K.I.T. 41 (1 MB-PDF-Download) - Reha-Westpfalz
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Landstuhl. Die Freude über die Sanierung<br />
des Wohnheims und der Tagesförderstätte<br />
der <strong>Reha</strong>-<strong>Westpfalz</strong> in Landstuhl steht ihnen<br />
ins Gesicht geschrieben: Christine Bohrer,<br />
Vorsitzende des Heimbeirates, und Tatjana<br />
Helmbrecht vom Beirat der Tagesförderstätte<br />
sind voll des Lobs. Bei der offiziellen<br />
Inbetriebnahme des Gebäudes zogen<br />
die beiden Frauen ein positives Fazit. Der<br />
zweite Aufzug, die freundlichen Zimmer, die<br />
modernisierten Sanitäranlagen sind nur einige<br />
der Neuerungen, über die sich die Bewohner<br />
des Wohnheims, die Besucher der<br />
Tagesförderstätte und die <strong>Reha</strong>-Mitarbeiter<br />
freuen können. Gemeinsam mit der stellvertretenden<br />
Einrichtungsleiterin Ingrid Haus<br />
berichteten Bohrer und Helmbrecht den<br />
Gästen der Feier von ihren Erfahrungen.<br />
6,5 Millionen Euro investierte das Gemeinschaftswerk,<br />
Träger der <strong>Reha</strong>-<strong>Westpfalz</strong>, in<br />
die Maßnahme, resümiert Geschäftsführer<br />
Karl-Hermann Seyl in seiner Begrüßung. 67<br />
Prozent habe das Gemeinschaftswerk aus<br />
Eigenmitteln bestritten – ein immenser<br />
Kraftakt, der nachhaltig der Verbesserung<br />
der Lebensqualität diene. Die Maßnahme<br />
sei begleitet worden von konstruktiven Diskussionen<br />
mit dem Mainzer Sozialministerium<br />
und dem Landesamt für Soziales, Jugend<br />
und Versorgung. Gleichzeitig seien die<br />
Gebietskörperschaften über das Kuratorium<br />
in die Überlegungen eingebunden gewesen.<br />
Funktionale räumliche Neustrukturierungen,<br />
dringend notwendige gebäudetechnische<br />
und brandschutztechnische Maßnahmen<br />
sowie die Verbesserung der vorher unzureichenden<br />
energetischen Bilanz seien das Ergebnis<br />
der umfangreichen Maßnahme.<br />
Das Gemeinschaftswerk stelle sich seit vielen<br />
Jahren erfolgreich den gesellschaftli-<br />
chen Herausforderungen, lobte Staatssekretärin<br />
Jacqueline Kraege vom Ministerium<br />
für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie.<br />
Richtungsweisend sei die Arbeit<br />
des Gemeinschaftswerks vor allem im Bereich<br />
der Teilhabe am Arbeitsleben: „Sie<br />
sind ein Motor der Entwicklung“, so Kraege.<br />
Auch er begleite die Tätigkeit des Gemeinschaftswerks<br />
seit vielen Jahren, sagte<br />
Landrat Paul Junker. Mit Herz, Verstand<br />
und großer Hingabe schaffe das Gemeinschaftswerk<br />
mit seinen Mitarbeitern mehr<br />
Menschlichkeit in der Region. Glückwünsche<br />
überbrachte ebenfalls Verbandsbürgermeister<br />
Klaus Grumer. Das Gemeinschaftswerk<br />
sei mit Stadt und Verbandsgemeinde<br />
Landstuhl eng verbunden. „Schön,<br />
dass Sie an Landstuhl festgehalten haben.“<br />
Diese Verbundenheit hob auch <strong>Reha</strong>-Leiter<br />
Martin Phieler hervor. Immer wieder könne<br />
er die große Solidarität erfahren, welche die<br />
Kommune dem Gemeinschaftswerk und<br />
seinen Menschen entgegenbringe. „Es ist<br />
nicht immer nur das Geld, was zählt.“<br />
Wohnheimleiterin Manuela Wiesweg und<br />
Tagesförderstättenleiter Walter Mühlhölzer<br />
berichteten von ihren positiven Erfahrungen<br />
in den sanierten Räumlichkeiten. Besucher<br />
und Bewohner profitierten vom Ergebnis<br />
der Maßnahme. Das gelte auch für die Mitarbeiter,<br />
ergänzte Uwe Schwan, Vorsitzender<br />
der Gesamtmitarbeitervertretung.<br />
Auftakt der Feierstunde war die Andacht<br />
und Segnung durch Domkapitular Karl-Ludwig<br />
Hundemer und Oberkirchenrat Manfred<br />
Sutter. Für den richtigen Ton sorgten<br />
„Carpe diem – Unerhört“, die Band der Tagesförderstätte<br />
der <strong>Reha</strong>-<strong>Westpfalz</strong>, die<br />
als musikalischer Botschafter weit über<br />
die Grenzen der Region hinaus bekannt ist.<br />
Seit 1984 betreibt die <strong>Reha</strong>-<strong>Westpfalz</strong> ein<br />
Wohnheim für 56 Personen mit schweren<br />
Nummer <strong>41</strong><br />
April 2012<br />
Verbesserung der Lebensqualität für Bewohner und Besucher<br />
Sanierung von Wohnheim und Tagesförderstätte der <strong>Reha</strong>-<strong>Westpfalz</strong> abgeschlossen – Sechseinhalb Millionen Euro investiert<br />
Freude am gemeinsamen Musizieren: Eine Wohngruppe trifft sich im renovierten Gemeinschaftsraum des <strong>Reha</strong>-Wohnheims. (Foto: Gf<strong>MB</strong>)<br />
und schwersten mehrfachen Behinderungen.<br />
Im Wohnheimgebäude und seit 1993<br />
in einem neu errichteten benachbarten Bau<br />
befindet sich eine Tagesförderstätte mit<br />
rund 100 Plätzen. Das Wohnheim verfügt<br />
nach dem Umbau über 22 Einzel- und 17<br />
Doppelzimmer. Bislang standen 22 Doppelzimmer<br />
und zwölf Einzelzimmer zur Verfügung.<br />
Das Wohnangebot richtet sich an erwachsene<br />
Personen in vier Gruppen und an<br />
Kinder und Jugendliche in einer Gruppe.<br />
Während der gut zweijährigen Umbauphase<br />
lebten 31 Männer und Frauen im Haus im<br />
Westrich in Kusel, ebenfalls eine Einrichtung<br />
des Gemeinschafswerks. Eine Gruppe<br />
sowie die Kindergruppe waren während der<br />
Bauphase im Hause geblieben und dort<br />
mehrfach umgezogen. Das habe eine ganz<br />
besondere Herausforderung dargestellt, berichteten<br />
Architekt Linus Hofrichter und<br />
Bauleiter Martin Kerbeck. Friederika Will
Seite 2<br />
editorial<br />
Menschen zur Teilhabe zu befähigen,<br />
dies ist uns im Gemeinschaftswerk für<br />
Menschen mit Behinderungen Anliegen<br />
und Auftrag. Die Teilhabe behinderter<br />
Menschen hat viele Facetten.<br />
Das erleben wir bei unserer täglichen<br />
Arbeit und das wird auch beim Blättern<br />
in dieser KIT-Ausgabe deutlich.<br />
Da lesen Sie die Geschichte von Melanie<br />
Hilpert, die schon als Mädchen<br />
wusste, dass sie einmal im Kindergarten<br />
arbeiten möchte und dies heute<br />
tun kann. Oder die von Jürgen Ackermann,<br />
dessen Arbeitsplatz an seine Erkrankung<br />
angepasst werden muss und<br />
der nun an einem Blindenarbeitsplatz<br />
weiterhin seiner Tätigkeit in der Werkstatt<br />
nachgehen kann. Oder die von<br />
der kleinen Emma, die mit Hilfe der unterstützten<br />
Kommunikation ihren ganz<br />
eigenen Weg gefunden hat, mit ihrer<br />
Umgebung in Kontakt zu treten.<br />
Dies sind nur drei Beispiele von vielen<br />
und jedes hat seine Besonderheit.<br />
Denn so vielfältig wie die speziellen Bedürfnisse<br />
der Menschen, die in unseren<br />
Einrichtungen leben, arbeiten und<br />
unterstützt werden, so vielfältig sind<br />
auch unsere Angebote, um Teilhabe<br />
möglich zu machen. Wir möchten,<br />
dass jeder entsprechend seiner Persönlichkeit,<br />
Begabung und Kreativität<br />
seine Fähigkeiten zur Entfaltung bringen<br />
kann. Denn alle Menschen sind<br />
Teil unserer Gesellschaft, auch diejenigen<br />
mit Behinderungen. Gerade sie<br />
brauchen Hilfe und Unterstützung, damit<br />
sie so selbstbestimmt und selbstständig<br />
wie möglich durchs Leben gehen<br />
können. Dazu braucht es viel Mut,<br />
Wille – und fachkompetente Unterstützung,<br />
die wir durch die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter in unseren Einrichtungen<br />
zur Verfügung stellen können.<br />
Dass der Weg zur Teilhabe nicht immer<br />
gerade und immer leicht ist, das wissen<br />
die betroffenen Menschen, ihre Familien<br />
und auch wir. Trotzdem stellen<br />
wir uns gemeinsam dieser Aufgabe immer<br />
wieder neu. Umso schöner ist es<br />
dann, wenn wir Geschichten erzählen<br />
können von gelungener Teilhabe wie<br />
die von Melanie Hilpert, Jürgen Ackermann<br />
oder Emma. In unserer neuen<br />
Serie „Mittendrin“ wollen wir Ihnen in<br />
Zukunft noch mehr über Menschen berichten,<br />
die „mittendrin“ sind, mitten<br />
im Beruf, mitten in der Gesellschaft,<br />
mitten im Leben.<br />
Ihr<br />
Karl-Hermann Seyl<br />
Balancieren auf nur fünf Zentimeter Slackline<br />
Trendsport bereichert die Bewegungsangebote in Schifferstadt – Verbesserung der Koordination<br />
Schifferstadt. Was im Alpinsport beim<br />
Klettern angefangen hat, erobert mittlerweile<br />
auch den Breitensport bis hin zur<br />
Therapie: Die Slackline. Seit knapp einem<br />
Jahr arbeiten die Mitarbeiter der Bewegungsförderung<br />
in den Ludwigshafener<br />
Werkstätten, Betriebsstätte Schifferstadt,<br />
damit. Was aber verbirgt sich hinter diesem<br />
Begriff Slackline?<br />
Ganz banal ist die Slackline ein Kunstfaserband,<br />
zwischen 2,5 und 5 cm breit, gespannt<br />
zwischen zwei Bäumen, auf dem<br />
balanciert werden kann. Aber ist es wirklich<br />
banal? Grob übersetzt bedeutet Slackline:<br />
lockeres Band. Dieses wird mit einer<br />
Ratsche gespannt und dehnt sich unter<br />
der Last des Balancierenden. Dadurch verhält<br />
es sich sehr dynamisch und verlangt<br />
ein ständiges Ausgleichen der Eigenbewegung.<br />
Bei den ersten Versuchen zittert und<br />
wackelt der ganze Körper. Die Muskulatur<br />
spannt sich zum Schutz der Gelenke unwillkürlich<br />
an, das Gelenk wird stabilisiert.<br />
Schnell sind Erfolge zu erkennen.<br />
Die Gartengruppe machte es möglich, indem<br />
sie einen idealen Platz zwischen zwei<br />
Bäumen gestaltete. Mit einem Slackline-<br />
Set mit Ratsche und Baumschutz konnten<br />
die Mitarbeiter das Vorhaben in die Tat<br />
umzusetzen. Fachdienstleiterin Birgit Gil-<br />
Wattweiler. Die „Mauritio“, die Schülerzeitung<br />
der Mauritius-Schule, wurde beim<br />
Landeswettbewerb der Schülerzeitungen<br />
in der Kategorie „Förderschule“ mit dem<br />
dritten Platz ausgezeichnet. Die Teilnahme<br />
am Bundeswettbewerb der Schülerzeitungen<br />
haben die Mauritio-Redakteure damit<br />
nur knapp um einen Platz verpasst.<br />
bert unterstützte die Mitarbeiter bei diesem<br />
Angebot und testete als Erste die<br />
neue Errungenschaft und war sehr erstaunt<br />
von der Wirkung auf den gesamten Körper.<br />
Die Werkstattbeschäftigten trauten sich<br />
jedoch am Anfang nur mit Hilfestellung zu<br />
balancieren. Bedingt durch die geringe Höhe,<br />
fassten schließlich auch die skeptischen<br />
unter ihnen Mut. Bald hatten einige<br />
Werkstattbeschäftigte mit Hilfsmitteln wie<br />
langen Stöcken und konzentrierter Fußarbeit<br />
die „Line“ überquert. Danach waren<br />
alle stolz und glücklich.<br />
Die Idee zur Mauritio entstand während eines<br />
PC-Kurses der Oberwerkstufenschüler<br />
im Frühsommer 2009. Eine Auswahl an<br />
Schülern nahm an dem Kurs teil. Sie hatten<br />
gelernt im Internet zu recherchieren,<br />
zu markieren, sich Notizen zu speichern<br />
und eigene Texte zu erarbeiten. Sie konnten<br />
etwas mit Layout anfangen, Power-<br />
Ausgezeichnet (von links): Jürgen Dück, Tobias Wick und Katharina Ficht. (Foto: Gf<strong>MB</strong>)<br />
Konzentriert auf der wackeligen Slackline: Mihailo Torlakovic. (Foto: Gf<strong>MB</strong>)<br />
Das wackelige Band stärkt die Körpermitte,<br />
die Aufrichtung und die Haltung. Das<br />
Gleichgewicht und die Wahrnehmung<br />
werden dabei geschult. Durch die Ausgleichsbewegungen<br />
der Arme wird die Beweglichkeit<br />
des Oberkörpers verbessert.<br />
Die Slackline ist sowohl sportlich, wie<br />
auch spielerisch. Die Höhe und die Spannung<br />
können dem Leistungsstand angepasst<br />
werden. Meistens reicht das ganz<br />
normale Balance-Erlebnis. Wer seinen Körper<br />
gut ausbalanciert, der gewinnt auch<br />
an Selbstsicherheit. Helga Lipponer<br />
Drittbeste Schülerzeitung in Rheinland-Pfalz<br />
Schülerzeitung der Mauritius-Schule erscheint seit 2009 – Idee entstand bei einem PC-Kurs<br />
point-Präsentationen erstellen und sahen<br />
wie Fotos auf den Rechner gestellt und<br />
bearbeitet werden können. Und plötzlich<br />
standen die Fragen im Raum: „Warum haben<br />
wir keine Schülerzeitung? und „Können<br />
wir in der Mauritius-Schule nicht auch<br />
so eine Zeitung machen?“<br />
Jeder Schüler hatte so seine eigene Vorstellung<br />
wie die Schülerzeitung aussehen<br />
könnte und was alles hinein sollte.<br />
„MAURITO – die etwas andere Schülerzeitung“,<br />
der Name war schnell gefunden.<br />
Warum die etwas andere Schülerzeitung?<br />
Nun weil es nicht nur eine Textzeitung<br />
sein sollte, sondern auch viele Fotoserien<br />
ihren Platz haben sollten. Viele<br />
Schüler können in der Mauritius-Schule<br />
nicht so gut oder gar nicht lesen. Es wurde<br />
über den Inhalt diskutiert und ein Malwettbewerb<br />
für die Titel seite der ersten<br />
Zeitung ausgeschrieben.<br />
Inzwischen ist die Redaktion mit der sechsten<br />
Mauritio beschäftigt, die wieder im<br />
Sommer herausgebracht werden soll. sjr
Ansatzpunkte und Kriterien neuem EFQM-Modell angepasst<br />
Nachhaltigkeit im Fokus der Managementstrategie – Selbstbewertung auf 2012 verschoben – Bessere Möglichkeiten zum Vergleich<br />
Landstuhl. Wie schon in mehreren KIT-<br />
Ausgaben berichtet, wendet das Gemeinschaftswerk<br />
das Modell der European<br />
Foundation for Quality Management<br />
(EFQM) als Managementsystem an. Mit<br />
Hilfe einer Selbstbewertung werden seit<br />
1999 alle zwei Jahre alle Bereiche und<br />
Perspektiven (siehe Grafik) des Unternehmens<br />
kritisch betrachtet. Dabei werden<br />
Stärken und Verbesserungsbereiche für<br />
die einzelnen Kriterien herausgearbeitet.<br />
Die Verbesserungsbereiche fließen dann in<br />
die Zielplanung des Gemeinschaftswerks<br />
und seiner Einrichtungen und Dienste ein.<br />
2010 überarbeitete die EFQM das Excellence-Modell<br />
und ließ die bisherigen Erfahrungen<br />
einfließen. Ein wichtiger neuer Aspekt<br />
ist die Nachhaltigkeit, die jetzt mehr in den<br />
Fokus rückt. Dem neuen Modell liegt zugrunde,<br />
dass ein exzellentes Unternehmen<br />
Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft<br />
übernimmt. Auch gab es eine Klarstellung<br />
im Kriterium 2 „Politik und Strategie“. Der<br />
Begriff Politik wurde gestrichen. Nun wird<br />
deutlicher, dass die Strategie auf alle Interessengruppen<br />
inklusive des Umfeldes und<br />
auf die eigenen Stärken und Fähigkeiten<br />
des Unternehmens abgestimmt sein soll.<br />
Das Kriterium 5, „Prozesse, Produkte und<br />
Dienstleistungen“, wurde ganz neu aufgestellt.<br />
Neben der bisherigen Betrachtung<br />
des Prozessmanagements stehen jetzt das<br />
Marketing und der Vertrieb der Produkte<br />
und Dienstleistungen stärker im Mittelpunkt.<br />
Auch die Gewichtung der Kriterien<br />
für das Gesamtergebnis, das durch die<br />
Stichwort: EFQM<br />
EFQM ist eine gemeinnützige Organisa -<br />
tion. Seit 20 Jahren kommuniziert und<br />
vermittelt die EFQM im engen Kontakt<br />
mit Ihren Mitgliedern erfolgreiche Managementstrategien,<br />
die Organisationen<br />
nutzbringend einsetzen können. Gemeinsam<br />
ist ihnen allen das Bemühen um<br />
nachhaltige Excellence.<br />
Was ist Excellence? „Exzellente Organisationen<br />
erzielen dauerhaft herausragende<br />
Leistungen, welche die Erwartungen aller<br />
ihrer Interessengruppen erfüllen oder<br />
übertreffen.“<br />
Um erfolgreich zu sein, benötigen alle Organisationen<br />
– ganz unabhängig von ihrer<br />
Branche, Größe, Struktur und ihrem Reifegrad<br />
– ein geeignetes Managementsystem.<br />
Das EFQM-Modell bietet dafür<br />
eine offene, praxisorientierte Grundstruk-<br />
Befähiger<br />
Führung Mitarbeiterinnen<br />
& Mitarbeiter<br />
Strategie<br />
Partnerschaften<br />
& Ressourcen<br />
Vergabe von Punkten erfolgt, hat sich etwas<br />
geändert. Die Bewertung der kundenbezogenen<br />
Ergebnisse wurde zugunsten<br />
der anderen Kriterien weniger gewichtet.<br />
Im Sommer 2010 nahm eine Projektgruppe<br />
mit Vertretern aus allen Einrichtungen<br />
eine Überarbeitung der Gf<strong>MB</strong>-Version des<br />
EFQM-Modells unter Moderation von Stefan<br />
Behrens vor. Behrens begleitet das Gemeinschaftswerk<br />
seit mehreren Jahren als<br />
sogenannter Senior Assessor in den Konsensworkshops.<br />
Drei Tage lang wurden in<br />
Kleingruppen die Änderungen bei den verschiedenen<br />
Kriterien kritisch hinterfragt<br />
und auf das Gf<strong>MB</strong> angepasst. Im Abstand<br />
von zwei Monaten trafen sich die Projektgruppenmitglieder<br />
noch einmal, um offene<br />
Themen zu klären. Danach erfolgte die Abstimmung<br />
des Gf<strong>MB</strong>-Modells in der Einrichtungsleiterkonferenz. <br />
tur. Mithilfe des EFQM-Modells kann eine<br />
Organisation:<br />
• Ihren Standort auf dem Weg zu Excellence<br />
bestimmen; ihre zentralen Stärken<br />
und mögliche Defizite bezüglich<br />
ihrer eigenen Vision und Mission herausfinden;<br />
• Eine ihr eigene Sprache und Denkweise<br />
entwickeln, die im Innen- und Außenkontakt<br />
die Kommunikation erleichtern;<br />
• Bestehende und geplante Initiativen<br />
klar positionieren, dabei aufwändige<br />
Duplizität beseitigen und Defizite identifizieren;<br />
• Eine Grundstruktur für das Managementsystem<br />
der Organisation erstellen.<br />
Das EFQM-Excellence-Modell bietet den<br />
Rahmen für eine ganzheitliche Bewertung<br />
und Steuerung der Organisation (Unternehmen).<br />
Alle Elemente, die das Funktionieren<br />
der Organisation ausmachen, werden<br />
hier in Beziehung zueinander gesetzt<br />
Prozesse, Produkte<br />
& Dienstleistungen<br />
Ein weiteres Ziel war die Reduzierung der<br />
Datenmenge. Die neue Positionierung der<br />
EFQM, die Datensammlung stärker im Gesamten<br />
und nicht die einzelnen Kriterien für<br />
sich zu sehen, unterstützt diese Bemühungen.<br />
Dabei steht auch die Betrachtung des<br />
Verhältnisses von Aufwand zu Nutzen im<br />
Vordergrund. Bisher gab es oft Dopplungen<br />
oder es wurden viele Dinge beschrieben,<br />
die vor einiger Zeit neu waren, mittlerweile<br />
aber zum Alltag gehören. Ebenso wurde<br />
festgelegt, in welchem Kriterium ein Managementinstrument,<br />
beispielsweise das<br />
Vorgehen bei einer Befragung, ausführlich<br />
beschrieben wird und bei welchen Kriterien<br />
lediglich ein Verweis erfolgt.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt war die Abstimmung<br />
der Darstellung und Festlegung der<br />
Kennzahlen für die Ergebniskriterien. Die<br />
wichtigsten Kennzahlen wurden in einem<br />
und darauf überprüft, ob sie reibungslos<br />
ineinandergreifen.<br />
Die EFQM wurde gegründet, um nachhaltigen<br />
Unternehmenserfolg anzuerkennen,<br />
zu fördern und allen Interessenten Mittel<br />
und Wege zu nachhaltigem Erfolg aufzuzeigen.<br />
Dabei greifen drei Komponenten<br />
ineinander:<br />
• Die „Grundkonzepte der Excellence“:<br />
die Grundprinzipien, auf denen nachhaltige<br />
Excellence basiert.<br />
• „Das EFQM-Excellence-Modell“: die<br />
Grundstruktur, mit der die Grundkonzepte<br />
der Excellence und die RADAR-<br />
Logik praktisch umgesetzt werden.<br />
• Die RADAR-Logik: ein einfach anzuwendendes,<br />
dabei äußerst effizientes Bewertungsinstrument.<br />
Der Maßstab für<br />
alle ambitionierten Organisationen, die<br />
nachhaltige Excellence anzustreben.<br />
(Quelle: EFQM Broschüre 2010)<br />
Ergebnisse<br />
Mitarbeiterbezogene<br />
Ergebnisse<br />
Kundenbezogene<br />
Ergebnisse<br />
Gesellschaftsbezogene<br />
Ergebnisse<br />
Schlüsselergebnisse<br />
Lernen, Kreativität und Innovation<br />
Seite 3<br />
Dokument aufgelistet, sodass ein Benchmarking<br />
(Vergleich) unter den Einrichtungen<br />
des Gf<strong>MB</strong> möglich ist. Ebenso erfolgte ein<br />
Abgleich mit Kennwerten, die im Controlling<br />
eine wichtige Rolle spielen. Dadurch ist<br />
eine direkte Vernetzung zum Finanz- und<br />
Rechnungswesen hergestellt. Des Weiteren<br />
wurden Grafiken hinterlegt, die die Bewertung<br />
eines Verlaufs über mehrere Jahre<br />
darstellen und eine Entwicklung aufzeigen.<br />
Da eine solche Überarbeitung Zeit in Anspruch<br />
nimmt wurde der zweijährige<br />
Selbstbewertungsturnus einmalig um ein<br />
Jahr verlängert, sodass in diesem Jahr die<br />
nächste Selbstbewertung ansteht. An dieser<br />
wird erstmalig das Haus im Westrich<br />
teilnehmen. Schulungen für alle Assessoren<br />
zu diesem neuen ans Gf<strong>MB</strong> angepasste<br />
Modell fanden im Herbst 2011 statt. Im Januar<br />
wurden die neuen Assessoren nach<br />
dem neuen Modell geschult und erhielten<br />
ein Zertifikat als Excellence-Assessor.<br />
Im Mai wird es ein Treffen für die Ergebniskriterienverantwortlichen<br />
geben, um<br />
diesen die Vorlagen und Änderungen vorzustellen<br />
und notwendige Abstimmungen<br />
zwischen den Einrichtungen für ein Benchmarking<br />
vorzunehmen.<br />
Bis September ist nun Zeit mit den neuen<br />
Vorlagen die Datensammlung für die jeweilige<br />
Einrichtung zu erstellen. Im Oktober finden<br />
die Konsensworkshops unter der Moderation<br />
von Stefan Behrens statt, in denen<br />
die Stärken und Verbesserungsbereiche für<br />
jede Einrichtung erarbeitet werden. In einer<br />
Gesamtleitungskonferenz im November<br />
werden dann die Ergebnisse aus den einzelnen<br />
Einrichtungen zusammengetragen und<br />
übergreifende Verbesserungsbereiche für<br />
das Gemeinschaftswerk abgestimmt. Diese<br />
Konferenz wird auch genutzt, um Rückmeldungen<br />
zum neuen, angepassten Modell zu<br />
sammeln, ganz im Sinne von „Lernen, Kreativität<br />
und Innovation“. Evelin Paul
Seite 4 Seite 5<br />
Unterstützte Kommunikation<br />
Technische Hilfsmittel erleichtern die Verständigung<br />
Landstuhl. Die Beratungsstelle<br />
für Unterstützte Kommunikation<br />
hilft Kindern, Jugendlichen und<br />
Erwachsenen, die aufgrund einer<br />
angeborenen oder erworbenen<br />
Behinderung gar nicht oder nicht<br />
ausreichend sprechen können.<br />
Zwei Beispiele:<br />
Vor zwei Jahren kam Emma mit<br />
ihren Eltern und Bernadette Nedwed<br />
von der visuellen Frühförderung<br />
in die Beratungsstelle Unterstützte<br />
Kommunikation. Gemeinsam<br />
wurde ein Förderplan entwickelt,<br />
der eingebettet in das therapeutische<br />
und pädagogische Gesamtkonzept<br />
Emmas kommunikative<br />
Kompetenzen erweitern soll.<br />
Schon nach kurzer Zeit wurden<br />
die Maßnahmen der Unterstützten<br />
Kommunikation in Emmas Kindergarten<br />
aufgegriffen und mit alltäglichen<br />
Erfahrungen gefüllt. Emma<br />
hat mit ihrer Sprechtaste, auf<br />
der ein eigenes Lied über sie aufgenommen<br />
wurde, an einem Musical<br />
teilgenommen. Sie kann außerdem<br />
eigenständig durch Auslösen<br />
der Sprechtaste erzählen,<br />
was sie erlebt hat, zum Beispiel:<br />
„Heute war Musikgruppe. Wir haben<br />
mein Lied aufgenommen. Das<br />
hat voll Spaß gemacht.“<br />
Motorisch hat Emma kaum Möglichkeiten<br />
aktiv an Gruppenangeboten<br />
teilzunehmen. Der Powerlink<br />
ermöglicht ihr mithilfe einer<br />
Taste, zum Beispiel den Mixer anzusteuern<br />
und somit einen wichtigen<br />
Beitrag zur Herstellung des<br />
Kuchenteigs zu leisten. Im Sommer<br />
wechselte Emma in eine in-<br />
tegrative Gruppe und erlernt dort<br />
zunehmend, intentional zu kommunizieren.<br />
Thorsten M. ist ein 35-jähriger<br />
Mann mit Infantiler Cerebralparese<br />
(ICP), der vor einem halben<br />
Jahr mit seiner Assistentin in die<br />
Beratungsstelle Unterstützte<br />
Kommunikation kam. Aufgrund<br />
seiner ICP ist die verbale Kommunikation<br />
für Thorsten M. in Situationen,<br />
in denen er sehr aufgeregt<br />
ist, besonders schwierig,<br />
zum Beispiel beim Einkaufen oder<br />
wenn die Leute ihn nicht gleich<br />
verstehen. Im gewohnten Umfeld<br />
und mit vertrauten Personen hat<br />
er kaum Schwierigkeiten. Mit<br />
Ein aufmerksames und selbstbewusstes Vorschulkind: Emma kann<br />
nicht sprechen und startet trotzdem durch.<br />
dem erprobten Kommunikationsgerät<br />
(„Lightwriter“), das er<br />
demnächst von der Krankenkasse<br />
bekommt, kann er sich nach<br />
seinen Angaben viel besser mitteilen,<br />
indem er bei Verständigungsproblemen<br />
die Worte in<br />
sein Gerät tippte.<br />
Auch das Umfeld, vor allem an<br />
seinem Arbeitsplatz in der Verbandsgemeinde,<br />
habe sehr positiv<br />
auf das Gerät, das das Aussehen<br />
einer kleinen Schreibmaschine hat,<br />
reagiert. „Zuerst waren sie ein wenig<br />
erstaunt und dann total begeistert,<br />
dass die Kommunikation<br />
für alle entspannter war“, sagt er.<br />
Thorsten M. hat viele Hobbys,<br />
auch Reisen. Auch hier kann der<br />
„Lightwriter“ sehr hilfreich sein.<br />
So ist er von seinen Bezugspersonen<br />
unabhängiger und kann viele<br />
Dinge selbst für sich regeln.<br />
Barbara Moritz/Kerstin Casper-Veit<br />
Ein 21 Jahre alter Mann mit<br />
Downsyndrom und Schulabschluss<br />
an einer Schule mit<br />
dem Förderschwerpunkt ganzheitliche<br />
Entwicklung, machte beim Gespräch<br />
deutlich, dass er ein Praktikum<br />
in der Küche machen wollte<br />
und später gerne einmal auf einem<br />
Außenarbeitsplatz arbeiten würde.<br />
Er hatte den Wunsch, Schauspieler<br />
zu werden.<br />
Vom Aufbau und Organisation des<br />
Angebotes hinsichtlich der Teilhabe<br />
orientieren sich die Mitarbeiter der<br />
<strong>Westpfalz</strong>-Werkstätten an den Fähigkeiten<br />
und Möglichkeiten, aber<br />
auch an realistischen Zielen für die<br />
jeweilige Person. Dies beginnt<br />
schon im Eingangsverfahren, das<br />
drei Monate dauert. Es setzt sich<br />
dann im Berufsbildungsbereich fort,<br />
den es sowohl innerhalb der Werkstätten<br />
als auch außerhalb der<br />
Werkstätten gibt. An den Möglichkeiten<br />
und Zielen der Personen ori-<br />
Gemeinschaftswerk befähigt Menschen zur Teilhabe<br />
Wünsche werden berücksichtigt – Realistische Ziele notwendig – Drei Beispiele der Befähigung auf diesen Seiten<br />
Im Sozialgesetzbuch IX steht in Paragraf 1 das Ziel, dass die Selbstbestimmung und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Leben in der Gesellschaft<br />
zu fördern ist. Damit Menschen mit Behinderungen am Leben in der Gesellschaft teilhaben können, gibt es vielfältige Angebote in den Einrichtungen<br />
des Gemeinschaftswerks, um diese zur Teilhabe zu befähigen.<br />
von Bettina Rivera<br />
entiert, geht es um die Begleitung<br />
bei der Auswahl der geeigneten<br />
Beschäftigungsformen bis hin zur<br />
Entscheidung, ob ein künftiges Beschäftigungsfeld<br />
innerhalb oder außerhalb<br />
der Werkstatt liegen kann.<br />
Bei unserem 21-Jährigen mit<br />
Downsyndrom war eine Einschränkung<br />
beim Sprechen vorhanden,<br />
die mit dem Wunsch, Schauspieler<br />
zu werden, auf den ersten Blick<br />
nicht vereinbar schien. Ihm dies zu<br />
vermitteln, ihm also zu einer realistischen<br />
Selbsteinschätzung zu ver-<br />
helfen, ist auch Ziel der Qualifizierung.<br />
Dabei wird das soziale Umfeld,<br />
wie die Eltern, mit einbezogen.<br />
Um jedoch auch dem Wunsch<br />
nach dem Theaterspielen nachzukommen,<br />
wurde der Vorschlag gemacht,<br />
dies während der Freizeit zu<br />
machen.<br />
In der Werkstatt gibt es eine große<br />
Differenzierung der Angebote. Vielfältige<br />
Möglichkeiten, was man arbeiten<br />
kann, von sehr einfachen Tätigkeiten<br />
bis hin zu komplexen Arbeitsaufträgen.<br />
Unter dem Dach<br />
der Werkstätten gibt es verschiedene<br />
Formen der Werkstattarbeit.<br />
Um die Entwicklungsmöglichkeiten<br />
regelmäßig und wiederkehrend zu<br />
verfolgen, dient das Instrumentarium<br />
der Teilhabeplanungen. Wünsche,<br />
Fortschritte und Möglichkeiten<br />
werden dabei gemeinsam mit<br />
dem Werkstattbeschäftigten abgeglichen.<br />
Der Bereich des Integrationsmanagements<br />
ist dabei einbezogen.<br />
Sofern es Möglichkeiten<br />
und Wünsche zu einer Arbeit außerhalb<br />
der Werkstätte für behin-<br />
derte Menschen gibt, erfolgt eine<br />
enge Verzahnung mit dem Integrationsassistenten.<br />
Die Beispielperson zeichnete sich<br />
durch eine sorgfältige Arbeitsweise<br />
aus, wenn ihn die jeweilige Arbeit<br />
interessiert. Zunächst nahm er im<br />
Berufsbildungsbereich an allgemeinen<br />
Schulungen teil und erprobte<br />
verschiedene Arbeiten in der Gruppe.<br />
Danach fanden Praktika in verschiedenen<br />
Bereichen statt, unter<br />
anderem in der Küche in der Werkstatt.<br />
Ein Praktikum auf einem Au-<br />
ßenarbeitsplatz schloss sich an. Es<br />
fand in einer der Kantinen statt, die<br />
die <strong>Westpfalz</strong>-Werkstätten betreiben.<br />
Da er ein sicherer Fußgänger<br />
ist und auch ohne Probleme mit<br />
dem Bus fahren kann, war eine<br />
wichtige Voraussetzung schon erfüllt.<br />
Die Qualifizierung für den Bereich<br />
Kantinen erfolgte dann vor<br />
Ort während des Praktikums – die<br />
„Bildungsbegleiterin“ beziehungsweise<br />
Mitarbeiterin im Berufsbildungsbereich<br />
hat mit den Anleitern<br />
in der Kantine und ihm zusammen<br />
die Einweisungen in verschiedene<br />
Tätigkeiten vorgenommen.<br />
Inzwischen arbeitet er auf seinem<br />
ausgelagerten „Wunscharbeitsplatz“;<br />
natürlich gibt es immer noch<br />
viele Dinge, die er lernen möchte<br />
und die notwendig sind – aber realistisch<br />
betrachtet auch Fähigkeiten,<br />
deren Erreichen nicht möglich<br />
erscheinen, wie der Wunsch<br />
Schauspieler zu werden.<br />
Arbeit für Sehbehinderte<br />
Spezielle Maschinen ermöglichen Beschäftigung<br />
Schifferstadt. Die Maschine, sein<br />
Arbeitsstuhl, das Material, alles<br />
muss so angeordnet sein, dass<br />
Jürgen Ackermann die Maschine<br />
mit den Achsen bestücken und<br />
betätigen kann. Der Grund: Er hat<br />
eine Hörsehbehinderung, das sogenannte<br />
Usher-Syndrom.<br />
Dies bedeutet Gehörlosigkeit von<br />
Geburt an und später einsetzender<br />
Verlust des Gesichtsfeldes. Früher<br />
konnte Jürgen Ackermann noch<br />
von den Lippen lesen, mittlerweile<br />
ist sein Gesichtsfeld so stark eingeschränkt,<br />
dass ihm dies nicht<br />
mehr möglich ist. Er „sieht“ nur<br />
noch Dinge, die sich direkt vor ihm<br />
befinden und dies nur noch un-<br />
deutlich und sehr begrenzt. Aufgrund<br />
dieser Einschränkung ist es<br />
wichtig, von vorn an ihn heranzutreten,<br />
damit er nicht erschrickt.<br />
Innerhalb des Gruppenraumes<br />
muss besonders darauf geachtet<br />
werden, dass keine Gegenstände,<br />
die für ihn nicht sichtbar sind, herumstehen.<br />
In der Werkstatt bewegt<br />
sich Jürgen Ackermann<br />
selbstständig, nur morgens vom<br />
Bus in den Gruppenraum und umgekehrt<br />
nachmittags wird er wegen<br />
des regen Personenbetriebes<br />
begleitet. Seit über zehn Jahren ist<br />
der 47-Jährige in den Ludwigshafener<br />
Werkstätten beschäftigt.<br />
Seit Februar 2010 arbeitet er an<br />
einer Maschine, die speziell für<br />
sehbehinderte Menschen konzipiert<br />
wurde. Eine Autozulieferfirma<br />
hat den Account Manager<br />
des Gemeinschaftswerks, Joseph<br />
Rödler, im Februar 2010 ange-<br />
fragt, ob es möglich wäre, zwei<br />
speziell für sehbehinderte Mitarbeiter<br />
konzipierte Maschinen in<br />
den Gf<strong>MB</strong> Werkstätten zu platzieren.<br />
Edith Goschi, technische Leiterin<br />
der Betriebsstätte Schifferstadt,<br />
zeigte starkes Interesse,<br />
diese Arbeitsplätze für sehbehinderte<br />
Menschen einzurichten.<br />
Diese Maschinen fügen zwei<br />
Komponenten, Achse und Niet,<br />
für die Türinnenbetätigung des<br />
VW Polo zusammen. Jürgen<br />
Ackermann bestückt die Maschine<br />
mit einzelnen Achsen. Er leistet<br />
qualitativ gute Arbeit und arbeitet<br />
persönlich gerne an dieser<br />
Maschine. Die Kommunikation<br />
Wichtig für die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft: die eigenständige Nutzung von Verkehrsmitteln wie Fahrrad oder Bahn, um zur Arbeit zu gelangen. (Fotos: Gf<strong>MB</strong>) Kommuniziert über das „Lormen“: Jürgen Ackermann mit Gruppenleiter<br />
Norbert Gräf.<br />
mit Jürgen Ackermann, unter anderem<br />
um die Arbeitsaufträge zu<br />
vermitteln, geschieht durch das<br />
„Lormen“. Dies ist eine Kommunikationsform<br />
für Taubblinde zur<br />
Verständigung mit anderen Menschen.<br />
Der „Sprechende“ tastet<br />
dabei auf die Handinnenfläche<br />
des „Lesenden“. Dabei sind den<br />
einzelnen Fingern sowie bestimmten<br />
Handpartien bestimmte<br />
Buchstaben zugeordnet.<br />
Die Gruppenleiter Brigitte Leist,<br />
Peter Decker und Norbert Gräf,<br />
haben sich das „Lormen“ selbst<br />
beigebracht und können dadurch<br />
mit Jürgen Ackermann kommunizieren.<br />
Diese Form der Kommunikation,<br />
neben der speziell konzipierten<br />
Maschine, ist für ihn ein<br />
wesentlicher Bestandteil im Arbeitsalltag,<br />
welche ihm auch weiterhin<br />
die Teilhabe am Arbeitsleben<br />
ermöglicht. Gerhard Klimt
Seite 6<br />
Sozialpädiatrisches Zentrum in Pirmasens umgezogen<br />
Bessere Erreichbarkeit der Hauptgrund für Ortswechsel – Sechs Therapieräume eingerichtet<br />
Pirmasens. Der Wunsch vieler Eltern nach<br />
einer besseren Erreichbarkeit und einer<br />
zentraleren Lage gaben den Ausschlag für<br />
den Umzug der Außenstelle des Sozialpädiatrischen<br />
Zentrums der <strong>Reha</strong>-<strong>Westpfalz</strong><br />
in die Stadtmitte von Pirmasens. Seit 2002<br />
war das Banana-Building auf der Huster -<br />
höhe das Domizil der Außenstelle.<br />
Pluspunkte der seit 1. Januar bezogenen<br />
Räume sind die Nähe zum Bahnhof und<br />
die bessere Anbindung an den öffentlichen<br />
Personennahverkehr mit Bussen und Bahn.<br />
Auch die bessere Vernetzung mit Kinderärzten,<br />
der Montessorischule und umliegenden<br />
Kindertageseinrichtungen legten<br />
einen Umzug nahe.<br />
Die neue Außenstelle erstreckt sich über<br />
eine Fläche von zirka dreihundert Quadratmeter,<br />
im Stockwerk über dem Dynamikum.<br />
Alle Räume sind nach den Bedürfnissen<br />
der Kinder und Jugendlichen eingerichtet<br />
und gestaltet worden. Dabei handelt<br />
es sich um sechs Therapieräume, einen<br />
Psychomotorikraum mit Kletterwand<br />
und einen Aufenthaltsraum mit Küchenzeile<br />
für die Mitarbeiter. Im kinderfreundlich<br />
gestalteten Wartebereich fühlen sich Kinder<br />
und Eltern gleichermaßen willkommen.<br />
Betreut und gefördert werden Kinder und<br />
Jugendliche, die aufgrund komplexer Beeinträchtigungen<br />
und Problemlagen umfassende<br />
ärztliche und therapeutische Hilfen<br />
aus einer Hand benötigen. In diese<br />
Maßnahmen sind selbstverständlich immer<br />
auch die Familien, Kindergärten und<br />
Schulen mit einbezogen, um eine möglichst<br />
optimale Förderung zu erzielen. Zum<br />
Freuen sich über die bessere Lage in Bahnhofsnähe: Das Team der Pirmasenser Außen -<br />
stelle des Sozialpädiatrischen Zentrums der <strong>Reha</strong>-<strong>Westpfalz</strong>. (Foto: Gf<strong>MB</strong>)<br />
therapeutischen Team gehören acht Mitarbeiter<br />
aus den Bereichen Psychologie,<br />
Heilpädagogik, Ergotherapie, Logopädie<br />
und Physiotherapie.<br />
Ein Schwerpunkt liegt wegen der großen<br />
Nachfrage in Pirmasens auf der Frühförderung.<br />
Zum Patientenstamm gehören aber<br />
auch Kinder und Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten,<br />
Teilleistungsstörungen<br />
und Konzentrationsschwächen.<br />
Einen hohen Stellenwert in der Arbeit hat<br />
die Zusammenarbeit aller mit dem Kind<br />
befassten Personen. Eltern, Ärzte, Thera-<br />
peuten, Familienhelfer, Lehrer und Erzieher<br />
suchen gemeinsam nach Lösungen. Auch<br />
die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen<br />
Kinderärzten und der Heinrich-<br />
Kimmle-Stiftung funktioniert gut. So decken<br />
Mitarbeiter der <strong>Reha</strong>-<strong>Westpfalz</strong> zum<br />
Beispiel den therapeutischen Bedarf im integrativen<br />
Kindergarten „St. Elisabeth“<br />
und der „Pirminiusschule“ (Schwerpunkt<br />
ganzheitliche Entwicklung) ab.<br />
Im Laufe des Frühjahres will sich die Außenstelle<br />
mit einem Tag der offenen Tür<br />
den Pirmasenser Bürgern vorstellen. (ros)<br />
Malerin Ingrid Fritz vom Land ausgezeichnet<br />
Erfolg für Künstlerin der DiPro Ramstein beim Landeswettbewerb „Behinderte Menschen Malen“<br />
Preisverleihung in Mainz (von links): Werner Keggenhoff, Leiter des Landesamtes für<br />
Soziales, Jugend und Versorgung, Ingrid Fritz und Ottmar Miles-Paul, Landesbeauftragter<br />
für die Belange behinderter Menschen. (Foto: Gf<strong>MB</strong>)<br />
Mainz. Beim Landeswettbewerb „Behinderte<br />
Menschen Malen“ des Landesamtes<br />
für Soziales, Jugend und Versorgung wurde<br />
das Bild „Feuerland“ von Ingrid Fritz unter<br />
700 Einsendungen ausgewählt und in<br />
den Kalender 2012 aufgenommen.<br />
Ingrid Fritz malt seit 2009 mit Begeisterung<br />
in der „Kunstwerkstatt“ von DiPro in<br />
Ramstein. Kreativ gefördert werden die<br />
Teilnehmer der Kunstwerkstatt durch die<br />
Künstlerin Marianne Seyl. Ingrid Fritz beteiligte<br />
sich schon an Ausstellungen und<br />
an der Gestaltung des Büros des Landrates<br />
des Landkreises Kaiserslautern, Paul<br />
Junker. Die feierliche Preisverleihung in<br />
Mainz stellte nun den bisherigen Höhepunkt<br />
ihres künstlerischen Schaffens dar.<br />
namen und nachrichten<br />
Joachim Scheib ist neuer Geschäftsführer<br />
der Evangelischen Heimstiftung<br />
Pfalz. Der bisherige Geschäftsführer,<br />
Gerhard W. Ritter, ist im Februar in die<br />
passive Phase der Altersteilzeit gewechselt.<br />
Ritter war seit November<br />
2000 Geschäftsführer der Heimstiftung.<br />
*<br />
Friederika Will kümmert sich als neue<br />
Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle<br />
seit Januar um die Öffentlichkeitsarbeit<br />
des Gemeinschaftswerks und der<br />
Einrichtungen.<br />
*<br />
Neuer Leiter des Betriebsbereichs<br />
Küchen der <strong>Westpfalz</strong>-Werkstätten ist<br />
Andreas Philipp Breier. Zuvor war er<br />
Verwaltungsleiter.<br />
*<br />
Offene Werkstatttage fanden in der<br />
Betriebsstätte Schifferstadt der Ludwigshafener<br />
Werkstätten im März<br />
statt.<br />
*<br />
Das Kuratorium des Vereins zur Unterstützung<br />
gemeindenaher Psychiatrie<br />
in Rheinland-Pfalz war im November<br />
zu Gast in der DiPro Ramstein.<br />
*<br />
Neuer ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter<br />
des Rhein-Pfalz-Kreises ist<br />
Arno Weber.<br />
*<br />
Der 3. Gesundheitstag fand im März<br />
in der <strong>Reha</strong>-<strong>Westpfalz</strong> statt. Schwerpunkt<br />
war das Thema „Burnout vorbeugen“.<br />
Organisiert werden die Gesundheitstage<br />
vom Gesundheitszirkel.<br />
Herausgeber: Gemeinschaftswerk für<br />
Menschen mit Behinderungen GmbH,<br />
Postfach 12 58, 66842 Landstuhl, Tel.<br />
0 63 71/61 88-0, Fax 0 63 71/61 88-88,<br />
Internet www. gemeinschaftswerk.de.<br />
Redaktion: Susanne Junker, Mauritius-Schule<br />
Zweibrücken (sjr), Gerhard<br />
Klimt, Ludwigshafener Werkstätten<br />
(kli), Michael Rothhaar, <strong>Westpfalz</strong>-<br />
Werkstätten (mir), Rosemarie Schwager,<br />
<strong>Reha</strong>-<strong>Westpfalz</strong> (ros), Thomas<br />
Nothof, Blieskasteler Werkstätten<br />
(tn), André Völlers (völ) Haus im<br />
Westrich, Evelin Paul (ep), Friederika<br />
Will (rik), Karl-Hermann Seyl (khs)<br />
(v.i.S.d.P.), Geschäftsstelle, Beratung:<br />
Evangelischer Mediendienst (emd),<br />
Produktion: Verlagshaus Speyer<br />
GmbH, Druck: Druckmedien Speyer.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
stellen nicht unbedingt die Meinung<br />
der Redaktion dar.
Bundesfreiwilligendienst wird inzwischen gut nachgefragt<br />
26 Personen engagieren sich beim Gemeinschaftswerk – Dominik Wach überbrückt in Ludwigshafen Wartezeit bis zum Schulbeginn<br />
Ludwigshafen-Oggersheim. 26 Frauen<br />
und Männer engagieren sich im Gemeinschaftswerk<br />
zurzeit im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes<br />
(BFD). In den Ludwigshafener<br />
Werkstätten sind es acht<br />
Teilnehmer. Unter ihnen ist Dominik Wach<br />
aus Maxdorf, der seinen Freiwilligendienst<br />
am 1. Dezember 2011 in der Betriebsstätte<br />
Oggersheim antrat. Das Motiv des 18-<br />
Jährigen für den Bundesfreiwilligendienst<br />
war die Überbrückung bis zum Beginn der<br />
Schule für das Fachabitur in diesem Sommer.<br />
Zu den Ludwigshafener Werkstätten<br />
kam er durch einen Freund, der bereits ein<br />
Freiwilliges Soziales Jahr in der Werkstatt<br />
abgeleistet hat.<br />
Wach ist in einer Konfektionierungsgruppe<br />
eingesetzt, in der vielfältige Verpackungsarbeiten,<br />
Plissieren und Verschweißen von<br />
Wasserfiltern sowie die Herstellung von<br />
Lockstofffallen und Luftfiltern aus Filter -<br />
vlies für Landmaschinen durchgeführt werden.<br />
Er unterstützt die Gruppenleiter, besorgt<br />
Arbeitsmaterial, führt Transportarbeiten<br />
aus, arbeitet bei Engpässen mit und<br />
überprüft auch die von den Werkstattbeschäftigten<br />
konfektionierten Arbeiten.<br />
Siegelbach. Entstanden aus einem Hobby<br />
fand die Ostereier-Ausstellung in den<br />
<strong>Westpfalz</strong>-Werkstätten (WPW) in der Betriebsstätte<br />
Kaiserslautern-Siegelbach bereits<br />
zum 17. Mal statt. Sieben Frauen um<br />
Gundi Klein aus Rodenbach frönen diesem<br />
Hobby schon seit Jahren. Angefangen hat<br />
es, wie Gundi Klein erzählt, damit, dass<br />
einfaches Färben von Eiern nicht mehr<br />
ausgereicht habe und sie sich über alte<br />
und neue Techniken zur Verzierung von Eiern<br />
zur Osterzeit informieren wollten. So<br />
trafen sich die Frauen, tauschten sich über<br />
Techniken aus, wurden immer professioneller,<br />
und einer der Ehemänner, zufällig<br />
damals Leiter der <strong>Westpfalz</strong>-Werkstätten,<br />
hatte die Idee, eine ganze Ausstellung daraus<br />
zu machen.<br />
1995 fand dann die erste – noch eintägige<br />
– Ostereier-Ausstellung in der damals<br />
noch neuen Betriebsstätte in Siegelbach<br />
statt. Seitdem findet die Ausstellung jährlich<br />
statt, und es kommen immer neue<br />
Aussteller dazu. Voraussetzung bei allen<br />
ist, dass alles in Handarbeit selbst hergestellt<br />
wird.<br />
Nach bundesweit zögerlichem Anfang bei<br />
der Besetzung der Stellen im Juli 2011,<br />
zeigt sich, dass die Obergrenze der von<br />
der Bundesregierung zur Verfügung gestellten<br />
Plätze erreicht wird. Auch im Gemeinschaftswerk<br />
war die Nachfrage zuerst<br />
zögerlich und hat erst in den vergangenen<br />
Monaten zugelegt. Inzwischen ist<br />
zu erwarten, dass die zur Verfügung stehenden<br />
Platzkontingente nicht für alle Interessenten<br />
ausreichen werden. Insgesamt<br />
stellt der Bund 234 Millionen Euro für maximal<br />
35000 Plätze im Bundesfreiwilligendienst<br />
zur Verfügung.<br />
Teilnehmen dürfen alle, die bereits die Vollschulzeit<br />
erfüllt haben, nach oben sind keine<br />
Altersgrenzen gesetzt. Damit schafft der<br />
BFD die erste geförderte Freiwilligenform<br />
für ältere Menschen. Die Dauer beträgt zwischen<br />
sechs und zwölf Monaten, höchstens<br />
jedoch 18 Monate. Im Ausnahmefall kann<br />
der Dienst bis zu 24 Monate dauern.<br />
Die Teilnehmer am BFD erhalten ein monatliches<br />
Taschengeld, das je nach Einsatzstelle<br />
unterschiedlich hoch ausfällt.<br />
Die Sozialversicherungsbeiträge werden<br />
für sie gezahlt, ebenso erhalten sie – bei<br />
Und da gibt es einiges zu sehen: Eier, ausgeblasen<br />
und marmoriert und das in den<br />
schönsten und leuchtendsten Farben. Eier,<br />
die zunächst gefärbt werden und in die<br />
dann tolle Muster gekratzt werden. Eier<br />
aus Holz, die gedrechselt wurden, Eier aus<br />
Ton, Eier, die mit winzig kleinen Perlen be-<br />
Anspruchsvoraussetzung – weiterhin Kindergeld.<br />
Selbstverständlich steht ihnen Urlaub<br />
zu und gegebenenfalls die Übernahme<br />
der Fahrtkosten sowie Verpflegungsgeld.<br />
Die Einsatzstellen des Bundesfreiwilligendienstes<br />
sind die, die bereits durch<br />
das Bundesamt für Zivildienst als Zivildienststellen<br />
anerkannt waren.<br />
klebt wurden. Natürlich auch gekochte Eier,<br />
die von den Besuchern selbst gefärbt<br />
werden können. Wohin das Auge blickt –<br />
Eier über Eier, alle möglichen Techniken,<br />
und Ideen, auch traditionelle Techniken<br />
wie das oben erwähnte Kratzen, Eier, die<br />
mit Scherenschnitten beklebt wurden, Eier<br />
Seite 7<br />
Überprüft unter anderem die von den Werkstattbeschäftigten konfektionierten Arbeiten:<br />
Dominik Wach (links) bei der Kontrolle eines Luftfilters. (Foto: Gf<strong>MB</strong>)<br />
Dominik Walch bereut seine Entscheidung<br />
für den freiwilligen Dienst in den Ludwigshafener<br />
Werkstätten nicht: „Es ist noch<br />
besser, als ich es mir vorgestellt habe.“ Er<br />
fühlt sich gut informiert und aufgehoben.<br />
Die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen<br />
und die ganze Atmosphäre machen<br />
ihm Freude und Spaß. kli<br />
Ostereier in allen Größen und den leuchtendsten Farben<br />
Ausstellung in <strong>Westpfalz</strong>-Werkstätten in Siegelbach – Entstanden aus einem Hobby – Traditionelle und neue Techniken zu sehen<br />
Klasse statt Masse: Alle präsentierten Ostereier sind von Hobbykünstlern gefertigt,<br />
indust riell hergestellte Produkte sind tabu. (Foto: Gf<strong>MB</strong>)<br />
in allen möglichen Größen: Straußeneier,<br />
Gänseeier bis hin zu Wachteleiern. Faszinierend:<br />
Eier aus Glas geblasen, Eier, in die<br />
Schrauben eingedreht wurden – eigentlich<br />
unvorstellbar, dass so etwas möglich ist.<br />
Es sind 20 Aussteller, die inzwischen an<br />
zwei Tagen präsentieren, was man so alles<br />
aus Eiern machen kann.<br />
Schon Tradition ist es, dass die Bewirtung<br />
durch ehrenamtliche Helfer und zahlreiche<br />
Kuchenspenden geschieht. Der Erlös geht<br />
an die <strong>Westpfalz</strong>-Werkstätten. Damit haben<br />
alle etwas davon: Für die WPW sind<br />
es viele Besucher, die in die Räume kommen<br />
und dabei auch etwas über die Werkstätten<br />
erfahren, die Aussteller haben die<br />
Möglichkeit, in angenehmer Atmosphäre<br />
ihr Hobby zu präsentieren und ihre Kunstwerke<br />
zu verkaufen, und die Besucher erleben<br />
Einzigartiges rund ums Osterei. Wie<br />
Gundi Klein berichtet, legt sie Wert darauf,<br />
dass keine industriell gefertigten Produkte<br />
zu kaufen sind, sondern alles von Hobbykünstlern,<br />
die von klassischen bis zu modernen<br />
Techniken arbeiten, hergestellt<br />
wurde. Eine „runde“ Sache! Bettina Rivera
Seite 8<br />
Erlebnispädagogik-Team bietet zahlreiche Angebote<br />
Jährliches Highlight ist der Klettercup in Zweibrücken – Neun Mitarbeiter bilden das Team – Vor rund vier Jahren gegründet<br />
Landstuhl. „Schwingen und springen, rollen<br />
und rasen, Höhen erleben im Kletterwald“,<br />
das sind nur einige Themen der Angebote<br />
des erlebnispädagogischen Teams der<br />
Schule mit dem Förderschwerpunkt motorische<br />
Entwicklung der <strong>Reha</strong>-<strong>Westpfalz</strong>.<br />
Seit etwa vier Jahren lassen sich neun Mitarbeiter<br />
aus unterschiedlichen Berufsgruppen<br />
immer wieder Aktionen einfallen, die<br />
den Schülern Erlebnisse außerhalb des normalen<br />
Schulalltags ermöglichen. Dabei wird<br />
versucht, die Angebote so zu gestalten,<br />
dass alle Schülergruppen aktiv werden können.<br />
Bewegungslandschaften geben Raum<br />
zum Austesten eigener körperlicher Fähigkeiten<br />
bei unterschiedlichsten motorischen<br />
Voraussetzungen. Ob mutiger Sprung aus<br />
großer Höhe oder zartes Schwingen im<br />
Schwungtuch, die Bewegungslandschaften<br />
in der Turnhalle bieten allen Schülern Herausforderungen<br />
und Erfolgserlebnisse.<br />
Die erlebnispädagogischen Angebote finden<br />
meist großen Zulauf – für die Nachtwanderung<br />
mit anschließender Übernachtung<br />
in der Schule hatten sich so viele<br />
Schüler angemeldet, dass ein zweiter Termin<br />
erforderlich war. Mit „Mutsuppe“ ge-<br />
KIT-Serie: Mittendrin<br />
Baalborn. Melanie Hilpert ist heute sehr<br />
glücklich, denn ihr beruflicher Traum ist<br />
Wirklichkeit geworden und sie steht mit<br />
beiden Beinen mittendrin im Berufsleben.<br />
Sie arbeitet im Rahmen des Budgets für<br />
Arbeit im Kindergarten in Baalborn.<br />
Nachdem sie die Schule am Beilstein, eine<br />
Förderschule in Kaiserslautern, von 1999<br />
bis 2008 besucht hatte, wurde sie im Be-<br />
Für besonders Mutige: Baumklettern beim „Kletterwald“ auf dem <strong>Reha</strong>-Fest. (Foto: Gf<strong>MB</strong>)<br />
stärkt, hat die Gruppe den Weg durch den<br />
dunklen Wald geschafft. Dies stellte an so<br />
manche Schüler hohe emotionale Anforderungen.<br />
Umso größer war der Stolz, mit<br />
dem am anderen Tag über die Erlebnisse<br />
berichtet wurde. Bei einer Kanutour auf<br />
dem Gelterswoog waren die Eltern mit im<br />
rufsbildungsbereich der <strong>Westpfalz</strong>-Werkstätten<br />
in Kaiserslautern-Siegelbach aufgenommen.<br />
Sie äußerte von Beginn an,<br />
dass sie gerne mit Kindern arbeiten würde.<br />
Ihr großer Wunsch war es im Kindergarten<br />
als Helferin arbeiten zu können.<br />
Melanie Hilpert absolvierte im Berufsbildungsbereich<br />
mehrere Praktika, sowohl in<br />
Verpackungs- und Montagegruppen als<br />
Hat ihren beruflichen Traum verwirklicht: Melanie Hilpert bei der Arbeit. (Foto: Gf<strong>MB</strong>)<br />
Boot. Eltern und Kinder konnten gemeinsam<br />
etwas Besonderes erleben, und beim<br />
anschließenden Picknick ergab sich in ungezwungener<br />
Atmosphäre Zeit für Austausch<br />
untereinander.<br />
Beim <strong>Reha</strong>-Fest bot der „Kletterwald“ mit<br />
Niedrigseilparcours auch Geschwisterkin-<br />
auch in der Wäscherei. Der Wunsch, im<br />
Kindergarten eine Tätigkeit zu finden, blieb<br />
bestehen. Gegen Ende der Zeit im Berufsbildungsbereich<br />
gelang es auch durch Mithilfe<br />
der Eltern und persönliche Beziehungen<br />
der Mutter in Wohnortnähe einen Kindergarten<br />
zu finden, dessen Leiterin sich<br />
bereit erklärte, Hilpert einen Praktikumsplatz<br />
zur Verfügung zu stellen. Nachdem<br />
sie im Dezember 2010 in den Arbeitsbereich<br />
in Siegelbach aufgenommen wurde,<br />
war man im Kindergarten in Baalborn bereit,<br />
Melanie Hilpert eine Verlängerung des<br />
Praktikums, das von den <strong>Westpfalz</strong>-Werkstätten<br />
begleitet wurde, zu ermöglichen.<br />
Sie war dabei im hauswirtschaftlichen Bereich<br />
tätig, leistete aber auch Hilfsdienste<br />
bei der Beaufsichtigung und Beschäftigung<br />
der Kindergartenkinder. Da man im Kindergarten<br />
mit der geleisteten Arbeit sehr zufrieden<br />
war, bot es sich an zu versuchen,<br />
aus dem gelungenen Praktikum mithilfe<br />
der Integrationsfachkraft der WPW einen<br />
Echtarbeitsplatz zu machen. Die Gemeindevertretung<br />
übernahm Melanie Hilpert im<br />
Juni 2011 auf einen vom Budget für Arbeit<br />
geförderten Arbeitsplatz, der auch weiterhin<br />
von den WPW begleitet wird. mir<br />
dern und anderen Besuchern die Möglichkeit,<br />
sich selbst auszuprobieren. Dank der<br />
Unterstützung von Aktion Sonnenschein,<br />
konnte der Parcour mit Baumklettern um eine<br />
besondere Attraktion erweitert werden.<br />
Daneben gibt es immer wieder weitere<br />
Aktionen. So wurden beispielsweise im<br />
vergangenen Jahr mit dem Rad neue Wege<br />
erkundet. Ein alljährliches Highlight für<br />
die Kletterer stellt der Klettercup im<br />
„Camp4“ in Zweibrücken dar, bei dem sich<br />
die Schüler mit vier weiteren Schulen<br />
messen, aber auch persönliche Höchstleistungen<br />
an anspruchsvollen Touren erreichen<br />
können. Zielsetzung aller Aktionen<br />
ist dabei immer, das Selbstvertrauen der<br />
Schüler zu stärken und sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung<br />
zu unterstützen.<br />
Ein wichtiger Teil der Arbeit des Erlebnispädagogik-Teams<br />
ist die Reflexion der Aktionen<br />
mit den Schülern und in der Erlebnispädagogikgruppe<br />
selbst. Dabei müssen sie<br />
immer wieder daran arbeiten, Hilfestellungen<br />
auf das Notwendige zu reduzieren, um<br />
den Schülern den Raum und die Zeit zu lassen,<br />
Herausforderungen auf ihre Art zu bewältigen.<br />
Julia Kappler, Christel Wettengel<br />
termine<br />
13. Mai: WPW Landstuhl, Tagesförderstätte<br />
Ramstein: 25-Jahr-Feier<br />
28. Mai: Ausstellungseröffnung Kunstwerkstatt<br />
Dipro „Meine Kraft …“, Protestantische<br />
Kirche Miesenbach<br />
30. Mai bis 2. Juni: Bad Herrenalb:<br />
Landessynode<br />
31. Mai, 18 Uhr: Kaiserslautern, Innenstadt:<br />
Firmenlauf Pfalz<br />
16. Juni, 11 Uhr: Haus im Westrich:<br />
Tag der offenen Tür<br />
23. August, 17 Uhr: <strong>Reha</strong>-<strong>Westpfalz</strong>:<br />
Ehrenamtstag des Gf<strong>MB</strong><br />
31. August: Ausstellungseröffnung<br />
Kunstwerkstatt Dipro „Zitronenblau“,<br />
Rathaus Kaiserslautern<br />
2. September: WPW Landstuhl: Werkstättenfest<br />
18./19. September: Mauritius-Schule,<br />
Wattweiler: Tage der offenen Tür<br />
23. September: WPW Landstuhl,<br />
Langenfelderhof: Hoffest