Vom Hauptkanal zum Hausanschluss - Nodig-Bau.de
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i Umwelt<strong>Bau</strong> Kongressausgabe 2005 <strong>Vom</strong> <strong>Hauptkanal</strong> <strong>zum</strong> <strong>Hausanschluss</strong> 11<br />
Verfahren - Materialien – Einsatzbereiche<br />
<strong>Vom</strong> <strong>Hauptkanal</strong><br />
<strong>zum</strong> <strong>Hausanschluss</strong><br />
Von Dipl.-Ing. (FH) Markus Vogel,<br />
Ingenieurbüro für Entwässerungs-System-Erhaltung,<br />
Kappelro<strong>de</strong>ck<br />
Die Vorteile <strong>de</strong>r grabenlosen Kanalsanierung<br />
– insbeson<strong>de</strong>re mit Schlauchliningtechniken<br />
– sind im Zuständigkeitsbereich <strong>de</strong>r öffentlichen<br />
Kanalnetzbetreiber seit Jahren geschätzt.<br />
Die nachweislich umfassend geprüften Linertechnologien<br />
sind auf einem hohen qualitativen<br />
Level angelangt. Zunehmend rücken nun<br />
die Anschlussleitungen und Leitungen <strong>de</strong>r privaten<br />
Grundstücksentwässerung in <strong>de</strong>n Blickpunkt<br />
<strong>de</strong>s Interesses. Auch in diesen Netzteilen<br />
kommen situationsabhängig zunehmend<br />
Schlauchliningtechniken <strong>zum</strong> Einsatz. Die<br />
hierfür erfor<strong>de</strong>rlichen Schlauchliner-Technologien<br />
sind ebenfalls <strong>de</strong>r DIN EN 13566 „Kunststoff-Rohrleitungssysteme<br />
für die Renovierung<br />
von erdverlegten drucklosen Entwässerungsnetzen<br />
(Freispiegelleitungen), Teil 4: Vor Ort<br />
härten<strong>de</strong>s Schlauchlining“ (April 2003) zuzuordnen.<br />
In dieser Norm sind die wesentlichen<br />
Grundanfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>finiert. Eine qualitätsbezogen<br />
differieren<strong>de</strong> Betrachtung zwischen<br />
öffentlichen und privaten Leitungen ist nicht<br />
zweckmäßig.<br />
Schlauchliner im Bogenbereich<br />
Die generellen Grundanfor<strong>de</strong>rungen zur Sanierung<br />
von Anschlussleitungen und Leitungen <strong>de</strong>r<br />
Grundstücksentwässerung sind in DIN EN 752-<br />
5 „Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäu<strong>de</strong>n,<br />
Teil 5: Sanierung“ (November 1997)<br />
und bei Grundleitungen, erdverlegt unterhalb<br />
von Gebäu<strong>de</strong>n, in DIN EN 12056 „Schwerkraftentwässerungsanlagen<br />
innerhalb von Gebäu<strong>de</strong>n“<br />
(Januar 2001) bzw. DIN 1986 „Entwässerungsanlagen<br />
für Gebäu<strong>de</strong> und Grundstücke,<br />
Teil 30: Instandhaltung“ (Februar 2003)<br />
<strong>de</strong>finiert.<br />
Bei <strong>de</strong>n Sanierungstechniken han<strong>de</strong>lt es sich<br />
bislang regelmäßig um sogenannte „nicht geregelte<br />
<strong>Bau</strong>produkte“. Zur Anwendung <strong>de</strong>rselben<br />
auf „<strong>Bau</strong>grundstücken“ ist nach <strong>de</strong>n jeweils<br />
gelten<strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sbauordnungen (LBO)<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r eine „Allgemeine baurechtliche<br />
Zulassung“ <strong>de</strong>s Deutschen Instituts für<br />
<strong>Bau</strong>technik, Berlin (DIBt) erfor<strong>de</strong>rlich. Auf<br />
Grund <strong>de</strong>r Tatsache, dass Anschlussleitungen<br />
oft bis auf <strong>Bau</strong>grundstücke reichen (Abschnitt:<br />
Grenze bis Kontrollschacht-/öffnung), ist die<br />
For<strong>de</strong>rung nach einer DIBt-Zulassung an dieser<br />
Stelle rechtlich geboten. Die Sanierung von<br />
Anschlussleitungen und Leitungen <strong>de</strong>r Grundstücksentwässerung<br />
stellen Nutzer und Anbieter<br />
vor zusätzliche Aufgabenstellungen, die im<br />
Zuge <strong>de</strong>r Projektierung sorgfältig überprüft und<br />
berücksichtigt wer<strong>de</strong>n müssen:<br />
– geringe Nennweiten (i. d. R. zwischen DN<br />
100 und DN 150)<br />
– oft mehrfach und teilweise bis 90° gekrümmte<br />
Leitungsführungen<br />
– Nennweitenän<strong>de</strong>rungen innerhalb eines<br />
Leitungsabschnitts<br />
– nicht fachgerechte Materialübergänge<br />
– nicht direkt zugängliche Zulaufeinmündungen<br />
abzweigen<strong>de</strong>r Leitungen<br />
– Problematik <strong>de</strong>r Zugänglichkeit (oft fehlen<strong>de</strong><br />
Schächte bzw. Kontrollöffnungen<br />
sowie Anordnung <strong>de</strong>rselben teilweise in<br />
Gebäu<strong>de</strong>n)<br />
Die qualitätsrelevanten Sachverhalte wer<strong>de</strong>n<br />
nachfolgend konkret dokumentiert. In Verbindung<br />
mit <strong>de</strong>n vorgenannten Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
in Leitungen wird <strong>de</strong>utlich, dass eine nutzerorientierte<br />
Sanierung nur dann sichergestellt<br />
wer<strong>de</strong>n kann, wenn neben einer qualifizierten<br />
Sanierungsplanung auch konkrete Ausführungsvorgaben<br />
Basis von Schlauchliningmaßnahmen<br />
sind. Grundlage hierzu ist eine vollständige<br />
Zustandserfassung <strong>de</strong>r mit Schlauchliningverfahren<br />
zu sanieren<strong>de</strong>n Leitungsstrecken.<br />
Auf die einschlägigen Empfehlungen<br />
hierzu wird explizit verwiesen 1 .<br />
Im privaten Bereich ist bislang sehr oft eine<br />
wenig zielführen<strong>de</strong> Vorgehensweise anzutreffen.<br />
Die Beauftragung einer Sanierungsfirma<br />
erfolgt hierbei, ohne zuvor die tatsächliche<br />
Leitungssituation und die technisch wie<br />
wirtschaftlich sinnvollen Lösungsmöglichkeiten<br />
eruiert zu haben. In <strong>de</strong>r Folge wer<strong>de</strong>n regelmäßig<br />
Schlauchliningtechniken eingesetzt,<br />
welche die vorgenannten Anfor<strong>de</strong>rungen nicht<br />
erfüllen. Überdies bleiben abzweigen<strong>de</strong> Leitungen<br />
regelmäßig völlig unberücksichtigt, da<br />
das beauftragte Unternehmen i. d. R. nur einen<br />
„Schlauchliner“ anzubieten hat und diesen mit<br />
möglichst geringem Aufwand und ohne zeitaufwändige<br />
Bestandserkundung und Beratung<br />
einsetzen will. Die Folge sind unwirtschaftliche<br />
Insellösungen, welche ferner die <strong>de</strong>m priva-<br />
1 Verband zertifizierter Sanierungs-Berater für Entwässerungssysteme<br />
e.V. VSB, 84453 Mühldorf: VSB-<br />
Empfehlungen Nr. 0.1 „Ingenieurleistungen bei <strong>de</strong>r<br />
Kanalsanierungsplanung“, Nr. 0.2 „Ausschreibung,<br />
Vergabe und <strong>Bau</strong>überwachung von Sanierungsleistungen“,<br />
Nr. 14 „Optische Inspektion von Entwässerungssystemen“<br />
| www.sanierungs-berater.<strong>de</strong>
12<br />
<strong>Vom</strong> <strong>Hauptkanal</strong> <strong>zum</strong> <strong>Hausanschluss</strong><br />
ten Netzeigentümer gestellten Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
(Dichtheit <strong>de</strong>s Grundstücksentwässerungsnetzes)<br />
nur unzureichend erfüllen.<br />
Die öffentlichen Netzbetreiber und Verwaltungen<br />
sind aufgefor<strong>de</strong>rt, die auf Privatgrundstücken<br />
zuständigen Eigentümer über die zweckmäßige<br />
Vorgehensweise offensiv zu informieren<br />
und so vor Scha<strong>de</strong>n zu bewahren.<br />
Einsatzbereiche<br />
Zum Einsatz können Anschlussliner grundsätzlich<br />
in allen Arten erdverlegter Kanäle und Leitungen<br />
geringer Nennweite kommen. Anwen<strong>de</strong>rberichte<br />
dokumentieren <strong>de</strong>n Einsatz auch<br />
innerhalb von Gebäu<strong>de</strong>n, z.B. zur Abdichtung<br />
von Fall- und/o<strong>de</strong>r Entlüftungsleitungen.<br />
Einsatzgrenzen sind grundsätzlich in Situationen<br />
gegeben, in welchen keine Zugänglichkeit<br />
zur zu sanieren<strong>de</strong>n Leitung bestehen o<strong>de</strong>r geschaffen<br />
wer<strong>de</strong>n können. I<strong>de</strong>al sind zwei Kontrollschächte,<br />
wovon <strong>zum</strong>in<strong>de</strong>st einer begehbar<br />
sein sollte o<strong>de</strong>r die Rohrsohle von <strong>de</strong>r Oberfläche<br />
aus direkt erreichbar ist (geringe Tiefe).<br />
Einseitige Zugänglichkeit kann regelmäßig genügen,<br />
wenn <strong>de</strong>r Liner sicher installiert wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Hierbei kann durchaus aus <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong><br />
heraus - <strong>zum</strong> Beispiel unter Nutzung vorhan<strong>de</strong>ner<br />
Reinigungsöffnungen - gearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Das notwendige technische Equipment ist auf<br />
solche Situationen ausgerichtet.<br />
Mit unterschiedlich langer Erfahrung stehen<br />
auch einzelne Systeme zur Verfügung, die vom<br />
nichtbegehbaren <strong>Hauptkanal</strong> aus eingesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n können (ferngesteuerte Anschlusssanierung).<br />
Einbausituation Kontrollöffnung in Gebäu<strong>de</strong>keller<br />
Hierbei müssen jedoch Randbedingungen vorherrschen,<br />
die <strong>de</strong>n möglichen Einsatz <strong>de</strong>utlich<br />
einengen (z.B. keine Hin<strong>de</strong>rnisse die nicht<br />
durch Satelliten-Hochdruckreinigung vom<br />
<strong>Hauptkanal</strong> aus entfernbar sind, keine Seitenanschlüsse<br />
im zusanieren<strong>de</strong>n Streckenabschnitt,<br />
Lage <strong>de</strong>r Zulaufeinmündung am <strong>Hauptkanal</strong><br />
weitgehend axial).<br />
Die zu sanieren<strong>de</strong>n Streckenlängen hängen von<br />
einer Vielzahl von sich gegenseitig beeinflussen<strong>de</strong>n<br />
Randbedingungen ab, die einzelfallabhängig<br />
stark variieren können:<br />
– Anzahl und Größe <strong>de</strong>r Richtungsän<strong>de</strong>rungen<br />
von Bogenformteilen<br />
– Nennweite <strong>de</strong>r Leitungen und erfor<strong>de</strong>rliche<br />
Wanddicken <strong>de</strong>r Liner<br />
– Möglichkeit Hin<strong>de</strong>rnisse entfernen zu können<br />
– Zugänglichkeiten<br />
– Härtungsverfahren (Topfzeit bis Reaktionsbeginn<br />
bei umgebungstemperaturhärten<strong>de</strong>n<br />
Verfahren)<br />
Um Schlauchliner betriebssicher und wertbeständig<br />
einsetzen zu können, ist eine Beseitigung<br />
jeglicher Hin<strong>de</strong>rnisse z.B. mittels Fräsroboter<br />
(ggf. bogengängig) erfor<strong>de</strong>rlich. Entsprechen<strong>de</strong><br />
Geräte stehen am Markt zunehmend<br />
zur Verfügung und sind mittlerweile sehr<br />
zuverlässig einsetzbar. Die Fräsleistung ist im<br />
Vergleich zu <strong>de</strong>n bekannten Gerätetechniken<br />
für Sammler (DN 250 bis DN 800) hierbei <strong>de</strong>utlich<br />
reduziert.<br />
Liner-Technologien<br />
Die verfügbaren Verfahren unterschei<strong>de</strong>n sich<br />
2 Rainer Dilg, „Schlauchlining im <strong>Hausanschluss</strong>- und Grundleitungsbereich“, bi-Umwelt<strong>Bau</strong> Nr. 5/2003:<br />
Seiten 67-74<br />
- Dipl.-Ing. Ulrich Winkler, „Großes Marktpotential | Schlauchlining bei Grundleitungen“, wwt Nr. 7-8/2004:<br />
Seiten 10-17<br />
bi Umwelt<strong>Bau</strong> Kongressausgabe 2005<br />
in <strong>de</strong>n Materialien, Einbauarten, Härtungssystemen,<br />
Einbaurichtungen und <strong>de</strong>r Güte- und<br />
Qualitätssicherung. Weitgehend i<strong>de</strong>ntisch<br />
ist die jeweilige Vorgehensweise zur Harzmischung<br />
und Imprägnierung <strong>de</strong>r Liner. Eine vollständige<br />
und hierbei zutreffen<strong>de</strong> Marktübersicht<br />
ist - wie zwei jüngst veröffentlichte qualifizierte<br />
Erhebungen 2 zeigen - eher schwierig.<br />
Die Zurückhaltung einzelner Systemhersteller<br />
hinsichtlich konkreter Produktinformationen<br />
ist ebenso fragwürdig, wie die Suggestion nahezu<br />
grenzenloser Einsatzmöglichkeiten.<br />
Materialien<br />
Infolge <strong>de</strong>r üblicherweise erfor<strong>de</strong>rlichen Bogengängigkeit<br />
<strong>de</strong>r Linersysteme - bei möglichst<br />
geringer Faltenbildung - schei<strong>de</strong>n Systeme<br />
auf Glasfaserbasis regelmäßig aus. Dies<br />
auch auf Grund <strong>de</strong>r <strong>zum</strong>in<strong>de</strong>st in diesen Nennweiten<br />
nicht möglichen Reversierbarkeit (einstülpen)<br />
solcher Liner.<br />
Die regelmäßig zur Verwendung kommen<strong>de</strong>n<br />
Trägermaterialien sind längs- und querelastische<br />
Synthesefaserfilze o<strong>de</strong>r Polyesterfasergestricke.<br />
Diese sind mehr o<strong>de</strong>r weniger gut<br />
für <strong>de</strong>n Einsatz in Anschlussleitungen mit Bogenformteilen<br />
konzipiert. Faltenbildungen an<br />
<strong>de</strong>r Bogeninnenseite (Materialüberschuss)<br />
können hierbei nicht grundsätzlich ausgeschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n. In Abhängigkeit <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten<br />
Trägermaterialien und <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Wanddicken müssen Faltenbildungen<br />
<strong>zum</strong>in<strong>de</strong>st ab 45°-Bogenformteilen erwartet<br />
wer<strong>de</strong>n. Nur einzelne Trägermaterialien neigen<br />
auch darüber hinaus eher wenig zur Faltenbildung.<br />
Die Kehrseite hoch<strong>de</strong>hnfähiger Trägermaterialien<br />
ist die durch die Dehnung entstehen<strong>de</strong><br />
Linerdickenreduzierung. Die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Min<strong>de</strong>stwanddicken müssen durch eine<br />
ausreichen<strong>de</strong> Ausgangsdicke <strong>de</strong>r Liner auch in<br />
solchen Bereichen sicherstellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Als Harze wer<strong>de</strong>n überwiegend Epoxydharze<br />
(EP) und ungesättigte Polyesterharze (UP) verwandt.<br />
Die Liner sind auf <strong>de</strong>r Innenseite regelmäßig<br />
mit einer Schutzfolie o<strong>de</strong>r -beschichtung<br />
versehen. Der Einsatz von Prelinern (Außenfolien)<br />
ist bei Einsatz von EP-Harzen bislang eher<br />
selten <strong>de</strong>r Fall, rückt jedoch aus umweltrelevanten<br />
Aspekten zunehmend in <strong>de</strong>n Blickpunkt.<br />
Der dadurch vermeintlich verloren gehen<strong>de</strong><br />
Vorteil einer Verklebung <strong>de</strong>s Liners mit<br />
<strong>de</strong>m Altrohr hat ohnehin eher „sagenhaften“<br />
Charakter. Eine Verklebung <strong>de</strong>s Harzes mit<br />
einem Rohrmaterial - nach einer üblicherweise<br />
rein oberflächlichen Reinigung (HD-Reinigung)<br />
- kann nur zufällig erfolgen und stellt keine vollständige<br />
Verklebung sicher. Die Voraussetzungen<br />
für eine Verklebung wären: Oberfläche frei
i Umwelt<strong>Bau</strong> Kongressausgabe 2005 <strong>Vom</strong> <strong>Hauptkanal</strong> <strong>zum</strong> <strong>Hausanschluss</strong> 13<br />
Vorbereitung Trägermaterial<br />
von Ölen, Fetten, losen Teilen und trennen<strong>de</strong>n<br />
Schichten. Diese sind mit reinen HD-Reinigungen<br />
situationsabhängig nur bedingt, wenn<br />
überhaupt, zu erreichen. Insofern müssen die<br />
Lineren<strong>de</strong>n aus Dichtheitsgrün<strong>de</strong>n („Mikrospalt“<br />
zwischen Liner und Altrohr) vorsorglich<br />
ohnehin an <strong>de</strong>n En<strong>de</strong>n verwahrt wer<strong>de</strong>n.<br />
Linerkonfektionierung<br />
Das Linerträgermaterial wird nennweiten- und<br />
produktbezogen auf <strong>de</strong>m Sanierungsfahrzeug<br />
bevorratet. Oft wer<strong>de</strong>n unterschiedlich <strong>de</strong>hnfähige<br />
Trägerprodukte unterschiedlicher Rohdicke<br />
vorgehalten. Diese wer<strong>de</strong>n nach Bestim-<br />
mung <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Nennweiten und Leitungslängen<br />
vor Ort zugeschnitten (konfektioniert).<br />
Die Trägermaterialien weisen generell ein <strong>de</strong>finiertes<br />
Untermaß auf, um sich nach Aufweitung<br />
<strong>de</strong>s eingebauten Liners möglichst faltenfrei<br />
an das Altrohr anlegen zu können. Der Längen-<br />
und Nennweitenbestimmung kommt eine<br />
große Be<strong>de</strong>utung zu. Diese Vorarbeiten sind<br />
maßgeblich am abschließen<strong>de</strong>n Erfolg beteiligt<br />
(Wanddicke, Faltenbildung, Wasserdichtheit).<br />
Sofern die erfor<strong>de</strong>rlichen Trägermaterialien im<br />
Einzelfall nicht verfügbar sind, dürfte ein Ein-<br />
bau nicht erfolgen. Der Stillstand <strong>de</strong>s Einbautrupps<br />
wäre die Folge. Es wird <strong>de</strong>utlich, dass<br />
die Konfektionierung passgenauer Liner auch<br />
einen zeitlichen Vorlauf erfor<strong>de</strong>rn, da nicht<br />
je<strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rmaß und je<strong>de</strong> Son<strong>de</strong>rsituation<br />
standardmäßig abge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Materialmischung<br />
Die Harzmischung erfolgt regelmäßig vor Ort in<br />
bislang offenen Mischeinrichtungen. Die Vorortmischung<br />
ist insbeson<strong>de</strong>re bei Einsatz von<br />
EP-Harzen unabdingbar. Insbeson<strong>de</strong>re durch<br />
die jeweils unterschiedlichen Linerlängen<br />
muss die jeweils erfor<strong>de</strong>rliche Material-
14<br />
<strong>Vom</strong> <strong>Hauptkanal</strong> <strong>zum</strong> <strong>Hausanschluss</strong><br />
Harzmischung in offenen Gebin<strong>de</strong>n<br />
menge aus Großgebin<strong>de</strong>n anteilsmäßig genau<br />
abgefüllt wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r Harzmischung muss<br />
sichergestellt wer<strong>de</strong>n, dass die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Massenanteile (Harz + Härter) sehr genau und<br />
umfassend miteinan<strong>de</strong>r vermischt wer<strong>de</strong>n.<br />
Zur Vermischung wer<strong>de</strong>n üblicherweise langsam<br />
drehen<strong>de</strong> Mischwerkzeuge verwen<strong>de</strong>t.<br />
Nur durch eine geringe Drehzahl kann bei offener<br />
Harzmischung vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, dass<br />
Luftporen untergemischt wer<strong>de</strong>n. Solche lassen<br />
sich nicht mehr separieren. Undichtigkeiten<br />
wären ggf. die Folge. Verbesserungsmöglichkeiten<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r Produktsicherheit<br />
bestehen insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r Materialmischung.<br />
Ziel weiterer Technikverbesserungen<br />
muss es sein, zu geschlossenen Dosier- und<br />
Mischvorrichtungen zu gelangen.<br />
Linerimprägnierung<br />
Die Linerimprägnierung (Harzeinfüllung und -<br />
verteilung) erfolgt bei <strong>de</strong>n qualifizierten Liner-<br />
Technologien durch Einfüllen <strong>de</strong>r fertigen Harzmischung<br />
in <strong>de</strong>n vorbereiteten Trägerschlauch<br />
und Verteilung in einer Imprägnieranlage. Hierbei<br />
wird das Harz durch einstellbare Druckwalzen<br />
gleichmäßig und in <strong>de</strong>finierbarer Menge je<br />
Meter über die zu imprägnieren<strong>de</strong> Schlauchlänge<br />
verteilt. Der Walzvorgang erfolgt i. d. R.<br />
mehrfach mit abnehmen<strong>de</strong>n Walzenabstän<strong>de</strong>n<br />
(bis <strong>zum</strong> Erreichen <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Rohlinerdicke).<br />
Das Trägermaterial wird vorab und während<br />
<strong>de</strong>s Imprägniervorgangs unter Einsatz einer<br />
Vakuumpumpe entlüftet. Die Trägermateria-<br />
lien bestehen zu etwa 90 % aus Luftporenanteil.<br />
Um eine vollständige Harztränkung <strong>de</strong>s<br />
Trägermaterials erreichen zu können (Wasserdichtheit,<br />
Materialkennwerte usw.) muss die<br />
vorhan<strong>de</strong>ne Luft vollständig entfernt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einbauarten<br />
In <strong>de</strong>n meisten Fällen wer<strong>de</strong>n Anschlussliner<br />
durch Reversion in die zu sanieren<strong>de</strong>n Leitungen<br />
eingebracht. Dies hängt zunächst mit <strong>de</strong>n<br />
üblicherweise vorhan<strong>de</strong>nen eingeschränkten<br />
Zugangsmöglichkeiten (einseitige Öffnung<br />
reicht aus) zusammen. Ein weiterer Aspekt<br />
stellt in diesem Zusammenhang die Trassierung<br />
<strong>de</strong>r Leitungen dar. Bei Einzugsverfahren<br />
wür<strong>de</strong>n die durch vorhan<strong>de</strong>ne Bogenformteile<br />
zwangsläufig entstehen<strong>de</strong>n Reibungskräfte<br />
erhebliche Zugkräfte erfor<strong>de</strong>rn, die ihrerseits<br />
eine Über<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Liner zur Folge<br />
haben könnten.<br />
Die Reversion wird dadurch ermöglicht, dass<br />
<strong>de</strong>r imprägnierte Liner i. d. R. in eine Drucktrommel<br />
eingerollt und von dort aus mittels<br />
Luftüberdruck über einen Austrittsstutzen in<br />
die Leitung eingestülpt wird.<br />
Hierbei sind zwei Varianten möglich:<br />
- Linereinbau mit geschlossenem En<strong>de</strong><br />
- Linereinbau mit offenem En<strong>de</strong><br />
Der Regelfall ist <strong>de</strong>r Linereinbau mit geschlossenem<br />
En<strong>de</strong>. Um <strong>de</strong>n Reversionsprozess zu ermöglichen<br />
wird das in <strong>de</strong>r Drucktrommel befindliche<br />
Lineren<strong>de</strong> so verschlossen, dass <strong>de</strong>r<br />
Innendruck nicht über das Lineren<strong>de</strong> entweichen<br />
kann. Nur so lässt sich <strong>de</strong>r auch für <strong>de</strong>n<br />
Härtungszeitraum erfor<strong>de</strong>rliche Innendruck im<br />
Liner sicherstellen. Im Nachgang zur Aushärtung<br />
muss - i<strong>de</strong>alerweise von <strong>de</strong>r Gegenseite -<br />
ein Fräsgerät <strong>de</strong>n Linerkopf öffnen und zurück-<br />
Typisches Einbau-Equipment, Anschlusslinereinbau vom Schacht aus<br />
bi Umwelt<strong>Bau</strong> Kongressausgabe 2005<br />
Erzeugung Vakuum in Trägermaterial<br />
schnei<strong>de</strong>n. Erst danach kann die sanierte Leitung<br />
ihren Betrieb wie<strong>de</strong>r aufnehmen.<br />
Sofern die Beseitigung eines verschlossenen<br />
Linerkopfs nicht o<strong>de</strong>r nur schwierig möglich<br />
ist, kann <strong>de</strong>r Linereinbau - systemabhängig -<br />
mit offenem En<strong>de</strong> erfolgen. Hierzu wird zusätzlich<br />
ein Stütz- o<strong>de</strong>r Kalibrierschlauch benötigt,<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n notwendigen Innendruck zur Reversion<br />
und Aufweitung während <strong>de</strong>s Installations-<br />
und Aushärtezeitraums auf das Linerlaminat<br />
überträgt. Der Stütz- o<strong>de</strong>r Kalibrierschlauch<br />
wird nach abgeschlossenem Härtungsvorgang<br />
zurückgezogen und <strong>de</strong>r sanierte Streckenabschnitt<br />
ist unmittelbar betriebsbereit. Für diese<br />
Einbauvariante ist zu berücksichtigen, dass in<br />
Bogenbereichen ten<strong>de</strong>nziell eher und größere<br />
Falten auftreten wer<strong>de</strong>n. Die Stütz- und Kalibrierschlauchmaterialien<br />
sind materialtechnisch<br />
bedingt weniger flexibel als die eigentlichen<br />
Liner und liegen durch die eigene Faltenbildung<br />
in Bogenbereichen nicht mehr passgenau<br />
am eigentlichen Liner an.
i Umwelt<strong>Bau</strong> Kongressausgabe 2005 <strong>Vom</strong> <strong>Hauptkanal</strong> <strong>zum</strong> <strong>Hausanschluss</strong> 15<br />
Härtungssysteme<br />
In <strong>de</strong>r Regel wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Anschlusslinersanierung<br />
umgebungshärten<strong>de</strong> Harzrezepturen<br />
verwandt. Lediglich in Son<strong>de</strong>rfällen o<strong>de</strong>r auf<br />
beson<strong>de</strong>re Vorgabe <strong>de</strong>s Auftraggebers erfolgt<br />
eine thermische Initiierung <strong>de</strong>s Härtungsprozesses<br />
(Warmwasser). In diesen Fällen müssen<br />
die Träger- und Harzmaterialen hierauf abgestimmt<br />
wer<strong>de</strong>n. Für die thermisch initiierte Härtung<br />
ist regelmäßig zusätzliches Equipment erfor<strong>de</strong>rlich<br />
um die Heizkreisläufe aufbauen und<br />
aufrecht erhalten zu können. Es sind mehrere<br />
Aspekte die bei <strong>de</strong>r Entscheidung über die Härtungsart<br />
berücksichtigt wer<strong>de</strong>n müssen:<br />
- Bei höheren Außentemperaturen kann eine<br />
Erwärmung <strong>de</strong>s Linerlaminats oft nicht sicher<br />
verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Hierdurch verringert sich<br />
die Topfzeit (Standardzeitangaben bei Materialtemperatur<br />
20° C) <strong>de</strong>r Harze <strong>de</strong>utlich (signifikant<br />
vorgezogener Reaktionsbeginn <strong>de</strong>s Harzes).<br />
Gera<strong>de</strong> bei Linern größerer Länge befin<strong>de</strong>t<br />
sich dieser im ungünstigsten Fall <strong>zum</strong> Zeitpunkt<br />
<strong>de</strong>s Reaktionsbeginns noch nicht vollständig<br />
in seiner Endlage und wird diese dann<br />
auch kaum mehr erreichen können.<br />
- Bei anstehen<strong>de</strong>m Grundwasser kühlt dieses<br />
<strong>de</strong>n Liner und das Harz ggf. <strong>de</strong>rart, dass eine<br />
vollständige Aushärtung (bei Epoxydharzen ist<br />
die Aushärtung ohnehin erst nach einigen Wochen<br />
vollständig abgeschlossen) nur sehr ver-<br />
Installationsroboter, Anschlusslinereinbau vom Sammler aus (ferngesteuert)<br />
zögert und lokal ggf. unvollständig stattfin<strong>de</strong>t<br />
kann. Hierbei können durch <strong>de</strong>n Wasseraußendruck<br />
Beulungen im Liner entstehen, da die<br />
üblichen Härtungszeiten, für welche <strong>de</strong>r Liner<br />
unter Innendruck gehalten wird, in diesen Fällen<br />
dann sicher nicht ausreichen. Die Qualität<br />
<strong>de</strong>s Liners wäre in Frage zu stellen.<br />
- Bei geringeren Außentemperaturen kann eine<br />
Auskühlung <strong>de</strong>s Linerlaminats nicht sicher verhin<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n. Hierdurch erhöht sich die Topfzeit<br />
<strong>de</strong>r Harze <strong>de</strong>utlich (signifikant verspäteter<br />
Reaktionsbeginn <strong>de</strong>s Harzes). Gera<strong>de</strong> bei Linern<br />
größerer Länge ist diese Gefahr latent.<br />
Hierdurch entsteht das Risiko, dass eine Aushärtung<br />
nicht vollständig stattfin<strong>de</strong>t (analog<br />
Grundwasserbeeinflussung).<br />
- Bei je<strong>de</strong>m Einbauvorgang können Situationen<br />
auftreten, die eine Unterbrechung <strong>de</strong>s Installationsvorgangs<br />
zur Folge haben können. Herr<br />
<strong>de</strong>s Verfahrens ist <strong>de</strong>r Installieren<strong>de</strong> somit nur<br />
dann, sofern er die Reaktion gezielt (z.B. durch<br />
Temperaturzufuhr) initiieren kann.<br />
Einbaurichtung<br />
Der Einbau erfolgt im günstigsten Fall von<br />
einem Schacht o<strong>de</strong>r einer Reinigungsöffnung<br />
aus. Diese können hierbei auch schlecht zugänglich<br />
hinter o<strong>de</strong>r in einem Gebäu<strong>de</strong> liegen.<br />
Das erfor<strong>de</strong>rliche Equipment (Drucktrommel<br />
und ggf. einzelne Aggregate) lässt sich verhält-<br />
nismäßig leicht transportieren. Im ungünstigen<br />
Fall besteht gebäu<strong>de</strong>seitig keine Zugänglichkeit,<br />
die Trassierung und Netzstruktur (keine<br />
Seitenzuläufe an <strong>de</strong>r zu sanieren<strong>de</strong>n Leitung)<br />
sowie <strong>de</strong>r bauliche Zustand (keine Hin<strong>de</strong>rnisse)<br />
sind hingegen günstig. In solchen Fällen können<br />
einzelne wenige Anbieter <strong>de</strong>n Anschlussliner<br />
über <strong>de</strong>n öffentlichen Kanal ferngesteuert<br />
installieren und aushärten. Der hierbei entstehen<strong>de</strong><br />
Aufwand ist in<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utlich höher als im<br />
erst genannten Fall. Diese Liner wer<strong>de</strong>n grundsätzlich<br />
mit offenem En<strong>de</strong> eingebaut.<br />
Güte- und Qualitätssicherung<br />
Die Güte- und Qualitätssicherung hinsichtlich<br />
<strong>de</strong>r eigentlichen Liner-Technologien beginnt<br />
mit <strong>de</strong>n Eignungsnachweisen <strong>de</strong>r Produkte.<br />
Hierbei ist das Augenmerk auf das Linersystem<br />
und <strong>de</strong>ssen Teilkomponenten zu richten:<br />
– Trägermaterial<br />
– Harzmaterial und -mischung<br />
– Linerimprägnierung<br />
– Härtungssystematik<br />
Die regelmäßig bestehen<strong>de</strong> Erfor<strong>de</strong>rnis einer<br />
DIBt-Zulassung für einzusetzen<strong>de</strong> Linersysteme<br />
hilft an dieser Stelle sehr, die vorhan<strong>de</strong>ne<br />
Spreu vom Weizen zu trennen. Für Linersysteme<br />
mit DIBt-Zulassung wur<strong>de</strong>n vom Hersteller<br />
sämtliche erfor<strong>de</strong>rliche Eignungsnachweise<br />
durch umfassen<strong>de</strong> Materialprüfungen
16<br />
<strong>Vom</strong> <strong>Hauptkanal</strong> <strong>zum</strong> <strong>Hausanschluss</strong><br />
geeigneter Prüfinstitute geführt.<br />
Standsicherheitsrelevante Sachverhalte sind<br />
in <strong>de</strong>n Leitungen geringer Nennweite oft von<br />
nachrangiger Be<strong>de</strong>utung. Die Bemessungsrichtlinie<br />
ATV-Merkblatt M 127 3 , Teil 2: Statische<br />
Berechnung zur Sanierung von Abwasserkanälen<br />
und -leitungen mit Lining- und Montageverfahren“<br />
(Januar 2000) trägt diesem Sachverhalt<br />
Rechnung durch <strong>de</strong>n Hinweis: „Ein statischer<br />
Nachweis darf bei Linern bis DN 250 mit Werkstoffen<br />
nach Tabelle 2 entfallen, wenn die folgen<strong>de</strong>n<br />
Bedingungen gleichzeitig vorliegen:<br />
– kein Grundwasser (pa = 0)<br />
– kein innerer Unterdruck<br />
– Altrohrzustand I<br />
– keine Gefahr <strong>de</strong>s Austretens von Wasser an<br />
<strong>de</strong>n Schächten“<br />
Die Min<strong>de</strong>stwanddicke von Linern ergibt sich<br />
allein aus Wasserdichtheitsgrün<strong>de</strong>n mit N 3,0<br />
mm (DIN EN 13566-4).<br />
Bei aller Erfor<strong>de</strong>rnis und Sorgfalt umfassen<strong>de</strong>r<br />
Qualitätssicherungsmaßnahmen sind Imperfektionen<br />
auf Grund <strong>de</strong>r leitungsbezogen<br />
oft schwierigen Randbedingungen (Bogenformteile,<br />
Nennweitenän<strong>de</strong>rungen, Materialübergänge<br />
usw.) generell nicht auszuschließen.<br />
Je<strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>r muss die Grenzen <strong>de</strong>r Systeme<br />
und die Einflüsse welche Imperfektionen verursachen<br />
können im Blick haben. Nicht je<strong>de</strong> Imperfektion<br />
ist zwangsläufig mit einem Mangel<br />
gleichzusetzen und muss haftungsrechtlich<br />
gewürdigt wer<strong>de</strong>n. Jedoch darf dies nicht <strong>zum</strong><br />
Freibrief für eine unsachgemäße Arbeitsvorbereitung<br />
bzw. Leistungserbringung sein.<br />
Mit folgen<strong>de</strong>n Imperfektionen kann situationsabhängig<br />
gerechnet wer<strong>de</strong>n müssen. Mögliche<br />
Ursachen und Einflüsse sind zugeordnet.<br />
Die Anwendung <strong>de</strong>r dargestellten grundsätzlichen<br />
Vermeidungsstrategien müssen letztlich<br />
nicht zwangsläufig zur vollständigen Verhin<strong>de</strong>rung<br />
von Imperfektionen führen (siehe nebenstehen<strong>de</strong><br />
Tabelle).<br />
Nachfolgen<strong>de</strong> Imperfektionen sind hingegen<br />
regelmäßig als Mangel zu betrachten und<br />
grundsätzlich vermeidbar:<br />
– zu kurze Liner<br />
– Undichtigkeiten <strong>de</strong>s Laminats<br />
– Wanddickenunterschreitungen<br />
– Faltenbildung > 6 mm in Abschnitten mit gera<strong>de</strong>m<br />
Rohrverlauf<br />
– Überfahrene Hin<strong>de</strong>rnisse (sofern technisch<br />
entfernbar)<br />
– Beulen durch überfahrene Hin<strong>de</strong>rnisse in<br />
Leitungen mit ausreichen<strong>de</strong>r Zugänglichkeit<br />
o<strong>de</strong>r durch Grundwasserdruck<br />
Imperfektionen Mögliche Ursachen und Einflüsse Vermeidungsstrategien<br />
Faltenbildung radial,<br />
gesamter Umfang<br />
(Stauchung)<br />
Faltenbildung radial,<br />
einseitig<br />
Faltenbildung längs<br />
o<strong>de</strong>r spiralförmig<br />
Nennweitenreduzierung<br />
in<br />
Bogenbereichen<br />
· Nennweitenreduzierung in Einbaurichtung<br />
(bei Reversion)<br />
· Nicht fachgerechter Materialübergang<br />
im Leitungsverlauf<br />
· Stauchung <strong>de</strong>s Liners am Lineranfang<br />
(ungünstige Einbausituation in<br />
Schächten)<br />
· Bogenformteil, ggf. in Verbindung<br />
mit größeren Linerdicken<br />
· Verwendung von Stütz- und Kalibrierschläuchen<br />
(offenes En<strong>de</strong>)<br />
· Stauchung <strong>de</strong>s Liners am Lineranfang<br />
(ungünstige Einbausituation in<br />
Schächten)<br />
· Nennweitenreduzierung, Materialüberschuss<br />
· Fehlkonfektionierung<br />
· Liner liegt nicht vollständig an <strong>de</strong>r<br />
Bogenaußenseite an (Bogenformteile<br />
> 60°)<br />
Beulung nach außen · fehlen<strong>de</strong> Wandungsteile<br />
· einmün<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Seitenanschlüsse<br />
Unebene<br />
Lineroberfläche<br />
· Abbild <strong>de</strong>r Rohrwandoberfläche · Keine<br />
Eine Reduzierung kritischer Imperfektionen<br />
lässt sich durch Verwendung systemkonformer<br />
o<strong>de</strong>r Modifizierungen verwen<strong>de</strong>ter Drucktrommeln<br />
und einen weiteren qualitätssichern<strong>de</strong>n<br />
Arbeitsgang erzielen. Bei Einbauverfahren<br />
mit geschlossenem En<strong>de</strong> lässt es sich - wie einzelne<br />
Anbieter beweisen - problemlos ermöglichen,<br />
nach abgeschlossener Installation <strong>de</strong>s<br />
Liners die Linerlage und ggf. entstehen<strong>de</strong> Imperfektionen<br />
zu überprüfen. Hierzu wird - vor<br />
Beginn <strong>de</strong>r Harzreaktion - eine TV-Kamera in<br />
<strong>de</strong>n druckluftbeaufschlagten Liner eingeführt.<br />
Bei entsprechend problematischen Situationen<br />
kann z.B. durch Druckerhöhung, partiellem<br />
o<strong>de</strong>r vollständigem Rückziehen <strong>de</strong>s Liners<br />
die Situation verbessert wer<strong>de</strong>n.<br />
Ausführungshinweise<br />
Zur qualifizierten Ausschreibung von Schlauchlinern<br />
in Leitungen steht die VSB-Empfehlung<br />
Nr. 7 „Schlauchliningtechnik in Leitungen<br />
(drucklos)“ als Zusätzliche Technische Vertragsbedingung<br />
zur Verfügung 4 .<br />
Die in <strong>de</strong>r Praxis oft anzutreffen<strong>de</strong> Kombination<br />
x-beliebiger Träger- und Harzmaterialien<br />
kann nicht hingenommen wer<strong>de</strong>n. Die Harze<br />
müssen auf die Trägermaterialien (Stichwort:<br />
Viskosität) und die Härtungssystematik abge-<br />
3 Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. DWA, Hennef<br />
4 Verband zertifizierter Sanierungs-Berater für Entwässerungssysteme e.V. VSB, 84453 Mühldorf<br />
bi Umwelt<strong>Bau</strong> Kongressausgabe 2005<br />
· Sorgfältige Kalibrierung <strong>de</strong>r Nennweiten<br />
· Sorgfältig abgestimmte Konfektionierung<br />
<strong>de</strong>s Liners<br />
· Reduzierung <strong>de</strong>r Reversionsgeschwindigkeit<br />
· Zurückziehen <strong>de</strong>s Reversionsstutzens vor<br />
Beginn <strong>de</strong>r Härtungsphase (gegen Stauchungen<br />
am Lineranfang)<br />
· Bestimmung <strong>de</strong>r Bogenkennmaße (Winkel)<br />
und Auswahl darauf abgestimmten<br />
Trägermaterials<br />
· Einbau mit geschlossenem En<strong>de</strong><br />
· Tangentialer Ansatz <strong>de</strong>s Reversionsstutzens<br />
(gegen Stauchungen am Lineranfang)<br />
· Sorgfältige Kalibrierung <strong>de</strong>r Nennweiten<br />
· Sorgfältig abgestimmte Konfektionierung<br />
<strong>de</strong>s Liners<br />
· Verwendung <strong>de</strong>hnfähiges Trägermaterial<br />
· Reduzierung <strong>de</strong>r Reversionsgeschwindigkeit<br />
· Erhöhung Innendruck (sofern zulässig)<br />
· Wan<strong>de</strong>rsatz, soweit technisch möglich<br />
und/o<strong>de</strong>r sinnvoll<br />
· Einsatz nennweitenabgestimmter, nicht<br />
<strong>de</strong>hnfähiger Preliner<br />
stimmt sein. Dies gilt in gleicher Weise auch<br />
für das notwendige Equipment. Dieses muss<br />
auf die Spezifikationen <strong>de</strong>s System ausgelegt<br />
sein. Insofern können nur „Systeme“ akzeptiert<br />
wer<strong>de</strong>n. Um dies zunächst vertragsmäßig<br />
sicherstellen zu können, ist bei <strong>de</strong>r Prüfung <strong>de</strong>r<br />
Angebote darauf zu achten, dass die gefor<strong>de</strong>rten<br />
Bieterangaben (zur umfassen<strong>de</strong>n Beurteilung<br />
<strong>de</strong>s angebotenen Systems) vollständig gegeben<br />
und ggf. dokumentiert wer<strong>de</strong>n. Die Vergabe<br />
<strong>de</strong>r Leistungen darf in <strong>de</strong>r Folge VOB-konform<br />
nur an geeignete Bieter mit nachweislicher<br />
Technikverfügbarkeit (DIBt-Zulassung) erfolgen.<br />
Nicht selten wer<strong>de</strong>n vom Auftraggeber<br />
Sanierungskompromisse bewusst in Kauf genommen,<br />
da technische o<strong>de</strong>r kostengünstige<br />
Alternativen nicht zur Verfügung stehen. Solche<br />
Kompromisse sollten jedoch nur dann in<br />
Kauf genommen wer<strong>de</strong>n, wenn technische Alternativen<br />
zur Abhilfeschaffung ausschei<strong>de</strong>n<br />
(z.B. nicht zugängliche Materialwechsel und<br />
Querschnittsverän<strong>de</strong>rungen).<br />
Zur Vermeidung unliebsamer Diskussionen<br />
haben sich im Projektablauf klären<strong>de</strong> Gespräche<br />
mit <strong>de</strong>m Auftraggeber zu unterschiedlichen<br />
Zeitpunkten bewährt:<br />
– Im Zuge <strong>de</strong>r Planung<br />
(vor Ausführungsentscheidung)<br />
Der Planer muss <strong>de</strong>n AG über die Risiken und<br />
möglicherweise nicht zu vermei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Imperfektionen<br />
und <strong>de</strong>ren Auswirkungen im konkre-
i Umwelt<strong>Bau</strong> Kongressausgabe 2005 <strong>Vom</strong> <strong>Hauptkanal</strong> <strong>zum</strong> <strong>Hausanschluss</strong> 17<br />
TV-Kontrollmöglichkeit Linerlage vor Härtungsbeginn<br />
ten Einzelfall informieren. Nur so wird <strong>de</strong>m Auftraggeber<br />
ermöglicht, sich rechtzeitig für eine<br />
alternative Ausführung (z.B. offene <strong>Bau</strong>weise)<br />
zu entschei<strong>de</strong>n.<br />
– Im Zuge <strong>de</strong>r Arbeitsvorbereitung<br />
(nach Auftragsvergabe)<br />
Das ausführen<strong>de</strong> Unternehmen sollte seinerseits<br />
- nach Kenntnisnahme <strong>de</strong>r jeweiligen leitungsbezogenen<br />
Situation, vor Konfektionierung<br />
<strong>de</strong>r Liner - <strong>de</strong>n Auftraggeber o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ssen<br />
<strong>Bau</strong>überwacher auf die möglicherweise nicht<br />
zu vermei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Imperfektionen konkret hinweisen.<br />
Dies insbeson<strong>de</strong>re in Abhängigkeit <strong>de</strong>s<br />
jeweiligen Werkvertrags und <strong>de</strong>r darin ggf. enthaltenen<br />
Qualitäts<strong>de</strong>finitionen. Nur so kann er<br />
sich vor unberechtigten Mängelansprüchen<br />
schützen, unter <strong>de</strong>r Voraussetzung, dass seine<br />
spätere Arbeit <strong>de</strong>nnoch sorgfältig und qualifiziert<br />
erfolgt. Pauschale verallgemeinern<strong>de</strong> Hinweise<br />
sind hierbei nicht ausreichend.<br />
Die Überprüfung <strong>de</strong>r Ausführungsqualität lässt<br />
sich an Hand von Linerproben in <strong>de</strong>n hier betroffenen<br />
Netzbereichen nur sehr unvollständig<br />
vornehmen. Oft ist eine Probenahme nicht<br />
möglich. Insofern muss auf die ordnungsge-<br />
mäße Konfektionierung und Verarbeitung in<br />
beson<strong>de</strong>rem Maße geachtet wer<strong>de</strong>n, um die<br />
gewünschten Produkteigenschaften sicher erreichen<br />
zu können. Unabhängig davon sollten<br />
- wo immer möglich - an repräsentativen<br />
Probestücken die erreichten Qualitäten überprüft<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Gera<strong>de</strong> die Leitungssanierung mit Innensanierungstechniken<br />
erfor<strong>de</strong>rt ein hohes Maß an Erfahrung<br />
und Engagement <strong>de</strong>s Fachplaners und<br />
<strong>de</strong>r <strong>Bau</strong>überwachung. Diese ist insgesamt sehr<br />
zeitaufwändig und gleichzeitig unabdingbar.<br />
Einzelne Anwen<strong>de</strong>r und Hersteller suggerieren<br />
mit ihren Werbeaussagen eine völlig unproblematische<br />
Vorgehensweise und täuschen hierdurch<br />
insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n unbedarften Netzbetreiber<br />
bzw. Eigentümer. Die zunehmend größer<br />
wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Her<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Anschlussleitungssanierer<br />
erscheint in ihrer optischen Ausprägung<br />
wie die Haut einer schwarz-weiß gefleckten<br />
Kuh. Der schwarze Flächenanteil überwiegt<br />
<strong>de</strong>utlich... Die qualifizierten Unternehmen herauszufiltern,<br />
stellt für fachkundige Auftraggeber<br />
und Ingenieurbüros keine unlösbare Aufgabe<br />
dar.<br />
Zusammenfassung<br />
Zunehmend stehen qualifizierte Schlauchlining-Technologien<br />
für Anschlussleitungen<br />
und Leitungen <strong>de</strong>r Grundstücksentwässerung<br />
zur Verfügung. Diese müssen bei Einsatz auf<br />
<strong>Bau</strong>grundstücken (auch teilweise) über eine<br />
baurechtliche Zulassung (DIBt-Zulassung) verfügen.<br />
Die Einsetzbarkeit von Schlauchlining-<br />
Verfahren ist von vielen sich gegenseitig beeinflussen<strong>de</strong>n<br />
Randbedingungen abhängig. Deren<br />
Einsatz erfolgt im Vergleich mit <strong>de</strong>r Sanierung<br />
von Sammlern unter weitgehend schwierigeren<br />
Randbedingungen und bedarf einer sehr sorgfältigen<br />
Projektierung im Zuge <strong>de</strong>r Sanierungsplanung<br />
und <strong>de</strong>r Arbeitsvorbereitung. Kompromisse<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r Zustandserfassungs-,<br />
Planungs- und Ausführungsqualität sind hochriskant,<br />
da Fehlerkorrekturen kaum ohne Erneuerungsarbeiten<br />
stattfin<strong>de</strong>n können.<br />
Hinweis Bildquellen :<br />
Die Bil<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n freundlicherweise von Karl<br />
Otto Braun KG, Wolfstein (Brawoliner) und Insituform<br />
Rohrsanierungstechniken GmbH,<br />
Röthenbach (FAS-Technik) zur Verfügung gestellt.