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LECTURES & DISCUSSIONS<br />

HEGEMONY OR PARTNERSHIP?<br />

THE TRANSATLANTIC RELATIONSHIP<br />

IN A CHANGING WORLD<br />

Fünfte Franz <strong>Haniel</strong> Lecture<br />

Duisburg, 27. März 2003


Inhalt<br />

Begrüßung<br />

Jan von Haeften 4<br />

Hegemony or Partnership?<br />

The Transatlantic Relationship in a Changing World<br />

Prof. Joseph S. Nye, Jr. 8<br />

Dr. Wolfgang Schäuble 20<br />

Über die Referenten 32<br />

Teilnehmer 34<br />

3


Jan von Haeften<br />

BEGRÜSSUNG<br />

Als vor etwa einem Jahr das Kuratorium der<br />

<strong>Haniel</strong> <strong>Stiftung</strong> sich mit der Frage, zu<br />

welchem Thema wir die diesjährige <strong>Haniel</strong><br />

Lecture ausrichten sollten, beschäftigte, beunruhigte<br />

uns die negative Entwicklung der<br />

deutsch-amerikanischen Beziehungen.<br />

Wir beobachteten zunehmende antiamerikanische<br />

Stimmungen. Gleichzeitig aber<br />

waren wir uns einig, dass der ganze bisher<br />

erfolgte Einigungs- und Integrationsprozess<br />

Europas ohne die positive Begleitung<br />

Amerikas nicht möglich gewesen wäre und<br />

auch weiterhin schwer vorstellbar ist – und<br />

hier nenne ich Ihnen zusätzlich als Stichwort<br />

die deutsche Wiedervereinigung.<br />

»Der ganze bisher erfolgte Einigungs- und<br />

Integrationsprozess Europas wäre ohne die positive<br />

Begleitung Amerikas nicht möglich gewesen.«<br />

4<br />

Die dramatische Entwicklung – Zuspitzung –<br />

des letzten halben Jahres hatten wir nicht<br />

geahnt. Tiefe Risse durch UNO, NATO und<br />

EU sind entstanden. Diese Aktualität in Verbindung<br />

mit dem sehr hohen Renommee der<br />

beiden Vortragenden des heutigen Abends<br />

haben uns so viele Gäste ins Haus gebracht,<br />

dass es heute Abend etwas eng geworden ist.<br />

BEGRÜSSUNG<br />

JAN VON HAEFTEN<br />

Die erste <strong>Haniel</strong> Lecture fand vor nunmehr<br />

zehn Jahren statt. Damals – 1993 – unternahmen<br />

wir ein Experiment. Wir wollten politisch<br />

drängende Fragen nicht nur aufgreifen und sie<br />

analysieren, wir wollten auch Anstöße zu ihrer<br />

Lösung geben.


Man darf anlässlich dieses Jubiläums wohl<br />

bilanzieren: Das „Experiment“ <strong>Haniel</strong> Lecture<br />

hat sich über die Jahre zu einer festen und<br />

erfolgreichen Institution entwickelt.<br />

Einen thematischen Schwerpunkt der <strong>Haniel</strong><br />

Lectures bildeten von Anfang an Zustand und<br />

Zukunft der Europäischen Union. Mit dieser<br />

befassten sich die Vortragenden der ersten<br />

Veranstaltung: der damals leitende Europa-<br />

Redakteur der Financial Times, David Marsh,<br />

und der Historiker Professor Hagen Schulze,<br />

heute Direktor des Deutschen Historischen<br />

Instituts in London.<br />

Auch 1996 und 2001 war Europa das<br />

Thema der Vorträge. Es ging den Referenten<br />

Jean François-Poncet und Otto von der<br />

Gablentz, Lord Brittan und Kurt Biedenkopf in<br />

diesen Vorträgen vor allem darum,<br />

Perspektiven der Europäischen Union aufzuzeigen<br />

– im Vordergrund stand die weitere<br />

Integration Europas im Zuge der Erweiterung<br />

und Öffnung vor allem gegenüber den<br />

Staaten Mittel- und Osteuropas.<br />

In meiner Begrüßung anlässlich<br />

der ersten <strong>Haniel</strong> Lecture habe<br />

ich versucht, unserem Unterfangen<br />

einen Leitgedanken voranzustellen:<br />

Angesichts der globalen<br />

Dimensionen von Politik und<br />

Wirtschaft müssen gerade wir<br />

Europäer über den Tellerrand der<br />

jeweiligen nationalstaatlichen<br />

Außen- und Sicherheitspolitik hinausblicken:<br />

„Nur gemeinsam<br />

können wir Europäer (….) unsere<br />

Interessen wirkungsvoll vertreten<br />

und unserer Verantwortung gerecht<br />

werden.“<br />

Was wird nun werden? Wird die Integration<br />

der Beitrittsländer gelingen?<br />

Wird die von Valerie Giscard d’Estaing<br />

geführte Versammlung ein brauchbares<br />

Verfassungsstatut für Europa liefern, und wird<br />

es dann auch verabschiedet? Wird in der<br />

Folge eine gemeinsame europäische Außenund<br />

Sicherheitspolitik entstehen? Werden wir<br />

dann mit „einer Stimme“ mit dem Hegemon<br />

Amerika reden und die transatlantischen<br />

Bemühungen wieder enger knüpfen können?<br />

Lassen Sie mich Ihnen die Referenten des<br />

heutigen Abends, Professor Joseph S. Nye<br />

und Dr. Wolfgang Schäuble, noch vorstellen:<br />

Joseph S. Nye lehrt seit 1964 Politische<br />

Wissenschaft an der Harvard University, seit<br />

1995 ist er Dekan der renommierten John F.<br />

Kennedy School of Government. Ein<br />

Gelehrter von Rang also. Mit internationaler<br />

Politik hat er sich allerdings nicht nur als<br />

Akademiker auseinandergesetzt, er hat sie über<br />

lange Jahre auch selbst maßgeblich gestaltet.<br />

5


Jan von Haeften<br />

BEGRÜSSUNG<br />

Unter Präsident Carter war Joe Nye von<br />

1977 bis 1979 – übertragen in die<br />

Terminologie des deutschen Regierungssystems<br />

– Staatssekretär im US-Außenministerium<br />

und Vorsitzender einer Arbeitsgruppe des<br />

Nationalen Sicherheitsrates zu Fragen der<br />

Nichtverbreitung von Nuklearwaffen. Von<br />

1993 bis 1994 war er in der Clinton-<br />

Administration Vorsitzender des National<br />

Intelligence Council – zuständig für die<br />

Koordination von nachrichtendienstlichen<br />

Berichten für den Präsidenten. Von 1994 bis<br />

1995 war Joseph Nye Staatssekretär im<br />

Verteidigungsministerium.<br />

Es nimmt daher nicht Wunder, dass Nyes<br />

Publikationen Theorie und Praxis verbinden.<br />

Sie weisen ihn in der Tat als jenen „man of<br />

many talents“ aus, als den ihn Stanly Hoffman<br />

beschrieben hat.<br />

»Nye skizziert eine Außen- und Sicherheitspolitik, die<br />

nicht auf einem hegemonialen Anspruch<br />

und dem Prinzip der Unilateralität beruht.«<br />

6<br />

Professor Nye hat zahlreiche Bücher und wissenschaftliche<br />

Artikel publiziert, in denen er<br />

sich insbesondere mit der amerikanischen<br />

Außen- und Sicherheitspolitik und Washingtons<br />

Rolle in der Weltpolitik auseinandersetzt<br />

sowie mit den Ursachen und Lösungsmöglichkeiten<br />

internationaler Konflikte. Sein<br />

Buch „Understanding International Conflicts“,<br />

das vor kurzem in der vierten Auflage<br />

erschienen ist, gehört zu den Standardlehrbüchern<br />

in Kursen zur internationalen Politik.<br />

Auch in den großen Tageszeitungen der USA<br />

veröffentlicht er regelmäßig.<br />

Zum Thema des heutigen Abends hat er<br />

mehrfach gearbeitet. In seinem jüngsten Buch<br />

„The Paradox of American Power: Why the<br />

World’s Only Superpower Can’t Go It Alone”<br />

– das Buch wird in Kürze auch in einer deutschen<br />

Übersetzung unter dem Titel “Das Paradox<br />

der amerikanischen Macht. Warum die einzige<br />

Supermacht der Welt Verbündete braucht“<br />

erscheinen – skizziert Nye eine Außen- und<br />

Sicherheitspolitik der Vereinigten Staaten, die<br />

nicht auf einem hegemonialen Anspruch und<br />

dem Prinzip der Unilateralität beruht.<br />

Es wird interessant sein zu hören, wie er vor<br />

diesem Hintergrund die aktuelle Politik der<br />

amerikanischen Regierung beurteilt und<br />

welche Chancen er sieht, uns die Beziehungen<br />

zwischen Amerika und Europa – da interessiert<br />

uns natürlich insbesondere Deutschland –<br />

wieder zu verbessern und weiter zu pflegen.<br />

Als zweiten Referenten des heutigen Abends,<br />

der sozusagen die hiesige Seite des Atlantiks<br />

vertritt, begrüße ich Dr. Wolfgang Schäuble.<br />

Als stellvertretender Vorsitzender der CDU/<br />

CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag ist Herr<br />

Schäuble vor allem für Fragen der Außen-,<br />

Sicherheits- und Europapolitik zuständig.


Seine Vita ist Teil der deutschen Zeitgeschichte<br />

und Ihnen allen bestens bekannt. Ich<br />

beschränke mich daher auf einige<br />

Stichpunkte. Als Minister im Kabinett Kohl hat<br />

Wolfgang Schäuble den Zusammenbruch des<br />

Warschauer Pakts unmittelbar erlebt und die<br />

sich in der Folgezeit herausbildende politische<br />

Ordnung in Deutschland und Europa als politischer<br />

Akteur mitgestaltet, unter anderem im<br />

Rahmen der 2+4-Verhandlungen, die den<br />

Status des wiedervereinigten Deutschlands<br />

festlegten.<br />

Er war Bundesminister für besondere Aufgaben,<br />

Chef des Kanzleramts und Innenminister,<br />

und von 1991 bis 2000 Vorsitzender der<br />

Bundestagsfraktion der CDU/CSU. Schließlich<br />

auch – als der Nachfolger Helmut Kohls – Parteivorsitzender<br />

der CDU. Zur Debatte über die<br />

Gestaltung der internationalen und der<br />

europäischen Politik hat Wolfgang Schäuble<br />

in den vergangenen Jahren nicht zuletzt auch<br />

als Autor von programmatischen Entwürfen –<br />

etwa zur zukünftigen Ordnung der Europäischen<br />

Union – immer wieder entscheidende<br />

Beiträge geleistet.<br />

»Wolfgang Schäuble hat nicht zuletzt mit programmatischen<br />

Entwürfen zur zukünftigen Ordnung der EU immer wieder<br />

entscheidende Beiträge geleistet.«<br />

Herr Dr. Schäuble, Professor Nye, wir sind<br />

gespannt auf Ihre Vorträge.<br />

7


Prof. Joseph S. Nye<br />

8<br />

HEGEMONY OR PARTNERSHIP?<br />

THE TRANSATLANTIC RELATIONSHIP IN A CHANGING WORLD<br />

HEGEMONY OR PARTNERSHIP?<br />

THE TRANSATLANTIC RELATIONSHIP<br />

IN A CHANGING WORLD<br />

Seit dem Römischen Reich hat<br />

keine Nation alle anderen so<br />

sehr überragt, wie die Vereinigten<br />

Staaten dies heute tun. In den<br />

Worten des Economist „überspannen<br />

die Vereinigten Staaten<br />

den Globus wie ein Koloss.<br />

Dieser beherrscht die Geschäftswelt,<br />

den Handel und die<br />

Kommunikation. Die Vereinigten<br />

Staaten sind die größte Wirtschaftsmacht,<br />

und auch ihre militärische<br />

Macht sucht ihres-<br />

gleichen.“ 1<br />

Selbst vor dem Krieg im Irak hat<br />

der französische Außenminister<br />

Hubert Védrine die Vereinigten<br />

Staaten als eine Supermacht<br />

beschrieben, die bereits über<br />

ihren Supermachtsstatus des zwanzigsten<br />

Jahrhunderts hinaus gewachsen ist. „Die<br />

Vormachtstellung der Vereinigten Staaten<br />

erstreckt sich im Augenblick auf die<br />

Wirtschaft, das Währungssystem, auf militärische<br />

Angelegenheiten, Lifestyle, Sprache<br />

und all die Produkte der Massenkultur, die die<br />

Welt überschwemmen. Dies fasziniert und<br />

formt selbst diejeningen, die den Amerikanern<br />

kritisch gegenüberstehen.“ 2<br />

PROF. JOSEPH S. NYE<br />

Oder wie es Donald Kagan und William<br />

Kristol ausgedrückt haben: „Das heutige internationale<br />

System ist nicht um ein Machtgleichgewicht<br />

herum aufgebaut, sondern um die<br />

amerikanische Hegemonie.“ 3<br />

Viele behaupten, dass durch das Anwachsen<br />

globaler Vernetzungen Globalisierung nichts<br />

weiter sei als eine Maske für amerikanischen<br />

Imperialismus. Der Spiegel berichtet, „dass<br />

amerikanische Idole und Ikonen die Welt von<br />

Katmandu bis Kinshasa, von Kairo bis<br />

Caracas prägen. Die Globalisierung trägt<br />

das Etikett Made in the USA.“ 4<br />

Es ist wahr, dass die Vereinigten Staaten<br />

zweifellos die verbleibende Supermacht der<br />

Welt sind, aber wie lange kann diese<br />

Situation weiter andauern und wie sollen die<br />

Vereinigten Staaten ihre Macht nutzen? Einige<br />

Politologen und Journalisten haben argumentiert,<br />

dass die Vorherrschaft der Vereinigten<br />

Staaten so groß ist, dass sie Jahrzehnte anhalten<br />

wird und dass dieses unipolare Jahrzehnt<br />

noch sehr viel länger dauern und zu einer Ära<br />

werden kann. Charles Krauthammer hat im<br />

Jahr 2001 argumentiert, dass „nach einem<br />

Jahrzehnt, in welchem Prometheus einen<br />

Pygmäen gespielt hat, die erste Aufgabe der<br />

neuen Regierung nun darin besteht, die<br />

Handlungsfreiheit der Amerikaner wieder klar<br />

zu machen.“


Man solle sich weigern, „den braven Weltbürger<br />

zu spielen. Der neue Unilateralismus<br />

erkennt die Einzigartigkeit der Welt an, in der<br />

wir leben und markiert so den wahren Anfang<br />

einer neuen amerikanischen Außenpolitik<br />

nach dem Kalten Krieg.“ 5<br />

Eine solche Beschreibung wie die von<br />

Krauthammer wird von vielen hinterfragt,<br />

sowohl von Liberalen als auch von<br />

Konservativen, die sich als Realisten bezeichnen<br />

und von einem Naturgesetz der<br />

Internationalen Politik ausgehen, wonach sich<br />

bei wachsender Stärke einer Nation die<br />

anderen Nationen zum Machtausgleich<br />

zusammenschließen. Als Beweis dieser These<br />

könnten sie einen indischen Journalisten<br />

zitieren, der im Jahre 2001 davon<br />

gesprochen hat, dass ein strategisches<br />

Dreieck zwischen Russland, Indien und China<br />

aufgebaut werden sollte, „um das<br />

Gegengewicht zu Amerika darzustellen in<br />

einer bedrohlich unipolaren Welt.“ 6<br />

Die<br />

Abstimmung der französischen, russischen und<br />

chinesischen Position während der Irak-<br />

Debatte in den Vereinten Nationen habe das<br />

ebenfalls gezeigt. Selbst Amerika-freundliche<br />

Stimmen wie der Economist stellen fest: „Eine<br />

Welt mit nur einer Supermacht wird keine<br />

dauerhafte Lösung sein.“ Amerikas Vormachtstellung<br />

wird nur dann die nächsten<br />

Jahrzehnte überdauern, wenn die Vereinigten<br />

Staaten der Entwicklung ihrer soft power<br />

dieselbe Aufmerksamkeit widmen wie der<br />

Entwicklung ihrer hard power. Arroganter<br />

Unilateralismus, wie wir ihn zu oft im letzten<br />

Jahr gesehen haben, wird zu einem<br />

Niedergang Amerikas führen.<br />

Europäische Machtverteilung<br />

In Bezug auf die Machtverteilung im 21.<br />

Jahrhundert ist die europäische Union noch<br />

am ehesten ein ebenbürtiger Partner der<br />

Vereinigten Staaten. Auch wenn die<br />

amerikanische Wirtschaft viermal größer ist<br />

als die Deutschlands, als dem größten Land in<br />

Europa, so ist doch die Wirtschaftsmacht<br />

Europas insgesamt der amerikanischen<br />

Wirtschaft vergleichbar. Europa hat eine ähnlich<br />

große Bevölkerung und eine sehr viel<br />

stärkere Exportwirtschaft. Dies wird sich noch<br />

»Arroganter Unilateralismus,<br />

wie wir ihn zu oft im letzten Jahr gesehen haben,<br />

wird zu einem Niedergang Amerikas führen.«<br />

weiter entwickeln, wenn die geplante<br />

Osterweiterung in den nächsten Jahrzehnten<br />

stattfindet. Europa hat ungefähr zwei Drittel<br />

der Verteidigungsausgaben der USA; es hat<br />

mehr Soldaten unter Waffen und zwei<br />

Mitglieder, die Nuklearmächte sind.<br />

9


Prof. Joseph S. Nye<br />

10<br />

HEGEMONY OR PARTNERSHIP?<br />

THE TRANSATLANTIC RELATIONSHIP IN A CHANGING WORLD<br />

In Bezug auf soft power oder wünschenswerten<br />

Machteinfluss hat Europa seit<br />

langem weltweit große Anziehungskraft. Die<br />

Idee eines Europa, welches sich um Brüssel<br />

herum vereinigt, hatte stets große Anziehungskraft<br />

für Osteuropa, aber auch für die Türkei.<br />

Die dortigen Regierungen und deren Bürger<br />

gestalten ihre Politik so, dass alles mit Brüssel<br />

harmonisiert wird. Auf dem Gebiet der<br />

Internationalen Organisationen waren die<br />

Europäer Pioniere und spielten zentrale<br />

Rollen. Schon vor einem Jahrzehnt erkannte<br />

Samuel Huntington, dass ein vereintes Europa<br />

„auf Grundlage seiner Bevölkerung, seiner<br />

Wirtschaftsressourcen, seiner gegenwärtigen<br />

und zukünftigen militärischen Macht durchaus<br />

in der Lage ist, der erhebliche Machtfaktor<br />

des 21. Jahrhunderts zu werden.“ 7<br />

Einige sehen die Vereinigten Staaten und<br />

Europa sogar auf dem Weg zu ernster, politischer<br />

Rivalität. Ein Artikel im National<br />

Review aus dem Jahre 1995 illustriert dies, in<br />

dem festgestellt wird, dass „durch die<br />

Formierung der Europäischen Gemeinschaft<br />

ein politischer Block entstanden ist, der sich<br />

gern selbst als Herausforderer der USA sieht.“ 8<br />

Die europäische Union kann jetzt bereits die<br />

amerikanische Macht auf wirtschaftlichem<br />

Gebiet effektiv eindämmen. In Bezug auf die<br />

Macht in der Welthandelsorganisation ist<br />

Europa den Vereinigten Staaten ebenbürtig.<br />

Die europäischen Länder haben z. B. die<br />

Handelssanktion gegen Kuba oder Iran blockiert.<br />

Auch die Einführung der Währungsunion und<br />

des Euro wurde von vielen Beobachtern als<br />

große Herausforderung für den US-Dollar als<br />

Leitwährung gesehen. 9<br />

Auch wenn dabei die<br />

Tiefe und Breite der US-Kapitalmärkte, welche<br />

das Halten von Währungsreserven in US-<br />

Dollar für andere Staaten attraktiv machen,<br />

unterschätzt wurde, so ist der Einfluss der<br />

Europäer auf die Kapitalmärkte und den internationalen<br />

Währungsfond dem Einfluss der<br />

Vereinigten Staaten fast gleichwertig.<br />

Die Attraktivität und Größe des europäischen<br />

Marktes hat dazu geführt, dass amerikanische<br />

Firmen ebenfalls die Zustimmungen der<br />

europäischen Kommission und der US-<br />

Kartellbehörden brauchen, um eine Fusion<br />

durchführen zu können. Im Zeitalter des<br />

Internet ist die amerikanische Administration<br />

ebenfalls darum bemüht, dass die amerikanischen<br />

Praktiken den europäischen Datenschutzbestimmungen<br />

entsprechen. Europa und<br />

die Vereinigten Staaten sind also gleicher als<br />

das manchmal erscheint: „Man mag es<br />

mögen oder nicht, aber Europa hat Standards<br />

gesetzt für den Rest der Welt beim Schutz der<br />

Persönlichkeitssphäre“, so Cherise Valle in der<br />

International Herald Tribune. 10<br />

Darüber hinaus bedeutet die Ausweitung der<br />

EU nach Zentral- und Osteuropa auch, dass<br />

die meisten europäischen Institutionen sui<br />

generis bestehen bleiben werden, sich aber<br />

zunehmend konföderaler und weniger föderal<br />

in ihrem Charakter entwickeln. Die Aussichten


auf ein föderales Europa waren wahrscheinlich<br />

schon geschwunden, als sich die ursprünglichen<br />

sechs Mitgliedsstaaten darauf geeinigt<br />

hatten, Großbritannien und skandinavische<br />

Staaten aufzunehmen. Die Frage, ob aus der<br />

EU ein einheitlicher Staat wird, kommentieren<br />

informierte Beobachter mit dem Terminus<br />

„postmoderner Politik“, innerhalb derer die EU<br />

an der Seite der nationalen Regierungen<br />

operiert, ohne diese abzulösen. 11<br />

Dies soll nicht die europäischen Institutionen<br />

und ihre Leistungen relativieren. Rechtliche<br />

Integration ist vertieft worden, Urteile des<br />

Europäischen Gerichtshofes zwingen Mitgliedsstaaten,<br />

ihre bisherigen Praktiken zu ändern,<br />

und die Zahl der Verfahren vor dem<br />

Europäischen Gerichtshof steigt jährlich um<br />

etwa 10 Prozent. 12<br />

Auf der anderen Seite<br />

spielt das Europäische Parlament eine nützliche,<br />

aber nur beschränkte Rolle, und<br />

entsprechend niedriger als bei nationalen<br />

Wahlen fällt die Wahlbeteiligung aus.<br />

Gerade auf dem Gebiet der Außen- und<br />

Sicherheitspolitik ist vieles umstritten.<br />

Im Jahre 1999, als die Europäische Union<br />

einen Koordinator für ihre Außenpolitik ernannt<br />

und auch 60.000 Militärs als Kriseneinsatzstab<br />

geplant hat, gab es einige<br />

ehrgeizige Pläne besonders in Paris, diese<br />

Truppe als eine unabhängige Streitkraft<br />

einzuführen. Andere Staaten wollten dagegen<br />

sicherstellen, die NATO und die generelle<br />

Bereitschaft der USA, sich in Europa einzubringen,<br />

dadurch nicht zu schwächen.<br />

Die Idee einer bescheidenen europäischen<br />

Streitkraft, die „trennbar, aber nicht getrennt“<br />

von der NATO sein sollte, könnte das Bündnis<br />

stärken und eine bessere Möglichkeit eröffnen,<br />

in europäischen Konflikten – wie z. B.<br />

auf dem Balkan – tätig zu werden. Natürlich<br />

ist man noch weit von der militärischen Stärke<br />

der Vereinigten Staaten entfernt, aber Europa<br />

»Europa sollte als starker Partner<br />

nicht unterschätzt werden.«<br />

ist durchaus in der Lage, Zuckerbrot und<br />

Peitsche zur Verfügung zu stellen, um hard<br />

power auszuüben, d. h. andere dazu zu<br />

bewegen, Dinge zu tun, die sie freiwillig nicht<br />

tun würden. Gleichzeitig besitzt Europa ein<br />

erhebliches Maß an soft power, d. h. die<br />

Fähigkeit, andere aus freien Stücken an sich<br />

zu binden. Europa ist also am ehesten ein<br />

ebenbürtiger Partner für die Vereinigten<br />

Staaten. Am Anfang des 21. Jahrhunderts und<br />

im Gegensatz zu dem, was die Hegemonisten<br />

in den Vereinigten Staaten im Augenblick<br />

sagen, sollte Europa als starker Partner nicht<br />

unterschätzt werden.<br />

11


Prof. Joseph S. Nye<br />

HEGEMONY OR PARTNERSHIP?<br />

THE TRANSATLANTIC RELATIONSHIP IN A CHANGING WORLD<br />

Die Transatlantischen Beziehungen:<br />

Probleme und Aussichten<br />

Dies führt zu der Ausgangsfrage, ob die<br />

Europäische Union die Vereinigten Staaten<br />

herausfordern wird – zur Frage nach der<br />

Stärke und Dauerhaftigkeit des Transatlantischen<br />

Bündnisses. Es ist ein Thema, das natürlich<br />

ganz besonders in der letzten Zeit<br />

vielfach diskutiert wurde, als es nicht möglich<br />

»Es ist wichtig zu analysieren, wie sehr und<br />

wie schnell die Vereinigten Staaten und die Europäische<br />

Union sich voneinander entfernen.«<br />

12<br />

war, genug Unterstützung für den Krieg im Irak<br />

herbeizuführen. Die transatlantischen Beziehungen<br />

sind zweifellos seit einigen<br />

Monaten erheblich angespannt. So hat Robert<br />

Kagan von der Washington Post festgestellt,<br />

dass die Europäer von der Venus, die<br />

Amerikaner dagegen vom Mars sind.<br />

Kürzliche Umfragen des Pew Research<br />

Centers haben ergeben, dass die Mehrheit<br />

der Menschen in Frankreich, Deutschland und<br />

Italien die Beziehungen zu den Vereinigten<br />

Staaten als nicht mehr so eng und positiv wie<br />

in der Vergangenheit einschätzen. Selbst die<br />

britische Bevölkerung hat ein ähnlich gespaltenes<br />

Verhältnis zu den USA. Trotz des<br />

Europabesuchs von George W. Bush<br />

dominiert in Europa die Einschätzung, dass<br />

die Interessen der Europäer sehr häufig beim<br />

Krieg gegen den Terror und mit Blick auf den<br />

Nahen Osten ignoriert wurden.<br />

Auf tieferer Ebene steht das transatlantische<br />

Bündnis in einer sich verändernden Welt<br />

großen Herausforderungen gegenüber. Mit<br />

dem Ende des Kalten Krieges ging das Gefühl<br />

der gemeinsamen Bedrohung zurück.<br />

Terrorismus und die drohende Instabilität auf<br />

dem Balkan konnten die Länder nicht mehr so<br />

stark zusammenschweißen, wie der gemeinsame<br />

Feind Sowjetunion. Nun projizieren die<br />

Europäer ihre regionalen Erfahrungen häufig<br />

auf die Weltbühne und bekennen sich zu multilateralen<br />

Ansätzen, auch wenn sie am Ende<br />

als unilateraler Block in diesen internationalen<br />

Organisationen gegen die Vereinigten<br />

Staaten stimmen. Einige der Amerikaner<br />

zahlen es ihnen dann rhetorisch entsprechend<br />

heim, wenn sie von den „Euro-Schwächlingen“<br />

sprechen. Wenn Europa dann<br />

zunehmend hinter den Vereinigten Staaten<br />

zurückbleibt, gerade in Bezug auf die<br />

Verteidigungsausgaben, interpretieren das<br />

amerikanische Analysten dahingehend, dass<br />

die Europäische Union langsam aber sicher<br />

irrelevant wird. Nachdem sich die Europäer<br />

nach dem 11. September auf Artikel 5 des<br />

Nordatlantikvertrags berufen haben, warnte<br />

Richard Perle als Vorsitzender des Verteidigungsausschusses<br />

im Pentagon davor, dass<br />

dies den Europäern Einfluss auf amerikanische<br />

Politik geben könnte. Diese Art<br />

amerikanischer Überreaktion ist jedoch sehr<br />

kurzsichtig und wird, wenn sich dies<br />

entsprechend fortsetzt, schließlich zu großen<br />

Schwierigkeiten für alle Beteiligten führen.<br />

Allgemeiner ausgedrückt ist es wichtig zu<br />

analysieren, wie sehr und wie schnell die<br />

Vereinigten Staaten und die Europäische<br />

Union sich von einander entfernen. Einige<br />

sehen bereits eine schrittweise und fortschreitende<br />

Erosion der transatlantischen Bande. 13<br />

Selbst vor dem Streit um den Irak hat Harvards<br />

Stephen Walt drei Gründe angeführt für eine<br />

solche Voraussage. Erstens wird eine fehlende<br />

gemeinsame Bedrohung den Zusammenhalt<br />

des Bündnisses schwächen, zweitens treiben<br />

die Vereinigten Staaten mittlerweile 11 /2-mal


so viel Handel mit Asien wie mit Europa, und<br />

drittens kommt es mit neuen Generationen zu<br />

immer größeren kulturellen Unterschieden<br />

zwischen den Eliten in Europa und Amerika.<br />

Oder in den Worten eines italienischen<br />

Autors: „Kollektive Befürchtungen in Bezug auf<br />

die Vereinigten Staaten scheinen das einzige<br />

Band zwischen den Europäischen Staaten zu<br />

sein. Schreckliche Geschichten über die<br />

Todesstrafe in den Vereinigten Staaten,<br />

Schießereien in den Schulen, erbarmungsloses<br />

Marktverhalten, das sind die Dinge, die in der<br />

europäischen Presse sehr stark erwähnt werden.<br />

Auf der anderen Seite des Atlantiks<br />

spricht man sehr häufig von der europäischen<br />

Überalterung, hohen Arbeitslosenzahlen und<br />

den zu niedrigen Verteidigungsausgaben. Es<br />

gibt keine Anzeichen von Gemeinsamkeiten<br />

zwischen den Partnern, welche die Welt weiterhin<br />

als ‚der Westen‘ zusammenfasst.“ 14<br />

Ein wichtiges politisches Thema mit globalen<br />

Konsequenzen scheint die Frage zu sein, auf<br />

welche Weise die Bush-Administration den<br />

Krieg gegen den Terrorismus führt. Seit dem<br />

11. September sind die Unterschiede zwischen<br />

den Vereinigten Staaten und ihren<br />

Verbündeten gerade in Europa sehr groß<br />

geworden. Die Vereinigten Staaten haben<br />

den Verteidigungshaushalt sehr stark ausgeweitet,<br />

einen Krieg in Afghanistan und Irak<br />

geführt und eine neue Strategie entwickelt,<br />

die einen Präventivschlag gleich in einen<br />

Präventiv-Krieg umgemünzt hat. Die europäischen<br />

Verbündeten haben zwar in Afghanistan<br />

noch zusammengearbeitet, haben aber dennoch<br />

zum Ausdruck gebracht, dass die<br />

Reaktion der Vereinigten Staaten übertrieben<br />

ist. In den Worten eines französischen<br />

Beobachters: „Die meisten Europäer akzeptieren<br />

nicht den Begriff ‚Krieg‘ gegen den<br />

Terrorismus. Die Europäer fürchten, dass die<br />

Amerikaner einen endlosen Krieg beginnen,<br />

ohne die möglichen Folgen zu betrachten.“<br />

Deshalb sind die divergierenden Haltungen<br />

nicht überraschend. Nach der Tragödie am<br />

11. September fühlten die Amerikaner eine<br />

stärkere und sehr viel größere Dringlichkeit zu<br />

handeln. Viele andere Regierungen waren<br />

darum bemüht, ihre eigene Bevölkerung nicht<br />

zu sehr zu verängstigen oder auch die<br />

Beziehungen zu den muslimischen Minderheiten<br />

nicht zu verschlechtern. Einige hielten<br />

die amerikanische Außenpolitik für den<br />

Auslöser der Tragödie und erklärten, dass es<br />

daher notwendig sei, sich von den<br />

Vereinigten Staaten zu distanzieren. Auch<br />

Europa hat selbst einige schwere Zeiten des<br />

Terrors erlebt in den 1970er und 1980er<br />

Jahren und konnte diesen Terrorismus dennoch<br />

überwinden, ohne die Demokratie zu<br />

beschädigen. Terrorismus war ein Ärgernis,<br />

das man beherrschen musste, aber welches<br />

keinen grundsätzlichen Gesinnungswandel<br />

zur Folge hatte. Die politische Rhetorik des<br />

»Die politische Rhetorik des „Bösen“ und<br />

des „Krieges“ scheint vielen<br />

auf der anderen Seite des Atlantiks<br />

eher fremd und alarmierend vorzukommen«.<br />

„Bösen“ und des „Krieges“, die Bush benutzt<br />

hat, um die amerikanische Öffentlichkeit zu<br />

mobilisieren, scheint vielen auf der anderen<br />

Seite des Atlantiks eher fremd und alarmierend<br />

vorzukommen.<br />

Selbst, wenn die Auffassungen zwischen<br />

unterschiedlichen politischen Kulturen natürlich<br />

unterschiedlich und nicht außergewöhnlich<br />

sind, so kann man dennoch feststellen, dass<br />

13


Prof. Joseph S. Nye<br />

HEGEMONY OR PARTNERSHIP?<br />

THE TRANSATLANTIC RELATIONSHIP IN A CHANGING WORLD<br />

ausufernde Unterschiede zu Schwierigkeiten<br />

führen können. Bis vor kurzem haben die<br />

unterschiedlichen Auffassungen der europäischen<br />

und amerikanischen Verbündeten in<br />

Bezug auf den Terrorismus nur geringe<br />

Auswirkungen gehabt. Jetzt aber blickt man<br />

auf die weitergehenden Entwicklungen. Man<br />

erkennt, dass die neuen terroristischen<br />

Bedrohungen immer unbeherrschbarer werden.<br />

Gleichzeitig stellt man fest, dass<br />

Fortschritt auch die „Demokratisierung von<br />

Technologie“ zur Folge hatte, welche die<br />

Instrumente der Massenzerstörung jetzt kleiner,<br />

billiger und auch für verschiedene Individuen<br />

verfügbarer macht. Die Kosten für eine<br />

Flugzeugentführung sind manchmal nur sehr<br />

wenig höher als der Preis eines Flugtickets.<br />

»Die Kosten für eine Flugzeugentführung<br />

sind manchmal nur sehr wenig höher als der<br />

Preis eines Flugtickets.«<br />

14<br />

Der nächste Schritt in der Eskalation des<br />

Terrorismus könnte sehr große Auswirkungen<br />

auf unsere stä<strong>dt</strong>ische Zivilisation in Europa<br />

und in den Vereinigten Staaten haben.<br />

Was geschieht dann mit Blick auf die<br />

Besiedlung von urbanen Zentren, was mit den<br />

Immobilienpreisen, mit Museen und Theatern,<br />

wenn ein zukünftiger terroristischer Anschlag<br />

nicht nur zwei Bürogebäude, sondern ganz<br />

Manhattan oder einen großen Teil von Paris<br />

oder Berlin zerstören kann? Der neue<br />

Terrorismus hat ein anderes Gesicht als der<br />

Terrorismus der 1970er Jahre durch die IRA<br />

oder die Roten Brigaden. Die Verwundbarkeit<br />

ist nicht nur auf eine einzelne Gesellschaft<br />

beschränkt. Die Europäer brauchen nicht die<br />

gesamte Rhetorik oder die Politik von George<br />

W. Bush zu akzeptieren, um zu begreifen,<br />

dass Bush an einem<br />

zentralen Punkt richtig<br />

liegt: Business as<br />

usual reicht nicht<br />

mehr zur Bewältigung<br />

der anstehenden Probleme.<br />

Was oftmals<br />

auch von George<br />

W. Bush nicht genügend<br />

betont wird, ist<br />

die Tatsache, dass<br />

eine Zusammenarbeit<br />

zwischen Europa und<br />

Amerika gerade in<br />

dieser Frage von entscheidenderBedeutung<br />

ist, und dass die<br />

Vereinigten Staaten Europa als gleichberechtigten<br />

Partner behandeln müssen.<br />

Weitere Differenzen ergeben sich beim<br />

Thema NATO: Einige Anhänger von Präsident<br />

Bush stellen manchmal in Frage, ob das<br />

Bündnis noch relevant ist und ob die<br />

Aufrechterhaltung der NATO noch im<br />

amerikanischen Interesse ist. Dies ist ein beunruhigender<br />

Standpunkt. Ebenfalls ungeklärt ist<br />

die Frage, wie man am besten mit Saddam<br />

Husseins Verletzung der UN-Resolutionen<br />

umgeht. Bedeuten dererlei Fragen das Ende<br />

der Zusammenarbeit zwischen Europa und<br />

den Vereinigten Staaten? Ich denke und hoffe<br />

fest, dass dies nicht der Fall sein wird.<br />

Obwohl die Unterschiede in der Politik und im<br />

öffentlichen Bewusstsein real und wichtig<br />

sind, sind Berichte über die Spaltung des<br />

transatlantischen Bündnisses häufig übertrieben.<br />

Vor einem Jahrzehnt wurde z. B.<br />

propagiert, dass die NATO am Ende sei. Es<br />

wurde vorausgesagt, dass das wiedervereinigte<br />

Deutschland die Bande zu Europa<br />

schwächen und sich mit Russland verbinden


wird. Heute stellt die NATO immer noch die<br />

beste Versicherungspolice dar gegen den Fall,<br />

dass Russland zu einer autokratischen<br />

Bedrohung wird. Sie sichert die Integration<br />

Deutschlands in einem größeren Verteidigungsraum,<br />

der auch für uns Amerikaner sehr<br />

wichtig ist, und die NATO bietet auch Sicherheit<br />

gegen neue Bedrohungen auf dem Balkan,<br />

im Mittelmeerraum und im Nahen Osten.<br />

So unwahrscheinlich die Abschaffung des<br />

NATO-Bündnisses ist, so erheblich unwahrscheinlicher<br />

ist eine wirtschaftliche Trennung<br />

zwischen den Amerikanern und der<br />

Europäischen Union. Neue Technologien,<br />

Flexibilität auf den Arbeitsmärkten und<br />

risikoorientiertes Kapital in einer modernen<br />

Unternehmenskultur machen den amerikanischen<br />

Markt sehr attraktiv für europäische<br />

Investoren. Direkte Investitionen in beide<br />

Richtungen sind höher als die Investitionen<br />

von und aus Asien und verknüpfen die jeweiligen<br />

Volkswirtschaften eng miteinander. Ein<br />

Drittel des Handels geschieht<br />

mittlerweile innerhalb transnationaler<br />

Unternehmen. Natürlich<br />

führt dies ab und an zu Konflikten<br />

in der Innenpolitik aller Demokratien,<br />

aber es ist immer noch<br />

eine Entwicklung, die für alle<br />

Parteien positiv sein kann, sofern<br />

man zur Kooperation imstande<br />

ist. Der Handel zwischen<br />

Amerika und Europa ist ausgeglichener<br />

als der Handel zwischen<br />

den Vereinigten Staaten und<br />

Asien. Während es immer Differenzen<br />

geben wird in Bezug auf<br />

wirtschaftspolitische Fragen, so geht dies<br />

doch stets einher mit der Fähigkeit zum<br />

Kompromiss, bei welchem keine Seite der<br />

anderen die jeweilige Position aufzwingen<br />

kann. Kooperation wird sich durchsetzen, auch<br />

wenn viel davon abhängen wird, ob es gelingt,<br />

politisch polarisierende Entscheidungen<br />

zu vermeiden.<br />

Auf kultureller Ebene haben sich Amerikaner<br />

und Europa seit mehreren Jahrhunderten angefeindet<br />

und gleichzeitig bewundert. Trotz aller<br />

Beschwerden über McDonalds ist es<br />

keineswegs so, dass jemand die Franzosen<br />

und andere Europäer zwingen würde, dort zu<br />

essen! Oder wie Karsten Voigt es einmal ausgedrückt<br />

hat: „Der Unterschied zwischen der<br />

Außen- und Innenpolitik ist mehr und mehr verschwunden,<br />

je mehr unsere Gesellschaften<br />

miteinander verwoben waren. Deshalb kommen<br />

emotionale Fragen, wie mit genetisch<br />

veränderten Nahrungsmitteln oder in Bezug<br />

auf Scheidungskinder in internationalen<br />

Scheidungen zu verfahren ist, stärker an die<br />

Oberfläche. In gewissem Sinne war eine<br />

Außenpolitik, die mit Interessen statt mit Moral<br />

oder Emotionen zu tun hat, einfacher.“ 15<br />

Auch ist es wahr, dass die amerikanischen<br />

Verbraucher ebenfalls einen Vorteil daraus<br />

ziehen können, dass die Europäer Anstrengungen<br />

übernehmen in Fragen von Daten-<br />

15


Prof. Joseph S. Nye<br />

HEGEMONY OR PARTNERSHIP?<br />

THE TRANSATLANTIC RELATIONSHIP IN A CHANGING WORLD<br />

schutzbestimmungen oder Anti-Kartellmaßnahmen.<br />

Die Amerikaner und Europäer teilen<br />

doch im weiteren Sinne gemeinsame Werte in<br />

Bezug auf die Demokratie und die Menschen-<br />

»Die Amerikaner und Europäer teilen<br />

gemeinsame Werte in Bezug auf die Demokratie<br />

und die Menschenrechte.«<br />

16<br />

rechte. Genauer betrachtet ist es so, dass<br />

weder die Vereinigten Staaten noch die<br />

Europäer die vitalen Eigeninteressen oder die<br />

Interessen der anderen Seite bedrohen. Wir<br />

sollten erkennen, dass es keine anderen<br />

Länder gibt, die tiefere Werte teilen. Ob am<br />

Ende diese tieferen Werte oder die oberflächlichen<br />

Spannungen wichtiger sind, hängt<br />

stark davon ab, wie die USA ihre Karten<br />

ausspielt und wie sich Europa dazu stellt. Die<br />

französische Zeitung Le Monde, die häufig<br />

die amerikanische Politik kritisiert, sagte nach<br />

dem September 2001, dass wir alle Amerikaner<br />

sind. Das ‚Gespenst des Isolationismus’<br />

der Vereinigten Staaten, welches während<br />

des Kalten Krieges in Europa umging, wurde<br />

nun ersetzt durch das ‚Gespenst der<br />

amerikanischen Unilateralität’. „Es herrscht die<br />

Auffassung vor, dass die Amerikaner sehr häufig<br />

unilateral politische Maßnahmen entscheiden<br />

unter geringer Rücksichtnahme auf die Interessen<br />

anderer Nationen, so als ob die Amerikaner<br />

ihre eigenen Interessen mit den globalen<br />

Interessen verwechseln.“ 16<br />

Diese Reibungen führen natürlich zu einem<br />

Auseinanderdriften, jedoch nicht zu einer<br />

scharfen Scheidung. In jedem Fall haben sie<br />

aber schädigende Wirkung. Die Vereinigten<br />

Staaten verlieren wichtige Möglichkeiten für<br />

die Zusammenarbeit in der Lösung globaler<br />

Probleme. Sie verlieren den besten Partner für<br />

die Förderung der Werte der Demokratie und<br />

der Menschenrechte. Europa bleibt der Teil<br />

der Welt, der uns am nächsten steht in Bezug<br />

auf die grundlegenden Werte und Interessen.<br />

Oder wie mein Kollege Samuel Huntington es<br />

gesagt hat: „Eine gesunde Zusammenarbeit<br />

mit Europa ist das Gegengift für die<br />

Einsamkeit der Supermachtsposition der<br />

Vereinigten Staaten.“ 17<br />

Die Unilateralität der Vereinigten Staaten führt<br />

nicht zu einem feindlichen Europa als militärischem<br />

Herausforderer, aber wir sollten<br />

vielleicht unsere Möglichkeiten zur Partnerschaft<br />

in Zukunft besser nutzen.<br />

Die drei Dimensionen von Macht im globalen<br />

Informationszeitalter<br />

Auch für den wahrscheinlichen Fall, dass die<br />

Vereinigten Staaten das mächtigste Land bis<br />

weit ins 21. Jahrhundert hinein bleiben sollten,<br />

ändert dies doch nichts an den grundsätzlichen<br />

Verschiebungen innerhalb der globalen<br />

Machtverteilung. Nach dem Zusammenbruch<br />

der Sowjetunion wurde die Welt von<br />

einigen als unipolar, von anderen als multipolar<br />

beschrieben. Beide Gruppen liegen<br />

richtig, aber gleichzeitig auch wieder nicht,<br />

denn beide nehmen Bezug auf Macht-


dimensionen, die sich nicht länger nur<br />

homogen in Kategorien militärischer Überlegenheit<br />

beschreiben lassen. Der Begriff<br />

„Unipolarität“ ist missverständlich, da es das<br />

Ausmaß, in welchem die Vereinigten Staaten<br />

auf verschiedene Dimensionen der Weltpolitik<br />

Einfluss nehmen kann, überschätzt. „Multipolarität“<br />

hat den Fehler, dass der Begriff von<br />

staatlichen Akteuren ausgeht, die sich auf<br />

gleicher Ebene befinden.<br />

Machtverhältnisse zwischen Staaten lassen<br />

sich vergleichen mit dem Aufbau eines dreidimensionalen<br />

Schachspiels. Man spielt auf<br />

drei Ebenen gleichzeitig, auch verzahnt auf<br />

horizontaler und vertikaler Ebene. Auf militärischer<br />

Ebene sind die Vereinigten Staaten<br />

sehr dominant, und ich denke nicht, dass die<br />

Europäer sie für Jahrzehnte ablösen können.<br />

Zunächst einmal sehen wir keine Bedrohungen<br />

mehr durch Russland, aber wenn wir uns die<br />

anderen Ebenen anschauen, z. B. die<br />

wirtschaftliche, so sind diese nicht mehr rein<br />

unipolar. Japan, Deutschland, Frankreich sind<br />

alle sehr große Spieler, und die Amerikaner<br />

können keine Maßnahmen ohne Unterstützung<br />

durchsetzen. Wenn wir uns die unterste Stufe<br />

des dreidimensionalen Schachspiels anschauen,<br />

so befinden sich dort die transnationalen<br />

Beziehungen, also Beziehungen außerhalb<br />

der Kontrolle der Regierung, wo wir z. B.<br />

transnationale Unternehmen haben, die<br />

Entscheidungen treffen oder auch Terroristen,<br />

die grenzüberschreitend ihre Waffen austauschen.<br />

Gerade auf dieser Ebene wird die<br />

Gefahr des Chaos sehr groß, und es fehlt an<br />

Ordnung. Wir müssen unsere Unipolarität<br />

nutzen und alle drei Ebenen des Schachspiels<br />

in Betracht ziehen. Wenn wir über die<br />

transnationalen Beziehungen allein in<br />

Kategorien von amerikanischer Hegemonie<br />

oder Macht reden, dann ziehen wir nicht in<br />

Betracht, dass die unterschiedlichen Ebenen<br />

sich gegenseitig beeinflussen. Die Unilateralisten<br />

in den Vereinigten Staaten konzentrieren<br />

sich zu sehr auf das oberste Schachbrett,<br />

ohne die beiden anderen Bretter mit in<br />

Betracht zu ziehen. Genau dies wurde auch<br />

deutlich in Afghanistan, wo die amerikanische<br />

Militärmacht notwendig war, um das Taliban-<br />

Regime zu bekämpfen. Gleichzeitig war rein<br />

militärische Macht aber nicht ausreichend, um<br />

auch gegen Al-Qaida vorzugehen, eine<br />

transnationale terroristische Organisation, die<br />

mehrere Länder umspannt.<br />

Die einzige Möglichkeit, dieses transnationale<br />

Netzwerk zu entwirren, sind erhebliche<br />

Anstrengung auch auf ziviler Ebene,<br />

Kooperationen zwischen den Polizei- und<br />

»Machtverhältnisse zwischen Staaten<br />

lassen sich vergleichen mit dem<br />

Aufbau eines dreidimensionalen Schachspiels.«<br />

Zollkräften usw. Amerikanische Unilateralisten,<br />

die sich nur auf das oberste<br />

Schachbrett konzentrieren und die anderen<br />

beiden Bretter vergessen, laufen Gefahr, dass<br />

17


Prof. Joseph S. Nye<br />

HEGEMONY OR PARTNERSHIP?<br />

THE TRANSATLANTIC RELATIONSHIP IN A CHANGING WORLD<br />

sie langfristig das Spiel insgesamt verlieren.<br />

Und das ist meiner Meinung nach das große<br />

Risiko, dem die Vereinigten Staaten im<br />

Augenblick gegenüberstehen. Wenn wir all<br />

die neuen Herausforderungen und Bedrohungen<br />

durch den internationalen Terrorismus<br />

angehen, dann können wir das nicht allein<br />

tun. Wir bewältigen diese Aufgabe nicht<br />

»Wir müssen viele der bereits bestehenden<br />

Partnerschaften zwischen<br />

Amerika und Europa fördern.«<br />

18<br />

ohne Europa und ohne unsere Partner. Je<br />

schneller wir uns mit unseren Partnern verbünden,<br />

umso besser. Und genau dies ist<br />

eigentlich die Tragödie der gegenwärtigen<br />

Diplomatie bzw. der Abwesenheit von<br />

Diplomatie auf beiden Seiten. Ich hoffe, dass<br />

dieser Misstand möglichst schnell beseitigt werden<br />

kann, nachdem der Krieg zu Ende ist.<br />

Um zur Schlussfolgerung zu kommen: Ich<br />

stelle fest, dass die Realitäten, denen sich die<br />

Vereinigten Staaten im Augenblick gegenüber<br />

sehen angesichts der komplexen Machtverteilung<br />

im 21. Jahrhundert darin bestehen,<br />

dass immer mehr Faktoren außerhalb der<br />

Kontrolle selbst des mächtigsten Staates<br />

liegen. Der 11. September hätte als Weckruf<br />

gelten sollen. Obwohl die Vereinigten Staaten<br />

das traditionelle Machtspiel beherrschen, können<br />

diese Maßnahmen nicht alles umfassen.<br />

Unter dem Einfluss der Informationsrevolution<br />

und der Globalisierung ändert sich die<br />

Weltpolitik in einer Art und Weise, dass<br />

Amerika nicht alle internationalen Ziele im<br />

Alleingang erreichen kann. Den Vereinigten<br />

Staaten fehlen die nationalen und internationalen<br />

Voraussetzungen, um Konflikte zu<br />

lösen, die sich in anderen Gesellschaften<br />

abspielen. Die Vereinigten Staaten müssen<br />

internationale Koalitionen mobilisieren, um<br />

gemeinsame Bedrohungen und Interessen zu<br />

erkennen. Wir müssen lernen, wie wir besser<br />

teilen und gleichzeitig führen können. Dies<br />

bedeutet, dass wir viele der bereits bestehenden<br />

Partnerschaften zwischen Amerika und<br />

Europa fördern müssen. Ein britischer<br />

Beobachter hat geschrieben: „Das Paradoxon<br />

der amerikanischen Macht am Ende des<br />

Jahrtausends besteht darin, dass sie zu groß<br />

ist, um von irgendeinem anderen Staat herausgefordert<br />

zu werden, aber nicht groß genug,<br />

um Probleme zu lösen wie den globalen<br />

Terrorismus und die Verbreitung von Nuklearwaffen.<br />

Amerika braucht die Hilfe und den<br />

Respekt anderer Nationen.“ 18<br />

Wir sind fraglos in großen Schwierigkeiten,<br />

wenn wir – als Hegemonialmacht und nicht<br />

als Partner handelnd – dies nicht begreifen.


1<br />

„America’s World”, The Economist, 23. Oktober 1999, 15.<br />

2<br />

Lara Marlowe, „French Minister Urges Greater UN Role to<br />

Counter US Hyperpower”, The Irish Times, 4. November<br />

1999, 14.<br />

1998 schuf Védrine den Terminus „hyperpower”, um die<br />

USA zu charakterisieren, denn „das Wort ,Superpower’<br />

scheint mir zu eng verbunden mit dem Kalten Krieg und militärischen<br />

Fragen.”, in: Hubert Védrine with Dominique<br />

Moisi, France in an Age of Globalization (Washington,<br />

D.C.: Brookings Institution Press, 2001), 2.<br />

3<br />

Donald Kagan and William Kristol, „The Present Danger”,<br />

The National Interest, Frühjahr 2000.<br />

4<br />

William Drozdiak, „Even Allies Resent U.S. Dominance”,<br />

Washington Post, 4. November 1997, 1.<br />

5<br />

Charles Krauthammer, „The New Unilateralism”, The<br />

Washington Post, 8. Juni 2001, 29.<br />

6<br />

Sunanda K. Datta-Ray, „Will Dream Partnership Become<br />

Reality?” The Straits Times (Singapore), 25. Dezember<br />

1998, 46.<br />

7<br />

Samuel Huntington, „The U.S.–Decline or Renewal?” Foreign<br />

Affairs, Winter 1988–89, 93.<br />

8<br />

David Pryce-Jones, „Bananas Are the Beginning: The<br />

Looming War Between America and Europe”, National<br />

Review, 5. April 1999.<br />

9<br />

Martin Feldstein, „EMU and International Conflict”, Foreign<br />

Affairs, November-Dezember 1997.<br />

10<br />

Cherise Valles, „Setting the Course on Data Privacy”,<br />

International Herald Tribune, 28. May 28 2001, 13.<br />

11<br />

Andrew Moravscik, „Despotism in Brussels?” Foreign<br />

Affairs, Mai-Juni 2001, 121.<br />

12<br />

Roger Cohen, „A European Identity: Nation-State Losing<br />

Ground”, New York Times, 14. Januar 2000, A3.<br />

13<br />

See Charles Kupchan, „The End of the American Era” (New<br />

York: Knopf, 2002).<br />

14<br />

Gianna Riotta, „The Coming Identity War”, Foreign Policy,<br />

September-Oktober 2000, 87.<br />

15<br />

Roger Cohen, „Tiffs over Bananas”.<br />

16<br />

Pascal Boniface, „The Specter of Unilateralism”, The<br />

Washington Quarterly, Sommer 2001,158.<br />

17<br />

Samuel Huntington, „The Lonely Superpower”, Foreign<br />

Affairs, März-April 1999, 48.<br />

18<br />

Sebastian Mallaby, „A Mockery in the Eyes of the World”,<br />

Washington Post, 31. Januar 1999, B5.<br />

19


Dr. Wolfgang Schäuble<br />

HEGEMONY OR PARTNERSHIP?<br />

THE TRANSATLANTIC RELATIONSHIP IN A CHANGING WORLD<br />

»Schon als die Bedrohung<br />

in der Entspannungspolitik<br />

nicht mehr so stark empfunden wurde,<br />

kamen Schwierigkeiten auf.«<br />

20<br />

HEGEMONY OR PARTNERSHIP?<br />

THE TRANSATLANTIC RELATIONSHIP<br />

IN A CHANGING WORLD<br />

DR. WOLFGANG SCHÄUBLE<br />

Am 24. Februar 2003 wurde in einer<br />

Feierstunde des 100. Geburtstags von Franz<br />

Burda gedacht. Zur musikalischen Umrahmung<br />

wurde seine Lieblingssinfonie gespielt, und<br />

das war für den ziemlich erd- und heimatverbundenen<br />

Offenburger Verleger, dessen<br />

Vorfahren aus Böhmen stammten und der nicht<br />

nur im deutschen Medien-, sondern besonders<br />

auch im amerikanischen Druckgeschäft erfolgreich<br />

war, Antonin Dvoráks 9. Sinfonie „Aus<br />

der neuen Welt“. Mir ist bei dieser wunderbaren<br />

Musik durch den Kopf gegangen, wie<br />

viel wir der Begegnung von alter und neuer<br />

Welt verdanken und in welche vor kurzem<br />

noch kaum für möglich gehaltenen Turbulenzen<br />

die transatlantischen Beziehungen<br />

geraten sind. Große Verbrecher haben in der<br />

Geschichte des Öfteren viel in Bewegung<br />

gebracht, und so gesehen kann sich Saddam<br />

Hussein die Hände reiben: Europa gespalten,<br />

der Weltsicherheitsrat substantiell in seiner<br />

Ordnungsfunktion in Frage gestellt und die<br />

transatlantischen Beziehungen in der vermutlich<br />

größten Krise seit ihrem Bestehen.<br />

Aber wie immer werden in der aktuellen<br />

Zuspitzung in Wahrheit länger wirkende<br />

Entwicklungen und tiefer liegende Ursachen<br />

sichtbar. „Changing world“, zwei Daten verleihen<br />

dem symbolisch Ausdruck, der 9. November<br />

1989 und der 11. September 2001.<br />

Das erstere steht für das Ende der Weltordnung<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg. Die<br />

gemeinsam empfundene Bedrohung zu Zeiten<br />

des Ost-West-Konflikts war Grundlage des<br />

atlantischen Bündnisses. Schon als die Bedrohung<br />

in der Entspannungspolitik nicht mehr so<br />

stark empfunden wurde, kamen Schwierigkeiten<br />

auf, für die statt aller anderen nur an<br />

die Auseinandersetzungen um den NATO-


Doppelbeschluss oder auch um Präsident<br />

Reagans Pläne für ein weltraumgestütztes<br />

Raketenabwehrsystem in den 1980er Jahren<br />

erinnert sei.<br />

Wie wichtig gemeinsam empfundene<br />

Bedrohung als Grundlage transatlantischer<br />

Beziehungen immer war, konnte man in den<br />

Details der sicherheitspolitischen Debatte<br />

während des kalten Kriegs studieren, wo es<br />

vielfältig um die Frage ging, dass es im<br />

atlantischen Bündnis eben nicht Zonen unterschiedlicher<br />

Sicherheit geben sollte.<br />

Und dann der Schock des 11. September, mit<br />

dem das ganze Ausmaß, was „Changing<br />

world“ eben auch bedeutet, mit einem Schlag<br />

auf der Tagesordnung stand. Globalisierung<br />

nicht nur der Märkte und Finanzströme, sondern<br />

auch eines weltweiten Spannungspotenzials,<br />

das aus der Gleichzeitigkeit des<br />

Ungleichzeitigen folgt. Wachsender Wohlstand,<br />

auch Ressourcenverbrauch auf der<br />

einen Seite, Massenarbeitslosigkeit und<br />

zunehmende globale ökologische<br />

Bedrohungen auf der<br />

anderen. Weltumspannende Kommunikation<br />

und Information in<br />

real time bei ungeheuer großen<br />

Unterschieden in Entwicklung,<br />

politischer Sozialisation und kultureller<br />

wie religiöser Identität und<br />

dazu noch eine dramatisch unterschiedliche<br />

demographische Entwicklung<br />

in den verschiedenen<br />

Teilen der Erde – Spannungen<br />

und Spaltungen ohne Ende<br />

müssen die zwangsläufige Folge<br />

sein. So ist die Verwundbarkeit<br />

der modernen Zivilisation mit<br />

ihren grandiosen Möglichkeiten<br />

und dem damit notwendig ver-<br />

bundenen Gefahrenpotenzial sichtbar geworden.<br />

Durch die zunehmende Verbreitung von<br />

Massenvernichtungswaffen wird dieses noch<br />

einmal erhöht.<br />

Der 9. November 1989 steht auch symbolisch<br />

für den Tatbestand, dass mit dem Zerfall<br />

der ehemaligen Sowjetunion die USA die<br />

einzige Supermacht geblieben sind – militärisch<br />

und politisch fast konkurrenzlos und auch<br />

wirtschaftlich dominant, zumal die Träume von<br />

der japanischen Wirtschaftsmacht erst einmal<br />

zerstoben sind und Europa auch eher mit dem<br />

Begriff „Sklerose“ als mit besonderer wirt-<br />

»Und dann der Schock des 11. September,<br />

mit dem das ganze Ausmaß,<br />

was „Changing world“ eben auch bedeutet,<br />

mit einem Schlag auf der Tagesordnung stand.«<br />

schaftlicher Dynamik verbunden wird. Die<br />

Militärs weisen seit geraumer Zeit darauf hin,<br />

dass die Unterschiede in den rüstungstechno-<br />

21


Dr. Wolfgang Schäuble<br />

HEGEMONY OR PARTNERSHIP?<br />

THE TRANSATLANTIC RELATIONSHIP IN A CHANGING WORLD<br />

logischen Fähigkeiten so groß geworden<br />

sind, dass die Interoperabilität der Streitkräfte<br />

der atlantischen Allianz allenfalls noch<br />

eingeschränkt gegeben ist. Weltraumgestützte<br />

Aufklärungs- und Führungsfähigkeit, zielerfassende<br />

Munition, strategische Operations-<br />

»Amerikaner und Europäer wirken,<br />

als würden sie fast beziehungslos<br />

aneinander vorbeireden.«<br />

22<br />

und Verlademöglichkeiten sind nur einige der<br />

Themen. Im ersten Golfkrieg 1991 schon war<br />

das sichtbar, stärker noch im Kosovo und<br />

dann bei Enduring Freedom in Afghanistan.<br />

Von Offizieren der Bundeswehr, die im<br />

amerikanischen Hauptquartier in Tampa/<br />

Florida Dienst leisten, wird berichtet, dass sie<br />

kaum noch in der Lage seien, die Sprache der<br />

dort eingesetzten Computergeneration auch<br />

nur zu verstehen.<br />

Damit verbindet sich ein ganz unterschiedliches<br />

Rollenverständnis. Globale Verantwortung,<br />

natürlich auch Interessen der USA – der<br />

Begriff „Weltpolizist“ ist reichlich ambivalent –<br />

und auf der anderen Seite die Europäer, die<br />

abgesehen von bestimmten Interessengebieten,<br />

meist als Relikt der Kolonialzeit wie etwa<br />

im frankophonen Westafrika, zwar mancherlei<br />

mehr oder minder gut gemeintes<br />

wirtschaftliches, kulturelles und moralisches<br />

Engagement an den Tag legen, aber sich für<br />

Fragen von Krieg und Frieden oder in der<br />

Begrifflichkeit von Joseph Nye von „hard<br />

power“ doch eher nur beschränkt zuständig<br />

zeigen und auf die Amerikaner verweisen,<br />

denen man eher mit Kritik und Rat als mit Tat<br />

zur Seite stehen möchte. Amerika für „hard<br />

power“ und Europa für „soft power“ – oder ist<br />

es mehr der Unterschied zwischen globaler<br />

Orientierung der USA gegenüber einer<br />

Neigung zum Eurozentrismus?<br />

Jetzt hat sich die transatlantische Krise durch<br />

den Kriegsausbruch im Irak weiter zugespitzt.<br />

Dies ist eine Niederlage der Politik und ein<br />

Versagen der Diplomatie; Amerikaner und<br />

Europäer wirken, als würden sie fast<br />

beziehungslos aneinander vorbeireden. Von<br />

allem aktuellen Ärger und allen Fehlern auf<br />

beiden Seiten einmal abgesehen verbergen<br />

sich dahinter unterschiedliche Erfahrungen.<br />

„Krieg“ ist für die Europäer und zumal für uns<br />

Deutsche aufgrund unserer leidvollen<br />

Geschichte im vergangenen Jahrhundert mit<br />

so existentiellen Erfahrungen verbunden, dass<br />

wir schon vor der bloßen Begrifflichkeit<br />

zurückschrecken. Den alten Satz von<br />

Clausewitz, dass Krieg die Fortsetzung der<br />

Politik mit anderen Mitteln sei, können wir<br />

angesichts der Erfahrungen zweier Weltkriege<br />

und der Wirkungen moderner Rüstungstechnologie<br />

einschließlich Massenvernichtungswaffen<br />

nicht mehr uneingeschränkt akzeptieren. Für<br />

die Amerikaner ist Krieg nicht so sehr unmittelbare<br />

Erfahrung der Zivilbevölkerung, und<br />

die Risiken für die eigenen Soldaten hat man<br />

durch hohen materiellen Aufwand immer viel<br />

kleiner gehalten, wobei jetzt die technologische<br />

Revolution im Rüstungsbereich diese<br />

Risiken im Denken und Planen noch einmal<br />

ganz anders begrenzen lässt. Unbemannte<br />

Flugobjekte mit ferngesteuerten Waffensystemen<br />

verdeutlichen das oder auch die großartige<br />

Fähigkeit der USA, abgeschossene Piloten im<br />

Kosovo-Krieg auch hinter den feindlichen<br />

Linien zu retten.<br />

Aber die Erfahrung, dass die Unverwundbarkeit<br />

der Amerikaner in einer neuen Welt<br />

von Globalisierung, failing states, internationalem<br />

Terrorismus und asymmetrischer


Kriegsführung nicht mehr gegeben ist, das ist<br />

der Schock des 11. September. Und darauf<br />

reagieren die USA mit dem amerikanischen<br />

Urinstinkt, dass letztlich jedes Problem mit<br />

Einsatzwillen und dem entsprechenden<br />

materiellen und technischen Aufwand lösbar<br />

sein muss. Tocqueville beschrieb schon vor<br />

fast 175 Jahren amerikanische Mentalität:<br />

„Der Bewohner der Vereinigten Staaten lernt<br />

von Geburt an, dass man sich im Kampf<br />

gegen die Übel und Hemmnisse des Lebens<br />

auf sich selber verlassen muss... Es gibt nichts,<br />

das der menschliche Wille nicht durch freies<br />

Handeln der vereinigten Macht einzelner zu<br />

erreichen hoffte.“ Und Kennedy’s Antwort auf<br />

den Sputnik-Schock lautete: „Get a man to the<br />

moon in ten years“.<br />

Natürlich stecken auch normale Interessenkonflikte<br />

und wirtschaftlicher Wettbewerb um<br />

Zugang zu Märkten und Ressourcen hinter<br />

den aktuellen Auseinandersetzungen. Die<br />

Überlegenheit der USA, ein größer werdendes<br />

Ungleichgewicht in politischen, militärischen<br />

und wirtschaftlichen Fähigkeiten<br />

fördert eher Rivalität als Partnerschaft, auch in<br />

der atlantischen Allianz. Für den Stärkeren<br />

wächst die Versuchung, auf andere weniger<br />

Rücksicht zu nehmen, sie leichter für nicht relevant<br />

zu halten, und für die unterlegenen<br />

Partner liegt es nahe, es dem großen Partner<br />

zu zeigen, seinen Führungsanspruch zu<br />

begrenzen. Aber das kann schnell zum<br />

gefährlichen Spiel mit dem Feuer werden, wie<br />

wir in diesen Wochen erleben. Deshalb tut es<br />

Not, sich auf Erfolge und Bedeutung der<br />

transatlantischen Beziehungen zu besinnen,<br />

um die richtigen Schlussfolgerungen für die<br />

Zukunft zu ziehen.<br />

Nicht nur, aber gewiss vor allem aus deutscher<br />

und europäischer Sicht sind die atlantischen<br />

Beziehungen seit dem Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs eine beispiellose Erfolgsgeschichte.<br />

Mehr als ein halbes Jahrhundert gesicherter<br />

Frieden, ein wirtschaftlicher Aufstieg<br />

ohnegleichen, freiheitliche Demokratie und<br />

politische Stabilität, die Gefahren des kalten<br />

Kriegs und des atomaren Holocaust vermieden<br />

und am Ende sogar die Überwindung<br />

»Vor allem aus deutscher und europäischer Sicht<br />

sind die atlantischen Beziehungen<br />

seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs<br />

eine beispiellose Erfolgsgeschichte.«<br />

23


Dr. Wolfgang Schäuble<br />

HEGEMONY OR PARTNERSHIP?<br />

THE TRANSATLANTIC RELATIONSHIP IN A CHANGING WORLD<br />

von Teilung und eisernem Vorhang und die<br />

Ausdehnung des europäischen Einigungswerks<br />

und der atlantischen Integration auf<br />

den ganzen Kontinent unter Einbeziehung<br />

Russlands als strategischem Partner. Auch für<br />

die USA war die atlantische Gemeinschaft<br />

zumindest in Zeiten der Ost-West-Konfrontation<br />

von unschätzbarem Wert, und in ihrem<br />

gelegentlich missionarischen Einsatz für<br />

Demokratie und Menschenrechte waren die<br />

Vereinigten Staaten nicht immer und überall so<br />

erfolgreich wie in Europa und zumal in<br />

Deutschland.<br />

Macht Erfolg müde? Oder hat sich die Welt so<br />

geändert, dass die atlantische Gemeinschaft<br />

ihre Bedeutung verliert, weil Europa des<br />

amerikanischen Partners für seine Sicherheit<br />

nicht mehr bedarf und weil die USA in ihrer<br />

hegemonialen Stellung auf dauerhafte, institutionell<br />

abgesicherte Partnerschaft nicht mehr<br />

angewiesen sind und sich ihre Aufmerksamkeit<br />

neuen Zentren und Schwerpunkten globaler<br />

»Macht Erfolg müde? Oder hat sich die<br />

Welt so geändert, dass die atlantische<br />

Gemeinschaft ihre Bedeutung verliert?«<br />

24<br />

Entwicklung zuwendet? Andererseits, wer die<br />

globalen Spannungen und Bedrohungen<br />

genauer betrachtet, kommt schnell zu der<br />

Einsicht, dass es der Westen in seiner zivilisatorischen<br />

Modernität ist, mit all seinen<br />

Vorzügen und Schattenseiten, Licht und Dunkel,<br />

der Begehrlichkeiten und Abwehrreaktionen<br />

zugleich hervorruft. Die Spaltungen und<br />

Spannungen, die das Nebeneinander von<br />

Armut und Reichtum, politischer Stabilität und<br />

politischer Unordnung, ganz unterschiedlichen<br />

Entwicklungsstadien, kulturelle und religiöse<br />

Identität hervorruft, betreffen im Grunde immer<br />

den Westen als Ganzes. Das ist die Kehrseite<br />

der Tatsache, dass wir als Ergebnis gemeinsamer<br />

Geschichte und gemeinsamer Erfahrungen<br />

und Überzeugungen alle ein vergleichsweise<br />

hohes Maß an wirtschaftlichem und<br />

sozialem Wohlstand, an politischer Freiheit<br />

und Stabilität haben, um das uns ein Großteil<br />

der übrigen Menschheit eher beneidet,<br />

während man sich gleichzeitig gegen die<br />

Kehrseiten westlicher Lebensart wendet. Man<br />

muss die Vorhersage vom „Clash of civilisations“<br />

nicht teilen, um die Gemeinsamkeit<br />

unserer Interessen und Verantwortung zu<br />

begreifen, wenn wir in der „Changing world“<br />

unsere Errungenschaften und unsere Vorstellungen<br />

vom menschlichen Leben und menschlicher<br />

Ordnung bewahren und behaupten wollen.<br />

Wenn also gemeinsam empfundene Bedrohung<br />

eine Grundlage für Allianzen im Allgemeinen<br />

und für das atlantische Bündnis im Besonderen<br />

ist, dann sollten wir nicht vergessen, dass die<br />

neuen Risiken in der Welt nach dem Ende des<br />

Ost-West-Gegensatzes uns auch alle gemeinsam<br />

bedrohen.<br />

Aus europäischer Sicht liegt es auf der Hand.<br />

Wir sind zu wohlhabend, und in unseren politischen,<br />

wirtschaftlichen, sozialen Ansprüchen zu<br />

sehr mit dem Rest der Welt verflochten, als dass<br />

es eine Nische der Geborgenheit für Europa<br />

geben könnte. Eurozentrismus im Sinne von<br />

Selbstgenügsamkeit würde angesichts globaler<br />

Interdependenz und Entwicklungsdynamik zur<br />

Selbstaufgabe. Das ist im Wesentlichen auch<br />

unstreitig, und deshalb hat der Gedanke der<br />

europäischen Einigung, bei allen Auseinandersetzungen<br />

im Einzelnen, grundsätzlich fast überall<br />

in Europa hohe Zustimmung.<br />

Aber könnte ein politisch geeintes,<br />

wirtschaftlich und militärisch hinreichend<br />

starkes Europa nicht eine Alternative zur


atlantischen Partnerschaft werden? Da sind<br />

wir mitten in den aktuellen Auseinandersetzungen.<br />

Die haben aber wieder einmal<br />

erwiesen, dass Europa eben nicht gegen die<br />

USA zu einen ist. Wer das versuchen will,<br />

spaltet Europa. Nach dem Ersten Weltkrieg ist<br />

der Versuch einer europäischen Einigung von<br />

Coudenhove-Kalergi bis zu Stresemann und<br />

Briand gescheitert, auch weil die USA sich zu<br />

schnell aus dem europäischen Kontinent<br />

wieder zurückgezogen hatten. Und genau<br />

weil die USA nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

diesen Fehler nicht wiederholten, ist die<br />

europäische Einigung so weit vorangekommen.<br />

Europäische Einigung und atlantische<br />

Allianz wurden zwei Seiten – untrennbar –<br />

von ein- und derselben Medaille.<br />

Das ist nicht eine Frage von altem und neuem<br />

Europa, eine ohnedies eher fragwürdige<br />

Unterscheidung, sondern das hängt damit<br />

zusammen, dass europäische Einigung zuerst<br />

und vor allem Sicherheit und politische<br />

Stabilität gewährleisten muss, und dies geht<br />

eben besser mit als ohne oder gar gegen die<br />

USA. Nicht einmal im eigenen europäischen<br />

Haus konnten wir auf dem Balkan in den<br />

1990er Jahren ohne die USA Stabilität sichern.<br />

An der südlichen Gegenküste des Mittelmeers<br />

können wir das ganz bestimmt nicht. Und der<br />

Nahe Osten ist so unmittelbar europäische<br />

Nachbarschaft, dass seine gedeihliche<br />

Entwicklung gewiss nicht weniger im europäischen<br />

als im amerikanischen Interesse liegt. Und<br />

die Entwicklung enger Beziehungen mit<br />

Russland liegt nicht nur im europäischen<br />

Interesse, sondern sie wird auf Dauer ohne<br />

gefährliches Ungleichgewicht nur gelingen,<br />

wenn das europäisch-russische Verhältnis<br />

durch die transatlantische Dimension balanciert<br />

wird. Wer wirklich glaubt, sein Heil in<br />

einer Achse Paris-Berlin-Moskau, womöglich<br />

noch unter Einbeziehung Pekings, suchen zu<br />

können, leidet an Selbstüberschätzung und<br />

geschichtlicher Blindheit. Die künftigen EU-<br />

Mitglieder, die die zweifelhaften Segnungen<br />

des Warschauer Paktes noch nicht ganz<br />

vergessen haben, lassen schon gar keinen<br />

Zweifel daran zu, dass ihnen bei aller<br />

Sehnsucht, zum politisch geeinten Europa zu<br />

gehören, die atlantische Sicherheit doch noch<br />

wichtiger ist. Oder – um es einmal ironisch<br />

»Europa ist eben nicht gegen die USA<br />

zu einen. Wer das versuchen will,<br />

spaltet Europa.«<br />

auszudrücken – meine Zuversicht ist sehr<br />

begrenzt, dass die neue Achse von Paris bis<br />

Peking in der Lage sein sollte, ohne die USA<br />

etwa das Problem Nordkorea zu lösen.<br />

Meine Einschätzung ist, dass auch für die<br />

USA eine wirkungskräftige atlantische Allianz<br />

von hohem Interesse bleibt. Natürlich habe<br />

ich nicht amerikanische Interessen zu definieren.<br />

Das ist ja ein Fehler in der aktuellen Irak-<br />

Debatte, dass sich deutsche Politiker vor allem<br />

den Kopf zerbrechen, welche Politik der<br />

amerikanische Präsident betreiben sollte, statt<br />

dass sie sich zuerst und vor allem fragen,<br />

welchen – wie immer begrenzten – Beitrag<br />

deutsche und europäische Politik leisten kann<br />

und leisten sollte. Aber wenn das Bedrohungspotenzial<br />

in der „Changing world“ so groß ist<br />

und uns alle betrifft, dann haben wir natürlich<br />

ein Interesse daran, dass die amerikanische<br />

Supermacht ihre unersetzliche Funktion für<br />

Frieden und Stabilität möglichst gut wahrnehmen<br />

kann. Deswegen liegt eine Schwächung,<br />

Niederlage oder Demütigung der USA nicht<br />

im richtig verstandenen deutschen oder europäischen<br />

Interesse.<br />

25


Dr. Wolfgang Schäuble<br />

HEGEMONY OR PARTNERSHIP?<br />

THE TRANSATLANTIC RELATIONSHIP IN A CHANGING WORLD<br />

In einer hegemonialen<br />

Ordnung zieht<br />

der Hegemon notwendig<br />

besonders<br />

viel Widerstand auf<br />

sich. Wenn der<br />

Westen und westliche<br />

Lebensart als<br />

Ganzes und im AllgemeinenGegenstand<br />

von Ablehnung,<br />

Widerstand, Feindschaft<br />

und Hass ist,<br />

dann sind es die<br />

USA im Besonderen, weil sie Vor- und<br />

Führungsmacht sind, weil sie besonders stark<br />

und erfolgreich sind und weil sie jedenfalls in<br />

den Augen Anderer der Versuchung zur Arroganz<br />

und einer unangemessen einseitigen<br />

Interessenwahrnehmung auch nicht immer<br />

widerstehen können.<br />

Nur auf „hard power“ gegründete Dominanz<br />

wird nicht dauerhaft stabil bleiben können.<br />

Das hatte man schon Napoleon Bonaparte<br />

warnend gesagt, dass man auf Bajonetten<br />

nicht gut sitzen könne.<br />

»Nur auf „hard power“ gegründete Dominanz<br />

wird nicht dauerhaft stabil bleiben können.<br />

Wenn es um „soft power“ geht,<br />

werden europäische Erfahrungen wichtiger.«<br />

26<br />

Wenn es um „soft power“ geht, werden<br />

europäische Erfahrungen wichtiger, selbst<br />

wenn man heute Europa wegen seiner politischen,<br />

wirtschaftlichen und militärischen<br />

Schwäche für nicht besonders relevant halten<br />

sollte. Werte, Vorstellungen vom Menschen<br />

und von menschlicher Ordnung, die Einzigartigkeit<br />

jedes Menschen und die daraus fol-<br />

genden Menschenrechte, die Begrenzung<br />

von rechtlicher und geistlicher Macht als<br />

Grundlage für Toleranz und das Wissen, dass<br />

Verschiedenheit die Quelle menschlichen<br />

Reichtums ist, „the dignity of difference“, wie<br />

der geistliche Führer der Jüdischen Gemeinde<br />

Englands Jonathan Sacks formuliert hat. Wenn<br />

die „Changing world“ mit Globalisierung und<br />

der Beschleunigung nahezu jeder Entwicklung<br />

mit all ihren verunsichernden Folgen nicht<br />

scheitern soll, wenn wir den „Clash of civilisations“<br />

vermeiden wollen, werden wir mehr<br />

Raum für unterschiedliche Entwicklung lassen<br />

und mehr Respekt für unterschiedliche kulturelle<br />

wie religiöse Identität entwickeln<br />

müssen.<br />

Da haben die Europäer viele Erfahrungen<br />

einzubringen. Leidvoll erworben, aber gerade<br />

deshalb auch wertvoll. Das Ringen zwischen<br />

weltlicher und geistlicher Macht im frühen<br />

Mittelalter, dann in der konfessionellen<br />

Spaltung und in der Aufklärung zwischen<br />

naturwissenschaftlicher Erkenntnis und glaubensmäßiger<br />

Heilsgewissheit, dazu die auch<br />

geographisch bedingte Kleinräumigkeit und<br />

die Vielzahl der politischen Einheiten, seit der<br />

griechischen Polis immer wieder neue Einheiten,<br />

Rivalitäten, Gleichgewichte, Machtbegrenzungen<br />

und Kriege ohne Ende. Daraus ist<br />

über Jahrhunderte eine gewaltige Dynamik<br />

entstanden, und das schuf europäische Eigenart,<br />

von der Ermöglichung eines „Gemeinschaftshandelns“<br />

(Max Weber) bis zu<br />

Rechtsstaat, Demokratie, Wissenschaft, Kunst<br />

und Philosophie.<br />

Amerika, Tocqueville hat das beobachtet, konnte<br />

die europäischen Grundsätze von Freiheit<br />

und Gleichheit wie selbstverständlich mit<br />

einem gerüttelt Maß an dezentralisierter<br />

Pragmatik und Locke’schem Eigeninteresse


verbinden, schon weil man nie eine<br />

Monarchie abzuschütteln hatte. Die Ideale<br />

der europäischen Aufklärung wurden mit<br />

Eigeninitiative und Innovationsfähigkeit der<br />

Pioniere ergänzt, Werte des alten Europa mit<br />

neuen Werten verbunden. So entwickelte sich<br />

Amerika in manchen Bereichen ganz anders<br />

als Europa und blieb doch auch in Europa<br />

verwurzelt. Manchmal sage ich, dass die<br />

Amerikaner Kinder Europas sind und bleibe<br />

mir dabei bewusst, dass Kinder ihren Eltern oft<br />

gewaltig über den Kopf wachsen können.<br />

Wie gesagt, ich kann den USA nicht<br />

vorschreiben, wie sie ihre Rolle in der Welt<br />

sehen soll. Aber die Debatte wird ja geführt in<br />

den USA über Unilateralismus oder Multilateralismus,<br />

über das Paradoxon amerikanischer<br />

Macht, das auch darin zu sehen ist,<br />

dass Amerika in einem unvergleichlichen<br />

Maße Freiheit, Offenheit, Toleranz und die<br />

Fähigkeit, Irrtümer zu korrigieren, im eigenen<br />

Land verwirklich hat, dafür vom Rest der Welt<br />

eher bewundert und beneidet wird und zugleich<br />

für die Überzeugung gehasst, dass eben<br />

dieser Rest der Welt eigentlich nur das<br />

amerikanische Modell zu übernehmen<br />

bräuchte und alles wäre gut, the American<br />

way of life.<br />

Das ungebrochene Selbstvertrauen der<br />

Amerikaner – davon könnten die Europäer<br />

heute viel lernen – nach dem 11. September<br />

2001 war es wieder zu bewundern: Die<br />

Amerikaner waren entschlossen, die Herausforderung<br />

anzunehmen, aber doch auch<br />

gelassen genug, um nicht in Hysterie zu verfallen.<br />

In Deutschland haben wir vor ein paar<br />

Wochen Hochhäuser räumen lassen, bloß<br />

weil ein Segelflugzeug sich auf einem etwas<br />

wirren Flug befand. Ich habe mich schon oft<br />

gefragt, ob in einer deutschen Verfassung das<br />

Recht „pursuit of happiness“ formuliert sein<br />

könnte. Der amerikanische Traum.<br />

Aber der Mensch bleibt immer durch Übertreibungen<br />

gefährdet, und menschliche Ordnungen<br />

sind deshalb immer labil. Ludwig Erhards<br />

soziale Marktwirtschaft suchte eine Balance<br />

zwischen der Effizienz einer Wirtschaftsordnung<br />

von Markt und Wettbewerb und der<br />

»Manchmal sage ich, dass die Amerikaner<br />

Kinder Europas sind und bleibe mir dabei bewusst,<br />

dass Kinder ihren Eltern oft gewaltig<br />

über den Kopf wachsen können.«<br />

institutionellen Sicherung von sozialem<br />

Ausgleich und Verteilungsgerechtigkeit. Heute<br />

erleben wir nicht nur in der New Economy,<br />

wie Hypertrophie zur Zerstörung des<br />

Gleichgewichts führt, wenn man an Skandale<br />

bei Anlagebetrug, Bilanzverschleierung oder<br />

Konkursdelikten auf beiden Seiten des<br />

Atlantiks denkt. Die Vertrauenskrise bei<br />

Banken, Wirtschaftsprüfung und Publizität ist<br />

beachtlich. Ohne moralische Substanz gerät<br />

jede Ordnung aus dem Gleichgewicht, und<br />

die Versuchung von Selbstvertrauen zu<br />

27


Dr. Wolfgang Schäuble<br />

HEGEMONY OR PARTNERSHIP?<br />

THE TRANSATLANTIC RELATIONSHIP IN A CHANGING WORLD<br />

Überheblichkeit bleibt immer nahe. Vielleicht<br />

kann sich aus amerikanischem Selbstvertrauen<br />

und auf europäische Erfahrungen<br />

gegründete Skepsis eine stabile Ordnung<br />

ergeben.<br />

Jedenfalls braucht auch Amerika Partner, was<br />

gerade in diesen Tagen besonders deutlich<br />

wird. Man kann zwar auf Inseln mitten im<br />

Atlantik über Sicherheitspolitik beraten; zur<br />

effektiven Umsetzung bedarf es aber verlässlicher<br />

Partner, die fest verwurzelt auf ähnlichen<br />

Fundamenten stehen. Krieg kann<br />

Amerika alleine machen, Frieden nicht. Und<br />

einen besseren Partner als Europa wird<br />

Amerika nicht finden können, weil wir die gleichen<br />

Werte teilen und die gleichen<br />

Vorstellungen vom Menschen und menschlicher<br />

Ordnung. Das ist das eigentliche Substrat<br />

abendländischer Kultur und Zivilisationsgeschichte.<br />

Je mehr wir uns dessen bewusst<br />

bleiben, umso mehr stärken wir das gegen-<br />

»Krieg kann Amerika alleine machen, Frieden nicht.<br />

Und einen besseren Partner als Europa<br />

wird Amerika nicht finden können.«<br />

28<br />

seitige Vertrauen, ohne das jede Partnerschaft<br />

auf Dauer zerbrechen muss.<br />

„No taxation without representation“, der<br />

Satz stand am Anfang amerikanischer<br />

Unabhängigkeit. Das zugrunde liegende<br />

Prinzip sollte auch für Partnerschaft gelten:<br />

Lasten und Verantwortung gemeinsam tragen,<br />

aber eben auch Entscheidungen gemeinsam<br />

treffen.<br />

Dazu muss Europa zur Partnerschaft fähig werden,<br />

und die USA müssen zur Partnerschaft<br />

bereit bleiben. Atlantische Partnerschaft<br />

braucht einen starken europäischen Pfeiler,<br />

das ist schon seit 1960 Gegenstand transatlantischer<br />

Debatten. Das Vorantreiben des<br />

europäischen Einigungswerkes muss diesen<br />

stärkeren Pfeiler schaffen. Ganz Europa<br />

geeint, wirtschaftlich und politisch stabil und<br />

zugleich handlungsfähig, Erweiterung und<br />

Vertiefung der Europäischen Union also, die<br />

Substanz der europäischen Verfassungsdebatte,<br />

was immer der von Giscard d’Estaing geleistete<br />

Konvent samt der anschließenden<br />

Regierungskonferenz im Einzelnen zustande<br />

bringen mag. Und europäische Sicherheitsund<br />

Verteidigungspolitik, also außenpolitische<br />

Handlungsfähigkeit und größere militärische<br />

Kapazitäten; aber das alles eben nicht als<br />

Alternative zum atlantischen Bündnis, sondern<br />

als Beitrag zu seiner Stärkung.<br />

Der Versuch, die zuerst vom deutschen<br />

Bundeskanzler in Gang gesetzte und dann<br />

vom französischen Staatspräsidenten weiter<br />

getriebene Spaltung der atlantischen Partnerschaft<br />

einschließlich der Achsenbildung mit<br />

Moskau im Nachhinein zu einer Strategie zu<br />

erhöhen, dass man jetzt eine multipolare<br />

Weltordnung bauen müsse, dieser Versuch<br />

zäumt im besten Fall das Pferd vom Schwanze


auf. Ehe man die atlantische Führungsmacht in<br />

ihrem Einfluss schwächen will, hätte man doch<br />

zumindest den starken Partner erst einmal<br />

bauen sollen.<br />

Im Übrigen liegt nach meiner Einschätzung<br />

nicht eine Eindämmung amerikanischer<br />

Hegemonie im prioritären europäischen<br />

Interesse, sondern eine Nutzung amerikanischer<br />

Führungsstärke und atlantischer Partnerschaft<br />

zugleich, um in der so schnell sich ändernden<br />

Welt mit ihren vielfältigen Gefahren eine<br />

möglichst stabile Ordnung zu erhalten. So<br />

kann eine multilaterale Struktur entstehen. Die<br />

aber setzt Vertrauen voraus, und was da in<br />

letzter Zeit zerstört wurde, sollte von beiden<br />

Seiten möglichst schnell repariert werden.<br />

Denn umgekehrt fürchte ich, dass Überlegungen,<br />

amerikanische Stärke und europäische<br />

Schwäche, politisch, wirtschaftlich und militärisch,<br />

müssten jetzt dazu führen, eine neue<br />

Weltordnung allein durch amerikanische<br />

Hegemonie zu bauen, auch nicht wirklich zu<br />

mehr Stabilität führen. Die amerikanischen<br />

Pläne für eine Nachkriegsordnung nicht nur im<br />

Irak, sondern für die Stabilisierung des<br />

ganzen Nahen und Mittleren Osten lassen<br />

mich zweifeln, ob das so mechanistisch Schritt<br />

für Schritt gelingen kann. Selbst der Hinweis<br />

auf die Demokratisierung Deutschlands und<br />

Japans nach dem Zweiten Weltkrieg vermag<br />

angesichts so unterschiedlicher Vorgeschichte<br />

und Voraussetzungen nicht wirklich zu überzeugen.<br />

Geschichtliche Erfahrung spricht dafür, dass<br />

zu viel Hegemonie zwangsläufig Gegenkräfte<br />

mobilisiert. Und außerdem sollte man den<br />

Glauben an die Machbarkeit nicht übertreiben.<br />

Amerikanisches Selbstvertrauen, ich<br />

sagte es schon, hat in mehr als zwei Jahrhunderten<br />

Großartiges zustande gebracht. Aber<br />

die Beschleunigung der Evolution, des wis-<br />

»Im prioritären europäischen Interesse liegt eine<br />

Nutzung amerikanischer Führungsstärke<br />

und atlantischer Partnerschaft zugleich.«<br />

senschaftlich-technischen Fortschritts und der<br />

Veränderung wirtschaftlicher wie sozialer<br />

Strukturen wirft auch neue Fragen und Zweifel<br />

auf. Wenn die Welt nicht aus den Fugen geraten<br />

soll, wird Nachhaltigkeit wichtiger.<br />

Deshalb sollte etwa Amerika seine Haltung<br />

zum Kyoto-Prozess überdenken. Globale<br />

Verantwortung wird Glaubwürdigkeit und<br />

Überzeugungskraft nicht behalten, wenn sie<br />

die dramatischen ökologischen Probleme ausblendet.<br />

Am Beginn der Neuzeit stand die neu empfundene<br />

Freiheit: Eine Freiheit der Machbarkeit.<br />

Pico della Mirandola betitelte sein großes<br />

Werk über die Freiheit 1486 ausdrücklich<br />

„Über die Würde des Menschen“. Damit<br />

waren die Grenzen der Freiheit und auch der<br />

Machbarkeit beschrieben.<br />

Und heute? Wir spüren, dass sich unsere<br />

Welt inmitten fundamentaler Veränderungen<br />

29


Dr. Wolfgang Schäuble<br />

HEGEMONY OR PARTNERSHIP?<br />

THE TRANSATLANTIC RELATIONSHIP IN A CHANGING WORLD<br />

befindet. Ist das Faszinosum „Machbarkeit“<br />

noch in Grenzen zu halten? Das Klonen von<br />

Menschen, die Legalisierung der Sterbepille,<br />

Waffen im Mikro- und Nanobereich und im<br />

Weltall – bei allen atemberaubenden<br />

Fortschritten werden auch die Gefährdungen<br />

immer massiver. Das über den Atlantik hinweg<br />

reichende, gemeinsame kulturelle Erbe<br />

müssen wir heute als Aufgabe begreifen, dem<br />

Machbaren einen Sinn zu geben und es an<br />

»Das Völkerrecht wird auch<br />

in Zukunft militärische Macht<br />

noch lange nicht entbehrlich machen.«<br />

30<br />

die Würde des Menschen, aller Menschen zu<br />

binden. So erhält unser Handeln Glaubwürdigkeit<br />

und Legitimität – gerade auch in<br />

den internationalen Beziehungen. Das schaffen<br />

wir eher gemeinsam, Europäer und<br />

Amerikaner.<br />

Nachhaltigkeit, Stabilität in der politischen<br />

Entwicklung der globalisierten Welt wird auf<br />

den in der Charta der Vereinten Nationen festgelegten<br />

Werten von unveräußerlichen<br />

Menschenrechten gründen müssen, wozu<br />

notwendig auch die Verwirklichung von mehr<br />

Demokratie in allen Teilen der Welt gehört.<br />

Aber Toleranz gehört auch dazu und der<br />

Respekt vor unterschiedlicher Entwicklung wie<br />

religiöser und kultureller Identität. Das spricht<br />

gegen die umstandslose Übertragung unseres<br />

Modells abendländischer Zivilisation.<br />

Das Völkerrecht wird auch in Zukunft Macht,<br />

militärische Macht, noch lange nicht entbehrlich<br />

machen. Recht braucht zu seiner<br />

Durchsetzung eben auch das Schwert. Dem<br />

muss sich die transatlantische Debatte stellen,<br />

gerade angesichts der neuen Bedrohungen.<br />

Nicht notwendigerweise schon die Antworten,<br />

aber in jedem Fall die Fragen, die<br />

der neuen amerikanischen Sicherheitsstrategie<br />

zu Grunde liegen, müssen auch in Europa<br />

aufgenommen werden. Sicherheit kann heute<br />

nicht mehr wie in der bipolaren Welt des<br />

kalten Kriegs durch auf gegenseitige<br />

Vernichtungsfähigkeit gegründete Abschreckung<br />

gewährleistet werden. Staatliche Souveränität,<br />

territoriale Integrität und völkerrechtliches<br />

Interventionsverbot werden angesichts<br />

einer Entwicklung problematisch, in<br />

der aus Staaten mit nicht vorhandener oder<br />

zerfallender Ordnung – failing states –<br />

Bedrohungen für alle anderen Teile der Welt<br />

ausgehen können. Das ist das Problem von<br />

Afghanistan und Al Qaida oder auch von Somalia.<br />

Weil Recht auf Selbstverteidigung einschließlich<br />

Nothilfe und Nichteinmischungsgebot<br />

zur Friedenssicherung nicht mehr<br />

ausreichen, muss das Völkerrecht behutsam<br />

weiterentwickelt werden. Wenn dabei der<br />

Souveränitätsbegriff an Ordnungskraft verliert,<br />

wird die Legitimation durch völkerrecht-


lich geregelte Entscheidungsverfahren noch<br />

wichtiger. Je effizienter eine multilaterale<br />

Führungsstruktur ist, um so eher wird selbst<br />

gegenüber internationalem Terrorismus und<br />

failing states die militärische Gewalt schon mit<br />

bloßer Drohung oder jedenfalls nicht zu massiver<br />

Anwendung wirksam sein. Und deshalb<br />

muss die Handlungsfähigkeit der Vereinten<br />

Nationen gestärkt und der Prozess der<br />

Verrechtlichung internationaler Beziehungen<br />

vorangetrieben werden. Auch das geht besser<br />

in atlantischer Partnerschaft als durch Uneinigkeit<br />

und Achsenbildung.<br />

Europäisches Erbe und die Innovationskraft<br />

der neuen Welt waren die Grundlagen der<br />

amerikanischen Erfolgsgeschichte. Amerikanisches<br />

Selbstvertrauen und die Skepsis aus<br />

europäischen Erfahrungen könnten zusammen<br />

die richtige Balance ergeben, um die Welt im<br />

21. Jahrhundert von Hybris und Resignation<br />

gleichermaßen zu bewahren. Altes Europa<br />

und neue Welt – miteinander so großartig wie<br />

Dvoràks 9. Sinfonie.<br />

»Altes Europa und neue Welt –<br />

miteinander so großartig<br />

wie Dvoràks 9. Sinfonie.«<br />

31


32<br />

ÜBER DIE REFERENTEN<br />

ÜBER DIE REFERENTEN<br />

Joseph S. Nye, Jr., geboren 1937 in St. Orange, New<br />

Jersey, studierte Public Affairs, Philosophie, Politik, Wirtschaft<br />

und Politikwissenschaft an den Universitäten<br />

Princeton, Oxford und Harvard. Seit 1964 lehrt Nye<br />

Politische Wissenschaft an der Harvard University. Nach<br />

Gastprofessuren in Genf, Ottawa und London war er von<br />

1977 bis 1979 Staatssekretär im US-Außenministerium<br />

unter Präsident Carter. 1993 wurde er von der Clinton<br />

Administration zum Vorsitzenden des National Intelligence<br />

Council berufen, danach zeichnete Nye von 1994 bis<br />

1995 verantwortlich als Staatssekretär im Verteidigungsministerium.<br />

Seit 1995 ist er Dekan der John F. Kennedy<br />

School of Government, Havard University. Nye publizierte<br />

zahlreiche Bücher und wissenschaftliche Artikel, die sich<br />

mit Ursachen und Lösungsmöglichkeiten internationaler<br />

Konflikte beschäftigen, wie „Understanding International<br />

Conflicts“ und „The Paradox of American Power: Why the<br />

World’s Only Superpower Can’t Go It Alone“.


Wolfgang Schäuble, geboren 1942 in Freiburg, studierte<br />

Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in Freiburg und<br />

Hamburg. Von 1978 bis 1984 war er als Rechtsanwalt<br />

beim Landgericht Offenburg tätig. Seit 1972 ist Schäuble<br />

Mitglied des Deutschen Bundestags. Von 1984 bis 1989<br />

war er Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef<br />

des Bundkanzleramtes, danach Bundesminister des<br />

Inneren. Im Kabinett Helmut Kohl hat Schäuble die politische<br />

Ordnung in Deutschland und Europa nach Zusammenbruch<br />

des Warschauer Pakts als politischer Akteur mitgestaltet<br />

– unter anderem im Rahmen der 2+4-Verhandlungen,<br />

die den Status des wiedervereinigten Deutschlands festlegten.<br />

Von 1991 bis 2000 führte Schäuble den Vorsitz<br />

der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, seit 2002 ist er als<br />

stellvertretender Fraktionsvorsitzender zuständig vor allem<br />

für Fragen der Außen-, Sicherheits- und Europapolitik.<br />

33


34<br />

TEILNEHMER<br />

Dr. Konrad Adam<br />

Chefkorrespondent Die Welt, Berlin,<br />

Kurator <strong>Haniel</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

Hella Adam, Oberursel<br />

Dr. Ernst Alers, Mülheim<br />

Gisela Alers, Mülheim<br />

Dr. Günther Altenburg<br />

Assistant Secretary General for Political<br />

Affairs NATO, Brüssel<br />

Dr. Rupert Antes<br />

<strong>Haniel</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

Dr. Jürgen Bauer<br />

geschäftsf. Vorstandsmitglied, <strong>Stiftung</strong> WHU,<br />

Vallendar<br />

Paul Bauwens-Adenauer<br />

Bauwens GmbH, Köln<br />

Matthias Beck<br />

Principal McKinsey & Comp., München<br />

Heinrich Birr<br />

Chief Operating Officer, Metro Cash &<br />

Carry Asia Pacific<br />

Dr. Gottfried von Bismarck<br />

Körber AG, Hamburg<br />

TEILNEHMER<br />

Christoph Böninger<br />

Kurator <strong>Haniel</strong> <strong>Stiftung</strong>, München<br />

Alexandra Böninger, München<br />

Hans-Detlef Bösel<br />

Partner M.M. Warburg, Hamburg<br />

Wolfgang Bruncken<br />

Geschäftsführer Hanns Martin Schleyer-<br />

<strong>Stiftung</strong>, Köln<br />

Axel R. Bunz<br />

Leiter der Vertretung Europäische<br />

Kommission, Bonn<br />

Christian v. Bülow, Königstein<br />

Dr. James A. Cooney<br />

Executive Director Weatherhead Center for<br />

International Affairs Harvard University,<br />

Cambridge<br />

Michael Cramer, Düsseldorf<br />

Dr. Vera Cramer, Düsseldorf<br />

Ray Cunningham<br />

Deputy Secretary-General Anglo-German<br />

Foundation, Berlin<br />

Prof. Dr. Julius Michael Curtius,<br />

Weimar


Dr. Joachim Curtius, Wiesbaden<br />

Dai Yi<br />

Ostasieninstitut Fachhochschule<br />

Ludwigshafen<br />

Prof. Dominique Demougin<br />

Leiter Walther-Rathenau-Institut, Berlin<br />

Prof. Dr. Christiane Dümmler<br />

Dekanin Fachhochschule Worms<br />

Prof. Dr. Siegfried Englert<br />

Geschäftsführer Ostasieninstitut<br />

Fachhochschule Ludwigshafen<br />

Florian Forstmann, Berlin<br />

Klaus-Dieter Frankenberger<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung,<br />

Frankfurt/Main<br />

Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich<br />

Präsident Universität Hildesheim<br />

Dr. Werner Funk<br />

Berater des Vorstands Gruner & Jahr,<br />

Hamburg<br />

Thomas W. Geisel<br />

Leiter Einkaufsdirektion Ruhrgas, Essen<br />

Dr. Vera Geisel, Essen<br />

Dr. Rolf Giebeler<br />

Clifford Chance Pünder,<br />

Düsseldorf<br />

Martin Giese<br />

Solon Management Consulting, München<br />

Dr. Gerd Glatzel<br />

Bergassessor a.D., Meerbusch<br />

Rolf Göbel<br />

Mitglied des Vorstands PwC Deutsche<br />

Revision, Essen<br />

Wilhelmine Göbel, Essen<br />

Reinhard Gorenflos<br />

Kohlberg Kraus Roberts, London<br />

Prof. Dr. Michael Göring<br />

geschäftsf. Vorstandsmitglied ZEIT-<strong>Stiftung</strong><br />

Ebelin und Gerd Bucerius, Hamburg<br />

Dipl.-Ing. Peter Groos<br />

Beiratsvorsitzender Franz <strong>Haniel</strong> & Cie.,<br />

Kurator <strong>Haniel</strong> <strong>Stiftung</strong>, München<br />

Signe Groos, München<br />

PD Dr. Bernd Grzeszick<br />

Seminar für Staatsphilosophie und<br />

Rechtspolitik Universität Köln<br />

Stephan Gutzeit, Berlin<br />

35


36<br />

TEILNEHMER<br />

Jan v. Haeften<br />

AR-Vorsitzender Franz <strong>Haniel</strong> & Cie.,<br />

Kuratoriumsvorsitzender <strong>Haniel</strong> <strong>Stiftung</strong>,<br />

Hamburg<br />

Franz Markus <strong>Haniel</strong>, München<br />

Hans Jakob <strong>Haniel</strong>, Köln<br />

Dr. Damian Hecker<br />

Partner Kanzlei Clifford Chance Pünder,<br />

Düsseldorf<br />

Claudia Maria Hecker, Düsseldorf<br />

Dr. Andrej Heinke<br />

CNC Communications & Network<br />

Consulting, München<br />

Dr. Barbara Heinrich, Mannheim<br />

Prof. Dr. Dr. Engelbert Heitkamp<br />

Heitkamp-Deilmann-<strong>Haniel</strong>, Herne<br />

Monika Heitkamp, Herne<br />

Dr. Horst Herrmann<br />

Wirtschaftsprüfer Fasselt Mette & Partner,<br />

Duisburg<br />

Prof. Dr. Dietmar Herz<br />

Vizepräsident für Studium und Lehre,<br />

Universität Erfurt<br />

Donatus Prinz von Hessen<br />

Hessische Hausstiftung, Kronberg/Taunus<br />

Peter von der Hey<strong>dt</strong><br />

Delbrück & Co., Köln<br />

Prof. Dr. Lutz Hildebran<strong>dt</strong><br />

Leiter Institut für Marketing, Humbol<strong>dt</strong>-<br />

Universität Berlin<br />

Peter Graf von Hochberg<br />

Questrix, Düsseldorf<br />

Dr. Anne Gräfin von Hochberg, Köln<br />

Ulrich Hocker<br />

Hauptgeschäftsführer Schutzvereinigung für<br />

Wertpapierbesitz, Düsseldorf<br />

Michael Hofmann, Genf<br />

Prof. Dr. Karl-Heinz Hoppe<br />

Institut für Betriebswirtschaft TU Ilmenau<br />

Ingrid Hoppe, Ilmenau<br />

Felix Hufeld<br />

CEO Marsh Deutschland, München<br />

Günther Hülse<br />

Vorstandsvorsitzender Franz <strong>Haniel</strong> & Cie.,<br />

Duisburg, Kurator <strong>Haniel</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

Prof. Dr. Barbara Ischinger<br />

Vizepräsidentin für Internationales und<br />

Öffentlichkeitsarbeit Humbol<strong>dt</strong>-Universität zu<br />

Berlin<br />

Dr. Ludger Kahl, Duisburg<br />

Dr. Barbara Kahl, Duisburg<br />

Gerhard C. Kappelhoff-Wulff, Düsseldorf<br />

Wilhelm Dietrich Karmann<br />

Geschäftsführer Wilhelm Karmann,<br />

Osnabrück<br />

Ursula Karmann, Osnabrück<br />

Dr. Horst Jörg Kayser<br />

Geschäftsführer Siemens Automation &<br />

Drives, Nürnberg


Holm Keller<br />

Vice President DirectGroup Bertelsmann,<br />

London<br />

Dr. Richard Kiessler<br />

Chefredakteur NRZ, Essen<br />

Dr. Ulrich Kleier<br />

Präsident IHK Duisburg<br />

Annabel von Klenck<br />

Geschäftsführerin <strong>Stiftung</strong> Mercator, Essen<br />

Dr. Udo von Klot-Heydenfel<strong>dt</strong><br />

Bankhaus B. Metzler und Sohn,<br />

Frankfurt/Main<br />

Prof. Dr. Hannes Kniffka<br />

Sprachwissenschaftliches Institut der<br />

Universität Bonn<br />

Katrin Krömer<br />

McKinsey & Comp., Berlin<br />

Dr. Manfred Krüper<br />

Mitglied des Vorstands E.ON, Düsseldorf<br />

Prof. Dr. Klaus Landfried<br />

Präsident Hochschulrektorenkonferenz, Bonn<br />

Heidi Landwers-Schädlich, Düsseldorf<br />

Dr. Ulrich Lehner<br />

pers. haftender Gesellschafter Henkel KG,<br />

Düsseldorf<br />

Johanna Lehner, Düsseldorf<br />

Dr. Wolfhard Leichnitz<br />

Vorsitzender des Vorstands Viterra, Essen<br />

Dr. Doris Leichnitz, Essen<br />

Jürgen Libbert<br />

Latham & Watkins Schön Nolte, Hamburg<br />

Prof. Dr. Liu Jinhui<br />

Botschaftsrätin Botschaft der Volksrepublik<br />

China, Berlin<br />

Gabriele Logemann-Spiegel<br />

Franz <strong>Haniel</strong> Akademie, Duisburg<br />

Prof. Dr. Ralph-Alexander Lorz<br />

Lehrstuhl für Deutsches und Ausl. Öff. Recht,<br />

Heinrich Heine Universität Düsseldorf<br />

Andreas de Maizière<br />

Mitglied des Vorstands Commerzbank AG,<br />

Frankfurt<br />

Christiane de Maizière, Frankfurt<br />

Dr. Hartmut Marhold<br />

Generalsekretär CIFE, Nizza<br />

David Marsh<br />

Partner Droege & Comp., Düsseldorf<br />

Dr. Michael Maurer<br />

Hauptgeschäftsführer Arbeitsgemeinschaft<br />

industrieller Forschungsvereinigungen<br />

„Otto von Guericke”, Köln<br />

37


38<br />

TEILNEHMER<br />

Hanno Melcher, Krefeld<br />

Karin Melcher, Krefeld<br />

Dr. Jochen Melchior<br />

Vorsitzender des Vorstands STEAG, Essen<br />

Dr. Klaus von Menges<br />

Ferrostaal Aktiengesellschaft, Essen<br />

Dr. Jörg Mittelsten Scheid<br />

pers. haftender Gesellschafter Vorwerk,<br />

Wuppertal<br />

Vivica Mittelsten Scheid, Wuppertal<br />

Hans Georg Mockel, Bad Vilbel<br />

Valena Momsen<br />

Sabine Groenewold Verlage, Hamburg<br />

Barbara-Maria Monheim<br />

Vorsitzende Deutsch-Polnisch-Ukrainischer<br />

Verein für Osteuropa, Berlin<br />

Dr. Klaus Neuhoff<br />

Universität Witten/Herdecke<br />

Gottfried Noelle, Düsseldorf<br />

Professor Joseph S. Nye, Jr. (Ph.D.)<br />

Dekan der John F. Kennedy School of<br />

Government, Harvard University<br />

Don K. Price Professor of Public Policy,<br />

Cambridge<br />

Dr. Nils Ole Oermann, Bielefeld<br />

Roland Oetker<br />

Geschäftsführer ROI Verwaltung, Düsseldorf<br />

Alfred Freiherr von Oppenheim<br />

Bankhaus Sal. Oppenheim jr., Köln<br />

Ingo Pahl, Ratingen<br />

Mathias Pahl, Ratingen<br />

Dr. Miriam Parmentier<br />

Hengeler Mueller, Frankfurt/Main<br />

Prof. Dr. Werner Pascha<br />

Institut für Ostasienwissenschaften, Universität<br />

Duisburg-Essen<br />

Dr. Martin Peltzer, Frankfurt/Main<br />

Prof. Dr. Robert Picht<br />

Direktor Collège d’Europe, Brügge<br />

Ivan Pictet<br />

Partner Banquiers Pictet, Genf<br />

Dr. Jochen Pleines<br />

Direktor Landesspracheninstitut NRW,<br />

Bochum<br />

Prof. Dr. Andrea Plinke<br />

Humbol<strong>dt</strong>-Universität zu Berlin


Hermann Graf v. Pückler<br />

Eurotechnik, München<br />

Dr. jur. Henner Puppel<br />

Sprecher des Vorstandes Nationalbank,<br />

Essen<br />

Dr. Hartmut Rahn, Remagen<br />

Dr. Wilhelm Rall<br />

Direktor McKinsey & Comp., Stuttgart<br />

Janusz Reiter<br />

Direktor Zentrum für Internationale<br />

Beziehungen, Warschau,<br />

Kurator <strong>Haniel</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

Hans-Jürgen Reitzig<br />

Hauptgeschäftsführer IHK Duisburg<br />

Dr. Hermann Freiherr von Richthofen<br />

Deutsch-Englische Gesellschaft, Berlin<br />

Gerhard Roggemann<br />

Mitglied des Vorstands Westdeutsche<br />

Landesbank Girozentrale, Düsseldorf<br />

Dr. Sieghar<strong>dt</strong> Rometsch<br />

Pers. haftender Gesellschafter<br />

HSBC Trinkaus & Burkhar<strong>dt</strong>, Düsseldorf<br />

Gisela Rometsch, Düsseldorf<br />

Dr. Jürgen Ruhfus, Botschafter a.D., Bonn<br />

Prof. Dr. Christian Schade<br />

Institut für Entrepreneurship/Innovationsmangement<br />

Humbol<strong>dt</strong>-Universität zu Berlin<br />

Dr. Michael Schädlich<br />

Geschäftsführer Dorma Holding, Ennepetal<br />

Marc Schattenmann<br />

stellv. Direktor Erfurt School of Public Policy,<br />

Universität Erfurt<br />

Dr. Wolfgang Schäuble MdB<br />

Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-<br />

Bundestagsfraktion, Berlin<br />

Andrea Schauen, Magdeburg<br />

Wolfgang Schauen<br />

Geschäftsführer Elf Bitumen Deutschland,<br />

Brunsbüttel<br />

Dr. Jochen Scheel<br />

Shearman & Sterling,<br />

Mannheim<br />

Dr. Till Schemmann<br />

Geschäftsführer Bundesnotarkammer,<br />

Berlin<br />

Dr. Wolf Schmi<strong>dt</strong><br />

Vorstand Körber-<strong>Stiftung</strong>, Hamburg<br />

Dr. Jochen Schmi<strong>dt</strong><br />

Rechtsanwalt, Essen<br />

39


40<br />

TEILNEHMER<br />

Anita Schmi<strong>dt</strong>, Essen<br />

Dr. Armin Schmiedeberg<br />

Geschäftsführer The Boston Consulting<br />

Group, Düsseldorf<br />

Insa Schmiedeberg, Düsseldorf<br />

Benedikt Freiherr von Schröder<br />

Augusta Finance, London<br />

Prof. Dr. Theo Siegert<br />

Mitglied des Vorstands Franz <strong>Haniel</strong> & Cie.,<br />

Duisburg<br />

Dr. Hermann Otto Solms<br />

Vizepräsident Deutscher Bundestag, Berlin<br />

Marius Spiecker gen. Döhmann<br />

Studienstiftung des deutschen Volkes, Bonn<br />

Dr. Sascha Spoun<br />

Leiter Neukonzeption der Lehre<br />

Hochschule Sankt Gallen<br />

Dr. Immo Stabreit<br />

Botschafter a.D., Berlin<br />

Ludger W. Staby, Hamburg<br />

Dr. Jürgen W. Stadelhofer<br />

Vorsitzender des Vorstands RAG Coal<br />

International, Essen<br />

Dr. Friedrich-Leopold Freiherr von Stechow<br />

Partner für Berlin Gesellschaft für<br />

Hauptsta<strong>dt</strong>marketing, Berlin<br />

Prof. Dr. Ulrich Steger<br />

Direktor IMD International Institute for<br />

Management Development,<br />

Lausanne<br />

Dr. Rainer Stephan<br />

Vorsitzender der Geschäftsleitung Barclays<br />

Bank, Frankfurt/Main<br />

Gesa Stollenwerk<br />

Richterin, Wiesbaden<br />

Prof. Dr. Michael Stürmer<br />

Chefkorrespondent DIE WELT, Berlin<br />

Andrea Barbara Stürmer<br />

Allianz Group, München<br />

Tom de Swaan<br />

Member of the Managing Board ABN Amro<br />

Holding, Amsterdam<br />

Yvonne de Swaan, Amsterdam<br />

Dr. Gerhard Teufel<br />

Generalsekretär Studienstiftung des<br />

deutschen Volkes, Bonn<br />

Prof. Dr. Jochen Thiel<br />

Ministerialdirigent Finanzministerium NRW,<br />

Düsseldorf<br />

Dr. Levin von Trott zu Solz<br />

Körber-<strong>Stiftung</strong>, Hamburg<br />

Dr. Klaus Trützschler<br />

Mitglied des Vorstands Franz <strong>Haniel</strong> & Cie.,<br />

Duisburg<br />

Gabriele Trützschler, Duisburg<br />

Dr. Michael Ulmer<br />

Hengeler Mueller, Frankfurt/Main<br />

Kurt F. Viermetz<br />

stellv. Vorsitzender des Aufsichtsrats Hypo-<br />

Vereinsbank, München, Kurator <strong>Haniel</strong> <strong>Stiftung</strong>


Ulrich Voswinckel<br />

Vorsitzender des <strong>Stiftung</strong>srats Körber-<strong>Stiftung</strong>,<br />

Hamburg<br />

Sylvia Voswickel, Hamburg<br />

Jens Waltermann<br />

Solon Mangement Consulting, München<br />

Peter Weidig<br />

<strong>Haniel</strong> <strong>Stiftung</strong>, Duisburg<br />

Jörn Weingärtner<br />

Studienstiftung des deutschen Volkes, Bonn<br />

Martin Weiss<br />

Solon Management Consulting, München<br />

Prof. Dr. Carl Christian von Weizsäcker<br />

Staatswissenschaftliches Seminar der<br />

Universität zu Köln<br />

Klaus Wiegan<strong>dt</strong><br />

Vorsitzender des Aufsichtsrats DIVACO<br />

Beteiligungs-AG, Frankfurt/Main<br />

Irina von Wiese und Kaiserswaldau<br />

BT, London<br />

Prof. Dr. Hans Georg Willers<br />

Ehrenkurator <strong>Haniel</strong> <strong>Stiftung</strong>, Düsseldorf<br />

Albrecht Woeste, Düsseldorf<br />

Dipl.-Ing. Renate Woeste, Düsseldorf<br />

Hubertus von Wulffen<br />

Solon Management Consulting, München<br />

Dr. Bernhard Wunderlin<br />

Geschäftsführer Harald Quan<strong>dt</strong> Holding,<br />

Bad Homburg<br />

Ursula Wunderlin, Bad Homburg<br />

41


42<br />

VERANSTALTUNGSREIHE FRANZ <strong>HANIEL</strong> LECTURE<br />

1. Franz <strong>Haniel</strong> Lecture<br />

Hagen Schulze, Was ist eigentlich Europa?<br />

David Marsh, Ist das Maastricher Modell<br />

noch zeitgemäß?<br />

1993<br />

2. Franz <strong>Haniel</strong> Lecture<br />

Europa und seine Nachbarn<br />

Jean François-Poncet, Die Ost- und die<br />

Südflanke Europas<br />

Otto von der Gablentz, Die Herausforderungen<br />

im Osten Europas<br />

1996<br />

VERANSTALTUNGSREIHE<br />

FRANZ <strong>HANIEL</strong> LECTURE<br />

3. Franz <strong>Haniel</strong> Lecture<br />

Wie entsteht Innovation?<br />

Hubert Markl, Was macht Forschung<br />

innovativ?<br />

Giuseppe Vita, Innovationsimpulse aus<br />

der Wirtschaft<br />

1998<br />

4. Franz <strong>Haniel</strong> Lecture<br />

Warum noch Europa im Zeichen der<br />

Globalisierung?<br />

Leon Brittan / Kurt Biedenkopf<br />

2001<br />

Publikationen sind erhältlich im <strong>Stiftung</strong>sbüro<br />

oder unter www.haniel-stiftung.de<br />

Kontakt<br />

<strong>Haniel</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

Franz-<strong>Haniel</strong>-Platz 1<br />

47119 Duisburg<br />

Deutschland<br />

Telefon +49-(0)203-806-367<br />

Telefax +49-(0)203-806-720<br />

www.haniel-stiftung.de


Impressum<br />

Herausgeber: <strong>Haniel</strong> <strong>Stiftung</strong>, Duisburg<br />

Redaktion: Dr. Nils Ole Oermann, Bielefeld<br />

Fotografie: Tom Jasny, Düsseldorf<br />

Produktion: MedienPark Moers AG, Duisburg<br />

Die Dokumentation zur 5. Franz <strong>Haniel</strong> Lecture<br />

erscheint in deutscher und englischer Sprache.

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