10. Einblick in die Arbeit des Pen Green Centre ... - Kita-Museum
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Ulrike Weh<strong>in</strong>ger<br />
<strong>10.</strong> <strong>E<strong>in</strong>blick</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>des</strong> <strong>Pen</strong> <strong>Green</strong> <strong>Centre</strong>,<br />
England<br />
"Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e lemende Geme<strong>in</strong>schaft, <strong>in</strong> der aile vone<strong>in</strong>ander profitieren und <strong>die</strong><br />
mite<strong>in</strong>ander auf dem Weg zu neuen Erkenntnissen ist.••<br />
-Dies
1m Jahr 1983 wurde das <strong>Pen</strong> <strong>Green</strong> <strong>Centre</strong> fUr Familien mit K<strong>in</strong>dem unter<br />
funf Jahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ehemaligen Schulgebaude erOffnet, es war damals e<strong>in</strong><br />
multifunktionales Haus, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ares Team arbeitete. Die<br />
E<strong>in</strong>richtung wurde mit offentlichen Mitteln f<strong>in</strong>anziert und geme<strong>in</strong>sam vom<br />
Erziehungs-, Sozial- und Gesundheitsamt geleitet.<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n arbeiteten dort sechs Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen mit 50 K<strong>in</strong>dem, <strong>in</strong>zwischen<br />
s<strong>in</strong>d 35 Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen beschaftigt u.a. Lehrer/<strong>in</strong>nen, Sozialarbeiter/<strong>in</strong>nen,<br />
K<strong>in</strong>derschwestem, Psycholog/<strong>in</strong>nen, K<strong>in</strong>derpfleger<strong>in</strong>nen, Heilpadagog/<strong>in</strong>nen,<br />
<strong>die</strong> mit tiber 500 Familien zusammen arbeiten.<br />
Corby war <strong>in</strong> den 30er Jahren <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts e<strong>in</strong>e Stahlarbeiterstadt,<br />
<strong>die</strong> Stahl<strong>in</strong>dustrie wurde <strong>in</strong> den 80er Jahren aufgegeben und damit entstand<br />
unter der mannlichen Bevolkerung e<strong>in</strong>e <strong>Arbeit</strong>slosigkeit von 43%. Die jungen<br />
Familien waren von Armut betroffen, lebten <strong>in</strong> schlechten WohnverhaItnissen<br />
und wurden kaum von offentlicher Seite untersttitzt.<br />
Wie <strong>in</strong> vielen anderen Teilen <strong>des</strong> vere<strong>in</strong>igten Konigreichs gab es kaum<br />
Auswahl an Ganztagesbetreuung, <strong>die</strong> es Eltem ermoglichte, e<strong>in</strong>e Ausbildung<br />
zu machen oder wieder e<strong>in</strong>e <strong>Arbeit</strong> anzunehmen. Von staatlicher Seite wurden<br />
Vorschlage zur Betreuung der K<strong>in</strong>der fUr benachteiligte Familien entwickelt,<br />
dabei kam es jedoch nicht zum Gesprach zwischen denen, <strong>die</strong> das<br />
Angebot wahmehmen sollten, und denen, <strong>die</strong> es entwickelt hatten. Unzufrieden<br />
mit <strong>die</strong>ser Situation hatte sich <strong>in</strong> Corby e<strong>in</strong>e Gruppe von Eltem gebildet,<br />
<strong>die</strong> geme<strong>in</strong>sam mit ebenfalls <strong>in</strong>teressierten und engagierten Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />
und Politiker/<strong>in</strong>nen gegentiber der Stadt ihre Wt<strong>in</strong>sche und Visionen fUr e<strong>in</strong><br />
bedarfsorientiertes Angebot formulierten.<br />
Aus <strong>die</strong>ser Vision wurden Grundannahmen entwickelt, <strong>die</strong> noch heute<br />
Grundlage fur <strong>die</strong> <strong>Arbeit</strong> im <strong>Centre</strong> s<strong>in</strong>d:<br />
• Der effektivste Weg, jungen Familien Gesundheitserziehung und soziale Angebote<br />
zugleich anzubieten, kann nur durch e<strong>in</strong> <strong>Centre</strong> erfolgen, das e<strong>in</strong>fach und<br />
schnell zu erreichen ist. ..'<br />
• Die Angebot~ sollen flexibel se<strong>in</strong>, <strong>die</strong> BedO(fnisse der K<strong>in</strong>der VOf Ort ansprechen<br />
und deren Familien mit e<strong>in</strong>schlieBen.<br />
• Erziehung, Bitdung und Betreuung s<strong>in</strong>d untrennbar mite<strong>in</strong>ander verbunden,<br />
<strong>die</strong> frOhen Bildungsangebote <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen E<strong>in</strong>richtui1g~n sollten entsprechend fOr<br />
K<strong>in</strong>der von unter e<strong>in</strong>em bis fOnt Jahren entwickelt werden. Dabei muss <strong>die</strong><br />
zentrale Rolle <strong>des</strong> Spielens fOr das frOhe Lemen berQcksichtigt werden.<br />
• Das Angebot soli <strong>die</strong> <strong>in</strong>dividuellen Unterschiede von K<strong>in</strong>dem und Eltem respektieren-<br />
und schatzen und <strong>die</strong> ethnische, kulturelle und sprachliche Vielfalt<br />
berOcksichtigen.
'! Erziehung beg<strong>in</strong>nt mit·der Geburt :- <strong>die</strong> E<strong>in</strong>richtung muss <strong>die</strong> SchIOsselrolleder<br />
Eltern als erste Erziehefihres K<strong>in</strong><strong>des</strong>anerkennen und <strong>die</strong> Verpflichtung der Eltern<br />
~rken, sich <strong>in</strong> der Erztehungihrer K<strong>in</strong>der<strong>in</strong> <strong>die</strong>sen frOhenJahren zu engagieren.<br />
• Angebote der Elternbildung und Erwachsenenbildung sollten fOr aile Eltern zur<br />
VerfOgung stehen, defen K<strong>in</strong>der <strong>die</strong> E<strong>in</strong>richtung besuchen. .<br />
• AIle Mitarbeiterl<strong>in</strong>l1efl':mOssen besonders gut ausgebildet. se<strong>in</strong>, reflektierende<br />
Praktikerl<strong>in</strong>nen, <strong>die</strong>·zll,gerechten Bed<strong>in</strong>gungen arbeiten (z.B. angernessene Bezahlung,<br />
Vorbereitungszeit, Weiterbildung, ~upervision,AufstiegsmOglichkeiten).<br />
• Mitarbeiterl<strong>in</strong>~n yOn Tagese<strong>in</strong>richtungen mOssen daran <strong>in</strong>teressiert se<strong>in</strong>, w1e<br />
e<strong>in</strong>e Verbesserung' dir Machtverhaltnisse und' <strong>des</strong> Wohnumfel<strong>des</strong> erreicht<br />
werden kann. ',.' .,<br />
In den folgenden 14 Jahren entwickelte sich das <strong>Centre</strong> weiter zurn "Onestop<br />
Shop", d.h., alle Angebote befmden sich unter e<strong>in</strong>ern Dach. Eltem konnen<br />
am <strong>Centre</strong> <strong>die</strong> verschiedensten Angebote wahrnehmen, wie z.B. <strong>die</strong> K<strong>in</strong>derbetreuung,<br />
Kurse und Gruppen zu verschiedenen Thernengebieten, <strong>die</strong><br />
entweder wahrend der Betreuungszeiten oder abends angeboten werden. Das<br />
<strong>Centre</strong> bietet heute auch Beratungsangebote fUr Eltem mit K<strong>in</strong>dem mit besonderen<br />
Bediirfnissen, Kurse und Beratung <strong>in</strong> Fragen der Gesundheit, Erziehung<br />
und Entwicklung der K<strong>in</strong>der. H<strong>in</strong>zu kommen Moglichkeiten der eigenen<br />
Weiterbildung und Ausbildungskurse fUr Eltem, urn z.B. e<strong>in</strong>en Berufsabschluss<br />
nachzuholen oder e<strong>in</strong>e Ausbildung zu beg<strong>in</strong>nen.<br />
In den Jahren 1997 und 1999 wurden zwei Regierungsprogramme gestartet,<br />
<strong>die</strong> e<strong>in</strong>e politische und fmanzielle Unterstiitzung <strong>des</strong> bisherigen Konzeptes<br />
mit sich brachten. Das " Early-Excellence-Programm " (Programm<br />
frUhzeitiger, hochqualifizierter Vorschulpadagogik) soll <strong>die</strong> Erziehungskornpetenzen<br />
der Eltem <strong>in</strong> der Erziehung ihrer K<strong>in</strong>der rnoglichst frUhzeitig unterstiitzen,<br />
urn e<strong>in</strong>e positive Entwicklung der K<strong>in</strong>der zu gewahrleisten.<br />
Das "Sure Start Programm" (= sicherer Start) bietet vor allern sozial benachteiligten<br />
Familien mit K<strong>in</strong>dem unter vier Jahren e<strong>in</strong>en "sicheren Start".<br />
Diese Familien konnen durch <strong>die</strong>ses Programm alle Angebote <strong>des</strong> <strong>Centre</strong>s<br />
kostenfrei nutzen, von der ersten Beratung nach der Schwangerschaft, tiber<br />
<strong>die</strong> Stillgruppe, <strong>die</strong> Krabbel- oder Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dgruppe, aber auch <strong>die</strong> K<strong>in</strong>dertagesstatte<br />
und <strong>die</strong> Bildungskurse fUr Eltem. Vor allern soll <strong>die</strong>sen Familien e<strong>in</strong><br />
niederschwelliger und e<strong>in</strong>facher Zugang zu Bildungsangeboten geschaffen<br />
werden, <strong>die</strong> sie im <strong>Pen</strong> <strong>Green</strong> <strong>Centre</strong> unter e<strong>in</strong>ern Dach vorf<strong>in</strong>den.<br />
Ende der 90er Jahre konnte man schlieBlich auf 17 Jahre Erziehungspartnerschaft<br />
mit den Eltem zurtickschauen. Mehr als 6.000 Eltem haben <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser<br />
Zeit das <strong>Centre</strong> besucht.<br />
Die langen Jahre der Zusammenarbeit und <strong>die</strong> Erkenntnisse daraus rnt<strong>in</strong>deten<br />
schlieBlich <strong>in</strong> <strong>die</strong> Grt<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>er Forschungswerkstatt am <strong>Pen</strong> <strong>Green</strong><br />
<strong>Centre</strong>.
1996 wurde <strong>die</strong> Forschungsarbeit aufgenommen, bei der Eltem, Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />
der Frtihpadagogik und Dozentl<strong>in</strong>nen verschiedener Hochschulen<br />
beteiligt waren. Geme<strong>in</strong>sam wurden Bildungsthemen besprochen und entwikkelt<br />
und das eigene Erziehungsverhalten beleuchtet und reflektiert. Durch <strong>die</strong>se<br />
Art der Zusammenarbeit wurde deutlich, dass <strong>die</strong> bisherige Domane der Fachkrafte<br />
wie Lehren, Lemen und Entwickeln yon Bildungsthemen verandert werden<br />
muss und Eltem yon Anfang an mite<strong>in</strong>bezogen werden mUssen.<br />
Die Stu<strong>die</strong>n zeigten, dass viele Eltem e<strong>in</strong> groBes Interesse daran hatten, <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> Lemerfahrungen ihrer K<strong>in</strong>der mit e<strong>in</strong>bezogen zu werden. H<strong>in</strong>zu kam <strong>die</strong><br />
Erkenntnis, dass <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der wesentlich mehr Entwicklungsfortschritte machten,<br />
wenn ihre Eltem an Stu<strong>die</strong>n zur friihk<strong>in</strong>dlichen Erziehung e<strong>in</strong>bezogen waren.<br />
Inzwischen hat sich das <strong>Pen</strong> <strong>Green</strong> <strong>Centre</strong> zu e<strong>in</strong>er groBen E<strong>in</strong>richtung<br />
entwickelt, <strong>in</strong> Uber 20 Raumen <strong>des</strong> Hauses f<strong>in</strong>den Gesprachskreise statt, es<br />
gibt Raume fUr regelmaBige Gruppentreffen wie z.B. der Treffpunkt fur sehr<br />
junge MUtter oder Vater, Raume fur Bewegung, Wasserspielbereiche, zwei<br />
K<strong>in</strong>dergarten, verschiedene Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dergruppen, Stillgruppen, Krabbelgruppen,<br />
verschiedene AuBenbereiche, Ausbildungsraume, e<strong>in</strong>en Horsaal, e<strong>in</strong>e<br />
Bibliothek und e<strong>in</strong>ige Raume, <strong>die</strong> multifunktional genutzt werden. Das Haus<br />
wurde <strong>in</strong> den letzten Jahren durch verschiedene Anbauten erweitert, <strong>in</strong> den<br />
nachsten Jahren kommt e<strong>in</strong> Studentenwohnheim h<strong>in</strong>zu.<br />
Insgesamt werden sechs wesentliche Angebotsstrange unterschieden, <strong>die</strong><br />
yon den Familien nach <strong>in</strong>dividuellem Bedarf genutzt werden:<br />
1. hochqualifizierte frtihpadagogische Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsangebote<br />
<strong>in</strong> den Tagese<strong>in</strong>richtungen und den Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dgruppen,<br />
2. Bildungsangebote fur <strong>die</strong> Eltem <strong>in</strong> Bezug auf <strong>die</strong> Entwicklung yon Erziehungskompetenzen<br />
und Formen der Beteiligung am Lemen und an der<br />
Entwicklung ihrer K<strong>in</strong>der,<br />
3. familienuntersmtzende Angebote, wie das Sure Start Programm und weitere<br />
Hillen <strong>in</strong> der Begleitung yon Familien mit besonderen Bediirfnissen,<br />
4. Verbesserung <strong>des</strong> Wohnumfel<strong>des</strong> durch Anregungen <strong>in</strong> stadtischen Gremien<br />
und E<strong>in</strong>bezug yon Veranstaltungen fur den Stadtteil,<br />
5. allgeme<strong>in</strong>er Gesundheitsservice fur Frauen vor und nach der Geburt, fUr<br />
Familien mit kranken oder beh<strong>in</strong>derten K<strong>in</strong>dem und zur praventiven Versorgung<br />
yon jungen Familien,<br />
6. Ausbildung und Forschung: In Kursen und Gruppen werden SchulabschlUsse<br />
und Qualifikationen nachgeholt, Weiterbildungskurse fur Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />
und Praxissemester fur Stu<strong>die</strong>rende der Hochschulen <strong>in</strong> London<br />
und Worcester, sowie <strong>die</strong> Ausbildung zum Bachelor of Art angeboten.
AIle oben aufgefiihrten Angebote konnen von Eltem genutzt werden, viele<br />
Mutter und Vater s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen aber auch als Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen tatig. Sie<br />
arbeiten als bezahlte Teilzeitkrafte im <strong>Centre</strong>, <strong>in</strong>dem sie ihre Fahigkeiten<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen oder e<strong>in</strong>e Ausbildung beg<strong>in</strong>nen, abschlieBen und anschlieBend<br />
vom <strong>Centre</strong> beschaftigt werden. Auf <strong>die</strong>sem Weg konnten ca. 50% der MUtter<br />
und Vater im <strong>Centre</strong> e<strong>in</strong>e Beschaftigung fmden und e<strong>in</strong>igen Familien<br />
wurde so aus der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit geholfen. Manche Eltem arbeiten <strong>in</strong> der<br />
Bibliothek, als Gruppenleiter/<strong>in</strong>nen, als Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Untersttitzung<br />
von Familien Init besonderen Bedurfnissen, urn Interviews durchzufilhren,<br />
als Krippen-Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen oder sie helfen dabei, Hausbesuche bei<br />
Familien im Rahmen <strong>des</strong> Sure Start Programms durchzufilhren.<br />
2. Respekt, Wertschatzung und e<strong>in</strong>e Kultur der hohen<br />
Erwartungen<br />
Die Erkenntnisse der Stu<strong>die</strong>n und <strong>die</strong> Ziele der E<strong>in</strong>richtung munden <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
Haltung und E<strong>in</strong>stellung, <strong>die</strong> untere<strong>in</strong>ander und gegenuber den Familien gelebt<br />
werden.<br />
"Wir wollen gegenseitigen Respekt zwischen den Menschen im <strong>Centre</strong> aufbauen,<br />
gleichgOltig wie alt 'sie s<strong>in</strong>d oder weletle Rolle sie <strong>in</strong>nehaben. Wir wollen ke<strong>in</strong>e Distanz<br />
zwischen den' Menschen aufbauen, <strong>in</strong>dem wir sie <strong>in</strong> unterschiedliche Stufen<br />
e<strong>in</strong>teilen, wie z.B. Klient, Fachkraft, K<strong>in</strong>derkrankenschwester, Lehrer" (<strong>Pen</strong> <strong>Green</strong><br />
<strong>Centre</strong> 2002a, S. 16): ' " ,<br />
''',;<br />
In Bezug auf <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der bedeutet <strong>die</strong>s:<br />
• Je<strong>des</strong> K<strong>in</strong>d wird als Individuum wahrgenommen und mit Respekt behandelt,<br />
und je<strong>des</strong> K<strong>in</strong>d wird ermutigt, anderen mit Respekt zu begegnen.<br />
• Je<strong>des</strong> K<strong>in</strong>d wird <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Selbstachtung gefordert.<br />
• Je<strong>des</strong> K<strong>in</strong>d wird untersttitzt und angeregt, an se<strong>in</strong>e eigenen Fahigkeiten zu<br />
glauben.<br />
• Je<strong>des</strong> K<strong>in</strong>d wird entsprechend se<strong>in</strong>er Moglichkeiten gefordert.<br />
• Die K<strong>in</strong>der werden dazu angeregt, Entscheidungen zu treffen und solIen<br />
echte Wahlmoglichkeiten erhalten.<br />
• Die K<strong>in</strong>der werden dazu ermutigt, auch uber das, was sie nicht mogen, zu<br />
sprechen und ihre Wunsche mitzuteilen.<br />
• Anregungen werden auch besonders auf solchen Gebieten geschaffen, <strong>die</strong><br />
als Bildungsthemen fi1rK<strong>in</strong>der im Vorschulalter bisher unterschatzt wurden<br />
wie z.B. Mathematik und Naturwissenschaften.
• Das Umfeld und <strong>die</strong> Familie, <strong>in</strong> dem das K<strong>in</strong>d aufwachst, wird <strong>in</strong> den<br />
Blick genommen, vor allem <strong>die</strong> jt<strong>in</strong>geren Geschwister werden frtihzeitig<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> Angebote mite<strong>in</strong>bezogen.<br />
In Bezug auf <strong>die</strong> Eltem bedeutet <strong>die</strong>s:<br />
• Die Eltem werden ermutigt, sich als gleichwertige und aktive Partner/<strong>in</strong>nen<br />
e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. Sie werden dazu angeregt, sich mit den Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />
tiber Fragen der Erziehung und Entwicklung der K<strong>in</strong>der auszutauschen.<br />
• Den Eltem werden e<strong>in</strong>fache und zugangliche Wege zur Beteiligung geschaffen.<br />
Vater sollen genauso wie Mtitter teilnehmen kannen, aber auch<br />
isolierte oder Risiko-Familien und solche, <strong>die</strong> normalerweise schwer zu<br />
erreichen s<strong>in</strong>d.<br />
• Eltem werden ermutigt, ihre K<strong>in</strong>der zu beobachten und dadurch verstehen<br />
zu lemen, was und wie ihre K<strong>in</strong>der zuhause lemen.<br />
• Die Fahigkeiten und Kompetenzen der Eltem werden anerkannt, <strong>die</strong> Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />
stimmen ihr eigenes padagogisches Verhalten darauf ab.<br />
In Bezug auf <strong>die</strong> Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen bedeutet <strong>die</strong>s:<br />
• AIle Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen sollen sehr gut ausgebildet se<strong>in</strong> und sich als Anwalt<br />
der Familien verstehen, um dabei zu helfen, gerechte Bed<strong>in</strong>gungen zu schaffen<br />
z.B. <strong>in</strong> der Betreuung der K<strong>in</strong>der, der Verbesserung der Wohnsituation.<br />
• Den Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen wird <strong>die</strong> Maglichkeit geboten, "praktische Forscher/<strong>in</strong>nen"<br />
zu se<strong>in</strong>, <strong>die</strong> fahig s<strong>in</strong>d, tiber eigene Gedanken zu reflektieren,<br />
ihr Verstandnis der Theorie und Praxis zu formulieren und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
echten Dialog mit Eltem zu treten.<br />
• Die Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen werden dazu angeregt, ihre Erkenntnisse der Zusammenarbeit<br />
mit den Familien e<strong>in</strong>em weiteren <strong>in</strong>teressierten Publikum<br />
mitzuteilen.<br />
• Die Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen sollen fiir <strong>die</strong> Zusammenarbeit mit Erwachsenen<br />
gut ausgebildet und engagiert se<strong>in</strong>, sie sollten genauso sicher und klar<br />
auftreten kannen, wie sie es gegentiber K<strong>in</strong>dem s<strong>in</strong>d.<br />
3. Vielfaltige Zugange fOr Familien und Interessierte zum<br />
<strong>Centre</strong><br />
"Da Eltern ke<strong>in</strong>e homogene Gruppe s<strong>in</strong>d, haben-sie unterschiedliche BedOrfnisse<br />
und unterschiedliche Startbed<strong>in</strong>gungen. Sie m6chten daher auf sehr'unterschiedli-<br />
(he Weise.<strong>in</strong> <strong>die</strong> Entwicklung ihrer K<strong>in</strong>der mite<strong>in</strong>bezogen werden" (Whalley 2001,<br />
S.59).
Urn rnoglichst viele Eltem anzusprechen und sie dazu anzuregen, <strong>in</strong>s <strong>Centre</strong><br />
zu kommen und sich fur <strong>die</strong> Entwicklung ihrer K<strong>in</strong>der zu <strong>in</strong>teressieren und zu<br />
engagieren, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Zugangsrnoglichkeiten niederschwellig angelegt und besonders<br />
fUr Familien <strong>in</strong> schwierigen okonomischen VerhaItnissen kostenfrei.<br />
FUr Eltem bieten sich unterschiedliche Zugangsrnoglichkeiten wie z.B. durch<br />
<strong>die</strong> tiiglichen Gesprache mit der Familienbetreuer<strong>in</strong> oder der Erzieher<strong>in</strong>, beim<br />
Besuch e<strong>in</strong>es Abendkurses, beim Besuch e<strong>in</strong>es wOchentlichen Gesprachskreises,<br />
durch das Ausleihen der Videokamera fur Aufnahmen <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> zuhause,<br />
durch Hospitationen im K<strong>in</strong>dergarten und Teilnahme an Ausfltigen.<br />
Diese Gelegenheiten sollen <strong>die</strong> Eltem dazu anregen, sich darauf e<strong>in</strong>zulassen,<br />
<strong>die</strong> Entwicklung und das Lemen ihrer K<strong>in</strong>der aktiv zu unterstlitzen, <strong>die</strong><br />
eigenen Kornpetenzen <strong>in</strong> der Erziehung zu erweitem, urn somit ihren K<strong>in</strong>dem<br />
zu personlichern Wachsturn zu verhelfen.<br />
E<strong>in</strong>e wesentliche Voraussetzung, mit den Eltem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en gleichwertigen<br />
Dialog zu treten, ist e<strong>in</strong>e gerne<strong>in</strong>same Sprache, <strong>die</strong> alle verstehen und auf deren<br />
Basis Erfahrungen und Anregungen ausgetauscht werden konnen. Die Erfahrung<br />
der <strong>Pen</strong> <strong>Green</strong> Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen zeigte, dass <strong>die</strong> rneisten Eltem mit<br />
der Sprache und den Begriffen der Padagogik nicht vertraut waren, was sie<br />
im Kontakt mit den Padagogl<strong>in</strong>nen oft unsicher rnachte. Die Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />
erkannten <strong>die</strong> Notwendigkeit, ihr Fachwissen mit den Eltem zu teilen,<br />
urn Sprachbarrieren und Machtpositionen abzubauen. Uber <strong>die</strong>se E<strong>in</strong>beziehung<br />
der Eltem <strong>in</strong> den padagogischen Alltag der E<strong>in</strong>richtung werden viele<br />
Anregungen tibemommen, <strong>die</strong> zuhause weitergefUhrt werden. Uber <strong>die</strong> neuen<br />
Kenntnisse und <strong>E<strong>in</strong>blick</strong>e erhalten <strong>die</strong> Eltem e<strong>in</strong>en neuen Blick auf ihre K<strong>in</strong>der,<br />
sie fUhlen sich kornpetenter, sie <strong>in</strong>teressieren sich vielschichtiger und<br />
s<strong>in</strong>d stolz und begeistert yon ihrern K<strong>in</strong>d.<br />
Matthews und Amys Mutter: ,,Es wurde plOtzlich alles so klar, als ob sich e<strong>in</strong><br />
Vorhang offnete. Jetzt weill ich, dass er zur Zeit ausprobiert, wie Gegensti<strong>in</strong>de<br />
fallen, und kann ihn viel besser verstehen," und tiber Amy: "Sie liebt es,<br />
D<strong>in</strong>ge zu transportieren, ich bot ihr unterschiedliche Moglichkeiten an, wie<br />
sie D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergarten mitnehmen kann, z.B. ihre Puppe im Tragetuch,<br />
oder wir fahren mit dern Fahrrad <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergarten" (Whalley 2001,<br />
S.60).<br />
Damit Eltem ihre K<strong>in</strong>der entsprechend beobachten und daraus erkennen<br />
konnen, <strong>in</strong> welcher Entwicklungsphase sie s<strong>in</strong>d und welche Unterstlitzung sie<br />
benotigen, werden verschiedene Konzepte mit den Eltem e<strong>in</strong>gefUhrt.
Meist beg<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong> gerne<strong>in</strong>samer Weg mit e<strong>in</strong>ern Hausbesueh dureh <strong>die</strong><br />
Mitarbeiter/<strong>in</strong>, <strong>die</strong> dann aueh bei der Aufnahrne <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergarten<br />
<strong>die</strong> Bezugserzieher<strong>in</strong> ist. Beirn Hausbesuch werden u.a. <strong>die</strong> vier wesentliehen<br />
Konzepte bereits angesprochen und kurz vorgestellt.<br />
Es s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>s:<br />
• Engagiertheit<br />
• Wohlfiihlen<br />
• Erziehungsstile<br />
• Verhaltensschernata<br />
Diese Konzepte werden den Eltem <strong>in</strong> Gruppenabenden dureh zwei Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />
naher vorgestellt und diskutiert. Dabei spielen auBere Rahrnenbed<strong>in</strong>gungen<br />
e<strong>in</strong>e genauso groBe Rolle wie <strong>die</strong> Inhalte, <strong>die</strong> verrnittelt werden.<br />
Die K<strong>in</strong>der kannen wahrend der Eltemkurse irn <strong>Centre</strong> betreut werden, so<br />
dass <strong>die</strong> Eltem entspannt anwesend se<strong>in</strong> kannen. Der Gespraehsraurn oder<br />
Farnilienraurn strahlt e<strong>in</strong>e offene, herzliehe Atrnosphare aus, <strong>in</strong> der sieh <strong>die</strong><br />
Miitter und Vater wohlfiihlen kannen und wo sie willkornrnen s<strong>in</strong>d. Kaffee und<br />
Tee erleichtem das Gespraeh untere<strong>in</strong>ander und verh<strong>in</strong>dem e<strong>in</strong>e Klassenzirnrner-Atrnosphare.<br />
Die Eltem sollen ohne Zeitdruek mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong>s Gespraeh<br />
kornrnen, sie kannen sich ihren Bediirfnissen entsprechend e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen oder zuriiekhalten.<br />
Manehe Eltem brauehen <strong>die</strong>se Sicherheit, da sie selbst wenig positive<br />
Erfahrungen mit Erziehung und dern Sehulsystern gernaeht haben.<br />
In <strong>die</strong>sern Kurs geht es darurn, das Konzept der Engagiertheit (Laevers 1997,<br />
S. 19) kennen zu lemen. Die Eltem erfahren, wie sie ihr K<strong>in</strong>d irn Spiel beobaehten<br />
und versehiedene Stufen der Engagiertheit unterseheiden kannen. Sie<br />
lemen, darauf zu aehten, was sich dabei irn K<strong>in</strong>d abspielt, wie engagiert es<br />
sich e<strong>in</strong>er Beschaftigung zuwendet und welche Anregungen das K<strong>in</strong>d besonders<br />
aufnirnmt. Sie erfahren, wie wichtig es ist, K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrer Konzentration<br />
nieht zu stOren,urn dern K<strong>in</strong>d wiehtige Entwieklungs- und Lernfortsehritte zu<br />
ermagliehen. Die yon Laevers (1997) entwiekelte Skala, auf der untersehiedliehe<br />
Grade der Engagiertheit gernessen werden kannen, wird den Eltem vorgestellt.<br />
Mit Videosequenzen werden konkrete Beispiele yon K<strong>in</strong>dem aus<br />
dern <strong>Centre</strong> gezeigt und auch iiber das Verhalten <strong>des</strong> eigenen K<strong>in</strong><strong>des</strong> gesprochen.<br />
H<strong>in</strong>zu kornrnen irnmer eigene Lemerfahrungen der Eltem mit dern Ziel,<br />
iiber eigene Erfahrungen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der besser zu verstehen und sie zu ermutigen,<br />
wiehtige Entwicklungssehritte zu gehen.
Bevor liber das Konzept <strong>des</strong> Wohlfuhlens mit den Eltem gesprochen wird,<br />
sollen sie versuchen, sich an ihre K<strong>in</strong>dheit zu er<strong>in</strong>nem und an Zeiten oder<br />
Momente, <strong>in</strong> denen sie gllicklich waren. Sie tauschen <strong>die</strong>se Erfahrungen entweder<br />
mit e<strong>in</strong>em anderen Eltemteil oder e<strong>in</strong>em Mitarbeiter oder e<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong><br />
aus. Danach wird der Blick auf <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der gelenkt, auf Situationen,<br />
<strong>in</strong> denen sie gllicklich s<strong>in</strong>d und <strong>die</strong> sie genieBen. Laevers (1997, S. 18ff.) geht<br />
davon aus, dass K<strong>in</strong>der dann besonders aufnahmefahig und lembereit s<strong>in</strong>d,<br />
wenn sie sich emotional abgesichert und wohl fiihlen. Dazu hat er typische<br />
Charakterzlige beschrieben, <strong>die</strong> dann zu beobachten s<strong>in</strong>d, wenn sich e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Situation woh1fi.ih1t,es zeigt dann z.B. Offenheit, Flexibilitat, Vitalitat,<br />
spontane Freude, Selbstachtung, Selbstvertrauen. Um <strong>die</strong>s zu erkennen,<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuelle Beobachtung und E<strong>in</strong>fiihlungsvermogen yon Seiten der<br />
Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen und Eltem notwendig. Der Zugang der Eltem zu <strong>die</strong>sem<br />
Konzept ist meist positiv, da sie ihre K<strong>in</strong>der gllicklich und zufrieden sehen<br />
wollen, gleichzeitig bilft es vielen Eltem, liber <strong>die</strong> Gefiihle ihrer K<strong>in</strong>der auch<br />
e<strong>in</strong>en Zugang zu den eigenen Gefiihlen zu bekommen.<br />
In <strong>die</strong>sem Konzept, das zum e<strong>in</strong>en auf der humanistischen Psychologie Carl<br />
Rogers' grl<strong>in</strong>det und zurn anderen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Projekt an der Universitat Worcester<br />
entwickelt wurde, werden den Eltem e<strong>in</strong>ige Verhaltensweisen aufgezeigt,<br />
<strong>die</strong> ihnen dabei helfen, sich selbst zu beobachten, urn gegenliber den<br />
K<strong>in</strong>dem e<strong>in</strong> authentisches, wertschatzen<strong>des</strong> und e<strong>in</strong>fiihlen<strong>des</strong> Verhalten e<strong>in</strong>zunehmen.<br />
Auch bier wird mit den Eltem exemplarisch anhand yon Videoaufnahmen<br />
gearbeitet, geme<strong>in</strong>sam diskutiert und somit padagogisches Verhalten<br />
reflektiert. Mithilfe schriftlicher Unterlagen, <strong>in</strong> denen <strong>die</strong> Theorien auf<br />
e<strong>in</strong>fache Weise erklart s<strong>in</strong>d, konnen <strong>die</strong> Eltem das Gelemte und Erfahrene<br />
zuhause vertiefen.<br />
Die E<strong>in</strong>fiihrung <strong>in</strong> <strong>die</strong> Theorie der Schemata gescbieht <strong>in</strong> der Regel geme<strong>in</strong>sam<br />
mit T<strong>in</strong>a Bruce, <strong>die</strong> an der Universitat London tatig ist. Sie war Dozent<strong>in</strong><br />
im Froebel-Vorschul-Projekt und lange Jahre Berater<strong>in</strong> <strong>des</strong> <strong>Pen</strong> <strong>Green</strong> <strong>Centre</strong>s.<br />
Sie stellt <strong>die</strong> unterscbiedlichen Schemata vor, <strong>die</strong> im Spielverhalten <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong><br />
haufig zu beobachten s<strong>in</strong>d, wie z.B. <strong>die</strong> Auf- und Ab-Bewegungen, das
E<strong>in</strong>packen, <strong>die</strong> Rotation, das Transportieren oder auch das Zusammenftigen.<br />
In <strong>die</strong>sem Kurs werden Videos mit den Eltem betrachtet, urn <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Schemata bei den K<strong>in</strong>dem zu entdecken, gleichzeitig werden <strong>die</strong> Eltem dazu<br />
angeregt, selbst Video-Aufnahmen ihrer K<strong>in</strong>der zu Hause zu machen, urn <strong>in</strong><br />
weiteren Sitzungen tiber <strong>die</strong>se Aufnahmen <strong>in</strong>s Gesprach zu kommen. Das Erkennen<br />
bevorzugter Verhaltensmuster e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong><strong>des</strong> soU dabei helfen, ihm<br />
Spielangebote oder Materialien zur Verfiigung zu stellen, mit denen es <strong>die</strong>se<br />
festigen und weiter entwickeln kann. Manche K<strong>in</strong>der halten phasenweise an<br />
e<strong>in</strong>em bestimmten Schema fest, wie z.B. das E<strong>in</strong>wickeln yon D<strong>in</strong>gen, bis sie<br />
dar<strong>in</strong> gefestigt s<strong>in</strong>d, dann gehen sie zu e<strong>in</strong>em anderen Schema tiber. Andere<br />
bleiben bei e<strong>in</strong>em bevorzugten Schema und entwickeln fasz<strong>in</strong>ierende Fertigkeiten<br />
auf ihrem Gebiet.<br />
Oftmals gel<strong>in</strong>gt es, durch <strong>die</strong> Videoaufnahmen und das Gesprach tiber <strong>die</strong><br />
K<strong>in</strong>der den Eltem e<strong>in</strong> neues Verstandnis <strong>in</strong> <strong>die</strong> Entwicklung und das Verhalten<br />
<strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> zu vermitteln. Auch hier hilft e<strong>in</strong> <strong>Arbeit</strong>sheft den Eltem, <strong>die</strong><br />
Theorie besser zu verstehen und zu vertiefen.<br />
Neben <strong>die</strong>sen speziellen Kursen wird zudem Wert darauf gelegt, dass es unterschiedliche<br />
Arten gibt, wie Menschen lemen, bzw. unterschiedliche Lemzugange<br />
genutzt werden konnen, urn sich D<strong>in</strong>ge anzueignen. Ftir manche ist<br />
es e<strong>in</strong>facher, tiber Bewegung zu lemen, andere bevorzugen kognitive Anreize,<br />
und wieder andere lemen tiber sprachliche Anregungen. Grundlage hierfiif'ist<br />
<strong>die</strong> Theorie der unterschiedlichen Lernzugange nach Gardner (1983).<br />
Urn <strong>die</strong> Entwicklung der K<strong>in</strong>der zu unterstiitzen und urn <strong>die</strong> Eltem dar<strong>in</strong> zu<br />
starken, <strong>die</strong> Krafte der K<strong>in</strong>der anzuregen und ihre Fahigkeiten zu erweitem,<br />
haben <strong>die</strong> Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen geme<strong>in</strong>sam mit den Eltem <strong>in</strong> den Kursen und<br />
E<strong>in</strong>zelgesprachen hilfreiche Methoden entwickelt. Dazu gehort u.a. <strong>die</strong> Moglichkeit<br />
der Video-Beobachtung <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> im K<strong>in</strong>dergarten oder Zuhause.<br />
Danach kann e<strong>in</strong> Eltemteil oder beide geme<strong>in</strong>sam mit der Mitarbeiter/<strong>in</strong> <strong>die</strong>se<br />
Sequenz und das weitere Verhalten besprechen.<br />
E<strong>in</strong>e andere Form der Dokumentation geschieht tiber <strong>die</strong> Portfolios. Je<strong>des</strong><br />
K<strong>in</strong>d hat e<strong>in</strong>en Ordner, <strong>in</strong>dem se<strong>in</strong>e Themen, Schemata und Lemerfahrungen<br />
festgehalten werden. Hier werden Fotos, Berichte oder Zeichnungen der K<strong>in</strong>-
der gesammelt, <strong>die</strong> fUr ihre Entwicklung e<strong>in</strong>e Bedeutung haben. Die unterschiedlichen<br />
Bildungsbereiche und Bildungsthernen <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> werden hier<br />
ebenfalls dokurnentiert und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ern Bildungskreis festgehalten. Hierbei<br />
handelt es sich urn e<strong>in</strong>e ubersichtliche Darstellung der Bildungsthernen <strong>in</strong><br />
Form e<strong>in</strong>es Kreises, auf dern unterschied1iche Lemerfahrungen <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong><br />
dokurnentiert werden.<br />
Die beschriebenen Formen und Methoden der Zusammenarbeit <strong>in</strong> der<br />
,,Dreiecks-Beziehung" zwischen K<strong>in</strong>dem-Eltem-Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen ist vielversprechend<br />
und hoch rnotivierend fUralle Beteiligten. Letztendlich hilft das<br />
<strong>Pen</strong> <strong>Green</strong> <strong>Centre</strong> nicht nur dabei, K<strong>in</strong>dem zu e<strong>in</strong>er besseren Entwicklung zu<br />
verhelfen, sondem <strong>in</strong> der Zusammenarbeit entstehen neue und starke Verb<strong>in</strong>dungen<br />
zwischen allen Beteiligten und e<strong>in</strong> neues Selbstverstandnis fUr <strong>die</strong><br />
Mutter und Vater. Die lemende Gerne<strong>in</strong>schaft geht auf <strong>die</strong>sern Weg weiter<br />
und stellt sich selbst auch immer wieder <strong>in</strong> Frage, was e<strong>in</strong>e stetige Weiterentwicklung<br />
<strong>des</strong> Konzeptes mit sich br<strong>in</strong>gt. Gleichzeitig hat <strong>die</strong>se Form der<br />
Zusammenarbeit e<strong>in</strong>e politische Dimension.<br />
Mit den Worten von Chris Pascal (1996, S. 2): H Wir wollen Eltem ermutigen, ihr<br />
SChicksalnicht als gegeben h<strong>in</strong>zunehmen, sondem damit anzufangen, <strong>die</strong> Welt zu<br />
erschaffen, <strong>in</strong> der sie Ieben wollen. •• . •<br />
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Bruce, T. (1999): Sem<strong>in</strong>ar on pedagogic architecture. (UnverOff. Vortrag gehalten im Oktober<br />
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Zeitschrift fUr Erziehung 912004, S. 36-39.<br />
Kontaktadresse:<br />
Ulrike Weh<strong>in</strong>ger, Dipl.-Pad. Fachberater<strong>in</strong><br />
Referat Tagese<strong>in</strong>richtungen fUr K<strong>in</strong>der<br />
Caritasverband fUr <strong>die</strong> Erzdiozese Freiburg e.V.<br />
Ekkehardstr. 80<br />
78224 S<strong>in</strong>gen<br />
Tel.: 07731/9053-31<br />
Email: weh<strong>in</strong>ger@caritas-dicv-fr.de