Soziale Ungleichheit und Mundgesundheit - Gesundheit Berlin eV
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Sebastian Ziller: <strong>Soziale</strong> <strong>Ungleichheit</strong> <strong>und</strong> M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit<br />
Natürlich müssen auch die anderen Präventionsstrategien erwähnt werden, wenn auch nur<br />
kursorisch, die ihre Bedeutung haben, um das hohe Niveau der M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit in Deutsch-<br />
land zu halten. Insbesondere auf die Maßnahmen der Gruppenprophylaxe, wie der zielgerich-<br />
teten Fluoridlackapplikation, der Ges<strong>und</strong>heitserziehung, Ernährungsberatung sowie auf Set-<br />
tingansätze fokussieren die Autoren Grahlen <strong>und</strong> Uhlig im Rahmen dieser CD-ROM.<br />
Auf drei ges<strong>und</strong>heitspolitisch wichtige Aspekte – gewissermaßen verhältnispräventive Ansät-<br />
ze zur Verbesserung der M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit vor allem bei sozial Benachteiligten - möchte ich<br />
noch verweisen:<br />
Erstens bedarf auf Gr<strong>und</strong> der positiven Auswirkungen auf die M<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Allgemeinges<strong>und</strong>-<br />
heit der Kinder, die fehlende zahnärztliche Frühprävention bei Schwangeren einer dringen-<br />
den <strong>und</strong> konsequenten Lösung. Die Mutterschaftsrichtlinien sollten ergänzt werden mit der<br />
Forderung nach zahnmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen der werdenden Mutter im 3.<br />
<strong>und</strong> 8. Monat, um deren M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit zu gewährleisten <strong>und</strong> um dabei auch gezielt über<br />
die Kariesvermeidung beim Säugling <strong>und</strong> Kleinkind aufzuklären.<br />
Zweitens sollte die bisherige Beschränkung der zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchung<br />
für Kleinkinder auf den Zeitraum nach dem 30. Lebensmonat aufgehoben <strong>und</strong> zahnärztliche<br />
Kontrolluntersuchungen ab dem 6. <strong>und</strong> 20. Monat vorverlegt werden, weil frühkindliche Ka-<br />
ries bereits kurz nach dem Durchbruch der Oberkieferfrontzähne ab dem 6. Monat einsetzen<br />
kann. Das Kind gehört dem Zahnarzt vorgestellt.<br />
Und drittens sieht das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz, das 2007 in Kraft getreten ist, für<br />
den Zeitraum ab 2009 mit der Einführung des so genannten Ges<strong>und</strong>heitsfonds u. a. eine<br />
veränderte, eine gewollt ausgabenbezogene Wettbewerbssituation unter den Kassen vor. Es<br />
besteht die Möglichkeit, dass die Finanzierung der Krankenkassen aus dem geplanten Ge-<br />
s<strong>und</strong>heitsfonds die Gefahr mit sich bringt, dass sich die GKV aus der anteiligen Finanzierung<br />
der Gruppenprophylaxe nach SGB V § 21 zurückziehen werden, um wettbewerbsfähig zu<br />
bleiben. Man stelle sich unter den neuen Finanzierungsbedingungen eine Kasse vor, die mit<br />
dem gesetzlich zugeteilten Beitrag das Leistungsaufkommen der Versicherten nicht abdecken<br />
kann ohne dafür verantwortlich zu sein. Dies kann sich für Kassen ergeben, die aufgr<strong>und</strong><br />
ihrer Versichertenstruktur mehr Beiträge benötigen. Oder das kann Kassen betreffen, die für<br />
die gleichen Leistungen höhere Vergütungen leisten müssen. Den Kassen wird nichts ande-<br />
res übrig bleiben, als im Zuge des harten Kostenmanagements in den Bereichen einzuspa-<br />
ren, in denen das Gesetz eine Leistungsverpflichtung in bestimmter Höhe nicht vorsieht. Die<br />
Maßnahmen der Gruppenprophylaxe könnten hiervon durchaus betroffen sein, da im Gesetz<br />
nur eine Kostenbeteiligung in unbestimmter Höhe vorgesehen ist.<br />
Als Hauptfinanzier der Maßnahmen <strong>und</strong> Projekte im Prophylaxebereich kommt den gesetzli-<br />
chen Krankenkassen jedoch eine zentrale Bedeutung zu. Die erzielten Präventionserfolge<br />
beruhen auch auf dem finanziellen Aufwand der GKV – für die zahnmedizinische Individual-<br />
<strong>und</strong> Gruppenprophylaxe sowie die Kinder-Früherkennungsuntersuchungen waren es im Jahr<br />
2006 immerhin mehr als 450 Mio. €. Diese Finanzmittel müssen zum Erhalt <strong>und</strong> zum weite-<br />
ren effektiven Ausbau der Prophylaxe auch in Zukunft bereit stehen. Wirklich sicher dürfte<br />
dies nur noch für das kommende Jahr 2008 sein.<br />
Ges<strong>und</strong>heit <strong>Berlin</strong> (Hrsg.): Dokumentation 13. b<strong>und</strong>esweiter Kongress Armut <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit, <strong>Berlin</strong> 2007<br />
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