kassel, mit den Ziegel-<br />

und Braunkohlewerken und der späteren Aktien-Gesellschaft Möncheberger<br />

Gewerkschaft. Der Bildhauer Werner Henschel hatte den Mut- und Schürfsche<strong>in</strong> auf<br />

Braunkohle dort von der Kurfürstlichen Ober-Rentkammer am 18. November 1820<br />

erhalten. Über verschiedene Eigentümer besitzen zuletzt die Hessischen<br />

Braunkohlen- und Ziegelwerke GmbH seit 1941 die Abbaurechte, sagt Pairan.<br />

Am 3. November 1963 wurde die letzte Braunkohle <strong>in</strong> Ihr<strong>in</strong>gshausen gefördert.<br />

Bereits am 28. Februar 1962 wurde der Schornste<strong>in</strong> des Braunkohlewerkes, das<br />

Wahrzeichen von Ihr<strong>in</strong>gshausen, gesprengt. Er hieß im Volksmund „alter Bursche“.<br />

Rund 15 Millionen Tonnen Braunkohlen wurden bis dah<strong>in</strong> <strong>in</strong> Ihr<strong>in</strong>gshausen abgebaut.<br />

Davon waren es alle<strong>in</strong> sechs Millionen Tonnen im Tagebau.<br />

Der <strong>Bergbau</strong> <strong>in</strong> Ihr<strong>in</strong>gshausen, aber auch <strong>in</strong> Kassel, hatte e<strong>in</strong>e große Bedeutung für<br />

die <strong>in</strong>dustrielle Entwicklung der Orte, betont Pairan. In Ihr<strong>in</strong>gshausen stieg die<br />

E<strong>in</strong>wohnerzahl von 714 im Jahr 1871 auf 2650 E<strong>in</strong>wohner im Jahr 1925.<br />

Der Wohnungsbau an der Dörnbergstraße, Auf der Treber und an der Ste<strong>in</strong>ernen<br />

Brücke sorgte dafür, dass die Bergleute mit ihren Familien entsprechende<br />

Unterkünfte bekamen. Das Verwaltungsgebäude an der Niedervellmarschen Straße<br />

ist e<strong>in</strong> weiteres Zeugnis aus der Ihr<strong>in</strong>gshäuser <strong>Bergbau</strong>geschichte. (phk)<br />

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