Befreiung hört nicht beim Menschen auf! - Projektwerkstatt
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fordert, legitimatorisch abgesichert (über Legitimationsinstanzen wie Wissenschaft, Religion,<br />
Mythen), institutionalisiert (über gesellschafts-politisches System, insbesondere Wirtschaftssystem,<br />
Rechtssystem, Bildungssystem), naturalisiert (über Einverleibung der Geschlechterverhältnisse<br />
und Mensch-Tier-Verhältnisse in den Habitus) sowie reproduziert (über die von<br />
der Gesellschaft bereit gestellten Wahrnehmungs-, Deutungs- und Handlungsschemata und<br />
Handlungsroutinen).<br />
"Frauen" und "Tiere" sind sozial konstruierte Gruppen, die weitestgehend als inferior wahrgenommen<br />
werden. Ihnen wird zumeist eine untergeordnete Position im sozialen Feld zugeordnet<br />
(bzw. werden Tiere aus allem Sozialen ausgeschlossen) und von ihnen werden bestimmte<br />
Handlungen erwartet (oder erzwungen). Auf ihren Körper greifen bestimmte Handlungen<br />
(unter diesen systematisch-diskriminierende und Gewalthandlungen) zu. Ihre Bewegungen<br />
im raum-zeitlichen Kontinuum sind stark sozial reglementiert. Dabei sind Zeiten und Räume<br />
sexuiert bzw. spezifiziert.<br />
"Frauen", "Tiere", "Männer", "Fremde" sind soziale Kategorien, <strong>nicht</strong> natürliche Wesensmerkmale.<br />
Welche Individuen diesen Kategorien schließlich zugeordnet werden, ergibt das Zuordnungsmanöver<br />
des bestimmten sozialen Systems. Eine Zuordnung eines Individuums zu "Frauen"<br />
oder "Tiere" bedeutet eine soziale Herabsetzung und verengt den Zugang zu Ressourcen<br />
(bei Frauen insbesondere zu sozial relevanten Ressourcen).<br />
Insbesondere der Körper von "Frauen" und "Tieren" dient der Gesellschaft als Material. Die<br />
herrschenden Gruppen nutzen sie als Ressourcen zur Darstellung, Aufrechterhaltung oder Erweiterung<br />
ihrer Macht, v.a. des Produktions- und Reproduktionssystems. Die Gewalt gegen<br />
ihre Körper wird dabei verdinglicht, als sei sie natürlich, ein Phänomen der <strong>nicht</strong>-sozialen Welt<br />
(und damit unabwendbar wie auch unproblematisch). Die Gewalt wird umgedeutet bzw.<br />
verleugnet.<br />
Grundlegender gesellschaftlicher Wandel, den die Aufhebung von Sexismus und Speziesismus<br />
erfordert, wird über die Permanenz und Immunisierung des bestehenden Systems gegen<br />
tiefgreifende Veränderungen erschwert.<br />
Auf einige dieser Punkte soll im Folgenden fragmentarisch eingegangen werden.<br />
Es gibt keine gleichzeitige uneingeschränkte Verfügungsmöglichkeit zweier Entitäten über<br />
einen Körper (ich habe in meinem Beitrag "Zur Verteidigung des Individuums. Das Widerstandsrecht<br />
als legitimer und vernünftiger Vorbehalt des Individuums gegenüber dem Sozialen", 2007,<br />
daraus abgeleitet, dass es logisch kein Eigentumsrecht eines Individuums an einem Körper eines<br />
anderen tierlichen wie menschlichen Individuums geben kann). Da der Geist und mit ihm das<br />
Bewusstsein im Körper ist – auch wenn manche ihn entkörperlicht sehen wollen – kann mensch<br />
seinen Körper <strong>nicht</strong> dauerhaft zur Verfügung stellen oder den Körper tauschen, ohne sein Selbst zu<br />
verlieren. Mensch kann das Bewusstsein über chemische Mittel beeinträchtigen bzw. verändern,<br />
•Körperliche Materialität, "Körper-Material"