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Häuslebauer prägen die Stadt Furtwangen – Die städtebauliche ...

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<strong>Häuslebauer</strong> <strong>prägen</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Furtwangen</strong> <strong>–</strong> <strong>Die</strong> <strong>städtebauliche</strong> Entwicklung <strong>Furtwangen</strong>s wird im Sommer Thema einer<br />

Ausstellung im Museumsgasthaus „Arche“ sein. Im Vorfeld hatte der Geschichts- und<br />

Heimatverein Zeitzeugen eingeladen, <strong>die</strong> insbesondere <strong>die</strong> Siedlungstätigkeit in den 50er<br />

und 60er Jahren noch lebhaft in Erinnerung haben.<br />

Erinnerungen an den gemeinschaftlichen Häuserbau in den 50er Jahren werden in der<br />

Arche beim Erzählnachmittag ausgetauscht. Unser Bild zeigt <strong>Stadt</strong>archivar Ludger<br />

Beckmann, Hanjo Herzog, Fritz Baier und Walter Butz (von links) im Gespräch.<br />

Bild: Hajek Einige der Zuhörer schrieben eifrig mit, um Material für <strong>die</strong> Ausstellung zu<br />

sammeln.<br />

Vorsitzender Günter Besenfelder nannte <strong>die</strong> Entwicklungsschwerpunkte in der zweiten<br />

Hälfte des 20. Jahrhunderts: Landessiedlung, Neue Heimat, Kussenhof, Ilben. Eine kurze<br />

Einführung in <strong>die</strong> Baugeschichte gab <strong>Stadt</strong>archivar Ludger Beckmann. Um 1800 war<br />

<strong>Furtwangen</strong> „ein Dorf mit 2000 Einwohnern“. Nach dem <strong>Stadt</strong>brand 1857 galt es, praktisch<br />

das gesamte Ortszentrum wieder aufzubauen. Leider, so der Archivar, ist der damals<br />

erstellte Ortsbauplan nicht mehr aufzufinden. Der Ortskern wurde in Richtung Süden<br />

(Baumannstraße) erweitert.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg war <strong>die</strong> Wohnungsnot riesig, <strong>die</strong> Einwohnerzahl stieg von<br />

5000 auf 7000. Siedlungen wie <strong>die</strong> Neue Heimat und <strong>die</strong> Landessiedlung wurden gebaut.<br />

Fritz Baier und Karl Hettich erzählten anschaulich, wie hart erarbeitet das eigene<br />

Häuschen war. Jeder Siedler musste 2000 Arbeitsstunden leisten und 25 500 Mark zahlen.<br />

Bei einem Stundenlohn von einer Mark war das eine Menge Geld. Der Alltag sah für <strong>die</strong><br />

Siedler so aus: nach der Fabrik, 48-Stunden-Woche, galt es, noch vier bis fünf Stunden<br />

auf dem Bau zu schuften. An Samstagen wurde vormittags in der Firma gearbeitet,<br />

danach oft bis Mitternacht am Haus. <strong>Die</strong> Häuser wurden unter der Regie der Neuen


Heimat gemeinschaftlich gebaut. Wer welches Haus bezog, das wurde abgesprochen<br />

oder notfalls ausgelost.<br />

Kurioses am Rande wusste Fritz Baier zu berichten: ein Darlehen war an „Kleintierhaltung“<br />

gebunden, wie sich allerdings erst nach Bezug der Häuser herausstellte. Kaum jemand<br />

hielt Hühner oder Hasen. Um <strong>die</strong> Vorschrift zu erfüllen, bauten <strong>die</strong> Siedler eilends<br />

Kleintierställe, <strong>die</strong> sich als Geräteschuppen bewährten. Zwei Sommer packten junge Leute<br />

einer schwedischen Hilfsorganisation beim Bau mit an.<br />

Trinkwasser und Energie waren weitere Themen. „Hut ab, wie weitsichtig <strong>die</strong><br />

Wasserversorgungsanlagen geplant waren“, betonte Walter Butz, der sie aus<br />

jahrzehntelanger Arbeit als Wassermeister bestens kennt. Dampfmaschinen und<br />

Wasserkraft waren im 19. Jahrhundert für <strong>die</strong> Firmen wichtigster Energielieferant. <strong>Die</strong><br />

Stromversorgung wurde erst um 1910 leidlich krisenfest.<br />

Siedler leisten 2000 Arbeitsstunden<br />

Schwarzwälder-Bote, aktualisiert am 14.01.2011 um 19:35 Uhr<br />

Vorsitzender Günter Besenfelder (links) zusammen mit Fritz Baier, einer der ersten Siedler<br />

der "Neuen Heimat". Foto: Frank-Gauckler Foto: Schwarzwälder-Bote<br />

Von Brigitte Frank-Gauckler<br />

<strong>Furtwangen</strong>. Zum Erzählnachmittag lud der Geschichts- und Heimatverein am Donnerstag<br />

Nachmittag in <strong>die</strong> "Arche", gefragt waren Informationen und Material zur<br />

Siedlungsgeschichte der letzten 50 Jahre. Ziel ist <strong>die</strong> Jahresausstellung, <strong>die</strong> ab März<br />

gezeigt werden soll.<br />

Günter Besenfelder, Vorsitzender des Heimatvereins, hatte gezielt Bürger eingeladen, von


denen er weiß, dass sie was wissen. Den Einstieg ins Thema vermittelte <strong>Stadt</strong>archivar<br />

Ludger Beckmann.<br />

Um 1800 war <strong>Furtwangen</strong> noch ein Dorf mit 2000 Einwohnern und entwickelte sich nur<br />

langsam aus den Lehenshöfen. Drei Achsen waren <strong>prägen</strong>d bis zum <strong>Stadt</strong>brand 1857.<br />

Beckmann skizzierte <strong>die</strong> Planungen danach, 1908 wurde <strong>die</strong> Friedrichschule gebaut und<br />

1922 <strong>die</strong> Siedlungshäuser, <strong>Furtwangen</strong>s Bebauung war noch nicht auf den Hügeln<br />

angelangt. Bilder von 1930 bis 1950 gleichen sich, "da tat sich siedlungstechnisch nichts".<br />

Erst in den 50er Jahren wurde wieder gebaut, 300 Familien hatten keine Wohnung, für<br />

den wachsenden Bedarf war kein Platz in der Innenstadt. <strong>Die</strong> Entwicklung wurde hier<br />

lange verschlafen, meinte Beckmann. Hochschule wie Industrie nahmen zu,<br />

Kriegsheimkehrer gründeten Familien, der Nachholbedarf war enorm, so lassen sich auch<br />

<strong>die</strong> Betonklötze an der Bregstraße erklären.<br />

1949 kam <strong>die</strong> Neue Heimat, für Vertriebene aus dem Osten, in den 50er Jahren <strong>die</strong><br />

Landsiedlung Mäderstal und Sommerberg, ab 1959 wurde am Ilben gebaut. In den 70er<br />

Jahren wurde <strong>die</strong> Bebauung auf das Areal Kussenhof ausgedehnt.<br />

In 80er und 90er Jahren war <strong>die</strong> Luft raus, nur zögerlich kam <strong>Stadt</strong>sanierung und <strong>die</strong><br />

Umgestaltung der Innenstadt in Gang.<br />

Vor allem Fritz Baier konnte viele Infos zur Entstehung der Neuen Heimat beitragen. <strong>Die</strong><br />

Siedler mussten 2000 Arbeitsstunden leisten, dann wurden <strong>die</strong> Häuser verlost. Nach 48<br />

Wochenstunden im Betrieb ging es auf <strong>die</strong> Baustelle, wo bis spät in <strong>die</strong> Nacht<br />

Fundamente ausgehoben wurden.<br />

Mit zwölf Siedlern fing es 1957 an, wusste Baier und welche Haushälfte wer bekam,<br />

entschied manchmal ein Münzwurf. Erst nach dreijährigem Pachtvertrag, also "Wohnen<br />

auf Probe", erhielt man den Kaufvertrag, ein Häuschen kostete 25500 Mark und ein Stall<br />

für Kleintiere war vorgeschrieben. Ähnlich wurde auch der Sommerberg besiedelt,<br />

ergänzte Hanswilli Pörschmann.<br />

Das Wasserversorgungssystem war gut, doch nicht selten gab es nur zwei Stunden<br />

täglich Wasser und der Druck habe oft nicht bis zum Sommerberg gereicht, so der<br />

ehemalige Wassermeister Walter Butz. Er bedauerte, dass es <strong>die</strong> vielen <strong>Stadt</strong>brunnen<br />

nicht mehr gibt.<br />

Auch Strom gab es nicht zuverlässig, was für <strong>die</strong> boomende Industrie schlecht war. So<br />

behalf man sich mit Dampfmaschinen und Wasserkraft.<br />

Fotos Pläne und sonstiges Anschauungsmaterial werden noch gesucht, um <strong>die</strong> geplante<br />

Ausstellung zu bereichern.

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