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Bedeutung und Nachweis von Salmonellen, Yersinien<br />

und Campylobacter aus Kotproben<br />

1. Die Erreger<br />

Salmonellen, Campylobacter und Yersinien<br />

zählen zu den wichtigsten bakteriellen Durchfallerregern<br />

bei Mensch und Tier. Sie können<br />

alle drei Zoonosen hervorrufen.<br />

Salmonellen gehören zu der Familie der Enterobacteriaceaen.<br />

Hund und Katze besitzen<br />

im Vergleich zu pflanzenfressenden Haustieren<br />

eine höhere Resistenz gegenüber Salmonelleninfektionen.<br />

Bei begünstigenden Faktoren<br />

führen Salmonellosen zu Diarrhoen mit<br />

Erbrechen und Fieber, ebenfalls treten septikämische<br />

Verlaufsformen bei Jungtieren auf.<br />

Rund 10 % aller menschlichen Salmonellenerkrankungen,<br />

die mit Durchfallerscheinungen<br />

einhergehen, sind laut RKI auf direkten<br />

Kontakt mit ausscheidenden Hunden, Katzen<br />

und insbesondere Reptilien zurückzuführen.<br />

Yersinien gehören ebenfalls zu der Familie<br />

der Enterobacteriaceaen. Yersinia (Y.) pseudotuberculosis<br />

ist Verursacher der Pseudotuberkulose/<br />

Rodentiose, einer Infektionskrankheit,<br />

an der alle Säugetier- und Vogelarten<br />

erkranken können. Prädisponiert sind z. B.<br />

Nagetiere und Katzen. Der Erreger besitzt<br />

eine hohe Tenazität. Im Erdboden bleibt der<br />

Keim über Monate infektionstüchtig,<br />

Y. enterocolitica verursacht Enterokolitiden<br />

bei Mensch und Tier. Immunpathologische<br />

Reaktionen können Arthritiden, Arthrosen<br />

und Hauterkrankungen auslösen. Als Erregerreservoir<br />

fungieren häufig Tiere, insbesondere<br />

Schweine und Geflügel.<br />

Campylobacter gehören zu der Familie der<br />

Campylobacteriaceaen. Campylobacter (C.)<br />

jejuni zählt weltweit zu den wichtigsten hu-<br />

manen Durchfallerregern, wobei die Aufnahme<br />

kontaminierter Lebensmittel (Geflügelfleisch,<br />

Milch) den häufigsten Infektionsweg<br />

repräsentiert. Ebenso können Hund und Katze<br />

an diesem Durchfallerreger erkranken.<br />

2. Nachweisverfahren<br />

Bakteriologie, kulturell:<br />

In der Routinediagnostik werden aus Kotproben<br />

Salmonellen, Yersinien und Campylobacter<br />

auf speziellen Nähragarböden angezüchtet.<br />

Für Salmonellen und Yersinien erfolgt zusätzlich<br />

eine Anreicherung in Flüssignährmedien.<br />

Bei Yersinien wird eine Kälteanreicherung<br />

über vier Wochen vorgenommen. Die weitere<br />

Diagnostik wird mit Hilfe der biochemischen<br />

und serologischen (nur bei Salmonellen) Differenzierung<br />

durchgeführt. Bei Salmonellen<br />

und Yersinien wird ein Antibiogramm angefertigt.<br />

Eine Campylobacter-Infektion kann<br />

mit Fluorchinolonen oder Tetrazyklinen behandelt<br />

werden.<br />

Molekularbiologie, Multiplex Real-time<br />

PCR:<br />

Die Multiplex Real-time PCR ermöglicht die<br />

gleichzeitige Detektion von Salmonellen,<br />

Yersinia enterocolitica und Campylobacter<br />

jejuni aus Kotproben in einem Reaktionsansatz.<br />

Andere Yersinien- und Campylobacter-<br />

Arten können mit dieser Methode nicht erfasst<br />

werden. Die reine Untersuchungszeit<br />

beträgt einen Tag. Nach positivem Erregernachweis<br />

von Salmonellen und Yersinien<br />

kann bei Bedarf eine kulturelle Anzucht mit<br />

Erstellung eines Antibiogrammes nachgefordert<br />

werden.<br />

LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Info 2/2005 Seite 1<br />

Prinzregentenstr.3 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 0971/72020 • Fax: 0971/68546 • www.laboklin.de


3. Vergleich von kulturellem und PCR-<br />

Nachweis<br />

Von 167 untersuchten Kotproben auf pathogene<br />

Darmerreger wurden kulturell 15%<br />

(n=25) und mittels PCR 11,4% (n=19) positive<br />

Proben ermittelt. Bei kulturellen Untersuchungen<br />

von Kotproben, die lediglich auf<br />

Salmonellen untersucht wurden, konnte mittels<br />

PCR zusätzlich in zwei Proben (1%) C.<br />

jejuni und in sechs Proben (3,6%) Y. enterocolitica<br />

nachgewiesen werden. Von den Proben,<br />

die auf Salmonellen untersucht wurden<br />

n=137 konnten 16,1% (n=22) mit Hilfe der<br />

Bakteriologie und 12,4% (n=17) mittels PCR<br />

als positiv identifiziert werden (s. Tab.). Die<br />

etwas geringere Sensitivität der PCR-<br />

Methode beruht auf Inhibitoren in der Probe,<br />

wie z.B. Bestandteile von Körperflüssigkeiten,<br />

Lebensmittelbestandteile, bestimmte Enzymgruppen<br />

usw. In Kotproben spielen besonders<br />

DNasen und Proteasen eine große<br />

Rolle. Mit Hilfe von speziellen Aufreinigungsverfahren<br />

und dem Einsatz von Reagenzien<br />

zur Unterdrückung inhibitorischer<br />

Substanzen wurde die PCR-Methode erfolgreich<br />

evaluiert. Dies wird bei der vergleichenden<br />

Analyse von Y. enterocolitica und C.<br />

jejuni deutlich. Bei beiden Erregern zeigte<br />

sich bei beiden Untersuchungsmethoden eine<br />

annähernd gleiche Sensitivität.<br />

4. Diskussion<br />

Der entscheidende Vorteil der etablierten<br />

Multiplex Real-time PCR gegenüber der konventionellen<br />

Bakteriologie liegt in der kürzeren<br />

Untersuchungszeit, besonders im Hinblick<br />

auf die Diagnostik von Y. enterocolitica, die<br />

in der Bakteriologie bis zu 4 Wochen dauern<br />

kann.<br />

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass auch<br />

der Nachweis von vermehrungsunfähigen und<br />

toten Keimen möglich ist. Dies ist wichtig<br />

beim Nachweis von empfindlichen Keimen,<br />

zu denen C. jejuni zählt. Die PCR-Methode<br />

ist besonders zu empfehlen, wenn ein Zoonoseverdacht<br />

besteht oder man eine mögliche<br />

Übertragung vom Tier auf immungeschwächte<br />

Kontaktpersonen schnellstmöglich ausschließen<br />

möchte.<br />

Der bedeutende Pluspunkt der Bakteriologie<br />

liegt darin, dass beim Nachweis von Salmonellen<br />

und Yersinien gleichzeitig ein Antibiogramm<br />

erstellt wird. Desweiteren können die<br />

Salmonellen mittels Serotypisierug genauer<br />

identifiziert werden, ein wichtiger Hinweis<br />

für die Epidemiologie und bei Durchfallerkrankungen<br />

der Patientenbesitzer mit entsprechendem<br />

Zoonoseverdacht. Ein weiterer<br />

Pluspunkt der bakteriologischen Untersuchung<br />

ist, dass auch andere für das Tier pathogene<br />

Subspezies von Campylobacter (z.B.<br />

C. upsaliensis) und Yersinien (z.B. Y. pseudotuberculosis)<br />

identifiziert werden können.<br />

Fazit:<br />

Liegt eine Durchfallerkrankung bei den Patientenbesitzern<br />

vor und besteht der Verdacht<br />

auf eine Infektion über das eigene Haustier<br />

sollte eine möglichst schnelle Diagnostik auf<br />

die häufigsten darmpathogenen Erreger vorgenommen<br />

werden. Hierfür eignet sich die<br />

PCR Methode am besten.<br />

Leidet das Tier an Diarrhoe und zeigt womöglich<br />

auch noch Fieber ist die Bakteriologie<br />

die Methode der Wahl, da hier gleichzeitig<br />

(außer bei Campylobacter) ein Antibiogramm<br />

erstellt wird. So kann je nach Prämisse<br />

die geeignete Untersuchungsmethode ausgewählt<br />

werden.<br />

LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Info 2/2005 Seite 2<br />

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