<strong>Anpfiff</strong> <strong>Anpfiff</strong> 26 DAS <strong>FC</strong>E-MAGAZIN KSV Baunatal Talentschmiede der Oberliga Bernd Lichte ist so etwas wie der Volker Finke der Oberliga Hessen. „Ich weiß es gar nicht mehr genau“, antwortet der Übungsleiter des KSV Baunatal, wenn er darauf angesprochen wird, wie lange er eigentlich schon beim nordhessischen Sportverein tätig ist. 18 Jahre schätzt er. Auf jeden Fall hat der Sportlehrer 1997 als langjähriger Jugendtrainer die erste Mannschaft in der Landesliga Nord übernommen und stand für den neuen alten Kurs, den der KSV verfolgen wollte. Wurden früher sogar einzelne Bundesliga- Spieler wie Mirko Dickhaut, Thomas Pfannkuch oder Michael Mason in Baunatal geformt, warfen die Verantwortlichen in jener Zeit viele A-Jugendliche ins kalte Oberliga-Wasser und setzte wieder auf den eigenen Nachwuchs. Dieser Prozess setzte sich Jahr für Jahr fort. 2001 sogar beinahe mit dem Erfolg, in die Regionalliga aufgestiegen zu sein. Zwei Punkte fehlten dem souveränen Spitzenreiter nach der Vorrunde damals auf Borussia Fulda und zum Titelgewinn in der Oberliga. 26 eigene Jugendliche (!) schaffte der Verein in den letzten sechs Jahren zu gestandenen Fußballern in der höchsten hessischen Spielklasse auszubilden. „Das findet man nicht so häufig“, sagt Lichte zurecht nicht ohne Stolz. Doch das hatte zumeist zur Folge, dass andere Vereine auf die Baunataler Talente aufmerksam wurden. Das war vor der Runde nicht anders. Mit Trainer-Sohn Henning Lichte, Stefan Markolf (beide Mainz 05 Amateure), Tor: Marc Reichhold, André Schreiber Abwehr: Jusuf Barak, Eren Cihan, Sören Gonther, Turgay Gölbasi, Jörn Katluhn, Peter Wefringhaus, Pascal Witzke Mittelfeld und Angriff: Gazwan Avakhti, Moriba Bamba, Celebi Bayrak, Gabriel Carranza, Abel Desta, Nils Gertenbach, Carsten Laun, Jan-Moritz Lichte, Sergej Neubauer, René Ochs, Lamont Sandiford, Nico Steffen, Adem Usta Trainer: Bernd Lichte Daniel Beyer und Nima Latifiahvas (beide Hessen Kassel) verließen vier junge Stammspieler den Club, der zwischen 1976 und 1979 – mit Lichte als Spieler – mal in der Zweiten Bundesliga mitgewirkt hatte. Doch Wehklagen ist nicht Lichtes Sache. „Dass solche Spieler bei interessanten Angeboten nicht zu halten sind, ist normal, damit müssen wir leben“, sagt der Trainer. Lichte glaubt trotzdem, „den stärksten Kader seit Jahren“ beisammen zu haben. Das liegt auch an hoffnungsvollen Neuzugängen wie Adem Usta (Kassel) – der Stürmer traf bis Anfang November bereits elf Mal – Moriba Bamba (GSI Pontivy/Frankreich) oder Abdel Desta (Kickers Offenbach). Eine gewisse Spielstärke bekam der KSV Baunatal, dessen Mannschaft einen Altersdurchschnitt von etwa 22 Jahren hat, in dieser Saison auch fast immer bescheinigt. Doch die Abwehrarbeit wurde bei all dem schön anzusehenden Offensivdrang manchmal vergessen. So stand beispielsweise Baunatal auch gegen die drei Gegner aus der Spitzengruppe trotz guter Leistungen stets mit leeren Händen da – und zwischendurch sogar am Tabellenende. „Gegen <strong>Eschborn</strong> hätte nach den Anschlusstreffern zum 1:2 oder 2:3 das Spiel zu unseren Gunsten kippen können“, weiß Lichte – doch der <strong>FC</strong>E schon in den letzten zehn Minuten noch drei Tore. Beim SC Waldgirmes (1:2), der für Lichte „die absolute Sensation“ dieser Saison ist, und gegen den FSV Frankfurt (0:1) waren die Nordhessen ebenfalls gleichwertig. Die Leistungskurve des KSV Baunatal zeigte im Oktober aber nach oben, das war eindeutig. Wenn auch die Langzeitverletzten Nico Steffen (Mittelfußbruch) und Lamont Sandiford (Leistenoperation) wieder voll einsatzfähig sind, hofft Bernd Lichte, die „Suche nach der idealen Formation“ abschließen zu können. Die zog sich nämlich bis dato wie ein roter Faden durch die Saison. Kurz und knapp im Gespräch mit Trainer Bernd Lichte Mit welcher Zielsetzung sind sie in die Saison gegangen? Wir haben eigentlich mit Platz sechs bis acht gerechnet. Nun aber gilt es, bis zur Winterpause nicht mehr im Abstiegsstrudel zu sein und noch einen einstelligen Tabellenplatz zu schaffen. Wie sind sie mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden? Wir haben zu lange Hurra-Fußball gespielt und die Abwehr dabei zu oft vernachlässigt. Inzwischen haben wir aber die Fähigkeit, nicht nur die Spiele zu bestimmen, sondern auch deren Ausgang. Welche Erinnerungen verknüpfen sie an den <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Eschborn</strong>? Keine so schlechten. Im <strong>Eschborn</strong>er Aufstiegsjahr haben wir auswärts lange ein 0:0 gehalten, zu Hause ein Unentschieden geholt. Wir können auch in dieser Saison <strong>Eschborn</strong> Paroli bieten, das hat die Mannschaft im Hinspiel bewiesen. Das Ergebnis von 2:6 täuscht.
Hintere Reihe, v. l.: Trainer Bernd Lichte, Moriba Bamba, René Ochs, Gabriel Carranza, Carsten Laun, Yusuf Barak, Nils Gertenbach, Serej Neubauer, Co-Trainer Jens-Uwe Siebert. Mitte von links: Betreuer Volker Wörner, Nico Steffen, Jörn Katluhn, Jan-Moritz Lichte, Pascal Witzke, Peter Wefringhaus, Sören Gonther, Eren Cihan, Physiotherapeut Karsten Pfeiffer. Vorn von links: Jens Wörner, Celebi Bayrak,Gazwan Avakhti, Marc Reichhold, André Schreiber, Lamont Sandiford, Turgay Gölbasi, Adem Usta. 27