Der begehbare Leitungsgang - Nodig-Bau.de
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Kanalbau<br />
Infrastrukturkanal<br />
<strong>Der</strong> <strong>begehbare</strong> <strong>Leitungsgang</strong><br />
Möglichkeiten zur nachhaltigen Erschließung mit Infrastrukturkanälen?<br />
Die Verlegung von Leitungen in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong><br />
stellt heute noch <strong>de</strong>n größten Anteil bei<br />
<strong>de</strong>r Herstellung von Leitungsnetzen zur<br />
Erschließung von Industrie- und Gewerbeansiedlungen<br />
sowie Wohngebieten in<br />
Deutschland dar. Leitungen wer<strong>de</strong>n unterhalb<br />
<strong>de</strong>s Straßenquerschnittes nach<br />
DIN 1998 verlegt. In <strong>de</strong>r Regel wer<strong>de</strong>n die<br />
Abwasserleitungen in <strong>de</strong>r Fahrbahn und<br />
alle übrigen Leitungen außerhalb <strong>de</strong>r Fahrbahn<br />
angeordnet. Erdverlegte Leitungen<br />
sind somit einer regelmäßigen Kontrolle<br />
und Wartung entzogen. Reparaturen und<br />
Ergänzungen von Leitungen sind mit einer<br />
Öffnung <strong>de</strong>r befestigten Flächen verbun<strong>de</strong>n,<br />
was wie<strong>de</strong>rum zu großen Schä<strong>de</strong>n an<br />
<strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Leitungen führen kann.<br />
Begehbarer <strong>Leitungsgang</strong><br />
Begehbare bauliche Anlagen<br />
zur gebün<strong>de</strong>lten Verlegung<br />
und Bewirtschaftung von Leitungen<br />
wer<strong>de</strong>n dagegen nur<br />
selten gebaut. <strong>Der</strong> <strong>begehbare</strong><br />
<strong>Leitungsgang</strong>, o<strong>de</strong>r auch Infrastrukturkanal<br />
genannt, ist<br />
eine bauliche Anlage, die alle<br />
notwendigen Leitungen <strong>de</strong>r<br />
Ver- und Entsorgung (Abwasser,<br />
Gas, Trinkwasser, Strom,<br />
Telekommunikation, Fernwärme,<br />
usw.) in sich bün<strong>de</strong>lt. Begehbare<br />
Leitungsgänge wer<strong>de</strong>n<br />
überwiegend unterirdisch<br />
im Straßenraum angeordnet.<br />
Durch ihre Begehbarkeit können<br />
Leitungen kontrolliert,<br />
repariert, ausgetauscht und<br />
in ihrer Anzahl bzw. ihrem<br />
34 tis 6/2006<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums für Bildung und Forschung untersucht<br />
das Institut für <strong>Bau</strong>forschung e. V. im Rahmen einer Evaluierung<br />
verschie<strong>de</strong>ne gebaute und <strong>begehbare</strong> Leitungsgänge und stellt die unterschiedlichen<br />
Vor- und Nachteile gegenüber, um Grenzen und Möglichkeiten<br />
zum Einsatz von <strong>begehbare</strong>n Leitungsgängen für die Zukunft<br />
aufzuzeigen.<br />
Prof. Dr.-Ing. Martin Pfeiffer, GF Direktor, Dipl.-Ing. Thorsten Sell, wiss. Mitarbeiter, Dipl.-<br />
Ing. Julia Zedler, wiss. Mittarbeiterin, Institut für <strong>Bau</strong>forschung e. V., (IFB) Hannover<br />
1 Querschnitt <strong>de</strong>s <strong>begehbare</strong>n <strong>Leitungsgang</strong>es in<br />
Speyer, o. Maßstab Quelle: Dupré <strong>Bau</strong><br />
2 Querschnitt <strong>de</strong>s <strong>begehbare</strong>n <strong>Leitungsgang</strong>es in Zürich<br />
Querschnitt leicht geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Da<br />
die Leitungen durch <strong>de</strong>n Kanal geschützt<br />
und daher auch keinen statischen und<br />
dynamischen Belastungen durch z. B. Setzungen<br />
<strong>de</strong>s Erdreiches ausgesetzt sind, ist<br />
die Verwendung leichterer Rohrmaterialien<br />
möglich.<br />
Die bauliche Querschnittsdimensionierung<br />
<strong>de</strong>s <strong>begehbare</strong>n <strong>Leitungsgang</strong>es<br />
orientiert sich in erster Linie an <strong>de</strong>r Art und<br />
<strong>de</strong>r Anzahl unterschiedlicher Leitungen,<br />
<strong>de</strong>r Dimensionierung <strong>de</strong>r Einzelleitungen<br />
und <strong>de</strong>n Zukunftsplanungen, d.h. wie sich<br />
das zu erschließen<strong>de</strong> Gebiet in <strong>de</strong>n Folgejahren<br />
entwickelt. Infolge dieser Variabilität<br />
<strong>de</strong>s <strong>begehbare</strong>n <strong>Leitungsgang</strong>es, mit <strong>de</strong>r<br />
Möglichkeit Leitungen zu entfernen o<strong>de</strong>r<br />
neu hinzuzufügen, bleibt eine bauliche<br />
Nachhaltigkeit erhalten.<br />
Die bauliche Hülle<br />
Bisher scheitern die Überlegungen<br />
zum <strong>Bau</strong> eines <strong>begehbare</strong>n<br />
<strong>Leitungsgang</strong>es an <strong>de</strong>n<br />
hohen Investitionskosten <strong>de</strong>r<br />
baulichen Hülle. Diese hohen<br />
Kosten dienen als Hauptkriterium<br />
zur Ablehnung von<br />
<strong>begehbare</strong>n Leitungsgängen.<br />
Eine mögliche Amortisation<br />
<strong>de</strong>r Kosten über eine gewisse<br />
Zeitspanne und die niedrigen<br />
Nutzungskosten wer<strong>de</strong>n bei<br />
<strong>de</strong>r Entscheidungsfindung nur<br />
ungenügend berücksichtigt.<br />
Die positiven Effekte, die <strong>de</strong>n<br />
<strong>begehbare</strong>n <strong>Leitungsgang</strong> als<br />
insgesamt kostengünstige, umweltverträgliche<br />
und gemein-
nützige Alternative<br />
zur herkömmlichen<br />
Leitungsverlegung<br />
darstellt, wer<strong>de</strong>n<br />
nur selten in die<br />
Entscheidungsfindung<br />
einbezogen.<br />
Aus diesem Grund<br />
wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren das Augenmerk<br />
auf die<br />
Kostenreduzierung<br />
<strong>de</strong>s <strong>begehbare</strong>n<br />
<strong>Leitungsgang</strong>es<br />
geworfen.<br />
In <strong>de</strong>m Forschungsvorhaben<br />
wer<strong>de</strong>n <strong>begehbare</strong><br />
Leitungsgänge aus<br />
unterschiedlichen<br />
Materialien (Stahlbeton,<br />
Wellstahl,<br />
Polyethylen o<strong>de</strong>r<br />
Faserortbeton) untersucht.<br />
Die Rationalisierungsmöglichkeiten<br />
aller<br />
Systeme sind <strong>de</strong>rzeit<br />
noch nicht vollends<br />
ausgeschöpft,<br />
obwohl durch eine<br />
Verlegung von PE-HD-Fertigteilröhren o<strong>de</strong>r<br />
von vorproduzierten Wellstahlplatten ein<br />
<strong>Bau</strong>fortschritt von etwa 30 m pro Tag erreicht<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Die Sicherung <strong>de</strong>r eingebrachten<br />
Leitungen gegen Erddruck und<br />
Verkehrslasten wird von <strong>de</strong>r umgeben<strong>de</strong>n<br />
Hülle übernommen.<br />
Ein neues System ist beim <strong>begehbare</strong>n<br />
<strong>Leitungsgang</strong> in Speyer zum Einsatz<br />
gekommen. Die Betonhülle wur<strong>de</strong>,<br />
begünstigt durch die statisch günstige<br />
Querschnittform, bewehrungsarm konzipiert.<br />
Dem Beton wur<strong>de</strong>n lediglich Fasern<br />
als Rissbewehrung beigemischt. Die Herstellung<br />
<strong>de</strong>s Gewölbekanals erfolgt durch<br />
einen „Schalungsdummy“ aus Stahl. So ist<br />
es möglich, zwei Abschnitte à 15 m am Tag<br />
monolithisch herzustellen. <strong>Der</strong> „Dummy“<br />
lässt sich jedoch nur für jeweils eine Querschnittform<br />
einsetzen. Für eine an<strong>de</strong>re<br />
Querschnittgröße muss somit auch wie<strong>de</strong>r<br />
ein neuer „Schalungsdummy“ hergestellt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Querschnittform in Speyer<br />
verbin<strong>de</strong>t die Vorteile einer günstigen Statik<br />
mit <strong>de</strong>r Möglichkeit, <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Raum weitgehend auszunutzen. Zu<strong>de</strong>m<br />
wird das Auflagerproblem, das beim Einbau<br />
von Kreisquerschnitten entsteht, durch<br />
eine ebene Sohle vermie<strong>de</strong>n.<br />
3 Mehrspartenanschluss im <strong>begehbare</strong>n <strong>Leitungsgang</strong> in Speyer<br />
Leitungen innerhalb <strong>de</strong>s<br />
<strong>begehbare</strong>n <strong>Leitungsgang</strong>es<br />
Je nach Bedarf können in einem <strong>begehbare</strong>n<br />
<strong>Leitungsgang</strong> unterschiedliche Leitungen<br />
geführt wer<strong>de</strong>n. Von <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Leitungsarten, die in <strong>de</strong>m <strong>Leitungsgang</strong>querschnitt<br />
eingebracht wer<strong>de</strong>n, ist die jeweilige<br />
Positionierung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />
Leitungen abhängig.<br />
So befin<strong>de</strong>n sich Gasleitungen generell<br />
im oberen Bereich, während die Wasserleitungen<br />
(Abwasser und Trinkwasser)<br />
ten<strong>de</strong>nziell unten angeordnet sind. Die<br />
Leitungen wer<strong>de</strong>n entwe<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m ebenen<br />
Bo<strong>de</strong>n aufgesetzt o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Wand<br />
an Stützkonstruktionen befestigt. Die biegeweichen<br />
Leitungen, wie die Strom- und<br />
Telekommunikationsleitungen, wer<strong>de</strong>n auf<br />
Kabelpritschen o<strong>de</strong>r zwischen <strong>de</strong>n Stützen<br />
freihängend angeordnet. Bei einer späteren<br />
Erhöhung <strong>de</strong>r Leitungsanzahl ist auch ein<br />
nachträgliches Befestigen von Stützkon-<br />
struktionen <strong>de</strong>nkbar. Die Abgänge <strong>de</strong>r<br />
Leitungen können als Einzelanschlüsse,<br />
Mehrspartenanschlüssen o<strong>de</strong>r auch als<br />
„bekriechbare“ Leitungsgänge, in <strong>de</strong>nen<br />
die Leitungen bis zur Grundstücksgrenze<br />
verlegt sind, ausgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
tis 6/2006 35
Kanalbau<br />
Infrastrukturkanal<br />
4 Notausstieg <strong>de</strong>s <strong>begehbare</strong>n <strong>Leitungsgang</strong>es in Lauchheim 5 Stützkonstruktionen <strong>de</strong>r Stromleitungen in Zürich<br />
Sicherheit im<br />
<strong>begehbare</strong>n <strong>Leitungsgang</strong><br />
Begehbare Leitungsgänge sind auf einen<br />
sicheren Betrieb nach <strong>de</strong>m Grundsatz <strong>de</strong>r<br />
Gefährdungsminimierung auszulegen.<br />
Zum einen sind konstruktive Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
bei <strong>de</strong>r Planung eines <strong>begehbare</strong>n<br />
<strong>Leitungsgang</strong>es zu beachten. Hierzu gehören<br />
u. a. die regelmäßige Anordnung von<br />
Notausstiegen, die ausreichen<strong>de</strong> Breite <strong>de</strong>s<br />
Bediengangs, die ausreichen<strong>de</strong> Belüftung<br />
<strong>de</strong>s <strong>Leitungsgang</strong>es sowie notwendige<br />
Brandschutz- und Entwässerungsmaßnahmen.<br />
Grundsätzlich sind die Standsicherheit<br />
und die Dichtheit <strong>de</strong>r baulichen<br />
Hülle sicherzustellen. Zum an<strong>de</strong>ren regelt<br />
die Betriebsanweisung <strong>de</strong>n Zutritt und<br />
das Verhalten von Personen innerhalb <strong>de</strong>s<br />
<strong>begehbare</strong>n <strong>Leitungsgang</strong>es, um Schä<strong>de</strong>n<br />
o<strong>de</strong>r Unfälle zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Bei <strong>de</strong>r Betrachtung <strong>de</strong>r sicherheitstechnischen<br />
Einrichtungen sind die Stützkonstruktionen<br />
nicht zu vernachlässigen.<br />
Von <strong>de</strong>n Stützkonstruktionen kann eine<br />
Gefahr ausgehen, wenn sie nicht ausreichend<br />
groß dimensioniert sind o<strong>de</strong>r durch<br />
Verschleiß versagen, so dass Leitungen<br />
durch die zusätzlich einwirken<strong>de</strong> Belastung<br />
versagen können. Die Stützkonstruktionen<br />
sind daher nicht nur auf die Versorgungsleitungsquerschnitte<br />
auszulegen, die beim<br />
<strong>Bau</strong> <strong>de</strong>s <strong>Leitungsgang</strong>s errechnet wor<strong>de</strong>n<br />
sind. Vielmehr müssen sie auch auf eine<br />
nachträgliche Erweiterung <strong>de</strong>r Leitungsanzahl<br />
dimensioniert wer<strong>de</strong>n.<br />
Wichtig ist zu<strong>de</strong>m, dass nur ein begrenzter<br />
Personenkreis <strong>de</strong>n <strong>begehbare</strong>n<br />
<strong>Leitungsgang</strong> betreten darf und dass dokumentiert<br />
wird, wer zu welchen Zeiten <strong>de</strong>n<br />
<strong>Leitungsgang</strong> begeht. Unabhängig, welche<br />
Arbeiten im <strong>begehbare</strong>n <strong>Leitungsgang</strong><br />
36 tis 6/2006<br />
erfolgen, müssen sie koordiniert und mit<br />
<strong>de</strong>n Hauptverantwortlichen besprochen<br />
wer<strong>de</strong>n. Ein unbefugtes Betreten <strong>de</strong>r Leitungsgänge<br />
ist zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />
Die wirtschaftliche Gesamtbeurteilung für<br />
ein nachhaltiges Planen und <strong>Bau</strong>en sollte<br />
neben <strong>de</strong>n Investitionskosten auch die Nutzungskosten,<br />
d. h. Kapital-, Verwaltungs-,<br />
Betriebs und Instandsetzungskosten (DIN<br />
18960) eines <strong>begehbare</strong>n <strong>Leitungsgang</strong>es<br />
über einen Zeitraum von 80 Jahren berücksichtigen.<br />
Eine Lebenszyklusbetrachtung<br />
<strong>de</strong>r <strong>begehbare</strong>n Leitungsgänge ist<br />
theoretisch möglich, jedoch wegen <strong>de</strong>r<br />
unsicheren Lebensdauervorausschau <strong>de</strong>r<br />
<strong>Bau</strong>stoffe und <strong>de</strong>r Leitungen unsicher.<br />
<strong>Der</strong> Betrieb eines <strong>begehbare</strong>n <strong>Leitungsgang</strong>es<br />
verursacht hauptsächlich Personalkosten,<br />
die durch die vorgeschriebenen<br />
Begehungen entstehen. Dem gegenüber<br />
steht im Fall einer Leckage eine weitaus<br />
Die wichtigsten einschlägigen Vorschriften<br />
§ 5 <strong>Bau</strong>GB<br />
Inhalt <strong>de</strong>s Flächennutzungsplans<br />
§ 9 <strong>Bau</strong>GB<br />
Inhalt <strong>de</strong>s Bebauungsplans<br />
§ 9 Abs. Nr. 21 <strong>Bau</strong>GB<br />
günstigere Reparaturmöglichkeit, da hier<br />
lediglich Leitungen ausgetauscht wer<strong>de</strong>n<br />
und keine Erdarbeiten, wie bei <strong>de</strong>r herkömmlichen<br />
Verlegung, anfallen. Zu<strong>de</strong>m<br />
können in erster Linie durch die regelmäßigen<br />
Begehungen Undichtigkeiten o<strong>de</strong>r<br />
Leckagestellen frühzeitig erkannt wer<strong>de</strong>n.<br />
Alleine nach einer Erhebung <strong>de</strong>r ATV-DVWK<br />
vom April 1998 wird <strong>de</strong>r Anteil schadhafter<br />
Abwasserkanäle <strong>de</strong>r herkömmlichen Verlegung<br />
bezogen auf die Gesamtlänge aller<br />
öffentlichen Kanäle in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />
Deutschland mit etwa 16 % beziffert. Das<br />
be<strong>de</strong>utet alleine durch die Abwasserkanäle<br />
eine nicht bezifferbare Verunreinigung<br />
<strong>de</strong>s Grundwassers und <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns durch<br />
die Schadstoffe <strong>de</strong>s aus <strong>de</strong>n Kanälen versickern<strong>de</strong>n<br />
Abwassers.<br />
Public Private Partnership<br />
als Lösungsansatz?<br />
Die PPP-I<strong>de</strong>e folgt einem pragmatischen Finanzierungsansatz.<br />
Kapital und Know-how<br />
Notwendigkeit <strong>de</strong>r dinglichen Sicherung, soweil <strong>de</strong>r <strong>Leitungsgang</strong> für Versorgungsleitungen nicht über ge-<br />
mein<strong>de</strong>eigene o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Versorgungsträger gehören<strong>de</strong> Grundstücke geführt wird.<br />
§ 9 Abs. 1 Nr. 13 <strong>Bau</strong>GB<br />
Festlegung <strong>de</strong>r Führung <strong>de</strong>r Versorgungsleitungen und Versorgungsanlagen durch die Gemein<strong>de</strong><br />
§ 9 Abs. 1 Nr. 14 <strong>Bau</strong>GB<br />
Festsetzung <strong>de</strong>r Flächen für Anlagen, die <strong>de</strong>r Beseitigung von Abwasser o<strong>de</strong>r Entsorgung von festen Abfall-<br />
stoffen dienen.<br />
§ 4 <strong>Bau</strong>GB<br />
Beteiligung <strong>de</strong>r Träger öffentlicher Belange<br />
6 Die wichtigsten einschlägigen Vorschriften Quelle: RA Gerhard Steyer, VHV Versicherungen
aus <strong>de</strong>m privaten Sektor wird direkt in kommunale<br />
Erschließungsvorhaben investiert.<br />
Zur Betriebsführung stehen beispielsweise<br />
einer Gemein<strong>de</strong> verschie<strong>de</strong>ne Mo<strong>de</strong>lle<br />
<strong>de</strong>r Betriebsführungen zur Wahl, z. B. das<br />
Betreiber- o<strong>de</strong>r das Koordinationsmo<strong>de</strong>ll.<br />
<strong>Der</strong> Gemein<strong>de</strong> bleibt überlassen, welche<br />
Beteiligungsform sie wählt.<br />
Bei einem Betreibermo<strong>de</strong>ll kann einem<br />
privaten Betreiber gegen Entgeldzahlungen<br />
<strong>de</strong>r Betrieb <strong>de</strong>s <strong>begehbare</strong>n <strong>Leitungsgang</strong>es<br />
übertragen wer<strong>de</strong>n. Eine unmittelbare<br />
kommunale Einflussnahme in die<br />
Entscheidungen hat eine Gemein<strong>de</strong> bei<br />
diesem Betreibermo<strong>de</strong>ll nicht. Beim Kooperationsmo<strong>de</strong>ll<br />
wird bei Mehrheitsbeteiligung<br />
einer Gemein<strong>de</strong> eine eigenständige,<br />
private Gesellschaft gegrün<strong>de</strong>t. Auch eine<br />
Mischform von Kooperations- und Betreibermo<strong>de</strong>ll<br />
ist <strong>de</strong>nkbar und bietet sich im<br />
Falle <strong>de</strong>s <strong>begehbare</strong>n <strong>Leitungsgang</strong>es an.<br />
Hierbei kann eine ausgewogene Geschäftsbeziehung<br />
zwischen öffentlichen und privaten<br />
Partnern erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />
Zu<strong>de</strong>m entstehen bei Gründung einer<br />
eigenständigen, privaten Gesellschaft erhebliche<br />
steuerliche Vorteile. So ist es beispielsweise<br />
möglich, das Gesamtsystem<br />
<strong>begehbare</strong>r <strong>Leitungsgang</strong> auch bei Wohngebieten<br />
mehrwertsteuerfrei zu erstellen<br />
und das <strong>Bau</strong>werk zusätzlich als Betriebsmit-<br />
Buchtipp<br />
tel abzuschreiben und steuermin<strong>de</strong>rnd bei<br />
Versorgungsunternehmen einzusetzen.<br />
Ausblick<br />
www.tiefbau-normen.<strong>de</strong><br />
Mit diesem neuen Online-Dienst vom<br />
Beuth Verlag kommen nun auch die Anwen<strong>de</strong>r<br />
von Tiefbaunormen in <strong>de</strong>n Genuss<br />
<strong>de</strong>s gezielten und sehr effizienten<br />
Normen-Downloads. Selbstverständlich<br />
fin<strong>de</strong>t man alle unter www.tiefbaunormen.<strong>de</strong><br />
gelisteten Dokumente auch<br />
unter www.beuth.<strong>de</strong>, doch dank <strong>de</strong>r neuen<br />
Internet-Adresse können die Nutzer<br />
je<strong>de</strong> Menge Zeit bei <strong>de</strong>r Recherche und<br />
Geld für <strong>de</strong>n Download sparen.<br />
Sowohl <strong>Bau</strong>unternehmen, insbeson<strong>de</strong>re<br />
mit Schwerpunkt Erd- und Grundbau<br />
bzw. Tiefbau, Ingenieure, Architekten,<br />
aber auch öffentliche Auftraggeber in<br />
Bund und Län<strong>de</strong>rn sowie Mitarbeiter<br />
in Kommunen und Gemein<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n<br />
die für viele ihrer Praxisentscheidungen<br />
wichtigen normativen Spezifikationen<br />
− immer aktuell gehalten − unter www.<br />
tiefbau-normen.<strong>de</strong>.<br />
<strong>Der</strong> Dienst hält für seine Abonnenten<br />
<strong>de</strong>rzeit über 140 gültige Normen (PDF) zu<br />
Durch die Standardisierung von <strong>Bau</strong>verfahren<br />
zu <strong>begehbare</strong>n Leitungsgängen ist es<br />
möglich, die Investitionskosten weiter zu<br />
senken. Relativ unbestritten sind die Vorteile<br />
<strong>de</strong>s <strong>begehbare</strong>n <strong>Leitungsgang</strong>es bei anfallen<strong>de</strong>n<br />
Reparaturarbeiten, Modifizierung <strong>de</strong>r<br />
Leitungsquerschnitte und somit auch die insgesamt<br />
niedrigeren Nutzungskosten. Es hat<br />
sich aber auch gezeigt, dass <strong>de</strong>r Einsatz von<br />
<strong>begehbare</strong>n Leitungsgängen nicht überall<br />
sinnvoll ist.<br />
Die Erschließung reiner Wohngebiete<br />
mit Einfamilienhausbebauung ist ten<strong>de</strong>nziell<br />
nicht so wirtschaftlich, wie eine Erstellung<br />
eines <strong>begehbare</strong>n <strong>Leitungsgang</strong>es in zentralen<br />
Stadtgebieten (wie z. B. historische Fußgänger-<br />
und Geschäftsbereiche), in <strong>de</strong>nen sowieso<br />
eine Umgestaltung <strong>de</strong>s Straßenraumes<br />
geplant wird. Grundsätzlich müssen jedoch in<br />
allen Einzelfällen <strong>de</strong>s Einsatzes die Vor- und<br />
Nachteile abgewogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass<br />
<strong>begehbare</strong> Leitungsgänge eine insgesamt<br />
kostengünstige, umweltverträgliche und gemeinnützige<br />
Alternative zur herkömmlichen<br />
Leitungsverlegung darstellen. n<br />
<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Bereichen bereit:<br />
n <strong>Bau</strong>grund und Grundwasser<br />
n Entwässerungs- und Druckrohrleitungen<br />
n Erd- und Grundbau<br />
n Erd-, Verbau-, Ramm-, Nassbagger- und<br />
Untertagebauarbeiten<br />
n Erkundung und Untersuchung <strong>de</strong>s <strong>Bau</strong>grunds<br />
n Tiefbau / Spezialtiefbau<br />
n Untersuchung von Bo<strong>de</strong>nproben und<br />
Messtechnik<br />
Zum Normen-Grundbestand zählen zum<br />
Beispiel DIN 1045 „Tragwerke aus Beton,<br />
Stahlbeton und Spannbeton“, DIN 1054<br />
„<strong>Bau</strong>grund – Sicherheitsnachweise im<br />
Erd- und Grundbau“, DIN EN 14731 „Ausführung<br />
von beson<strong>de</strong>ren geotechnischen<br />
Arbeiten (Spezialtiefbau)“, die Teile 1 und<br />
2 von DIN EN ISO 14688 „Geotechnische<br />
Erkundung und Untersuchung – Benennung,<br />
Beschreibung und Klassifizierung<br />
von Bo<strong>de</strong>n“ etc. n<br />
tis 6/2006 37