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Aufbau einer deutschen Luftwaffe in Rothwesten: Geheime Pläne ...

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HNA vom 08.08.2011Hobby-Historiker aus <strong>Rothwesten</strong> sichtete Unterlagen zum Fliegerhorst<br />

<strong>Aufbau</strong> <strong>e<strong>in</strong>er</strong> <strong>deutschen</strong> <strong>Luftwaffe</strong> <strong>in</strong> <strong>Rothwesten</strong>:<br />

<strong>Geheime</strong> <strong>Pläne</strong> vor 1933<br />

Fuldatal. <strong>Rothwesten</strong> ist e<strong>in</strong> historischer Ort. Und das gleich <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht: Zum e<strong>in</strong>en gilt der<br />

kle<strong>in</strong>e Fuldataler Ortsteil mit se<strong>in</strong>em Kasernengelände als die Geburtsstätte der D-Mark im Jahr 1948, zum<br />

anderen bildet er mit dem historischen Fliegerhorst e<strong>in</strong>en Meilenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Entwicklung militärischer<br />

Flugplätze.<br />

Das Wirtschaftsgebäude: Die Aufnahme aus dem Jahr 1935 zeigt den Komplex mit dem Uhrtürmchen (l<strong>in</strong>ks), das heute<br />

unter Denkmalschutz steht. Repro: Sommerlade<br />

Für Klaus Brandstetter Grund genug, sich näher mit der Geschichte des Fliegerhorsts zu beschäftigen.<br />

Schon lange vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 habe es geheime <strong>Pläne</strong> zum <strong>Aufbau</strong><br />

<strong>e<strong>in</strong>er</strong> <strong>deutschen</strong> <strong>Luftwaffe</strong> gegeben, sagt der Hobby-Historiker. Vom Reichsluftfahrtm<strong>in</strong>isterium wurde schließlich<br />

das <strong>Rothwesten</strong>er Gelände um den Eichenberg ausgewählt.<br />

„Da die deutsche <strong>Luftwaffe</strong> aber offiziell gar nicht existieren durfte, wurde s<strong>e<strong>in</strong>er</strong>zeit e<strong>in</strong>e Tarnorganisation<br />

geschaffen.“ Die Deutsche Verkehrsfliegerschule (DVS) habe den Bau des neuen Fliegerhorsts geleitet. „In <strong>e<strong>in</strong>er</strong><br />

Bauzeit von nur elf Monaten wurde das Gelände völlig umgekrempelt“, weiß Brandstetter.<br />

Unter der Leitung von Dipl.-Ing. Werner Noell, des späteren Leiters des Hochbauamtes, entstand nach diversen<br />

Rodungsarbeiten auf <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Fläche von 195 Hektar e<strong>in</strong>e 800 Meter lange und 600 Meter breite Landebahn, die<br />

1938 auf 1000 Meter verlängert wurde.


Aus der Luft: Die historische Aufnahme zeigt den Fliegerhorst, oben die<br />

Kasernengebäude, rechts unten ist die Erlenbuschsiedlung zu sehen.Der Kasernenbereich im Wald <strong>in</strong> Richtung<br />

Knickhagen mit Hallen für die Flugzeuge und deren Wartung entstand be<strong>in</strong>ahe gleichzeitig. Ebenso wie der<br />

Unterkunftsbereich für die Soldatenfamilien, die sogenannte Erlenbuschsiedlung.<br />

Am 1. Mai 1935 erfolgte die militärische Übergabe des neuen Fliegerhorstes. „Dort waren auch bekannte Künstler<br />

tätig“, weiß Brandstetter. So wie der Fotograf Karl-Hugo Schmölz, der das Bildmaterial für Propagandazwecke<br />

erstellte. Oder Prof. Paul Wynand, der den Ikarus schuf, das Wahrzeichen des Fliegerhorstes. Auch der<br />

Kunstflieger Albert Falderbaum war <strong>in</strong> <strong>Rothwesten</strong> stationiert, und der bekannte Ihr<strong>in</strong>gshäuser Maler Georg<br />

Höhmann schuf e<strong>in</strong> Relief.<br />

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde der Fliegerhorst von der <strong>Luftwaffe</strong> genutzt. Auf dem „Airfield<br />

<strong>Rothwesten</strong>“ waren anschließend die Amerikaner als Besatzungsmacht bis zum Jahr 1972 stationiert.<br />

„Während der Besatzungszeit fand im Haus Posen des Fliegerhorstes <strong>Rothwesten</strong> das streng geheime Konklave<br />

statt, bei dem die Vorbereitungen zur Währungsreform im Juni 1948 getroffen wurden. Das führte zur E<strong>in</strong>führung<br />

der D-Mark <strong>in</strong> den drei westlichen Besatzungszonen“, erläutert Brandstetter.<br />

Die Bundeswehr nutzte das Gelände schließlich unter neuem Namen. In der Fritz-Erler-Kaserne waren bis Ende<br />

2007 viele Truppen untergebracht. Heute steht auf dem ehemaligen Rollfeld e<strong>in</strong>e großflächige Fotovoltaikanlage.<br />

Im Haus Posen bef<strong>in</strong>det sich das Museum Währungsreform 1948.<br />

Auf historischer Spurensuche<br />

Klaus Brandstetter arbeitet seit 2007 die Geschichte des Militärgeländes auf<br />

Wenn man lange Jahre <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solch geschichtsträchtigen Ort wohnt, liegt es nahe, sich e<strong>in</strong>mal auf historische<br />

Spurensuche zu begeben“, sagt der 45-jährige Klaus Brandstetter. 1965 <strong>in</strong> Kassel geboren, kam er 1966 mit<br />

s<strong>e<strong>in</strong>er</strong> Familie nach <strong>Rothwesten</strong> und ist auch heute noch <strong>in</strong> der Region zu Hause. Schon im K<strong>in</strong>desalter sei er oft<br />

geme<strong>in</strong>sam mit se<strong>in</strong>em Vater zu dem Teilstück der ehemaligen landgräflichen Domäne gelaufen, auf dem 1934<br />

der Fliegerhorst entstand und das bis 2007 Sitz der Fritz-Erler-Kaserne war.<br />

Schon seit vielen Jahren beschäftigt sich Brandstetter mit der Geschichte des ehemaligen Fliegerhorstes <strong>in</strong><br />

<strong>Rothwesten</strong>. Immer auf der Suche nach Informationen aus der Vergangenheit, sammelt der Geschäftsführer<br />

e<strong>in</strong>es Metall verarbeitenden Unternehmens geschichtliche Fakten und wertet sie aus, bis sich daraus e<strong>in</strong><br />

Gesamtbild ergibt.


Die Idee, sich <strong>in</strong>tensiv mit der Aufarbeitung zu beschäftigen, kam Brandstetter während se<strong>in</strong>es<br />

Grundwehrdienstes <strong>in</strong> der <strong>Rothwesten</strong>er Kaserne 1986. Genauer gesagt beim rout<strong>in</strong>emäßigen Streifenlaufen.<br />

„Das dauerte damals zwei Stunden, bis man um das gesamte Gelände gegangen war. Ich habe das aber immer<br />

gern gemacht und dabei viele E<strong>in</strong>drücke gesammelt.“ Der Entschluss, die E<strong>in</strong>drücke mit historischen Bildern und<br />

Dokumenten zu untermauern, fasste er <strong>in</strong> 2007. In jener Zeit, als die Umstrukturierungen <strong>in</strong> <strong>Rothwesten</strong><br />

begangen.<br />

„Das schien mir e<strong>in</strong> geeigneter Zeitpunkt, Rückschau zu halten, Zusammenhänge zu recherchieren und die<br />

Ergebnisse zu dokumentieren“, so der Geschichtsfan. Aus unzähligen schriftlichen Quellen, vielen Gesprächen<br />

mit Zeitzeugen und der Auswertung und Sammlung von Bildmaterial ist über vier Jahre h<strong>in</strong>weg e<strong>in</strong> sachlich<br />

fundiertes Gesamtwerk entstanden. Se<strong>in</strong>e Arbeitsergebnisse präsentierte er erstmalig beim Freundeskreis<br />

Historisches Ihr<strong>in</strong>gshausen. (zms)<br />

Infos unter 05 61/8 90 53 24 oder post@brabo-ks.de

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