07.05.2013 Aufrufe

Heft 2/2008 - Pro Tier

Heft 2/2008 - Pro Tier

Heft 2/2008 - Pro Tier

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

PRO<br />

2/<strong>2008</strong><br />

SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR TIERSCHUTZ<br />

• Mehr Bewegung für Haustiere<br />

• <strong>Tier</strong>qual für Chinas Küchen


Impressum Inhalt<br />

Wir geben <strong>Tier</strong>en ein Zuhause – Stallikon Katzen 4<br />

2<br />

Zeitschrift der Schweizerischen<br />

Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz / <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>,<br />

Zürich<br />

Nr. 2, Juni <strong>2008</strong><br />

36. Jahrgang<br />

Erscheint 4x jährlich<br />

Abonnement<br />

Mitglieder erhalten die Zeitschrift<br />

kostenlos<br />

Jahresbeitrag CHF 30.–<br />

Jugendmitglieder (bis 18 Jahre) CHF 20.–<br />

Einzelnummer CHF 6.–<br />

Jahresabonnement CHF 20.–<br />

Redaktion :<br />

Rita H. Dubois (rd)<br />

Ständige Mitarbeiterinnen :<br />

Nathalie Dubois (nd)<br />

Ananda Kunz (ak)<br />

Hanna Barbara (Korrektorat)<br />

Mitarbeiterin dieser Ausgabe :<br />

Helen Weiss (hw)<br />

Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der<br />

Weiterverwendung der Artikel und Bilder<br />

nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung<br />

der Redaktion.<br />

Die Beiträge decken sich nicht unbedingt<br />

mit der Meinung der Redaktion und des<br />

Vorstandes.<br />

Titelbild : Hauskatze<br />

Foto : © Alfa Kartos<br />

Layout : Urs Widmer<br />

provista – concept, prepress, publishing,<br />

design, 4123 Allschwil. info@provista.ch<br />

Druck : Staffel Druck AG, 8045 Zürich<br />

SCHWEIZERISCHE<br />

GESELLSCHAFT<br />

FÜR TIERSCHUTZ<br />

Alfred Escher-Strasse 76<br />

CH-8002 Zürich<br />

Telefon : 044 201 25 03<br />

Telefax : 044 201 26 23<br />

Postcheck : 80-37221-2<br />

E-Mail : tierschutz@protier.ch<br />

URL : www.protier.ch<br />

Pfundige Vierbeiner – Mehr Bewegung für Haustiere 6<br />

Nager und Kaninchen sind keine Schmusetiere 10<br />

Raubtier-Update – <strong>Pro</strong>teste und Kritik nach Bären-Abschuss 12<br />

Neues von Svoboda Zvírat 14<br />

Chinas Schattenseiten – Freunde ? Oder Frass ? Das <strong>Tier</strong>leid in China 16<br />

Neue <strong>Tier</strong>schutzverordnung – Verordnung mit Lücken und Tücken 19<br />

Naturnahe Gärten : Der tierfreundliche Naturgarten im Sommer 21<br />

Hochschulen ziehen ans Bundesgericht 25<br />

<strong>Tier</strong>schutz – Drama Katzenjagd 26<br />

Grosse Beutegreifer – Der Steinadler hat die Schweiz zurückerobert 28<br />

Agro-Biodiversität : Die Stiefelgeiss 31<br />

Kurznachrichten 33<br />

Patenschaften : Werden Sie Patin / Pate eines Findeltieres ! 37<br />

<strong>Pro</strong>jekte und Kampagnen 38<br />

CD Bestellungen 39<br />

Mitgliedschaft : Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz / <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 40<br />

Mehr Bewegung für Haustiere<br />

Das <strong>Tier</strong>leid in China<br />

6<br />

16<br />

Raubtier-Update<br />

Naturnahe Gärten<br />

Steinadler in der Schweiz<br />

12<br />

21<br />

28<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08


Liebe <strong>Tier</strong>freunde<br />

Viel <strong>Tier</strong>leid habe ich gesehen<br />

und mich hilflos und elend<br />

gefühlt, wenn ich den <strong>Tier</strong>en<br />

nicht helfen konnte. Auf einer<br />

Pelztierfarm in verängstigte Augen<br />

zu schauen, oder auf einem Fohlenmarkt<br />

zu erleben, wie die Jungtiere<br />

brutal von ihren Müttern getrennt<br />

und in Camions verfrachtet werden.<br />

Bilder, die mich nie mehr vergessen<br />

kann. In meiner bald 20jährigen<br />

<strong>Tier</strong>schutzarbeit hat sich viel Trauriges<br />

in meine Seele eingegraben.<br />

Gewöhnung ? Im Gegenteil. Je mehr<br />

solcher Erfahrungen, desto schwerer<br />

zu ertragen.<br />

Wenn <strong>Tier</strong>e erkranken, mit denen<br />

wir zusammenleben, die wir lieben<br />

und pflegen, leiden wir unweigerlich<br />

mit. Immerhin können wir ihnen<br />

helfen. Gross war mein Schrecken,<br />

als ich vor ein paar Wochen abends<br />

heimkehrte und meine Katzen nicht<br />

an der Türe auf mich wartete. Als ich<br />

sie in der Wohnung fand, sprachen<br />

Angst und Entsetzen aus ihren Augen,<br />

mühsam zog sie sich mit ihren<br />

Vorderbeinen über den Fussboden,<br />

ihre Hinterbeine und den Schwanz<br />

konnte sie nicht mehr bewegen. Der<br />

<strong>Tier</strong>arzt konnte vorerst mit einer<br />

Spritze ihre Schmerzen lindern. Eine<br />

schlimme Nacht verbrachten Melissa<br />

und ich. Unaufhörlich versuchte<br />

sie, sich durch die Wohnung zu<br />

schleppen, und mich plagte furchtbare<br />

Angst, dass sie eingeschläfert<br />

werden müsse. Am Tag darauf<br />

Neue Serie « Naturnahe<br />

Gärten » auf Seite 21<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

Editorial<br />

ergaben genaue Untersuchungen,<br />

dass zwei Bandscheiben « geschossen<br />

» waren. Nach einer Woche Aufenthalt<br />

in einer Spezialklink durfte<br />

ich Melissa wieder nach Hause holen.<br />

Sie stand wieder auf allen vier<br />

Beinen und konnte wieder laufen,<br />

allerdings noch mühevoll. Doch sie<br />

gab nicht auf. Schliesslich blickte sie<br />

mich stolz an, als es ihr gelang, auf<br />

einen Stuhl zu springen. Es war<br />

schön, die täglichen Fortschritte mit<br />

zu erleben. Ihr Lebenswille ist beeindruckend,<br />

und ich bin dankbar,<br />

dass sie wieder (fast) ganz die Alte<br />

ist. Sie ist für mich ein Beispiel sich<br />

nicht unterkriegen zu lassen.<br />

Konkret helfen können wir all<br />

jenen <strong>Tier</strong>en, die bei <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>, aus<br />

den verschiedensten Gründen, abgegeben<br />

werden. Wenn es auch<br />

schwerlich nachvollziehbar ist, dass<br />

jemand sein altes <strong>Tier</strong> ins <strong>Tier</strong>heim<br />

abschiebt, können wir doch dafür<br />

sorgen, dass es bei uns einen<br />

schönen Lebensabend verbringt.<br />

Den <strong>Tier</strong>en, die aus den verschiedensten<br />

Gründen zu uns kommen,<br />

Foto : Martin Siegenthaler<br />

zu helfen, entschädigt uns für all<br />

jene <strong>Tier</strong>schutzprobleme, die wir<br />

nicht direkt zu lösen vermögen, wo<br />

wir nur durch Aufklärungsarbeit<br />

und <strong>Pro</strong>teste zu einem folgenstarken<br />

Umdenken beitragen können.<br />

Wichtig : Sich nicht unterkriegen<br />

lassen, wenngleich der Kampf oft<br />

– wie etwa bei den <strong>Tier</strong>versuchen<br />

– aussichtslos erscheint. Dran bleiben<br />

und sich weiterhin mit Ausdauer<br />

und Mut einsetzen gegen unhaltbare<br />

Zustände. Möge das Bundesgericht<br />

die Forscher der ETH Zürich<br />

(s. S. 25) abblitzen lassen und die<br />

mehr als fragwürdigen Versuche an<br />

Primaten nicht bewilligen.<br />

Ich wünsche Ihnen allen<br />

eine schöne Sommerzeit !<br />

Rita Dubois<br />

Geschäftsführerin<br />

Für mehr Informationen über unsere Tätigkeit besuchen<br />

Sie uns bitte im Internet unter www.protier.ch<br />

3


Jango, 5-jährig. Die Geburt<br />

eines Kindes und ein damit<br />

verbundener Wohnungswechsel<br />

waren der Grund,<br />

dass Jango ins <strong>Tier</strong>heim<br />

musste. Dort hat er schnell<br />

einen guten Freund gefunden,<br />

den Rüden Robin.<br />

Nun wurde Robin platziert<br />

und Jango vermisst ihn<br />

sehr und wird immer unglücklicher.<br />

Es wäre daher<br />

dringend nötig, dass er<br />

ein neues Zuhause findet,<br />

wo er Ablenkung und vor<br />

allem viel Aufmerksamkeit<br />

bekommt. Jango ist unkompliziert,<br />

folgsam und<br />

sehr bewegungsfreudig.<br />

Ein Platz bei aktiven Menschen<br />

oder in einer Familie<br />

wäre für ihn ideal.<br />

4<br />

Glückspilze<br />

Wir geben <strong>Tier</strong>en<br />

Foto : J. Freiburghaus<br />

Einsam<br />

Ginny und Saraya (ehemals Ragusa). Ginny wurde eigentlich<br />

zusammen mit Saphira platziert. Leider starb Saphira<br />

kurz darauf an FIP. Durch diesen traurigen Umstand hat<br />

nun aber Saraya die Chance auf ein Zuhause bekommen.<br />

Die beiden Katzendamen haben sich gut eingelebt und sich<br />

auch schnell miteinander angefreundet. Saraya lässt sich<br />

gerne ihr langes, schwarzes Fell bürsten und will immer<br />

gestreichelt werden. Die beiden machen ihrer Besitzerin<br />

sehr viel Freude.<br />

Unser Spendenkonto<br />

PC : 80-37221-2<br />

Vermerk :<br />

Katzen Stallikon<br />

Schweizerische Gesellschaft<br />

für <strong>Tier</strong>schutz<br />

Alfred Escher-Strasse 76,<br />

CH-8002 Zürich<br />

Foto : Nathalie Dubois<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08


ein Zuhause<br />

Foto : © Alfa Kartos<br />

Katzen in Stallikon<br />

Vor knapp einem Jahr stiessen wir auf ein grosses<br />

Katzenelend auf einem unbewohnten Bauernhof in<br />

Stallikon. Rund 40 Katzen jeden Alters lebten dort ohne<br />

Betreuung. Die meisten von ihnen waren in einem schlechten<br />

Zustand. In der Scheune stiessen wir auf Kadaver und<br />

mumifizierte <strong>Tier</strong>e. In einer mehrtägigen Fangaktion gelang<br />

es alle <strong>Tier</strong>e einzufangen und sie, nach einer ersten<br />

tierärztlichen Versorgung, ins <strong>Tier</strong>heim zu bringen.<br />

Die ungeplante Aufnahme von so vielen <strong>Tier</strong>en hat unsere<br />

Finanzen ganz arg strapaziert. Bis Ende 2007 waren es rund<br />

50 000 Franken. Entgegen ersten mündlichen Zusagen der<br />

Gemeinde Stallikon, sich an den Kosten zu beteiligen, teilte<br />

man uns schriftlich via unseren Anwalt mit, dass die Gemeinde<br />

nie eine diesbezügliche Zusage gemacht hätte. Die<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

Tochter der ehemaligen Bäuerin, in deren Eigentum der<br />

Hof nun ist, hat es nie für nötig gehalten mit uns Kontakt<br />

aufzunehmen. Da wurden 40 <strong>Tier</strong>e einfach ihrem Schicksal<br />

überlassen, ihr Tod wurde bewusst in Kauf genommen.<br />

Noch immer warten einige der Katzen auf ein neues Zuhause.<br />

Am liebsten auf dem Land, ohne direkte Strasse<br />

in der Nähe. Schmusekatzen werden sie wohl nicht, aber<br />

bei Menschen mit Kenntnissen im Umgang mit Katzen<br />

können sie ein glückliches Leben führen.<br />

Wenn Sie einer diesen <strong>Tier</strong>en ein Heim bieten wollen, melden<br />

Sie sich bitte unter der Telefonnummer 044 201 23 36.<br />

Sie können aber auch mit einer Spende helfen, bitte benützen<br />

Sie den eingeheften Einzahlungsschein.<br />

Herzlichen Dank !<br />

5


Pfundige Vierbeiner<br />

Mehr<br />

Bewegung<br />

für Haustiere<br />

6<br />

Von Helen Weiss<br />

Mehr als die Hälfte aller Hunde und Katzen hat zu viel<br />

auf den Rippen. Wie bei Menschen führt Übergewicht<br />

bei <strong>Tier</strong>en zu gesundheitlichen <strong>Pro</strong>blemen und senkt<br />

damit die Lebenserwartung der Vierbeiner.<br />

Herkules ist ein Pfundskerl. Mit seinen siebeneinhalb<br />

Kilos macht der getigerte Kater seinem<br />

Namen alle Ehre. Und er ist schlau : Seit er<br />

von seiner Halterin Katrin Poldervaart auf<br />

Diät gesetzt wurde, geht er unverfroren<br />

auf Diebestour. « Er stiehlt das Futter der<br />

Nachbarskatzen », erzählt die Besitzerin.<br />

Doch auch im eigenen Heim schreckt er<br />

vor nichts zurück und vergreift sich regelmässig<br />

am Menü seiner beiden Katzenkollegen.<br />

Obwohl Herkules topfit ist, wie sich<br />

Katrin Poldervaart vom <strong>Tier</strong>arzt bestätigen<br />

liess, hat sie Bedenken : « Ein bis zwei Kilo<br />

weniger wären bestimmt gesünder, auch<br />

wegen der Belastung der Gelenke. » Ihre<br />

beiden anderen Katzen sind schlank und<br />

rank, geniessen ihren Freilauf und gehen<br />

regelmässig auf die Pirsch. Nicht so der<br />

siebenjährige Herkules : Er zieht das Sofa<br />

dem Jagdvergnügen vor und legt sich bei<br />

schönem Wetter an die Sonne. « Herkules<br />

ist eher der gemütliche Typ », meint Poldervaart<br />

schmunzelnd. « Deshalb mache ich mir<br />

wegen seinem Übergewicht auch nicht allzu<br />

viele Sorgen. »<br />

In den Schweizer Haushalten sind Heimtiere<br />

wie Herkules eher die Regel als die<br />

Ausnahme : Über die Hälfte aller Hunde<br />

und Katzen sind übergewichtig, 15 <strong>Pro</strong>zent<br />

sind sogar adipös, also fettleibig. Gründe<br />

für das Übergewicht sind zu energiereiches<br />

Futter und zu wenig Bewegung. Das <strong>Tier</strong><br />

nimmt über das Futter mehr Kalorien auf<br />

als es benötigt. Wie bei den Menschen wird<br />

diese überschüssige Energie als Fettreserve<br />

gespeichert.<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08


Vortreffliche Bettler<br />

Neben übermässiger Fütterung ist oft auch<br />

eine falsche Zusammensetzung der Ernährung<br />

ein Grund für die überflüssigen Kilos.<br />

Gekochte Mahlzeiten, Tischabfälle, Häppchen<br />

und zusätzliche Imbisse machen Hunde<br />

und Katzen rund. Darin spiegelt sich die<br />

veränderte gesellschaftliche Stellung der<br />

Heimtiere. Heute sind die Vierbeiner Familienmitglieder<br />

; gönnt sich der Mensch<br />

etwas Gutes, soll das <strong>Tier</strong> nicht zu kurz<br />

kommen. Nicht erstaunlich also, dass die<br />

meisten Halter dicker <strong>Tier</strong>e selbst übergewichtig<br />

sind, wie Untersuchungen zeigen.<br />

« Zudem kennen die <strong>Tier</strong>e zahlreiche Tricks<br />

und wissen genau, wie sie von ihren Besitzern<br />

mehr Futter erbetteln können », sagt<br />

Eric Zini, Oberassistent und Diabetologe an<br />

der Vetsuisse-Fakultät in Zürich.<br />

Da sich das Übergewicht schleichend<br />

entwickelt, wird es meist nicht als bedrohlich<br />

wahrgenommen. Die Halterinnen und<br />

Halter übergewichtiger <strong>Tier</strong>e scheinen oft<br />

nicht zu bemerken, dass ihr Hund oder ihre<br />

Katze zu dick ist. « Eine Studie eines Futtermittelherstellers<br />

zeigte, dass die meisten<br />

Besitzer das Idealgewicht ihrer <strong>Tier</strong>e falsch<br />

einschätzen », weiss Zini. Dabei gibt es eine<br />

einfache Faustregel : Wenn die Rippen beim<br />

Streicheln über den Brustkorb nicht mehr<br />

deutlich zu fühlen sind, dann ist Abspecken<br />

angesagt. « Bei einem sportlichen kurzhaarigen<br />

Hund dürfen die Rippen sogar sichtbar<br />

sein », sagt Zini.<br />

Fehlender Freilauf<br />

Neben der falschen Ernährung können<br />

auch Alter, Kastration, Geschlecht und genetische<br />

Veranlagung die Entstehung von<br />

Übergewicht begünstigen, wie <strong>Tier</strong>arzt<br />

Tobias Vögtli feststellt. « Ältere Hunde und<br />

Katzen ab rund sieben Jahren haben einen<br />

geringeren Energiebedarf », erklärt der Veterinär<br />

mit eigener Kleintierpraxis in Basel.<br />

Werde dies bei der Fütterung nicht beachtet,<br />

steige das Risiko einer Fettleibigkeit. Übergewicht<br />

tritt bei kastrierten weiblichen <strong>Tier</strong>en<br />

zudem häufiger auf, die Gründe dafür<br />

sind jedoch unklar. Durch die Kastration<br />

kommt es zu Veränderungen im Hormonhaushalt,<br />

« doch es ist noch nicht schlüssig<br />

bewiesen, dass dies das Übergewicht<br />

begünstigt ». Einige Rassen neigen zudem<br />

stärker zu einer Fettleibigkeit als andere.<br />

« Beim Labrador, Golden Retriever, Cocker<br />

Spaniel oder Beagle ist das Übergewicht<br />

zum Teil genetisch bedingt », so Vögtli. Bei<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

Quelle : www.pixelio.de<br />

Quelle : Katrin Poldervaart<br />

Quelle : www.pixelio.de<br />

Das Idealgewicht<br />

einer Hauskatze<br />

beträgt rund 4.5<br />

Kilos. Bei den Katzen<br />

wird das Übergewicht<br />

vor allem<br />

durch die Wohnungshaltung<br />

begünstigt.<br />

« Herkules » :<br />

Der siebenjährige<br />

Kater Herkules ist<br />

eher ein gemütlicher<br />

Typ. Statt zu jagen,<br />

verschläft er den Tag<br />

lieber auf dem Sofa<br />

oder bei schönem<br />

Wetter an der Sonne.<br />

Über die Hälfte aller<br />

Hunde und Katzen<br />

sind übergewichtig<br />

; 15 <strong>Pro</strong>zent sind<br />

sogar adipös, also<br />

fettleibig.<br />

7


Ältere Hunde und Katzen ab rund sieben Jahren haben einen geringeren<br />

Energiebedarf und leiden deshalb öfter unter Übergewicht.<br />

den Katzen sind die Fettpölsterchen<br />

selten rassenabhängig, hier ist das<br />

Übergewicht vor allem eine Folge<br />

der Wohnungshaltung : Durch den<br />

fehlenden Freilauf bewegen sich<br />

die <strong>Tier</strong>e zu wenig und haben einen<br />

entsprechend niedrigen Energieverbrauch.<br />

Laut Vögtli stören sich die meisten<br />

Halterinnen und Halter nicht<br />

an den überschüssigen Kilos ihrer<br />

vierbeinigen Lieblinge : « Sie finden<br />

es zum Teil sogar lustig, eine Katze<br />

à la ‹Garfield› zu Hause zu haben. »<br />

Auf das Übergewicht ihrer <strong>Tier</strong>e<br />

angesprochen, reagieren die Besitzer<br />

oft äusserst empfindlich und<br />

8<br />

Aktive Hunde :<br />

Weniger Futter und ausreichende<br />

Bewegung lassen die Pfunde bei www.pixelio.de<br />

:<br />

Bello und Co. purzeln. Fotos<br />

fühlen sich persönlich angegriffen.<br />

« Man muss sehr vorsichtig vorgehen,<br />

wenn man zu einer Diät rät »,<br />

weiss Vögtli aus Erfahrung. Spreche<br />

man die Halter zu direkt an oder<br />

mache sogar Druck, wechselten die<br />

meisten Besitzer zu einem anderen<br />

<strong>Tier</strong>arzt.<br />

Idealgewicht<br />

Bei der heutigen Rassenvielfalt ist es oft<br />

nicht einfach, das Idealgewicht für den<br />

Vierbeiner herauszufinden. Folgende<br />

Tabelle zeigt das Normalgewicht einiger<br />

Rassen, wobei die jeweilige Rasse<br />

stellvertretend für andere Hunde oder<br />

Katzen derselben Grösse und Statur gilt :<br />

Hunde<br />

Yorkshire Terrier 2.5 bis 3.5 Kilo<br />

Zwergdackel 3.5 bis 4 Kilo<br />

Zwergpudel bis 5.2 Kilo<br />

Dackel 8.6 bis 9 Kilo<br />

Deutscher Schäferhund 32 bis 34 Kilo<br />

Golden Retriever 28 bis 35 Kilo<br />

Katzen<br />

Hauskatze 2.5 bis 4.5 Kilo<br />

Perserkatze 3 bis 5 Kilo<br />

Siamkatze 3.5 bis 5.5 Kilo<br />

Die wenigsten Hunde und Katzen<br />

bleiben ruhig auf einer Waage stehen.<br />

Wenn man nicht gerade eine Deutsche<br />

Dogge sein eigen nennt, hilft folgender<br />

Trick : Stellen Sie sich zunächst ohne<br />

<strong>Tier</strong> auf die Waage, dann mit dem <strong>Tier</strong><br />

auf dem Arm. Die Differenz der angezeigten<br />

Kilos entspricht dann dem<br />

Gewicht des Vierbeiners.<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08


Die Gelenke : Bei grossen Rassehunden,<br />

die zu einer Hüftdysplasie<br />

neigen, kann das Übergewicht zu<br />

Lahmheit führen.<br />

Erfolgserlebnis<br />

Die Folgen von Übergewicht sind<br />

gravierend, Krankheiten wie Diabetes<br />

oder Gelenkprobleme wegen<br />

Überbelastung sind keine Seltenheit.<br />

Wie fettleibige Menschen leiden<br />

auch <strong>Tier</strong>e wegen der übermässigen<br />

Belastung der Gelenke oft unter<br />

starken Schmerzen. « Bei Hunden,<br />

die zu einer Hüftdysplasie neigen,<br />

kann das Übergewicht zu Lahmheit<br />

führen », sagt Eric Zini. Wer zu<br />

viele Leckerli verfüttert, tut seinem<br />

<strong>Tier</strong> also keinen Gefallen, sondern<br />

verkürzt auch seine Lebenszeit :<br />

« Zu dicke <strong>Tier</strong>e sterben im Schnitt<br />

ein bis zwei Jahre früher als ihre<br />

schlanken Artgenossen », so Zini.<br />

Wie aber bringt man seinen<br />

Schützling zum Abnehmen ? Vor<br />

Wer zu viele Leckerli verfüttert,<br />

tut seinem <strong>Tier</strong> keinen Gefallen.<br />

Dicke <strong>Tier</strong>e sterben im Schnitt<br />

ein bis zwei Jahre früher als ihre<br />

schlanken Artgenossen.<br />

Fotos : www.pixelio.de<br />

Abspecken leicht gemacht<br />

Sie beherrschen den Bettelblick perfekt und erschleichen sich damit meist ein<br />

zusätzliches Häppchen. Hunde und Katzen auf Diät legen sich so richtig ins Zeug<br />

– in einer solchen Situation konsequent zu bleiben, fällt vielen Heimtierhaltern<br />

schwer. Folgende Tipps können neben der Futterreduktion beim erfolgreichen<br />

Abspecken hilfreich sein :<br />

• Steigern Sie die Bewegung Ihres Vierbeiners und gehen Sie mit Ihrem Hund<br />

öfter und länger spazieren als bisher. Walken oder joggen Sie mit ihm – das<br />

tut nicht nur Ihrem <strong>Tier</strong> gut, sondern auch Ihnen. Im Zweifelsfall fragen Sie<br />

Ihre <strong>Tier</strong>ärztin oder Ihren <strong>Tier</strong>arzt, welches Mass an Bewegung für Ihren<br />

Vierbeiner angebracht ist.<br />

• Spielen Sie mit Ihrer Katze bewusst länger und intensiver. Stellen Sie Ihrer<br />

Samtpfote den Topf mit Katzengras möglichst weit weg vom Futternapf<br />

und die Wasserschüssel ebenfalls in eine entfernte Ecke des Reviers – dann<br />

muss sich Ihr Zimmertiger schon mehr bewegen, um an seine Nahrung zu<br />

kommen.<br />

• Verstecken Sie das Futter Ihrer Katze oder Ihres Hundes in der Wohnung. Mit<br />

der Suche muss sich Ihr <strong>Tier</strong> das Futter nicht nur mit Bewegung « verdienen »,<br />

sondern wird auch mental gefordert.<br />

• Teilen Sie die Futterration in drei Teile und füttern Sie Ihr Heimtier in regelmässigen<br />

Abständen. Achten Sie dabei darauf, dass es nicht gemeinsam mit<br />

anderen Heimtieren gefüttert wird – schon gar nicht, wenn diese nicht auf<br />

Diät sind.<br />

• Bleiben Sie stark, wenn Ihr <strong>Tier</strong> hungrig zu sein scheint oder Sie anbettelt.<br />

Lenken Sie das <strong>Tier</strong> durch ein fröhliches Spiel ab oder schenken Sie ihm eine<br />

Extraportion Streicheleinheiten oder Fellpflege.<br />

• Wiegen Sie Ihren Vierbeiner einmal im Monat und tragen Sie das Gewicht<br />

zur Kontrolle auf einer Tabelle ein, damit Ihre <strong>Tier</strong>ärztin oder Ihr <strong>Tier</strong>arzt beim<br />

nächsten Besuch den Verlauf der Gewichtsreduktion kontrollieren kann.<br />

allem Konsequenz seitens der Halter<br />

ist gefragt, denn das Rezept ist<br />

einfach : Viel Bewegung, geringere<br />

Futtermengen und regelmässiges<br />

Wägen des <strong>Tier</strong>s. « Spezielles Diätfutter<br />

ist beim Abnehmen hilfreich,<br />

es geht aber auch mit kleineren Rationen<br />

von normalem Futter », sagt<br />

Veterinär Tobias Vögtli. Gemeinsam<br />

mit dem <strong>Tier</strong>arzt sollte ein realistisches<br />

Zielgewicht und ein individueller<br />

Zeitplan festgelegt werden.<br />

« Hunde und Katzen sollten nicht<br />

mehr als ein <strong>Pro</strong>zent ihres Körpergewichts<br />

pro Woche verlieren », rät<br />

Vögtli. Und purzeln dann die Pfunde,<br />

freut sich nicht nur das <strong>Tier</strong>, sondern<br />

auch der Halter : « Es ist jeweils ein<br />

richtiges Erfolgserlebnis, wenn die<br />

Diät wirkt », beobachtet Vögtli. <br />

Buchtipps :<br />

Dicker Hund – was tun ?<br />

Ernährungs- und Fitnessprogramm<br />

für Hunde<br />

von David Alderton<br />

Kynos Verlag 2007<br />

30.90 Franken<br />

Katzen würden Mäuse kaufen<br />

Schwarzbuch <strong>Tier</strong>futter<br />

von Hans-Ulrich Grimm<br />

Zsolnay Verlag 2007<br />

32.50 Franken<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

9


Nager und<br />

Kaninchen sind keine<br />

Schmusetiere<br />

Ihre putzige Art und ihr ausgeprägtes Sozialverhalten machen<br />

Meerschweinchen und Kaninchen gerade bei Kindern zu beliebten<br />

Heimtieren. Doch oft entspricht die Haltung in keinster Weise den<br />

Ansprüchen und dem Charakter der <strong>Tier</strong>e.<br />

VON HELEN WEISS<br />

Meerschweinchen und Kaninchen<br />

erfreuen sich<br />

als « Kinderzimmertiere »<br />

einer wachsenden Beliebtheit. In<br />

vier <strong>Pro</strong>zent aller Haushalte der<br />

Schweiz leben Meerschweinchen ;<br />

Kaninchen werden gar in sechs<br />

<strong>Pro</strong>zent aller Haushalte gehegt. Die<br />

kleinen possierlichen Nagetiere<br />

– wobei Kaninchen zoologisch zu<br />

der Familie der Hasen gezählt werden<br />

– gelten dabei fälschlicherweise<br />

als anspruchslose Kuscheltiere, die<br />

10<br />

man problemlos im kleinsten Käfig<br />

zufrieden stellen kann. Sie lassen<br />

sich meist widerspruchslos knuddeln<br />

und beissen nur im äussersten<br />

Notfall. Dieser Ruf führt leider<br />

häufig dazu, dass die Nager ganz<br />

spontan als Mitbringsel für die Kinder<br />

angeschafft werden. Natürlich<br />

ist die Begeisterung anfangs riesig,<br />

aber in der Regel ist das <strong>Tier</strong> – nicht<br />

immer werden gleich zwei gekauft<br />

– spätestens nach einem halben<br />

Jahr uninteressant. Dies ist dann<br />

der Beginn eines lebenslangen Leidenswegs<br />

der Meerschweinchen<br />

Foto : © Maier Robert, SUTTER<br />

und Kaninchen, die gestresst, unterfordert<br />

und einsam dahinvegetieren,<br />

bis sie zur heimlichen Erleichterung<br />

der Besitzer endlich sterben.<br />

Anderen Nagern wie Rennmäusen,<br />

Hamstern und Ratten ergeht es<br />

meist nicht besser. « Nager und<br />

Kaninchen sind keine Streicheltiere<br />

», betont Eva Waiblinger vom<br />

« Schweizer <strong>Tier</strong>schutz » STS. « Sie<br />

leiden unter massivem Stress, wenn<br />

sie hochgehoben, herumgetragen<br />

und gestreichelt werden. » Laut der<br />

Zoologin haben Untersuchungen<br />

gezeigt, dass Hamster nach einer<br />

Streicheleinheit rund zwei Stunden<br />

brauchen, um sich wieder zu<br />

beruhigen. Denn das Verhalten der<br />

Nager und Kaninchen während der<br />

Schmusestunde wird oft ganz falsch<br />

interpretiert : Die <strong>Tier</strong> verharren nicht<br />

etwa aus lauter Genuss ganz ruhig<br />

auf dem Schoss, sondern vielmehr<br />

aus Angst. Das Hochheben bedeutet<br />

für die <strong>Tier</strong>e jedoch nicht nur Stress,<br />

sondern ist auch lebensgefährlich :<br />

« Meerschweinchen etwa haben einen<br />

sehr empfindlichen Knochenbau<br />

und ein Hamster ist meist sofort<br />

tot, wenn er zu Boden fällt », erklärt<br />

Waiblinger.<br />

Gefährliche Rangkämpfe<br />

Zwar zeichnen sich Nager und<br />

Kaninchen nicht als Streicheltiere<br />

aus, interessante Heimtiere sind<br />

sie trotzdem. Die ausgeprägten sozialen<br />

Beziehungen in der Gruppe<br />

sind spannend zu beobachten und<br />

geben Aufschluss über das natürliche<br />

Verhalten der <strong>Tier</strong>e. Deshalb<br />

sollten Nager und Kaninchen – mit<br />

Ausnahme der einzelgängerischen<br />

Goldhamster – immer in Gruppen,<br />

mindestens aber paarweise gehal-<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08


ten werden. Damit der Käfig nicht<br />

in kürzester Zeit überbevölkert<br />

ist, muss man sich für gleichgeschlechtliche<br />

Gruppen entscheiden<br />

oder aber die Böcke kastrieren<br />

lassen. Die Zusammenstellung der<br />

Gruppe gestaltet sich oft schwierig.<br />

Auch hier ist Beobachtungsgabe gefragt,<br />

denn die <strong>Tier</strong>e können sich bei<br />

Rangkämpfen gegenseitig ernsthaft<br />

verletzen, da im Käfig keine Fluchtmöglichkeiten<br />

bestehen. Und wer<br />

der Einfachheit halber zu seinem<br />

Meerschweinchen ein Kaninchen<br />

als Partner gesellt, macht beiden<br />

keine Freude. « Das ist ungefähr<br />

dasselbe, wie wenn wir unser Leben<br />

mit einem Schimpansen verbringen<br />

müssten », erklärt Waiblinger.<br />

Die beliebten Heimtiere sind<br />

nicht nur wegen ihres ausgeprägten<br />

Sozialverhaltens anspruchsvoll,<br />

sondern auch punkto Platzbedarf.<br />

Zwei Meerschweinchen brauchen<br />

mindestens zwei Quadratmeter<br />

Fläche, um sich artgerecht auszuto-<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

Sensible Ratten<br />

ben. Zudem sitzen Kaninchen gerne<br />

erhöht, während Meerschweinchen<br />

genügend Verstecke und Deckungsstrukturen<br />

benötigen. Der Käfig sollte<br />

möglichst abwechslungsreich gestaltet<br />

werden, ebenso wie das Futterangebot.<br />

Damit die Zähne nicht<br />

zu lang werden, brauchen die <strong>Tier</strong>e<br />

regelmässig Birken-, Buchen- oder<br />

Haselzweige zum Nagen. Der ideale<br />

Menüplan sieht zudem immer ausreichend<br />

Heu, mittags Grünfutter<br />

und abends Körner vor.<br />

Aussenhaltung<br />

Hamster und Rennmäuse stellen<br />

zwar flächenmässig nicht so hohe<br />

Ansprüche, sind jedoch auf eine<br />

rund 40 Zentimeter tiefe Einstreu<br />

aus Hobelspänen, Heu und Stroh<br />

angewiesen, um sich ein eigenes<br />

Höhlensystem graben zu können.<br />

« Deshalb empfiehlt sich zur Haltung<br />

von Rennmäusen und Hamstern<br />

ein Glasterrarium statt eines<br />

Im Gegensatz zu Nagern und Kaninchen lassen sich Ratten gut zähmen und<br />

entwickeln bei guter Behandlung, ähnlich wie Hunde oder Katzen, eine intensive<br />

Beziehung zu « ihren » Menschen. Da Ratten hochsoziale <strong>Tier</strong>e sind, müssen sie<br />

jedoch unbedingt im Rudel gehalten werden, sonst verkümmern sie. « Ratten<br />

eignen sich nicht hervorragend als Heimtiere, denn sie brauchen eine intensive<br />

Pflege », erklärt Ursula Glatz, Präsidentin des « Clubs für Rattenfreunde<br />

Schweiz » www.rattenclub.ch, einer Sektion des STS. Ist die Beziehung zu den<br />

<strong>Tier</strong>en genügend gefestigt, können sie in der Wohnung sogar Freilauf geniessen,<br />

dies jedoch nur unter Aufsicht. Als ideales Gehege empfiehlt der « Club<br />

für Rattenfreunde Schweiz » für die Kletterkünstler einen umgebauten Schrank<br />

mit verschiedenen Etagen und mindestens einem Quadratmeter Lauffläche. Da<br />

Ratten einen grossen Bewegungsdrang haben, sollte das Domizil über vielfältige<br />

Kletter- und Rückzugsmöglichkeiten, eine mit Hanfeinstreu gefüllte Buddelkiste<br />

sowie Nistmaterial verfügen. Auch punkto Nahrung sind die putzigen Nager<br />

anspruchsvoll : « Neben Körnerfutter sind Ratten täglich auf frisches Gemüse<br />

und Obst angewiesen », sagt Glatz.<br />

Doch auch bei guter Haltung ist die Freundschaft meist leider nur von kurzer<br />

Dauer, da Ratten selten älter als zwei Jahre werden. « Zwar gelten Ratten als<br />

zäh, dies jedoch nur auf Grund ihrer hohen Population », erklärt Glatz. « Die<br />

einzelnen <strong>Tier</strong>e sind äusserst sensibel und stressanfällig. » Ratten leiden unter<br />

Atemwegerkrankungen und Tumoren, im Alter kommen <strong>Pro</strong>bleme mit dem<br />

Bewegungsapparat und Diabetes dazu. « Leider ist es oft so, dass der Besitzer<br />

gar nicht merkt, dass es dem <strong>Tier</strong> nicht gut geht », weiss Glatz aus Erfahrung.<br />

Deshalb müssen die <strong>Tier</strong>e genau beobachtet werden. Bei der Anschaffung von<br />

Ratten sollte man sich bewusst sein, dass während der Haltung mehrere Besuche<br />

beim <strong>Tier</strong>arzt anstehen. Dies liegt unter anderem auch daran, dass alle<br />

Heimratten auf der Basis von zahmen Laborratten gezüchtet wurden, welche die<br />

ihnen zu Versuchszwecken verursachten Krankheiten weiter vererben.<br />

Käfigs », so Waiblinger. Auf Grund<br />

ihres ausgeprägten Grabverhaltens<br />

können diese <strong>Tier</strong>e nicht draussen<br />

gehalten werden. Kaninchen und<br />

Meerschweinchen lassen sich jedoch,<br />

so fern sie gesund und nicht<br />

zu alt sind, problemlos in einem<br />

Aussengehege unterbringen. Um<br />

Ausbrüche zu verhindern, sollte<br />

dabei das Gitter mindestens 50<br />

Zentimeter tief in die Erde gesenkt<br />

werden. « Das Gehege muss auch<br />

einbruchsicher sein, so dass weder<br />

Füchse, Marder noch Raubvögel<br />

eindringen können », erklärt Waiblinger.<br />

Zudem brauchen die <strong>Tier</strong>e<br />

genügend Deckungsstrukturen, um<br />

sich bei Gefahr allenfalls verstecken<br />

zu können. Ein gut isolierter Stall ist<br />

vor allem im Winter für die Heimtiere<br />

überlebenswichtig. Auch genügend<br />

Schattenplätze müssen im<br />

Sommer gewährleistet sein. « Der<br />

Hitzetod ist eine sehr grosse Gefahr<br />

für Meerschweinchen und Kaninchen<br />

», sagt Waiblinger. Damit<br />

sich die <strong>Tier</strong>e draussen möglichst<br />

wohl fühlen, sollte das Gehege mindestens<br />

sechs Quadratmeter gross<br />

sein. <br />

Vom « Schweizer <strong>Tier</strong>schutz » STS<br />

empfohlene Aussengehege für Meerschweinchen<br />

und Kaninchen finden<br />

Sie unter :<br />

www.kleintierstaelle.ch<br />

www.nagerstation.ch<br />

Literatur :<br />

Nager und Kaninchen :<br />

« Artgerechte Haltung – ein Grundrecht<br />

auch für Meerschweinchen »<br />

und<br />

« Artgerechte Haltung – ein Grundrecht<br />

auch für (Zwerg-)Kaninchen »<br />

von Ruth Morgenegg<br />

je 34 Franken<br />

Bestellen unter :<br />

www.nagerstation.ch<br />

Ratten :<br />

« Leitfaden zur optimalen Rattenhaltung<br />

»<br />

von Ursula Glatz, Club der Rattenfreunde<br />

Schweiz<br />

17.50 Franken<br />

Bestellen unter<br />

www.rattenclub.ch<br />

11


Raubtier-Update<br />

<strong>Pro</strong>teste und Kritik<br />

nach Bären-Abschuss<br />

« <strong>Pro</strong>blembär », « Risikobär », toter Bär. Das ist die tragische Chronik des<br />

Braunbären « JJ3 ». Am 14. April wurde er im Kanton Graubünden von einem<br />

Wildhüter erschossen. Die Tötung löste im In- und Ausland <strong>Pro</strong>teste aus.<br />

VON ANANDA KUNZ<br />

JJ3 ? Schon dieser Kürzelname<br />

erzählt eine unglückliche<br />

Geschichte. « JJ » steht für<br />

« Jurka » und « Jože ». Das sind die<br />

Eltern der drei bekannt gewordenen<br />

Bärenbrüder JJ1, JJ2 und JJ3.<br />

Jurka und Jože wurden 2001 von<br />

Slowenien ins italienische Trentino<br />

umgesiedelt. Unbedarfte Leute fütterten<br />

die Bärin Jurka im Tovel-Tal.<br />

So gewöhnte sie sich an Menschen.<br />

Die fehlende Scheu vor Menschen<br />

übertrug sie auf ihre drei Söhne.<br />

Oft suchten diese Nahrung in Siedlungsnähe.<br />

Mit dem Ende vonJJ3<br />

sind mittlerweile alle drei Brüder tot<br />

– und ihre Mutter hinter Gittern.<br />

2005 wanderte JJ2 in den Kanton<br />

Graubünden ein. Als « Lumpaz » wurde<br />

er im Val Mustair zur Touristenattraktion.<br />

Er riss wiederholt Schafe<br />

und liess sich kaum abschrecken.<br />

Im September 2005 wechselte er ins<br />

Südtirol ; seither ist er verschollen.<br />

Ein Jahr später erlangte sein Bruder<br />

12<br />

Foto : zvg Amt für Jagd und Fischerei Graubünden (Bildarchiv Roth)<br />

JJ1 als « Bruno » traurigen Ruhm in<br />

Bayern. Sogar tagsüber suchte er<br />

sein Fressen im Siedlungsraum.<br />

Am 26. Juni 2006 wurde JJ1 auf Anweisung<br />

der bayerischen Behörden<br />

abgeschossen, was in Deutschland<br />

einen <strong>Pro</strong>teststurm auslöste.<br />

Ähnliches Schicksal<br />

Ein ganz ähnliches Schicksal hat<br />

nun auch JJ3 ereilt. Am 14. April<br />

erschoss ihn ein Wildhüter im Kanton<br />

Graubünden, weil er fortgesetzt<br />

in menschlichen Einrichtungen Essbares<br />

suchte. Dieses Verhalten hatte<br />

JJ3 bereits im Herbst 2007 gezeigt,<br />

weshalb er nach dem Konzept Bär<br />

Schweiz zunächst als « <strong>Pro</strong>blembär »<br />

eingestuft wurde. Als er in diesem<br />

Frühling – hungrig nach der Winterruhe<br />

– auch in Hütten und Scheunen<br />

eindrang, trug ihm dies die Klassierung<br />

als « Risikobär » und damit das<br />

Todesurteil ein.<br />

Vor seinem Abschuss zog JJ3<br />

von Brienz nach Surava. Von dort<br />

wanderte er weiter nach Lenz, Alvaschein,<br />

Oberhalbstein, Radons, Tinizong,<br />

Rona, Savognin, Tiefencastel.<br />

Überall wühlte er in Mülltonnen<br />

und Komposthaufen, frass Futter<br />

aus Vogelhäuschen und besuchte<br />

abgelegene Restaurants. Vergrämungsaktionen<br />

wurden zunehmend<br />

aufwändiger ; der Bär kannte die ihm<br />

JJ3 in einem Fotofallen-Bild<br />

kurz vor seinem Abschuss.<br />

nachstellenden Personen, deren<br />

Fahrzeuge und Gerätschaften und<br />

wich geschickt aus, jedoch ohne sich<br />

von der Suche nach menschlicher<br />

Nahrung abbringen zu lassen.<br />

Mensch macht<br />

die Regeln<br />

War JJ3 also « unbelehrbar » ? Da<br />

stellt sich zum einen die Frage, wer<br />

im Gefüge Natur-<strong>Tier</strong>-Mensch welche<br />

Regeln aufstellt, bzw. befolgt.<br />

Zum anderen fragt sich, ob JJ3 genug<br />

Zeit blieb, dazuzulernen. Wohl<br />

kaum. Zu den Erfolgsaussichten einer<br />

« Umerziehung » von JJ3 äussert<br />

sich Dave Garshelis, der Leiter der<br />

IUCN/SSC « Bear Specialist Group » :<br />

« Es hängt davon ab, wie stark ein<br />

Bär an Menschen gewöhnt ist », sagt<br />

er gegeüber « Kora », der Koordinationsstelle<br />

für Forschungsprojekte<br />

zur Erhaltung und zum Management<br />

der Raubtiere in der Schweiz.<br />

« Nationalparks in den USA und in<br />

Kanada und viele Dörfer und Städte<br />

haben sich schon seit langem mit<br />

diesem Thema beschäftigt. Einerseits<br />

hat man entfernt, was Bären<br />

anlocken kann, andererseits mit<br />

Knallpetarden, Gummikugeln, Pfefferspray,<br />

Einfangen und Umsiedeln,<br />

usw. experimentiert. Die Resultate<br />

waren immer durchzogen : Mit Beharrlichkeit<br />

konnte einigen Bären<br />

beigebracht werden, Menschen<br />

fernzubleiben, aber die schlimmsten<br />

Übeltäter waren in der Regel<br />

nicht belehrbar. »<br />

Musste man das <strong>Pro</strong>blem also<br />

mit dem Gewehr aus der Welt schaffen<br />

? In der kleinen Alpenpopulation<br />

ist jeder einzelne Bär wertvoll und<br />

wichtig. Und wie seine Mutter und<br />

älteren Brüder hat sich JJ3 Men-<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08


Foto : zvg Bildarchiv H.P. Roth<br />

schen gegenüber nie aggressiv verhalten.<br />

Die todbringende Einstufung<br />

als « Risikobär » bezieht sich indes<br />

auf die Gefahr, dass es zu nahen<br />

und überraschenden Begegnungen<br />

mit Menschen » kommen konnte,<br />

« mit möglichen ernsthaften Verletzungen<br />

eines Menschen als Folge<br />

». Diese vage und kleine Gefahr<br />

reichte den Behörden als Todesurteil<br />

aus. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

von einem an Menschen gewöhnten<br />

Bären verletzt zu werden, mag<br />

selbst für Leute im Bärengebiet weit<br />

geringer sein als die, bei einem Verkehrsunfall<br />

zu Schaden zu kommen.<br />

Aber das Risiko besteht, und weil es<br />

ungewohnt ist, wollen die Behörden<br />

es nicht tragen.<br />

Tödliche Büro-Logik<br />

Der behördlichen Büro-Logik zufolge<br />

hätte der Einwanderer aus<br />

den italienischen Alpen wohl des<br />

Lesens der deutschen Amtssprache<br />

kundig sein sollen. Dann hätte<br />

JJ3 entziffern können, dass Bär<br />

nicht gleich Bär ist, dass es unauffällige,<br />

problembehaftete und riskante<br />

Bären gibt. Letztere heissen<br />

wohl darum so, weil sie gemäss<br />

Amtsdeutsch ihre « Entfernung »<br />

riskieren, wenn sie zu fest über die<br />

Stränge hauen. Es definiert nun mal<br />

der Mensch, welche <strong>Tier</strong>e sich wie<br />

zu verhalten haben, um geduldet zu<br />

sein oder in Ungnade zu fallen, und<br />

welches Fleckchen Natur unserem<br />

vermassten Wertschöpfungs-System<br />

in welcher Weise ökonomisch<br />

optimal zu dienen hat. Daher wird<br />

JJ3 fortan als erster Risikobär seine<br />

geschichtliche Würdigung ausgestopft<br />

im Museum erfahren.<br />

Dennoch gibt es einige Lichtblicke<br />

: Die Sympathie und Zustimmung<br />

für Grossraubtiere in der<br />

Schweizer Bevölkerung ist ausgesprochen<br />

gross. So wurde beispielsweise<br />

ein eingerichtetes Forum zum<br />

Thema Bärenabschuss auf der Website<br />

www.naturschutznetz.ch/jj3 zu<br />

einem eigentlichen Online-Kondolenzbuch<br />

gegen den Abschuss<br />

von JJ3. Bei Redaktionsschluss<br />

verzeichnete das Forum rund 750<br />

Einträge. Laut den Betreibern sprechen<br />

sich über 90 <strong>Pro</strong>zent gegen<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

Foto : zvg Bildarchiv Hans Peter Roth<br />

Schäden von JJ3<br />

kurz vor seinem Abschuss<br />

den Abschuss des Risikobären aus.<br />

Die Einträge gehen nun als Petition<br />

an das Bündner Jagdinspektorat<br />

mit der Bitte, den Raubtieren in<br />

der Schweiz eine Chance zu geben.<br />

Bereits hat die Bündner Regierung<br />

angekündigt, dass Graubünden ein<br />

bärensicheres Abfallsystem einführen<br />

will, um Bären künftig möglichst<br />

von Siedlungen fernzuhalten. Derweil<br />

lebt MJ4, der Halbbruder von<br />

JJ3, ganz unauffällig im Bündnerland,<br />

ist kaum bekannt und liefert<br />

keine Schlagzeilen. Möge es so<br />

bleiben.<br />

Weitere Luchse gewildert<br />

Kein Lichtblick für die Luchse im<br />

Berner Oberland. Das Untersuchungsrichteramt<br />

Berner Oberland<br />

führt erneut eine Untersuchung gegen<br />

Unbekannt, weil Hinweise auf<br />

Wilderei vorliegen. Dies, nachdem<br />

das Fotofallenmonitoring markant<br />

weniger Luchse erfasst hat. « Auffallend<br />

ist insbesondere der Rückgang<br />

der Luchse zwischen Brienz<br />

und dem Haslital, wo nur noch<br />

zwei Luchse fotografiert wurden ;<br />

im Vorwinter waren es noch acht<br />

<strong>Tier</strong>e », hielt das Bundesamt für<br />

Umwelt bereits im August 2007 fest.<br />

Der eidgenössische Jagdinspektor<br />

Reinhard Schnidrig geht davon aus,<br />

« dass der markante Rückgang allein<br />

durch Abwanderung und natürliche<br />

Sterblichkeit nicht zu erklären ist<br />

und illegale Tötungen wahrscheinlich<br />

sind ».<br />

Der Berner Volkswirtschaftsdirektor<br />

Andreas Rickenbacher äussert<br />

sogar die Befürchtung, dass<br />

« der Luchsbestand möglicherweise<br />

schon eine kritisch tiefe Dichte<br />

erreicht hat, welche die Überlebensfähigkeit<br />

der Population in<br />

Frage stellt ». Peter Zenklusen,<br />

Präsident des Berner Jägerverbandes,<br />

sieht dies diametral anders : In<br />

der Praxis zeige sich « je länger je<br />

mehr », dass Grossraubtiere in Gebieten<br />

wie dem östlichen Berner<br />

Oberland « überhandnehmen und<br />

die Auswirkungen auf den Bestand<br />

ihrer Beutetiere gravierend sind ».<br />

Mit anderen Worten : Zenklusen<br />

jammert einmal mehr, die bösen<br />

Luchse frässen den armen Jägern,<br />

die ohne erlegtes Wild wohl am<br />

Hungertuch nagen müssen, die<br />

Beute weg.<br />

Glaubt man dagegen den Werten<br />

des Fotofallenmonitorings, muss<br />

der Unterbestand von Gämsen und<br />

Rehen im Oberland ganz andere Ursachen<br />

haben. Geht man noch von<br />

20 bis 25 erwachsenen und halberwachsenen<br />

Luchsen im Berner<br />

Oberland aus, reissen diese 500<br />

bis 600 Gämsen und 800 bis 1000<br />

Rehe pro Jahr. Zum Vergleich : Die<br />

Jäger im Berner Oberland schiessen<br />

1700 Gämsen und fast 1000<br />

Rehe. Weitere 1200 Gämsen und<br />

800 Rehe kommen jährlich ohne<br />

jagdliche Einwirkung (Kollisionen<br />

mit Fahrzeugen, Krankheit, Abstürze,<br />

Lawinen, Erschöpfung, etc.) zu<br />

Tode. (hpr) <br />

13


Neues von<br />

Svoboda Zvírat<br />

Die Zusammenarbeit von <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> und der tschechischen<br />

<strong>Tier</strong>schutzorganisation Svoboda Zvírat (Freiheit der <strong>Tier</strong>e)<br />

hat eine langjährige Tradition. Deswegen informieren wir<br />

sie regelmässig über unsere neuesten Aktivitäten.<br />

VON THOMAS POPP UND LENCA HECOVA<br />

In der zweiten Hälfte des Jahres<br />

2007 hat sich Svoboda Zvírat<br />

ganz auf die Kampagne « Gegen<br />

Pelz » konzentriert. Unsere Organisation<br />

nimmt schon mehrere Jahre<br />

am internationalen Wettbewerb<br />

DAF (Design Against Fur) teil. Der<br />

Jahrgang DAF 2007 war für uns<br />

besonders erfolgreich. An diesem<br />

Wettbewerb können Schüler und<br />

Studenten der Institute für Design<br />

mit eigenen Arbeiten teilnehmen.<br />

Jedes Jahr wird ein spezielles<br />

Hauptthema gewählt – für den<br />

Jahrgang DAF 2007 hiess das Thema<br />

: « Fashion Victims » (Die Oper<br />

der Mode).<br />

14<br />

Fotos : zvg Svoboda Zvírat<br />

Wir haben im Jahr 2007 mehr<br />

als 170 Arbeiten von Schülern und<br />

Studenten erhalten. In der europäischen<br />

Runde des Wettbewerbs<br />

im Juli 2007 haben zwei tschechische<br />

Arbeiten eine Jury-Auszeichnung<br />

bekommen. Die besten<br />

Arbeiten können Sie auf den<br />

Web-Seiten der Organisation FFA<br />

(ww.inFURmation.com) oder auf<br />

den tschechischen Web-Seiten von<br />

diesem Wettbewerb (www.dafcr.cz)<br />

anschauen.<br />

Im November 2007 haben wir<br />

eine tschechische Runde des Wettbewerbs<br />

organisiert. Die Jury hat<br />

als beste Arbeit das Poster von<br />

Pavel ? ? ?Oovaj bezeichnet. Pavel<br />

kann im Sommer <strong>2008</strong> gemeinsam<br />

mit anderen talentierten jungen<br />

Künstlern als Assistent eine Woche<br />

in einer der besten tschechischen<br />

Werbeagenturen verbringen und<br />

das Arbeiten der professionellen<br />

Designer beobachten.<br />

Dank diesem Wettbewerb lernen<br />

die jungen Künstler, dass sie durch<br />

ihre Arbeit andere Leute beeinflussen<br />

und sich somit bedeutend am<br />

<strong>Tier</strong>schutz beteiligen können.<br />

Die besten tschechischen und<br />

ausländischen Arbeiten werden<br />

bis Sommer <strong>2008</strong> in verschiedenen<br />

Galerien und Stammlokalen<br />

ausgestellt, um auch ein breiteres<br />

Publikum zu informieren.<br />

Svoboda Zvirat wird natürlich<br />

auch wieder am DAF <strong>2008</strong> teilneh-<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08


men. Dieses Jahr wurde kein Hauptthema<br />

gewählt. Die Schüler und<br />

Studenten sollen aber so genannte<br />

« Flash-Animation » vorbereiten, die<br />

auf die <strong>Pro</strong>blematik des Leidens der<br />

Pelztiere aufmerksam machen.<br />

Wir orientieren auch sehr viel<br />

über die <strong>Pro</strong>blematik der <strong>Tier</strong>versuche.<br />

Schon mehrere Jahre kämpft<br />

unsere Organisation für ein Verbot<br />

für Versuche an Primaten in der<br />

Tschechischen Republik.<br />

Im Sommer 2007 haben wir an<br />

der internationalen Demonstration<br />

in Brüssel teilgenommen. Dieses<br />

Ereignis wurde von der ECEAE<br />

(European Coalition to End Animal<br />

Experiments) organisiert und sollte<br />

die Mitglieder des Euro-Parlaments<br />

und die breite Öffentlichkeit darauf<br />

aufmerksam machen, dass in den<br />

EU-Ländern Primaten für <strong>Tier</strong>versuche<br />

benutzt werden. Diese Demonstration<br />

stand im Rahmen der<br />

Bestrebungen der ECEAE, Versuche<br />

an Primaten auf europäischer Ebene<br />

zu verbieten.<br />

In Brüssel haben sich Vertreter<br />

aus elf europäischen Ländern getroffen.<br />

Jede Organisation hat eine<br />

Lattenkiste mitgenommen, in der<br />

eine verkleidete Person sass. Die<br />

Demonstration hat vor dem Labor<br />

GSK, wo immer noch die Primaten<br />

für Versuche eingesetzt werden,<br />

begonnen. Danach haben sich alle<br />

zum Gebäude des Euro-Parlaments<br />

begeben. Dort haben die Abgeordneten<br />

die Kisten geöffnet und die<br />

« Affen » rausgelassen.<br />

Das waren die wichtigsten Ereignisse<br />

in den Aktivitäten der Organisation<br />

« Freiheit der <strong>Tier</strong>e ». Viele<br />

unserer Aktivitäten können nur dank<br />

der finanziellen Unterstützung von<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> realisiert werden. Vielen<br />

Dank für Eure Unterstützung ! Wir<br />

werden Sie weiterhin über Neuigkeiten<br />

aus der Tschechischen Republik<br />

informieren.<br />

Und zum Schluss noch eine kleine<br />

Einladung. Am 21.10.<strong>2008</strong> wird<br />

« Freiheit der <strong>Tier</strong>e » in Prag eine<br />

internationale Konferenz « Perspektiven<br />

der Pelztierhaltung in den<br />

EU- und Visegrad-Ländern » organisieren.<br />

Alle, die sich für <strong>Tier</strong>schutz<br />

interessieren, sind natürlich herzlich<br />

willkommen. <br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

Ein<br />

Vermächtnis<br />

für die <strong>Tier</strong>e<br />

Bitte denken Sie bei der<br />

Erstellung Ihres Testaments<br />

auch an <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>.<br />

Sie helfen mit,<br />

dass wir uns auch<br />

in Zukunft effizient für<br />

die <strong>Tier</strong>e einsetzen können.<br />

Für Auskünfte und Beratung<br />

steht Ihnen unsere<br />

Geschäftsführerin Rita Dubois<br />

gerne zur Verfügung.<br />

15


Chinas Schattenseiten<br />

Freunde ? Oder Frass ?<br />

Das <strong>Tier</strong>leid in China<br />

China verstösst nicht nur gegen Menschenrechte, sondern macht<br />

auch wegen unbeschreiblicher Gräueltaten gegen <strong>Tier</strong>e von sich<br />

reden. Im Vorfeld der Olympischen Spiele in China ist Fairplay auch<br />

gegenüber <strong>Tier</strong>en zu fordern.<br />

VON HANS PETER ROTH<br />

Erdbebenkatastrophe ; brutal<br />

niedergeschlagene Aufstände<br />

im Tibet ; giftiges Spielzeug ;<br />

bevorstehende Olympiade. China<br />

kommt nicht aus den Schlagzeilen.<br />

Und die sind meist negativ, auch<br />

wenn die chinesische Regierung im<br />

Vorfeld der Olympischen Spiele « mit<br />

allen Mitteln » das angekratzte Image<br />

des Landes aufzupolieren versucht.<br />

« Mit allen Mitteln », das ist aus<br />

tierschützerischer Sicht ein Horror,<br />

in einem Land, das de facto keinen<br />

<strong>Tier</strong>schutz kennt. So sollen auf Pekings<br />

Strassen bei Olympiabeginn<br />

im August <strong>2008</strong> keine streunenden<br />

Katzen und Hunde mehr zu sehen<br />

sein. Um dieses Ziel zu erreichen,<br />

16<br />

hat die Regierung in Peking das Einfangen<br />

und Töten von rund 200 000<br />

Katzen und 10 000 Hunden angeordnet.<br />

Angestellte der Stadtregierung<br />

machen mit Giftködern oder Fallen<br />

Jagd auf die Vierbeiner. Eingefangene<br />

Katzen und Hunde verdursten<br />

und verhungern in winzigen Käfigen<br />

oder sie werden totgeschlagen, ertränkt<br />

oder bei lebendigem Leib<br />

verbrannt. Nachdem anlässlich<br />

der Olympiaden in Moskau (1980)<br />

und Athen (2004) ebenfalls Tötungsaktionen<br />

gegen Streunertiere<br />

stattfanden, stellt sich schon die<br />

Frage, wie dieses Morden mit dem<br />

« Olympischen Geist » vereinbar ist ?<br />

Dabei hätte das Olympische Komitee<br />

mit Sitz in Lausanne durchaus<br />

die Macht, solchem Tun Einhalt<br />

Foto : © REUTERS / Leo Lang (China)<br />

zu gebieten. Doch die Angst um<br />

gestörte Wirtschaftsbeziehungen<br />

wird mit feigen Argumenten wie<br />

der « Nichteinmischung in innere<br />

Angelegenheiten eines Staates »<br />

geschönt.<br />

Geschändete Freunde<br />

und Helfer<br />

Dabei sollten die Chinesen gerade<br />

aktuell unsere treuen vierbeinigen<br />

Gefährten einmal mehr als Freunde<br />

und Helfer erkennen, angesichts<br />

der Bilder von unermüdlichen<br />

Suchhunden, die in der vom Erdbeben<br />

verheerten <strong>Pro</strong>vinz Sichuan<br />

an vorderster Front halfen, Menschenleben<br />

zu retten. Doch je nach<br />

Schätzung enden in China Jahr für<br />

Jahr 10 bis 20 Millionen Hunde im<br />

Kochtopf. Tendenz steigend. Viele<br />

Hunde werden bewusst langsam<br />

und grausam geschlachtet, im<br />

perversen Glauben, dass die Qual<br />

der <strong>Tier</strong>e den Geschmack ihres<br />

Fleisches verbessert. Dabei leiden<br />

die geschändeten <strong>Tier</strong>e längst vor<br />

ihrem schrecklichen Tod unter dem<br />

Stress und den Missständen der<br />

Massentierhaltung.<br />

Mitarbeiter der <strong>Tier</strong>schutzorganisation<br />

« Animals Asia » haben in der<br />

Stadt Guangzhou Lastwagen gesehen,<br />

die mit bis zu 2000 Hunden<br />

beladen auf dem Markt für Wildtiere<br />

ankamen. Die gepeinigten <strong>Tier</strong>e<br />

mussten drei Tage und drei Nächte<br />

zusammengequetscht in engen Käfigen<br />

ausharren, ohne sich bewegen<br />

zu können, im eigenen Kot, ohne<br />

Futter, ohne Wasser oder Schutz.<br />

Dann zerrte ein Mann die <strong>Tier</strong>e<br />

mit Metallzangen brutal am Genick<br />

aus den Käfigen und stiess sie in<br />

einen Pferch. Hier warteten sie in<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08


verzweifelter Todesangst, hungernd<br />

und dürstend auf einen grauenhaft<br />

langsamen Tod, um dem verabscheuungswürdigen<br />

Anspruch der<br />

Restaurants in Guangzhou nach<br />

Fleisch von gequälten <strong>Tier</strong>en zu<br />

entsprechen.<br />

Schlimme Qual, « gutes »<br />

Fleisch<br />

Was dieser grauenhaft langsame<br />

Tod bedeutet, zeigte eine RTL-<br />

Reportage am 12. März 2001 in<br />

vorher nie gesehenen Bildern. Der<br />

Beitrag zeigte weiter, dass Hunde<br />

und Katzen auch wegen ihres Fells<br />

geschlachtet werden. Eine zweijährige<br />

Nachforschung ergab, dass vor<br />

allem in Nordchina rund zwei Millionen<br />

Hunde und Katzen jährlich für<br />

ihr Fell auf äusserst brutale Art umgebracht<br />

werden. Besonders qualvoll<br />

werden die Masthunde getötet,<br />

weil die Stresshormone angeblich<br />

nicht nur das Fleisch schmackhafter<br />

machen, sondern auch eine sexuelle<br />

Stimulierung bewirken. Auch mit<br />

Elektroschocks werden die <strong>Tier</strong>e<br />

misshandelt, damit ihr Fleisch durch<br />

die erlittene Folter ein Maximum an<br />

Adrenalin enthält.<br />

« Die Menschen in Guangzhou essen<br />

alles mit Flügeln ausser Flugzeugen<br />

und alles mit vier Beinen ausser<br />

Tisch und Stuhl. »<br />

Chinesisches Sprichwort<br />

Die TV-Reportage des Privatsenders<br />

RTL zeigte, wie die Hunde mit<br />

dem Kopf nach unten aufgehängt<br />

und mit langen Knüppeln langsam<br />

zu Tode geprügelt werden. Noch<br />

entsetzlichere Aufnahmen wollte<br />

der Sender seinen Zuschauern<br />

nicht zumuten. Verbreitet ist auch<br />

die Methode, den Hunden eine Metallschlinge<br />

um den Hals zu legen<br />

und sie dann zu hängen. Die Schlinge<br />

wird stark angezogen, damit die<br />

<strong>Tier</strong>e langsam ersticken. Um den<br />

Todeskampf zu verlängern, wird die<br />

Schlinge von Zeit zu Zeit gelockert.<br />

Die Hunde sind normalerweise noch<br />

nicht tot, wenn ihnen das Fell abgebrannt<br />

wird. Eine andere Methode<br />

besteht darin, die Hunde (oder Katzen)<br />

lebendig in kochendes Wasser<br />

zu tauchen. Noch lebend wird ihnen<br />

dann das Fell abgezogen.<br />

Welches Büsi darf es sein ?<br />

Ähnlich wie den geschändeten Hunden<br />

ergeht es jährlich Millionen von<br />

Katzen in China, wie der RTL-Beitrag<br />

ebenfalls zeigte. Auch sie kommen<br />

in engsten Drahtkäfigen regelrecht<br />

aufeinander gestapelt auf die <strong>Tier</strong>märkte.<br />

In vielen Restaurants der<br />

<strong>Pro</strong>vinz Guangdong ist es üblich,<br />

dass lebende Katzen in Käfigen<br />

am Eingang darauf warten müssen,<br />

vom Gast zum Verzehr « ausgewählt<br />

» zu werden, ähnlich, wie<br />

man es in Europa – tierschützerisch<br />

ebenfalls äusserst fragwürdig – von<br />

Fischen und Schalentieren kennt.<br />

Mit Metallzangen oder Würgeschlingen<br />

werden die Katzen am<br />

Genick gepackt und aus den Käfigen<br />

gezerrt, um dann ebenso brutal<br />

wie die Hunde geschlachtet zu werden.<br />

Katzenfleisch ist in Guangdong<br />

Teil des bekannten traditionellen<br />

Gerichts : « Tiger (Katze), Phoenix<br />

Schlachthunde<br />

(Huhn), Drache (Schlange) ». Obschon<br />

es schwierig ist, genaue Daten<br />

zu erhalten, gehen Schätzungen<br />

von rund vier Millionen verzehrten<br />

Katzen in China pro Jahr aus.<br />

Abartige Traditionen<br />

Die Liste tierquälerischer und artenbedrohender<br />

Verbrechen im<br />

Reich der Mitte liesse sich beliebig<br />

erweitern, sei es wegen abartiger<br />

Essgewohnheiten oder wegen des<br />

Wahns um angebliche medizinische<br />

oder Potenz steigernde Wirkungen<br />

unzähliger verschiedener <strong>Tier</strong>produkte.<br />

Zu den abartigen Essgewohnheiten<br />

in Ostasien gehört der<br />

Konsum von Haifischflossen-Suppe.<br />

Ein internationales Forscherteam<br />

hat erstmals eine genaue Untersuchung<br />

über die jährlich getöteten<br />

Haie für die (fad schmeckende)<br />

Haifischflossen-Suppe vorgenommen.<br />

Demnach werden jährlich<br />

fast 40 Mio. der Knorpelfische nur<br />

wegen ihrer Flossen getötet und<br />

nach dem Abtrennen der Flossen<br />

oft noch lebend ins Meer geworfen.<br />

Verschiedene Hai-Arten könnten we-<br />

Bernhardiner besonders begehrt<br />

Die ersten Informationen gelangten vor zehn Jahren nach Europa : Am 16. Juli<br />

1998 machte die chinesische Zeitung Orient Daily publik, dass Bernhardiner-Hunde,<br />

ermutigt und subventioniert von mehreren Regierungsstellen, seit Anfang<br />

der neunziger Jahre als Schlachttiere von der Schweiz nach China importiert<br />

worden seien, um dort verspeist zu werden. Und eine Sendung des Pekinger Zentral-Fernsehens<br />

beschrieb die Vorzüge dieser Rasse unter anderem damit, dass<br />

Züchter sich vor dem « grossen und dummen Hund » nicht zu fürchten brauchten.<br />

Der hierzulande für seine Sanftmut geschätzte Bernhardiner ist auch bekannt für<br />

die grosse Anzahl der Welpen eines Wurfes und dafür, schon früh dem Welpenalter<br />

zu entwachsen. Diese Merkmale machten den Bernhardiner in China zum<br />

« idealen Zuchthund, mit dem sich Hundefleisch noch profitabler produzieren<br />

lässt », wie in einer chinesischen Werbebroschüre sinngemäss zu lesen ist. Mit<br />

Blick auf die Züchter propagieren chinesische Agrarinstitute im Rahmen der<br />

zunehmend industrialisierten Hundemast die Bernhardiner-Zucht als hervorragende<br />

Einkommensquelle. Sie preisen die « rasch heranwachsenden, krankheitsresistenten<br />

und wohlschmeckenden Speisehunde », deren Haltung viermal<br />

mehr einbringe als eine Schweinezucht und dreimal mehr als eine Hühnerzucht.<br />

Die ursprünglich aus der Schweiz stammenden Zuchttiere werden in der Regel<br />

mit « Mongolischen Fleischhunden »( !) gekreuzt. Bereits am 12. März 2001<br />

zeigte der Fernsehsender RTL in einer markerschütternden Reportage (siehe<br />

auch Haupttext) nicht nur brutale Hundemetzger, Hundefleisch-Restaurants und<br />

-Märkte, sondern auch eine grosse Zuchtstation mit Bernhardinern in engen<br />

Drahtkäfigen. (hpr)<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

17


gen dieser rücksichtslosen, absolut<br />

verschwenderischen Ausplünderung<br />

der Meere schon in den nächsten<br />

Jahren aussterben, befürchten<br />

die Forscher.<br />

« In Kübeln, Plastikkörben oder<br />

Drahtkäfigen drängen sich auf dem<br />

Markt Schnecken, Frösche, Schildkröten,<br />

Schlangen und Skorpione.<br />

Zu medizinischen Zwecken werden<br />

zudem Seesterne, Seepferdchen,<br />

Schlangenhäute, getrocknete<br />

Frösche, Rehpfoten und dergleichen<br />

verkauft. Selbst <strong>Pro</strong>dukte von <strong>Tier</strong>en,<br />

die unter Artenschutz stehen, wie<br />

etwa das Horn des Nashorns oder die<br />

Pranken des Tigers, sind zu kriegen. »<br />

18<br />

Schilderung in der Neuen Urner Zeitung<br />

von Simon Gisler aus Schattdorf, der<br />

in der südchinesischen <strong>Pro</strong>vinz Jiangxi<br />

Englisch unterrichtet.<br />

Weiteres Symbol für Unvernunft,<br />

Gefühls- und Masslosigkeit im<br />

« Olympia-Land » ist die Haltung von<br />

« Gallenbären ». Dies sind Schwarz-<br />

und Kragenbären mit einer in den<br />

Körper eingesetzten Kanüle, aus der<br />

täglich Gallenflüssigkeit abgezapft<br />

wird. Gallenflüssigkeit gilt in der<br />

chinesischen Medizin als Mittel zur<br />

Senkung des Blutdrucks und ähnlicher<br />

Beschwerden, kommt aber<br />

auch für kosmetische Zwecke zum<br />

Einsatz. Die Bären vegetieren ihr<br />

ganzes, durch die Galle-Drainage<br />

verkürztes Leben praktisch ohne Bewegungsmöglichkeit<br />

in Käfige gesperrt,<br />

welche nur gerade so gross<br />

sind wie ein ausgewachsenes <strong>Tier</strong>.<br />

« Dieses Verdauungsmittel kann<br />

heute viel einfacher, billiger und reiner<br />

chemisch produziert werden »,<br />

sagt Dr. Markus Deutsch, Präsident<br />

der Organisation Ärztinnen und Ärzte<br />

für <strong>Tier</strong>schutz in der Medizin. « Es<br />

ist deshalb nicht einzusehen, weshalb<br />

China nicht auf diese äusserst<br />

grausame Haltung von Tausenden<br />

von Bären verzichtet. »<br />

Hoffnungsschimmer<br />

Trotzdem gibt es mittlerweile einige<br />

feine Silberstreifen am Horizont : So<br />

haben <strong>Tier</strong>schutzorganisationen in<br />

Zusammenarbeit mit chinesischen<br />

Foto : © REUTERS / Reinhard Krause (China)<br />

Ebay China<br />

Regierungsstellen die kurzfristige<br />

Schliessung der schlimmsten<br />

Bärenfarmen in der (aktuell vom<br />

Erdbeben schwer betroffenen)<br />

<strong>Pro</strong>vinz Sichuan und die Befreiung<br />

von zunächst 500 Bären erreicht.<br />

Mittelfristig soll das <strong>Pro</strong>gramm auf<br />

ganz China ausgedehnt und die Zahl<br />

der Bärenfarmen kontinuierlich reduziert<br />

werden. Langfristig ist die<br />

Schliessung aller Bärenfarmen in<br />

China und die Übergabe der verbleibenden<br />

<strong>Tier</strong>e in die Obhut von ausgewiesenen<br />

<strong>Tier</strong>schützern geplant.<br />

Neue aufrüttelnde Filmdokumente<br />

über chinesische Gräueltaten<br />

gegen wehrlose Zuchttiere für<br />

den Pelzmarkt haben zahlreiche<br />

Warenhäuser, Firmen und Models<br />

im In- und Ausland veranlasst, auf<br />

Echtpelz zu verzichten. Die Pelznachfrage<br />

ist rückläufig – ausser<br />

für synthetische Pelze. Endlich gilt<br />

in der Schweiz auch ein Importverbot<br />

für Katzenfelle. In Hongkong,<br />

Taiwan und auf den Philippinen ist<br />

der Verzehr von Hunden verboten<br />

worden. Selbst in China nehmen<br />

stets mehr Menschen Abstand<br />

von den weit verbreiteten tierquälerischen<br />

Haltungs- und Tötungsmethoden.<br />

Nicht zuletzt hatte Xu<br />

Zhihong, Präsident der elitären Peking-Universität<br />

und Abgeordneter<br />

im Volkskongress, den Mut, seine<br />

Parlamentskollegen wie folgt zu<br />

mahnen : « Wenn wir ausländischen<br />

Gästen im Olympiajahr Haifischflossen<br />

servieren, könnte dies Chinas<br />

nationalem Ansehen erheblichen<br />

Schaden zufügen. » <br />

Fell und Frischfleisch für Meistbietenden<br />

Zehn Schnauzer, wie Batteriehühner in einem Gitterkäfig zusammengepfercht :<br />

Das Bild stammt nicht aus einem <strong>Tier</strong>quälreport, sondern von der chinesischen<br />

Ebay-Site. Auf Ebay China werden ganz selbstverständlich lebende Hunde und<br />

Katzen angeboten – aber nicht, um als Haustier bei einer fürsorglichen Familie<br />

zu landen, sondern häufig mit abgezogenem Fell im Kochtopf. Weil das Reich<br />

der Mitte praktisch keine <strong>Tier</strong>schutzgesetze kennt, ist der Handel mit lebenden<br />

<strong>Tier</strong>en im Internet-Auktionshaus erlaubt. <strong>Tier</strong>- und artgerechter Handel bleibt<br />

völlig auf der Strecke. So lautet ein Angebot auf der chinesischen Ebay-Site<br />

etwa nüchtern : « Hund, 2-jährig, Top-Fell ». Seit Jahren versuchen <strong>Tier</strong>schutzorganisationen<br />

Ebay zur Schliessung seines chinesischen <strong>Tier</strong>portals zu bewegen.<br />

Bisher hat das US-Unternehmen die Forderung beharrlich ignoriert. Nun wollen<br />

die <strong>Tier</strong>schützer mit einem Massenbrief die Ebay-Bosse umstimmen.<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

Foto : © REUTERS / Denis Balibouse


Neue <strong>Tier</strong>schutzverordnung<br />

Eine Verordnung mit<br />

Lücken und Tücken<br />

Kurse für Hundehalter. Verbot der Anbindehaltung. Keine einzeln<br />

gehaltenen Meerschweinchen mehr. Der Bundesrat verlangt eine<br />

artgerechtere Haltung von Haus- und Nutztieren. Doch die neue<br />

<strong>Tier</strong>schutzverordnung ist zahnlos.<br />

VON HANS PETER ROTH<br />

Widersprüchlicher könnte<br />

er kaum sein : Der Umgang<br />

mit <strong>Tier</strong>en in der<br />

modernen Gesellschaft. In den eigenen<br />

vier Wänden, aber auch in<br />

der Wildnis wird <strong>Tier</strong>en mitunter<br />

eine beinahe menschenähnliche<br />

Stellung mit kaum antastbarer<br />

Würde zuerkannt. Im Interesse bequemer<br />

Konsumierender und der<br />

profitsüchtigen Industrie sind <strong>Tier</strong>e<br />

dagegen längst zu reiner Ware in<br />

einem <strong>Pro</strong>duktionsprozess verkommen,<br />

in welchem zu viel Rücksicht<br />

auf Empfindungen höchstens umsatzhemmend<br />

und preistreibend<br />

wirkt. In diesem Spannungsfeld<br />

bewegte sich der Gesetzgeber bereits,<br />

als er das <strong>Tier</strong>schutzgesetz<br />

revidierte, das am 1. September in<br />

Kraft tritt.<br />

Für Haustierhalter bedeutet die<br />

vom Bundesrat Ende April verabschiedete<br />

neue <strong>Tier</strong>schutzverordnung<br />

etwas mehr Aufwand – an<br />

Geld, Zeit und Rücksichtnahme<br />

auf die Bedürfnisse der <strong>Tier</strong>e. So<br />

müssen Hundehalter ab 2010 vor<br />

dem Erwerb einen Theoriekurs besuchen<br />

und innerhalb des ersten<br />

Jahres ein Training mit dem Hund<br />

absolvieren. Ziel ist nicht nur ein artgerechter<br />

Umgang, sondern auch<br />

die Verminderung des Risikos von<br />

Attacken gefährlicher Hunde. Wer<br />

bereits einen Hund hat, muss die<br />

neuen Vorschriften nicht erfüllen.<br />

Eigenverantwortung ?<br />

Die <strong>Tier</strong>schutzverordnung formuliert<br />

genau, wie die einzelnen Haustiere<br />

artgerecht zu halten sind. Bei<br />

der Umsetzung dieser Vorschriften<br />

setzt das Bundesamt für Veterinärwesen<br />

(BVet) auf Information<br />

und die Eigenverantwortung der<br />

<strong>Tier</strong>freunde. Besteht ein konkreter<br />

Verdacht, dass Haustiere nicht<br />

artgerecht leben, kann es auch zu<br />

Kontrollen kommen.<br />

So dürfen etwa sozial lebende<br />

Arten wie Meerschweinchen oder<br />

Wellensittiche grundsätzlich nicht<br />

mehr alleine gehalten werden. Neu<br />

gilt etwa für Meerschweinchen auch<br />

eine Mindestgrösse für das Gehege :<br />

ein halber Quadratmeter für zwei<br />

<strong>Tier</strong>e – mit Schlafbox, Nageobjekten<br />

und Klettermöglichkeit. Die<br />

Vorschriften für das Halten, aber<br />

auch Töten von Aquarienfischen<br />

sind ebenfalls strenger geworden.<br />

Kontrolliert werden die Haustierbesitzer<br />

nur, wenn beim Kantonstierarzt<br />

eine entsprechende Meldung<br />

gemacht wird.<br />

Sehr lange Fristen<br />

Die Verordnung sieht, gestützt auf<br />

das revidierte <strong>Tier</strong>schutzgesetz,<br />

auch Verschärfungen in der landwirtschaftlichen<br />

<strong>Tier</strong>haltung vor.<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

19


Dabei zielt der Bundesrat auf eine<br />

grössere Bewegungsfreiheit : So ist<br />

es neu verboten, ein Pferd allein zu<br />

halten oder es von anderen Pferden<br />

abzuschotten. Die <strong>Tier</strong>e müssen<br />

gemäss BVet « Blickkontakt zu<br />

anderen Pferden haben und diese<br />

hören und riechen können ». Ab<br />

2013 wird bei Pferden die Anbindehaltung<br />

verboten. Bei Schafen gilt<br />

das Verbot ab 2018 und bei Ziegen in<br />

allen neu eingerichteten Ställen. Ab<br />

2013 ebenfalls verboten sind harte<br />

Vollspaltböden in Ställen für Rinder<br />

und für Schweine. Mit den teilweise<br />

langen Übergangsfristen sollen die<br />

Interessen der Bauern berücksichtigt<br />

werden. Trotzdem ist die neue<br />

<strong>Tier</strong>schutzverordnung den Bauern<br />

noch zu restriktiv. Der Schweizerische<br />

Bauernverband etwa kritisiert,<br />

die neue <strong>Tier</strong>schutzverordnung bedinge<br />

teure bauliche Anpassungen.<br />

Den <strong>Tier</strong>schützern hingegen geht<br />

sie klar zu wenig weit. Und der Teufel<br />

steckt im Detail. Daher müssen<br />

die neuen Bestimmungen – oder<br />

ihr Ausbleiben – und deren Folgen<br />

im Einzelnen analysiert werden. So<br />

sind die erwähnten, unverständlich<br />

langen Übergangsfristen in der<br />

Nutztierhaltung stossend. Warum<br />

beispielsweise soll man Schafe<br />

im Stall noch bis zum Jahr 2018<br />

anbinden dürfen ? Und warum gab<br />

der Bund vor mehr als zehn Jahren<br />

eine Arbeit zur <strong>Tier</strong>schutzrelevanz<br />

des elektrischen Kuhtrainers in Auftrag,<br />

nur um jetzt das Verbot der<br />

20<br />

Kuhtrainer für bestehende Ställe<br />

fallen zu lassen ? Dabei war das Resultat<br />

eindeutig. Biobauern zeigen<br />

seit Jahren, dass es ohne Kuhtrainer<br />

geht. Und auf dem Markt sind<br />

schon lange bewährte Alternativen<br />

erhältlich.<br />

Mächtige Einflüsterer<br />

Offensichtlich sind die Lobbyisten<br />

der einflussreichen und hoch subventionierten<br />

Agrarindustrie nicht<br />

untätig geblieben. Denn es geht um<br />

viel Geld – auf Kosten der <strong>Tier</strong>e. So<br />

empfinden Bauernvertreter doch<br />

tatsächlich die neue Mindestfläche<br />

von drei Quadratmetern pro Mastmuni<br />

als Schikane. Dabei kann ein<br />

junges, bewegungsfreudiges Rind<br />

sich auf dieser Fläche kaum wenden,<br />

geschweige denn entspannt<br />

liegen, den angeborenen Sozialabstand<br />

einhalten, herumspringen<br />

oder mit Artgenossen spielen.<br />

Foto : © Maier Robert, SUTTER<br />

Auch die Einflüsterer der nicht<br />

weniger mächtigen Pharmalobby<br />

haben ihre Wirkung in Bundesbern<br />

nicht verfehlt. So bleiben belastende<br />

<strong>Tier</strong>versuche an Primaten ebenso<br />

weiterhin zulässig wie belastende<br />

<strong>Tier</strong>versuche für Tabakwaren oder<br />

Kosmetika und Körperpflegemittel.<br />

Dass der Bundesrat solches weiter<br />

zulassen will, ist aus tierschützerischer<br />

Sicht völlig unverständlich.<br />

Zoos geschont<br />

Die <strong>Tier</strong>schutzverordnung nimmt<br />

also in erster Linie private Heimtierhalter<br />

in die Pflicht, die landwirtschaftlichen<br />

Nutztierhalter bereits<br />

deutlich weniger. Den Zoos<br />

hingegen ist offenbar gar nichts<br />

zuzumuten – zum Beispiel die<br />

Straussenvogelgehege zu vergrössern.<br />

Die Mindestfläche, die bisher<br />

ohnehin nur für Landwirte und Private<br />

galt, wird für zwei Straussen<br />

sogar noch auf 500 Quadratmeter<br />

gesenkt. Zwei Tigern werden gerade<br />

mal 110 Quadratmeter zugestanden.<br />

Pech für die grösste Raubkatze<br />

der Welt : Die Zoos verhinderten<br />

eine Erhöhung auf immer noch<br />

mickrige 330 Quadratmeter.<br />

In Bundesbern gibt man sich<br />

derweil pragmatisch : Es würden<br />

nur Verordnungen erlassen, die<br />

auch umsetzbar seien. Nach dieser<br />

Logik müsste die Höchstgeschwindigkeit<br />

auf Autobahnen mindestens<br />

140 Stundenkilometer betragen. <br />

Alle Infos zur neuen<br />

<strong>Tier</strong>schutzverordnung im Detail :<br />

www.tiererichtighalten.ch<br />

Meldungen über <strong>Tier</strong>quälerei nehmen zu<br />

<strong>Tier</strong>schutzorganisationen sind besorgt : Meldungen über <strong>Tier</strong>quälereien haben<br />

in letzter Zeit deutlich zugenommen. Das Bundesamt für Veterinärwesen BVet<br />

vermutet hinter den Zahlen eher eine gestiegene Sensibilisierung der Bevölkerung.<br />

Laut dem BVet wurden 2006 insgesamt 592 Straffälle gemeldet, 105 oder<br />

rund 22 <strong>Pro</strong>zent mehr als im Vorjahr. In die Schlagzeilen geraten waren vor allem<br />

im Kanton Bern in den vergangenen Wintermonaten einige Landwirtschaftsbetriebe,<br />

wo <strong>Tier</strong>e unter miserablen Bedingungen dahinvegetierten. Als Reaktion<br />

darauf will der Kanton mit einer besseren Früherkennung von <strong>Pro</strong>blem- und<br />

Risikobetrieben und dem Aufbau eines vernetzten Kontrollsystems Fällen von<br />

<strong>Tier</strong>quälerei vorbeugen. (hpr)<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08


<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

Naturnahe Gärten<br />

VON ANANDA KUNZ<br />

Der tierfreundliche<br />

Naturgarten im Sommer<br />

Im Umfeld von uns Menschen haben mehr <strong>Tier</strong>e ihren Lebensraum<br />

als man vermutet. Damit im naturnahen Sommergarten unterschiedliche<br />

Kleinlebensräume für verschiedenste <strong>Tier</strong>e erhalten<br />

bleiben, sind einige wichtige Grundsätze zu beachten.<br />

Endlich wieder draussen ! Sommerliche<br />

Wärme. Der Mensch<br />

verweilt mehr in der Natur. Im<br />

Garten wird die gedeihende Schönheit<br />

gepflegt und gehegt. Wer dabei<br />

die wilden tierischen Mitbewohner<br />

einbezieht, trägt nicht nur zur Erhaltung<br />

einheimischer <strong>Tier</strong>arten<br />

bei, sondern erspart sich auch unnötige<br />

mühselige Arbeit. Dazu gehört<br />

der Kampf gegen so genannte<br />

« Schädlinge ». Doch « Schädlinge »<br />

gibt es nicht (wir berichteten). Ein<br />

Übermass an ungebetenen Gästen<br />

zeigt lediglich, dass im garteneigenen<br />

Ökosystem etwas aus dem<br />

Gleichgewicht geraten ist. Je vielgestaltiger<br />

der Lebensraum, also je<br />

abwechslungsreicher der naturnahe<br />

Garten, desto stabiler das Ökosystem.<br />

Die Schmetterlingsoase<br />

Symbol des Sommers und Lohn<br />

für ein paar abgefressene Blätter :<br />

Die Farbenpracht und Leichtigkeit<br />

der einheimischen « Sommervögel<br />

». Doch die Leichtigkeit trügt :<br />

Viele Schmetterlingsarten ringen<br />

mit dem Aussterben. Geeignete<br />

Lebensräume sind rar, denn ausgeräumte<br />

Agrarwüsten und gedüngte,<br />

gespritzte Gärten sind Gift<br />

für Schmetterlinge und Insekten.<br />

Wer diese schönen <strong>Tier</strong>e im Garten<br />

bewundern will, gärtnert daher<br />

biologisch, oder noch besser bio-<br />

Fotos : fankart – Peter Fankhauser<br />

logisch-dynamisch. Das bedeutet<br />

vollständiger Verzicht auf Dünger<br />

und Spritzmittel. Dazu brauchen<br />

Schmetterlinge die richtigen einheimischen<br />

Nektarpflanzen und<br />

Futterpflanzen für die Raupen.<br />

Selten oder gar nicht gemähte<br />

Blumenwiesen und Bracheflächen<br />

sind ideal. Neben verschiedenen<br />

Küchenkräutern eignet sich so manches<br />

« Unkraut » als Lebensgrundlage.<br />

Zum Beispiel die Brennnessel :<br />

Für verschiedene Falter ist sie von<br />

der Eiablage über die Kinderstube<br />

bis zur Verpuppung lebenswichtig.<br />

Die nesselnde Pflanze schützt und<br />

nährt die anmutigen Insekten zugleich.<br />

Zudem ist die Brennnessel<br />

eine hervorragende Heilpflanze. Sie<br />

enthält wichtige Mineralien und Vitamine<br />

und schmeckt auch in Suppe,<br />

Tee oder sogar im Salat.<br />

Lebensraum Wasser<br />

Warum lassen sich Schmetterlinge<br />

auch mal auf der schweissnassen<br />

Stirn oder auf dem Griff der Gar-<br />

21


22<br />

Naturnahe Gärten<br />

tenschaufel nieder ? Wegen der Mineralsalze.<br />

Reines Leitungswasser<br />

dagegen wird verschmäht. Bunte<br />

Falter lockt man daher auch mit<br />

Gefässen mit wasserdurchtränkter<br />

Erde an. Das Wasser löst Mineralien<br />

aus der Erde, welche die « Sommervögel<br />

» von der Oberfläche saugen.<br />

Ist eine solche Wasserstelle im Gar-<br />

Heilmittel im eigenen Garten<br />

ten etwas grösser, lockt sie neben<br />

weiteren Insekten auch Amphibien,<br />

Vögel und Kleinsäuger an. Gerade<br />

im Sommer, wenn es warm und trocken<br />

ist, wird die Wasserstelle zum<br />

magischen Anziehungspunkt.<br />

Es muss nicht immer ein grosser<br />

Weiher oder ein ausgewachsenes<br />

« Biotop » sein. Eine schöne Vogel-<br />

Wer sich im naturnahen Garten verletzt, pflegt und behandelt sich naheliegenderweise<br />

auch gleich natürlich. Bester Schutz und beste Hilfe sind gute Kenntnisse<br />

der Pflanzenwelt. Hier einige Beispiele hilfreicher Heilmittel aus heimischen<br />

Gärten und ihrer Umgebung, nach der Methodik der Homöopathie :<br />

• Bei Übermüdung durch Anstrengung, allen Arten von Verletzungen, besonders<br />

mit Bluten : Arnika.<br />

• Bei Stichwunden und Schnitten (geistig-seelisch und/oder körperlich) :<br />

Johanniskraut und Stephanskraut (Staphysagria).<br />

• Bei Insektenstichen, Schockzuständen, Notfällen aller Art, ob körperlich,<br />

geistig, oder seelisch : Storchenschnabel (Geranium robertianum).<br />

• Bewährtes Erstmittel bei heftigen Zuständen aller Art und ohne Schweiss :<br />

Eisenhut (Aconitum).<br />

• Dasselbe mit Schweiss : Tollkirsche (Belladonna).<br />

• Vergiftungen durch organische Substanzen : Meisterwurz (Imperatoria).<br />

• Beste Hilfe zum wichtigen Ausleiten allen « Übels » : Viel möglichst natürliches<br />

Wasser aus der Umgebung trinken (nicht zu stark mineralhaltiges Wasser !). (ak)<br />

tränke oder mehrere kleinere Wasserstellen<br />

genügen auch. Wichtig<br />

ist die Wahl des Standortes, denn<br />

die verschiedenen Gartenbewohner<br />

können sich in die Quere kommen.<br />

So sollte die Vogeltränke erhöht liegen,<br />

um nicht gleich zum Jagdplatz<br />

der Katze zu werden (siehe auch Beitrag<br />

Katzenjagd). Bei Wasserstellen<br />

am Boden helfen zum Beispiel mit<br />

Flusskieseln abgeflachte Ufer, Fröschen,<br />

Igeln, Insekten und anderem<br />

Getier, wieder an Land zu kriechen.<br />

Für die Wasserstellen und Bewässerung<br />

des Gartens eignet sich auch<br />

aus ökologischen Gründen Regenwasser<br />

besser als Leitungswasser.<br />

Für die meisten Pflanzen ist Wasser<br />

aus der herkömmlichen Regentonne<br />

besser als kaltes, kalkhaltiges<br />

Leitungswasser, und es wird so<br />

wieder seinem natürlichen Kreislauf<br />

zugeführt.<br />

Ein Zuhause für <strong>Tier</strong>e<br />

Das Nebeneinander von Baum und<br />

Wiese, Wasser und Steinmauer,<br />

Hecke und Gemüsebeet, Scheu-<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

Foto : fankart – Peter Fankhauser


Fotos : fankart – Peter Fankhauser<br />

nendach und Komposthaufen trägt<br />

dazu bei, dass <strong>Tier</strong>e und Pflanzen<br />

ganz viele verschiedene « Strukturen<br />

» in einem Garten vorfinden.<br />

Je grösser dieser kleinräumige<br />

« Strukturenreichtum », desto grösser<br />

die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

viele verschiedene <strong>Tier</strong>arten einen<br />

optimalen Lebensraum darin finden.<br />

Bestimmten <strong>Tier</strong>arten kann<br />

der Mensch noch zusätzlich ein geeignetes<br />

Zuhause bieten. So auch<br />

den Wildbienen. Sie werden immer<br />

seltener, da der Mensch ihre natürlichen<br />

Brutgelegenheiten verbaut.<br />

Wildbienen leben nicht in Bienenvölkern<br />

und sind kleiner als normale<br />

Honigbienen. Zudem stechen<br />

sie nicht. Bei der Bestäubung von<br />

Blumen spielen diese kleinen Insekten<br />

eine wichtige Rolle. Einfach zu<br />

bauende Wildbienennisthilfen sind<br />

ein Beitrag, ihren Artenbestand zu<br />

sichern (siehe Kasten).<br />

Igel sind ebenfalls gern gesehene<br />

Gäste im naturnahen Sommergarten.<br />

Schliesslich fressen sie vor<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

allem Nacktschnecken. Wer Igel in<br />

seinem Garten beherbergen will,<br />

muss auch ihnen genügend Unterschlupf<br />

bieten. Am besten eignen<br />

sich dafür altes Holz, aufgestapeltes<br />

Grünzeug, Hecken, wo das Laub<br />

liegen bleibt oder biologische Komposthaufen.<br />

Zudem bietet der Fachhandel<br />

Igelhäuser an, die sich aber<br />

auch selber herstellen lassen, beispielsweise<br />

aus gebranntem Lehm.<br />

Eine Tränke schätzen die stachligen<br />

Vierbeiner ebenfalls sehr. Achtung :<br />

Nie Milch geben ! Sie ist für Igel absolut<br />

unverträglich !<br />

Schneckenplage ?<br />

Kein <strong>Pro</strong>blem<br />

Wo Igel und andere Feinde fehlen,<br />

haben Nacktschnecken schon so<br />

manchen Gartenliebhaber zur Verzweiflung<br />

getrieben. So entstanden<br />

viele unakzeptable Lösungen<br />

zur Schneckenbekämpfung : Vom<br />

qualvollen Salzstreuen, über Schneckengift,<br />

das die Weichtiere inner-<br />

lich verbrennt, bis zum lebendigen<br />

Zerschneiden. Der Erfolg ist meist<br />

kümmerlich. Das einfachste Mittel,<br />

der Nacktschnecke beizukommen,<br />

ist genügend Unterschlupf für die<br />

Fressfeinde. Dazu gehören neben<br />

Igeln auch Spitzmäuse, Eidechsen,<br />

Kröten, diverse Vögel sowie<br />

Lauf- und Weichkäfer – und die<br />

geschützte Weinbergschnecke, die<br />

sich gern an Nacktschneckeneiern<br />

gütlich tut.<br />

23


24<br />

Naturnahe Gärten<br />

Eine weitere Möglichkeit ist,<br />

die Schnecke an einen gemeinsamen<br />

Ort zu locken, wo sie<br />

sich mit wenig Aufwand einsammeln<br />

und entfernen lassen. Schafft<br />

man künstlich schattig-feuchte<br />

Schlupfwinkel, zum Beispiel mit<br />

Bau einer Wildbienennisthilfe<br />

Das wird gebraucht : Ein schönes Stück naturbelassenes Holz (zum Beispiel eine<br />

Baumscheibe oder ein Holzblock aus Eiche, Buche, Robinie oder Obstbaum). Ein<br />

Bohrer mit unterschiedlich dicken Aufsätzen (2-10 Millimeter).<br />

So wird es gemacht : Unterschiedlich grosse Löcher in eine Seite des Holzstücks<br />

bohren. Die Löcher sollten tief in das Holz reichen, aber keinesfalls das Holz<br />

durchbohren ! Das Bienennisthaus muss mit der Löcherseite in Richtung Sonne<br />

zeigen und so lange als möglich von der Sonne beschienen werden. Die Nistwand<br />

sollte vor Wind und Wetter (vor allem Regen) geschützt sein. Im Laufe der<br />

Zeit werden einige Löcher vorne mit einem wachs- oder lehmartigen Pfropfen<br />

verschlossen sein – untrügliches Zeichen, dass ein Ei darin abgelegt wurde. Im<br />

darauf folgenden Jahr wird eine Wildbiene schlüpfen ! (ak)<br />

Brettern, unter die sich die Nacktschnecken<br />

gerne zurückziehen, sind<br />

sie dort leicht abzusammeln. Auch<br />

gewisse Pflanzen mögen die Schnecken<br />

nicht. Reihen von Borretsch,<br />

Kerbel, Knoblauch, Petersilie, Ringelblume,<br />

Senf, Salbei, Thymian,<br />

Jungvogel aus dem Nest gefallen – was tun ?<br />

Das kommt immer wieder vor : Ein Jungvogel fällt aus seinem Nest und wird<br />

vom Gartenbesitzer gefunden. Aus Unwissenheit bringen besorgte Menschen<br />

die Vögel oft ins nächste <strong>Tier</strong>heim oder zum <strong>Tier</strong>arzt. Das schadet mehr als es<br />

nützt, denn : die meisten solcher Jungvögel sind keineswegs elternlos. Vielleicht<br />

haben sie schon vor dem Flüggewerden das Nest verlassen und betteln<br />

aus umliegenden Büschen oder Bäumen ihre Eltern um Futter an. Nehmen Sie<br />

einen Jungvogel also nur dann weg, wenn sie sicher sind, dass er tatsächlich<br />

von seinen Eltern verlassen ist !<br />

Um dies zu klären, sollte man ihn aus sicherer Distanz wenigstens eine Stunde<br />

lang beobachten. Kümmert sich nicht doch eines der Elterntiere um den scheinbar<br />

hilflosen Jungvogel ? Oft genügt es, einen offen auf dem Boden sitzenden<br />

Jungvogel zur Sicherheit auf einen höher gelegenen Ast zu setzen – er ruft dann<br />

seine Eltern herbei. Ganz junge Vögel kann man auch wieder zurück ins Nest<br />

setzen. Vögel orientieren sich wesentlich weniger als Säugetiere am Geruchsinn<br />

und werden daher auch nach der Berührung durch den Menschen von den Eltern<br />

wieder angenommen. (ak)<br />

Ysop oder Kamille dienen als natürlicher<br />

Schutzwall.<br />

Exotische Bedrohung<br />

Viele neue Gefahren für den naturnahen<br />

Garten ergeben sich aus<br />

der Tatsache, dass im Zuge der<br />

Multikultivierung immer mehr und<br />

immer neue art- und ortfremde<br />

Pflanzen und <strong>Tier</strong>e eingeschleppt<br />

werden. Diese bedrohen das heimische<br />

Natur- und Kulturgefüge.<br />

Wo allerdings alte einheimische<br />

Obstbäume und Pflanzen, eine<br />

Wasserstelle, ein Komposthaufen,<br />

eine Steinmauer und vielleicht<br />

eine alte Scheune vorhanden sind,<br />

wo keine chemischen Mittel eingesetzt<br />

werden und der Boden<br />

deshalb mit vielen vermeintlichen<br />

« Unkräutern » bedeckt ist – in einer<br />

solchen Umgebung werden sich<br />

viele einheimische <strong>Tier</strong>e einfinden<br />

und wohl fühlen. Zur Freude<br />

der Natur und jedem tierliebenden<br />

Gartenbesitzer. <br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

Fotos : fankart – Peter Fankhauser (Fotoarchiv H.P. Roth)


Hochschulen ziehen<br />

ans Bundesgericht<br />

Der Streit um die Forschung an Primaten zieht weitere Bahnen : Die<br />

Universität und die ETH Zürich wollen, dass das Bundesgericht zwei<br />

blockierte Versuche mit Affen neu beurteilt.<br />

Die zwei Hochschulen fechten<br />

damit einen Entscheid<br />

des Zürcher Verwaltungsgerichts<br />

an, das zwei Experimente<br />

des Instituts für Neueroinformatik<br />

von Uni und ETH Zürich für rechtswidrig<br />

erklärte. Bei den blockierten<br />

Versuchen sollten Makaken – eine<br />

asiatische Affenart – zum Einsatz<br />

kommen.<br />

Mit ihrem Weiterzug ans Bundesgericht<br />

erhoffen sich die Hochschulen<br />

eine Klärung, unter welchen<br />

Bedingungen in der Schweiz<br />

biomedizinische Grundlagenforschung<br />

mit Primaten überhaupt<br />

noch betrieben werden kann, wie<br />

sie heute mitteilten.<br />

Gravierende Konsequenzen<br />

befürchtet<br />

Ein Verbot der Versuche mit Primaten<br />

hätte laut den Hochschulen gravierende<br />

Konsequenzen. Versuche<br />

mit Primaten seien aus der heutigen<br />

biomedizinischen Forschung nicht<br />

mehr wegzudenken. Die Schweiz<br />

würde sich mit dieser Beschränkung<br />

auf einen problematischen<br />

Alleingang begeben und sich international<br />

einen massiven Wettbewerbsnachteil<br />

einhandeln, heisst<br />

es in der Mitteilung. « Der Entscheid<br />

entzieht dem Forschungsplatz Zürich<br />

die Basis für eine erfolgreiche<br />

Grundlagenforschung in wichtigen<br />

Gebieten der Life Sciences », wird<br />

<strong>Pro</strong>fessor Peter Chen, Vizepräsident<br />

Forschung der ETH Zürich, in der<br />

Mitteilung zitiert.<br />

« Der Hochschulplatz Zürich<br />

würde seine weltweite Spitzenposition<br />

verlieren, wenn die Grundlagenforschung<br />

in dieser Weise<br />

eingeschränkt wird », glaubt auch<br />

<strong>Pro</strong>fessor Heini Murer, <strong>Pro</strong>rektor<br />

Medizin und Naturwissenschaften<br />

der Universität Zürich. Auch befürchtet<br />

er, dass Spitzenforscher<br />

dem Zürcher Institut den Rücken<br />

kehren könnten.<br />

Durchbrüche nur<br />

bei langfristiger<br />

Forschungstätigkeit<br />

Die <strong>Tier</strong>versuchskommission, die<br />

mit ihrem Rekurs bei der Zürcher<br />

Gesundheitsdirektion am Anfang<br />

des juristischen Streits steht, hatte<br />

ins Feld geführt, dass bei Versuchen<br />

mit Primaten zwischen dem verursachten<br />

<strong>Tier</strong>leid und dem erhofften<br />

Erkenntnisgewinn abzuwägen sei<br />

und dass die Bilanz in diesem Fall<br />

die Experimente nicht rechtfertige.<br />

Das Verwaltungsgericht vertrat in<br />

seiner Argumentation ebenfalls die<br />

Meinung, der erkennbare praktische<br />

Nutzen der Versuche sei zu unsicher.<br />

<strong>Tier</strong>versuche sind in der Schweiz<br />

explizit zulässig – aber nur wenn<br />

diese Güterabwägung sie zulässt.<br />

Demgegenüber argumentierte<br />

<strong>Pro</strong>fessor Murer, Durchbrüche in<br />

der Forschung könnten nur dann<br />

erzielt werden, wenn sie langfristig<br />

ausgelegt sei und sich nicht auf<br />

einen kurzfristig erzielten Nutzen<br />

konzentriere. « Es liegt in der Natur<br />

von Grundlagenexperimenten, dass<br />

ungewiss ist, wann sich eine konkrete<br />

Anwendung ableiten lässt »,<br />

wird auch <strong>Pro</strong>fessor Chen zitiert. <br />

Tages-Anzeiger<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

25<br />

Foto : © REUTERS/THOMAS PETER


<strong>Tier</strong>schutz<br />

Drama Katzenjagd<br />

Auf Katzen schiessen ? In den meisten Kantonen ist dies erlaubt.<br />

Sofern eine Katze im Wald oder in abgelegener Natur herumstreunt,<br />

heisst es für Jäger « Feuer frei ». Eine erschreckende Tatsache, die<br />

aber ihre Gründe hat.<br />

VON HANS PETER ROTH<br />

Rund 18 000 Katzen verschwinden<br />

pro Jahr in der Schweiz.<br />

Für die betroffenen Katzenliebhaber<br />

meist ein Drama, verbunden<br />

mit verzweifelter Suche,<br />

mit Inseraten, Umfragen in der<br />

Nachbarschaft, zwischen Bangen<br />

und Hoffen. Sehr oft bleibt das<br />

Schmusetier für immer verschwunden.<br />

Entlaufen, verirrt, überfahren,<br />

durch Artgenossen, Hunde oder wilde<br />

<strong>Tier</strong>e verletzt, erkrankt, gestorben.<br />

Oder abgeschossen – durch<br />

Jäger, ganz legal.<br />

Im aargauischen Jagdgesetz<br />

etwa ist es Jägern erlaubt, « streunende<br />

Katzen, die mindestens 50<br />

Meter innerhalb des Waldrandes<br />

oder 400 Meter vom nächsten Haus<br />

entfernt angetroffen werden, zu beseitigen<br />

». Die meisten Kantone der<br />

Schweiz kennen ähnliche Gesetze.<br />

Keine Meldepflicht<br />

Die Katzenjagd thematisierte im vergangenen<br />

Februar auch die Boulevard-Zeitung<br />

« Blick » und heizte<br />

die Emotionen an mit Aussagen<br />

wie : « Die süssen Büsi ! Für Jäger<br />

sind sie also Freiwild. » Faktum ist,<br />

dass gewisse Jäger tatsächlich auf<br />

Katzen schiessen, dies in den oben<br />

beschriebenen Gebieten dürfen<br />

und sich teilweise sogar öffentlich<br />

als Katzenjäger bekennen. Erhard<br />

Huwyler, Präsident des Aargauischen<br />

Jagdschutzvereins, schränkte<br />

gegenüber dem « Blick » indes ein :<br />

« In den letzten Jahren ist mir kein<br />

Katzenabschuss bekannt. » Doch es<br />

26 26<br />

gibt schweizweit keine Zahlen. Denn<br />

es besteht nicht einmal eine Meldepflicht<br />

für erschossene Haustiere.<br />

Tatsache ist aber auch, dass<br />

Katzen in freier Natur nicht nur<br />

Mäusen nachstellen, sondern so<br />

ziemlich alles jagen, was ihnen zwischen<br />

die Krallen kommt. So sind<br />

die von Natur aus hier nicht heimischen<br />

Katzen auch eine Gefahr<br />

für junge Feldhasen oder Bodenbrüter.<br />

« In den Wohngebieten der<br />

Deutschschweiz haben Hauskatzen<br />

zudem die Zauneidechse fast ausgemerzt.<br />

Im Tessin bedrohen sie die<br />

Smaragdeidechse », ergänzt Katzenjäger<br />

Franz S. « Ganz zu schweigen<br />

von den Vögeln, die aufgrund dieser<br />

ständigen Bedrohung in Angst und<br />

Stress leben. » In Australien habe<br />

der Import von Katzen zur Ausrottung<br />

von 37 <strong>Tier</strong>arten geführt.<br />

Gefährliche<br />

« Katzenliebe »<br />

Es mag auf den ersten Blick paradox<br />

erscheinen, wenn ausgerechnet in<br />

dieser Zeitschrift ein Katzenjäger zitiert<br />

wird. Doch als <strong>Tier</strong>schützer/in<br />

darf man sich der Argumentation<br />

Katze vermisst ?<br />

etwa des Aargauer Jagdgesetzes,<br />

das Wild sei « vor Katzen und Hunden,<br />

die ihm nachstellen und es gefährden,<br />

angemessen zu schützen »,<br />

auch nicht verschliessen. Denn der<br />

Druck der 1,35 Millionen Schweizer<br />

Hauskatzen auf die einheimische<br />

Fauna ist tatsächlich enorm. Und<br />

die Beutetiere, darunter auch zahlreiche<br />

bedrohte Reptilien-, Amphibien-<br />

und Vogelarten, erleiden unter<br />

dem Jagd- und Spieltrieb der Katzen<br />

oft einen qualvollen Tod ; dabei<br />

werden sie von den wohlgenährten<br />

Stubentigern am Ende häufig nicht<br />

einmal gefressen.<br />

Dazu kommt, dass die Schweizer<br />

Hauskatze auch ihre nahe Verwandte,<br />

die einheimische Wildkatze bedroht<br />

– aus einem ganz paradoxen<br />

Grund : « Katzenliebe » ! Streunende<br />

Hauskatzen können in abgelegenen<br />

Waldpartien – etwa im Jura<br />

– durchaus auf Wildkatzen stossen<br />

und sich mit ihnen kreuzen. Mit der<br />

Folge, dass die Wildkatzen sich zunehmend<br />

mit Hauskatzen mischen,<br />

dadurch ihre genetische Reinheit<br />

verlieren und letztlich als Art ganz<br />

verschwinden könnten. Es gibt also<br />

– leider – durchaus Argumente,<br />

streunende Katzen im Wald und in<br />

der abgelegenen Natur zu bekämpfen.<br />

Es gibt aber auch die Möglichkeit,<br />

sein Büsi vor einem drohenden<br />

Abschuss bestmöglich zu schützen<br />

– indem man ihm ein gut sichtbares<br />

Halsband umhängt. <br />

Findeltiermeldestellen Schweiz<br />

Kommt eine Katze nicht mehr nach Hause, dann kann man eine Suchanzeige<br />

aufgeben unter www.tierschutz.ch/cms/de/findeltiermeldestgellen.html.<br />

<strong>Tier</strong>ärzte und <strong>Tier</strong>schutzvereine empfehlen freilaufende Katzen zu chipen. So<br />

können Besitzer von aufgefundene und / oder verletzten <strong>Tier</strong>en rasch ausfindig<br />

gemacht und benachrichtigt werden.<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

Foto : © Maier Robert / SUTTER


Grosse Beutegreifer<br />

Der Steinadler hat die<br />

Schweiz zurückerobert<br />

Vor 50 Jahren war er in der Schweiz<br />

beinahe ausgerottet. Heute geht es<br />

dem « König der Lüfte » ausgezeichnet.<br />

Nachhaltiger Erfolg im Naturschutz<br />

ist möglich – auch bei Beutegreifern !<br />

Der Steinadler ist Beweis und<br />

Symbol dafür.<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

27


VON ANANDA KUNZ<br />

Seine Flügelspannweite erreicht<br />

beeindruckende 2,2 m.<br />

Und seine Augen sind unglaublich<br />

scharf. So hat man nachgewiesen,<br />

dass ein Steinadler einen<br />

Hasen noch auf eine Distanz von<br />

einem Kilometer entdecken kann.<br />

Während er über Kämme und Gipfel<br />

der Alpen segelt, sucht der majestätische<br />

Überraschungsjäger den<br />

Boden unter sich nach Beutetieren<br />

wie Fuchs, Murmeltier oder eben<br />

Hase, aber auch nach Aas ab.<br />

28<br />

Als der Steinadler 1953, kurz<br />

vor seiner endgültigen Ausrottung<br />

in der Schweiz, vom Bundesrat<br />

endlich unter Schutz gestellt wurde,<br />

ging ein Aufschrei durchs Land.<br />

Adler-Gegner empörten sich heftig.<br />

Denn vor 50 Jahren schlugen dem<br />

Steinadler ähnliche unsinnige Vorurteile<br />

entgegen, wie heute mancherorts<br />

den einheimischen Grossraubtieren<br />

: Lämmerräuber, Kindstöter,<br />

Verderber des Jagdwildes.<br />

Wegen solchen « Begründungen »<br />

verfolgte der Mensch die Steinadler<br />

in ganz Europa gnadenlos mit<br />

Foto : © Dragesco Eric/SUTTER<br />

Flinte, Fangeisen und Giftködern.<br />

Adlerhorste wurden ausgenommen<br />

und zerstört. Bereits im 17. Jahrhundert<br />

begann die systematische<br />

Ausrottung des Steinadlers, parallel<br />

zu Braunbär, Wolf, Luchs, Bartgeier<br />

und anderen Beutegreifern.<br />

Heute wird er bewundert<br />

Trotz der intensiven Verfolgung<br />

im gesamten Alpenraum überlebten<br />

einige Steinadler auch in den<br />

Schweizer Bergen, da gewisse<br />

Horste unzugänglich blieben. Vielleicht<br />

bewahrte den Adler auch ein<br />

gewisser Respekt, der dem « König<br />

der Lüfte » trotz allem entgegengebracht<br />

wurde, vor der vollständigen<br />

Ausrottung. Weil er einst über den<br />

Grossteil der nördlichen Halbkugel<br />

verbreitet war, wegen der menschlichen<br />

Bewunderung für seine Flugkünste<br />

und seine Angriffslust, aber<br />

auch wegen des intuitiven Wissens<br />

um seine tiefe symbolische Bedeutung<br />

ist der Adler nicht von ungefähr<br />

eines der bedeutendsten Sagen-<br />

und Wappentiere.<br />

Ab den 50er Jahren erholte<br />

sich der Steinadler in der Schweiz<br />

langsam aber stetig. Die Vorurteile<br />

wurden allmählich begraben. Kaum<br />

Foto : © Dragesco Eric/SUTTER<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08


Foto : © Dragesco Eric/SUTTER<br />

noch jemand, der das imposante<br />

Flugtier heute als Jagdkonkurrent<br />

oder als Feind der Nutztiere betrachtet.<br />

Fast uneingeschränkt geniesst<br />

er Bewunderung als « König der Lüfte<br />

». In den Alpen ist es fast nur noch<br />

eine Frage der Geduld, einen dieser<br />

faszinierenden Vögel beobachten zu<br />

können : Jedes geeignete Revier ist<br />

von einem Adlerpaar besetzt. Kurz :<br />

Dem Steinadler geht es blendend.<br />

Rund 300 Brutpaare leben in den<br />

Schweizer Alpen und Voralpen.<br />

Mehr sind von Natur aus nicht<br />

möglich. Denn ein Steinadler-Paar<br />

beansprucht ein Revier von rund<br />

100 Quadratkilometern Fläche.<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

Foto : © Albert Visage/SUTTER<br />

Hoffnung für die<br />

Grossraubtiere<br />

Die Revier besitzenden Paare bleiben<br />

lebenslänglich beisammen.<br />

Artgenossen werden rabiat aus dem<br />

Revier vertrieben. Diese Revierverteidigung<br />

kann so Kräfte raubend<br />

sein, dass die eigene Brut verloren<br />

geht. Diese Selbstregulation sorgt<br />

jederzeit für einen Adlerbestand,<br />

der dem Lebensraum und dem<br />

Nahrungsangebot angepasst ist.<br />

Die optimale Bestandesdichte reguliert<br />

sich also selbst. Dies würde<br />

auch für Wolf, Bär und Luchs in der<br />

Schweiz gelten (siehe hierzu auch<br />

den Raubtier-Update auf der Seite<br />

12), hätten nicht gewisse Jagdfanatiker<br />

oder paranoide Nutztierzüchter<br />

ihre stereotypen Einwände<br />

dagegen.<br />

So gesehen ergeht es Bär, Wolf<br />

und Luchs in der Schweiz heute wie<br />

dem Adler vor 50 Jahren. Die Akzeptanz<br />

ist zwar da, aber noch nicht in<br />

allen Bevölkerungskreisen. Und die<br />

Schutzbestrebungen für die grossen<br />

einheimischen Beutegreifer werden<br />

durch Sabotageakte (sprich Tötungen)<br />

von ewiggestrigen Renitenten<br />

heute ebenso unterlaufen wie vor<br />

50 Jahren beim Steinadler. Trotzdem<br />

stimmt die Erfolgsgeschichte<br />

des Steinadlers in der Schweiz optimistisch.<br />

Vielleicht sind Wolf, Bär<br />

und Luchs in 50 Jahren genauso<br />

verbreitet, selbstverständlich geduldet<br />

und gern gesehen wie heute<br />

der Adler – oder schon viel früher.<br />

Hoffentlich. <br />

29


Der Steinadler.<br />

30<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08


Foto : © Von Ah Marc/SUTTER<br />

Foto : zvg <strong>Pro</strong>SpecieRara<br />

Agro-Biodiversität<br />

Bedrohte Schweizer Nutztierrassen<br />

Die Stiefelgeiss<br />

Robust, genügsam, geländegängig, gesund. Das ist die Stiefelgeiss.<br />

Eine Ziege, die kaum Haltungsprobleme und wenig Haltungskosten<br />

verursacht. Für die extremen Bedingungen im Berggebiet eignet<br />

sie sich bestens.<br />

Ob Kälte, Hitze oder Sturm :<br />

Stiefelgeissen ertragen die<br />

harten Wetterumschläge<br />

der Föhntäler im Gegensatz zu<br />

anderen Ziegenrassen problemlos.<br />

Dazu sind sie auch buchstäblich<br />

dickhäutiger.<br />

Diese Robustheit und Widerstandsfähigkeit<br />

machen die Stiefelgeissen<br />

zu geeigneten Partnern<br />

für die Landschaftspflege. Hier<br />

werden sie vor allem gegen die<br />

Verbuschung und Verwaldung eingesetzt.<br />

Denn die Stiefler haben einen<br />

besonders grossen Appetit auf<br />

Blattwerk, Knospen und Rinden.<br />

Ihre dicke Haut hilft den <strong>Tier</strong>en<br />

bei extremen klimatischen Bedingungen<br />

und die eher kleinen Euter<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

erleichtern das Bewegen im Busch-<br />

und Astwerk. Bei der Sömmerung<br />

auf der Alp werden sie in höchsten<br />

Höhen beobachtet – zuweilen sogar<br />

zusammen mit Steinböcken. Vielleicht<br />

gibt es daher Vermutungen,<br />

das Steinwild könnte einen Einfluss<br />

auf die Rasse gehabt haben. Laien<br />

verwechseln die Stiefelgeissen<br />

gerne mit den sehr verbreiteten<br />

gemsfarbigen Gebirgsziegen, von<br />

denen sie sich jedoch mit ihrer typischen<br />

Grannen-Behaarung und<br />

dem seidenmatten Fell unterscheiden<br />

– während die gemsfarbigen<br />

Ziegen ein kurzes, glänzendes Fell<br />

haben. Je nach Beinfarbe unterscheidet<br />

man « Schwarzstiefel » und<br />

« Braunstiefel ».<br />

In letzter Minute gerettet<br />

Die Stiefelgeiss stammt aus der Region<br />

St. Galler Oberland/Walensee.<br />

Karge Futterbedingungen und extreme<br />

Witterungsverhältnisse formten<br />

eine Ziege, die dem rauen Leben in<br />

den Bergen angepasst ist. Vitalität<br />

und Berggängigkeit waren wichtig.<br />

Die Milchleistung kam erst an<br />

zweiter Stelle. 1909 wurde die Stiefelgeiss<br />

erstmals als eigenständige<br />

Rasse vorgestellt.<br />

Als die Stiftung « <strong>Pro</strong>SpecieRara »<br />

1983 das Erhaltungsprojekt in Quinten<br />

startete, war die Stiefelgeiss fast<br />

ausgestorben. Zuchtgruppen vor allem<br />

in der Nordostschweiz retteten<br />

die akut bedrohte Rasse in letzter<br />

Minute. Anfang der 90er Jahre erwachte<br />

im St. Galler Oberland das<br />

Interesse an der Stiefelgeiss neu, so<br />

dass heute Sargans und das Weisstannental<br />

wieder das Zuchtzentrum<br />

für die Stiefelgeiss sind. Dieses Jahr<br />

startet der Stiefelgeissen-Züchterverein<br />

das so genannte Hirtiprojekt,<br />

das die Milchziegenhaltung mit der<br />

robusten Rasse nach alter Sitte wieder<br />

belebt. (hpr) <br />

Mehr Infos<br />

Die Stiefelgeissen werden vom<br />

« Stiefelgeissen-Züchterverein<br />

Schweiz » SGS, www.stiefelgeiss.ch<br />

gefördert. Präsident : Bernhard<br />

Aggeler, Tilserstrasse, 8889 Plons,<br />

Tel. 081 723 35 76. Zuchtbuchführung<br />

und <strong>Tier</strong>vermittlung : Andreas<br />

Zingg, Dorfstrasse 21, 8966 Oberwil-Lieli,<br />

Tel. 056 633 82 01.<br />

Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeit<br />

mit « <strong>Pro</strong>SpecieRara »,<br />

der Schweizerischen Stiftung für die<br />

kulturhistorische und genetische<br />

Vielfalt von <strong>Tier</strong>en und Pflanzen,<br />

realisiert. « <strong>Pro</strong>SpecieRara » setzt<br />

sich seit 1982 für die Rettung und<br />

den Erhalt der Vielfalt der Nutztiere<br />

und Kulturpflanzen ein – für<br />

unser genetisches wie kulturelles<br />

Erbe. Letztes Jahr feierte « <strong>Pro</strong>SpecieRara<br />

» sein 25-jähriges Bestehen.<br />

www.prospecierara.ch<br />

31


Inserat<br />

32<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08


Kurznachrichten<br />

Rund ein Drittel<br />

aller <strong>Tier</strong>arten in<br />

letzten 35 Jahren<br />

verschwunden<br />

Land- und Süsswasserbewohner<br />

im asiatisch-pazifischen<br />

Raum besonders betroffen<br />

Frankfurt – Seit 1970 ist die<br />

biologische Vielfalt des Planeten<br />

um 27 <strong>Pro</strong>zent zurückgegangen.<br />

« Wir verzeichnen<br />

einen drastischen Verlust<br />

von einem Drittel der<br />

Arten », sagt Christoph Heinrich,<br />

Leiter Naturschutz beim<br />

WWF Deutschland. « Zwar<br />

scheinen die zahlreichen<br />

Massnahmen für den Artenschutz<br />

jetzt stabilisierend zu<br />

wirken, aber die Naturzerstörungstrends<br />

– Klimawandel,<br />

Überfischung und Entwaldung<br />

– verschlimmern sich<br />

im Gegenzug immer mehr. »<br />

Eine Trendwende sei derzeit<br />

nicht in Sicht.<br />

Der « Living Planet Index »<br />

(www.cbd.int) misst anhand<br />

der Daten von 4000 Populationen<br />

in fast 1500 Arten<br />

– darunter Fische, Amphibien,<br />

Reptilien, Vögel und<br />

Säugetiere – die Entwicklung<br />

der globalen Wildtierbestände.<br />

« Wenn eine solche<br />

Art abnimmt, dann gibt<br />

dieser Umstand Hinweis<br />

darauf, dass auch mit dem<br />

gesamten Ökosystem etwas<br />

nicht stimmt und womöglich<br />

auch andere Arten<br />

gefährdet sind », sagt Heinrich.<br />

Im asiatisch-pazifischen<br />

Raum ist der Index für Land-<br />

und Süsswasserarten um<br />

70 <strong>Pro</strong>zent gefallen, auch in<br />

Europa habe der Index um<br />

35 <strong>Pro</strong>zent abgenommen.<br />

Dennoch gibt es auch erfreuliche<br />

Entwicklungen im<br />

aktuellen Bericht. Einzelne<br />

Arten, wie etwa die Grüne<br />

Meeresschildkröte in Costa<br />

Rica oder Wolf und Lachs<br />

Foto : wwf.de<br />

in Europa haben sich erholt.<br />

« Für diese Arten wurden<br />

ganz gezielt Schutzmassnahmen<br />

ergriffen », meint<br />

Heinrich. Auch Seeadler<br />

und Kranich seien positive<br />

Beispiele. « Hier haben wir<br />

grandiose Populationsentwicklungen<br />

erlebt, weil konkrete<br />

Massnahmen ergriffen<br />

und die <strong>Tier</strong>e gesetzlich unter<br />

Schutz gestellt wurden. »<br />

Das internationale Ziel, den<br />

Verlust der biologischen Vielfalt<br />

bis zum Jahr 2010 stoppen<br />

zu können, sieht der<br />

WWF jedoch in weiter Ferne.<br />

Neben der Beanspruchung<br />

von Lebensraum vereinnahme<br />

der Mensch aber auch<br />

stetig mehr natürliche Ressourcen.<br />

Seit Beginn der<br />

1960er Jahre habe dieser<br />

Faktor laut WWF-Bericht um<br />

250 <strong>Pro</strong>zent zugenommen.<br />

So stehen jedem Erdbewohner<br />

1,8 Hektar Fläche zur Deckung<br />

seiner Bedürfnisse zur<br />

Verfügung, tatsächlich aber<br />

betrug der Bedarf im Jahr<br />

2003 etwa 2,23 Hektor pro<br />

Person. Um die Bedürfnisse<br />

der Deutschen zu decken sind<br />

gar 4,5 Hektar pro Einwohner<br />

nötig. (Claudia Misch,<br />

pressetext.deutschland)<br />

Die Überfischung setzt<br />

dem Hammerhai stark zu<br />

China :<br />

Kleine Menschenaffenarten<br />

bedroht<br />

Unter-Gattung sang- und<br />

klanglos ausgestorben ?<br />

Zürich – Menschenaffen in<br />

China sind vom Aussterben<br />

stärker bedroht als anderswo.<br />

Jüngst mussten Anthropologen<br />

der Universität Zürich<br />

www.aim.uzh.ch feststellen,<br />

dass eine weitere Gibbon-Art<br />

ausgestorben ist, nämlich der<br />

ausschliesslich in der chinesischen<br />

<strong>Pro</strong>vinz Yunann<br />

beheimatete Hylobates lar<br />

Yunnan-Weisshandgibbon.<br />

« In China haben die Menschenaffen<br />

nahezu 99 <strong>Pro</strong>zent<br />

ihres ursprünglichen<br />

Lebensraumes durch Zerstörung<br />

verloren », berichtet<br />

Studienleiter Thomas Geissmann.<br />

Die geschrumpften,<br />

noch verbleibenden Gebiete<br />

der verschiedenen Weissgibbon-Unterarten<br />

liegen alle im<br />

Naturreservat Nangunhe. Im<br />

Jahr 1988 sei der Yunnan-<br />

Weisshandgibbon dort zum<br />

letzten Mal gesichtet worden,<br />

seine lauten, melodischen<br />

Rufe wurden zuletzt 1992<br />

gehört. Nach zweiwöchiger<br />

Feldarbeit in den Wäldern<br />

des Reservats kam das Forschungsteam<br />

jedoch zu dem<br />

Schluss, dass diese Gibbonart<br />

nicht länger Bestandteil<br />

der chinesischen <strong>Tier</strong>welt<br />

ist. « Auch der Weisswangen-<br />

Schopfgibbon ist kritisch bedroht.<br />

Geissmann : « Es weiss<br />

schlicht niemand, ob es ihn<br />

noch gibt. Gut möglich, dass<br />

auch diese Art in den 1990er<br />

Jahren sang- und klanglos<br />

ausgestorben ist. » Vom<br />

Cao-Vit-Schopfgibbon gebe<br />

es derzeit nurmehr weniger<br />

als 100 Vertreter, beim Hainan-Gibbon<br />

sei es gar nur<br />

noch ein Dutzend. Der Verlust<br />

des Yunnan-Weisshandgibbons<br />

könnte also der Anfang<br />

einer Welle der Ausrottung<br />

sein, der die meisten der<br />

chinesischen Menschenaffen<br />

zum Opfer fallen könnten.<br />

Gemäss Geissmann engagiert<br />

sich einzig die Organisation<br />

« Gibbon Conservation<br />

Alliance » (www.gibboncon<br />

servation.org) spezifisch für<br />

Der in China<br />

beheimatete<br />

Yunnan-<br />

Weisshandgibbon<br />

ist ausgestorben.<br />

den Schutz und Erhalt der<br />

Gibbons. Für einen effektiven<br />

Artenschutz sei das viel<br />

zu wenig. Dabei mache die<br />

Familie der Gibbons mit ihren<br />

16 Unterarten rund 70<br />

<strong>Pro</strong>zent der Menschenaffen<br />

überhaupt aus. « Die grossen<br />

Menschenaffen sind<br />

für die meisten Menschen<br />

und Wissenschaftler attraktiver.<br />

Denn die Kleinen, die<br />

mitten im Urwald auf teilweise<br />

40 Meter hohen Bäumen<br />

sitzen, sind auch viel<br />

schwerer zu beobachten »,<br />

meint Geissmann. « Unsere<br />

Arbeit ist nur ein Tropfen<br />

auf den heissen Stein,<br />

aber irgendwo muss man ja<br />

anfangen. » (Claudia Misch,<br />

pressetext.deutschland)<br />

Island gibt wieder<br />

grünes Licht für<br />

Walfang<br />

Wirtschaftliche Nachteile<br />

für die Insel<br />

Reykjavik/London – Islands<br />

kommerzieller Walfang hat<br />

erneut begonnen. Nach heftigen<br />

Debatten zwischen Fischern<br />

und der Regierung<br />

wurde die Quote nun auf<br />

eine unbegrenzte Zahl von<br />

Finn- und 40 Minkewalen<br />

festgesetzt. Fischer hatten<br />

zuvor die Erlaubnis zum Abschuss<br />

von 100 Minkewalen<br />

gefordert. Die Entscheidung<br />

kommt nach wochenlangen<br />

Streitigkeiten auf der Insel<br />

im Nordatlantik. Umweltgruppen<br />

warnen indessen<br />

davor, dass der Walfang die<br />

Wirtschaftskrise im nordeu-<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08 33<br />

Foto : Uni Zürich


34<br />

Kurznachrichten<br />

ropäischen Land noch verschärfen<br />

werde.<br />

Seit dem Ende des Walfang-<br />

Moratoriums ist die diesjährige<br />

Walfang-Saison die<br />

dritte in Folge. Zwar liege<br />

die Quote der in Island gefangenen<br />

Wale deutlich unter<br />

jener Norwegens und Japans,<br />

dennoch werfen Kritiker<br />

der Regierung des Landes<br />

vor, dass sie sich nach<br />

aussen als natürliches, ökologisch<br />

einwandfreies und<br />

grünes Land präsentiere.<br />

« Wir raten der isländischen<br />

Regierung dringend dazu,<br />

die Entscheidung über den<br />

Walfang nochmals zu überdenken<br />

», äusserte etwa Robbie<br />

Marsland vom « International<br />

Fund for Animal Welfare<br />

» IFAW www.ifaw.org.<br />

Die Rückkehr zum Walfang<br />

könnte dem Land und damit<br />

auch der ohnehin fragilen<br />

Wirtschaft der 103 000 Quadratkilometer<br />

grossen Insel<br />

enormen Schaden zufügen.<br />

Darunter würde auch der Ruf<br />

des Landes weltweit leiden.<br />

Islands Wirtschaft ist ohnehin<br />

ziemlich schwach auf<br />

den Beinen : Die Inflationsrate<br />

liegt bei elf <strong>Pro</strong>zent jährlich,<br />

die Zinsen betragen bis zu 15<br />

<strong>Pro</strong>zent. Der Fremdenverkehr<br />

als wachsender Wirtschaftszweig<br />

setzt bei der Vermarktung<br />

des Landes auf dessen<br />

ungestörte und unberührte<br />

Natur. « Whale-Watching »<br />

hat sich als stark wachsender<br />

Zweig etabliert. Die nunmehrigen<br />

Bestrebungen Wale zu<br />

jagen, stehen diesem Vorhaben<br />

nun entgegen. Marsland<br />

betont, dass das « Whale-<br />

Watching » als Industriezweig<br />

mehr wiege, als der Walfang.<br />

Immer lauter werden auf der<br />

Insel auch Gerüchte, wonach<br />

einige der Politiker eher die<br />

Interessen der IFAW vertreten<br />

als jene der Fischer. Dies<br />

sei auch der Grund gewe-<br />

sen, dass man wochenlang<br />

über die Quoten verhandelt<br />

habe. Die Entscheidung<br />

oblag schliesslich dem Fischerei-Ministerium,<br />

das mit<br />

dem Argument vorpreschte,<br />

der Bestand von insgesamt<br />

174 000 Minkewalen im<br />

Nordatlantik sei durch die<br />

Jagd auf 40 kaum gefährdet.<br />

Ein Hauptargument der isländischen<br />

Fischer war dahingehend,<br />

dass die Isländer so<br />

gerne Walfleisch verzehren.<br />

Eine von der IFAW durchgeführte<br />

Untersuchung des Gallup-Instituts<br />

ergab allerdings,<br />

dass nur 1,1 <strong>Pro</strong>zent der Befragten<br />

ein- oder mehrmals<br />

pro Woche Walfleisch essen,<br />

hingegen 82,4 <strong>Pro</strong>zent der 16-<br />

bis 24-jährigen Isländer dieses<br />

nicht berühren.<br />

Fledermäuse helfen<br />

bei der Aufforstung<br />

tropischer Wälder<br />

Berlin – Evolutionäre Ökologie.<br />

Wie Fledermäuse die<br />

Regeneration tropischer Regenwälder<br />

fördern können,<br />

einfach und kostengünstig :<br />

Forscher des Leibniz Institutes<br />

für Zoo- und Wildtierforschung<br />

Berlin (IZW)<br />

www.izw-berlin.de und der<br />

Universität Erlangen-Nürnberg<br />

www.uni-erlangen.de<br />

brachten für eine Langzeitstudie<br />

in Costa Rica künstliche<br />

Tagesquartiere, die hohen<br />

Baumstämmen und somit<br />

den natürlichen Behausungen<br />

der fliegenden Säuger<br />

ähneln, auf gerodeten Flächen<br />

an, um die Ansiedlung<br />

zu begünstigen und die Fledermäuse<br />

gezielt zu konzentrieren.<br />

Denn diese Flugtiere<br />

verbreiten durch ihre Ausscheidungenverschiedenste<br />

Pflanzensamen in einem<br />

grossen Umkreis. Sie ernähren<br />

von vielen Früchten und<br />

Nektar, wodurch ihnen eine<br />

Schlüsselrolle in der Samenausbreitung<br />

und Pflanzenbestäubung<br />

zukommt.<br />

In den vergangenen Jahren<br />

sind die tropischen Wälder<br />

in Lateinamerika regional<br />

um rund 1,5 <strong>Pro</strong>zent zurückgegangen.<br />

Durch intensive<br />

Nutzung als Ackerland verliert<br />

der Boden seine Fruchtbarkeit,<br />

sodass gerodete Flächen<br />

oft brach liegen bleiben. Fledermäuse<br />

scheuen offene Flächen<br />

nicht. Schon nach wenigen<br />

Wochen seien zehn Fledermausarten<br />

in die Quartiere<br />

eingezogen und hätten die<br />

Samen von etwa 60 Pflanzenarten<br />

rund um ihre Nistplätze<br />

verteilt. Dabei hätten die<br />

Fledermäuse besonders viele<br />

Samen von sogenannten Pionierarten<br />

eingetragen, also<br />

Pflanzen, die in noch nicht besiedeltes<br />

Gebiet vordringen<br />

und gegenüber anderen Arten<br />

widerstandsfähiger sind.<br />

Künstliche Aufforstung ist<br />

bekanntlich sehr kostspielig,<br />

und oftmals fehlt die nötige<br />

Kenntnis, um den Wald<br />

schnell wieder in einen natürlichen<br />

Zustand versetzen<br />

zu können. Hingegen<br />

die Herstellung der Fledermausquartiere<br />

ist kostengünstig,<br />

und die Behausungen<br />

bedürfen kaum Wartung.<br />

Die Studien-Ergebnisse sind<br />

in der Fachzeitschrift « Conservation<br />

Biology » veröffentlicht.<br />

(Claudia Misch,<br />

pressetext.deutschland)<br />

Fledermäuse können<br />

zur Wiederbewaldung<br />

beitragen.<br />

Foto : pixelio.de – Helmut Kaltenleitner<br />

Denner verkauft<br />

keine Foie Gras mehr<br />

Denner verzichtet auf den<br />

Verkauf von Foie Gras und<br />

Kaninchenfleisch. Die Erkenntnisse<br />

zum Thema Stopfleber<br />

und die nicht artgerechte<br />

Haltung von Kaninchen haben<br />

Denner zu diesem Entscheid<br />

bewogen. AP<br />

Koalas<br />

durch Klimawandel<br />

bedroht<br />

CO 2 -Emmissionen redu<br />

zieren Eiweissgehalt von<br />

Eukalyptusblättern<br />

Canberra – Die beliebten<br />

australischen Koalas sehen<br />

als Konsequenz des globalen<br />

Klimawandels einer düsteren<br />

Zukunft entgegen. Dies<br />

befürchten zumindest australische<br />

Wissenschaftler,<br />

wie die Zeitung The Australian<br />

berichtet. Laut den Forschern<br />

habe vor allem der<br />

zunehmende Ausstoss von<br />

Treibhausgasen dazu geführt,<br />

dass das wichtigste Grundnahrungsmittel<br />

der <strong>Tier</strong>e, die<br />

Eukalyptusblätter, ungeniessbar<br />

werden. Untersuchungen<br />

hätten eindeutig gezeigt, dass<br />

erhöhte CO 2 -Werte den Eiweiss-<br />

und Nährstoffgehalt<br />

in den Blättern reduzieren.<br />

Um dennoch überleben zu<br />

können, müssten die Koalas<br />

und eine Reihe anderer <strong>Tier</strong>e,<br />

die sich hauptsächlich von<br />

Eukalyptus ernähren, künftig<br />

wesentlich mehr Blätter zu<br />

sich nehmen.<br />

« Die Hauptnahrungsquelle<br />

der Koalas verwandelt sich in<br />

Leder », erklärt Bill Foley von<br />

der « Australian National University<br />

». Von dieser Gefahr sei<br />

eine Reihe von beuteltierähnliche<br />

<strong>Tier</strong>arten betroffen, was<br />

deren Leben in Zukunft extrem<br />

schwierig werden las-<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08


se. « Die Nahrungsmittelkette<br />

der Koalas ist sehr fein ausbalanciert.<br />

Jede noch so kleine<br />

Veränderung kann unglaublich<br />

ernste Konsequenzen haben<br />

», warnt Ivan Lawler von<br />

der « James Cook University ».<br />

Mit solchen <strong>Pro</strong>gnosen eher<br />

bedeckt gehalten meint Frank<br />

Zachos vom « Zoologischen Institut<br />

» der « Universität Kiel »,<br />

dass die genauen Folgen abzuschätzen<br />

sehr schwierig sei.<br />

Jedoch betont er : » Die Folgen<br />

werden weitaus dramatischer<br />

sein als erwartet und<br />

nicht nur auf <strong>Tier</strong>e beschränkt<br />

bleiben. » Bereits heute würden<br />

jeden Tag unzählige <strong>Tier</strong>arten<br />

aussterben, wovon einige<br />

dem Menschen noch<br />

nicht einmal bekannt seien.<br />

In den 20er-Jahren brachten<br />

die Jäger mit ihrer Gier<br />

nach Koala-Fellen das <strong>Tier</strong><br />

schon einmal an den Rand<br />

der Ausrottung. In jüngerer<br />

Vergangenheit hatte dann der<br />

zunehmende Rodungsbau in<br />

Australien den Lebensraum<br />

der <strong>Tier</strong>e bedrohlich eingeschränkt.<br />

Laut Angaben der<br />

« Australian Koala Foundation<br />

» www.savethekoala.com<br />

wird die Zahl der wildlebenden<br />

Koalas mittlerweile auf<br />

weniger als 100 000 <strong>Tier</strong>e geschätzt.<br />

Zu Beginn der europäischen<br />

Besiedelung waren<br />

es noch mehrere Millionen.<br />

(Pressetext.deutschland, Markus<br />

Steiner)<br />

Rosenkrieg bei<br />

Vögeln durch fremde<br />

Weibchen ausgelöst<br />

Ornithologen untersuchen<br />

Trennungsverhalten bei<br />

Blaumeisen<br />

Seewiesen – Nicht nur bei<br />

Menschen, sondern auch<br />

bei Vögeln sind Scheidungen<br />

offenbar gang und gäbe.<br />

Die Verhaltensökologen Bart<br />

Kempenaers und Mihaj Vicu<br />

vom « Max-Planck-Institut für<br />

Ornithologie » haben in einer<br />

Langzeitstudie mit Blaumeisen<br />

belegen können, dass<br />

auch bei sozial monogamen<br />

Vögeln Fremdgehen verbreitet<br />

ist. Dabei konnten sie<br />

Trennungsraten von 53 <strong>Pro</strong>zent<br />

beobachten. Für die beiden<br />

Wissenschaftler galt es<br />

nun herauszufinden, welcher<br />

der beiden Partner eher von<br />

der Trennung profitiert.<br />

Frühere Studien hatten ergeben,<br />

dass oftmals die weiblichen<br />

Sperlingsvögel, zu<br />

denen auch die Blaumeisen<br />

zählen, den grösseren Nutzen<br />

aus einer « Scheidung »<br />

ziehen. So hätten sie mit<br />

dem neuen Partner mehr<br />

überlebensfähige Nachkommen<br />

gezeugt. « Nach diesen<br />

Erkenntnissen sollten es die<br />

Weibchen sein, welche die<br />

Initiative zum Verlassen eines<br />

Partners ergreifen », erklärt<br />

Kempenaers, Direktor<br />

der Abteilung für Verhaltensökologie<br />

und Evolutionäre<br />

Genetik am Max-Planck-Institut<br />

für Ornithologie.<br />

Kempenaers und sein Mitarbeiter<br />

Mihaij fanden allerdings<br />

heraus, dass sich<br />

der bessere Bruterfolg nicht<br />

allein durch die Trennung<br />

vom alten Partner begründen<br />

lässt, sondern vielmehr mit<br />

dem daraus folgenden Ortswechsel<br />

zusammenhängen<br />

würde. Die Wissenschaftler<br />

verzeichneten nur bei denjenigen<br />

Weibchen einen<br />

Anstieg der Nachkommenschaft,<br />

die ihr angestammtes<br />

Territorium verlassen<br />

und sich an einem besseren<br />

Platz wieder niedergelassen<br />

hatten. Die männlichen Blaumeisen<br />

dagegen hätten sich<br />

generell als Nesthocker erwiesen<br />

und seien nach der<br />

Trennung in ihrer gewohnten<br />

Umgebung geblieben.<br />

Foto : pixelio.de – Hanspeter Bolliger<br />

Auch die<br />

monogamenBlaumeisen<br />

wechseln<br />

gern den<br />

Partner.<br />

Daraufhin haben die Forscher<br />

die Blaumeisenweibchen<br />

genauer untersucht, die<br />

nach Ende der Beziehung an<br />

ihrem angestammten Nistplatz<br />

oder zumindest in dessen<br />

Nähe verblieben waren.<br />

Sie erhofften sich dadurch<br />

den Effekt des Territoriumswechsels<br />

von dem der Scheidung<br />

entkoppeln zu können.<br />

Dabei stellte sich heraus, dass<br />

entgegen der vorherigen Ergebnisse<br />

der Langzeitstudie<br />

hier nicht die Weibchen, sondern<br />

vielmehr die Männchen<br />

die Trennungsprofiteure waren<br />

: Durch die Paarung mit<br />

grösseren Weibchen hatten<br />

sie einen höheren Bruterfolg,<br />

als mit ihren ehemaligen Partnerinnen.<br />

Über den endgültigen Scheidungsverursacher<br />

könne man<br />

also weiter nur spekulieren,<br />

so Kempenaers. « Aber unsere<br />

Hypothese ist, dass ein grösseres,<br />

stärkeres Weibchen die<br />

ursprüngliche Partnerin vertreibt<br />

und das Männchen samt<br />

Territorium übernimmt. » Damit<br />

wäre der sehr menschliche<br />

Kampf der Weibchen um<br />

einen guten Paarungspartner<br />

der Auslöser für Trennungen<br />

in der Vogelwelt.<br />

(Pressetext.austria, Claudia<br />

Misch)<br />

Verheerende<br />

Schleppnetzfischerei<br />

« Als walze man einen Wald<br />

nieder, um die dort lebenden<br />

Rehe zu erlegen »<br />

London – Die Schleppnetzfischerei<br />

eine der schlimmsten<br />

Fischereimethoden, meint der<br />

Meeresbiologe Michael Stachowitsch<br />

von der « Universität<br />

Wien » (www.univie.ac.at/<br />

marine-biology). « Das ist in<br />

etwa so, als walze man einen<br />

Wald nieder, um die<br />

dort lebenden Rehe zu erlegen.<br />

» Stachowitsch missfällt<br />

zudem, dass Europäer<br />

gerne mit erhobenem Finger<br />

Missstände ausserhalb<br />

des eigenen Kontinents kritisieren.<br />

« Dabei geschieht<br />

in europäischen Gewässern<br />

genau das Gleiche : Fischereiquoten<br />

sind zu hoch und<br />

werden überschritten. Der<br />

Raubbau im Meer findet<br />

also auch hier statt. »<br />

Eine schottische Studie, deckt<br />

auf, welch vernichtende Wirkung<br />

die Stahlseile der kommerziellen<br />

Tiefseefischerei<br />

auf die Fischbestände haben.<br />

Deren Verwendung sei<br />

mit ein Grund dafür, dass die<br />

Fischbestände in der Tiefsee<br />

vor der Küste Irlands dramatisch<br />

abnehmen, berichtet<br />

das Wissenschaftsmagazin<br />

« Nature » in seiner Online-<br />

Ausgabe. Beim « Ocean Sciences<br />

Meeting » der « American<br />

Geophysical Union »<br />

(www.agu.org) in Orlando,<br />

Florida, zeigen Forscher auf,<br />

dass von 1979 bis 2002 die<br />

Schleppnetze im Porcupine<br />

Seabight südwestlich von<br />

Irland zunehmend tiefer<br />

(wenige Hundert bis zu 4000<br />

Tiefenmeter) eingesetzt wurden<br />

und die Zahl der Fische<br />

dort um etwa 50 <strong>Pro</strong>zent abgenommen<br />

hat.<br />

Die Schleppnetze wurden im<br />

in Tiefen von wenigen hundert<br />

bis zu 4000 Meter ausgebracht.<br />

« Das ist eine der wenigen<br />

Studien, die weg vom<br />

Kontinentalhang bis hin zur<br />

abyssischen Tiefebene (von<br />

etwa 2000 bis 4000 Metern<br />

Tiefe) reicht », erklärt Drazen<br />

hatte an der Untersuchung<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08 35


allerdings nicht teilgenommen.<br />

In Tiefen bis zu 1500 Meter,<br />

wo sehr viele kommerzielle<br />

Fischfangflotten agieren,<br />

nimmt die Zahl der Fische<br />

logischerweise rasant ab. Jedoch<br />

auch in 3000 Tiefenmetern<br />

sinkt der Fischbestand<br />

extrem. Das gilt auch für Arten,<br />

die nicht kommerziell<br />

befischt werden. Wie erklärt<br />

sich das ? Jeffrey Drazen, Experte<br />

für Tiefseefischerei von<br />

der « University of Hawaii » in<br />

Manua. Sieht den Grund darin,<br />

dass viele der <strong>Tier</strong>e « ontogenetische<br />

Migratoren »<br />

sind, also den Anfang ihres<br />

Lebens in seichteren Gewässern<br />

verbringen und im geschlechtreifen<br />

Alter in grössere<br />

Meerestiefen abwandern.<br />

Wenn zu viele Jungfische in<br />

den Netzen enden, egal ob<br />

36<br />

Kurznachrichten<br />

Foto : pixelio<br />

kommerziell verwertet oder<br />

als Beifang dem Tod geweiht,<br />

findet möglicherweise keine<br />

Migration mehr statt. Den<br />

Migratoren gebührt mehr<br />

Aufmerksamkeit seitens der<br />

Wissenschaft – gerade im<br />

Hinblick auf deren Bedeutung<br />

für das Tiefseeleben.<br />

Schleppnetzfischerei schädigt<br />

die Tiefsee. Flotten ziehen<br />

die beschwerten Netze<br />

über den Meeresboden, was<br />

diesen zerstört. Dabei werde<br />

die Tiefsee wie ein Acker umgepflügt,<br />

erklärt Antje Helms,<br />

Meeresbiologin bei « Greenpeace<br />

» (www.greenpeace.at).<br />

Besonders gefährdet dabei<br />

sind Tiefseekorallen. Bei einem<br />

einzelnen Einsatz eines<br />

Schleppnetzes werden zwischen<br />

95 und 98 <strong>Pro</strong>zent der<br />

Korallenbedeckung ruiniert,<br />

argumentieren die Umweltschützer.<br />

(Pressetext.austria,<br />

Wolfgang Weitlaner)<br />

Leergefischte Meere<br />

trotz Warnungen der<br />

Wissenschaftler.<br />

PER LUFT PER STRASSE PFERDE<br />

ZOLL<br />

<br />

REX Transport GmbH<br />

Postfach 112<br />

CH-8185 Winkel - ZH<br />

zrh@rextransport.com<br />

skype : rexexpresszrh<br />

Adressänderung<br />

Bitte melden Sie uns Ihre neue Adresse.<br />

Adressnachforschungen bei den Gemeinden kosten uns pro Anfrage CHF 20.–.<br />

Geld, das wir besser für die <strong>Tier</strong>e einsetzen könnten.<br />

Alte Adresse<br />

Name : __________________________________________<br />

Vorname : _______________________________________<br />

Mitgliedernummer : ______________________________<br />

Strasse :_________________________________________<br />

PLZ und Wohnort : _______________________________<br />

Telefon :_________________________________________<br />

Inserat<br />

LIVE ANIMAL TRANSPORT<br />

TRANSPORTS ANIMAUX<br />

TIERTRANSPORT<br />

Tel : +41 43 422 9017<br />

Fax : +41 43 444 0942<br />

0848 11 8888<br />

www.rexexpress.com<br />

<br />

Neue Adresse<br />

Name : ___________________________________________<br />

Vorname : ________________________________________<br />

Strasse : __________________________________________<br />

PLZ und Wohnort : ________________________________<br />

Telefon :__________________________________________<br />

E-Mail : ___________________________________________<br />

Einsenden an : Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz, Alfred Escher-Strasse 76, CH-8002 Zürich<br />

Oder faxen an : 044 201 26 23<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

<br />

<br />

<br />

2/08


Patenschaften<br />

Die Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> schläfert keine<br />

gesunden <strong>Tier</strong>e ein. Wir nehmen deshalb auch ältere <strong>Tier</strong>e auf, die anderswo<br />

abgewiesen würden. Wir sind der Meinung, solange ein Hund<br />

oder eine Katze zeigt, wie gern er oder sie noch am Leben ist, haben wir<br />

kein Recht , ihnen dieses zu nehmen.<br />

Erfreulicherweise finden wir immer wieder Menschen, oft auch jüngere<br />

Leute, die einem unserer « Senioren » ein neues Zuhause geben. Mitunter<br />

aber bleiben ältere <strong>Tier</strong>e recht lange im <strong>Tier</strong>heim und verursachen hohe<br />

Kosten.<br />

Foto : © Archiv <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />

Deshalb bitten<br />

wir Sie :<br />

Werden Sie<br />

Patin / Pate<br />

eines Findeltieres !<br />

Mit Ihrem monatlich<br />

wiederkehrenden Betrag<br />

geben Sie uns die<br />

Möglichkeit,<br />

uns weiterhin optimal<br />

für unsere Schützlinge<br />

einzusetzen.<br />

PRO<br />

<br />

Ich übernehme die Patenschaft für ein Findeltier und werde<br />

monatlich folgenden Betrag überweisen (12 Einzahlungsscheine<br />

werden mir nach Eingang dieses Talons zugeschickt) :<br />

CHF 20.– CHF 40.– CHF 50.–<br />

CHF 100.– CHF<br />

Ich überweise einen einmaligen Betrag von CHF<br />

Ich werde Mitglied bei der SGT (Jahresbeitrag CHF 30.–)<br />

(Bitte Gewünschtes ankreuzen)<br />

Name : Vorname :<br />

Strasse : PLZ/Ort :<br />

Datum :<br />

Bitte ausschneiden und einsenden an :<br />

Unterschrift :<br />

Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz, Alfred Escher-Strasse 76, 8002 Zürich<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08 37<br />

Foto : © Archiv <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />

PT 2 / 08


<strong>Pro</strong>jekte + Kampagnen<br />

38<br />

So können Sie helfen<br />

<strong>Tier</strong>e im Osten<br />

Finanzielle Unterstützung von Aufklärungskampagnen<br />

der Organisation « Svoboda Zvirat »<br />

in Pilsen (CZ).<br />

Bären<br />

Wir unterstützen die <strong>Pro</strong>jekte der « International<br />

Bear Foundation » (IBF) in Indien und Georgien.<br />

Findeltiere<br />

Aufnahme, medizinische Versorgung und<br />

Vermittlung von Hunden und Katzen.<br />

Katzenkastrationen<br />

Abgabe von Kastrationsgutscheinen zur Unterbindung<br />

sinnloser Katzenvermehrung, speziell<br />

auf Bauernhöfen.<br />

Sie wollen eines oder mehrere dieser<br />

<strong>Pro</strong>jekte und Kampagnen finanziell unterstützen<br />

? Verwenden Sie bitte beiliegenden<br />

Einzahlungsschein mit dem<br />

Vermerk der entsprechenden Aktion.<br />

Sie können natürlich auch online<br />

spenden unter : www.protier.ch<br />

Unser Spendenkonto<br />

PC : 80-37221-2<br />

Vermerk : <strong>Pro</strong>jekte + Kampagnen<br />

Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz<br />

Alfred-Escher-Strasse 76, CH-8002 Zürich<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />

Foto : © Martin Siegenthaler


CD-Bestellungen<br />

Musikgenuss<br />

für einen guten Zweck<br />

nd. Der Musiker, Toningenieur und <strong>Pro</strong>duzent Rossano Bardini<br />

(Studio D3, Feldmeilen) ist ein grosser <strong>Tier</strong>freund. Schon<br />

lange hegte er den Wunsch, mit seiner Arbeit einen Beitrag<br />

für Not leidende <strong>Tier</strong>e zu leisten. Nun ergab sich mit zwei<br />

seiner <strong>Pro</strong>duktionen eine gute Gelegenheit. Mit seinem langjährigen<br />

Musik-Kollegen Tito Castro hat sich Rossano Bardini<br />

dazu entschlossen, vom Verkaufserlös der gemeinsam produzierten<br />

CD « Entre la luz y el silencio » einen Anteil <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />

zugunsten unserer Findeltiere zu spenden. Gleiches gilt für<br />

die vom selben <strong>Pro</strong>duzenten realisierte CD mit Aufnahmen<br />

eines Benefizkonzertes in der Pfarrkirche Muotathal.<br />

Entre la luz y el silencio<br />

Tito Castro<br />

Tito Castro wurde am 11.10.1964 in<br />

Pontevedra (Galizien) geboren. 1971<br />

kam er in die Schweiz. Seit 1985<br />

setzt er als Studiomusiker sowie in<br />

mehreren <strong>Pro</strong>jekten und Konzerten<br />

im In- und Ausland seine musikalische<br />

Unterschrift. In seiner Heimat<br />

Spanien schrieb er die Musik zu Dokumentarfilmen<br />

über sein Land. Das Tessiner Fernsehen hat<br />

ein Porträt über ihn realisiert.<br />

Auf « Entre la luz y el silencio » (Zwischen Licht und<br />

Stille) findet sich nicht die typisch spanische Musik im Flamenco-Stil.<br />

Die Gitarre erinnert noch am ehesten an die südspanische<br />

Spielweise. Ansonsten sind aber klar die Einflüsse<br />

irischer Einwanderer in Galizien, im Norden Spaniens, erkennbar.<br />

Die CD ist ein sehr persönliches Werk : Der Künstler<br />

erzählt mit seiner Musik viel von sich selbst. Die Schauplätze<br />

seiner Lieder sind Orte, zu denen Tito Castro eine ganz besondere<br />

Beziehung hat. Auf der CD sind sieben instrumentale<br />

Titel zu hören, interpretiert mit Gitarre, Harfe, Oboe und Percussion<br />

aus Galizien. « Entre la luz y el silencio » ist ideal für<br />

alle, die die spanische Musik einmal von einer anderen, eher<br />

unbekannten Seite kennen lernen möchten.<br />

Klangerlebnis<br />

Allgäu Sinfonietta<br />

in der Pfarrkirche Muotathal<br />

Das Kammerorchester wurde 1997<br />

von Theo Bross, zusammen mit zehn<br />

jungen, professionellen Instrumentalisten,<br />

in Immenstadt gegründet.<br />

Das junge Ensemble erspielte sich<br />

durch seine engagierten und stilsicheren<br />

Auftritte schnell die Gunst des Publikums und der<br />

Fachpresse. Die Allgäu Sinfonietta arbeitet ohne Dirigenten,<br />

die einzelnen Werke werden unter Führung der Stimmführer<br />

gemeinsam erarbeitet. Mit inzwischen zwanzig Konzerten pro<br />

Jahr hat sich die Formation einen festen Platz im Musikleben<br />

gesichert. Das Orchester hat mit mehreren Gastspielen die<br />

Schweiz, Italien, Frankreich und Ungarn bereist. Auch als Partner<br />

zahlreicher Chöre und Solisten ist die Allgäu Sinfonietta<br />

ein gefragtes Ensemble.<br />

Anlässlich ihres beeindruckenden Auftrittes in der Pfarrkirche<br />

Muotathal, zusammen mit der Sopranistin Elisabeth Scott, interpretiert<br />

das Ensemble Werke von Vivaldi, Pachelbel, Bach,<br />

Mozart und Tschaikowski. Die dabei aufgenommene CD « Klangerlebnis<br />

» ist eine wunderschöne, unverfälschte Aufnahme<br />

ohne Nachbearbeitung. Der exquisite Klangkörper der Allgäu<br />

Sinfonietta verbindet sich in faszinierender Weise mit der einzigartigen<br />

Resonanz des spätbarocken Kirchenraumes und<br />

begeistert nicht nur Klassikfans.<br />

<br />

Bestelltalon<br />

Ich bestelle gegen Rechnung<br />

(plus CHF 2.50 Versandkostenanteil pro Bestellung) :<br />

Ex. à CHF 20.–<br />

Entre la luz y el silencio / Tito Castro<br />

Ex. à CHF 25.–<br />

Klangerlebnis / Allgäu Sinfonietta<br />

in der Pfarrkirche Muotathal<br />

Von jeder verkauften CD erhält <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 10 <strong>Pro</strong>zent des<br />

Verkaufspreises zugunsten unserer Findeltiere !<br />

(Bitte in Blockschrift)<br />

Name :<br />

Vorname :<br />

Strasse :<br />

PLZ/Ort :<br />

Datum :<br />

Unterschrift :<br />

(Bei Minderjährigen Unterschrift der gesetzlichen Vertreter)<br />

Talon ausschneiden und einsenden oder faxen an :<br />

Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz,<br />

Alfred Escher-Strasse 76, 8002 Zürich, Fax 044 201 26 23<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08 39


<strong>Tier</strong>e in Not …<br />

… <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> hilft !<br />

Werden Sie Mitglied !<br />

Foto : © Archiv <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />

<br />

Beitrittserklärung für die<br />

Schweizerische Gesellschaft<br />

für <strong>Tier</strong>schutz<br />

Alfred Escher-Strasse 76<br />

8002 Zürich, Telefon 044 201 25 03<br />

E-Mail : tierschutz@protier.ch, Web : www.protier.ch<br />

Minimalmitgliederbeitrag pro Jahr CHF 30.–<br />

Minimalmitgliederbeitrag auf Lebenszeit CHF 1000.–<br />

Minimalmitgliederbeitrag für<br />

Jugendliche unter 18 Jahren CHF 20.–<br />

Für Kollektivmitglieder CHF 200.–<br />

Für Paarmitglieder CHF 50.–<br />

Ich wünsche, in die Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> aufgenommen zu werden.<br />

Herr Frau (Bitte in Blockschrift ausfüllen)<br />

Name : Jahrgang :<br />

Vorname : Postleitzahl :<br />

Strasse : Ort :<br />

Ort, Datum : Unterschrift :<br />

PT 2 / 08 (Bei Minderjährigen Unterschrift des gesetzlichen Vertreters)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!