Befreiung hört nicht beim Menschen auf! - Projektwerkstatt
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wirtschaftlichen Plänen organisiert und technisch-wissenschaftlich entwickelt. Tiere haben ihre<br />
Verfügungsmöglichkeit über den eigenen Körper, auch über ihre Reproduktion, mit der Industrialisierung<br />
der Soma-Macht und der totalen Naturbeherrschung durch die menschliche Gesellschaft<br />
vollends verloren. Die Tierausbeutungsindustrien sprechen <strong>nicht</strong> einmal mehr von Reproduktion,<br />
sondern von "Tierproduktion", als seien Tiere nur noch Körpermaterial, das durch menschliche<br />
Arbeit formbar, instrumentalisierbar und produzierbar sei. Bei der Machtausübung über die Körper<br />
von Tieren bleibt es dann meist auch <strong>nicht</strong> bei Disziplinierungstechniken; selten muss mensch sich<br />
um die Kooperation von Tieren bemühen. Denn da die Macht über Tiere total ist, kann sie beliebig<br />
repressiv wirken, das Widerständige im Körper brechen, diesen am Ende zerstören und neue Körper<br />
reproduzieren. In den Tierausbeutungsindustrien wie auch bei den <strong>nicht</strong>industriellen Praktiken<br />
der Aneignung von Tieren (wie z.B. Jagd und Angeln) ist alles <strong>auf</strong> die Destruktion der Körper von<br />
Tieren hin ausgerichtet. Jedes Mittel ist hier letztendlich ein Destruktionsmittel, <strong>beim</strong> Käfig angefangen<br />
bis hin zum Schlachterbeil oder Seziermesser. Auf den Körper von Tieren wirken Gewalttechniken<br />
ein, die diesen zergliedern, bis keine Zerstückelung mehr möglich und jeder Verweis<br />
<strong>auf</strong> das einstige tierliche Du gänzlich beseitigt ist. Die Fragmentierung reicht bis zur Laktose und<br />
zu tierlichen Fetten. Ausnahmslos jedes Körperteil, von den Haaren bis zu den Eingeweiden, und<br />
jede körperliche Bewegung wird zur Handelsware. Die Besetzung und Vernutzung des Körpers<br />
von Tieren durch die Ökonomie ist allumfassend. Das "Nutztier" ist verdichtetes Symbol für das<br />
Gewaltopfer schlechthin.<br />
Der von Bourdieu benannte "Gewaltstreich der sozialen Welt" (1997, S. 168) schreibt den<br />
Tieren ihr Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsprogramm ganz direkt und destruktiv in<br />
den Körper ein. Gewalt ist hier <strong>nicht</strong> symbolisch. Das tierliche Individuum inkorporiert <strong>nicht</strong> den<br />
<strong>auf</strong> es ausgeübten sozialen Zwang, z.B. ein sogenanntes "Versuchstier", eine sogenannte "Legehenne"<br />
oder ein sogenanntes "Zirkustier" zu sein. Tiere stellen die ihnen attribuierte Spezies oder<br />
Rolle <strong>nicht</strong> dar, inszenieren <strong>nicht</strong> ihren Körper, unterwerfen ihre Körper <strong>nicht</strong> selbst der sozialen<br />
Welt – sie werden unterworfen. Sozialer Zwang gegen Tiere benötigt <strong>nicht</strong> ihre Anerkennung,<br />
weil er keine Organisation von Interessen, keine Gegenwehr durch die tierlichen Gewaltopfer<br />
zu befürchten hat, die die speziesistische Zwangsordnung in ihrem Bestand und Funktionieren gefährden<br />
könnte – jedenfalls keine, die <strong>nicht</strong> durch weitere Machttechniken abgewandt werden<br />
könnte. Die "Ökonomie der Macht", wie sie Foucault benannt hat, verhält sich gegenüber Tieren<br />
wie die traditionelle Macht gegenüber <strong>Menschen</strong>, wie die "alte Machtökonomie" (Foucault 1994,<br />
S. 281): Gegen Tiere "rentiert sich" direkte Gewalt. Gesellschaftlich produzierte Macht gegenüber<br />
sogenannten "Nutztieren" überwacht <strong>nicht</strong>, damit diese sich einer gesellschaftlichen Norm gleichmachen,<br />
sie bestraft <strong>nicht</strong> Abweichungen, sondern sie ver<strong>nicht</strong>et all diejenigen tierlichen Individuen,<br />
die <strong>nicht</strong> der gesellschaftlichen Norm gleich sind, eine bestimmte Leistung <strong>nicht</strong> ausreichend<br />
erbringen, bestimmte Merkmale <strong>nicht</strong> <strong>auf</strong>weisen oder aber an einer gesetzten Norm gemessen<br />
"überzählig" sind.<br />
Den sexuierten Räumen der Geschlechterdifferenz entsprechen spezifische Räume, die die<br />
Speziesdifferenz vereindeutigen. "Naturräume" und "Kulturräume" sind solch spezifische, einseitig<br />
•Körperliche Materialität, "Körper-Material"