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Nur ein Loch...
Von Harald Raffer
Es schmerzt wie verrückt und treibt
Betroffene beinah zum Wahnsinn
– der Defekt eines kariösen Zahns.
Oder anders ausgedrückt: Ein Loch
im Zahn! Allgemein versteht man
allerdings unter einem Loch einen
offenen Hohlraum in einem Material
(wer an dieser Stelle sofort von
hocherotischen Gedanken gepeinigt
wird, ist natürlich selber schuld
und ein Ferkel). In der Geographie
wird dieser Ausdruck mit vier Buchstaben
für Vertiefungen, Einbrüche
oder Senkungen verwendet. Tja,
und was wäre Schottland ohne
Loch Ness und seinem berühmten
Ungeheuer? Wo gebohrt wird,
entstehen ebenfalls Löcher. Der
Begriff wird weiters in der Halbleitertechnik
sowie bei Blas- und
Saiteninstrumenten verwendet
(Ton-, Schallloch). Etliche Orte im
deutschsprachigen Raum tragen
die schlichte Bezeichnung „Loch“.
Damit ist natürlich keinesfalls ein
bestimmter Körperteil auf der Kehrseite
der Zweibeiner gemeint. Den
Namen Loch machten nämlich bekannte
Persönlichkeiten alle Ehre
– vom deutschen Psychoanalytiker,
über Sportler und Politiker. Und im
unendlichen All gibt es schwarze
Löcher, die alles anziehen, aufsau-
gen, verschlingen.
Gesetzesbrecher
landen mitunter in
einem „Loch“, der
häufige Spitzname
für den „Häf`n“. Wo-
her kommt aber der Begriff „Loch“?
Ein kurzer Blick in das Wörterbuch
klärt auf – aus dem Althochdeutschen
und bezeichnete seinerzeit
eine „Öffnung“. Was das alles mit
dem edlen Golfsport zu tun hat?
Verdammt viel! Was wäre denn ein
Golfplatz ohne Löcher? Na eben!
Und denken Sie einmal nach – wie
angestrengt Sie als Schlägerschwinger
diese winzige Öffnung
im Rasen anvisieren. Je schneller
sie den Ball in dieser „Unebenheit“
verschwinden lassen, desto größer
wird ihr Glücksgefühl. Eine wahre
Elite verdient sogar Millionen
damit, geschlagene Winzlinge gekonnt
versenken zu können. Und
ein Hole-in-One? Besser als jeder
Orgasmus, besser als ein Promi-
Essen, besser als eine Gehaltserhöhung!
Besonders tückisch auf
den Golfplätzen ist natürlich der
Umstand, dass sich diese Löcher
ändern. Das Green wird zu einer
Art Schweizer Käse. Doch beobachten
wir diese künstlich geschaffene
Öffnung mal aus der Nähe – etwa
beim Putten. Da lernt so mancher
Spieler/Zuschauer neue Kraftausdrücke
und bisher kaum bekannte
Schimpfwörter. Etwa wenn die
weiße Kugel genau vor dem kleinen
Abgrund stoppt. Oder besagte
Kugel eine elegante Drehung rund
um den tief liegenden Kreis dreht.
Ist Ihnen schon passiert? Na eben!
Das nervt mehr, als jene Sportkollegen,
die einem mit ihren überflüssigen
Ratschlägen regelrecht
löchern. Das sind eben echte A…
Denen wünscht man bei Gelegenheit
ein Loch im Sparstrumpf, im
Kopf oder (bei einer Golftournee)
im Flugzeug.
Was ist das nur für ein Sport, bei
dem sich alles ums Einlochen
dreht? Außenstehenden ist das
oft nur schwer zu erklären. Die
denken meist an löchrige Straßen
oder löchrige Socken. Aber beim
Golfsport haben eben diese winzigen
Vertiefungen etwas Einmaliges.
Wo sonst sollte der Ball landen? In
aufgeklebten Säcken? In winzigen
Toren? Auf Baumkronen? In aufgestellten
Dosen? So hat der liebe
Gott eben auch das Loch erschaffen,
ihm einen Sinn gegeben und seinen
Menschen „fehlende Materie“
geschenkt. So gesehen ist es ein
echtes Wunder, was man auf dieser
Erde damit gemacht hat. Kaum
bemerkbare Gruben, ja Grübchen,
die nicht aus einem Kindergesicht
lachen, sondern zwischen perfekt
gemähtem Gras zu finden sind. Wie
kommen diese Dinger eigentlich in
den Boden eines Golfplatzes? Mit
einer Loch-Maschine? Mit einem
Heim-Bohrer oder werden diese
zierlichen „Fallen“ mit einer Mini-
Schaufel ausgebuddelt? Das interessiert
Golfspieler eigentlich nicht.
Sie denken nur intensiv daran, wie
sie auf ihre beschwingte Art Löcher
stopfen können. Mit wenig Schlägen
eben. Und so eine Öffnung
will auch weiterhin eine solche
bleiben. Oder haben Sie schon von
Golfern gehört, die ihre Bälle nicht
rasch aus den winzigen Höhlen
holen? Aus diesen künstlichen Erd-
Kerben… Im Gegensatz zu Kurt Tucholsky,
der einmal meinte: „Wenn
ein Mensch ein Loch sieht, hat er
das Bestreben, es auszufüllen. Dabei
fällt er meist hinein“. Dafür sind
diese 18 Lücken einfach zu klein.
Oder nehmen wir das bereits erwähnte
„schwarze Loch“ im All: Es
gilt als astronomisches Objekt, in
dessen Nähe die Gravitation extrem
stark ist. So was hat auch
schon so mancher wackere Golfer
beim Abschlag gemerkt. Es gibt
also einen Raumbereich, in dem die
Raumzeit so stark verzerrt ist, dass
nichts von innerhalb nach außerhalb
gelangen kann. Oder schlicht
gesagt – Sie haben einen tollen
Schwung hingelegt. Aber das Biest
von einem Ball liegt nach wie vor
unberührt und unbeweglich vor
Ihnen! Da kann es durchaus vorkommen,
dass Sie Ihre Masse durch
verärgertes Auf- und Abspringen
leicht vergrößern und Ihnen dabei
schwarz wird.
Nüchtern betrachtet handelt es
sich bei dieser Gras-Grotte nur um
ein Loch – aber offensichtlich um
eines, das letztlich völlig unbeweglich
über Sieg und Niederlage entscheidet.
In diesem Sinne ein gutes
Spiel!
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