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Truppenreduzierung und Freigabe von militärischen Liegenschaften ...

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<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> <strong>militärischen</strong><br />

<strong>Liegenschaften</strong> durch die B<strong>und</strong>eswehr<br />

in Nord- <strong>und</strong> Mittelhessen<br />

Susanne Piesk<br />

Christoph Graß<br />

Wilfried Möhrle<br />

Report Nr. 682<br />

Wiesbaden 2005


Eine Veröffentlichung der HA Hessen Agentur GmbH<br />

Postfach 1811<br />

D-65008 Wiesbaden<br />

Abraham-Lincoln-Straße 38-42<br />

D-65189 Wiesbaden<br />

Telefon 0611 / 774-81<br />

Telefax 0611 / 774-8313<br />

E-Mail info@hessen-agentur.de<br />

Internet http://www.hessen-agentur.de<br />

Ansprechpartner: Karl-Heinz Franke, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr <strong>und</strong> Landesentwicklung<br />

Telefon 0611-/ 815-2267<br />

Susanne Piesk, Hessen Agentur<br />

Telefon 0611 / 774-8364<br />

Geschäftsführer: Martin H. Herkströter<br />

Dr. Dieter Kreuziger<br />

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe<br />

gestattet. Belegexemplar erbeten.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> <strong>militärischen</strong> <strong>Liegenschaften</strong><br />

durch die B<strong>und</strong>eswehr in Nord- <strong>und</strong> Mittelhessen<br />

Inhalt Seite<br />

Vorbemerkung 1<br />

1 Regionalwirtschaftliche Folgewirkungen 5<br />

1.1 Direkte Beschäftigungseffekte durch den Abbau <strong>von</strong> Personal 7<br />

1.2 Veränderung der regional wirksamen Nachfrage/Umsätze 9<br />

1.3 Auswirkungen auf die öffentlichen Infrastrukturen 10<br />

1.4 Auswirkungen auf den Wohnungs- <strong>und</strong> Immobilienmarkt 12<br />

1.5 Auswirkungen auf die Kommunalhaushalte 12<br />

1.6 Gr<strong>und</strong>lagen für die Berechnung der regionalwirtschaftlichen Effekte 13<br />

1.7 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen - Ergebnisse der Berechnungen 17<br />

1.8 Fazit 20<br />

2 Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Entwicklungsperspektiven für die Entwicklung<br />

der freiwerdenden <strong>Liegenschaften</strong> 27<br />

2.1 Wirtschaftsgeografische Rahmenbedingungen 27<br />

2.2 Gewerbeflächenangebot in Nordhessen 30<br />

2.3 Angebot <strong>und</strong> Nachfrage nach Gewerbeflächen in den betroffenen<br />

Kommunen 34<br />

2.4 Merkmale der frei werdenden <strong>militärischen</strong> <strong>Liegenschaften</strong> 35<br />

2.5 Infrastruktur der Kasernenareale 38<br />

2.6 Fazit 41<br />

2.7 Empfehlungen zum weiteren Vorgehen 45<br />

3 Standortbezogene Einschätzungen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

(in alphabetischer Reihenfolge) 47<br />

3.1 Bad Arolsen 47<br />

3.2 Fuldatal 48<br />

3.3 Gießen 50<br />

3.4 Hessisch Lichtenau 52<br />

3.5 Homberg/ Efze 53<br />

I


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

II<br />

Inhalt Seite<br />

3.6 Neustadt 55<br />

3.7 Schwalmstadt 57<br />

3.8 Schwarzenborn 58<br />

3.9 Sontra 59<br />

3.10 Wolfhagen 61<br />

Tabellenverzeichnis 63<br />

Abbildungsverzeichnis 63<br />

Anhang: Standortbögen


Vorbemerkung<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Nach Angaben des B<strong>und</strong>esministeriums für Verteidigung wird die B<strong>und</strong>eswehr<br />

spätestens im Jahr 2010 nur noch eine Stärke <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 250.500 Soldaten<br />

aufweisen. Dies bedeutet nach der ersten Reduzierungswelle vor gut 10 Jahren nun<br />

eine weitere Reduzierung des Personals der B<strong>und</strong>eswehr. Auch die Zahl der<br />

Standortverwaltungen <strong>und</strong> Kreiswehrersatzämter wird weiter verringert werden.<br />

Insgesamt werden dem Plan des Ministeriums zufolge in Deutschland 105<br />

Standorte geschlossen <strong>und</strong> 30 Stützpunkte deutlich reduziert. 45 Standorte werden<br />

ausgebaut <strong>und</strong> ein zusätzlicher Standort soll geschaffen werden.<br />

Die vom Ministerium im November 2004 bekannt gegebene <strong>und</strong> 2005 bekräftigte<br />

Entscheidung über die Schließung <strong>von</strong> Standorten betrifft in Hessen zehn<br />

Kommunen, <strong>von</strong> denen acht in Nordhessen (RB Kassel) <strong>und</strong> zwei in Mittelhessen<br />

(RB Gießen) liegen, wobei ein mittelhessischer Standort bereits seit der ersten<br />

Konversionswelle in den 90er Jahren teilgeräumt war. Insgesamt werden in Hessen<br />

nach Angaben der Standortverwaltungen Bad Arolsen <strong>und</strong> Homberg/Efze bzw. des<br />

Standortes Gießen knapp 6.500 Beschäftigte der B<strong>und</strong>eswehr abgebaut, darunter<br />

mehr als 800 Zivilbeschäftigte <strong>und</strong> in den zehn betroffenen hessischen Standorten<br />

werden r<strong>und</strong> 380 Hektar Kasernenareale (ohne Standortübungsplätze) zur<br />

Disposition stehen. Zum Vergleich: der Flughafen Kassel-Calden wird nach seinem<br />

potenziellen Ausbau einschließlich des geplanten Gewerbegebiets circa 350 Hektar<br />

Fläche1 umfassen, der neue Stadtteil Riedberg für circa 15.000 Einwohner im<br />

Nordwesten Frankfurts entsteht derzeit auf einer Fläche <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 250 Hektar.<br />

Weitere B<strong>und</strong>eswehrstandorte in Hessen werden personell zum Teil erheblich<br />

reduziert, drei Standorte werden aber auch aufgestockt <strong>und</strong> ausgebaut, dies sind in<br />

sehr geringem Umfang Kassel, aber insbesondere Stadtallendorf in Mittelhessen<br />

<strong>und</strong> Rotenburg im Regierungsbezirk Kassel.<br />

Darüber hinaus haben die US-Streitkräfte ebenfalls eine zweite Welle der<br />

Standortaufgaben angekündigt, die vor allem Südhessen <strong>und</strong> Teile Mittelhessens<br />

betreffen wird <strong>und</strong> die nach heutigem Kenntnisstand in den Jahren 2008/2009<br />

stattfinden wird. Die Standortaufgaben <strong>von</strong> B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> US-Streitkräften<br />

überschneiden sich zeitlich <strong>und</strong> räumlich also nur partiell.<br />

1 Die Angaben beziehen sich auf die nach dem Raumordnungsverfahren präferierte Variante C des Flughafenausbaus mit<br />

circa 140 Hektar Gewerbegebiet.<br />

1


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Abbildung 1: Von der <strong>Truppenreduzierung</strong> betroffene Kommunen in Nordhessen<br />

– Lage der <strong>militärischen</strong> <strong>Liegenschaften</strong> –<br />

2


Abbildung 2: Von der <strong>Truppenreduzierung</strong> betroffene Kommunen in Mittelhessen<br />

– Lage der <strong>militärischen</strong> <strong>Liegenschaften</strong> –<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Vergleicht man die aktuellen Bestrebungen zur <strong>Truppenreduzierung</strong> mit den<br />

Maßnahmen in den 90er Jahren, so lassen sich erhebliche Unterschiede in der<br />

Dimension <strong>und</strong> der regionalen Betroffenheit erkennen. Von 1990 bis 1995 wurde die<br />

Truppe in Hessen <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 30.000 auf 10.000 Soldaten reduziert, ein Abbau <strong>von</strong><br />

r<strong>und</strong> 20.000 Soldaten – also knapp viermal soviel wie aktuell geplant. Bei den<br />

Zivilbeschäftigten der B<strong>und</strong>eswehr fielen damals allein r<strong>und</strong> 5.000 Arbeitsplätze<br />

weg, das waren knapp sechsmal soviel wie heute. Hinzu kamen in den 90er Jahren<br />

die in ganz Hessen zeitgleich stattfindenden umfangreichen <strong>Truppenreduzierung</strong>en<br />

<strong>und</strong> Flächenfreigaben der US-Streitkräfte <strong>und</strong> der belgischen Truppen. Insgesamt<br />

waren in Hessen 190 <strong>Liegenschaften</strong> in über 70 Kommunen betroffen, 16 Standorte<br />

wurden komplett aufgegeben, darunter allerdings nur sechs Standorte in<br />

Nordhessen. 2<br />

2 Dies waren die Standorte Bad Hersfeld(US), Fulda (US), Gersfeld (BW), Hofgeismar (BW), Kassel (BW) <strong>und</strong> Baunatal<br />

(BW).<br />

3


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

4<br />

Von der aktuellen Entscheidung des B<strong>und</strong>esministeriums für Verteidigung ist also<br />

trotz insgesamt geringerer Dimensionen in Hessen ein Teilraum stärker als in den<br />

90er Jahren betroffen, der ohnehin als strukturschwach einzustufen ist <strong>und</strong> dessen<br />

regionalwirtschaftliche Situation bezüglich aller relevanten Indikatoren durchweg<br />

unter dem Landesdurchschnitt liegt.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> hat das Land Hessen die HA Hessen Agentur GmbH<br />

beauftragt, die aktuell zu erwartenden Folgen der Standortschließungen der<br />

B<strong>und</strong>eswehr im Rahmen einer Studie zu beurteilen, wobei folgende<br />

Fragenkomplexe <strong>von</strong> besonderem Interesse sind:<br />

• Welche regionalwirtschaftliche Bedeutung hat(te) das Vorhandensein der<br />

B<strong>und</strong>eswehr in Nord- bzw. Mittelhessen <strong>und</strong> welche Veränderungen sind durch<br />

den Abbau zu erwarten?<br />

• Wie kann mit den aufgelassenen Flächen umgegangen werden? Beinhalten sie<br />

Entwicklungschancen für die Region Nord- bzw. Mittelhessen oder die<br />

betroffenen Kommunen oder stellen sie diese eher vor zusätzliche Probleme?<br />

Um insbesondere Aussagen zu den Entwicklungschancen der frei werdenden<br />

<strong>militärischen</strong> <strong>Liegenschaften</strong> zu machen, wurden im Rahmen der Studie die Flächen<br />

in allen betroffenen Kommunen besichtigt. Darüber hinaus stellten die zuständigen<br />

Standortverwaltungen der B<strong>und</strong>eswehr in Bad Arolsen <strong>und</strong> Homberg/ Efze<br />

umfangreiches Material zu den <strong>Liegenschaften</strong> zur Verfügung.<br />

Ziel der Studie ist es, dem Land Hessen eine zusätzliche Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage<br />

für den eventuellen Einsatz <strong>von</strong> Strukturfördermitteln in den <strong>von</strong> der<br />

<strong>Truppenreduzierung</strong> der B<strong>und</strong>eswehr regionalwirtschaftlich betroffenen Regionen<br />

an die Hand zu geben, aber auch den betroffenen Kommunen durch<br />

standortbezogene Beurteilungen eine Diskussionsgr<strong>und</strong>lage für den weiteren<br />

Umgang mit den aufgelassenen Flächen zu bieten.<br />

Kapitel 1 des vorliegenden Berichts behandelt die regionalwirtschaftlichen Auswirkungen<br />

der Standortaufgaben, Kapitel 2 befasst sich mit den potenziellen<br />

Entwicklungschancen der aufgelassenen <strong>Liegenschaften</strong> <strong>und</strong> Kapitel 3 fasst die<br />

wesentlichsten Ergebnisse zusammen <strong>und</strong> leitet Schlussfolgerungen <strong>und</strong><br />

Handlungsempfehlungen ab.<br />

Im Anhang wurde zu jedem Standort Karten- <strong>und</strong> Fotomaterial zusammengestellt,<br />

ergänzt um weitere Informationen <strong>und</strong> Notizen zu den Rahmenbedingungen <strong>und</strong> zur<br />

aktuellen Situation in den Kommunen.


1 Regionalwirtschaftliche Folgewirkungen<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Aufgr<strong>und</strong> der vielfältigen regionalwirtschaftlichen Verflechtungen der B<strong>und</strong>eswehr<br />

hat die Auflösung <strong>von</strong> Standorten Auswirkungen auf unterschiedliche Bereiche. Dies<br />

sind<br />

• direkte Beschäftigungseffekte durch den Abbau <strong>von</strong> Zivilbeschäftigten bzw. die<br />

Reduktion der Truppenstärke,<br />

• Veränderungen der regional wirksamen Nachfrage bzw. Umsätze bedingt durch<br />

den Personalabbau <strong>und</strong> die ausfallenden Beschaffungen der Truppe <strong>und</strong> der<br />

Standortverwaltungen,<br />

• Auswirkungen auf die öffentliche Infrastruktur,<br />

• Auswirkungen auf den Wohnungs- <strong>und</strong> Immobilienmarkt sowie<br />

• Auswirkungen auf die Kommunalhaushalte.<br />

Bei der Beschäftigung mit den <strong>Truppenreduzierung</strong>en der 90er Jahre wurde<br />

deutlich, dass die Lokalisierung der Auswirkungen je nach angesprochenem<br />

Themenfeld nur selten präzise auf den kommunal abgegrenzten Standort bezogen<br />

werden kann, weil die ökonomischen Auswirkungen in einem regional komplizierten<br />

Geflecht stattfinden. So fallen z.B. die Wohnorte <strong>und</strong> Stationierungsorte der<br />

Soldaten auseinander, mit entsprechenden Auswirkungen auf die<br />

Einkaufsverflechtungen <strong>und</strong> den Ort, wo Steuern <strong>und</strong> Gebühren für öffentliche<br />

Dienstleistungen anfallen. Auch die Ausgaben der Standortverwaltungen als<br />

Nachfrager <strong>von</strong> Gütern <strong>und</strong> Dienstleistungen für die einzelnen Standorte sind durch<br />

Ausschreibungen <strong>und</strong> die Beteiligung am zentralen Beschaffungswesen der<br />

B<strong>und</strong>eswehr nicht automatisch - <strong>und</strong> erst recht nicht vollständig - den Standorten<br />

zuzurechnen.<br />

Es ist deshalb bei der Analyse <strong>und</strong> bei der Bewertung der Ergebnisse zu beachten,<br />

dass die Kasernenstandorte zwar der Auslöser <strong>von</strong> Folgewirkungen sind, dass<br />

die entsprechenden Kommunen jedoch nicht allein zwangsläufig die Betroffenen<br />

sind.<br />

Die im Folgenden angestellten Berechnungen beruhen deshalb auf begründeten,<br />

aber nicht unumstößlichen Annahmen über die zugr<strong>und</strong>e gelegten Parameter. Als<br />

Informationsquellen wurden Angaben der zuständigen Standortverwaltungen, der<br />

Standortältesten, der Standortkommunen, der amtlichen Statistik, des B<strong>und</strong>esverteidigungsministeriums,<br />

der Fachliteratur <strong>und</strong> der Gutachten der Hessen Agentur<br />

5


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

6<br />

GmbH3 (vormals FEH bzw. HLT Gesellschaft für Forschung Planung Entwicklung<br />

mbH) verwendet. Teilweise wurden zur der besseren Vergleichbarkeit für die<br />

einzelnen Standorte einheitliche Durchschnittswerte verwendet. Dies geschah auch<br />

dann, wenn standortbezogene Einzelangaben vorlagen, die jedoch, weil sie<br />

ebenfalls auf Schätzungen beruhten, keinen gesichert höheren<br />

Wahrscheinlichkeitsgrad aufwiesen.<br />

Welche Wirtschaftsbedeutung die zum Abbau vorgesehenen Teile der B<strong>und</strong>eswehr<br />

in den <strong>von</strong> Standortschließungen betroffenen Landkreisen haben, kann<br />

näherungsweise durch den Anteil der Lohn- <strong>und</strong> Gehaltssumme der Soldaten <strong>und</strong><br />

Zivilbeschäftigten4 an der gesamten Lohn- <strong>und</strong> Gehaltssumme, die in den Kreisen<br />

erzielt wird, dargestellt werden.<br />

Tabelle 1: Wirtschaftsbedeutung der B<strong>und</strong>eswehr in den Landkreisen<br />

Landkreis<br />

Bei der BW erzielte<br />

Einkommen p.a. in Mio. Euro<br />

Bruttolohn- <strong>und</strong><br />

-gehaltssumme 2002 in<br />

Mio. Euro<br />

Anteil der Einkommen<br />

an der Bruttolohn- <strong>und</strong><br />

-gehaltssumme in % 5<br />

Marburg-Biedenkopf 18,6 2.657 0,7<br />

Landkreis Gießen 2,5 2.928 0,1<br />

Landkreis Kassel 45,8 2.125 2,2<br />

Schwalm-Eder-Kreis 42,0 1.510 2,8<br />

Waldeck-Frankenberg 5,6 1.749 0,3<br />

Werra-Meißner-Kreis 32,7 968 3,4<br />

Summe 147,5 11.937 1,2<br />

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt Hessische Kreiszahlen 2004 Band 1, eigene Berechnungen der HA.<br />

Unter den betroffenen Landkreisen hat die B<strong>und</strong>eswehr die größte Bedeutung -<br />

entsprechend der Zahl der Soldaten <strong>und</strong> Zivilbeschäftigten <strong>und</strong> absolut gesehen -<br />

im Landkreis Kassel <strong>und</strong> im Schwalm-Eder-Kreis mit erzielten Einkommen <strong>von</strong> 46<br />

Mio. Euro bzw. 42 Mio. Euro. Relativ gesehen ergibt sich jedoch ein anderes Bild:<br />

Für den kleinen <strong>und</strong> relativ wirtschaftsschwachen Werra-Meißner-Kreis ist die<br />

B<strong>und</strong>eswehr mit einem Anteil der Löhne <strong>und</strong> Gehälter an der gesamten Lohn- <strong>und</strong><br />

Gehaltssumme in Höhe <strong>von</strong> 3,4% mit Abstand am bedeutendsten. Erst dann folgt<br />

3 Möhrle, Wilfried; Koch, Wolfgang (1991): <strong>Truppenreduzierung</strong> in Hessen – Gr<strong>und</strong>lagen für eine regionale Bewertung<br />

HLT-Report 308, Wiesbaden sowie<br />

Möhrle, Wilfried (1992): Abrüstung in Hessen, Band 1 Personalabbau bei der B<strong>und</strong>eswehr HLT-Report 356, Wiesbaden.<br />

4 Für Zeit-/Berufssoldaten <strong>und</strong> Zivilbeschäftigte wird ein durchschnittliches Bruttojahreseinkommen in Höhe <strong>von</strong> € 33.000<br />

<strong>und</strong> für Wehrpflichtige eines <strong>von</strong> € 3.300 angenommen.<br />

5 In der Bruttolohn- <strong>und</strong> -gehaltssumme sind nur die Einkommen der abhängig Beschäftigten enthalten, also u.a. keine<br />

Einkommen aus Unternehmertätigkeit oder <strong>von</strong> freien Berufen. Insofern wird die Bedeutung der B<strong>und</strong>eswehr überhöht<br />

dargestellt.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

der Schwalm-Eder-Kreis mit 2,8%. Im Durchschnitt aller betroffenen Landkreise ist<br />

die B<strong>und</strong>eswehr an den Löhnen <strong>und</strong> Gehältern mit einem Anteil <strong>von</strong> 1,23% beteiligt.<br />

Zum Vergleich: Das Produzierende Gewerbe in den fünf Landkreisen hat einen<br />

Anteil an der gesamten Lohn- <strong>und</strong> Gehaltssumme <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 40% <strong>und</strong> damit das 25fache<br />

Gewicht der B<strong>und</strong>eswehr.<br />

1.1 Direkte Beschäftigungseffekte durch den Abbau <strong>von</strong> Personal<br />

Von Planungen zur Schließung bzw. Reduktion <strong>von</strong> B<strong>und</strong>eswehrstandorten sind die<br />

Kommunen bzw. Landkreise in Nord- <strong>und</strong> Mittelhessen wie in Tabelle 2 dargestellt<br />

betroffen. Die Schließung <strong>von</strong> Standorten hat bezogen auf die verschiedenen<br />

Beschäftigtengruppen – Zivilbeschäftigte, Berufs-/Zeitsoldaten <strong>und</strong> Wehrpflichtige –<br />

unterschiedliche Auswirkungen auf den regionalen Arbeitsmarkt.<br />

Tabelle 2: Personalabbau der Standorte<br />

Standorte Zeit-/Berufssoldaten Wehrpflichtige Zivilbeschäftigte zusammen<br />

Bad Arolsen 0 0 171 171<br />

Fuldatal 752 414 125 1.291<br />

Gießen 45 12 29 86<br />

Hessisch Lichtenau 389 332 94 815<br />

Homberg/Efze 281 226 94 601<br />

Neustadt 464 369 62 895<br />

Schwalmstadt 679 469 64 1.212<br />

Schwarzenborn 0 0 85 150<br />

Sontra 398 231 55 684<br />

Wolfhagen 379 159 74 612<br />

Summe 3.387 2.212 853 6.452<br />

Landkreise<br />

Marburg-Biedenkopf 464 369 62 895<br />

Landkreis Gießen 45 12 29 86<br />

Landkreis Kassel 1.131 573 199 1.903<br />

Schwalm-Eder-Kreis 960 695 243 1.898<br />

Waldeck-Frankenberg 0 0 171 171<br />

Werra-Meißner-Kreis 787 563 149 1.499<br />

Summe 3.387 2.212 853 6.452<br />

Quelle: Angaben der Standortverwaltungen.<br />

7


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

8<br />

Am unmittelbarsten sind die Auswirkungen beim Abbau <strong>von</strong> Zivilbeschäftigten,<br />

weil diese dem örtlichen oder regionalen Arbeitskräftepotenzial entstammen <strong>und</strong> bei<br />

Entlassung auch diesem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung stehen. Da sich die<br />

hessischen B<strong>und</strong>eswehrstandorte im strukturschwachen Raum befinden, stellt der<br />

geplante Wegfall <strong>von</strong> insgesamt 853 Stellen für Zivilbeschäftigte zunächst<br />

rechnerisch eine erhebliche Belastung des Arbeitsmarktes dar. Es gibt jedoch einige<br />

Faktoren, die diesen Abbau relativieren. So werden nicht alle Standorte zum selben<br />

Termin <strong>und</strong> nicht abrupt geschlossen, sondern die Schließung erfolgt über mehrere<br />

Jahre <strong>von</strong> 2005 bis 2008. Nach Auskunft der Standortverwaltungen ermöglicht dies,<br />

den Arbeitsplatzabbau bei den Zivilbeschäftigten „sozialverträglich“ <strong>und</strong> unter<br />

Nutzung <strong>von</strong> Übergängen in den (Vor-)Ruhestand <strong>und</strong> in die Altersteilzeit zu<br />

gestalten. Kündigungen sollen bis 2010 unterbleiben. Aufgr<strong>und</strong> der Altersstruktur ist<br />

da<strong>von</strong> auszugehen, dass maximal ein Viertel der 853 der Zivilbeschäftigten, also<br />

200 Personen, möglicherweise nach 2010 arbeitslos sein werden.<br />

Auch wenn durch diese Maßnahmen die Zahl der direkt vom Abbau negativ<br />

Betroffenen möglichst niedrig gehalten wird, so ist dennoch festzuhalten, dass der<br />

Wegfall der zivilen Arbeitsplätze in den betroffenen Standorten bzw. Landkreisen<br />

das Arbeitsplatzangebot im Vergleich zur Ausgangslage um die Zahl der<br />

entfallenden Stellen, also um 853 Voll- <strong>und</strong> Teilzeitarbeitsplätze, verringert. Darin<br />

enthalten sind auch Ausbildungsplätze. Das heißt, dass sich das regionale<br />

Arbeitsmarktgefüge durch den Abbau, trotz der weitgehenden Sozialverträglichkeit,<br />

insbesondere für jüngere Arbeitskräfte, negativ verändert.<br />

Eine Besonderheit stellen in diesem Zusammenhang die in Fuldatal <strong>und</strong> Homberg/<br />

Efze untergebrachten Regionalen Instandsetzungszentren (RIZ) der B<strong>und</strong>eswehr<br />

mit zusammen r<strong>und</strong> 90 Soldaten <strong>und</strong> Zivilbeschäftigten dar. Die B<strong>und</strong>eswehr<br />

beabsichtigt die Instandsetzungsarbeiten mittelfristig, d.h. 2006 oder später an ein<br />

eigenständiges (b<strong>und</strong>eseigenes) Unternehmen, die bestehende so genannte<br />

Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) zu übertragen <strong>und</strong> nicht mehr selbst zu<br />

erledigen. Dieses Unternehmen wird zwar auf die bisher in den Regionalen<br />

Instandsetzungszentren Beschäftigten <strong>und</strong> Soldaten zurückgreifen, allerdings kann<br />

zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Aussage darüber gemacht werden, ob dies in<br />

vollem Umfang der Fall sein wird.<br />

Etwas anders stellt sich die Situation bei den Zeit- <strong>und</strong> Berufssoldaten dar. Die<br />

Auswirkungen auf die regionalen Arbeitsmärkte sind nicht so gravierend, weil die<br />

Verpflichtungszeiten der Soldaten bestehen bleiben. Der Dienst wird lediglich an<br />

einem anderen Standort abgeleistet. Dies ist jedoch durch die Auslandseinsätze der<br />

B<strong>und</strong>eswehr bereits heute schon teilweise der Fall, weil an diesen Einsätzen auch


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Soldaten aus den Standorten, die geschlossen werden, beteiligt sind6 . Mit anderen<br />

Worten: Die gegenwärtig stattfindenden zahlreichen Auslandseinsätze der Truppe<br />

simulieren bereits am jeweiligen Standort das Fehlen der B<strong>und</strong>eswehr.<br />

Bei den Wehrpflichtigen ist die Standortschließung bezüglich der direkten<br />

Auswirkung auf den (örtlichen bzw. regionalen) Arbeitsmarkt unproblematisch, weil<br />

die Ableistung des Wehrdienstes überregional organisiert ist. Ein wehrpflichtiger<br />

Soldat kann in diesem Sinne nicht als Bestandteil des regionalen Arbeitsmarktes<br />

gesehen werden, denn Wehrpflichtige behalten einen Anspruch auf einen<br />

Arbeitsplatz bei dem Arbeitgeber, bei dem sie vor Antritt des Wehrdienstes<br />

beschäftigt waren.<br />

1.2 Veränderung der regional wirksamen Nachfrage/Umsätze<br />

Vor allem durch die Nachfrage nach Gütern <strong>und</strong> Dienstleistungen erlangt die<br />

Existenz oder Nicht-Existenz <strong>von</strong> B<strong>und</strong>eswehrstandorten Bedeutung für die<br />

regionale Wirtschaft. Es geht dabei um die konsumptiven Ausgaben der<br />

B<strong>und</strong>eswehrangehörigen bzw. deren Familien sowie um die Beschaffungen der<br />

Truppe selbst bzw. durch Aufträge der Standorte. 7<br />

Die private Nachfrage der Beschäftigten der B<strong>und</strong>eswehr konzentriert sich im<br />

Wesentlichen auf den Einzelhandel, die konsumentennahen Dienstleistungsbereiche<br />

<strong>und</strong> Teile des Handwerks. In welchem Umfang diese Nachfragepotenziale<br />

jedoch direkt am Standort oder in seiner unmittelbaren Umgebung wirksam werden<br />

<strong>und</strong> deshalb bei der Schließung <strong>von</strong> Kasernen effektiv zu Nachfrageausfällen <strong>und</strong><br />

damit zu Folgewirkungen auf die örtliche Wirtschaft führen, hängt <strong>von</strong> einer Vielzahl<br />

<strong>von</strong> Faktoren ab. Dies sind zum Beispiel:<br />

• die Zusammensetzung des <strong>militärischen</strong> Personals (Wehrdienstleistende <strong>und</strong><br />

Berufssoldaten haben ein sehr unterschiedliches Konsumverhalten, auch<br />

bezogen auf die regionale Verteilung der Ausgaben),<br />

• die Reaktion der Zivilbeschäftigten auf den Stellenabbau (vorgezogener<br />

Ruhestand, Aufnahme einer anderen Beschäftigung, Arbeitslosigkeit oder<br />

Abwanderung),<br />

• die regionale Verteilung der Wohnstandorte des Personals,<br />

• die Einkaufsmöglichkeiten am Ort <strong>und</strong> in der Region <strong>und</strong><br />

• das individuelle Einkaufsverhalten.<br />

6 Wie sich die weitere Umstrukturierung in Zukunft auf Nordhessen auswirkt, lässt sich derzeit nicht sagen, auch wenn<br />

feststeht, dass eine Verkleinerung der B<strong>und</strong>eswehr gesamtwirtschaftlich ebenfalls einen Wegfall <strong>von</strong><br />

Erwerbsmöglichkeiten bedeutet.<br />

7 Welche Annahmen bei der Quantifizierung der Auswirkungen im Einzelnen getroffen werden, wird in Kapitel 1.6 erläutert.<br />

9


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

10<br />

Da hinreichende Angaben bzw. Erkenntnisse über diese Einflussfaktoren nicht<br />

vorliegen, kann der Nachfrageausfall nur sehr pauschal bezogen auf den Auslöser,<br />

also den Standort der Dienststelle, wo das Einkommen erzielt wird, errechnet<br />

werden. Wo die Nachfrage tatsächlich wirksam wird <strong>und</strong> wo sich deshalb<br />

möglicherweise negative wirtschaftliche Folgewirkungen der Standortschließung<br />

niederschlagen, ist damit räumlich nicht exakt bestimmbar. 8 Für die folgende<br />

Modellrechnung werden hierzu realistische Annahmen getroffen.<br />

Die Standorte sind beim Beschaffungswesen teilweise autonom <strong>und</strong> können daher<br />

direkt Aufträge vergeben. Es handelt sich dabei schwerpunktmäßig um die<br />

Bewirtschaftung <strong>und</strong> die Unterhaltung der <strong>Liegenschaften</strong> <strong>und</strong> der Geräte (z.B. die<br />

Pflege <strong>und</strong> die Reparatur der Gebäude, die Wartung der Fahrzeuge oder die<br />

Beschaffung <strong>von</strong> verderblichen Waren). Die Standorte bedienen sich hierfür oft<br />

lokaler oder regionaler Anbieter. Ein Teil der Beschaffungen (z.B. Fahrzeuge,<br />

Ausrüstungsgüter, Bekleidung, Verpflegung) wird jedoch über zentrale<br />

Vergabeverfahren der B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> damit standortunabhängig überregional<br />

organisiert <strong>und</strong> ist daher nicht standortbezogen darstellbar.<br />

1.3 Auswirkungen auf die öffentlichen Infrastrukturen<br />

Die Standorte <strong>und</strong> die Bediensteten sind darüber hinaus Nachfrager (Nutzer)<br />

örtlicher Infrastruktureinrichtungen im Bereich der Ver- <strong>und</strong> Entsorgung (u.a.<br />

Wasser, Abwasser, Gas, Strom), im Bereich Verkehr (ÖPNV), der Freizeit (z.B.<br />

Bäder) <strong>und</strong> der Bildung (allgemeinbildende Schulen, Erwachsenenbildung (VHS)).<br />

Bei entfallender Nachfrage nach diesen Angeboten ergeben sich Einnahmeausfälle<br />

bei Gebühren, die teilweise ungünstigere Kostenstrukturen (z.B. wird der<br />

Wasserpreis in Hessisch Lichtenau nach Schließung des B<strong>und</strong>eswehrstandorts um<br />

9 Cent steigen) <strong>und</strong> damit höhere Nutzungspreise oder gar die Notwendigkeit<br />

Infrastruktureinrichtungen aufgr<strong>und</strong> zu geringer Auslastung zu schließen nach sich<br />

ziehen könnten, was sich wiederum kostensenkend für die öffentliche Hand<br />

auswirken würde.<br />

Insgesamt haben die betroffenen Standorte im Jahr 2003 z.B. Wasser- <strong>und</strong><br />

Kanalgebühren in Höhe <strong>von</strong> knapp 700.000 Euro an Zweckverbände <strong>und</strong><br />

Kommunen in Nordhessen entrichtet. Der aktuelle Betrag, der durch die<br />

8 Dies mag an einem Beispiel verdeutlicht werden: Der Kauf eines PKW kann bei einem örtlichen Händler erfolgen, falls<br />

die gewünschte Marke vertreten ist. Wenn nicht, fließt die Kaufkraft sofort aus der Region ab. Dies kann jedoch auch<br />

dann der Fall sein, wenn die Automarke am Ort vertreten wäre, aber woanders bessere Konditionen geboten werden<br />

oder z.B. der Kauf über einen EU-Reimport erfolgt. Daraus wird deutlich, dass allein schon die Abschätzung des<br />

Handelsumsatzes – insbesondere bei langlebigen <strong>und</strong> teuren Gebrauchsgütern – pauschal nicht möglich ist. Noch<br />

problematischer wäre die (regionsbezogene) Bestimmung der weiteren indirekten Effekte, weil der Herstellungsort des<br />

Fahrzeugs <strong>und</strong> damit der Ort der eigentlichen Wertschöpfung nicht erfasst ist.


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Standortschließungen teilweise entfallen wird, dürfte etwas niedriger liegen, da in<br />

der Kaserne in Bad Arolsen im Jahr 2005 keine Soldaten mehr stationiert sind.<br />

Tabelle 3: Kosten für Wasser <strong>und</strong> Kanal in den betroffenen Standorten im Jahr 2003<br />

Standort Summe in Euro<br />

Hessisch Lichtenau 115.096<br />

Bad Arolsen 39.754<br />

Fuldatal 99.100<br />

Homberg/Efze 171.215<br />

Neustadt 60.382<br />

Schwalmstadt (Liegenschaft 1) 69.137<br />

Schwalmstadt (Liegenschaft 2) 409<br />

Sontra (Liegenschaft 1) 85.977<br />

Sontra (Liegenschaft 2) 244<br />

Sontra (Liegenschaft 3) 713<br />

Wolfhagen 23.804<br />

Gießen 24.305<br />

Summe 690.136<br />

Quelle: Standortverwaltungen Bad Arolsen <strong>und</strong> Homberg/ Efze.<br />

Gemäß der Satzungen <strong>von</strong> Kommunen <strong>und</strong> Zweckverbänden wird die Abwassermenge<br />

nach dem Frischwasser berechnet. Im Falle der Standortschließung wird<br />

kein Frischwasser mehr abgenommen, d.h. nach den gegenwärtigen Regelungen<br />

fallen auch keine Gebühren mehr für Abwasser an. Unberücksichtigt bleibt so<br />

allerdings die Tatsache, dass auch erhebliche Mengen Oberflächenwasser <strong>von</strong> den<br />

versiegelten Flächen der <strong>Liegenschaften</strong> in das Kanalnetz <strong>und</strong> die Kläranlagen<br />

gelangen. Um hier den B<strong>und</strong> auch künftig an den Kosten zu beteiligen, planen<br />

mehrere Kommunen Satzungsänderungen oder gesonderte Niederschlagswassersatzungen<br />

bzw. haben diese schon eingeführt. Die neuen Regelungen<br />

berechnen in Abhängigkeit <strong>von</strong> der versiegelten Fläche das anfallende<br />

Oberflächenwasser <strong>und</strong> stellen für dessen Einleitung in das Kanalnetz Gebühren in<br />

Rechnung. Insofern wird der B<strong>und</strong> durch die Standortschließungen nicht zu 100%<br />

als Gebührenzahler ausfallen. In Neustadt ist eine derartige Änderung geplant, in<br />

Hessisch Lichtenau wurde sie bereits eingeführt. So fallen in Hessisch Lichtenau<br />

z.B. derzeit Wasser- <strong>und</strong> Kanalgebühren in Höhe <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 115.000 Euro an, durch<br />

die Niederschlagswassersatzung werden es künftig immerhin 70 Cent pro qm<br />

versiegelte Fläche sein, was dann einer Einnahme <strong>von</strong> etwa 100.000 Euro<br />

entspricht.<br />

11


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

12<br />

Die Standorte der B<strong>und</strong>eswehr fungieren im Einzelfall aber auch als Anbieter <strong>von</strong><br />

Einrichtungen, die sie der Allgemeinheit zur Nutzung zugänglich machen. So<br />

werden die Sportanlagen häufig durch Vereine genutzt oder Räumlichkeiten wie das<br />

Kasino oder Mehrzweckhallen werden für öffentliche Veranstaltungen zur Verfügung<br />

gestellt. Durch den Wegfall dieser Nutzungsmöglichkeiten könnte sich für die<br />

Kommunen die Notwendigkeit ergeben, die Einrichtungen entweder zu übernehmen<br />

oder entsprechende – unter Umständen kostenpflichtige – Ersatzangebote zu<br />

schaffen.<br />

1.4 Auswirkungen auf den Wohnungs- <strong>und</strong> Immobilienmarkt<br />

Die zu erwartenden Auswirkungen <strong>von</strong> Standortschließungen auf den Wohnungs<strong>und</strong><br />

Immobilienmarkt hängen zunächst da<strong>von</strong> ab, ob die regionale Situation als<br />

Anbieter- oder Nachfragermarkt einzustufen ist. Insgesamt dürfte in Nordhessen<br />

<strong>und</strong> im nordöstlichen Landkreis Marburg-Biedenkopf eher ein Angebotsüberhang an<br />

Mietwohnungen <strong>und</strong> Eigentumsimmobilien bestehen. Es ist da<strong>von</strong> auszugehen,<br />

dass durch die Standortschließungen Abwanderungen aus der Region erfolgen<br />

werden. Dies bedeutet, dass die Nachfrage nach Wohnungen sinkt <strong>und</strong> sich daraus<br />

eher ein weiterer Preisverfall bei Mieten <strong>und</strong> Immobilienpreisen <strong>und</strong> zusätzliche<br />

Leerstände ergibt.<br />

Das Gleiche gilt für gewerblich nutzbare Immobilien, falls eine potenzielle<br />

Konversion der <strong>militärischen</strong> <strong>Liegenschaften</strong> planerisch zur Ausweisung zusätzlicher<br />

Gewerbeflächen führt. Aufgr<strong>und</strong> des bereits bestehenden Angebots an<br />

Gewerbeflächen <strong>und</strong> -immobilien <strong>und</strong> der geringen Nachfrage wäre tendenziell<br />

durch die Standortschließungen ebenfalls ein erheblicher Preisverfall für<br />

Gewerbeimmobilien <strong>und</strong> -gr<strong>und</strong>stücke zu erwarten.<br />

1.5 Auswirkungen auf die Kommunalhaushalte<br />

Die Aufgabe <strong>von</strong> <strong>militärischen</strong> Einrichtungen hat direkten negativen Einfluss auf die<br />

Kommunalfinanzen, da Zuwendungen im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs<br />

<strong>und</strong> bei der Bemessung der Schlüsselzuweisungen entfallen bzw.<br />

sinken, falls sich die Einwohnerzahl durch die Schließung eines Standortes in der<br />

jeweiligen Kommune verringert. Auch die Einkommensteueranteile, die den<br />

Kommunen zufließen, werden im Falle <strong>von</strong> Abwanderungen oder <strong>von</strong> sinkenden<br />

Einkommen ehemaliger Beschäftigter zurückgehen. Falls die Wohnorte der<br />

Beschäftigten bzw. <strong>von</strong> deren Familien nicht am Kasernenstandort sind, werden<br />

diese negativen Effekte in diese Orte „exportiert“. Sonderzuweisungen in Analogie<br />

zur Verfahrensweise bei Kurorten („Bäderpfennig“) oder bei der Stationierung<br />

ausländischer Streitkräfte gibt es bei B<strong>und</strong>eswehrstandorten nicht. Hier sind daher<br />

keine Einnahmeausfälle zu erwarten.


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Die Standortschließungen haben aber auch indirekte Folgen für die kommunalen<br />

Haushalte. So können aus Nachfrage- <strong>und</strong> Umsatzeinbußen rückläufige<br />

Gewerbesteuereinnahmen beim örtlichen Gewerbe entstehen. Weiterhin können die<br />

Gebührenhaushalte bzw. die kommunalen Eigenbetriebe oder Zweckverbände<br />

durch entfallende Nachfrage nach ihren Gütern <strong>und</strong> Dienstleistungen (Wasser,<br />

Abwasser, Müllabfuhr, Nutzung <strong>von</strong> kommunalen Einrichtungen usw.) negativ<br />

betroffen sein.<br />

Eine Kompensation dieser negativen Auswirkungen wäre nur dann möglich, wenn<br />

es gelingt, Folgenutzungen auf den <strong>Liegenschaften</strong> zu etablieren, die Beschäftigung<br />

schaffen <strong>und</strong> Umsätze erzielen.<br />

1.6 Gr<strong>und</strong>lagen für die Berechnung der regionalwirtschaftlichen Effekte<br />

Die Berechnung der regionsbezogenen ökonomischen Effekte der<br />

Standortschließungen macht es notwendig, Parameter festzulegen, die Annahmen<br />

über die Einkommensverwendung treffen. Dafür müssen u.a. folgende Fragen<br />

beantwortet werden:<br />

• Wo entstehen Einkommen, die Nachfrage erzeugen, <strong>und</strong> wie hoch sind diese<br />

Einkommen?<br />

• Welche (An-)Teile der (Brutto-)Einkommen sind nachfragewirksam?<br />

• Wie unterscheiden sich die Verbrauchsgewohnheiten der Einkommensbezieher<br />

bzw. einzelner Konsumentengruppen, d.h. der Wehrpflichtigen, der Zeit-<br />

/Berufssoldaten <strong>und</strong> der Zivilbeschäftigten?<br />

• Wie hoch ist der Anteil der Personen, die durch die Standortschließung ihre<br />

zivilen oder <strong>militärischen</strong> Arbeitsplätze verlieren <strong>und</strong> die aus der Region<br />

wegziehen? Welche alternativen Einkommensmöglichkeiten werden realisiert?<br />

Wie hoch ist somit der Netto-Einkommensrückgang in der Region?<br />

• Welche konsumptiven Ausgaben tätigen die Standortverwaltungen bzw. die<br />

Standorte selbst, z.B. für die Kantine oder im Rahmen der Gebäudebewirtschaftung?<br />

• Wo lokalisieren sich all diese Ausgaben?<br />

• Welche indirekten Effekte resultieren daraus (Multiplikatorwirkung)?<br />

Die präzise Beantwortung dieser Fragen stellt ein erhebliches Problem dar <strong>und</strong><br />

bedürfte individueller Erhebungen, da wesentliche Einflussgrößen <strong>von</strong> Standort zu<br />

Standort unterschiedlich sind (z.B. Herkunftsort der Wehrpflichtigen <strong>und</strong> der<br />

13


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

14<br />

Längerdienenden <strong>und</strong> damit Pendlerverhalten, Ausgabenstruktur <strong>und</strong> der Ort, in<br />

dem Nachfragen wirksam werden). Dies kann im Rahmen dieser Untersuchung<br />

nicht geleistet werden. Deshalb basieren die Berechnungen auf Angaben <strong>und</strong><br />

Annahmen in verschiedenen Sek<strong>und</strong>ärquellen9 <strong>und</strong> auf Plausibilitätsannahmen,<br />

wobei qualitative Informationen ebenfalls in die Parameter einfließen konnten.<br />

Mit dem Standort der (aufzulösenden) Kaserne ist zwar eine klare Lokalisierung des<br />

Entstehens der Einkommen10 auf kommunaler Ebene möglich, doch die<br />

Verwendung des Einkommens, also die Realisierung der Nachfrage kann nicht<br />

bezogen auf eine Kommune – speziell die Standortkommune – berechnet werden.<br />

Die Nachfrage <strong>von</strong> privaten Haushalten nach Gütern <strong>und</strong> Dienstleistungen der<br />

Gr<strong>und</strong>versorgung (z. B. der tägliche Bedarf an Lebensmitteln) ist sicherlich auf den<br />

Nahbereich einzugrenzen, aber schon für den wöchentlichen Bedarf sind<br />

zusätzliche Gesichtspunkte (wie die Lage <strong>von</strong> Einkaufszentren, Preiswürdigkeit)<br />

wichtig. Über die Lebensmittelnachfrage <strong>von</strong> Küche <strong>und</strong> Kantine der Kasernen wird<br />

wieder nach anderen Kriterien entschieden. Teilweise – aber nicht vollständig –<br />

kann man diesem Problem gerecht werden, indem man größere regionale Einheiten<br />

der Betrachtung zugr<strong>und</strong>e legt. Für die zu schließenden Standorte werden die<br />

Auswirkungen deshalb auf den Landkreis bezogen, in dem sich diese Kasernen<br />

befinden, <strong>und</strong> die Summe dieser Landkreise (Landkreis Kassel, Waldeck-<br />

Frankenberg, Werra-Meißner-Kreis, Schwalm Eder-Kreis, Marburg-Biedenkopf)<br />

wird als die betroffene Region aufgefasst. Die Stadt Kassel ist in dieser Definition<br />

nicht enthalten, obwohl außer Frage steht, dass auch auf sie, z.B. beim<br />

oberzentralen Angebot wie Möbel, große Einkaufsmärkte etc. - wie auch auf andere<br />

angrenzende Kreise oder auf andere Vertriebswege (u.a. Versandhandel, Internet) -<br />

Kaufkraftanteile entfallen.<br />

Die Verwendung des Einkommens ist für die verschiedenen Personengruppen, die<br />

bei der B<strong>und</strong>eswehr Einkommen erzielen, sehr unterschiedlich. Wesentliche<br />

bestimmende Faktoren für das zu Konsumzwecken verbleibende verfügbare<br />

Nettoeinkommen sind die zu bezahlende Lohn- bzw. Einkommensteuer, die<br />

Sozialabgaben, die Sparleistungen <strong>und</strong> die Ausgaben für das Wohnen (Miete bzw.<br />

Finanzierung des Wohneigentums). Die entsprechenden Annahmen basieren auf<br />

Angaben des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes <strong>und</strong> des Sachverständigenrates zur<br />

Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, die für Deutschland im<br />

Durchschnitt gelten. Insofern handelt es sich um Schätzwerte für die Region<br />

9 Es handelt sich dabei um Angaben der Standortverwaltungen <strong>und</strong> der Standortältesten, um Informationen aus<br />

Gesprächen mit den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden, um Angaben des Statistischen B<strong>und</strong>esamts <strong>und</strong> des<br />

Hessischen Statistischen Landesamtes <strong>und</strong> um Angaben in der Literatur z. B. über Folgen der <strong>Truppenreduzierung</strong>en in<br />

anderen B<strong>und</strong>esländern oder über die regionalen Entwicklungsimpulse <strong>von</strong> Hochschulstandorten.<br />

10 Bei den Berechnungen wird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass ein Zeit-/Berufssoldat <strong>und</strong> die Zivilbeschäftigten durchschnittlich<br />

ein Jahreseinkommen <strong>von</strong> € 33.000 <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>wehrdienstleistenden eines <strong>von</strong> € 3.300 haben.


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Nordhessen, die anhand <strong>von</strong> Plausibilitätsüberlegungen auf der genannten Basis<br />

getroffen wurden.<br />

In der folgenden Tabelle sind die diesbezüglichen Annahmen zusammengestellt:<br />

Tabelle 4: Bestimmungsgrößen zur Berechnung der regionalwirtschaftlichen Folgewirkungen<br />

(mittlere) Variante I (Anteile in Prozent )<br />

Wehrpflichtige<br />

Zeit-/<br />

Berufssoldaten<br />

Zivilbeschäftigte<br />

Lohn-/Einkommensteuersatz 0 20 20<br />

Sozialversicherungen (Anteile zu Renten-, Kranken-, Pflege- u. Arbeitslosenvers.) 0 7 20<br />

Sparquote 0 10 10<br />

Ausgaben für Miete, Wohnen (Anteil vom Bruttoeinkommen) 0 20 20<br />

Summe der Abschläge insgesamt 0 57 70<br />

Anteil der in der Region wirksamen konsumptiven Ausgaben 33 40 50<br />

Abwanderungsquote aus der Region nach Standortschließung 100 50 33<br />

Konsumierte Anteile der Einnahmen aus Miete, Wohnen 0 10<br />

Beschäftigungsmultiplikator 1,5<br />

Quelle: Eigene Berechnungen.<br />

In den weiteren Berechnungen wurde berücksichtigt, dass Mietausgaben zu<br />

Mieteinnahmen bei den Vermietern führen, die ihrerseits teilweise konsumiert<br />

werden <strong>und</strong> teilweise für den Kapitaldienst bzw. der Ersparnis- <strong>und</strong><br />

Rücklagenbildung verwendet werden. Wenn die Ausgaben für Wohnen der<br />

Finanzierung <strong>von</strong> Wohneigentum dienen sind sie vollständig dem Konsum<br />

entzogen. Der zu Konsumausgaben führende Anteil an den Ausgaben für<br />

Miete/Wohnen wird mit 10% veranschlagt <strong>und</strong> geht entsprechend in die<br />

Berechnungen ein.<br />

Weiterhin ist zu bedenken, dass nicht alle Beschäftigten <strong>und</strong> wahrscheinlich in noch<br />

geringerem Umfang die in der Region wohnenden Familienangehörigen nach der<br />

Standortschließung die Region verlassen werden. Das bedeutet, dass weiterhin<br />

Einkommen in der Region zur Verwendung verfügbar sind, sei es durch Transfer<br />

(innerhalb der Familie, indem der/die Militärangehörige seine/ihre Familie versorgt),<br />

durch das Überwechseln in den Ruhestand <strong>und</strong> den Bezug <strong>von</strong> Alterseinkommen<br />

oder durch Alimentierung nach dem Sozialgesetzbuch (ALG II) oder sei es durch die<br />

Aufnahme einer anderen Arbeit <strong>und</strong> damit der Erzielung eines anderen<br />

Einkommens. Alle genannten Alternativen haben den Effekt, dass damit Nachfrage<br />

<strong>und</strong> Kaufkraft in der Region (wenigstens teilweise) erhalten bleiben.<br />

15


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

16<br />

Als mittlere Variante wird unterstellt, dass die Wehrpflichtigen zu 100% die Region<br />

verlassen. Bei den Zeit- <strong>und</strong> Berufssoldaten wird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass die<br />

Hälfte die Region verlässt, d.h. an außerhalb der Region liegende Standorte<br />

versetzt wird <strong>und</strong> (soweit vorhanden) die Familien mitnimmt. Bei den<br />

Zivilbeschäftigten schließlich ist die höchste Affinität zur Region zu erwarten. Hier<br />

wird angenommen, dass zwei Drittel in Nordhessen verbleiben, ein Drittel wegzieht.<br />

Zur Berechnung der Effekte der durch den Personalabbau bedingten Nachfrageausfälle<br />

müssen Annahmen über die direkten <strong>und</strong> indirekten Folgen auf den Handel<br />

<strong>und</strong> andere Dienstleistungen getroffen werden. Dabei wird da<strong>von</strong> ausgegangen,<br />

dass pro Vollzeitarbeitsplatz im Einzelhandel des ländlichen Raums<br />

durchschnittlich über alle Branchen hinweg (ohne Tankstellen) ein Jahresumsatz<br />

<strong>von</strong> 150.000 Euro zugr<strong>und</strong>e zu legen ist11 .<br />

Die direkt <strong>von</strong> der Standortverwaltung getätigten Ausgaben wurden auf Basis<br />

<strong>von</strong> Angaben aus dem Liegenschaftsbetriebsvergleich 2003 der Standortverwaltungen<br />

ermittelt. Es handelt sich dabei um Ausgaben für Geräte <strong>und</strong><br />

Ausstattung, Bewirtschaftung einschließlich Energie, Wasser <strong>und</strong> Abwasser sowie<br />

Bauunterhaltung. Von den Standortverwaltungen wurden darüber hinaus Angaben<br />

gemacht, welche Anteile der Ausgaben in etwa auf die Region Nordhessen<br />

entfielen.<br />

Diese direkt <strong>von</strong> der Standortverwaltung in der Region Nordhessen getätigte<br />

Nachfrage wurde wegen der benötigten Mengen, z.B. für Nahrungsmittel, teilweise<br />

über großhandelsähnliche Strukturen in der Region abgewickelt. Der Großhandel<br />

weist eine höhere Arbeitsproduktivität als der Einzelhandel auf. Deshalb wurde für<br />

die Berechnungen ein erhöhter Umsatz <strong>von</strong> 200.000 Euro je Vollzeitarbeitsplatz<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

Zusätzlich erzeugen die Konsumausgaben indirekte Effekte, indem auf den dadurch<br />

geschaffenen bzw. erhaltenen Arbeitsplätzen Einkommen erzielt werden, die<br />

wiederum teilweise konsumiert werden usw. Die Bestimmung dieses<br />

Multiplikatoreffekts für die Beschäftigung hängt wiederum <strong>von</strong> vielen Annahmen<br />

ab. Er ist umso geringer, je kleiner die Region ist, auf die er sich bezieht. Für eine<br />

vergleichbare regionale Einheit wie Nordhessen wurden in neueren Untersuchungen<br />

zur Berechnung der Folgen der <strong>Truppenreduzierung</strong> bzw. regionalwirtschaftlichen<br />

11 Nach Angaben des Statistischen B<strong>und</strong>esamts <strong>und</strong> Auswertungen der Gewerkschaft ver.di beträgt in Deutschland der<br />

Einzelhandelsumsatz je Beschäftigten (Voll- <strong>und</strong> Teilzeitbeschäftigte zusammen) r<strong>und</strong> € 130.000. Der Anteil der<br />

Teilzeitbeschäftigten im Handel liegt bei 50%. Umgerechnet auf Vollzeitbeschäftigtenäquivalente entspricht dies im<br />

B<strong>und</strong>esdurchschnitt einem Umsatz <strong>von</strong> r<strong>und</strong> € 180.000 je Beschäftigten. Da im ländlichen Raum aufgr<strong>und</strong> der<br />

Handelsstruktur der Umsatz unter dem Durchschnitt liegt, wird in der Modellrechnung <strong>von</strong> € 150.000 ausgegangen.


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Auswirkung einer Hochschulansiedlung Schätzwerte <strong>von</strong> 1,45 bzw. 1,5 verwendet. 12<br />

Für die Variante I <strong>und</strong> II wird deshalb ebenfalls ein Multiplikatorwert <strong>von</strong> 1,5<br />

übernommen.<br />

Die Kommunen sind – wie bereits erwähnt - vom Truppenabbau direkt durch die<br />

entfallenden Gebühreneinnahmen für Ver- <strong>und</strong> Entsorgung, die entfallende Nutzung<br />

<strong>von</strong> öffentlichen Einrichtungen <strong>und</strong> <strong>von</strong> dadurch verminderten Einnahmen (z. B. für<br />

Eintritte in Bäder usw.) betroffen. Diese Ausgaben sind jedoch implizit bereits in den<br />

berechneten Konsumausgaben enthalten <strong>und</strong> insofern nicht mehr gesondert<br />

auszuweisen.<br />

Eine weitere Betroffenheit der Kommunen entsteht jedoch durch den (teilweisen)<br />

Ausfall <strong>von</strong> Einkommensteueranteilen, die auf die Kommunen entfallen (derzeit<br />

15%). Allerdings stehen diese Anteile dem Wohnort des Steuerpflichtigen zu. Da<br />

über die Wohnorte keine Informationen vorliegen, beziehen sich die Berechnungen<br />

hierfür auf die Kasernenstandorte als Auslöser <strong>und</strong> damit auf die Entstehungsseite<br />

der Einkommensteueranteile. Es kommt damit also nicht zum Ausdruck, welche<br />

Steuerausfälle den hier betrachteten Standortkommunen entstehen.<br />

1.7 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen - Ergebnisse der Berechnungen<br />

In der folgenden Tabelle 6 sind die Resultate einer mittleren Variante (Variante I)<br />

zusammengestellt, die sich ergeben, wenn die nicht für unwahrscheinlich zu<br />

haltende Kombination <strong>von</strong> 25 relevanten Parametern in das Rechenmodell<br />

eingesetzt wird.<br />

Die Schließung <strong>von</strong> acht Standorten in Nord- bzw. Mittelhessen <strong>und</strong> die Reduktion<br />

<strong>von</strong> einem Standort erzeugt einen direkten Ausfall <strong>von</strong> Konsumnachfrage der<br />

Beschäftigten, der den Abbau <strong>von</strong> 139 (Vollzeit-) Arbeitsplätzen (siehe Spalte 10) in<br />

den Betrieben zur Folge hat, auf die sich die Nachfrage konzentriert (Handel,<br />

Handwerk, persönliche Dienstleistungen). Indirekt sind – bei einem Beschäftigungsmultiplikator<br />

<strong>von</strong> 1,5 – weitere 69 Arbeitsplätze, zusammen somit 208 Arbeitsplätze<br />

13 (vgl. Spalte 11) betroffen.<br />

Berücksichtigt man die geringfügigen Korrekturen bei der Personalplanung an den<br />

überwiegend fast unverändert weiter bestehenden Standorten Fritzlar (–60<br />

Soldaten), Fulda (-6) <strong>und</strong> Kassel (+10) sowie die geplante deutliche Aufstockung<br />

der Standorte Stadtallendorf (+720) <strong>und</strong> Rotenburg (+130), so reduziert sich der<br />

12 Vgl. B<strong>und</strong>e, Jürgen; Hoppe, Ralf (2001): Wirtschaftliche Folgen der <strong>Truppenreduzierung</strong> am Standort Eggesin für den<br />

Landkreis Uecker-Randow, Marburg<br />

Assenmacher, Marianne; Leßmann, Grit; Wehrt, Klaus (2004): Regionale Entwicklungsimpulse <strong>von</strong> Hochschulen,<br />

Wernigerode.<br />

13 Abweichungen in der Summe sind durch R<strong>und</strong>ungen bei der Berechnung bedingt (vgl. Tabelle 6).<br />

17


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

18<br />

Nachfrageausfall in Nordhessen <strong>und</strong> damit auch die Zahl der gefährdeten<br />

Folgearbeitsplätze um 33 Vollzeitäquivalente auf insgesamt 175 Vollzeitäquivalente.<br />

In dieser Zahl sind nicht die veränderten Sachausgaben der Standorte<br />

berücksichtigt, die durch diese Personalveränderungen möglicherweise<br />

hervorgerufen werden.<br />

Im Jahr 2003 hatten 345.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den sechs<br />

<strong>von</strong> den Standortschließungen betroffenen Landkreisen ihren Arbeitsplatz. Es sind<br />

folglich in der Region – ohne den direkten Verlust der Arbeitsplätze der<br />

Zivilbeschäftigten bei der B<strong>und</strong>eswehr – 0,06% der Arbeitsplätze gefährdet (siehe<br />

Spalte 13).<br />

Absolut am stärksten betroffen sein wird nach diesen Berechnungen der Landkreis<br />

Kassel durch die Schließung des Standortes Fuldatal sowie der Schwalm-Eder-<br />

Kreis durch die Schließung bzw. den Abbau in drei Standorten. Relativ stärker<br />

betroffen als der Landkreis Kassel sind jedoch der Werra-Meißner-Kreis <strong>und</strong> der<br />

Schwalm-Eder-Kreis, weil beide ein geringeres Arbeitsplatzangebot haben.<br />

Bezieht man die direkten Beschäftigungseffekte durch den Abbau der<br />

Zivilbeschäftigten mit ein14 , so ist bei der mittleren Berechnungsvariante I bis 2010<br />

mit zusammen 420 zusätzlichen Arbeitslosen in den sechs Landkreisen zu rechnen.<br />

Bezogen auf die Mitte 2004 in diesen Landkreisen registrierten Arbeitslosen - das<br />

waren 50.317 Personen - bedeutet dies ein zusätzliches Arbeitslosenpotenzial <strong>von</strong><br />

0,85%. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote dieser Landkreise <strong>von</strong> derzeit<br />

9,08% würde dadurch um 0,08 Prozentpunkte auf 9,16% ansteigen. Allerdings darf<br />

hierbei nicht übersehen werden, dass der Abbau der zivilen Arbeitsplätze - auch<br />

wenn er für die Mehrzahl der derzeitig Beschäftigten sozialverträglich gestaltet wird<br />

– dennoch einen dauerhaften Verlust <strong>von</strong> über 850 Arbeitsplätzen darstellt (das sind<br />

0,25 des derzeitigen Arbeitsplatzangebots).<br />

Bei Modellrechnungen mit einer Vielzahl <strong>von</strong> Annahmen wie sie hier angewendet<br />

wurde, ist es interessant, wie sensibel die Berechnungssysteme auf die<br />

Veränderung <strong>von</strong> einer oder mehreren Variablen reagieren. Einen starken Einfluss<br />

auf die indirekten Folgewirkungen der Nachfrage hat die Variation des Beschäftigungsmultiplikators,<br />

weil er multiplikativ mit der Summe der Arbeitsplatzäquivalente,<br />

die durch den ermittelten Nachfrageausfall gefährdet sind, verknüpft ist.<br />

Verändert man den Multiplikator um 10%, verändert sich auch die Anzahl der<br />

indirekt wegfallenden Arbeitplatzäquivalente um 10%.<br />

14 Entsprechend den Angaben der Standortverwaltungen wird unterstellt, dass ein Viertel der Zivilbeschäftigten, also 220<br />

Personen, nicht über Ruhestandsregelungen ausscheiden werden <strong>und</strong> deshalb erneut dem Arbeitsmarkt zur Verfügung<br />

stehen.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Von wesentlich geringerem Einfluss auf das Gesamtergebnis sind z. B. die<br />

Annahmen über Konsum- oder Abwanderungsquoten. Erhöht man z.B. die<br />

Annahme über den Anteil am Einkommen, den Zivilbeschäftigte in der Region<br />

konsumieren um 10% <strong>von</strong> 0,50 auf 0,55, so bewirkt das nur einen Anstieg der direkt<br />

betroffenen Folgearbeitsplätze <strong>von</strong> 208 auf 209, also um weniger als ein halbes<br />

Prozent. Erhöht man den für die Region angenommenen Konsumanteil bei den Zeit<strong>und</strong><br />

Berufssoldaten ebenfalls um 10%, also <strong>von</strong> 0,40 auf 0,44, so bewirkt dies einen<br />

Anstieg der Zahl der wegfallenden Folgearbeitsplätze <strong>von</strong> 208 auf 217, also um gut<br />

4%.<br />

An diesen Beispielen ist erkennbar, dass die prozentuale Veränderung einzelner<br />

Parameter nicht zu gleich hohen prozentualen Änderungen des Gesamtergebnisses<br />

führt, sondern dass diese geringer ausfallen. Die jeweilige „Hebelwirkung“ auf das<br />

Gesamtergebnis ist sehr unterschiedlich <strong>und</strong> hängt <strong>von</strong> dem Gewicht ab, das die<br />

dadurch beeinflussten Elemente im Gesamtmodell aufweisen. Insgesamt kann<br />

festgestellt werden, dass das hier gewählte Berechnungssystem sehr stabil ist <strong>und</strong><br />

aufgr<strong>und</strong> der Vielzahl <strong>von</strong> Komponenten auf Variationen einzelner Elemente wenig<br />

reagiert.<br />

In den Tabellen 7 <strong>und</strong> 8 sind zwei unterschiedliche Varianten wiedergegeben.<br />

Die Änderungen der Berechnungsparameter gegenüber der mittleren Variante<br />

(Variante I) sind grau unterlegt. Die in der folgenden Übersicht aufgeführten<br />

Veränderungen wirken dabei in der Variante II alle erhöhend auf die berechnenden<br />

Folgewirkungen der Standortschließungen <strong>und</strong> in der Variante III wirkt jede einzelne<br />

Veränderung der Parameter senkend auf die Folgewirkungen. Es finden in den<br />

variierten Annahmen also keine kompensatorischen Effekte statt.<br />

Tabelle 5: Verwendete Parameter zur Berechnung der Varianten II <strong>und</strong> III<br />

Variante I Variante II Variante III<br />

Konsumanteil in der Region: Berufs-/Zeitsoldaten 0,40 0,60 0,33<br />

Konsumanteil in der Region: Zivilbeschäftigte 0,50 0,70 0,33<br />

Abwanderungsquote: Berufs-/Zeitsoldaten 0,50 0,60 0,33<br />

Abwanderungsquote: Zivilbeschäftigte 0,33 0,40 0,33<br />

Umsatz je Vollzeitarbeitsplatz Einzelhandel/Dienstleistungen 150.000 € 130.000 € 150.000 €<br />

Konsumquote aus Mieten/Wohnen 0,10 0,15 0,10<br />

Beschäftigungsmultiplikator 1,50 1,50 1,40<br />

Die variierten Parameter sind grau unterlegt<br />

Quelle: Eigene Berechnungen.<br />

19


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

1.8 Fazit<br />

20<br />

Die regionalwirtschaftlichen Folgen, die durch die Standortschließungen bzw. die<br />

Reduzierung der Truppen der B<strong>und</strong>eswehr ausgelöst werden, treffen die Region<br />

Nordhessen einschließlich des Landkreises Marburg-Biedenkopf insgesamt nicht in<br />

starkem Maß. Im Gegenteil, die Standortschließungen wirken sich auf dem<br />

Arbeitsmarkt eher in geringem Umfang aus.<br />

In den betroffenen Landkreisen fallen - direkte <strong>und</strong> indirekte Folgewirkungen des<br />

Nachfrageausfalls zusammengenommen - insgesamt etwa 208 Arbeitsplätze weg<br />

(Variante I) 15 . Dies entspricht noch nicht einmal r<strong>und</strong> 0,1% (genau 0,06%) der über<br />

345.000 in den fünf betroffenen Landkreisen im Jahr 2003 gemeldeten<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Arbeitsplatzverluste in der Region<br />

dürften sich entsprechend der Nachfragestruktur der Konsumausgaben auf den<br />

Einzelhandel, bestimmte Handwerkszweige (z.B. Nahrungsmittelhandwerk, Kfz-<br />

Handwerk) <strong>und</strong> die Gastronomie konzentrieren. Bezieht man die r<strong>und</strong> 850<br />

wegfallenden Arbeitsplätze für Zivilbeschäftigte mit in die Bilanz ein, auch wenn<br />

diese nur zum geringen Teil zu Entlassungen <strong>und</strong> damit möglicherweise zu<br />

Arbeitslosigkeit für die Betroffenen führt, so vermindert sich das Arbeitsplatzangebot<br />

in der betroffenen Region bezogen auf die Gesamtzahl der<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten durch die Standortschließungen um<br />

knapp 0,3%. Allerdings findet dieser Verlust <strong>von</strong> zusammen gut 1.050<br />

Arbeitsplätzen nicht auf einmal, sondern über einen Zeitraum <strong>von</strong> r<strong>und</strong> fünf Jahren<br />

hinweg (2005 bis 2010) statt.<br />

Für Betriebe, die in sehr engen Geschäftsbeziehungen zu den Kasernen stehen<br />

bzw. deren K<strong>und</strong>enkreis zu hohen Anteilen aus Militärangehörigen oder<br />

Zivilbeschäftigten besteht, könnten die Umsatzverluste allerdings unter Umständen<br />

existenzgefährdend sein. Angesichts des Anteils an der Gesamtbeschäftigtenzahl<br />

bezogen auf die ganze Region kann jedoch nicht <strong>von</strong> drastischen<br />

Folgewirkungen durch die Kasernenschließungen gesprochen werden. Dies gilt<br />

auch insbesondere in Relation zu den Auswirkungen der B<strong>und</strong>eswehrumstrukturierung<br />

Mitte der 90er Jahre, als in Hessen weit über 2.000<br />

Folgearbeitsplätze durch den Abbau <strong>von</strong> über 15.000 Soldaten <strong>und</strong> knapp 3.000<br />

Zivilbeschäftigten zur Disposition standen.<br />

15 Die Folgewirkungen werden abgemildert durch die geplanten Personalaufstockungen in Rotenburg <strong>und</strong> Stadtallendorf<br />

(insgesamt +850 Soldaten). Zusammen mit den leichten Personalkorrekturen an den Standorten Fritzlar, Fulda <strong>und</strong><br />

Kassel (zusammen – 56 Dienstposten) reduziert sich die durch den Nachfrageausfall der Bediensteten gefährdete Zahl<br />

an Folgearbeitsplätzen auf 172. Die Folgewirkungen können zusätzlich in geringem Maß durch zu erwartende steigende<br />

Sachausgaben an den Standorten mit Personalzuwachs verringert werden. Informationen über diese Komponente liegen<br />

jedoch noch nicht vor.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Eine genaue Lokalisierung, wo sich die Folgewirkungen niederschlagen, ist nicht<br />

möglich, da dafür Kenntnisse über die regionalen Verflechtungsstrukturen<br />

vorhanden sein müssten. Es können nur Aussagen darüber gemacht werden,<br />

welche Folgewirkungen durch die Schließung einzelner Kasernen entstehen.<br />

Allerdings ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass der nähere Umkreis um den jeweiligen<br />

Standort in stärkerem Maße <strong>von</strong> den Folgewirkungen betroffen sein dürfte als<br />

entferntere Gebiete.<br />

Danach zieht die Schließung bzw. Teilschließung oder der Abbau <strong>von</strong> Personal in<br />

den nahe beieinander liegenden Standorten Neustadt, Schwalmstadt,<br />

Homberg/Efze <strong>und</strong> Schwarzenborn kumulativ wirkende Folgewirkungen in<br />

dieser Region nach sich. In diesen vier Standorten fallen einerseits etwa 300 zivile<br />

Arbeitsplätze langfristig weg <strong>und</strong> darüber hinaus lösen die Maßnahmen der<br />

B<strong>und</strong>eswehr Folgeverluste <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 90 Arbeitsplätzen aus (Variante I), - zusammen<br />

also knapp 400 Arbeitsplätze, die in dieser Region verloren gehen, das entspricht<br />

40% des Gesamteffekts. Nicht berücksichtigt wurde dabei der noch im Jahr 2005<br />

geplante Weggang des regionalen Instandsetzungszentrums mit etwa 60<br />

Beschäftigten aus Homberg/ Efze (Ostpreußenkaserne), da diese Arbeitsplätze in<br />

das benachbarte Schwarzenborn verlegt werden. Etwas weniger ungünstig stellt<br />

sich die Situation jedoch dar, wenn die Aufstockung des B<strong>und</strong>eswehrstandorts<br />

Stadtallendorf in direkter Nachbarschaft <strong>von</strong> Neustadt erfolgt ist. Dadurch werden<br />

nach den Annahmen der Modellrechnung 29 neue Folgearbeitsplätze induziert.<br />

Die Schließung des größten Einzelstandorts Fuldatal löst mit einem Anteil <strong>von</strong> 20%<br />

am gesamten Nachfrageausfall nach Variante I den Verlust <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 40<br />

Arbeitsplätzen bzw. Folgearbeitsplätzen aus.<br />

Die endgültige <strong>Freigabe</strong> der Bergkaserne in Gießen in Mittelhessen verursacht zwar<br />

so gut wie keine für das Oberzentrum Gießen <strong>und</strong> seine nähere Umgebung<br />

spürbaren negativen regionalwirtschaftlichen Effekte. Allerdings sind in Gießen<br />

erhebliche Auswirkungen zu befürchten, wenn die <strong>Freigabe</strong>planungen der US-<br />

Streitkräfte konkret werden <strong>und</strong> zum zweiten Mal Flächen der US-Streitkräfte in<br />

größerem Umfang geräumt werden.<br />

21


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

22


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Tabelle 6: Regionalwirtschaftliche Folgen – Variante I (mittlere Annahmen)<br />

Verwendete Berechnungsparameter<br />

Gr<strong>und</strong>wehrdienstleistende Zeit-/Berufssoldaten Zivilbeschäftigte<br />

Steuer 0 0,20 0,20<br />

Sozialversicherung 0 0,07 0,20 Umsatz je Einzelhandels-Vollzeitarbeitsplatz 150.000<br />

Sparquote 0 0,10 0,10 Umsatz je Großhandels-Vollzeitarbeitsplatz 200.000<br />

Miete/Wohnen 0 0,20 0,20 Konsumquote aus Mieten/Wohnen 0,10<br />

Insgesamt Abzug <strong>von</strong> Brutto 0 0,57 0,70 Beschäftigungsmultiplikator 1,50<br />

Verfügbares Einkommen <strong>von</strong> Brutto 1,00 0,43 0,30<br />

Da<strong>von</strong> Konsum in der Region 0,33 0,40 0,50<br />

Abwanderungsquote 1,00 0,50 0,33<br />

Wenn Abwanderungsquote =1, dann entfallen alle Arbeitsplatzäquivalente. Wenn Abwanderungsquote =0,5, dann entfällt die Hälfte der Arbeitsplatzäquivalente.<br />

Konsum in der Region (pro Jahr) Konsumnachfrage Nachfrage Nachfrage aus Summe Einbez. des Soz.pfl.B. Abbau bez. a. Eink.St.ant. Kommune<br />

Standort Landkreis Grd.wehrd. Zeit-/Berufss. Zivilbesch. der Beschäft. insg. des Standorts p.a. Miete /Wohnen p.a insg. Besch. multiplik. 2003 soz.vers. B. (15%)<br />

€ € € € VZÄq. € VZÄq. € VZÄq. VZÄq. VZÄq. %<br />

(1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) (11) (12) (13) (14)<br />

Bad Arolsen Wald.-Frankenberg 0 0 279.329 279.329 2 545.752 3 112.860 1 5 8 6.551 -0,12 169.290<br />

Fuldatal Kassel 450.846 2.134.176 204.188 2.789.210 19 959.634 5 578.820 4 27 41 1.816 -2,25 868.230<br />

Gießen Gießen 13.0680 127.710 47.372 188.150 1 70.199 0 48.840 0 2 3 43.491 -0,01 73.260<br />

Hess. Lichtenau Werra-Meißner 361.548 1.103.982 153.549 1.619.079 11 617.494 3 318.780 2 16 24 3.679 -0,65 478.170<br />

Homberg/Efze Schwalm-Eder 246.114 797.478 153.549 1.197.141 8 824.936 4 247.500 2 14 21 4.829 -0,43 371.250<br />

Neustadt Marb.-Biedenk. 401.841 1.316.832 101.277 1.819.950 12 799.451 4 347.160 2 18 28 998 -2,77 520.740<br />

Schwalmstadt Schwalm-Eder 510.741 1.927.002 104.544 2.542.287 17 509.668 3 490.380 3 23 34 7.541 -0,45 735.570<br />

Schwarzenborn Schwalm-Eder 0 0 138.848 138.848 1 374.461 2 56.100 0 3 5 259 -1,84 84.150<br />

Sontra Werra-Meißner 251.559 1.129.524 89.843 1.470.926 10 568.071 3 298.980 2 15 22 2.216 -0,99 448.470<br />

Wolfhagen Kassel 173.151 1.075.602 120.879 1.369.632 9 852.413 4 298.980 2 15 23 3.252 -0,71 448.470<br />

Summe 2.408.868 9.612.306 1.393.376 13.414.550 89 6.122.079 31 2.798.400 19 139 208 74.632 -0,28 4.197.600<br />

Landkreise<br />

Marburg-Biedenkopf 401.841 1.316.832 101.277 1.819.950 12 799.451 4 347.160 2 18 28 76.751 -0,04 520.740<br />

Landkreis Gießen 13.0680 127.710 47.372 188.150 1 70.199 0 48.840 0 2 3 83.073 0,00 73.260<br />

Landkreis Kassel 623.997 3.209.778 325.067 4.158.842 28 1.812.047 9 877.800 6 43 64 60.336 -0,11 1.316.700<br />

Schwalm-Eder-Kreis 756.855 2.724.480 396.941 3.878.276 26 1.709.066 9 793.980 5 40 60 44.211 -0,13 1.190.970<br />

Waldeck-Frankenberg 0 0 279.329 279.329 2 545.752 3 112.860 1 5 8 52.675 -0,02 169.290<br />

Werra-Meißner-Kreis 613.107 2.233.506 243.392 3.090.005 21 1.185.565 6 617.760 4 31 46 28.154 -0,16 926.640<br />

"Nordhessen" 2.408.868 9.612.306 1.393.376 13.414.550 89 6.122.079 31 2.798.400 19 139 208 74.632 -0,28 4.197.600<br />

Abweichungen in den Summen durch R<strong>und</strong>en bedingt<br />

23


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Tabelle 7: Regionalwirtschaftliche Folgen – Variante II (obere Annahmen)<br />

Verwendete Berechnungsparameter<br />

Gr<strong>und</strong>wehrdienstleistende Zeit-/Berufssoldaten Zivilbeschäftigte<br />

Steuer 0 0,20 0,20<br />

Sozialversicherung 0 0,07 0,20 Umsatz je Einzelhandels-Vollzeitarbeitsplatz 130.000<br />

Sparquote 0 0,10 0,10 Umsatz je Großhandels-Vollzeitarbeitsplatz 200.000<br />

Miete/Wohnen 0 0,20 0,20 Konsumquote aus Mieten/Wohnen 0,15<br />

Insgesamt Abzug <strong>von</strong> Brutto 0 0,57 0,70 Beschäftigungsmultiplikator 1,50<br />

Verfügbares Einkommen <strong>von</strong> Brutto 1,00 0,43 0,30<br />

Da<strong>von</strong> Konsum in der Region 0,33 0,60 0,70 Abweichungen zu Variante I grau unterlegt<br />

Abwanderungsquote 1,00 0,60 0,40<br />

Wenn Abwanderungsquote =1, dann entfallen alle Arbeitsplatzäquivalente. Wenn Abwanderungsquote =0,5, dann entfällt die Hälfte der Arbeitsplatzäquivalente.<br />

Konsum in der Region (pro Jahr) Konsumnachfrage Nachfrage Nachfrage aus Summe Einbez. des Soz.pfl.B. Abbau bez. a. Eink.St.ant. Kommune<br />

Standort Landkreis Grd.wehrd. Zeit-/Berufss. Zivilbesch. der Beschäft. insg. des Standorts p.a. Miete /Wohnen p.a. insg. Besch. multiplik. 2003 soz.vers. B. (15%)<br />

€ € € € VZÄq. € VZÄq. € VZÄq. VZÄq. VZÄq. %<br />

(1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) (11) (12) (13) (14)<br />

Bad Arolsen Wald.-Frankenberg 0 0 474.012 474.012 4 545.752 3 169.290 1 8 12 6.551 -0,18 169.290<br />

Fuldatal Kassel 450.846 3.841.517 346.500 4.638.863 36 959.634 5 868.230 7 47 71 1.816 -3,90 868.230<br />

Gießen Gießen 13.068 229. 878 80.388 323.334 2 70.199 0 73.260 1 3 5 43.491 -0,01 73.2600<br />

Hess. Lichtenau Werra-Meißner 361.548 1.987.168 260.568 2.609.284 20 617.494 3 478.170 4 27 40 3.679 -1,09 478.170<br />

Homberg/Efze Schwalm-Eder 246.114 1.435.460 260.568 1.942.142 15 824.936 4 371.250 3 22 33 4.829 -0,68 371.250<br />

Neustadt Marb.-Biedenk. 401.841 2.370.298 171.864 2.944.003 23 799.451 4 520.740 4 31 46 998 -4,61 520.740<br />

Schwalmstadt Schwalm-Eder 510.741 3.468.604 177.408 4.156.753 32 509.668 3 735.570 6 40 60 7.541 -0,80 735.570<br />

Schwarzenborn Schwalm-Eder 0 0 235.620 235.620 2 374.461 2 84.150 1 4 6 259 -2,51 84.150<br />

Sontra Werra-Meißner 251.559 2.033.143 152.460 2.437.162 19 568.071 3 448.470 3 25 38 2.216 -1,69 448.470<br />

Wolfhagen Kassel 173.151 1.936.084 205.128 2.314.363 18 852.413 4 448.470 3 26 38 3.252 -1,18 448.470<br />

Summe 2.408.868 17.302.151 2.364.516 22.075.535 170 6.122.079 31 4.197.600 32 233 349 74.632 -0,47 4.197.600<br />

Landkreise<br />

Marburg-Biedenkopf 401.841 2.370.298 171.864 2.944.003 23 799.451 4 520.740 4 31 46 76.751 -0,06 520.740<br />

Landkreis Gießen 13.068 229. 878 80.388 323.334 2 70.199 0 73.260 1 3 5 83.073 -0,01 73.260<br />

Landkreis Kassel 623.997 5.777.600 551.628 6.953.225 53 1.812.047 9 1.316.700 10 73 109 60.336 -0,18 1.316.700<br />

Schwalm-Eder-Kreis 756.855 4.904.064 673.596 6.334.515 49 1.709.066 9 1.190.970 9 66 100 44.211 -0,23 1.190.970<br />

Waldeck-Frankenberg 0 0 474.012 474.012 4 545.752 3 169.290 1 8 12 52.675 -0,02 169.290<br />

Werra-Meißner-Kreis 613.107 4.020.311 413.028 5.046.446 39 1.185.565 6 926.640 7 52 78 28.154 -0,28 926.640<br />

"Nordhessen" 2.408.868 17.302.151 2.364.516 22.075.535 170 6.122.079 31 4.197.600 32 233 349 74.632 -0,47 4.197.600<br />

Abweichungen in den Summen durch R<strong>und</strong>en bedingt<br />

24


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Tabelle 8: Regionalwirtschaftliche Folgen – Variante III (untere Annahmen)<br />

Verwendete Berechnungsparameter<br />

Gr<strong>und</strong>wehrdienstleistende Zeit-/Berufssoldaten Zivilbeschäftigte<br />

Steuer 0 0,20 0,20<br />

Sozialversicherung 0 0,07 0,20 Umsatz je Einzelhandels-Vollzeitarbeitsplatz 150.000<br />

Sparquote 0 0,10 0,10 Umsatz je Großhandels-Vollzeitarbeitsplatz 200.000<br />

Miete/Wohnen 0 0,20 0,20 Konsumquote aus Mieten/Wohnen 0,10<br />

Insgesamt Abzug <strong>von</strong> Brutto 0 0,57 0,70 Beschäftigungsmultiplikator 1,40<br />

Verfügbares Einkommen <strong>von</strong> Brutto 1,00 0,43 0,30<br />

Da<strong>von</strong> Konsum in der Region 0,33 0,33 0,33 Abweichungen zu Variante I grau unterlegt<br />

Abwanderungsquote 1,00 0,33 0,33<br />

Wenn Abwanderungsquote =1, dann entfallen alle Arbeitsplatzäquivalente. Wenn Abwanderungsquote =0,5, dann entfällt die Hälfte der Arbeitsplatzäquivalente.<br />

Konsum in der Region (pro Jahr) Konsumnachfrage Nachfrage Nachfrage aus Summe Einbez. des Soz.pfl.B. Abbau bez. a. Eink.St.ant. Kommune<br />

Standort Landkreis Grd.wehrd. Zeit-/Berufss. Zivilbesch. der Beschäft. insg. des Standorts p.a. Miete /Wohnen p.a insg. Besch. multiplik. 2003 soz.vers. B. (15%)<br />

€ € € € VZÄq. € VZÄq. € VZÄq. VZÄq. VZÄq. %<br />

(1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) (11) (12) (13) (14)<br />

Bad Arolsen Wald.-Frankenberg 0 0 184.357 184.357 1 545.752 3 112.860 1 5 7 6.551 -0,10 169.290<br />

Fuldatal Kassel 450.846 1.162.059 134.764 1.747.669 12 959.634 5 578.820 4 20 28 1.816 -1,57 868.230<br />

Gießen Gießen 13.068 69.538 31.265 113.871 1 70.199 0 48.840 0 1 2 43.491 0,00 73.260<br />

Hess. Lichtenau Werra-Meißner 361.548 601.118 101.342 1.064.009 7 617.494 3 318.780 2 12 17 3.679 -0,47 478.170<br />

Homberg/Efze Schwalm-Eder 246.114 434.227 101.342 781.683 5 824.936 4 247.500 2 11 15 4.829 -0,32 371.250<br />

Neustadt Marb.-Biedenk. 401.841 717.015 66.843 1.185.699 8 799.451 4 347.160 2 14 20 998 -1,99 520.740<br />

Schwalmstadt Schwalm-Eder 510.741 1.049.253 68.999 1.628.993 11 509.668 3 490.380 3 17 23 7.541 -0,31 735.570<br />

Schwarzenborn Schwalm-Eder 0 0 91.639 91.639 1 374.461 2 56.100 0 3 4 259 -1,54 84.150<br />

Sontra Werra-Meißner 251.559 615.026 59.296 925.881 6 568.071 3 298.980 2 11 15 2.216 -0,70 448.470<br />

Wolfhagen Kassel 173.151 585.665 79.780 838.596 6 852.413 4 298.980 2 12 17 3.252 -0,51 448.470<br />

Summe 2.408.868 5.233.901 919.628 8.562.396 57 6.122.079 31 2.798.400 19 106 149 74.632 -0,20 4.197.600<br />

Landkreise<br />

Marburg-Biedenkopf 401.841 717.015 66.843 1.185.699 8 799.451 4 347.160 2 14 20 76.751 -0,03 520.740<br />

Landkreis Gießen 13.068 69.538 31.265 113.871 1 70.199 0 48.840 0 1 2 83.073 0,00 73.260<br />

Landkreis Kassel 623.997 1.747.724 214.544 2.586.265 17 1.812.047 9 877.800 6 32 45 60.336 -0,07 1.316.700<br />

Schwalm-Eder-Kreis 756.855 1.483.479 261.981 2.502.315 17 1.709.066 9 793.980 5 31 43 44.211 -0,10 1.190.970<br />

Waldeck-Frankenberg 0 0 184.357 184.357 1 545.752 3 112.860 1 5 7 52.675 -0,01 169.290<br />

Werra-Meißner-Kreis 613.107 1.216.144 160.638 1.989.889 13 1.185.565 6 617.760 4 23 33 28.154 -0,12 926.640<br />

"Nordhessen" 2.408.868 5.233.901 919.628 8.562.396 57 6.122.079 31 2.798.400 19 106 149 74.632 -0,20 4.197.600<br />

Abweichungen in den Summen durch R<strong>und</strong>en bedingt<br />

25


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

26


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

2 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Entwicklungsperspektiven<br />

für die freiwerdenden <strong>Liegenschaften</strong><br />

Im Folgenden werden die potenziellen Entwicklungschancen der freiwerdenden<br />

Standorte in Nord- <strong>und</strong> Mittelhessen ausgelotet. Dies geschieht insbesondere vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in dieser Region, der für<br />

diesen Teilraum Hessens prognostizierten Bevölkerungsentwicklung, der dort<br />

bereits vorhandenen Entwicklungspotenziale in Form <strong>von</strong> Gewerbeflächen <strong>und</strong><br />

sonstiger strukturpolitisch relevanter Entwicklungsprojekte wie der Weiterbau der A<br />

44 oder der Ausbau des Flughafens Kassel-Calden.<br />

Darüber hinaus wird geprüft, welche Auswirkungen beispielsweise die Ausweisung<br />

der Kasernenareale als Gewerbe- oder Industriegebiete unter Vermarktungsgesichtspunkten<br />

für Nord- bzw. Mittelhessen haben kann, welche Konsequenzen für<br />

die Regionalplanung sich daraus ergeben könnten <strong>und</strong> welche Maßnahmen zur<br />

Abfederung negativer regionalwirtschaftlicher Effekte r<strong>und</strong> um den jeweils<br />

betroffenen Standort darüber hinaus in Frage kommen könnten.<br />

2.1 Wirtschaftsgeografische Rahmenbedingungen<br />

Die erste Konversionswelle in den 90er Jahren hat in Hessen vielen Kommunen<br />

neue Entwicklungschancen geboten. Dies war vor allem in Südhessen <strong>und</strong> in den<br />

Oberzentren in Mittel- <strong>und</strong> Nordhessen der Fall. Auf zahlreichen <strong>Liegenschaften</strong><br />

entstanden neue Stadtquartiere z.B. in Wiesbaden, Frankfurt, Fulda oder Oberursel,<br />

an etlichen Standorten wurden zusätzliche Gewerbe- <strong>und</strong> Dienstleistungsflächen<br />

entwickelt, z.B. in Kassel, Gießen, Marburg, Wetzlar, Bad Arolsen, Lorch u.a.. Die<br />

Kommunen reagierten mit ihren Entwicklungsvorhaben auf eine damals vorhandene<br />

Flächen- <strong>und</strong> Wohnraumnachfrage, wie sie heute abseits des Ballungsraums Rhein-<br />

Main nicht mehr gegeben ist.<br />

Auch die Lage <strong>und</strong> Größe der betroffenen Kommunen Standorte. Die aktuelle<br />

Strukturreform der B<strong>und</strong>eswehr sieht fast ausschließlich Standortschließungen in<br />

einem Teilraum Hessens vor, der als strukturschwach einzustufen ist <strong>und</strong> der – mit<br />

Ausnahme der Oberzentren – nur eine sehr geringe Nachfrage nach Wohnbauflächen<br />

<strong>und</strong> Gewerbeflächen verzeichnet, aber gleichzeitig über erhebliche<br />

Flächenpotenziale verfügt. Bei den aktuell <strong>von</strong> Flächenfreigaben durch die<br />

B<strong>und</strong>eswehr betroffenen Standorten handelt es sich jedoch nicht um Oberzentren<br />

oder starke Mittelzentren, sondern eher um kleinere Mittelzentren oder Unterzentren<br />

in überwiegend peripherer Lage.<br />

27


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

28<br />

Die Standortschließungen fallen zwar heute wie damals in eine Zeit mit eher<br />

schlechter konjunktureller Lage, in den 90er Jahren kam allerdings noch die<br />

Sonderkonjunktur der Wiedervereinigung als belebendes Element hinzu. Die <strong>von</strong><br />

den aktuellen Standortschließungen der B<strong>und</strong>eswehr betroffenen Kommunen haben<br />

also eine schlechtere Ausgangslage bei größerer regionaler Betroffenheit.<br />

Der Regierungsbezirk Kassel verzeichnete in den letzten Jahren eine<br />

Wirtschaftsentwicklung, die gemessen an der Entwicklung in Hessen <strong>und</strong> in<br />

Deutschland deutlich unterdurchschnittlich verlief. Auch ein Blick auf die<br />

Arbeitslosenzahlen belegt die Entwicklungsprobleme der Region. So liegt die<br />

Arbeitslosenquote seit vielen Jahren unverändert zwischen 2 <strong>und</strong> 2,5<br />

Prozentpunkten über dem Hessenwert. Besonders betroffen <strong>von</strong> der anhaltend<br />

hohen strukturellen Arbeitslosigkeit ist dabei das regionale Zentrum, die Stadt<br />

Kassel.<br />

Nach den Ergebnissen der Langfristprognose der HA Hessen Agentur GmbH wird<br />

sich diese Entwicklung - sofern keine spezifischen Maßnahmen erfolgen - in Zukunft<br />

fortsetzen, d.h. die Schere zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung in Südhessen<br />

<strong>und</strong> in Nordhessen wird weiter auseinander gehen.<br />

Eine weitere zentrale Herausforderung für die Region wird in der Bewältigung des<br />

demografischen Wandels bestehen. Bereits bis zum Jahr 2020 ist in Nordhessen<br />

mit einer rückläufigen Bevölkerungsentwicklung zu rechnen, im Gegensatz zu<br />

Südhessen, wo bis zu diesem Zeitpunkt noch ein Bevölkerungszuwachs erwartet<br />

wird. Auch wird sich ein tief greifender Wandel in der Altersstruktur vollziehen,<br />

geprägt <strong>von</strong> einem markanten Rückgang der Zahl der Erwerbsfähigen <strong>und</strong> einer<br />

starken Zunahme der Zahl der Senioren.<br />

Als Rahmenbedingung ist zudem zu berücksichtigen, dass Nordhessen nur noch bis<br />

zum Jahr 2006 Fördermittel <strong>von</strong> B<strong>und</strong> <strong>und</strong> EU in gegenwärtigem Umfang erhält. Wie<br />

die Förderkulisse danach aussehen <strong>und</strong> welchen Umfang oder Inhalt sie haben<br />

wird, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht bekannt. Die Auflösung der<br />

B<strong>und</strong>eswehrstandorte in Nord- <strong>und</strong> Mittelhessen fällt in den Zeitraum <strong>von</strong> Ende<br />

2005 bis Ende 2008.<br />

Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass in Hessen in den nächsten Jahren<br />

weitere umfangreiche Standort- bzw. Flächenfreigaben durch die US-Streitkräfte<br />

anstehen, die allerdings in erster Linie Süd- <strong>und</strong> Mittelhessen betreffen werden.<br />

Lediglich Gießen wird nach bisherigen Erkenntnissen doppelt betroffen sein.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Abbildung 3: Von der <strong>Truppenreduzierung</strong> betroffene Kommunen in Nordhessen<br />

– <strong>Freigabe</strong>zeitpunkte <strong>und</strong> anschließende vierjährige Konversionsphase –<br />

2005 2006 2007 2008 2009<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Gießen<br />

Homberg/ Efze II<br />

Bad Arolsen<br />

Homberg/ Efze I<br />

Neustadt<br />

Sontra<br />

Wolfhagen<br />

Fuldatal<br />

Hess. Lichtenau<br />

Schwalmstadt<br />

2010 2011 2012<br />

Zeitraum, in dem in Hessen voraussichtlich weitere <strong>Liegenschaften</strong> der<br />

US-Streitkräfte frei gegeben werden<br />

Angenommene 4-jährige Konversionsphase<br />

Für die zukünftige Entwicklung der betroffenen Region wird es daher <strong>von</strong><br />

besonderer Bedeutung sein, auf Basis der regionalen Stärken <strong>und</strong> unter Beachtung<br />

der Entwicklungshemmnisse Maßnahmen zu entwickeln, welche der Region unter<br />

den zuvor skizzierten Rahmenbedingungen neue Impulse geben können.<br />

Drei wesentliche inhaltliche Anknüpfungspunkte, auf die solche zukunftsgerichteten<br />

Maßnahmen aufbauen können, sind z.B. in Nordhessen die Mobilitätswirtschaft, der<br />

Kulturtourismus <strong>und</strong> die Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der EU-<br />

Osterweiterung <strong>und</strong> der zunehmenden Bedeutung der Region als Drehscheibe<br />

insbesondere für den Straßenverkehr ist vor allem das Netzwerk aus Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Institutionen der Mobilitätswirtschaft zu nennen, welche den Standort<br />

Nordhessen deutlich profilieren16 .<br />

16 Die genannten Schwerpunkte orientieren sich an den formulierten Kernpunkten des regionalen Entwicklungskonzepts<br />

Nordhessen.<br />

29


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

30<br />

Die Hessische Landesregierung unterstützt in diesem Zusammenhang<br />

Schlüsselprojekte zum weiteren Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, den Ausbau<br />

des Verkehrslandeplatzes Kassel-Calden, den Ausbau der A 44 Kassel – Eisenach<br />

<strong>und</strong> den Ausbau der A 49 Kassel – Alsfeld.<br />

• Der Verkehrslandeplatz Kassel-Calden soll zu einem Verkehrsflughafen<br />

(Regionalflughafen) ausgebaut werden. Zur Sicherung der bestehenden<br />

Arbeitsplätze in den dort bereits angesiedelten Unternehmen <strong>und</strong> für weitere<br />

Unternehmensansiedlungen ist zudem geplant, dort weitere Gewerbeflächen zu<br />

erschließen <strong>und</strong> die Anbindung des Regionalflughafens an den überregionalen<br />

Straßenverkehr zu verbessern.<br />

• Mit dem Ausbau der A 44 zwischen Kassel <strong>und</strong> Eisenach soll eine wichtige Ost-<br />

West-Verbindung vollendet werden.<br />

• Der Ausbau der A 49 soll den Raum Kassel besser an Mittelhessen anbinden<br />

<strong>und</strong> auch Teile des Nord-Süd-Verkehrs <strong>von</strong> Norddeutschland in das Rhein-Main-<br />

Gebiet <strong>von</strong> der stark belasteten A 7/ A 5 abziehen.<br />

Die beiden zuletzt genannten Maßnahmen sind entsprechend dem<br />

B<strong>und</strong>esverkehrswegeplan in der höchsten Ausbaupriorität ausgewiesen worden <strong>und</strong><br />

konnten in Teilabschnitten bereits begonnen werden. Ein exakter Fertigstellungstermin<br />

kann jedoch noch nicht benannt werden. 17<br />

Mit diesen Infrastrukturmaßnahmen erhofft man sich neben einer Verbesserung der<br />

Verkehrsanbindung auch weitere regionalwirtschaftliche Effekte, welche der Region<br />

neue Perspektiven eröffnen. Auch die weitere Entwicklung <strong>von</strong> Gewerbeflächen<br />

sollte sich z.B. durch die Lage der Flächen oder durch ihre Nähe zu bestehenden<br />

Einrichtungen an diesen geplanten Maßnahmen orientieren. Dies gilt auch für die<br />

potenzielle Entwicklung der freiwerdenden <strong>militärischen</strong> <strong>Liegenschaften</strong>.<br />

2.2 Gewerbeflächenangebot <strong>und</strong> -nachfrage in Nordhessen<br />

Um den potenziellen Bedarf an baureifen Gewerbeflächen zu befriedigen,<br />

entwickeln Kommunen attraktive neue Baulandangebote. In der Praxis bedeutet<br />

dies meistens eine Baulandentwicklung auf der „grünen Wiese“, wobei sich der<br />

Umfang der Baulandproduktion dabei nicht immer nur an der örtlichen Nachfrage<br />

orientiert, vielmehr versuchen die Kommunen durch attraktive Baulandangebote<br />

17 Für den Abschnitt Hessisch Lichtenau der A 44 wurde das Anhörungsverfahren Ende 2004 eröffnet, die notwendigen<br />

naturschutzfachlichen Untersuchungen zur geplanten A 49 (Herrenwaldtrasse) werden voraussichtlich im Frühjahr 2005<br />

abgeschlossen <strong>und</strong> für den Abschnitt Neuental bis Anschlussstelle Schwalmstadt der geplanten A49 soll das<br />

Anhörungsverfahren Mitte des Jahres beginnen.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

gezielt Anreize zur Ansiedlung <strong>von</strong> auswärtigen Unternehmen zu schaffen. Dabei<br />

stehen sie in der Regel im Wettbewerb mit ihren Nachbargemeinden.<br />

Nicht nur die aktuell <strong>von</strong> der <strong>Truppenreduzierung</strong> betroffenen Landkreise verfügen<br />

insgesamt über ein großes Potenzial an zum Teil sehr gut an das überregionale<br />

Verkehrsnetz angeb<strong>und</strong>enen gewerblichen Flächenreserven, auch die gesamte<br />

Region Nordhessen ist gut mit Gewerbe- <strong>und</strong> Industrieflächen ausgestattet, so dass<br />

man schon fast <strong>von</strong> einem Überangebot sprechen kann.<br />

Allein im Rahmen der Strukturförderung wurde in den <strong>von</strong> der <strong>Truppenreduzierung</strong><br />

betroffenen Landkreisen seit dem Jahr 2000 die Entwicklung <strong>von</strong> Gewerbegebieten<br />

in einer Größenordnung <strong>von</strong> gut 420 Hektar Bruttofläche18 (374 Hektar<br />

Nettofläche) finanziell unterstützt. Da<strong>von</strong> sind 96 Hektar aktuell noch nicht realisiert<br />

<strong>und</strong> befinden sich noch in der Planungsphase.<br />

Bezieht man die in Nordhessen liegenden, aber nicht <strong>von</strong> der <strong>Truppenreduzierung</strong><br />

betroffenen Landkreise Hersfeld-Rotenburg <strong>und</strong> Fulda sowie die Stadt Kassel noch<br />

mit ein, so steigt das seit dem Jahr 2000 mit Strukturfördermitteln geschaffene<br />

Gewerbeflächenangebot auf insgesamt 661 Hektar Bruttofläche19 (knapp 590<br />

Hektar Nettofläche).<br />

Tabelle 9: Seit 2000 in Nordhessen <strong>und</strong> im Landkreis Marburg-Biedenkopf neu erschlossene<br />

<strong>und</strong> geplante Gewerbe- <strong>und</strong> Industriegebiete<br />

Landkreis Fläche in ha<br />

brutto netto<br />

LK Waldeck-Frankenberg 2,5 31,9<br />

LK Kassel 191,14 117,83<br />

Schwalm-Eder-Kreis 117,83 135,45<br />

Werra-Meißner-Kreis 37 37<br />

LK Hersfeld-Rotenburg (<strong>von</strong> Standortschließungen nicht betroffen) 133,4 131,66<br />

LK Fulda <strong>von</strong> Standortschließungen (nicht betroffen) 8,15 8,15<br />

LK Marburg-Biedenkopf 73,1 51,9<br />

Stadt Kassel (<strong>von</strong> Standortschließungen nicht betroffen) 98,31 74,66<br />

Summe 661,43 588,55<br />

da<strong>von</strong> in Planung 110,05 90,55<br />

Quelle: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr <strong>und</strong> Landesentwicklung.<br />

In welchem Umfang dieses Gewerbeflächenangebot zum aktuellen Zeitpunkt an<br />

Unternehmen veräußert bzw. in welchem Umfang die Flächen belegt sind, geht<br />

18 Nach Angaben des zuständigen Referats im HMWVL.<br />

19 siehe oben<br />

31


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

32<br />

allerdings aus den Angaben zunächst nicht hervor. Die allgemein schleppende<br />

Nachfrage in den letzten Jahren, die <strong>von</strong> den Bürgermeistern der betroffenen<br />

Kommunen <strong>und</strong> vom Regionalmanagement Nordhessen beschrieben bzw. bestätigt<br />

wurde, lässt jedoch auf ein derzeit noch vorhandenes umfangreiches Angebot an<br />

Flächen schließen (vgl. auch Kapitel 2.3).<br />

Zu diesem Angebot hinzu zu rechnen sind darüber hinaus auch jene verfügbaren<br />

<strong>und</strong> voll erschlossenen Flächen, die vor dem Jahr 2000 entwickelt, aber noch nicht<br />

vermarktet wurden.<br />

Für die Neuaufstellung des Regionalplans Nordhessen hatte das Regierungspräsidium<br />

Kassel im Jahr 2004 u.a. anhand <strong>von</strong> Internetrecherchen in<br />

Gewerbeflächendatenbanken der Wirtschaftsförderer <strong>und</strong> der Investitionsbank<br />

Hessen (IBH) Daten zum Umfang der noch verfügbaren Flächen in Nordhessen<br />

erhoben. Danach waren zu diesem Zeitpunkt in den <strong>von</strong> der Konversion betroffenen<br />

nordhessischen Landkreisen (ohne Marburg-Biedenkopf) r<strong>und</strong> 415 Hektar<br />

Gewerbeflächen verfügbar, im gesamten Regierungsbezirk waren es 880 Hektar,<br />

darunter 75 Hektar in der Stadt Kassel. Nach den bisherigen Erfahrungen verstehen<br />

jedoch die Kommunen unter „verfügbarer Gewerbefläche“ nicht immer das Gleiche.<br />

Trotz der Einstellung der Flächen in das Internet haben Stichproben des<br />

Regierungspräsidiums Kassel ergeben, dass in Einzelfällen Flächen angeboten<br />

wurden, für die noch kein Planungsrecht bestand. Daher ist die Summe <strong>von</strong> 880<br />

Hektar verfügbarer Gewerbefläche vermutlich überhöht.<br />

• Aber trotz dieser Einschränkungen ist in Nordhessen mindestens <strong>von</strong> einem<br />

derzeit verfügbaren Gewerbeflächenangebot zwischen 500 <strong>und</strong> 600 Hektar<br />

auszugehen.<br />

Darüber hinaus schätzt das Regierungspräsidium Kassel die Zuwachsflächen in<br />

Nordhessen, d.h. Flächen, die in Flächennutzungsplänen oder dem Regionalplan<br />

Nordhessen oder in informellen Planungen enthalten sind, auf weitere circa 1.500<br />

Hektar.<br />

Trotz dieses enormen Flächenangebots ist allerdings zu bedenken, dass darin<br />

Flächen sehr unterschiedlicher Güte enthalten sind. Dies betrifft nicht nur ihre Lage<br />

in der Region, sondern auch ihre maximale zusammenhängende Größe, ihren<br />

Zuschnitt <strong>und</strong> die Topografie. So existiert nach den Erkenntnissen des<br />

Regionalmanagements Nordhessen beispielsweise in Nordhessen keine<br />

Gewerbefläche, die größer als 100 Hektar ist <strong>und</strong> mit der man auf Anfragen <strong>von</strong><br />

überregional agierenden Unternehmen aus dem Bereich Logistik reagieren könnte.<br />

Die einzige Fläche dieser Größenordnung (95 Hektar), die sich derzeit in der<br />

Planungsphase befindet, wird in unmittelbarer Nähe der geplanten A 38 an der


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

niedersächsischen Grenze in Neu-Eichenberg (Werra-Meißner-Kreis) entstehen <strong>und</strong><br />

ist bereits vermarktet.<br />

• Dies macht deutlich, dass das Angebot in Nordhessen insgesamt auf eine<br />

wesentlich höhere Nachfrage ausgelegt ist <strong>und</strong><br />

• dass das vorhandene Angebot nicht immer der nachgefragten Qualität entspricht.<br />

Bei den wenigen zu verzeichnenden Unternehmensansiedlungen wurden meistens<br />

deutlich kleinere Flächen nachgefragt. Darüber hinaus bedeuten diese<br />

Ansiedlungserfolge in der Regel einen Wegzug des Unternehmens aus einer<br />

anderen Kommune, da es sich um Unternehmen handelt, die innerhalb der Region<br />

expandieren oder umsiedeln wollen. Diese interkommunale Standortkonkurrenz<br />

führt, ohne dass die Gesamtentwicklung der Region messbar da<strong>von</strong> profitieren<br />

würde, - krass ausgedrückt - zu einem teuren Null-Summen-Wettbewerb.<br />

Daten darüber, wie viel Gewerbefläche pro Jahr in Nordhessen vermarktet wird,<br />

sind nicht vorhanden. Einen Anhaltspunkt stellen die Erkenntnisse des<br />

Regierungspräsidiums Kassel dar, demzufolge in den Jahren 1993 bis 2004 r<strong>und</strong><br />

500 Hektar Zuwachsfläche in planungsrechtlich gesicherte Gewerbefläche überführt<br />

wurde, pro Jahr im Durchschnitt also etwa 50 Hektar.<br />

Da fast alle größeren Kommunen in Nordhessen Bauland für Gewerbe <strong>und</strong> zum Teil<br />

für Industrie ausgewiesen haben, um ihre Entwicklungsmöglichkeiten zu<br />

verbessern, führt diese „ubiquitäre“ Baulandausweisung letztlich wieder zu einem<br />

Attraktivitäts- <strong>und</strong> Wachstumsvorsprung für das Oberzentrum Kassel <strong>und</strong> seine<br />

direkte Umgebung.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> stehen nun in einer strukturschwachen Region wie<br />

Nordhessen, die über ein derartiges Potenzial an Gewerbe- <strong>und</strong> Industrieflächen<br />

verfügt, in den nächsten Jahren im Rahmen der <strong>Truppenreduzierung</strong> weitere r<strong>und</strong><br />

380 Hektar Kasernenfläche - ohne Standortübungsplätze - in acht betroffenen<br />

Kommunen (einschl. Neustadt im RB Gießen) zur Verfügung (vgl. Kapitel 2.3), die<br />

theoretisch für eine zivile Nachnutzung geeignet sind. Allein diese Zahlen belegen,<br />

dass eine Entscheidung, ob <strong>und</strong> für welche Art <strong>von</strong> ziviler Folgenutzung eine<br />

Kasernenfläche entwickelt werden sollte, einer gründlichen Abwägung bedarf.<br />

Aus Sicht der Regionalplanung hat die Erhöhung der Entwicklungschancen<br />

Nordhessens durch entsprechende Flächenbereitstellungen im Oberzentrum Kassel<br />

<strong>und</strong> entlang der wichtigen West – Ost –Verbindung A 44 bzw. A 4 Vorrang vor der<br />

weiteren Bereitstellung <strong>von</strong> Flächen an peripheren Standorten.<br />

33


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

34<br />

Das an diesen Achsen vorhandene oder zu schaffende Angebot richtet sich<br />

aufgr<strong>und</strong> seiner Lagegunst <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Transportkostenvorteile in<br />

erster Linie an Unternehmen aus dem Bereich Mobilitätswirtschaft/ Logistik. Diese<br />

Zielformulierung geht dabei konform mit dem Anspruch der Region Nordhessen,<br />

sich bis 2015 u.a. zu einem führenden Logistikstandort in Europa zu entwickeln. 20<br />

Zu nennen sind hier insbesondere Flächenangebote an der A4 in Diemelstadt <strong>und</strong> in<br />

Wolfhagen (Hiddeser Feld), im Güterverkehrszentrum Kassel (GVZ), in<br />

Malsfeld/Ostheim <strong>und</strong> Witzenhausen an der A 7 sowie in Mecklar-Meckbach an der<br />

A 4, <strong>von</strong> denen allerdings nur ein Standort r<strong>und</strong> 50 Hektar zusammenhängende<br />

Gr<strong>und</strong>stücksfläche zu bieten hat, alle anderen deutlich weniger.<br />

2.3 Angebot <strong>und</strong> Nachfrage nach Gewerbeflächen in den betroffenen Kommunen<br />

In neun Konversionsgemeinden (ohne Gießen) ist derzeit nach Angaben der<br />

jeweiligen Verwaltungen allein ein Angebot an voll erschlossenen <strong>und</strong> sofort<br />

verfügbaren Gewerbeflächen in einer Größenordnung <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 90 Hektar<br />

vorhanden, wobei die Kommunen Hessisch Lichtenau mit 27 Hektar <strong>und</strong> Wolfhagen<br />

mit 19 Hektar über das größte Angebot verfügen. Aber auch Homberg/Efze, Bad<br />

Arolsen <strong>und</strong> Schwalmstadt haben aktuell verfügbare Flächen <strong>von</strong> knapp 14 Hektar<br />

bzw. 12 Hektar anzubieten.<br />

Darüber hinaus beziffern diese neun Kommunen ihre gewerblichen Reserveflächen,<br />

die noch nicht erschlossen sind, auf insgesamt r<strong>und</strong> 93 Hektar.<br />

Die Nachfrage nach Gewerbeflächen ist in allen diesen neun Standortgemeinden<br />

aber eher verhalten bis rückläufig. Nennenswerte Ansiedlungen waren in den letzten<br />

drei Jahren nicht zu verzeichnen. Wenn überhaupt, wurden bereits ansässige<br />

Betriebe umgesiedelt oder Flächen an Unternehmen aus der Region veräußert. In<br />

einigen Fällen wurden Flächen <strong>von</strong> bestehenden Betrieben für<br />

Erweiterungsvorhaben erworben. Einige Kommunen erwähnten, dass die letzten<br />

nennenswerten Ansiedlungen Mitte bis Ende der 90er Jahre zu verzeichnen waren.<br />

Insgesamt wurden in den Jahren 2002, 2003 <strong>und</strong> 2004 nur neun Unternehmen in<br />

diesen neun betroffenen Kommunen an- oder umgesiedelt, darunter ein<br />

Unternehmen in Schwalmstadt, vier in Neustadt, drei Unternehmen in Wolfhagen<br />

(im Interkommunalen Logistik- <strong>und</strong> Gewerbepark A 44-Hiddeser Feld) <strong>und</strong> eine<br />

Firma in Bad Arolsen.<br />

20 Vgl.: Toplogistikflächen, Nordhessen. Die Lage ist gut…. Hrsg. Vom Regionalmanagement Nordhessen, 2004<br />

(www.regionnordhessen.de).


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Tabelle 10: Nachfrage nach Gewerbeflächen <strong>und</strong> gewerbliche Reserveflächen in den betroffenen Kommunen<br />

Kommune<br />

2002 bis<br />

2004<br />

veräußerte<br />

Gewerbe-<br />

fläche<br />

Angesiedelte<br />

Unternehmen<br />

darunter<br />

nicht aus<br />

Nord-<br />

hessen<br />

Gewerbliche<br />

Nutzungsinteressenten<br />

für Konversionsflächen<br />

Sofort<br />

verfügbare<br />

voll<br />

erschlossene<br />

GE-Fläche<br />

Reserveflächen<br />

GE<br />

in qm Anzahl Anzahl in Hektar in Hektar in Euro<br />

Bad Arolsen 18.000 (2001) 1 0 ja 3,6 5,5 18 bis 25<br />

Fuldatal 30.000 ja 1 25 50 bis 60<br />

Preis / qm<br />

für voll<br />

erschlossene<br />

GE-<br />

Fläche Bemerkungen<br />

Hessisch<br />

Lichtenau keine 2* 0 nein 27 33 * Anfragen<br />

Homberg 62.000** 0 0 ja 13,8 21,5* ab 15<br />

Neustadt 20.000 4 0 nein 5,3 keine 35<br />

Schwalmstadt 2.633 1 0 nein 12,5 18,5 40 bis 55<br />

Schwarzenborn 0 0 entfällt 4,5 keine 7 bis 10<br />

Sontra 656 0 0 nein 1,9 7,4 5<br />

Wolfhagen 15.000 3 0 ja* 19 15 20 bis 30<br />

Summen 9 0 89,6 92,9<br />

Quelle: Informationen der Standortverwaltungen Bad Arolsen <strong>und</strong> Homberg/ Efze sowie Informationen der betroffenen Kommunen.<br />

2.4 Merkmale der frei werdenden <strong>militärischen</strong> <strong>Liegenschaften</strong><br />

Lage, Größe <strong>und</strong> Anbindung<br />

* ohne interkommunales<br />

GE-Gebiet<br />

** 2 Erweiterungen<br />

um<br />

55.000 u. 7.000<br />

* Europäische<br />

Weiterbildungsuniversität<br />

Die freiwerdenden <strong>Liegenschaften</strong> befinden sich nicht nur im strukturschwachen<br />

Raum Hessens, sie sind zudem selten gut an das übergeordnete Verkehrsnetz<br />

angeschlossen <strong>und</strong> liegen häufig im Außenbereich. Im Einzelnen heißt das: Die<br />

Kasernenareale in Bad Arolsen, Wolfhagen, Fuldatal, Sontra <strong>und</strong> Homberg/Efze<br />

befinden sich im Außenbereich abseits vom Siedlungsgefüge der<br />

Standortkommune. Die Kasernen in Hessisch Lichtenau, Neustadt <strong>und</strong> Schwalmstadt<br />

liegen am Siedlungsrand der Kernstädte <strong>und</strong> lediglich die Bergkaserne in<br />

Gießen weist eine zentrale Lage im Stadtkern auf.<br />

35


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

36<br />

Über einen Zubringer an eine Autobahn angeb<strong>und</strong>en sind nur die Bergkaserne an<br />

den Gießener Autobahnring <strong>und</strong> die beiden Kasernen in Homberg/ Efze an die BAB<br />

7 Kassel – Fulda über die Anschlussstelle Knüllwald. Die <strong>Liegenschaften</strong> in<br />

Hessisch Lichtenau <strong>und</strong> Sontra werden zukünftig über einen Anschluss an die im<br />

Ausbau befindliche A 44 <strong>von</strong> Kassel nach Eisenach verfügen, wobei die Kaserne in<br />

Hessisch-Lichtenau unmittelbar am BAB-Anschluss gelegen ist.<br />

Tabelle 11: Lage <strong>und</strong> Anbindung der freiwerdenden <strong>Liegenschaften</strong><br />

Kommune<br />

Bezeichnug der<br />

Liegenschaft<br />

Größe in Hektar Lage<br />

Bad Arolsen Prinz-Eugen-Kaserne 29 Außenbereich nein<br />

Fuldatal Fritz-Erler-Kaserne 118 Außenberteich nein<br />

BAB-<br />

Anschluss Bemerkung<br />

Gießen Berg-Kaserne 7 Innenstadt ja Gießener Ring<br />

Hessisch Lichtenau Blücher-Kaserne 60 Siedlungsrand ja A 44 tw. noch im Bau<br />

Homberg Ostpreußen-Kaserne 20 Außenbereich ja A 7 Kassel-Fulda<br />

Homberg Dörnberg-Kaserne 13 Außenbereich ja A 7 Kassel-Fulda<br />

Neustadt Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne 33 Siedlungsrand nein<br />

Schwalmstadt Harthberg-Kaserne 35 Siedlungsrand nein A 49 in langfristiger Planung<br />

Sontra Husaren-Kaserne 21 Außenbereich ja A 44 in Planung<br />

Wolfhagen Pommern-Kaserne 42 Außenbereich nein<br />

Summe 378<br />

Quelle: Informationen der Standortverwaltungen Bad Arolsen <strong>und</strong> Homberg/ Efze sowie Informationen <strong>von</strong> den betroffenen Kommunen.<br />

Die Kasernenareale (ohne Standortübungsplätze) weisen eine Größe zwischen 7<br />

Hektar in Gießen <strong>und</strong> 118 Hektar in Fuldatal auf. Zusammen genommen werden<br />

durch die Standortschließungen r<strong>und</strong> 380 Hektar freigegeben, was in etwa dem seit<br />

dem Jahr 2000 in den betroffenen Landkreisen neu entwickelten Gewerbeflächenangebot<br />

in einer Größenordnung <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 325 Hektar entspricht – ohne die<br />

weiteren knapp 100 Hektar, die derzeit noch in der Planung sind. (Vergleiche Kapitel<br />

2.2)<br />

Baulicher Zustand<br />

Die Kasernen stammen überwiegend aus den 60er Jahren <strong>und</strong> wurden teilweise in<br />

den 80er Jahren um weitere Gebäude ergänzt. Sie sind insgesamt in einem<br />

passablen bis sehr guten baulichen Zustand <strong>und</strong> zeichnen sich überwiegend durch


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

eine lockere Verteilung der Gebäude in der Fläche aus sowie durch großzügig<br />

angelegte Rasen- <strong>und</strong> Grünflächen zwischen den einzelnen Gebäuden.<br />

Ausnahmen stellen die Kasernen in Fuldatal <strong>und</strong> Gießen dar, die in den 30er Jahren<br />

entstanden. Die Kaserne Fuldatal wurde <strong>von</strong> 1945 -1972 <strong>von</strong> der US-Armee<br />

genutzt, bevor sie <strong>von</strong> der B<strong>und</strong>eswehr übernommen wurde. Auf dem<br />

Kasernengelände finden sich einige historisch wertvolle oder denkmalgeschützte<br />

Gebäude, u.a. das Museum der Währungsreform, das <strong>von</strong> der Kommune <strong>und</strong> der<br />

B<strong>und</strong>esbank unterhalten wird.<br />

Die insgesamt knapp 10 Hektar große Bergkaserne in Gießen wurde im Zuge der<br />

letzten Konversionswelle in den 90er Jahren teilweise geräumt <strong>und</strong> umgenutzt. Auf<br />

den verbliebenen <strong>militärischen</strong> Flächen sind in einzelnen Gebäuden Einrichtungen<br />

wie das Hauptzollamt als Mieter untergebracht, andere Gebäude stehen bereits<br />

leer.<br />

Die übrigen freiwerdenden Kasernenareale gliedern sich in der Regel in drei oder<br />

vier räumliche Teilbereiche, nämlich<br />

– den Unterkunftsbereich,<br />

– den technischen Bereich,<br />

– die Sportanlagen <strong>und</strong><br />

– den Standortübungsplatz, der an einigen Standorten direkt an das<br />

Kasernengelände angrenzt.<br />

Bei den Unterkunfts-, Stabs- <strong>und</strong> Lehrsaalgebäuden mit zum Teil angebauten<br />

Hörsälen handelt es sich um mehr oder weniger baugleiche 3- oder 4-geschossige<br />

Gebäude, die in Massivbauweise mit Satteldächern unterschiedlicher Neigungen<br />

<strong>und</strong> in Ausnahmen mit Flachdächern errichtet wurden. In der Regel weisen sie<br />

einen in der Mitte liegenden Erschließungsflur mit daneben angeordneten Zimmern<br />

zwischen 10 <strong>und</strong> 30 qm auf sowie zwei Treppenhäuser. Dem Unterkunftsbereich<br />

zugeordnet sind in der Regel die Wirtschaftsgebäude mit Küche oder Kantine <strong>und</strong><br />

Speisesaal.<br />

Die technischen Bereiche weisen die typischen offenen Hallen mit Schleppdächern<br />

auf sowie geschlossene Material- <strong>und</strong> Instandsetzungshallen mit überwiegend<br />

versiegelten Betonwannen, separatem Abfluss <strong>und</strong> Auffangwannen, so dass sie für<br />

das Abstellen <strong>von</strong> Tankfahrzeugen geeignet sind.<br />

Darüber hinaus finden sich an allen Standorten Tankstellen, die zum Teil bereits<br />

stillgelegt sind oder zum Teil saniert <strong>und</strong> den aktuellen umwelttechnischen<br />

Anforderungen angepasst wurden, des weiteren (stillgelegte) Standortschieß-<br />

37


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

38<br />

anlagen, offene Abschmierrampen, Bremsprüfstände, Waschhallen oder<br />

Fahrzeugwaschanlagen sowie diverse kleinere technische Gebäude.<br />

Tabelle 12: Merkmale der freiwerdenden <strong>Liegenschaften</strong><br />

Kommune Bezeichnung<br />

der Liegenschaft<br />

Bad Arolsen Prinz-Eugen-<br />

Kaserne<br />

Voraussichtl.<br />

<strong>Freigabe</strong>zeitpunkt<br />

(Qurtal/Jahr)<br />

bereits<br />

geräumt<br />

Fuldatal Fritz-Erler-Kaserne I / 2008<br />

Teile der<br />

Truppe bereits<br />

Ende 2005<br />

Größe<br />

in ha<br />

Baujahr Baulicher<br />

Zustand<br />

insges.<br />

29 1959/1960 u.<br />

90er Jahre<br />

Gießen Bergkaserne III / 2006 7 30er u.<br />

50er Jahre<br />

Hessisch<br />

Lichtenau<br />

Homberg Ostpreußen-<br />

Kaserne<br />

direkt angrenzender<br />

STÜPl<br />

Bemerkungen<br />

mittelmäßig ja geöffnete Panzerstraße als<br />

Südumgehung für Bad<br />

Arolsen nutzbar<br />

118 1933 mittelmäßig nein Sehr unterschiedliche<br />

bauliche Zustände <strong>von</strong> sehr<br />

gut bis schlecht, teilweise<br />

Denkmalschutz<br />

mittelmäßig<br />

bis schlecht<br />

Blücher-Kaserne I / 2007 33 1962 mittelmäßig ja<br />

Homberg Dörnberg-Kaserne bereits<br />

geräumt<br />

Neustadt Ernst-Moritz-Arndt-<br />

Kaserne<br />

I / 2006 20 1968 u.<br />

teilweise 80er<br />

Jahre<br />

mittelmäßig bis gut ja<br />

nein Sehr unterschiedliche<br />

bauliche Zustände <strong>von</strong><br />

mittelmäßig bis schlecht,<br />

teilweise Denkmalschutz<br />

13 60er Jahre mittelmäßig ja Kaserne ist bereits geräumt,<br />

einige Gebäude wurden<br />

bereits für Kreisdienststellen<br />

umgenutzt<br />

III / 2008 33 1960/1961 mittelmäßig nein<br />

Schwalmstadt Harthberg-Kaserne I / 2007 35 1962, 1975,<br />

1978 u. 1980<br />

gut ja<br />

Sontra Husaren-Kaserne III / 2008 21 60er Jahre mittelmäßig ja<br />

Wolfhagen Pommern-Kaserne III / 2008 42 1959/60, 1980 gut ja<br />

Quelle: Informationen der Standortverwaltungen Bad Arolsen <strong>und</strong> Homberg/ Efze, Informationen <strong>von</strong> den betroffenen Kommunen <strong>und</strong> eigene Erhebungen<br />

im Rahmen der Besichtigung der <strong>Liegenschaften</strong>.<br />

Alle <strong>Liegenschaften</strong> verfügen außerdem über einen Sportbereich mit Sporthalle <strong>und</strong><br />

Freigelände, wobei die Sporthallen teilweise <strong>von</strong> den Standortgemeinden oder<br />

ansässigen Vereinen mitgenutzt werden.


Altlastensituation<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Auf den freiwerdenden <strong>militärischen</strong> <strong>Liegenschaften</strong> ist überwiegend nicht mit<br />

Altlasten zu rechnen. Tankstellen, unterirdische Tanks, Altöllagerbehälter etc.<br />

wurden an fast allen Standorten überprüft bzw. teilweise bereits saniert oder<br />

zurückgebaut. Akute Gefährdungen oder großflächige oder gravierende<br />

Verunreinigungen sind in den Kasernenarealen nicht bekannt. In einigen<br />

<strong>Liegenschaften</strong> wurden auf Veranlassung des B<strong>und</strong>es Proben durch das<br />

Wehrgeologische Institut <strong>und</strong> das Amt für Geoinformationssysteme genommen bzw.<br />

Untersuchungen vom Hessischen Baumanagement Bad Hersfeld (HBM)<br />

vorgenommen, in anderen <strong>Liegenschaften</strong> stehen diese Überprüfungen noch an.<br />

Gruben <strong>und</strong> Ölabscheider wurden bzw. werden nach Auskunft der B<strong>und</strong>eswehr in<br />

den Standorten nach den geltenden Vorschriften betrieben. Teilweise sind die<br />

Fassaden der Unterkunftsgebäude mit asbesthaltigen Platten verkleidet, die im Falle<br />

eines Umbaus oder Abrisses gesondert entsorgt werden müssen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist auf B<strong>und</strong>eswehrliegenschaften der 60er Jahre mit einem<br />

geringeren Handlungsbedarf im Hinblick auf Altlastensanierung zu rechnen als z.B.<br />

auf Flächen, die durch die US-Streitkräfte genutzt wurden oder werden.<br />

Ausnahmen stellen im Hinblick auf die Altlastensituation z.B. die ehemalige<br />

Munitionsproduktionsstätte („Spinne“) in der Kaserne in Wolfhagen dar sowie der<br />

Standortübungsplatz Wolfhagen <strong>und</strong> eine Teilfläche in der Nähe des Flugplatzes in<br />

Fuldatal, wo mit Sprengstoffresten aus der Zeit des 2. Weltkriegs gerechnet werden<br />

muss.<br />

2.5 Infrastruktur der Kasernenareale<br />

Die Wasser- <strong>und</strong> Kanalnetze sind wie die Kasernen in den 60er Jahren entstanden.<br />

Sie wurden in den vergangenen Jahren zum Teil einer eingehenden Überprüfung<br />

auf Schäden unterzogen. Eine Befahrung der Kanalsysteme mit der Kamera wurde<br />

an mehreren Standorten durchgeführt. Damit liegen für diese Standorte auch<br />

Schadensfeststellungen <strong>und</strong> Sanierungskonzepte für das Kanalsystem vor. In<br />

Wolfhagen wurden in den Jahren 1994 bis 2004 beispielsweise r<strong>und</strong> 7 Millionen<br />

Euro in das Kanalnetz investiert, so dass hier im Prinzip <strong>von</strong> einem sanierten<br />

Kanalnetz gesprochen werden kann. Dies ist an keinem anderen Standort der Fall.<br />

Darüber hinaus hat die Konversion in den 90er Jahren gezeigt, dass die Kosten für<br />

die Erschließung <strong>von</strong> Militärflächen erheblich über den Kosten für eine Erschließung<br />

<strong>von</strong> Flächen „auf der grünen Wiese“ liegen. Damals waren sie im Durchschnitt<br />

doppelt so hoch.<br />

39


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

40<br />

Folglich müsste der Eigentümer B<strong>und</strong> die Anpassung der Infrastruktur auf eigene<br />

Kosten durchführen bzw. die Kostenübernahme der öffentlichen Hand zusagen oder<br />

aber auf unbestimmte Zeit die alten Systeme weiterhin komplett unterhalten, die<br />

Verkehrssicherungspflicht wahrnehmen <strong>und</strong> mit potenziellen Nutzern oder<br />

Erwerbern z.B. die Abnahme <strong>von</strong> Wasser oder Energie bzw. die Einleitung <strong>von</strong><br />

Abwasser pauschal abrechnen, was jedoch bei einer gewerblichen Nutzung zu<br />

zahlreichen Schwierigkeiten führen würde.<br />

Tabelle 13: Überprüfung der Abwassernetze in den Kasernen - Überblick<br />

Kommune<br />

Bezeichnung der<br />

Liegenschaft<br />

Befahrung des<br />

Abwassernetzes<br />

mit der Kamera<br />

Schadens-<br />

feststellung<br />

<strong>und</strong> Sanierungs-<br />

konzept<br />

Sanierung<br />

Bad Arolsen Prinz-Eugen-Kaserne durchgeführt liegt vor teilweise<br />

Neustadt Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne nicht erfolgt nein nein<br />

Schwalmstadt Harthberg-Kaserne durchgeführt liegt vor teilweise<br />

Homberg Ostpreußen-Kaserne durchgeführt liegt vor nein<br />

Dörnberg-Kaserne durchgeführt liegt vor nein<br />

Schwarzenborn keine <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> <strong>Liegenschaften</strong>, ausschließlich Freisetzung <strong>von</strong> Personal<br />

Sontra Husaren-Kaserne k.A. k.A. k.A.<br />

Hessisch Lichtenau Blücher-Kaserne nicht erfolgt nein nein<br />

Fuldatal durchgeführt liegt vor nein<br />

Wolfhagen Pommern-Kaserne durchgeführt liegt vor ja<br />

Quelle: Angaben der Standortkommunen <strong>und</strong> der B<strong>und</strong>eswehr vor Ort.<br />

Insbesondere, wenn wie in den hier betroffenen nord- <strong>und</strong> mittelhessischen<br />

Standorten mit Ausnahme <strong>von</strong> Gießen, eine zügige Nachfrage nach Flächen<br />

innerhalb des Geländes nicht absehbar ist, müssen jedoch erhebliche Zweifel daran<br />

gehegt werden, dass der Eigentümer B<strong>und</strong> in Bezug auf die Anpassung der<br />

Infrastruktur tätig wird oder Kostenübernahmen zusagt.<br />

Wenn sowohl Zweckverbände oder Kommunen als auch der Eigentümer selbst für<br />

die Anpassung der Infrastruktur ausscheiden, bleibt theoretisch die Möglichkeit,<br />

private Investoren zu gewinnen, die große Teilflächen vom B<strong>und</strong> erwerben <strong>und</strong> die<br />

Infrastruktur vor einer weiteren kleinteiligen Vermarktung auf ihre Kosten sanieren<br />

bzw. herrichten <strong>und</strong> darüber in den Kaufverhandlungen Einigung mit dem B<strong>und</strong><br />

erzielen. Aber auch diese Variante ist angesichts der zu erwartenden zögerlichen<br />

Flächennachfrage eher unwahrscheinlich.


2.6 Fazit<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

In Nordhessen sind einige regionalwirtschaftlich bedeutsame Maßnahmen geplant<br />

oder werden bereits umgesetzt, die die wirtschaftliche Entwicklung Nordhessens<br />

langfristig positiv beeinflussen sollen <strong>und</strong> die explizit <strong>von</strong> der hessischen<br />

Landesregierung vorangetrieben bzw. unterstützt werden. Räumlich gesehen stellen<br />

sie daher gr<strong>und</strong>sätzlich Vorhaben für anknüpfende Maßnahmen dar.<br />

Als strukturpolitisch bedeutsame Vorhaben sind u.a. der Lückenschluss der A 44<br />

zwischen Kassel <strong>und</strong> Eisenach, der Ausbau des Flughafens Kassel-Calden <strong>und</strong> der<br />

langfristig angestrebte Weiterbau der A 49 Kassel – Alsfeld als Verbindung zur A 5/<br />

48 bzw. als parallele Nord- Süd-Entlastungsstrecke zur A 7 zu sehen.<br />

• Freiwerdende Kasernenareale, die in unmittelbarer räumlicher Nachbarschaft zu<br />

diesen Maßnahmen liegen, sollten daher nicht <strong>von</strong> vorneherein als potenzielle<br />

Entwicklungsflächen ausgeschlossen werden, sondern einer vertiefenden<br />

Überprüfung unterzogen werden.<br />

• Von diesen strukturpolitisch bedeutsamen Maßnahmen werden die Standorte<br />

Hessisch Lichtenau, Sontra sowie Neustadt <strong>und</strong> Schwalmstadt tangiert,<br />

insbesondere aber die beiden zuerst genannten, da der Lückenschluss der A 44<br />

bereits im Bau ist, während die Realisierung des Weiterbaus der A 49 derzeit<br />

nicht absehbar ist. Die Kasernenareale in Hessisch Lichtenau <strong>und</strong> Sontra werden<br />

künftig über eine Anschlussstelle an die A 44 <strong>von</strong> Dortm<strong>und</strong> über Kassel nach<br />

Erfurt angeb<strong>und</strong>en sein <strong>und</strong> somit an einer der wichtigsten West–Ost-<br />

Verkehrsachsen in Deutschland bzw. in Mitteleuropa liegen.<br />

Darüber hinaus ist aber auch festzuhalten, dass der regionale<br />

Gewerbeflächenmarkt abseits dieser zentralen Verkehrsachsen eine zusätzliche<br />

Ausweisung <strong>von</strong> 250 bis 350 Hektar Bruttogewerbeflächen auf Kasernenarealen in<br />

den nächsten 5 Jahren bei einem bereits bestehenden Angebot <strong>von</strong> 500 bis 600<br />

Hektar verfügbarer Industrie- <strong>und</strong> Gewerbefläche nicht aufnehmen kann.<br />

Dies würde unweigerlich zu Verschiebungen im Preisgefüge führen <strong>und</strong> zu<br />

zusätzlichen Konkurrenzen zu Lasten <strong>von</strong> bereits bestehenden, weniger günstig<br />

gelegenen Gewerbegebieten, die großenteils mit Mitteln aus der Strukturförderung<br />

des Landes Hessen realisiert worden sind.<br />

Andererseits scheint es auf dem überregionalen Gewerbeflächenmarkt am<br />

Standort Nordhessen nach wie vor Defizite im Angebot zu geben, insbesondere bei<br />

Gewerbeflächen für Logistik bzw. Logistikparks, die um die 100 Hektar aufweisen.<br />

• Angesichts des großen Angebots an Flächen <strong>und</strong> der verhaltenen Nachfrage<br />

nach Industrie- <strong>und</strong> Gewerbeflächen in Nordhessen ist also die Entwicklung aller<br />

41


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

42<br />

freiwerdenden <strong>militärischen</strong> <strong>Liegenschaften</strong> zu gewerblich nutzbaren Flächen<br />

nicht empfehlenswert.<br />

• Allerdings sollte geprüft werden, ob einzelne Standorte eine Lücke im<br />

überregionalen Flächenangebot schließen können. Nach den bisher<br />

vorliegenden Erkenntnissen könnte beispielsweise der Standort Hessisch<br />

Lichtenau unter dem Gesichtspunkt „Standort für Logistik“ die Kriterien<br />

hinsichtlich Lage, Größe, Zuschnitt <strong>und</strong> Topografie erfüllen.<br />

Des Weiteren weisen die Standorte Bad Arolsen <strong>und</strong> Homberg/ Efze spezifische<br />

Rahmenbedingungen auf, die eine gewerbliche Entwicklung der Kasernenareale<br />

trotz des dargestellten Überangebots in der Region <strong>und</strong> der absehbaren<br />

Schwierigkeiten bei der Übertragung der Infrastruktur an Kommunen oder<br />

Zweckverbände diskussionswürdig erscheinen lassen.<br />

• Bad Arolsen nimmt insofern eine Sonderstellung ein, als die Kaserne Ende 2004<br />

bereits geräumt wurde <strong>und</strong> damit sofort verfügbar ist. Darüber hinaus eröffnet die<br />

gemeinsam mit der Kaserne <strong>und</strong> dem Standortübungsplatz freigegebene 5,3 km<br />

lange Panzerstraße der Stadt Bad Arolsen neue - <strong>und</strong> <strong>von</strong> den Kosten her<br />

wesentlich günstigere <strong>und</strong> die Landschaft schonendere - Möglichkeiten für eine<br />

ohnehin geplante Südumgehung des Stadtgebiets. (Vgl. auch Kapitel 3.1). Das<br />

Kasernenareal hätte damit eine direkte Anbindung an die neue Südumgehung<br />

Bad Arolsen.<br />

• Die Dörnberg-Kaserne in Homberg/ Efze ist ebenfalls fast vollständig geräumt.<br />

Teilbereiche wurden bereits vor Jahren für zivile Zwecke umgenutzt. Hier<br />

befindet sich in umgebauten Unterkunftsgebäuden das Behördenzentrum der<br />

Kreisverwaltung. Die Standortverwaltung hat die entsprechenden Teilflächen <strong>und</strong><br />

Gebäude verkauft, rechnet aber als Eigentümer aller Infrastrukturnetze die<br />

anfallenden Kosten mit den Nutzern selbst ab. Die Kommune oder ein<br />

Zweckverband hat die Netze bisher nicht übernommen. Demnächst ist der<br />

Umbau eines weiteren Unterkunftsgebäudes für das neu geschaffene Hessische<br />

Amt für Bodenmanagement geplant. Angesichts der bereits begonnenen<br />

Konversion kann man die weitere Umwandlung der verbliebenen Flächen <strong>und</strong><br />

Gebäude in der Dörnberg-Kaserne nicht ausschließen.<br />

Ungeachtet dieser Entwicklungsoptionen stellt die Anpassung der Infrastruktur<br />

ein zentrales Hemmnis bei einer potenziellen Entwicklung bzw. Vermarktung <strong>von</strong><br />

Kasernenarealen dar, das nicht ohne den Eigentümer B<strong>und</strong> beseitigt werden kann.<br />

Eine Übernahme der Infrastruktur z.B. der Netze für Wasser, Abwasser oder<br />

Energie, aber auch der Straßennetze samt „Zubehör“ in die Zuständigkeit <strong>von</strong><br />

Zweckverbänden oder Kommunen ist höchstens dann ökonomisch sinnvoll, wenn


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

diese im einwandfreien Zustand ist. Zweckverbände oder Kommunen dürften kein<br />

Interesse daran haben, vom bisherigen Eigentümer B<strong>und</strong> eine Infrastruktur zu<br />

übernehmen, in die hohe Beträge investiert werden müssen, um bestehende<br />

Straßennetze, technische Ringsysteme ohne Hausanschlüsse <strong>und</strong> Zwischenzähler<br />

u.a. für eine zivile Nutzung überhaupt tauglich zu machen <strong>und</strong> notwendige <strong>und</strong> zum<br />

Teil bereits dokumentierte Sanierungsmaßnahmen z.B. im Kanalsystem, zu<br />

realisieren.<br />

Zusammenfassend ist hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Kasernenareale für<br />

gewerbliche Zwecke festzustellen, dass trotz der teilweise ungünstigen<br />

Rahmenbedingungen auf dem Gewerbeflächenmarkt in Nordhessen die<br />

Entwicklung <strong>von</strong> vier <strong>Liegenschaften</strong> aus unterschiedlichen Gründen befürwortet<br />

werden sollte:<br />

• Die Entwicklung der <strong>militärischen</strong> Flächen in Hessisch Lichtenau <strong>und</strong> Sontra<br />

erscheint aufgr<strong>und</strong> ihrer direkten Anbindung an die im Bau befindliche A 44,<br />

einer der wichtigsten Ost – West – Verbindungen in Deutschland sinnvoll.<br />

Insbesondere die r<strong>und</strong> 100 Hektar zusammenhängende Fläche in Hessisch-<br />

Lichtenau unmittelbar am BAB-Anschluss, aber auch die etwas weiter vom ihrem<br />

künftigen BAB-Anschluss entfernte Fläche in Sontra mit zum Teil für Logistik <strong>und</strong><br />

Speditionen interessanten Immobilien, könnten durch eine gewerbliche<br />

Entwicklung positive regionalwirtschaftliche Effekte auslösen. In Sontra sollte<br />

dabei auch über einen „Flächentausch“ nachgedacht werden sollte (siehe 3.8).<br />

• Die Entwicklung der Prinz-Eugen Kaserne in Bad Arolsen zum Gewerbegebiet<br />

wird aufgr<strong>und</strong> der Option „Kostengünstige Südumgehung Panzerstraße“ <strong>und</strong><br />

ihrer dann recht guten Verkehrsanbindung empfohlen. Eine weitere Begründung<br />

für eine gewerbliche Entwicklung ist die aktuell vorhandene Nachfrage<br />

angesichts der bereits erfolgten Freistellung der Liegenschaft.<br />

• Auch die Dörnberg-Kaserne in Homberg/ Efze sollte aufgr<strong>und</strong> der bereits<br />

erfolgten Konversion <strong>von</strong> Teilflächen <strong>und</strong> ihres bestehenden relativ guten<br />

Anschlusses an die A 7 Kassel – Frankfurt <strong>von</strong> eine weiteren Entwicklung für<br />

Gewerbe <strong>und</strong> Dienstleistungen nicht ausgeschlossen werden.<br />

Allerdings sollte die potenzielle Entwicklung <strong>von</strong> Gewerbeflächen an einigen dieser<br />

Standorten mit der „Rücknahme“ <strong>von</strong> in der Planung befindlichen Ausweisungen für<br />

Gewerbegebiete bzw. mit einem Flächentausch verknüpft werden, um das<br />

vorhandene Gewerbeflächenpotenzial in Nordhessen angesichts der eher geringen<br />

Nachfrage in Summe nicht noch über ein vertretbares Maß hinaus zu vergrößern.<br />

Sind interkommunale Gewerbegebiete <strong>von</strong> einer solchen Rücknahme oder einem<br />

Tausch zugunsten <strong>von</strong> Kasernenarealen betroffen, so sollte der Gedanke der<br />

43


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

44<br />

interkommunalen Entwicklung <strong>von</strong> Flächen aufrecht erhalten bleiben, wie auch<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich bei der gewerblichen Entwicklung <strong>von</strong> Kasernenarealen eine<br />

interkommunale Realisierung geprüft werden sollte.<br />

Hierbei ist zu bedenken, dass die Entwicklung <strong>von</strong> ehemaligen Militärflächen zu<br />

Gewerbegebieten ungleich teurer ist als eine Entwicklung auf der grünen Wiese.<br />

Daher sind im Einzelfall auch vergleichende Kostengegenüberstellungen einer<br />

derartigen Entscheidung voranzustellen, wobei Stichworte wie „Flächenverbrauch“<br />

<strong>und</strong> „Schutz <strong>von</strong> Natur <strong>und</strong> Landschaft“ in die Abwägung mit einbezogen werden<br />

sollten.<br />

Einen Sonderfall stellt in Mittelhessen die in Gießen befindliche Bergkaserne dar,<br />

für die – im Sinne der Innenentwicklung des Oberzentrums - ausdrücklich eine zivile<br />

Nutzung angestrebt werden sollte. Die Kaserne weist nicht nur günstigere<br />

Rahmenbedingungen in Bezug auf die Flächennachfrage auf, auch ihre gute<br />

Verkehrsanbindung, ihre innenstadtnahe Lage <strong>und</strong> die bereits vor r<strong>und</strong> 10 Jahren<br />

erfolgte Konversion <strong>von</strong> Teilflächen sprechen dafür. Die Kaserne steht bereits in<br />

großen Teilen leer <strong>und</strong> wird als eine der ersten <strong>Liegenschaften</strong> Mitte 2006 geräumt.<br />

Auch das Thema „Wohnen“ wird lediglich in Gießen im Rahmen einer gemischten<br />

Folgenutzung der innenstadtnahen Bergkaserne eine Rolle spielen.<br />

• Aus heutiger Sicht existiert ansonsten an keinem anderen der betroffenen<br />

Standorte eine nennenswerte Nachfrage nach Wohnbauland bzw. Wohnraum,<br />

die eine Entwicklung der Kasernenareale oder <strong>von</strong> Teilflächen bzw. Gebäuden<br />

zu Wohngebieten bzw. Wohnraum nahe legen würde.<br />

Nordhessen bzw. der nordöstliche Landkreis Marburg-Biedenkopf sind eine Region<br />

mit relativ ausgeglichenem Wohnungsmarkt, wobei die Nachfrage nach<br />

Wohnbauland in den B<strong>und</strong>eswehrstandorten insgesamt sehr schwach ist. Die<br />

vorhandene Nachfrage richtet sich – wenn überhaupt - auf Gr<strong>und</strong>stücke für<br />

Einfamilien- oder Doppelhausbebauung. Der Umbau <strong>von</strong> Unterkunftsgebäuden auf<br />

Kasernenarealen zu Geschosswohnungsbau stellt insofern keine denkbare<br />

Folgenutzung in den Kasernenarealen dar.<br />

Neben einer Folgenutzung der Kasernenareale für Gewerbe oder Wohnen werden<br />

im Rahmen der Konversion vielfach Sondernutzungen diskutiert, z.B. für<br />

Einrichtungen des Landes, der Landkreise oder Kommunen, aber auch<br />

- wie das Beispiel Wolfhagen deutlicht macht - für Sondernutzungen im Bereich der<br />

Bildung. Denkbar sind darüber hinaus rein theoretisch auch Nutzungen im Bereich<br />

Freizeit, Sport, Soziales, Ges<strong>und</strong>heit oder Kultur. Diese zum Teil noch sehr vage<br />

formulierten oder rein theoretisch denkbaren Sondernutzungen werden prinzipiell<br />

als Entwicklungsvariante für die Kasernenareale nicht ausgeschlossen, sie wurden<br />

aber im Rahmen dieser Studie keiner vertiefenden Bewertung unterzogen <strong>und</strong>


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

bedürfen einer gesonderten Betrachtung im Hinblick auf ihre Wirkungen für die<br />

regionale Wirtschaft <strong>und</strong> ihre Machbarkeit.<br />

2.7 Empfehlungen zum weiteren Vorgehen<br />

(1) Dem Land Hessen wird empfohlen, mit den Kommunen Bad Arolsen, Hessisch<br />

Lichtenau, Homberg/ Efze, Sontra <strong>und</strong> Gießen das weitere Vorgehen im Hinblick auf<br />

die Entwicklung der Kasernenareale zu Gewerbegebieten bzw. Mischgebieten zu<br />

konkretisieren, insbesondere zur Frage der Organisations- <strong>und</strong> Entwicklungsmodelle<br />

sowie im Hinblick auf die mögliche Inanspruchnahme <strong>von</strong> Strukturfördermitteln des<br />

Landes.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen <strong>Freigabe</strong>zeitpunkte der Kasernen genießen die<br />

Prinz-Eugen-Kaserne in Bad Arolsen <strong>und</strong> die Dörnberg-Kaserne am Standort<br />

Homberg/ Efze dabei Priorität, da die Kasernen bereits geräumt sind. Aber auch in<br />

großen Teilen leer stehende Bergkaserne in Gießen hat Priorität, da sie im 3.<br />

Quartal 2006 endgültig geräumt wird. Bis dahin sollten Konzepte zur Entwicklung<br />

des Geländes vorliegen, um die Realisierung eines abgestimmten Konzepts<br />

eventuell im Rahmen der Ziel-2-Förderung, die zunächst bis Ende 2006 befristet ist,<br />

zu unterstützten. Die Standorte Hessisch Lichtenau <strong>und</strong> Sontra werden erst im 3.<br />

Quartal 2007 bzw. 2008 aufgelöst <strong>und</strong> stehen damit erst Anfang 2008 bzw. 2009 zur<br />

Disposition. Damit fällt deren Entwicklung nicht mehr in den Zeitraum der aktuellen<br />

EU-Strukturförderperiode 2000 – 2006. Dies ist hier bei der Konkretisierung der<br />

weiteren Vorgehensweise zu berücksichtigen.<br />

(2) Im Rahmen der Konversion sollte das Land Hessen gr<strong>und</strong>sätzlich die<br />

Unterbringung <strong>von</strong> öffentlichen Dienststellen in Gebäuden auf den ehemaligen<br />

<strong>militärischen</strong> <strong>Liegenschaften</strong> prüfen, beispielsweise der neu geschaffenenÄmter für<br />

Bodenmanagement des Landes Hessen u.a..<br />

(3) Das Land Hessen sollte zur Klärung zentraler Fragestellungen den Dialog mit<br />

dem Eigentümer der Flächen, das ist das B<strong>und</strong>esministerium der Finanzen (BMF)<br />

bzw. mit der B<strong>und</strong>esanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)21 <strong>und</strong> der GEB<br />

aufnehmen, um gebündelt für alle betroffenen Standorte Informationen <strong>und</strong><br />

Transparenz zu erhalten. Dies kann über die HA Hessen Agentur GmbH <strong>und</strong> in<br />

Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Kassel erfolgen.<br />

Unklar ist für die betroffenen Kommunen vor allem die weitere Vorgehensweise auf<br />

Seiten des B<strong>und</strong>es. Nach bisherigem Kenntnisstand werden die freigegebenen<br />

21 Zum 1. Januar 2005 wurde die B<strong>und</strong>esvermögensverwaltung in die B<strong>und</strong>esanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), eine<br />

b<strong>und</strong>esunmittelbare rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts im Geschäftsbereich des B<strong>und</strong>esministeriums der<br />

Finanzen, umgewandelt.<br />

45


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

46<br />

Flächen an die BImA zur Vermarktung übergeben. Nach welchen Prinzipien die<br />

Vermarktung erfolgen soll <strong>und</strong> welche Spielräume im Hinblick auf die Finanzierung<br />

notwendiger Erschließungsmaßnahmen oder Sanierungsmaßnahmen im Bereich<br />

der technischen Infrastruktur seitens der BImA vorhanden sind, ist bisher nicht<br />

transparent.<br />

(4) Darüber hinaus wird es im Rahmen dieser zweiten Welle der<br />

<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> Flächenfreigabe vermehrt dazu kommen, dass die Flächen<br />

keiner weiteren Entwicklung oder Folgenutzung zugeführt werden können <strong>und</strong> brach<br />

fallen werden weil sie nicht vermarktet werden können <strong>und</strong> dementsprechend auf<br />

der planungsrechtlichen Ebene auch keine entsprechende Flächenausweisung<br />

erfolgt.<br />

Angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen in Bezug auf Flächenangebot<br />

<strong>und</strong> -nachfrage muss in Nord- bzw. Mittelhessen damit gerechnet werden, dass<br />

da<strong>von</strong> unter Umständen vier bis sechs der insgesamt zehn hier betrachteten<br />

Kasernenareale keiner Nutzung zugeführt werden können <strong>und</strong> als Militärbrache<br />

liegen bleiben. Der Rückbau der Kasernen durch den B<strong>und</strong> könnte daher langfristig<br />

eine ernst zu nehmende Option darstellen, die nicht außer Acht gelassen werden<br />

sollte. Auch für diesen Fall liegen keine erprobten Konzepte vor <strong>und</strong> Äußerungen<br />

des B<strong>und</strong>es, wie mit <strong>Liegenschaften</strong> umgegangen werden soll, sind ebenfalls nicht<br />

bekannt. Denkbar wäre beispielsweise der Abriss <strong>von</strong> Bausubstanz <strong>und</strong> die<br />

Renaturierung <strong>von</strong> Flächen, oder das „Liegenlassen“ <strong>von</strong> Flächen, um sie zu einem<br />

späteren Zeitpunkt noch einmal zur Vermarktung zu bringen.<br />

Auch hier sollte das Land Hessen als Schnittstelle zwischen Kommunen <strong>und</strong> B<strong>und</strong><br />

die Fachkompetenz z.B. der Hessen Agentur GmbH den betroffenen Kommunen als<br />

Beratungsinstitution <strong>und</strong> Ansprechpartner zur Verfügung stellen.<br />

(5) Für die Region Schwalm mit den betroffenen Kommunen Homberg/ Efze,<br />

Schwarzenborn, Schwalmstadt <strong>und</strong> Neustadt sollte <strong>von</strong> Seiten des Landes Hessen<br />

in besonderem Maß über Kompensationsmöglichkeiten für die Folgen der<br />

<strong>Truppenreduzierung</strong> nachgedacht werden. Diese müssen nicht unbedingt im Bereich<br />

der Flächenentwicklung liegen, sondern sollten allgemein der wirtschaftlichen<br />

Stärkung der Region dienen.<br />

Hier werden verstärkt negative Arbeitsplatzeffekte durch die <strong>Truppenreduzierung</strong><br />

auftreten <strong>und</strong> gleichzeitig ist genau in diesen Kommunen verstärkt mit künftigen<br />

Militärbrachen zu rechnen. Unter Umständen kann nur ein Standort <strong>von</strong> insgesamt<br />

vier Kasernenarealen entwickelt werden.


3 Standortbezogene Einschätzungen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

(in alphabetischer Reihenfolge)<br />

3.1 Bad Arolsen<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Die Prinz-Eugen-Kaserne in Bad Arolsen wurde bereits Ende 2004 geräumt <strong>und</strong> ist<br />

damit sofort verfügbar. Darüber hinaus eröffnet die gemeinsam mit der Kaserne <strong>und</strong><br />

dem Standortübungsplatz freigegebene 5,3 km lange Panzerstraße der Stadt Bad<br />

Arolsen neue <strong>und</strong> <strong>von</strong> den Kosten her wesentlich günstigere <strong>und</strong> die Landschaft<br />

schonendere Möglichkeiten als eine ohnehin geplante Südumgehung der Stadt.<br />

Diese Option sollte weiter verfolgt werden, obwohl eine offizielle <strong>Freigabe</strong> ganz<br />

ohne Umbaumaßnahmen nicht möglich ist, da Querschnitte <strong>und</strong> Kurvenradien nicht<br />

überall den Anforderungen an eine B<strong>und</strong>esstraße genügen.<br />

Da das freigegebene Kasernenareal unmittelbar an dieser potenziellen<br />

Südumgehung liegt <strong>und</strong> außerdem nur wenige h<strong>und</strong>ert Meter <strong>von</strong> der Nord-Süd-<br />

Verbindung B 252 Korbach - Diemelstadt entfernt ist, richten sich bereits jetzt<br />

zahlreiche Anfragen überwiegend aus dem Bereich Logistik auf Teilflächen <strong>und</strong><br />

spezielle Gebäude der Liegenschaft. Teilweise wurden diese offenen <strong>und</strong><br />

geschlossenen Hallen bereits <strong>von</strong> der Standortverwaltung an interessierte Firmen<br />

vermietet.<br />

Ferner interessiert sich die Landesverkehrswacht für ein Übungsgelände auf dem<br />

Standortübungsplatz <strong>und</strong> ein Forschungsinstitut hat Interesse schnell wachsende<br />

Pappelsorten auf dem gesamten Standortübungsplatz anzupflanzen, um diese bei<br />

der Papierherstellung wirtschaftlich zu verwerten. Darüber hinaus wäre die Stadt<br />

Bad Arolsen daran interessiert, das im Landkreis neu geschaffene Amt für<br />

Bodenmanagement, das aus der Zusammenlegung der Kataster- <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>buchämter entsteht, in bestehenden Gebäuden auf dem Kasernengelände<br />

anzusiedeln. Die Landesregierung hat sich jedoch definitiv für den Standort Korbach<br />

entschieden, wo ein Neubau vorgesehen ist. 22<br />

Die Kommune verfügt noch über 12 Hektar erschlossene Gewerbefläche bzw. 11<br />

Hektar Reserveflächen in ebenfalls an die B 252 angeb<strong>und</strong>enen Gewerbegebieten.<br />

Daher ist sie selbst nicht an einem Erwerb oder der Erschließung bzw. Entwicklung<br />

des Kasernengeländes interessiert. Hintergr<strong>und</strong> sind nicht nur die genannten<br />

Reserveflächen, sondern vor allem die auf dem Kasernengelände zu erwartenden<br />

Sanierungs-, Entwicklungs- <strong>und</strong> Unterhaltskosten für die gesamte technische<br />

Infrastruktur, welche ein Erwerb des Geländes mit sich bringen würde.<br />

22 Kabinettsbeschluss vom 22.12.2003<br />

47


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

3.2 Fuldatal<br />

48<br />

Einer Ausweisung als Gewerbegebiet, dem Abschluss <strong>von</strong> Vorhaben- <strong>und</strong><br />

Erschließungsplänen oder städtebauliche Verträge mit Privaten steht die Kommune<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich positiv gegenüber, sofern diese auch Regelungen zur Übernahme<br />

oder Sanierung der Infrastrukturnetze enthalten.<br />

Im Fall einer sich abzeichnenden gewerblichen Nutzung des Kasernenareals<br />

bestünde auch Spielraum, um die Entwicklung geplanter Gewerbeflächen<br />

zurückzustellen oder aufzugeben.<br />

• Angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen wird empfohlen, <strong>von</strong> einer<br />

Erschließung <strong>und</strong> Entwicklung des Kasernengeländes durch die Kommune oder<br />

unter Beteiligung der öffentlichen Hand abzusehen, allerdings sollte eine<br />

gewerbliche Folgenutzung des Kasernengeländes <strong>und</strong> <strong>von</strong> Teilen des<br />

Standortübungsplatzes durch Private planungsrechtlich nicht unterb<strong>und</strong>en<br />

werden <strong>und</strong> bei Bedarf eine entsprechende planungsrechtliche Ausweisung<br />

erfolgen.<br />

• Eine „Rücknahme“ oder Zurückstellung <strong>von</strong> noch nicht erschlossenen<br />

Gewerbeflächen auf der planungsrechtlichen Ebene wird in diesem<br />

Zusammenhang als sinnvoll erachtet.<br />

Dieses vorgeschlagene Vorgehen bedeutet, dass der B<strong>und</strong> als Eigentümer mit den<br />

potenziellen Interessenten die Konditionen des Gr<strong>und</strong>erwerbs <strong>und</strong> der Übernahme<br />

<strong>von</strong> Gebäuden <strong>und</strong> Infrastruktur aushandeln bzw. so lange als „Betreiber“ der<br />

Infrastruktur auftreten muss, bis sich der Zweckverband oder die Kommune bereit<br />

erklären, die Netze auf Kosten des B<strong>und</strong>es zu sanieren oder vom B<strong>und</strong> bzw. Dritten<br />

sanierte Netze in ihre Zuständigkeit zu übernehmen.<br />

• Trotz der befürworteten Nutzung des Kasernengeländes als Gewerbegebiet<br />

muss angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen in Bezug auf<br />

Flächenangebot <strong>und</strong> -nachfrage für die Prinz-Eugen-Kaserne damit gerechnet<br />

werden, dass Teilflächen keiner Nutzung zugeführt werden können. Der teilweise<br />

Rückbau der Kaserne durch den B<strong>und</strong> stellt daher in Bad Arolsen langfristig eine<br />

ernstzunehmende Option für Teilflächen dar, die nicht außer Acht gelassen<br />

werden sollte.<br />

Die Fritz-Erler-Kaserne liegt am nordöstlichen Rand <strong>von</strong> Fuldatal-Rothwesten im<br />

Außenbereich <strong>und</strong> ist nicht gut an das übergeordnete Verkehrsnetz angeb<strong>und</strong>en.<br />

Die Kaserne entstand in den 30er Jahren, wobei die einzelnen Gebäude einen sehr<br />

unterschiedlichen Bauzustand aufweisen. Einige wurden in den 80er Jahren instand<br />

gesetzt, andere sind im Keller stark durchfeuchtet <strong>und</strong> werden teilweise nicht mehr


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

genutzt. Einige Gebäude stehen unter Denkmalschutz <strong>und</strong> wurden modernisiert.<br />

Dies sind z.B. das Gebäude, in dem das Museum der Währungsreform 1948<br />

untergebracht ist, das sich bisher in der Trägerschaft der Gemeinde Fuldatal mit<br />

Unterstützung durch die Deutsche B<strong>und</strong>esbank auf dem Kasernengelände am<br />

Originalschauplatz des Währungskonklaves befindet, ein ehemaliges Kino, ein<br />

Offiziersheim mit großen repräsentativen Sälen u.a.. Insgesamt weist die Kaserne<br />

jedoch einen wesentlich schlechteren Bauzustand als die B<strong>und</strong>eswehrkasernen der<br />

60er Jahre auf. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist die Nutzung des Geländes für<br />

Geschosswohnungsbau ebenfalls unrealistisch. Zudem wird die Kaserne erst Ende<br />

2008 geräumt, so dass eine nochmalige Überprüfung der Entwicklungs- <strong>und</strong><br />

Vermarktungschancen zu einem späteren Zeitpunkt anzuraten ist.<br />

• Aufgr<strong>und</strong> des dargestellten Überangebots an Gewerbeflächen in Nordhessen<br />

<strong>und</strong> der ausreichenden Potenziale in <strong>und</strong> um Kassel sowie angesichts der<br />

Befürwortung einer gewerblichen Entwicklung des Kasernengeländes in<br />

Hessisch Lichtenau sollte in Fuldatal nach heutiger Auffassung auf eine<br />

langfristige <strong>und</strong> ausschließliche Entwicklung der Kaserne zum Gewerbegebiet<br />

verzichtet werden.<br />

Allerdings könnte die Kaserne zum Teil für Sondernutzungen interessant sein. Im<br />

Zusammenhang mit dem geplanten Ausbau des Regionalflughafens Kassel-Calden,<br />

der bis zum Jahr 2008 realisiert sein soll, könnte unter Umständen die Verlagerung<br />

einer Fallschirmspringerschule, der Ultraleichtflieger <strong>und</strong> der Ballonfahrer notwendig<br />

werden. Hier ist zu prüfen, inwieweit der Flugplatz der Fritz-Erler-Kaserne ein<br />

adäquates Ausweichquartier für diese Einrichtungen <strong>und</strong> die Nutzer darstellen<br />

könnte.<br />

Darüber hinaus wird die Idee diskutiert, das B<strong>und</strong>esgrenzschutz-Präsidium <strong>von</strong><br />

Fuldatal-Ihringshausen nach Fuldatal-Rothwesten in die Kaserne zu verlagern. Die<br />

Kommune steht diesen Überlegungen aufgeschlossen gegenüber, zumal dann für<br />

das Gewerbegebiet Ihringshausen-West, das zur Zeit neben dem<br />

B<strong>und</strong>esgrenzschutz-Gelände entsteht, einige Baubeschränkungen (z.B.<br />

Bauschutzzonen, Höhenbeschränkungen wegen Hubschrauber-Sonderlandeplatz)<br />

wegfallen würden.<br />

• Die Unterbringung des BGS oder <strong>von</strong> spezifischen Sport- <strong>und</strong> Freizeitaktivitäten<br />

in Teilen des Geländes der Fritz-Erler-Kaserne ist angesichts der hochwertigen<br />

Sportanlagen auf dem Kasernengelände zu prüfen. Dafür ist allerdings eine<br />

Altlastenuntersuchung im Bereich des ehemaligen Flugplatzes unverzichtbare<br />

Voraussetzung.<br />

49


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

3.3 Gießen<br />

50<br />

Bei einer weiteren Überprüfung der Vermarktungschancen <strong>und</strong> Nutzungsoptionen<br />

sollte auch die Möglichkeit der langfristigen forst- <strong>und</strong> landwirtschaftlichen Nutzung<br />

in Teilbereichen einbezogen werden.<br />

• Eine planungsrechtliche Ausweisung des Kasernengeländes oder <strong>von</strong><br />

Teilflächen für Siedlungszwecke (Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen oder<br />

Sondernutzungen) durch die Kommune ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt<br />

abzulehnen.<br />

• Ein Erwerb des Geländes oder <strong>von</strong> Teilen des Geländes ist der Kommune auch<br />

langfristig nicht zu empfehlen, ebenso wenig wie die Übernahme der technischen<br />

Infrastruktur in die Verantwortung der Kommune oder eines Zweckverbandes.<br />

Diese Empfehlungen decken sich mit den Interessen der Kommune, die weder an<br />

einem Erwerb der Kaserne noch an einer Übernahme der potenziellen öffentlichen<br />

Flächen oder der technischen Infrastruktur interessiert ist. Die Kommune erwartet<br />

allerdings, dass der B<strong>und</strong> eventuell vorhandene Altlasten auf dem<br />

B<strong>und</strong>eswehrgelände feststellt <strong>und</strong> beseitigt.<br />

• Angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen in Bezug auf Flächenangebot<br />

<strong>und</strong> -nachfrage ist auch nach einer nochmaligen Überprüfung der<br />

Nutzungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Vermarktungschancen zu einem späteren Zeitpunkt<br />

damit zu rechnen, dass die Fritz-Erler-Kaserne keiner vollständigen<br />

Folgenutzung zugeführt werden kann <strong>und</strong> zumindest teilweise als Militärbrache<br />

liegen bleiben könnte. Der Rückbau der Kasernenanlagen oder <strong>von</strong> Teilen der<br />

Kaserne durch den B<strong>und</strong> stellt daher auch in Fuldatal langfristig eine<br />

ernstzunehmende Option dar, die nicht außer Acht gelassen werden sollte.<br />

Das Gelände der Bergkaserne liegt direkt am Rand der Innenstadt zwischen zwei<br />

Einfallstraßen <strong>und</strong> wurde seit der Konversion in den 90er Jahren zwar<br />

gebäudeweise zivil genutzt, eine gezielte Entwicklung der Fläche hat jedoch bis<br />

heute nicht stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Das angestrebte Konzept der Stadt Gießen sieht vor, das Gelände für Wohnen,<br />

öffentliche Einrichtungen (u.a. auch Schulen), Einzelhandel (Vollsortiment) <strong>und</strong><br />

Dienstleistungen zu nutzen.<br />

Dazu ist eine Neuordnung der verkehrlichen Erschließung auf dem Gelände selbst<br />

<strong>und</strong> im Sinne einer Verbindung zwischen Grünberger <strong>und</strong> Licher Straße notwendig.<br />

Unerlässlich sind ebenfalls eine Sanierung bzw. Herrichtung der gesamten


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

technischen Infrastruktur, der Abbruch <strong>von</strong> Bausubstanz, die Entsiegelung <strong>von</strong><br />

Flächen sowie eine eventuelle Altlastenbeseitigung in geringerem Umfang.<br />

Die im Zuge der Konversion in den 90er Jahren freigegebene Steuben-Kaserne <strong>und</strong><br />

Rivers Barracks konnten erfolgreich gewerblich umgenutzt werden, auch die<br />

ehemaligen Housing Areas der Pendleton Barracks wurden erfolgreich zu<br />

Wohnzwecken wiederhergerichtet. Ihre Entwicklung wurde aber erst vor kurzem<br />

abgeschlossen, so dass in den zurückliegenden 5 bis 8 Jahren bereits ein<br />

erheblicher gewerblicher Bedarf sowie der Bedarf im Geschosswohnungsbau auf<br />

Konversionsflächen befriedigt werden konnte. Es ist also nicht damit zu rechnen,<br />

dass die angestrebte Entwicklung der Bergkaserne auf eine umfangreiche<br />

„aufgestaute“ Nachfrage trifft.<br />

• Im Sinne der Innenentwicklung, die in der Vergangenheit auch im Regionalplan<br />

Mittelhessen für Gießen formuliert wurde, ist es empfehlenswert das Gelände<br />

einer innenstadt-adäquaten Nutzung zuzuführen. Allerdings ist zu beachten, dass<br />

in den nächsten Jahren weitere militärisch genutzte Flächen der US-Streitkräfte<br />

freigegeben werden <strong>und</strong> u.a. Housing Areas mit an die 700 Wohneinheiten auf<br />

den Markt kommen werden.<br />

• Ein Erwerb des Geländes oder <strong>von</strong> Teilen des Geländes sollte <strong>von</strong> der Kommune<br />

bzw. einer mehrheitlich öffentlichen Stadtentwicklungsgesellschaft trotz der<br />

geschilderten Rahmenbedingungen nicht gänzlich ausgeschlossen werden, da<br />

es sich hier um Flächen handelt, die für die Stadtentwicklung Gießens insgesamt<br />

<strong>von</strong> hohem Interesse sind. Allerdings sollte eine derartige Entscheidung nur nach<br />

vorheriger sorgfältiger Erarbeitung einer Kosten- <strong>und</strong> Finanzierungsübersicht<br />

getroffen werden.<br />

• Gleichzeitig sollte eine gewerbliche Folgenutzung <strong>von</strong> Teilflächen des<br />

Kasernengeländes durch private Investoren unterstützt <strong>und</strong> planungsrechtlich<br />

begleitet werden. Einem Abschluss <strong>von</strong> Vorhaben- <strong>und</strong> Erschließungsplänen<br />

oder städtebaulichen Verträgen mit Privaten steht prinzipiell nichts entgegen,<br />

sofern diese auch Regelungen zur Anpassung oder Übernahme der<br />

Infrastrukturnetze enthalten.<br />

• Mit der Erarbeitung <strong>von</strong> Nutzungskonzepten <strong>und</strong> Entwicklungsmodellen sollte<br />

baldmöglichst begonnen werden, da die Bergkaserne zu großen Teilen bereits<br />

geräumt ist. Eine mittelfristige Vermarktung sollte auch deshalb angestrebt<br />

werden, weil in den nächsten Jahren wahrscheinlich weitere Flächen der US-<br />

Streitkräfte auf den Markt kommen werden.<br />

51


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

3.4 Hessisch Lichtenau<br />

52<br />

Die Blücher-Kaserne zeichnet sich durch ihre unmittelbare Lage an der geplanten<br />

Trasse der A 44 Kassel – Eisenach aus, deren Bau höchste Priorität genießt <strong>und</strong><br />

<strong>von</strong> deren Realisierung man sich Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung<br />

Nordhessens <strong>und</strong> insbesondere des Werra-Meißner-Kreises verspricht. Im Bereich<br />

Hessisch Lichtenau – Walburg haben die Bauarbeiten bereits begonnen.<br />

Die Kaserne liegt östlich <strong>von</strong> Hessisch Lichtenau <strong>und</strong> grenzt im Westen wie im<br />

Süden an voll erschlossene Gewerbegebiete („Am Hambacher Wege“ <strong>und</strong> „Im<br />

Senkefeld“), in denen allerdings noch 27 Hektar Gewerbefläche verfügbar sind. Im<br />

Osten des Kasernenareals befindet sich der Truppenübungsplatz, der als FFH-<br />

Gebiet ausgewiesen wurde.<br />

Die Kommune ist bestrebt, die Ausweisung als FFH-Gebiet in Teilen rückgängig zu<br />

machen, um <strong>von</strong> dieser Fläche weitere r<strong>und</strong> 50 Hektar als zusätzliche<br />

Gewerbeflächen auszuweisen. Hierdurch würden dann als räumlich<br />

zusammenhängende Gewerbeflächen insgesamt r<strong>und</strong> 150 Hektar zur Verfügung<br />

stehen: 77 Hektar Kasernengelände inklusive der Teilflächen des Segelflugplatzes,<br />

50 Hektar FFH-Gebiet <strong>und</strong> 27 Hektar gewerbliche Reserveflächen.<br />

• Trotz der heute verhaltenen Nachfrage nach Gewerbeflächen spricht der direkte<br />

Anschluss an die zukünftige A 44 im Norden des 60 Hektar großen<br />

Kasernengeländes für seine Ausweisung als Gewerbegebiet, zumal das ebene<br />

Gelände für Unternehmen aus den Bereichen Logistik, Spedition, Lagerhaltung,<br />

Kfz-Branche künftig <strong>von</strong> Interesse sein könnte. Der technische Teilbereich bietet<br />

offene <strong>und</strong> geschlossene Hallen sowie großzügige, versiegelte Abstellflächen,<br />

wobei die Kfz-Hallen <strong>und</strong> Wärmehallen teilweise an eine moderne<br />

Heizungsanlage angeschlossen sind. Darüber hinaus existiert eine<br />

computergesteuerte Panzer- bzw. LKW-Waschanlage.<br />

• Die derzeitig verfügbaren Reserveflächen <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 27 Hektar <strong>und</strong> der 17 Hektar<br />

große Segelflugplatz sowie das räumlich angrenzende Kasernenareal mit 60<br />

Hektar sollten als zusammenhängende gewerbliche Reservefläche <strong>von</strong> r<strong>und</strong><br />

100 Hektar entwickelt werden, die nicht durch Erschließungsstraßen zerschnitten<br />

wird.<br />

• Die <strong>von</strong> der Kommune angestrebte Entwicklung <strong>von</strong> weiteren Teilflächen des<br />

Standortübungsplatzes im Osten der Kaserne, der als FFH-Gebiet ausgewiesen<br />

ist <strong>und</strong> die dortige geplante Ausweisung <strong>von</strong> gewerblichen Flächen erscheint<br />

angesichts der rechtlichen Rahmenbedingungen mittelfristig nicht realistisch.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Um in Hessisch Lichtenau eine große zusammenhängende Fläche <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 100<br />

Hektar anbieten zu können, ist nicht nur auf den Zuschnitt zu achten, sondern auch<br />

darauf, dass diese sich in der Hand eines Eigentümers befindet. Da die Kommune<br />

bereits Eigentümer der vorhandenen angrenzenden 27 Hektar Gewerbefläche ist,<br />

bietet sich in Hessisch Lichtenau einerseits eine Entwicklung des Kasernenareals<br />

<strong>und</strong> des Segelflugplatzes durch die Kommune selbst oder eine mehrheitlich<br />

öffentliche Entwicklungsgesellschaft an.<br />

Andererseits wird in Hessisch Lichtenau wie auch in anderen Standorten der<br />

Umgang mit der vorhandenen Infrastruktur kritisch gesehen, insbesondere dann,<br />

wenn angesichts der genannten Entwicklungsoptionen <strong>und</strong> -chancen des<br />

Kasernenareals in Hessisch Lichtenau eine Entwicklung der Flächen durch die<br />

Kommune angestrebt wird. Diese „kommunale Angebotsplanung“ ist mit hohen<br />

Investitionskosten in Infrastruktur verb<strong>und</strong>en, die <strong>von</strong> der Kommune sicher nicht<br />

allein zu leisten sind.<br />

• Angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen ist ein Erwerb des Geländes<br />

oder <strong>von</strong> Teilen des Geländes durch die Kommune oder eine mehrheitlich<br />

öffentliche Entwicklungsgesellschaft zu empfehlen, wobei die erhöhten Kosten<br />

für die Erschließung <strong>und</strong> Entwicklung des Kasernengeländes in den<br />

Verhandlungen mit dem Eigentümer B<strong>und</strong> zu berücksichtigen sind.<br />

3.5 Homberg/ Efze<br />

In Homberg/ Efze werden zwei <strong>Liegenschaften</strong> des B<strong>und</strong>es aufgegeben, die<br />

Dörnberg-Kaserne <strong>und</strong> die Ostpreußen-Kaserne. Sie liegen unmittelbar<br />

nebeneinander auf einer Anhöhe südlich <strong>von</strong> Homberg (Efze) <strong>und</strong> sind nur durch<br />

eine Straße <strong>von</strong>einander getrennt. Sie sind über die B 323 an die Anschlussstelle<br />

Knüllwald der A 7 angeb<strong>und</strong>en.<br />

Teile der Dörnberg-Kaserne sind bereits verpachtet oder verkauft, im Süden der<br />

Kaserne befindet sich z. B. das Behördenzentrum des Landkreises, wo demnächst<br />

in ein weiteres umgebautes Gebäude das Amt für Bodenmanagement einziehen<br />

wird. Die Ostpreußen-Kaserne in Homberg/ Efze wird aller Voraussicht nach zum<br />

31.12.2005 geschlossen, d.h. die Kaserne steht bereits Anfang 2006 zur<br />

Disposition.<br />

Die Kasernen sind als Gewerbegebiete bzw. für Dienstleistungen prinzipiell in Teilen<br />

nutzbar. Trotz des guten Bauzustands <strong>und</strong> der prinzipiellen Eignung für zivile<br />

Nutzungen ist jedoch eine rege Nachfrage nach Gewerbeflächen oder Flächen für<br />

Dienstleistungen auch in Homberg/Efze nicht wahrscheinlich. Darüber hinaus<br />

stehen in Homberg/Efze erschlossene Gewerbeflächen noch zur Vermarktung an.<br />

53


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

54<br />

• Angesichts der bereits vor einigen Jahren begonnenen Konversion der Dörnberg-<br />

Kaserne ist allerdings eine weitere, wenn auch nur sehr langfristig realisierbare<br />

gewerbliche Folgenutzung <strong>und</strong> Entwicklung der restlichen Flächen in der<br />

Dörnberg-Kaserne anzustreben. Auch die weitere Nutzung durch öffentliche<br />

Einrichtungen in Ergänzung zum bereits dort angesiedelten Behördenzentrum<br />

des Landkreises ist zu prüfen, über die bereits geplante Ansiedlung des neu<br />

geschaffenen Amtes für Bodenmanagement des Landes Hessen hinaus.<br />

Unklar ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt, in welcher organisatorischen Form dies<br />

geschehen kann, da die Kommune weder an einem Erwerb der Kasernenareale<br />

noch an einer Übernahme der potenziellen öffentlichen Flächen oder der<br />

technischen Infrastruktur interessiert ist .<br />

• Eine planungsrechtliche Ausweisung der Dörnberg-Kaserne oder <strong>von</strong> Teilflächen<br />

für Siedlungszwecke (Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen oder Sondernutzungen)<br />

durch die Kommune ist nicht abzulehnen.<br />

• Von einem Erwerb des Geländes der Dörnberg-Kaserne oder <strong>von</strong> Teilen des<br />

Geländes ist jedoch abzuraten. Nicht zu empfehlen ist zum gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt auch die Übernahme der technischen Infrastruktur in die<br />

Verantwortung der Kommune oder eines Zweckverbandes. Hier müssen<br />

zunächst die Rahmenbedingungen einer langfristig aber anzustrebenden<br />

Übernahme mit dem Eigentümer B<strong>und</strong> geklärt werden.<br />

Von einer Nutzung oder Entwicklung der Ostpreußen-Kaserne in Homberg/ Efze ist<br />

abzusehen. Nicht allein die zurückhaltende gewerbliche Nachfrage in dieser Region<br />

lässt eine mittelfristige gewerbliche Entwicklung der Ostpreußen-Kaserne schwierig<br />

bis unwahrscheinlich erscheinen, hinzu kommt auch die für den Schwalm-Eder-<br />

Kreis prognostizierte negative demografische Entwicklung <strong>und</strong> Veränderung der<br />

Bevölkerungsstruktur. Diese sich abzeichnenden „Schrumpfungseffekte“ verlangen<br />

u.a. eine Anpassung der Entwicklungspolitik der Kommunen, die bei der<br />

gewerblichen Flächenbereitstellung prinzipiell eher auf Bestandssicherung <strong>und</strong> sehr<br />

moderate Angebotsplanung an begünstigten Standorten direkt an der Autobahn<br />

ausgerichtet sein sollte.<br />

Einen solchen begünstigten Standort stellt das vorhandene <strong>und</strong> noch nicht voll<br />

belegte Gewerbegebiet Knüllwald-Remsfeld direkt am Autobahnanschluss<br />

Knüllwald der A 7 dar sowie das direkt daran angrenzend geplante r<strong>und</strong> 48 Hektar<br />

umfassende künftige interkommunale Gewerbegebiet Homberg/Knüllwald/<br />

Schwarzenborn. In diesem Zuge wird auch das bestehende Gewerbegebiet<br />

Knüllwald-Remsfeld in eine interkommunale Form übergehen. Ein Flächentausch zu<br />

Lasten dieses begünstigten interkommunalen Gewerbegebiets <strong>und</strong> zu Gunsten der


3.6 Neustadt<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Entwicklung der Ostpreußen-Kaserne wird nicht empfohlen, da deren Lage im<br />

Vergleich ungünstiger ist <strong>und</strong> ihre Entwicklung teurer werden dürfte. Darüber hinaus<br />

erscheint es unsicher, ob eine Beteiligung der Kommunen Knüllwald <strong>und</strong><br />

Schwarzenborn ebenfalls bei der Entwicklung der Ostpreußen-Kaserne gegeben<br />

wäre.<br />

Die möglicherweise eintretende Nachfrage nach einzelnen Gebäuden oder<br />

Gr<strong>und</strong>stücken innerhalb der Ostpreußen-Kaserne, zum Beispiel im technischen<br />

Bereich, ist kritisch zu bewerten, da für „Splitternutzungen“ innerhalb des Geländes<br />

das komplette System der Infrastruktur - wie Straßen, Beleuchtung, Kanal <strong>und</strong><br />

Wasser, Wärmeversorgung - aufrecht erhalten werden müsste, obwohl es nur zu<br />

einem minimalen Teil ausgelastet wäre. Eine solche Splitternutzung ist daher in der<br />

Ostpreußen-Kaserne abzulehnen.<br />

• Eine planungsrechtliche Ausweisung der Ostpreußen-Kaserne oder <strong>von</strong><br />

Teilflächen für Siedlungszwecke (Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen oder<br />

Sondernutzungen) durch die Kommune ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt<br />

abzulehnen, erst recht ein Erwerb des Geländes der Ostpreußen-Kaserne oder<br />

<strong>von</strong> Teilen des Geländes. Nicht zu empfehlen ist darüber hinaus die Übernahme<br />

der technischen Infrastruktur in die Verantwortung der Kommune oder eines<br />

Zweckverbandes.<br />

• Angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen in Bezug auf Flächenangebot<br />

<strong>und</strong> -nachfrage ist es durchaus realistisch, dass die Ostpreußen-Kaserne<br />

absehbar keiner Nutzung zugeführt werden kann <strong>und</strong> als Militärbrache liegen<br />

bleibt. Der Rückbau der Kaserne durch den B<strong>und</strong> stellt daher in Homberg/ Efze<br />

eine ernstzunehmende Option dar, die nicht außer Acht gelassen werden sollte.<br />

Die Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne liegt am südöstlichen Rand der Kernstadt <strong>von</strong><br />

Neustadt <strong>und</strong> grenzt im Norden direkt an Wohn- <strong>und</strong> Mischbebauung. Im Übrigen ist<br />

die Liegenschaft <strong>von</strong> landwirtschaftlich genutzten Flächen, Waldflächen <strong>und</strong><br />

weiteren Freiflächen umgeben. Im Osten <strong>und</strong> Süden sind angrenzend an die<br />

Kaserne FFH-Flächen ausgewiesen.<br />

Die Fläche verfügt über keinen BAB-Anschluss <strong>und</strong> die überregionale verkehrliche<br />

Anbindung erfolgt über die B 454 Stadtallendorf - Neustadt Schwalmstadt –<br />

Homberg/Efze, die direkt durch den Stadtkern <strong>von</strong> Neustadt führt. Langfristig wird in<br />

Mittel- bzw. Nordhessen der Weiterbau der A 49 Kassel – Alsfeld angestrebt, als<br />

Verbindung zur A 5/ 48 bzw. als parallele Nord- Süd-Entlastungsstrecke zur A 7.<br />

Wann dieses Vorhaben realisiert wird, ist jedoch heute noch nicht abzusehen.<br />

55


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

56<br />

Daher ist zunächst nicht <strong>von</strong> einer Belebung der Flächennachfrage in der Region<br />

„Schwalm“ auszugehen.<br />

Sowohl die Wohnbaulandnachfrage als auch die Gewerbeflächennachfrage sind in<br />

der Region „Schwalm“ aktuell sehr verhalten. Eine Verbesserung ist nach Aussagen<br />

der Bürgermeister mittelfristig nicht abzusehen. Dies geht einher mit einer für den<br />

Schwalm-Eder-Kreis prognostizierten negativen demografischen Entwicklung <strong>und</strong><br />

Veränderung der Bevölkerungsstruktur, die eine veränderte Entwicklungspolitik der<br />

Kommunen verlangt, die nun prinzipiell eher auf Bestandssicherung bzw.<br />

Abmilderung der befürchteten „Entleerungseffekte“ in der Region ausgerichtet sein<br />

sollte als einzig auf eine weitere Angebotsplanung <strong>und</strong> Bereitstellung neuer<br />

Flächen.<br />

Nach Einschätzung der Kommune ist das Gelände für eine Wohnbebauung oder<br />

Wohnnutzung ebenfalls nicht geeignet. Die geringe Nachfrage nach<br />

Baugr<strong>und</strong>stücken richtet sich in Neustadt eher auf Einfamilien- oder<br />

Doppelhausgr<strong>und</strong>stücke, Gr<strong>und</strong>stücke für Geschosswohnungsbau werden nicht<br />

gesucht. Insofern ist eine diesbezügliche Umnutzung der Unterkunfts- <strong>und</strong><br />

Stabsgebäude unrealistisch.<br />

Als Gewerbegebiet wäre das Gelände prinzipiell in Teilen nutzbar. Dem stehen<br />

jedoch die mangelnde Nachfrage in der Region <strong>und</strong> die noch vorhandenen<br />

gewerblichen Reserveflächen in Neustadt an der B 254 entgegen, die ebenfalls nur<br />

sehr schleppend vermarktet werden, aber in der Vermarktung Priorität genießen.<br />

• Aufgr<strong>und</strong> des dargestellten Überangebots an Gewerbeflächen in Nordhessen<br />

<strong>und</strong> der ausreichenden Potenziale in Neustadt <strong>und</strong> auch in Schwalmstadt sollte<br />

in Neustadt nach heutiger Auffassung auf eine Entwicklung der Kaserne<br />

verzichtet werden. Eine nochmalige Überprüfung der Entwicklungs- <strong>und</strong><br />

Vermarktungschancen zu einem späteren Zeitpunkt, wenn der Weiterbau der<br />

A 49 in greifbare Nähe rücken sollte, sollte jedoch nicht ausgeschlossen werden.<br />

• Eine planungsrechtliche Ausweisung der Kaserne oder <strong>von</strong> Teilflächen für<br />

Siedlungszwecke (Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen oder Sondernutzungen)<br />

durch die Kommune ist daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt abzulehnen, erst<br />

recht ein Erwerb des Geländes oder <strong>von</strong> Teilen des Geländes. Nicht zu<br />

empfehlen ist darüber hinaus die Übernahme der technischen Infrastruktur in die<br />

Verantwortung der Kommune oder eines Zweckverbandes.<br />

Diese Empfehlung deckt sich mit den Interessen der Kommune, die weder an einem<br />

Erwerb der Kaserne noch an einer Übernahme der potenziellen öffentlichen Flächen<br />

oder der technischen Infrastruktur interessiert ist. Sie erwägt lediglich die weitere


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Nutzung oder gegebenenfalls die Übernahme der zwei Sportplätze sowie der<br />

Sporthalle.<br />

• Angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen in Bezug auf Flächenangebot<br />

<strong>und</strong> -nachfrage ist es durchaus realistisch, dass die Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne<br />

absehbar keiner Nutzung zugeführt werden kann <strong>und</strong> als Militärbrache liegen<br />

bleibt. Der Rückbau der Kaserne durch den B<strong>und</strong> stellt daher in Neustadt eine<br />

ernstzunehmende Option dar, die nicht außer Acht gelassen werden sollte.<br />

3.7 Schwalmstadt<br />

Die Harthberg-Kaserne in Schwalmstadt gehört wie viele andere zum einheitlichen<br />

Kasernentypus der B<strong>und</strong>eswehr aus den 60er Jahren, der sich im Prinzip für eine<br />

Nachnutzung durch Wohnen <strong>und</strong> Dienstleistungen eignet. Die Fläche verfügt jedoch<br />

ebenfalls über keinen BAB-Anschluss <strong>und</strong> die überregionale verkehrliche Anbindung<br />

erfolgt über die B 454 Stadtallendorf – Neustadt – Schwalmstadt – Homberg/Efze,<br />

die direkt durch Schwalmstadt führt. Langfristig wird in Mittel- bzw. Nordhessen der<br />

Weiterbau der A 49 Kassel – Alsfeld angestrebt, als Verbindung zur A 5/ 48 bzw. als<br />

parallele Nord- Süd-Entlastungsstrecke zur A 7. Wann dieses Vorhaben realisiert<br />

wird, ist jedoch heute noch nicht abzusehen. Daher ist zunächst nicht <strong>von</strong> einer<br />

Belebung der regionalen Wirtschaft oder der Flächennachfrage in der Region<br />

„Schwalm“ auszugehen.<br />

• Trotz des guten Bauzustands, der prinzipiellen Eignung für zivile Nutzungen <strong>und</strong><br />

der zentralen Lage innerhalb des Siedlungsgefüges ist eine Folgenutzung <strong>und</strong><br />

Entwicklung des Kasernengeländes aufgr<strong>und</strong> der nicht vorhandenen Nachfrage<br />

nach Gewerbeflächen <strong>und</strong> der nur sehr geringen Wohnbaulandnachfrage, die<br />

sich auf Flächen anderer Qualität in Schwalmstadt richtet, nicht wahrscheinlich.<br />

Der Schwalm-Eder-Kreis sowie die angrenzende Kommune Neustadt verfügen in<br />

ausreichendem Maß über gewerbliche Flächenreserven „auf der grünen Wiese“,<br />

<strong>von</strong> denen bereits befürchtet werden muss, dass hier ein Überangebot vorliegt, das<br />

auf eine insgesamt zurückgehende Nachfrage stoßen wird.<br />

Aber nicht allein die zurückhaltende <strong>und</strong> zurückgehende gewerbliche Nachfrage<br />

lässt eine mittelfristige Entwicklung unwahrscheinlich erscheinen, auch die für den<br />

Schwalm-Eder-Kreis prognostizierte negative demografische Entwicklung <strong>und</strong><br />

Veränderung der Bevölkerungsstruktur verlangen eine veränderte Entwickungspolitik<br />

der Kommunen, die nun prinzipiell eher auf Bestandssicherung bzw.<br />

Abmilderung der befürchteten „Entleerungseffekte“ in der Region ausgerichtet sein<br />

sollte als einzig auf eine weitere Angebotsplanung <strong>und</strong> Bereitstellung neuer<br />

Flächen.<br />

57


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

58<br />

• Aufgr<strong>und</strong> des dargestellten Überangebots an Gewerbeflächen in Nordhessen<br />

<strong>und</strong> der ausreichenden Potenziale im Schwalm-Eder-Kreis bzw. im<br />

angrenzenden Neustadt sollte auch in Schwalmstadt nach heutiger Auffassung<br />

auf eine Entwicklung der Kaserne zum Gewerbe- oder Wohngebiet verzichtet<br />

werden. Eine nochmalige Überprüfung der Entwicklungs- <strong>und</strong> Vermarktungschancen<br />

zu einem späteren Zeitpunkt, wenn der Weiterbau der A 49 in greifbare<br />

Nähe rückt, ist jedoch anzuraten.<br />

• Eine planungsrechtliche Ausweisung der Kaserne oder <strong>von</strong> Teilflächen für<br />

Siedlungszwecke (Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen oder Sondernutzungen)<br />

durch die Kommune ist daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu befürworten,<br />

erst recht ein Erwerb des Geländes oder <strong>von</strong> Teilen des Geländes.<br />

• Nicht zu empfehlen ist darüber hinaus die Übernahme der technischen<br />

Infrastruktur in die Verantwortung der Kommune oder eines Zweckverbandes.<br />

• Trotz des angekündigten Weiterbaus der A 49 sollte angesichts der geschilderten<br />

Rahmenbedingungen in Bezug auf Flächenangebot <strong>und</strong> -nachfrage auch nach<br />

einer nochmaligen Überprüfung der Vermarktungschancen zu einem späteren<br />

Zeitpunkt damit gerechnet werden, dass die Harthberg-Kaserne keiner Nutzung<br />

zugeführt werden kann <strong>und</strong> als Militärbrache liegen bleibt. Der Rückbau der<br />

Kaserne durch den B<strong>und</strong> stellt daher auch in Schwalmstadt langfristig eine<br />

ernstzunehmende Option dar, die nicht außer Acht gelassen werden sollte.<br />

Diese Empfehlungen decken sich nicht mit den Interessen der Kommune, die eine<br />

Integration des Kasernengeländes in die Stadtentwicklung als wünschenswert<br />

erachtet <strong>und</strong> sich eine planungsrechtliche Ausweisung des Kasernengeländes nach<br />

entsprechenden Machbarkeitsstudien vorbehält. Der Verzicht auf eine Entwicklung<br />

des Standortes liegt nicht im Interesse der Stadt Schwalmstadt.<br />

3.8 Schwarzenborn<br />

Schwarzenborn ist <strong>von</strong> der Standortschließung nicht betroffen, allerdings werden<br />

Arbeitsplätze <strong>von</strong> Zivilbeschäftigten im Rahmen der Umorganisation der Truppen<br />

wegfallen. Derzeit sind in Schwarzenborn r<strong>und</strong> 800 Soldaten in der Knüll-Kaserne<br />

untergebracht, hinzu kommen <strong>von</strong> außerhalb anreisende Truppenteile, die für eine<br />

oder mehrere Wochen auf dem Truppenübungsplatz Schwarzenborn üben. Die<br />

durchschnittliche Belegung über das gesamte Jahr entspricht in etwa 250 bis 300<br />

Soldaten. Diese „übende Truppe“ wird künftig wegfallen, 23 die Personalstärke in der<br />

Knüllkaserne wird sich im Gegenzug aber etwas erhöhen. Was Unterhalts- <strong>und</strong><br />

23 Die Umstrukturierung beinhaltet die sukzessive Aufgabe des „scharfen Schusses“ zwischen 2007 <strong>und</strong> 2010, was zur<br />

Folge hat, dass aus dem Truppenübungsplatz ein „normaler“ Übungsplatz wird.


3.9 Sontra<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Beschaffungskosten für die Truppe angeht sowie die Ausgaben <strong>von</strong> Soldaten, so<br />

werden sich die Auswirkungen in etwa gegenseitig kompensieren.<br />

Anders sieht das bei den Zivilbeschäftigten aus. Hier werden <strong>von</strong> 150 zivilen<br />

Arbeitsplätzen circa 85 wegfallen, vor allem jene, die sich um die Einrichtung <strong>und</strong><br />

Pflege des Truppenübungsplatzes für den so genannten „scharfen Schuss“<br />

gekümmert haben. (Einrichtung <strong>und</strong> Abbau <strong>von</strong> Zielen, Wegebau etc. ) Der Wegfall<br />

dieser Arbeitsplätze ist kleinräumig betrachtet für Schwarzenborn mit r<strong>und</strong> 1.200<br />

Einwohnern <strong>und</strong> seine direkte Umgebung <strong>von</strong> erheblicher Bedeutung. Die<br />

regionalwirtschaftlichen Effekte, die <strong>von</strong> dieser Maßnahme in Schwarzenborn<br />

ausgehen, sind im Kontext der durch Standortschließungen wegfallenden<br />

Arbeitsplatzäquivalente für Nordhessen insgesamt nur <strong>von</strong> geringem Gewicht.<br />

Die Husaren-Kaserne entstand in den 60er Jahren <strong>und</strong> liegt 2-3 km südlich <strong>von</strong><br />

Sontra im Außenbereich auf einer Bergkuppe beiderseits der Kreisstraße. Die<br />

geplante Autobahn A 44 Kassel – Eisenach, deren Bau höchste Priorität genießt<br />

<strong>und</strong> <strong>von</strong> deren Realisierung man sich Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung<br />

Nordhessens <strong>und</strong> insbesondere des Werra-Meißner-Kreises verspricht, soll im<br />

Norden an der Husaren-Kaserne vorbeiführen, wobei die Kaserne künftig entweder<br />

über einen Halbanschluss Sontra-Ost oder einen Vollanschluss bei Ulfen erreicht<br />

werden kann. Die Stadt strebt an, dass der geplante Halbanschluss in Richtung<br />

Eisenach zwischen Kaserne <strong>und</strong> der Stadt zu einem Vollanschluss ausgebaut<br />

wird24 .<br />

Sontra verfügt über ein Gewerbe- bzw. Industriegebiet auf dem Brodberg, das um<br />

ein angrenzendes circa 7,4 Hektar großes interkommunales Gewerbegebiet<br />

erweitert werden soll. Angeregt durch die freiwerdenden Kasernenflächen überlegt<br />

die Stadt Sontra Flächen des GE-Gebietes Brodberg <strong>und</strong> des geplanten<br />

interkommunalen GE-Gebietes nicht weiter zu beplanen, sondern vielmehr Teile des<br />

Kasernengeländes (im wesentlichen den circa 12-14 Hektar umfassenden<br />

technischen Bereich) <strong>und</strong> insbesondere ebene Ackerflächen, die an den<br />

technischen Bereich der Kaserne angrenzen, stattdessen als Gewerbegebiet mit<br />

insgesamt 40 bis 50 Hektar auszuweisen. Dieses Gebiet ist ohne Ortsdurchfahrt in<br />

wenigen Minuten vom Anschluss Sontra aus zu erreichen <strong>und</strong> soll ebenfalls als<br />

interkommunales Gewerbegebiet ausgewiesen werden.<br />

24 Ein Vollanschluss ist topografisch möglich wie die Tatsache beweist, dass der Anschluss Sontra-Ost im Hinblick auf die<br />

Anforderungen Feuerwehr als Komplettanschluss ausgebaut wird, nur auf den vollständigen Ausbau für den<br />

Individualverkehr wird verzichtet.<br />

59


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

60<br />

Darüber hinaus beabsichtigt die Stadt Teilflächen des Standortübungsplatzes bei<br />

einer Überplanung der genannten Ackerflächen einer landwirtschaftlichen Nutzung<br />

zuzuführen – als Ausgleichs- bzw. Ersatzflächen für die betroffenen<br />

Vollerwerbslandwirte.<br />

Die übrigen Teilflächen des Kasernengeländes, das sind der gesamte<br />

Unterkunftsbereich <strong>und</strong> der auf der anderen Straßenseite liegende Bereich der<br />

Standortverwaltung nebst Lagerhalle <strong>und</strong> Anlieferungsrampen können nach<br />

Auffassung der Kommune unabhängig da<strong>von</strong> vom B<strong>und</strong> vermarktet werden. Der<br />

Bauunterhaltungszustand der Gebäude weist teilweise einen Modernisierungsrückstand<br />

auf.<br />

• Da das geplante Gewerbegebiet über einen Anschluss an die zukünftige<br />

überregional bedeutende A 44 verfügen wird, ist trotz der heute verhaltenen<br />

Nachfrage nach Gewerbeflächen in der Region für eine Ausweisung <strong>von</strong> Teilen<br />

des Kasernengeländes <strong>und</strong> der angrenzenden Ackerflächen als überregional<br />

attraktives interkommunales Gewerbegebiet zu befürworten. Die in Aussicht<br />

genommenen Flächen weisen darüber hinaus eine wesentlich höhere<br />

Flächenqualität auf als das bisher geplante Gewerbegebiet am Brodberg.<br />

• Allerdings sollte <strong>von</strong> Landesseite der Ausbau des künftigen A 44-Anschlusses<br />

Sontra-Ost zum Vollanschluss überprüft werden, um eine optimale Ergänzung<br />

<strong>von</strong> überregionaler Infrastruktur (A 44) <strong>und</strong> überregional interessanten<br />

Gewerbegroßflächen (40 bis 50 Hektar in Sontra) zu kombinieren. Eventuell<br />

könnte im Gegenzug der Anschluss Ulfen als Halbanschluss ausreichend sein.<br />

Der Anschluss Sontra-Ost hat für das geplante Gewerbegebiet Husaren-Kaserne<br />

gegenüber Ulfen den Vorteil, dass keine Ortslage durchfahren werden muss <strong>und</strong><br />

der Anschluss direkt in ein vorhandenes Gewerbegebiet (Sontra-Seegel) führt,<br />

was unter Vermarktungsgesichtspunkten wesentlich günstiger ist, als ein<br />

Anschluss, der zunächst in eine Ortslage führt <strong>und</strong> dann durch freie Landschaft<br />

ohne, dass ein Gewerbegebiet sichtbar ist.<br />

• Um auch in Sontra wie in Hessisch Lichtenau bei Bedarf eine große<br />

zusammenhängende Fläche <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 40 - 50 Hektar vermarkten zu können,<br />

sollte sich die Fläche in der Hand eines Eigentümers befinden. Daher bietet sich<br />

auch in Sontra nur eine Entwicklung des Kasernenareals durch die Kommunen<br />

Sontra <strong>und</strong> Nentershausen selbst oder durch eine mehrheitlich öffentliche<br />

Entwicklungsgesellschaft an.<br />

• Die Übernahme der Infrastruktur im technischen Bereich der Kaserne in die<br />

Verantwortung der Kommune oder eines Zweckverbandes ist nicht zu<br />

empfehlen, aber auch nicht notwendig, da bei einer Erschließung der


3.10 Wolfhagen<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

angrenzenden Ackerflächen der technische Bereich der Kaserne hierüber<br />

miterschlossen werden kann. Trotzdem müssen zunächst die<br />

Rahmenbedingungen einer anzustrebenden Übernahme des technischen<br />

Bereichs der Kaserne mit dem Eigentümer B<strong>und</strong> geklärt werden.<br />

Angesichts der schwachen Binnennachfrage in der Region wird empfohlen, <strong>von</strong><br />

einer Erschließung <strong>und</strong> Entwicklung des übrigen Kasernengeländes durch die<br />

Kommune oder unter Beteiligung der öffentlichen Hand abzusehen. Hier sollte sich<br />

die Kommune – wenn notwendig - auf die entsprechende planungsrechtliche<br />

Ausweisung der Flächen beschränken. Eine gewerbliche Folgenutzung durch<br />

Private sollte hier vorzugsweise bilateral mit dem Eigentümer B<strong>und</strong> verhandelt<br />

werden <strong>und</strong> über den Abschluss <strong>von</strong> Vorhaben- <strong>und</strong> Erschließungsplänen bzw.<br />

städtebaulichen Verträgen realisiert werden, die auch Regelungen zur Übernahme<br />

oder Sanierung der Infrastrukturnetze enthalten.<br />

Das Kasernengelände in Wolfhagen weist eine etwas schlechtere Anbindung an das<br />

überregionale Verkehrsnetz als die Liegenschaft Bad Arolsen auf, da es nicht an<br />

einer stark befahrenen Verkehrsachse wie der B 252 Marburg – Korbach –<br />

A 44, sondern zwischen den Kommunen Bad Arolsen <strong>und</strong> Wolfhagen liegt.<br />

Wesentlicher näher zur Autobahn Kassel – Dortm<strong>und</strong> gelegen ist der kürzlich<br />

erschlossene Interkommunale Logistik- <strong>und</strong> Gewerbepark A 44 – Hiddeser Feld, in<br />

dem noch 19 Hektar Fläche sofort verfügbar sind. Darüber sind in Wolfhagen<br />

weitere 15 Hektar Reserveflächen vorhanden. Das Kasernengelände dürfte daher<br />

bezogen auf die Nähe zur A 44 keine höhere Attraktivität aufweisen als die<br />

Liegenschaft in Bad Arolsen. Im Gegensatz zu Bad Arolsen wird sie voraussichtlich<br />

erst im Jahr 2007 geräumt.<br />

• Die langfristige gewerbliche Nutzung <strong>von</strong> großen Teilen der Liegenschaft sollte<br />

angesichts der schleppenden regionalen Nachfrage, der in unmittelbarer Nähe<br />

gelegenen <strong>und</strong> besser angeb<strong>und</strong>enen Flächen im Logistikpark A 44 sowie der<br />

möglichen mittelfristigen Bereitstellung <strong>von</strong> zusätzlichen Flächen in der Kaserne<br />

in Bad Arolsen nicht die präferierte Entwicklungsoption für die Pommern-Kaserne<br />

darstellen.<br />

• Die Liegenschaft in Wolfhagen zeichnet sich allerdings im Unterkunfts- <strong>und</strong><br />

Schulungsbereich einschließlich Kantinengebäude durch einen sehr guten<br />

Bauunterhaltungszustand im Unterkunftsbereich aus <strong>und</strong> durch eine insgesamt<br />

ansprechende Anordnung der Gebäude in einem durchgrünten <strong>und</strong> einen<br />

erheblichen Baumbestand aufweisenden Areal. Darüber hinaus verfügt sie über<br />

einen Gleisanschluss mit Verbindung zur Bahnstrecke Bad Arolsen - Wolfhagen -<br />

61


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

62<br />

Kassel. Das derzeit in Wolfhagen diskutierte <strong>und</strong> <strong>von</strong> privater Seite angestoßene<br />

Projekt einer „Europäischen Weiterbildungsuniversität“ kann in diesem Rahmen<br />

keiner Bewertung unterzogen werden, es bleibt lediglich festzustellen, dass der<br />

Unterkunftsbereich der Kaserne für eine Nutzung durch eine Bildungseinrichtung<br />

oder einen „Schulbetrieb“ aufgr<strong>und</strong> der geschilderten Merkmale sehr gut<br />

geeignet ist. Insofern erscheint die Überprüfung <strong>von</strong> Sondernutzungen z.B. durch<br />

eine Bildungseinrichtung sinnvoll.<br />

• Trotzdem ist eine planungsrechtliche Ausweisung der Pommern-Kaserne oder<br />

<strong>von</strong> Teilflächen für Siedlungszwecke (Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen oder<br />

Sondernutzungen) durch die Kommune zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht<br />

sinnvoll.<br />

• Von einer Beteiligung der Kommune am Erwerb, an der Erschließung oder<br />

Entwicklung der Liegenschaft ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt abzuraten. Nicht<br />

zu empfehlen ist darüber hinaus die Übernahme der technischen Infrastruktur in<br />

die Verantwortung der Kommune oder eines Zweckverbandes.<br />

• Angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen in Bezug auf Flächenangebot<br />

<strong>und</strong> -nachfrage muss bei einer abschlägigen Beurteilung der angestrebten<br />

Sondernutzung „Bildungseinrichtung“ auch in Wolfhagen damit gerechnet<br />

werden, dass die Pommern-Kaserne keiner Nutzung zugeführt werden kann <strong>und</strong><br />

als Militärbrache liegen bleibt. Der Rückbau der Kaserne durch den B<strong>und</strong> stellt<br />

daher auch in Wolfhagen langfristig eine ernstzunehmende Option dar, die nicht<br />

außer Acht gelassen werden sollte.


Tabellenverzeichnis<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Tabelle Seite<br />

1 Wirtschaftsbedeutung der B<strong>und</strong>eswehr in den Landkreisen 6<br />

2 Personalabbau der Standorte 7<br />

3 Kosten für Wasser <strong>und</strong> Kanal in den betroffenen Standorten im Jahr 2003 11<br />

4 Bestimmungsgrößen zur Berechnung der regionalwirtschaftlichen<br />

Folgewirkungen (mittlere) Variante I-(Anteile in Prozent ) 15<br />

5 Verwendete Parameter zur Berechnung der Varianten II <strong>und</strong> III 19<br />

6 Regionalwirtschaftliche Folgen – Variante I 23<br />

7 Regionalwirtschaftliche Folgen – Variante II 23<br />

8 Regionalwirtschaftliche Folgen – Variante III 24<br />

9 Seit 2000 in Nordhessen <strong>und</strong> im Landkreis Marburg-Biedenkopf neu<br />

erschlossene <strong>und</strong> geplante Gewerbe- <strong>und</strong> Industriegebiete 31<br />

10 Nachfrage nach Gewerbeflächen <strong>und</strong> gewerbliche Reserveflächen in den<br />

betroffenen Kommunen 35<br />

11 Lage <strong>und</strong> Anbindung der freiwerdenden <strong>Liegenschaften</strong> 36<br />

12 Merkmale der freiwerdenden <strong>Liegenschaften</strong> 37<br />

13 Überprüfung der Abwassernetze in den Kasernen - Überblick 39<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung Seite<br />

1 Von der <strong>Truppenreduzierung</strong> betroffene Kommunen in Nordhessen<br />

– Lage der <strong>militärischen</strong> <strong>Liegenschaften</strong> – 2<br />

2 Von der <strong>Truppenreduzierung</strong> betroffene Kommunen in Mittelhessen<br />

– Lage der <strong>militärischen</strong> <strong>Liegenschaften</strong> – 3<br />

3 Von der <strong>Truppenreduzierung</strong> betroffene Kommunen in Nordhessen<br />

– <strong>Freigabe</strong>zeitpunkte <strong>und</strong> anschließende vierjährige Konversionsphase – 29<br />

63


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

64


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

ANHANG<br />

Standortbögen<br />

65


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

66


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Bad Arolsen - Mengeringhausen / Landkreis Waldeck-Frankenberg<br />

Prinz-Eugen-Kaserne<br />

67


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Bad Arolsen - Mengeringhausen / Landkreis Waldeck-Frankenberg<br />

Prinz-Eugen-Kaserne<br />

Eckdaten<br />

Größe der Liegenschaft: 28,7 Hektar Kaserne,<br />

Standortübungsplatz 349,7 ha<br />

Anzahl der Soldaten: 0 (bereits geräumt)<br />

Anzahl der Zivilbeschäftigten: 0 (bereits geräumt)<br />

Voraussichtlicher Zeitpunkt<br />

der Standortaufgabe: Kaserne ist bereits geräumt<br />

Bad Arolsen<br />

Eckdaten<br />

Bad Arolsen ist Mittelzentrum im ländlichen Raum<br />

Einwohner (31.12.2003): 16.915<br />

Bevölkerung im Landkreis: 169.631<br />

Prognose bis 2020: r<strong>und</strong> 151.759<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 6.551<br />

Arbeitslosenquote im Kreis: 9,1%<br />

Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem 2002: 46.721 Euro<br />

68


Flächenangebot in Bad Arolsen<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Flächenkategorie Hektar<br />

Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen 3,6<br />

Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen<br />

5,5<br />

(noch nicht erschlossen)<br />

Reserveflächen im RROP<br />

Die Kosten für Gewerbebauland betragen derzeit inclusive Erschließung r<strong>und</strong> 18 bis 25 Euro<br />

pro qm.<br />

Aktuelle Flächennachfrage in der Kommune<br />

Die Gewerbeflächennachfrage kann gr<strong>und</strong>sätzlich als sehr verhalten bezeichnet werden.<br />

Dennoch gibt es bereits Unternehmen, die an einer Nutzung bzw. am Erwerb <strong>von</strong> Teilflächen in<br />

der Kaserne Interesse haben <strong>und</strong> sich bei der Kommune gemeldet haben.<br />

Teilweise konnten diese Firmen bereits Hallen <strong>und</strong> Schleppdächer <strong>von</strong> der Standortverwaltung<br />

anmieten.<br />

Die eher verhaltene Nachfrage nach Baugr<strong>und</strong>stücken richtet sich ausschließlich auf<br />

Einfamilien- oder Doppelhausgr<strong>und</strong>stücke, Gr<strong>und</strong>stücke für Geschosswohnungsbau werden<br />

nicht gesucht, da hier keine Nachfrage existiert. Insofern ist eine diesbezügliche Umnutzung der<br />

Unterkunfts- <strong>und</strong> Stabsgebäude in der Kaserne unrealistisch.<br />

Die Gewerbeflächen im verkehrlich gut erschlossenen GE-Gebiet „Mengeringhäuser Feld“<br />

seitlich der B 252 werden daher nur langsam vermarktet. In den zurückliegenden drei Jahren<br />

wurden keine neuen Unternehmen angesiedelt, im Jahr 2001 ein Unternehmen, das aus dem<br />

Innenstadtbereich umgesiedelt wurde. Dieses Unternehmen hat eine Fläche <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 18.000<br />

qm erworben.<br />

Nutzungsvorstellungen der Kommune<br />

Nach Einschätzung der Kommune ist das Gelände für eine Wohnbebauung oder Wohnnutzung<br />

aufgr<strong>und</strong> seiner Lage im Außenbereich, weit ab <strong>von</strong> der Kernstadt nicht geeignet.<br />

Als Gewerbegebiet ist das Gelände prinzipiell nutzbar, da es seitlich der B 252 gelegen ist <strong>und</strong><br />

darüber hinaus über die mit der Panzerstraße neu entstandene Südtangente erschlossen wird.<br />

Dem stehen prinzipiell die noch vorhandenen Reserveflächen entgegen, die aber offensichtlich<br />

für die Bedarfe der aktuell nachfragenden Unternehmen nicht geeignet sind bzw. die<br />

Unternehmen gehen <strong>von</strong> potenziell besseren Konditionen in der Kaserne aus.<br />

Die Kommune ist an einer Vermarktung des Geländes als Gewerbegebiet sehr interessiert <strong>und</strong><br />

räumt einer gewerblichen Entwicklung auf dieser Fläche Chancen ein, insbesondere vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> der Öffnung der Panzerstraße als Südumgehung <strong>von</strong> Bad Arolsen. Die Kommune<br />

ist aber weder an einem Erwerb der Kaserne noch an einer Übernahme der potenziellen<br />

öffentlichen Flächen oder der technischen Infrastruktur im gegenwärtigen Zustand interessiert,<br />

sondern ist der Auffassung, dass hier der B<strong>und</strong> als Eigentümer aktiv werden sollte. Dies betrifft<br />

sowohl die Herrichtung der Flächen <strong>und</strong> der technischen Infrastruktur, aber auch die<br />

Vermarktung selbst. Die Kommune würde ein solches Vorhaben planungsrechtlich flankieren.<br />

69


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Bisherige Aktivitäten im Hinblick auf eine Folgenutzung<br />

Die Kommune steht in regem Kontakt mit der Standortverwaltung <strong>und</strong> dem Land Hessen, um<br />

zum einen die Vermarktungsmöglichkeiten zu diskutieren <strong>und</strong> zum anderen die Nutzung, den<br />

Umbau <strong>und</strong> die Feststellung der Panzerstraße als Südumgehung für Bad Arolsen zu verfolgen.<br />

Darüber hinaus werden mit örtlichen Unternehmen, die an einer Nutzung oder dem Erwerb <strong>von</strong><br />

Teilflächen interessiert sind, Gespräche geführt. Nutzungsinteressenten gibt es zur Zeit für die<br />

Hallen <strong>und</strong> Schleppdächer im technischen Bereich, für Parkplätze <strong>und</strong> ein Gebäude sowie für<br />

Teile des Übungsplatzes. Diese Anfragen müssen im Rahmen eines Gesamtkonzeptes<br />

allerdings noch abgestimmt werden.<br />

70


Bad Arolsen (Prinz-Eugen-Kaserne)<br />

Unterkunftsgebäude<br />

3-geschossiges Unterkunftsgebäude<br />

Technischer Bereich mit Schlepphalle <strong>und</strong> Instandsetzungshalle<br />

Technischer Bereich mit Abschmierrampe <strong>und</strong> Instandsetzungshalle<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

71


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Fuldatal - Rothwesten/ Landkreis Kassel<br />

Fritz-Erler-Kaserne<br />

Anm.: Quelle HMWVL; nach Angaben der Kommune ist die skizzierte räumliche Darstellung des Geländes der Kaserne nicht<br />

übereinstimmend mit der jetzigen Nutzung.<br />

72


Fuldatal - Rothwesten / Landkreis Kassel<br />

Eckdaten<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Größe der Liegenschaft: 118,1 Hektar Kaserne, Gesamtfläche nach Angaben<br />

der Kommune 157,4 ha<br />

Anzahl der Soldaten: ca. 1.300 (Angaben des Standorts)<br />

Anzahl der Zivilbeschäftigten: 125 (Angaben der StOV)<br />

Voraussichtlicher Zeitpunkt<br />

der Standortaufgabe: 1. Quartal 2008, Auflösung des Panzer-<br />

flugabwehrraketenbataillons 300 bereits Ende<br />

2005 (Ang. Der Kommune)<br />

Anm.: Quelle HMWVL; nach Angaben der Kommune ist die skizzierte räumliche Darstellung des Geländes der Kaserne nicht<br />

übereinstimmend mit der jetzigen Nutzung.<br />

73


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Fuldatal<br />

Eckdaten<br />

Fuldatal ist Unterzentrum im Verdichtungsraum um Kassel<br />

Einwohner (31.12.2003): 12.207<br />

Bevölkerung im Landkreis: 245.368<br />

Prognose bis 2020: r<strong>und</strong> 235.900<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (30.06.2003): 1.816<br />

Arbeitslosenquote (Juni 2004): 8,8%<br />

Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem (2002): 50.804 Euro<br />

Flächenangebot in Fuldatal<br />

Flächenkategorie Hektar<br />

Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen 1,0 (GE)<br />

Reservefläche Gewerbe (B-Plan rechtskräftig) 1,0<br />

Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen<br />

24,0<br />

(noch nicht erschlossen)<br />

Reserveflächen im RROP<br />

(GE)<br />

Die Kosten für Gewerbebauland betragen derzeit inclusive Erschließung 50,00 bis 60,00 Euro<br />

pro qm (Ortsteil Ihringshausen).<br />

Aktuelle Flächennachfrage in der Kommune<br />

Die aktuelle Flächennachfrage für Gewerbeflächen beträgt in Fuldatal ca. 1 ha / Jahr.<br />

Nutzungsvorstellungen der Kommune<br />

Eine ausschließliche Folgenutzung für Wohnbebauung <strong>und</strong>/oder Gewerbeansiedlung ist nicht<br />

denkbar, ggf. ist eine forst- <strong>und</strong> landwirtschaftliche Nutzung <strong>von</strong> Teilflächen möglich. Denkbar<br />

ist auch eine Sport- <strong>und</strong> Freizeitnutzung, z.B. im Bereich Luftsport (Anfrage der<br />

Fallschirmspringerschule Roland mit jetzigem Sitz am Flugplatz Kassel-Calden). Ferner liegen<br />

Anfragen aus dem Bereich Zimmerei <strong>und</strong> Forst- <strong>und</strong> Fuhrunternehmen sowie <strong>von</strong> einem<br />

Planungsunternehmen für regenerative Anlagen aus Mainz vor.<br />

Für die Flächennutzungsplanung ist der Zweckverbandraum Kassel zuständig. Die<br />

Bauleitplanung liegt im Zuständigkeitsbereich der Gemeinde Fuldatal.<br />

Im Zuge der Folgenutzung müsste der Flächennutzungsplan für den Teilbereich, der den<br />

B<strong>und</strong>eswehrstandort beinhaltet, geändert werden. Bisher ist das Gebiet mit der<br />

Zweckbestimmung „Sonstige Gebiete mit Zweckbestimmung B<strong>und</strong>“ ausgewiesen. Erforderliche<br />

Änderungsplanungen müssten unter Einsatz städtebaulicher Verträge gemäß §11ff BauGB<br />

erfolgen.<br />

Die Kommune erwartet dass der B<strong>und</strong> eventuell vorhandene Altlasten auf dem<br />

B<strong>und</strong>eswehrgelände feststellt <strong>und</strong> auf seine Kosten beseitigt.<br />

74


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Zur Verkehrserschließung gibt die Kommune folgende Hinweise: Der Straßenabschnitt zur Fritz-<br />

Erler-Kaserne in Höhe Abzweigung Gut Eichenberg bis zur Kaserne einschl. Gehweg <strong>und</strong> ein<br />

Teilstück <strong>von</strong> der Kaserne in Richtung Fuldatal-Knickhagen ist eine b<strong>und</strong>eseigne Straße, die<br />

gemäß Liegenschaftskataster als Kreisstraße K 41 ausgewiesen ist.<br />

Des weiteren ist der Petersweg (geteerter Wirtschaftsweg), der <strong>von</strong> der L 3232 in Richtung<br />

Immenhausen-Holzhausen zum B<strong>und</strong>eswehrstandort führt, im Eigentum der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. Der hierdurch u.a. erschlossene gemeindliche Hochbehälter für die<br />

Wasserversorgung befindet sich ebenfalls auf b<strong>und</strong>eseigenem Gelände. Hier sieht die<br />

Kommune Klärungsbedarf für die künftige Verfahrensweise.<br />

Die Kommune ist weder an einem Erwerb des Kasernengr<strong>und</strong>stückes noch an einer<br />

Übernahme der potenziellen öffentlichen Flächen im Kasernengelände selbst oder der<br />

technischen Infrastruktur im gegenwärtigen Zustand interessiert. Sie verweist in diesem<br />

Zusammenhang auf die planungsrechtlichen Zuständigkeiten sowie auf die diversen<br />

Gestaltungsspielräume im Wege städtebaulicher Verträge gemäß § 11 ff. BauGB.<br />

Bisherige Aktivitäten im Hinblick auf eine Folgenutzung<br />

Die Gemeindevertretung hat am 10. November 2004 <strong>und</strong> am 16. Februar 2005 Beschlüsse<br />

gefasst, die Ausführungen zur Folgenutzung des B<strong>und</strong>eswehrgeländes, zum Ersatz verloren<br />

gehender Arbeitsplätze, zur finanziellen Unterstützung der Konversionsmaßnahme <strong>und</strong> zur<br />

Bildung eines r<strong>und</strong>en Tisches mit allen zu beteiligenden Behörden beinhalten.<br />

75


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Fuldatal (Fritz-Erler-Kaserne)<br />

Eingangsbereich<br />

Unterkunftsgebäude jüngeren Datums<br />

Unterkunftsgebäude aus den 30er Jahren<br />

Denkmalgeschützter Uhrenturm<br />

76


Gießen – Landkreis Gießen<br />

Bergkaserne<br />

Eckdaten<br />

Größe der Liegenschaft: 6 – 7 Hektar Kaserne<br />

Anzahl der Soldaten: ca. 80 (Angaben des Standorts)<br />

Anzahl der Zivilbeschäftigten: 15 (Angaben des Standorts)<br />

Voraussichtlicher Zeitpunkt<br />

der Standortaufgabe: 3. Quartal 2006<br />

Gesprächspartner: Herr Henrich Stadt Gießen, Planungsamt<br />

Herr Hauptmann Glänzer, Bergkaserne Gießen<br />

Frau Piesk, HA<br />

Zusammenfassende Beurteilung:<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Die insgesamt knapp 10 Hektar große Bergkaserne in Gießen wurde im Zuge der letzten<br />

Konversionswelle in den 90er Jahren teilweise geräumt <strong>und</strong> wird seitdem teilweise<br />

(gebäudeweise) z.B. vom Hauptzollamt genutzt. Der verbliebene militärisch genutzte Teil <strong>von</strong><br />

circa 6 bis 7 Hektar soll im Zuge <strong>von</strong> Konversion II in den nächsten 2 Jahren ebenfalls<br />

freigegeben werden. Ein Gebäude an der Licher Straße, in dem die Wehrbereichsverwaltung<br />

untergebracht ist, wird solange weiter genutzt bis ein Quartier in Wiesbaden gef<strong>und</strong>en ist. Das<br />

Gebäude wird abgezäunt <strong>und</strong> gesichert, damit der übrige Bereich möglichst bald freigegeben<br />

werden kann. Darüber hinaus kann das Gebäude (weiß), das die Fernmeldezentrale<br />

(Knotenpunkt) enthält, nicht freigegeben werden <strong>und</strong> wird ebenfalls entsprechend gesichert.<br />

Das Gelände liegt zentral am Rand der Innenstadt zwischen zwei Einfallsstraßen <strong>und</strong> wurde<br />

seit der Konversion I zwar gebäudeweise anders genutzt, eine wirkliche Entwicklung der Fläche<br />

hat jedoch bis heute nicht stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Die Stadt Gießen stellt sich vor, das Gelände für Wohnen, öffentliche Einrichtungen (u.a. auch<br />

Schulen), Einzelhandel (Vollsortiment) <strong>und</strong> Dienstleistungen zu nutzen.<br />

Dazu ist sowohl eine Neuordnung der verkehrlichen Erschließung auf dem Gelände selbst <strong>und</strong><br />

im Sinne einer Verbindung zwischen Grünberger <strong>und</strong> Licher Str. notwendig als auch eine<br />

Sanierung /Herrichtung der gesamten technischen Infrastruktur sowie der teilweise Abbruch <strong>von</strong><br />

Bausubstanz, die Entsiegelung <strong>von</strong> Flächen <strong>und</strong> eine eventuelle Altlastenbeseitigung in<br />

geringerem Umfang.<br />

Im Sinne der Innenentwicklung, die in der Vergangenheit auch im RROP für Gießen formuliert<br />

wurde, scheint das angestrebte Konzept richtig.<br />

Allerdings ist zu beachten, dass in den nächsten Jahren weitere militärisch genutzte Flächen<br />

der Us-army freigegeben werden <strong>und</strong> damit u.a. Housing areas mit an die 700 Wohneinheiten<br />

auf den Markt kommen werden.<br />

Die im Zuge der Konversion I (1995 – 1997) freigegebenen Flächen Steuben-Kaserne <strong>und</strong><br />

Rivers Barracks konnten erfolgreich gewerblich umgenutzt werden, auch die ehemaligen<br />

Housing areas der Pendleton Barracks wurden erfolgreich zu Wohnzwecken<br />

wiederhergerichtet. Ihre Neuentwicklung wurde mehr oder weniger in den vergangenen zwei<br />

Jahren abgeschlossen. Dies will heißen, dass in den vergangenen 5 bis 8 Jahren bereits ein<br />

77


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

enormer gewerblichen Bedarf <strong>und</strong> Bedarf im Geschosswohnungsbau auf Konversionsflächen<br />

befriedigt werden konnte. Es ist also nicht damit zu rechnen, dass die angestrebte Entwicklung<br />

der Bergkaserne auf eine „aufgestaute“ Nachfrage trifft <strong>und</strong> daher eher langfristig zu sehen ist.<br />

Regionalwirtschaftliche Effekte sind durch die endgültige <strong>Freigabe</strong> der Kaserne <strong>und</strong> den Abzug<br />

<strong>von</strong> 80 Soldaten, die überwiegend nicht in Gießen wohnen, sondern verstreut in Mittelhessen,<br />

nicht zu erwarten. Negative Effekte sind erst dann zu befürchten, wenn die <strong>Freigabe</strong>planungen<br />

der US-Army für Gießen konkret werden.<br />

Angaben des Standorts zum Personal:<br />

80 Soldaten (die nicht in Gießen, sondern in ganz (Mittel)hessen verstreut wohnen, nur<br />

die Angehörigen der Wehrbereichsverwaltung wohnen direkt am Standort<br />

78<br />

15 Zivilbeschäftigte<br />

Die B<strong>und</strong>eswehr als Konsument:<br />

Nach Angaben der BW wurden pro Jahr folgende Ausgaben (circa-Werte) getätigt:<br />

Heizöl 110.000 Euro<br />

Strom 52.000 Euro<br />

Wasser/Abwasser 17.000 Euro<br />

Ferner wurde mit folgenden örtlichen Firmen in nennenswertem Umfang zusammengearbeitet:<br />

Fa. Scheller VW-Leasing<br />

Fa. Zaug / Cateringservice (30-40 Essen max. täglich)<br />

Details zur Liegenschaft:<br />

Manche Gebäude stehen leer (z.B. Schulgebäude) oder sind kaum genutzt z.B. Gebäude mit<br />

Kantine, ein weiterer Teil ist an den Zoll (Finanzkontrolle, Kontrollstelle Schwarzarbeit) noch ½<br />

bis ¾ Jahr vermietet.<br />

Auf dem Gelände existieren 2 Heizkraftwerke (blau <strong>und</strong> grün in den Plänen).<br />

Technische Infrastruktur zu 80% in Betonschächten, vor 4-5 Jahren wurde eine<br />

Bestandsaufnahme der Kanäle mit Filmkamera durchgeführt.<br />

Strom <strong>und</strong> Telefon in Kabelschächten


Hessisch-Lichtenau – Werra-Meißner-Kreis<br />

Blücher-Kaserne<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

79


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Hessisch Lichtenau – Werra-Meißner-Kreis<br />

Eckdaten<br />

Größe der Liegenschaft: 60 Hektar Kaserne<br />

Standortübungsplatz 371,3 Hektar<br />

Anzahl der Soldaten: 721 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts)<br />

Anzahl der Zivilbeschäftigten: 94 (Angaben der StOV) / ca.(Angaben des Standorts)<br />

Voraussichtlicher Zeitpunkt<br />

der Standortaufgabe: 1. Quartal 2007<br />

Hessisch Lichtenau<br />

Eckdaten<br />

Hessisch Lichtenau ist Mittelzentrum im Ordnungsraum<br />

Einwohner (31.12.2003): 6.668<br />

Bevölkerung im Landkreis (Stand 2003): 111.442<br />

Prognose bis 2020: r<strong>und</strong> 91.800<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (30.06.2003): 3.679<br />

Arbeitslosenquote im LK (Juni 2004) 12,2 %<br />

Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem (2002): 46.850 Euro<br />

80


Flächenangebot in Hessisch Lichtenau<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Flächenkategorie Hektar<br />

Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen 27 (GE)<br />

Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen<br />

Keine<br />

(noch nicht erschlossen)<br />

Reserveflächen im RROP<br />

Die Kosten für Gewerbebauland betragen derzeit voll erschlossen 33,00 Euro pro qm.<br />

Aktuelle Flächennachfrage in der Kommune<br />

Sowohl die Wohnbaulandnachfrage als auch die Gewerbeflächennachfrage kann gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

als sehr verhalten bezeichnet werden. Eine Verbesserung wird im gewerblichen bereich mit der<br />

Fertigstellung der A 44 erwartet.<br />

An freien Gewerbeflächen existieren in Hessisch Lichtenau zum einen das GE-Gebiet „Am<br />

Hambacher Wege“ (24,0 ha) <strong>und</strong> das Gewerbegebiet „Im Senkefeld“. Das Gewerbegebiet „Am<br />

Hambacher Wege“ liegt am östlichen Stadtrand <strong>und</strong> grenzt westlich an das Kerngebiet der<br />

Stadt. Im Nordwesten sowie im Südwesten grenzt die Fläche an ein bestehendes<br />

Gewerbegebiet an. Östlich grenzt das Gebiet an die Blücher-Kaserne. Südlich schließt das<br />

Gewerbegebiet „Im Senkefeld“ an.<br />

Nutzungsvorstellungen der Kommune<br />

Nach Einschätzung der Kommune ist das Kasernengelände für eine Wohnbebauung oder<br />

Wohnnutzung nicht geeignet. Als Gewerbegebiet ist es insbesondere zusammen mit den<br />

daneben befindlichen gewerblichen Reserveflächen interessant, zumal es dann r<strong>und</strong> 100<br />

Hektar zusammenhängende Fläche aufweist <strong>und</strong> in unmittelbarer Nähe des geplanten<br />

Autobahnanschlusses an die A 44 liegt.<br />

Daher hofft man auf eine Vermarktung der Flächen an Speditionen zumal die Unternehmen die<br />

Flächen Tag <strong>und</strong> Nacht anfahren könnten, da der Zugang zum Gelände nicht durch ein<br />

Wohngebiet führt. Für das künftige Gewerbegebiet könnte bei Bedarf auch ein Gleisanschluss<br />

aktiviert werden.<br />

Darüber hinaus strebt die Kommune an, vom angrenzenden FFH-Gebiet weitere r<strong>und</strong> 50 ha als<br />

GE-Fläche auszuweisen. Hierdurch stünden dann als potenzielle zusammenhängende GE-<br />

Flächen sogar insgesamt r<strong>und</strong> 150 ha zur Verfügung (60 ha Kasernenfläche plus 17 ha<br />

Kasernenfläche, z.Zt. verpachtet an den Segelflugverein, 50 ha vom FFH-Gebiet <strong>und</strong> 27 ha<br />

angrenzende voll erschlossene GE-Fläche).<br />

81


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Hessisch-Lichtenau (Blücher-Kaserne)<br />

Kaserneneinfahrt mit Blick auf Unterkunftsgebäude<br />

3-geschossiges Unterkunftsgebäude (Fassade asbesthaltig!)<br />

Moderne Heizungsanlage (Baujahr 1995)<br />

Computergesteuerte Panzer / LKW-Waschanlage<br />

82


Homberg/Efze / Schwalm-Eder-Kreis<br />

Dörnberg-Kaserne <strong>und</strong> Ostpreußen-Kaserne<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

83


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Homberg/Efze / Schwalm-Eder-Kreis<br />

Ostpreußen-Kaserne<br />

Eckdaten<br />

Größe der Liegenschaft: 20,1 Hektar Kaserne<br />

Standortübungsplatz 300,3 ha<br />

Anzahl der Soldaten: 507 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts)<br />

Anzahl der Zivilbeschäftigten: 94 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts)<br />

Voraussichtlicher Zeitpunkt<br />

der Standortaufgabe: 1. Quartal 2006<br />

Dörnberg-Kaserne<br />

Eckdaten<br />

Größe der Liegenschaft: 12,6 Hektar Kaserne<br />

Anzahl der Soldaten: 0 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts)<br />

Anzahl der Zivilbeschäftigten: 0 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts)<br />

Voraussichtlicher Zeitpunkt<br />

der Standortaufgabe: Kaserne ist bereits geräumt<br />

84


Homberg/Efze<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Eckdaten<br />

Homberg/ Efze ist Mittelzentrum im ländlichen Raum <strong>und</strong> Sitz der Kreisverwaltung<br />

Einwohner (31.12.2003): 15.044<br />

Bevölkerung im Landkreis: 192.115<br />

Prognose bis 2020: r<strong>und</strong> 178.000<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 4.829<br />

Arbeitslosenquote im Kreis: 9,1%<br />

Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem 2002: 47.475 Euro<br />

Flächenangebot in Homberg / Efze<br />

Flächenkategorie Hektar<br />

Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen 13,8<br />

Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen 21,5 ohne<br />

(noch nicht erschlossen)<br />

Reserveflächen im RROP<br />

interkommunales<br />

GE-Gebiet<br />

Die Kosten für Gewerbebauland betragen derzeit inclusive Erschließung ab 15,00 Euro pro qm.<br />

Aktuelle Flächennachfrage in der Kommune<br />

In den letzten Jahren <strong>von</strong> 2002 – 2004 wurden rd. 55.000 qm Gewerbeflächen veräußert <strong>und</strong><br />

seit 1995 haben sich insgesamt drei (überregionale) Firmen angesiedelt bzw. erweitert.<br />

Sowohl die Wohnbaulandnachfrage als auch die Gewerbeflächennachfrage kann gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

als sehr verhalten bezeichnet werden. Eine Verbesserung ist nicht abzusehen<br />

Die eher verhaltene Nachfrage nach Baugr<strong>und</strong>stücken richtet sich ausschließlich auf<br />

Einfamilien- oder Doppelhausgr<strong>und</strong>stücke, Gr<strong>und</strong>stücke für Geschosswohnungsbau werden<br />

nicht gesucht, da hier keine Nachfrage existiert. Insofern ist eine diesbezügliche Umnutzung der<br />

Unterkunfts- <strong>und</strong> Stabsgebäude in den Kasernen unrealistisch.<br />

Nutzungsvorstellungen der Kommune<br />

Die Kasernen sind als Gewerbegebiet prinzipiell in Teilen nutzbar. Die in Homberg<br />

vorhandenen GE-Flächen stehen aber noch zur Vermarktung an.<br />

Die Kommune ist weder an einem Erwerb der Kasernen noch an einer Übernahme der<br />

potenziellen öffentlichen Flächen oder der technischen Infrastruktur im gegenwärtigen Zustand<br />

interessiert.<br />

85


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Homberg / Efze (Dörnberg-Kaserne)<br />

Erschließung mit Asphalt ohne Betonuntergr<strong>und</strong><br />

Unterkunftsgebäude<br />

Vermarktet <strong>und</strong> abgegrenzte Gebäude<br />

Technischer Bereich mit Abschmierrampe <strong>und</strong> Abstellhallen<br />

86


Homberg / Efze (Ostpreußen-Kaserne)<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Große Freifläche in der Mitte der Kaserne, umgeben <strong>von</strong> Unterkunftsgebäuden<br />

Technischer Bereich mit Instandsetzungshallen<br />

87


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Neustadt / Landkreis Marburg-Biedenkopf<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne<br />

88


Neustadt / Landkreis Marburg-Biedenkopf<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne<br />

Eckdaten<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Größe der Liegenschaft: 33,2 Hektar Kaserne<br />

Anzahl der Soldaten: 833 (Angaben der StOV) / ca. 400 (Angaben des Standorts)<br />

Anzahl der Zivilbeschäftigten: 62 (Angaben der StOV) / ca. 30 (Angaben des Standorts)<br />

Voraussichtlicher Zeitpunkt<br />

der Standortaufgabe: 3. Quartal 2008<br />

Neustadt<br />

Eckdaten<br />

Neustadt ist Unterzentrum im ländlichen Raum<br />

Einwohner (31.12.2003): 9.184<br />

Bevölkerung im Landkreis: 253.821<br />

Prognose bis 2020: r<strong>und</strong> 241.000<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 998<br />

Arbeitslosenquote: 7,8%<br />

Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem 2002: 52.206 Euro<br />

89


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Flächenangebot in Neustadt<br />

Flächenkategorie Hektar<br />

Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen 5,3 (GI)<br />

Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen<br />

keine<br />

(noch nicht erschlossen<br />

Reserveflächen im RROP<br />

Die Kosten für Gewerbebauland betragen derzeit inclusive Erschließung r<strong>und</strong> 35 Euro pro qm.<br />

Aktuelle Flächennachfrage in der Kommune<br />

Sowohl die Wohnbaulandnachfrage als auch die Gewerbeflächennachfrage kann gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

als sehr verhalten bezeichnet werden. Eine Verbesserung ist nicht abzusehen<br />

Die eher verhaltene Nachfrage nach Baugr<strong>und</strong>stücken richtet sich ausschließlich auf<br />

Einfamilien- oder Doppelhausgr<strong>und</strong>stücke, Gr<strong>und</strong>stücke für Geschosswohnungsbau werden<br />

nicht gesucht, da hier keine Nachfrage existiert. Insofern ist eine diesbezügliche Umnutzung der<br />

Unterkunfts- <strong>und</strong> Stabsgebäude in der Kaserne unrealistisch.<br />

Die Gewerbeflächen im GE-Gebiet „Am Gelicht“ entlang der B454 werden nur sehr schleppend<br />

vermarktet. Um die Fördermittel des Landes Hessen in vollem Umfang in Anspruch nehmen zu<br />

können, muss in diesem Gebiet ein bestimmter Anteil an produzierendem Gewerbe angesiedelt<br />

werden, was erhebliche Schwierigkeiten bereitet, der Vermarktung dieses Gebietes insofern<br />

aber Priorität verleiht.<br />

In den zurückliegenden drei Jahren wurden vier Unternehmen angesiedelt, die aus der Region<br />

selbst stammten. Insgesamt wurde eine Gewerbefläche <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 20.000 qm verkauft.<br />

Nutzungsvorstellungen der Kommune<br />

Nach Einschätzung der Kommune ist das Gelände für eine Wohnbebauung oder Wohnnutzung<br />

nicht geeignet, als Gewerbegebiet ist es prinzipiell in Teilen nutzbar. Dem stehen jedoch die<br />

vorhandenen Reserveflächen <strong>und</strong> die mangelnde Nachfrage entgegen.<br />

Die Kommune ist weder an einem Erwerb der Kaserne noch an einer Übernahme der<br />

potenziellen öffentlichen Flächen oder der technischen Infrastruktur interessiert.<br />

Sie erwägt lediglich die weitere Nutzung oder gegebenenfalls der Übernahme der zwei<br />

Sportplätze sowie der Sporthalle.<br />

Bisherige Aktivitäten im Hinblick auf eine Folgenutzung<br />

Die Kommune regt darüber hinaus an, bei einer nicht absehbaren Vermarktung der<br />

<strong>militärischen</strong> Flächen eventuell als Ausgleichsmaßnahme das Städtebauförderungsprogramm<br />

im Stadtkern weiterzuführen.<br />

90


Neustadt / Hessen (Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne)<br />

Freiflächen mit Unterkunftsgebäuden im Hintergr<strong>und</strong><br />

Kantine<br />

Technischer Bereich mit Abstellhallen<br />

Schleppdächer mit Betonwannen <strong>und</strong> Ölabscheider für Tankfahrzeuge<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

91


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Schwalmstadt- Treysa / Schwalm-Eder Kreis - Harthberg Kaserne<br />

92


Schwalmstadt- Treysa / Schwalm-Eder Kreis<br />

Harthberg Kaserne<br />

Eckdaten<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Größe der Liegenschaft: 34,5 Hektar Kaserne<br />

Anzahl der Soldaten: 1148 (Angaben der StOV) / 862 (Angaben des Standorts)<br />

Anzahl der Zivilbeschäftigten: 64 (Angaben der StOV)<br />

Voraussichtlicher Zeitpunkt<br />

der Standortaufgabe: 1. Quartal 2007<br />

Schwalmstadt-Treysa<br />

Eckdaten<br />

Schwalmstadt ist Mittelzentrum im ländlichen Raum<br />

Einwohner (31.12.2003): 19.461<br />

Bevölkerung im Landkreis: 192.115<br />

Prognose bis 2020: r<strong>und</strong> 178.000<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 7.541<br />

Arbeitslosenquote im Landkreis 9,1%<br />

Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem 2002: 47.475 Euro<br />

93


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Flächenangebot in Schwalmstadt<br />

Flächenkategorie Hektar<br />

Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen 12,5<br />

Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen<br />

18,5<br />

(noch nicht erschlossen<br />

Reserveflächen im RROP<br />

Die Kosten für erschlossenes Gewerbebauland betragen derzeit r<strong>und</strong> 40 bis 55 Euro, d.h. 15<br />

Euro Bodenpreis zuzüglich circa 25 bis 40 Euro Erschließung pro qm.<br />

Aktuelle Flächennachfrage in der Kommune<br />

Sowohl die Wohnbaulandnachfrage als auch die Gewerbeflächennachfrage kann gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

als sehr verhalten bezeichnet werden. In den zurückliegenden drei Jahren wurde ein neues<br />

Unternehmen angesiedelt, d.h. ein Gewerbegr<strong>und</strong>stück mit einer Fläche <strong>von</strong> 2.633 qm<br />

vermarktet. Eine Verbesserung ist nicht abzusehen.<br />

Wohnbauflächen bietet Schwalmstadt im OT Treysa, im OT Willingshausen <strong>und</strong> im OT<br />

Wasenberg an (18 ha Wohnbauerweiterungsflächen). Dies sind nach Auffassung der Kommune<br />

die letzten geeigneten Gebiete, alle weiteren Flächen sind topographisch schwierig. Prinzipiell<br />

ist der Hardtberg (Kaserne) aufgr<strong>und</strong> seiner Südhanglage <strong>und</strong> seiner zentralen Lage im OT<br />

Treysa als Wohngebiet gut geeignet.<br />

Da sich die eher verhaltene Nachfrage ausschließlich auf Einfamilien- oder<br />

Doppelhausgr<strong>und</strong>stücke richtet <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stücke für Geschosswohnungsbau nicht gesucht<br />

werden, ist eine diesbezügliche Umnutzung der Unterkunfts- <strong>und</strong> Stabsgebäude in der Kaserne<br />

unrealistisch. Die Kaserne ist nur unbebaut als Südhang für ein Wohngebiet interessant.<br />

Darüber hinaus verzeichnet die Stadt einen Rückzug öffentlicher Ämter <strong>und</strong> Dienststellen aus<br />

Schwalmstadt, zum Beispiel die Schließung des Forstamtes <strong>und</strong> des Katasteramtes. Auch die<br />

Schließung des Gr<strong>und</strong>buchamtes droht angesichts der Neustrukturierung der Ämter für<br />

Bodenmanagement. Diese Entwicklung wird nach Ansicht der Stadt nicht zum Stillstand<br />

kommen, sondern im Gegenteil noch eine weitere Ausdünnung <strong>von</strong> Dienstleistungen in der<br />

Fläche im ländlichen Raum nach sich ziehen, zum Beispiel bei den Sparkassen <strong>und</strong><br />

Volksbanken, dem Amtsgerichten etc..<br />

Nutzungsvorstellungen der Kommune<br />

Bedingt durch die zentrale Lage der Kaserne im Stadtgebiet ist eine Integration des Geländes in<br />

die Stadtentwicklung wünschenswert. Die Möglichkeiten zur Nutzung des Geländes sollen nach<br />

Auffassung der Kommune im Rahmen einer Machbarkeitsstudie ergebnisoffen geprüft werden.<br />

Als Szenarien der Entwicklung sollen die Nutzung zu Wohnzwecken, eine gewerbliche Nutzung,<br />

aber auch Sondernutzungen wie Freizeit, Sport, u.a. analysiert werden.<br />

Im Rahmen dieser Machbarkeitsstudie sollen dabei sowohl die Eignung des<br />

Kasernenstandortes für die jeweilige Nutzung als auch die Konsequenzen für die<br />

Stadtentwicklung insgesamt dargestellt werden.<br />

94


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Eine planungsrechtliche Ausweisung des Kasernengeländes wird <strong>von</strong> der Kommune nicht<br />

abgelehnt, sondern soll erst auf der Basis der o.g. Machbarkeitsstudie diskutiert werden.<br />

Trotz ungünstiger Rahmenbedingungen liegt der Verzicht auf eine Entwicklung des Standortes<br />

nicht im Interesse der Stadt Schwalmstadt.<br />

Bisherige Aktivitäten im Hinblick auf eine Folgenutzung<br />

Die Kommune beabsichtigt ungeachtet der geringen Vermarktungschancen die Inauftraggabe<br />

einer Machbarkeitsstudie zur Folgenutzung des Areals.<br />

Die Kommune regt darüber hinaus an, bei einer nicht absehbaren Vermarktung der<br />

<strong>militärischen</strong> Flächen als Ausgleichsmaßnahme das Städtebauförderungsprogramm im<br />

Stadtkern Treysa weiterzuführen.<br />

95


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Schwalmstadt (Harthberg-Kaserne)<br />

Eingangsbereich<br />

Platzsituation<br />

3-geschossiges Unterkunftsgebäude<br />

Technischer Bereich - Abstellhallen<br />

96


Schwarzenborn – Schwalm-Eder-Kreis<br />

Truppenübungsplatz <strong>und</strong> Knüll-Kaserne<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

97


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Schwarzenborn – Schwalm-Eder-Kreis<br />

Eckdaten<br />

Größe der Liegenschaft: 1.850 Hektar Truppenübungsplatz<br />

Anzahl der Soldaten: 1.000 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts)<br />

Anzahl der Zivilbeschäftigten: 150 (Angaben der StOV) / ca.(Angaben des Standorts)<br />

Voraussichtlicher Zeitpunkt<br />

der Standortaufgabe: keine Standortaufgabe<br />

Der Standort Schwarzenborn wird nicht aufgegeben, aber eine Nutzungsänderung<br />

bedingt den Abbau <strong>von</strong> militärischem Personal<br />

Durch eine Nutzungsänderung des Truppenübungsplatzes im Zeitraum <strong>von</strong> 2007-2010 - der so<br />

genannte scharfe Schuss wird sukzessive aufgegeben <strong>und</strong> der Übungsplatz wird zu einem<br />

„normalen“ Übungsplatz. Dadurch werden r<strong>und</strong> 85 Arbeitsplätze <strong>von</strong> Zivilbeschäftigten<br />

wegfallen. (da<strong>von</strong> mindestens 13 direkt aus Schwarzenborn, r<strong>und</strong> 70 aus der Region, hierunter<br />

Schlosser, Schreiner, Verwaltungsangestellte, teilweise auch Nebenerwerbslandwirte)<br />

Die Folgen für den Arbeitsmarkt, die heimische Wirtschaft <strong>und</strong> die Kommune sind nach<br />

Aussagen der Kommune beträchtlich da Schwarzenborn sehr stark <strong>von</strong> der B<strong>und</strong>eswehr<br />

geprägt wird. So setze sich die „Bevölkerungsstruktur“ <strong>von</strong> Schwarzenborn zu 1/3 aus<br />

Einwohnern (rd. 1.200), zu 1/3 aus dem stehenden Bataillon (rd. 1.000 Militärangehörige) <strong>und</strong><br />

zu 1/3 aus zeitweise anwesenden Soldaten <strong>von</strong> übende Truppen anderer Standorte („scharfer<br />

Schuss“) zusammen.<br />

98


Schwarzenborn<br />

Eckdaten<br />

Schwarzenborn ist Kleinzentrum im ländlichen Raum<br />

Einwohner (31.12.2003): 1.224<br />

Bevölkerung im Landkreis (Stand 2003): 192.115<br />

Prognose bis 2020: r<strong>und</strong> 178.300<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (30.06.2003): 259<br />

Arbeitslosenquote im LK (Juni 2004) 9,1 %<br />

Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem (2002): 47.475 Euro<br />

Flächenangebot in Schwarzenborn<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Flächenkategorie Hektar<br />

Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen 4,5 (GE)<br />

teilerschlossen<br />

Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen Keine<br />

(noch nicht erschlossen<br />

Reserveflächen im RROP<br />

Die Kosten für Gewerbebauland betragen derzeit teilerschlossen 4,00 EUR, vollerschlossen ca.<br />

7,00-10,00 EUR. Die GE-Fläche ist seit 1997 ausgewiesen, aber seither keine Ansiedlung.<br />

Vorstellungen der Kommune:<br />

Die Kommune erwartet Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung bei der Bewältigung des „Strukturwandels“, z.B.<br />

Durchführung <strong>von</strong> zielgerichteten Qualifizierungsmaßnahmen, ggf. Beibehaltung oder<br />

Ausweisung als Fördergebiet (GA, EFRE; EAGFL) u.a.<br />

99


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Schwarzenborn (Truppenübungsplatz)<br />

Eingangsbereich Truppenlager Schwarzenborn<br />

Truppenübungsplatz mit scharfem Schuss<br />

100


Sontra – Werra-Meißner-Kreis<br />

Husaren-Kaserne<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

101


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Sontra – Werra-Meißner-Kreis<br />

Eckdaten<br />

Größe der Liegenschaft: 20,9 Hektar Kaserne<br />

Standortübungsplatz 238,1 ha<br />

Anzahl der Soldaten: 629 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts)<br />

Anzahl der Zivilbeschäftigten: 55 (Angaben der StOV) / ca.(Angaben des Standorts)<br />

Voraussichtlicher Zeitpunkt<br />

der Standortaufgabe: 3. Quartal 2008<br />

102


Sontra<br />

Eckdaten<br />

Sontra ist Mittelzentrum im ländlichen Raum<br />

Einwohner (31.12.2003): 8.713<br />

Bevölkerung im Landkreis (Stand 2003): 111.442<br />

Prognose bis 2020: r<strong>und</strong> 91.800<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (30.06.2003): 2.216<br />

Arbeitslosenquote im LK (Juni 2004) 12,2 %<br />

Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem (2002): 46.850 Euro<br />

Flächenangebot in Sontra<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Flächenkategorie Hektar<br />

Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen Keine öffentl.<br />

Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen im<br />

Industriegebiet Seegel II (noch nicht erschlossen)<br />

Reserveflächen im RROP<br />

Privat: 1,9 (GE)<br />

Die Kosten für Gewerbebauland betragen derzeit incl. Erschließung 5,11 € pro qm.<br />

Aktuelle Flächennachfrage in der Kommune<br />

Im Verfahren 7,4<br />

(GE)<br />

Sowohl im Bereich der Wohnbaulandnachfrage als auch im Bereich der<br />

Gewerbeflächennachfrage ist eine verhaltene Nachfrage festzustellen. Mit einer Verbesserung<br />

ist nicht zu rechnen. Impulse werden durch die A 44 im Bereich der überregionalen<br />

gewerblichen Nachfrage erwartet.<br />

Nutzungsvorstellungen der Kommune<br />

Nach Einschätzung der Kommune ist das Gelände für eine Wohnbebauung oder Wohnnutzung<br />

nicht geeignet, als Gewerbegebiet ist es prinzipiell in Teilen nutzbar <strong>und</strong> weist höhere<br />

Flächenqualitäten auf als Teilflächen des aktuell in der Planung befindlichen interkommunalen<br />

Gewerbegebietes Brodberg. Daher ist ein Tausch <strong>von</strong> Teilflächen der Kaserne <strong>und</strong> <strong>von</strong><br />

Flächen, die an die Kaserne angrenzen, mit den vorhandenen GE / GI Flächen des Gebietes<br />

Brodberg (Neuaufstellung B-Plan) aus Sicht der Kommune notwendig. Durch den Tausch soll<br />

am Status „Interkommunales Gewerbegebiet“ nichts geändert werden. Insgesamt würde das<br />

neue Gewerbegebiet Brodberg circa 40 – 50 Hektar umfassen, wo<strong>von</strong> r<strong>und</strong> 14 Hektar<br />

ehemaliges Kasernengelände wären.<br />

Für Flächen <strong>und</strong> Gebäude in den übrigen Teilen der Kaserne liegen einzelne Anfragen vor, z.B.<br />

<strong>von</strong> einem Motorsportclub (Freigelände), <strong>von</strong> privaten Investoren zur möglichen Errichtung<br />

eines Offroadparks auf Teilen des Standortübungsplatzes oder <strong>von</strong> einem Schützenverein bzw.<br />

einem privaten Betreiber (Übernahme der Standortschießanlage). Hier wird die Kommune aktiv,<br />

jedoch keine Flächen erwerben.<br />

Darüber hinaus beabsichtigt die Kommune Teilflächen des Übungsgeländes wieder einer<br />

landwirtschaftlichen Nutzung zuzuführen, zum einen als Ausgleich für den Flächenverbrauch<br />

beim Bau der A 44, zum anderen als Ausgleichsflächen für die <strong>von</strong> der aktuell geplanten<br />

Gewerbeflächenausweisung am Brodberg betroffenen Vollerwerbslandwirte.<br />

103


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Bisherige Aktivitäten im Hinblick auf eine Folgenutzung<br />

- Bildung eines r<strong>und</strong>en Tisches unter Einbeziehung der Gremien, des Handel, des<br />

Handwerks <strong>und</strong> der Industrie sowie der Vereine zur Analyse der Ist-Situation <strong>und</strong> zur<br />

Bündelung aller Kräfte für ein zukünftiges gemeinsames Handeln.<br />

- Abstimmung mit dem Werra-Meißner-Kreis sowie der Regionalplanung beim<br />

Regierungspräsidium Kassel.<br />

- Beauftragung eines Gutachtens zu Chancen <strong>und</strong> Möglichkeiten einer zukünftigen<br />

touristischen Infrastruktur.<br />

- Seit Januar 2005Erste Gespräche mit den verantwortlichen Stellen im Hinblick auf eine<br />

Änderung der Planungen zum Bau der A 44 (Ziel: Vollanschluss „Sontra-Ost“).<br />

- Abstimmung mit der Gesamthochschule Kassel im Hinblick auf ein Studienprojekt zur<br />

Begleitung der Konversionsmaßnahmen in Sontra.<br />

104


Sontra (Husaren-Kaserne)<br />

Eingangsbereich mit Parkplätzen<br />

Heizkraftwerk<br />

Lager der Standortverwaltung vor dem Kasernentor<br />

Gebäude der Standortverwaltung vor dem Kasernentor<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

105


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Wolfhagen / Landkreis Kassel<br />

Pommern-Kaserne<br />

106


Wolfhagen / Landkreis Kassel<br />

Pommern-Kaserne<br />

Eckdaten<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

Größe der Liegenschaft: 42,1 Hektar Kaserne,<br />

Standortübungsplatz 257,0 ha<br />

Anzahl der Soldaten: 538 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts)<br />

Anzahl der Zivilbeschäftigten: 74 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts)<br />

Voraussichtlicher Zeitpunkt<br />

der Standortaufgabe: 3. Quartal 2008<br />

Wolfhagen<br />

Eckdaten<br />

Wolfhagen ist Mittelzentrum im ländlichen Raum<br />

Einwohner (31.12.2003): 13.287<br />

Bevölkerung im Landkreis: 245.368<br />

Prognose bis 2020: r<strong>und</strong> 236.000<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 3.252<br />

Arbeitslosenquote im Kreis: 8,8%<br />

Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem 2002: 50.804 Euro<br />

107


<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

Flächenangebot in Wolfhagen<br />

Flächenkategorie Hektar<br />

Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen 19,00<br />

Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen<br />

15,00<br />

(noch nicht erschlossen)<br />

Reserveflächen im RROP<br />

Die Kosten für Gewerbebauland betragen derzeit inclusive Erschließung r<strong>und</strong> 25 Euro pro qm.<br />

Aktuelle Flächennachfrage in der Kommune<br />

Sowohl die Wohnbaulandnachfrage als auch die Gewerbeflächennachfrage kann gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

als sehr verhalten bezeichnet werden. Eine Verbesserung ist nicht abzusehen<br />

Die eher verhaltene Nachfrage nach Baugr<strong>und</strong>stücken richtet sich ausschließlich auf<br />

Einfamilien- oder Doppelhausgr<strong>und</strong>stücke, Gr<strong>und</strong>stücke für Geschosswohnungsbau werden<br />

nicht gesucht, da hier keine Nachfrage existiert. Insofern ist eine diesbezügliche Umnutzung der<br />

Unterkunfts- <strong>und</strong> Stabsgebäude in der Kaserne unrealistisch.<br />

Die Gewerbeflächen im GE-Gebiet Niederelsungen/„Am Riesen“ <strong>und</strong> im interkommunalen<br />

Gewerbepark Hiddeser Feld (Wolfhagen <strong>und</strong> Breuna) werden nur langsam vermarktet. In den<br />

zurückliegenden drei Jahren wurden drei Unternehmen angesiedelt, die aus der Region selbst<br />

stammten. Insgesamt wurde eine Gewerbefläche <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 25.000 qm vermarktet.<br />

Nutzungsvorstellungen der Kommune<br />

Nach Einschätzung der Kommune ist das Gelände für eine übliche Wohnnutzung aufgr<strong>und</strong><br />

seiner Lage im Außenbereich, weit ab <strong>von</strong> der Kernstadt nicht geeignet, als Gewerbegebiet ist<br />

es prinzipiell in Teilen nutzbar. Dem stehen jedoch die vorhandenen Reserveflächen <strong>und</strong> die<br />

mangelnde Nachfrage entgegen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des außergewöhnlich guten Bauunterhaltungszustands des gesamten<br />

Unterkunftsbereichs, der Kantine <strong>und</strong> Lehrsaalgebäude ist eine kombinierte Sondernutzung für<br />

Bildungs- <strong>und</strong> Wohnzwecke sehr gut denkbar.<br />

Die Kommune ist weder an einem Erwerb der Kaserne noch an einer Übernahme der<br />

potenziellen öffentlichen Flächen oder der technischen Infrastruktur interessiert.<br />

Die Kommune verfolgt jedoch gemeinsam mit Herrn Prof. Ruge (Paris) das Projekt einer<br />

„Europäischen Weiterbildungsuniversität“ auf dem Gelände der Kaserne in Wolfhagen nach<br />

dem Modell der „Donau-Universität“ in Krems / Österreich. Die Einrichtung in Krems<br />

konzentriert sich auf die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung in interdisziplinär ausgerichteten<br />

Fachbereichen Telekommunikation, Wirtschaft, Recht, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt. Sie finanziert<br />

sich zu zwei Dritteln aus Eigeneinnahmen, die restlichen Mittel erhält sie <strong>von</strong> Land <strong>und</strong> B<strong>und</strong>,<br />

die auch die Anfangsinvestitionen in die Liegenschaft übernommen hatten.<br />

Eine abschließende Bewertung des Projektes durch das Land steht noch aus.<br />

Bisherige Aktivitäten im Hinblick auf eine Folgenutzung<br />

Die Kommune steht in regem Kontakt mit Prof. Ruge <strong>und</strong> dem Land Hessen, um die<br />

Realisierungschancen für die „Europäische Weiterbildungsuniversität Wolfhagen“ zu eruieren.<br />

Darüber werden Sponsoren für dieses Projekt gesucht.<br />

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Wolfhagen (Pommern-Kaserne)<br />

Unterkunftsgebäude<br />

4-geschossiges Unterkunftsgebäude in Massivbauweise (Betonskelett/<br />

Ziegelmauerwerk) mit Satteldach<br />

Kantine<br />

Innenhof der Kantine<br />

HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- <strong>und</strong> Regionalforschung –<br />

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<strong>Truppenreduzierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Freigabe</strong> <strong>von</strong> Militärflächen<br />

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