Seite - Athletik Club 1892 Weinheim ev
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Das AC Boxtraining: Ist es zu stark – bist du zu schwach!<br />
„Es ist ein schrecklicher Sport, aber es macht Spaß!“<br />
(Rocky Graziano, ehemaliger Weltmeister im Mittelgewicht)<br />
Es ist Freitag 19.00 Uhr, eine harte Arbeits-<br />
woche liegt hinter mir. Jetzt ist es wieder so<br />
weit: Es ist Zeit die Sporttasche zu packen,<br />
Mundschutz, Kopfschutz, Bandagen, Box-<br />
handschuhe, Handtuch, Wasser und so weiter.<br />
Mein innerer Schweinehund bellt los: Dir tut<br />
jetzt schon alles weh! Du bist müde, du bist<br />
zu alt für diesen Sport, Du wirst das Wochen-<br />
ende brauchen, um dich davon zu erholen. Im<br />
Kühlschrank ruft ein kaltes Bier, die Kumpels<br />
treffen sich heute bei einem Jazzkonzert. Und<br />
das Schlimmste: Aus Dir wird in diesem Leben<br />
kein guter Boxer mehr...<br />
Es ist die erste aber nicht die letzte Willens-<br />
anstrengung des Abends: Der Schweinehund<br />
macht vorläufig kusch und ich haste durch<br />
das nasskalte Wetter zur Halle des AC. Zu spät<br />
kommen kostet fünf Liegestütze pro Minute.<br />
Pünktlich um 0.00 Uhr geht es los mit lo-<br />
ckeren Dehnübungen und Aufwärmtraining.<br />
Etwa 40 Boxkameradinnen und Boxkameraden<br />
zwischen 1 und 50 Jahren bewegen sich<br />
tänzelnd durch die Halle. Es beginnt das gemeinsame<br />
Fitnesstraining. Übungen für Kraftaufbau,<br />
Schnelligkeit, Ausdauer wechseln sich<br />
ab. Die Anweisungen gibt Cheftrainer Sergej,<br />
assistiert von Andreas, dem Co-Trainer. Unerbittlich<br />
werden Haltungsfehler und Disziplinlosigkeiten<br />
erkannt und angemahnt. Sergej ausgestattet<br />
mit natürlicher Trainerautorität, dank<br />
seiner unbestrittenen Kompetenz und unübersehbaren<br />
Fitness, bedient sich dabei eines nicht<br />
gerade charmanten aber effizienten Kasernenhoftons.<br />
Immer wieder hagelt es Strafeinheiten<br />
Liegestütze, wenn die jungen Kameraden das<br />
Training mit einem kommunikativen Kaffeekränzchen<br />
verwechseln.<br />
Mittlerweile zittern mir Beine und Arme vor<br />
Anstrengung und im Kreuz knackt es verdächtig.<br />
Sergey beginnt mit Dehnübungen,<br />
die er sich wohl bei der Schlangenfrau im Flic<br />
Flac Zirkus abgeschaut hat. Co-Trainer Andreas<br />
erkennt meine Schwierigkeiten bei der<br />
spagatartigen Übung. Menschfreundlichkeit<br />
und Mitleid lassen ihn mir „helfen“, indem er<br />
mich mit seinem beträchtlichen Gewicht in Position<br />
presst. Er freut sich außerordentlich an<br />
meinen Versuchen, Schmerzensschreie zu unterdrücken.<br />
Während ich den nachlassenden<br />
Schmerz genieße, legt die junge Frau neben<br />
mir ein paar extra Einheiten ein, sie lächelt dabei<br />
und scheint bis jetzt noch nicht wirklich ins<br />
Schwitzen gekommen zu sein.<br />
Die Badischen Vizemeister 2009 des AC: Valentino Mazucca (Fliegengewicht) und<br />
Mentor Balaj (Schwergewicht) mit dem Cheftrainer Sergej Nurislamov.<br />
Nach einer kurzen Pause werden für den zweiten<br />
Teil zwei Gruppen gebildet. Fortgeschrittene<br />
trainieren mit Sergej Kampfkombinationen<br />
in Partneraufstellung. Anfänger trainieren mit<br />
Andreas die Grundtechniken des Boxsports.<br />
Jede Übung dauert genauso lange wie eine<br />
Boxrunde und wird entweder in der Gruppe,<br />
mit einem Partner oder an den Geräten durchgeführt.<br />
Für mich ist es immer wieder erstaunlich,<br />
wie viel Konzentration und Anstrengung<br />
verlangt wird, um die boxerischen Bewegungsabläufe<br />
mit der spielerischen Leichtigkeit zu<br />
beherrschen, die für den Kampf notwendig<br />
sind. Und es ist beeindruckend, die Fortschritte<br />
der jungen Kollegen zu verfolgen, die sich<br />
von fahrigen, nervösen, teilweise aggressiven<br />
Halbwüchsigen zu konzentrierten und disziplinierten<br />
Sportlern entwickeln.<br />
B O X E N<br />
Im dritten Teil werden Sparringsübungen absolviert.<br />
Jeder bekommt die Gelegenheit, sozusagen<br />
unter geschützten Bedingungen, die<br />
Früchte seines harten Trainings zu ernten.<br />
Während Sergej mit der Turnierstaffel Kämpfe<br />
unter realen Bedingungen probt, dürfen die<br />
Anfänger unter der Aufsicht von Andreas ein<br />
erstes Zweikampfgefühl entwickeln. Für mich<br />
ist das der interessanteste Teil des Trainings.<br />
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