Soziale Ungleichheit und Mundgesundheit - Gesundheit Berlin eV
Soziale Ungleichheit und Mundgesundheit - Gesundheit Berlin eV
Soziale Ungleichheit und Mundgesundheit - Gesundheit Berlin eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Sebastian Ziller: <strong>Soziale</strong> <strong>Ungleichheit</strong> <strong>und</strong> M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit<br />
handen sind <strong>und</strong> je niedriger der soziale Status eines Menschen ist (SVR 2005). Als aktuelles<br />
Beispiel aus Deutschland sei hier auf die Ergebnisse der Kinder- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heitsstu-<br />
die (KIGGS) des RKI verwiesen (RKI 2007). Wissenschaftliche Studien liefern jedoch keine<br />
Belege für eine generelle ges<strong>und</strong>heitliche Verelendung der unteren sozialen Schichten in un-<br />
serer Gesellschaft. Vielmehr zeigt sich, dass auch die unterste Sozialschicht von der pro De-<br />
kade im Gesamtdurchschnitt um etwas mehr als ein Jahr wachsender Lebenserwartung pro-<br />
fitiert <strong>und</strong> auch davon, dass die in diesem Umfang alternde Bevölkerung immer gesünder alt<br />
wird. Diese sogen. Ges<strong>und</strong>heitsgewinne sind in der Bevölkerung aber ungleich verteilt <strong>und</strong><br />
die sozial bedingte <strong>Ungleichheit</strong> nimmt in den meisten europäischen Ländern weiterhin zu<br />
(Rosenbrock 2006).<br />
2. Ursachen: Die sozialen Determinanten von Ges<strong>und</strong>heit (SDOH)<br />
Der Ges<strong>und</strong>heitszustand der Bevölkerung wurde lange Zeit hauptsächlich mit der Bereitstel-<br />
lung <strong>und</strong> Finanzierung von medizinischer Versorgung erklärt. Wissenschaftliche Untersu-<br />
chungen zeigen jedoch, dass auch in hochentwickelten Industriestaaten diejenigen Gruppen<br />
der Bevölkerung das größte Risiko zu erkranken oder vorzeitig zu sterben, tragen, die über<br />
• das geringste Einkommen,<br />
• den geringsten Bildungsstand,<br />
• die geringsten Gestaltungsmöglichkeiten,<br />
• die schwächste soziale Unterstützung durch kleine soziale Netze <strong>und</strong><br />
• den geringsten politischen Einfluss, sowohl individuell als auch als Gruppe verfügen (Mielck<br />
<strong>und</strong> Bloomfield 2001).<br />
Diese Erkenntnis hat bewirkt, dass sich Wissenschaft <strong>und</strong> Politik zunehmend für die Tatsache<br />
interessieren, dass die Ges<strong>und</strong>heit sehr stark auf soziale Umwelteinflüsse, die sogenannten<br />
social determinants of health (SDOH) reagiert. Die wichtigsten SDOH mit lebenslanger Be-<br />
deutung für die (M<strong>und</strong>)Ges<strong>und</strong>heit sind (WHO, 2004):<br />
• Bildung <strong>und</strong> Fürsorge im Kindesalter,<br />
• <strong>Soziale</strong> Teilhabe/Nichtteilhabe,<br />
• Arbeitsplatzsicherheit <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen,<br />
• Einkommensunterschiede,<br />
• Stress,<br />
• <strong>Soziale</strong> Unterstützung,<br />
• Zugang zum Ges<strong>und</strong>heitssystem,<br />
• Wohn- <strong>und</strong> Ernährungssituation,<br />
• Umweltbedingungen.<br />
Ges<strong>und</strong>heit <strong>Berlin</strong> (Hrsg.): Dokumentation 13. b<strong>und</strong>esweiter Kongress Armut <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit, <strong>Berlin</strong> 2007<br />
Seite 2 von 10