Heft 2/2008 - Pro Tier
Heft 2/2008 - Pro Tier
Heft 2/2008 - Pro Tier
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PRO<br />
2/<strong>2008</strong><br />
SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR TIERSCHUTZ<br />
• Mehr Bewegung für Haustiere<br />
• <strong>Tier</strong>qual für Chinas Küchen
Impressum Inhalt<br />
Wir geben <strong>Tier</strong>en ein Zuhause – Stallikon Katzen 4<br />
2<br />
Zeitschrift der Schweizerischen<br />
Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz / <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>,<br />
Zürich<br />
Nr. 2, Juni <strong>2008</strong><br />
36. Jahrgang<br />
Erscheint 4x jährlich<br />
Abonnement<br />
Mitglieder erhalten die Zeitschrift<br />
kostenlos<br />
Jahresbeitrag CHF 30.–<br />
Jugendmitglieder (bis 18 Jahre) CHF 20.–<br />
Einzelnummer CHF 6.–<br />
Jahresabonnement CHF 20.–<br />
Redaktion :<br />
Rita H. Dubois (rd)<br />
Ständige Mitarbeiterinnen :<br />
Nathalie Dubois (nd)<br />
Ananda Kunz (ak)<br />
Hanna Barbara (Korrektorat)<br />
Mitarbeiterin dieser Ausgabe :<br />
Helen Weiss (hw)<br />
Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der<br />
Weiterverwendung der Artikel und Bilder<br />
nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung<br />
der Redaktion.<br />
Die Beiträge decken sich nicht unbedingt<br />
mit der Meinung der Redaktion und des<br />
Vorstandes.<br />
Titelbild : Hauskatze<br />
Foto : © Alfa Kartos<br />
Layout : Urs Widmer<br />
provista – concept, prepress, publishing,<br />
design, 4123 Allschwil. info@provista.ch<br />
Druck : Staffel Druck AG, 8045 Zürich<br />
SCHWEIZERISCHE<br />
GESELLSCHAFT<br />
FÜR TIERSCHUTZ<br />
Alfred Escher-Strasse 76<br />
CH-8002 Zürich<br />
Telefon : 044 201 25 03<br />
Telefax : 044 201 26 23<br />
Postcheck : 80-37221-2<br />
E-Mail : tierschutz@protier.ch<br />
URL : www.protier.ch<br />
Pfundige Vierbeiner – Mehr Bewegung für Haustiere 6<br />
Nager und Kaninchen sind keine Schmusetiere 10<br />
Raubtier-Update – <strong>Pro</strong>teste und Kritik nach Bären-Abschuss 12<br />
Neues von Svoboda Zvírat 14<br />
Chinas Schattenseiten – Freunde ? Oder Frass ? Das <strong>Tier</strong>leid in China 16<br />
Neue <strong>Tier</strong>schutzverordnung – Verordnung mit Lücken und Tücken 19<br />
Naturnahe Gärten : Der tierfreundliche Naturgarten im Sommer 21<br />
Hochschulen ziehen ans Bundesgericht 25<br />
<strong>Tier</strong>schutz – Drama Katzenjagd 26<br />
Grosse Beutegreifer – Der Steinadler hat die Schweiz zurückerobert 28<br />
Agro-Biodiversität : Die Stiefelgeiss 31<br />
Kurznachrichten 33<br />
Patenschaften : Werden Sie Patin / Pate eines Findeltieres ! 37<br />
<strong>Pro</strong>jekte und Kampagnen 38<br />
CD Bestellungen 39<br />
Mitgliedschaft : Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz / <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 40<br />
Mehr Bewegung für Haustiere<br />
Das <strong>Tier</strong>leid in China<br />
6<br />
16<br />
Raubtier-Update<br />
Naturnahe Gärten<br />
Steinadler in der Schweiz<br />
12<br />
21<br />
28<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08
Liebe <strong>Tier</strong>freunde<br />
Viel <strong>Tier</strong>leid habe ich gesehen<br />
und mich hilflos und elend<br />
gefühlt, wenn ich den <strong>Tier</strong>en<br />
nicht helfen konnte. Auf einer<br />
Pelztierfarm in verängstigte Augen<br />
zu schauen, oder auf einem Fohlenmarkt<br />
zu erleben, wie die Jungtiere<br />
brutal von ihren Müttern getrennt<br />
und in Camions verfrachtet werden.<br />
Bilder, die mich nie mehr vergessen<br />
kann. In meiner bald 20jährigen<br />
<strong>Tier</strong>schutzarbeit hat sich viel Trauriges<br />
in meine Seele eingegraben.<br />
Gewöhnung ? Im Gegenteil. Je mehr<br />
solcher Erfahrungen, desto schwerer<br />
zu ertragen.<br />
Wenn <strong>Tier</strong>e erkranken, mit denen<br />
wir zusammenleben, die wir lieben<br />
und pflegen, leiden wir unweigerlich<br />
mit. Immerhin können wir ihnen<br />
helfen. Gross war mein Schrecken,<br />
als ich vor ein paar Wochen abends<br />
heimkehrte und meine Katzen nicht<br />
an der Türe auf mich wartete. Als ich<br />
sie in der Wohnung fand, sprachen<br />
Angst und Entsetzen aus ihren Augen,<br />
mühsam zog sie sich mit ihren<br />
Vorderbeinen über den Fussboden,<br />
ihre Hinterbeine und den Schwanz<br />
konnte sie nicht mehr bewegen. Der<br />
<strong>Tier</strong>arzt konnte vorerst mit einer<br />
Spritze ihre Schmerzen lindern. Eine<br />
schlimme Nacht verbrachten Melissa<br />
und ich. Unaufhörlich versuchte<br />
sie, sich durch die Wohnung zu<br />
schleppen, und mich plagte furchtbare<br />
Angst, dass sie eingeschläfert<br />
werden müsse. Am Tag darauf<br />
Neue Serie « Naturnahe<br />
Gärten » auf Seite 21<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
Editorial<br />
ergaben genaue Untersuchungen,<br />
dass zwei Bandscheiben « geschossen<br />
» waren. Nach einer Woche Aufenthalt<br />
in einer Spezialklink durfte<br />
ich Melissa wieder nach Hause holen.<br />
Sie stand wieder auf allen vier<br />
Beinen und konnte wieder laufen,<br />
allerdings noch mühevoll. Doch sie<br />
gab nicht auf. Schliesslich blickte sie<br />
mich stolz an, als es ihr gelang, auf<br />
einen Stuhl zu springen. Es war<br />
schön, die täglichen Fortschritte mit<br />
zu erleben. Ihr Lebenswille ist beeindruckend,<br />
und ich bin dankbar,<br />
dass sie wieder (fast) ganz die Alte<br />
ist. Sie ist für mich ein Beispiel sich<br />
nicht unterkriegen zu lassen.<br />
Konkret helfen können wir all<br />
jenen <strong>Tier</strong>en, die bei <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>, aus<br />
den verschiedensten Gründen, abgegeben<br />
werden. Wenn es auch<br />
schwerlich nachvollziehbar ist, dass<br />
jemand sein altes <strong>Tier</strong> ins <strong>Tier</strong>heim<br />
abschiebt, können wir doch dafür<br />
sorgen, dass es bei uns einen<br />
schönen Lebensabend verbringt.<br />
Den <strong>Tier</strong>en, die aus den verschiedensten<br />
Gründen zu uns kommen,<br />
Foto : Martin Siegenthaler<br />
zu helfen, entschädigt uns für all<br />
jene <strong>Tier</strong>schutzprobleme, die wir<br />
nicht direkt zu lösen vermögen, wo<br />
wir nur durch Aufklärungsarbeit<br />
und <strong>Pro</strong>teste zu einem folgenstarken<br />
Umdenken beitragen können.<br />
Wichtig : Sich nicht unterkriegen<br />
lassen, wenngleich der Kampf oft<br />
– wie etwa bei den <strong>Tier</strong>versuchen<br />
– aussichtslos erscheint. Dran bleiben<br />
und sich weiterhin mit Ausdauer<br />
und Mut einsetzen gegen unhaltbare<br />
Zustände. Möge das Bundesgericht<br />
die Forscher der ETH Zürich<br />
(s. S. 25) abblitzen lassen und die<br />
mehr als fragwürdigen Versuche an<br />
Primaten nicht bewilligen.<br />
Ich wünsche Ihnen allen<br />
eine schöne Sommerzeit !<br />
Rita Dubois<br />
Geschäftsführerin<br />
Für mehr Informationen über unsere Tätigkeit besuchen<br />
Sie uns bitte im Internet unter www.protier.ch<br />
3
Jango, 5-jährig. Die Geburt<br />
eines Kindes und ein damit<br />
verbundener Wohnungswechsel<br />
waren der Grund,<br />
dass Jango ins <strong>Tier</strong>heim<br />
musste. Dort hat er schnell<br />
einen guten Freund gefunden,<br />
den Rüden Robin.<br />
Nun wurde Robin platziert<br />
und Jango vermisst ihn<br />
sehr und wird immer unglücklicher.<br />
Es wäre daher<br />
dringend nötig, dass er<br />
ein neues Zuhause findet,<br />
wo er Ablenkung und vor<br />
allem viel Aufmerksamkeit<br />
bekommt. Jango ist unkompliziert,<br />
folgsam und<br />
sehr bewegungsfreudig.<br />
Ein Platz bei aktiven Menschen<br />
oder in einer Familie<br />
wäre für ihn ideal.<br />
4<br />
Glückspilze<br />
Wir geben <strong>Tier</strong>en<br />
Foto : J. Freiburghaus<br />
Einsam<br />
Ginny und Saraya (ehemals Ragusa). Ginny wurde eigentlich<br />
zusammen mit Saphira platziert. Leider starb Saphira<br />
kurz darauf an FIP. Durch diesen traurigen Umstand hat<br />
nun aber Saraya die Chance auf ein Zuhause bekommen.<br />
Die beiden Katzendamen haben sich gut eingelebt und sich<br />
auch schnell miteinander angefreundet. Saraya lässt sich<br />
gerne ihr langes, schwarzes Fell bürsten und will immer<br />
gestreichelt werden. Die beiden machen ihrer Besitzerin<br />
sehr viel Freude.<br />
Unser Spendenkonto<br />
PC : 80-37221-2<br />
Vermerk :<br />
Katzen Stallikon<br />
Schweizerische Gesellschaft<br />
für <strong>Tier</strong>schutz<br />
Alfred Escher-Strasse 76,<br />
CH-8002 Zürich<br />
Foto : Nathalie Dubois<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08
ein Zuhause<br />
Foto : © Alfa Kartos<br />
Katzen in Stallikon<br />
Vor knapp einem Jahr stiessen wir auf ein grosses<br />
Katzenelend auf einem unbewohnten Bauernhof in<br />
Stallikon. Rund 40 Katzen jeden Alters lebten dort ohne<br />
Betreuung. Die meisten von ihnen waren in einem schlechten<br />
Zustand. In der Scheune stiessen wir auf Kadaver und<br />
mumifizierte <strong>Tier</strong>e. In einer mehrtägigen Fangaktion gelang<br />
es alle <strong>Tier</strong>e einzufangen und sie, nach einer ersten<br />
tierärztlichen Versorgung, ins <strong>Tier</strong>heim zu bringen.<br />
Die ungeplante Aufnahme von so vielen <strong>Tier</strong>en hat unsere<br />
Finanzen ganz arg strapaziert. Bis Ende 2007 waren es rund<br />
50 000 Franken. Entgegen ersten mündlichen Zusagen der<br />
Gemeinde Stallikon, sich an den Kosten zu beteiligen, teilte<br />
man uns schriftlich via unseren Anwalt mit, dass die Gemeinde<br />
nie eine diesbezügliche Zusage gemacht hätte. Die<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
Tochter der ehemaligen Bäuerin, in deren Eigentum der<br />
Hof nun ist, hat es nie für nötig gehalten mit uns Kontakt<br />
aufzunehmen. Da wurden 40 <strong>Tier</strong>e einfach ihrem Schicksal<br />
überlassen, ihr Tod wurde bewusst in Kauf genommen.<br />
Noch immer warten einige der Katzen auf ein neues Zuhause.<br />
Am liebsten auf dem Land, ohne direkte Strasse<br />
in der Nähe. Schmusekatzen werden sie wohl nicht, aber<br />
bei Menschen mit Kenntnissen im Umgang mit Katzen<br />
können sie ein glückliches Leben führen.<br />
Wenn Sie einer diesen <strong>Tier</strong>en ein Heim bieten wollen, melden<br />
Sie sich bitte unter der Telefonnummer 044 201 23 36.<br />
Sie können aber auch mit einer Spende helfen, bitte benützen<br />
Sie den eingeheften Einzahlungsschein.<br />
Herzlichen Dank !<br />
5
Pfundige Vierbeiner<br />
Mehr<br />
Bewegung<br />
für Haustiere<br />
6<br />
Von Helen Weiss<br />
Mehr als die Hälfte aller Hunde und Katzen hat zu viel<br />
auf den Rippen. Wie bei Menschen führt Übergewicht<br />
bei <strong>Tier</strong>en zu gesundheitlichen <strong>Pro</strong>blemen und senkt<br />
damit die Lebenserwartung der Vierbeiner.<br />
Herkules ist ein Pfundskerl. Mit seinen siebeneinhalb<br />
Kilos macht der getigerte Kater seinem<br />
Namen alle Ehre. Und er ist schlau : Seit er<br />
von seiner Halterin Katrin Poldervaart auf<br />
Diät gesetzt wurde, geht er unverfroren<br />
auf Diebestour. « Er stiehlt das Futter der<br />
Nachbarskatzen », erzählt die Besitzerin.<br />
Doch auch im eigenen Heim schreckt er<br />
vor nichts zurück und vergreift sich regelmässig<br />
am Menü seiner beiden Katzenkollegen.<br />
Obwohl Herkules topfit ist, wie sich<br />
Katrin Poldervaart vom <strong>Tier</strong>arzt bestätigen<br />
liess, hat sie Bedenken : « Ein bis zwei Kilo<br />
weniger wären bestimmt gesünder, auch<br />
wegen der Belastung der Gelenke. » Ihre<br />
beiden anderen Katzen sind schlank und<br />
rank, geniessen ihren Freilauf und gehen<br />
regelmässig auf die Pirsch. Nicht so der<br />
siebenjährige Herkules : Er zieht das Sofa<br />
dem Jagdvergnügen vor und legt sich bei<br />
schönem Wetter an die Sonne. « Herkules<br />
ist eher der gemütliche Typ », meint Poldervaart<br />
schmunzelnd. « Deshalb mache ich mir<br />
wegen seinem Übergewicht auch nicht allzu<br />
viele Sorgen. »<br />
In den Schweizer Haushalten sind Heimtiere<br />
wie Herkules eher die Regel als die<br />
Ausnahme : Über die Hälfte aller Hunde<br />
und Katzen sind übergewichtig, 15 <strong>Pro</strong>zent<br />
sind sogar adipös, also fettleibig. Gründe<br />
für das Übergewicht sind zu energiereiches<br />
Futter und zu wenig Bewegung. Das <strong>Tier</strong><br />
nimmt über das Futter mehr Kalorien auf<br />
als es benötigt. Wie bei den Menschen wird<br />
diese überschüssige Energie als Fettreserve<br />
gespeichert.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08
Vortreffliche Bettler<br />
Neben übermässiger Fütterung ist oft auch<br />
eine falsche Zusammensetzung der Ernährung<br />
ein Grund für die überflüssigen Kilos.<br />
Gekochte Mahlzeiten, Tischabfälle, Häppchen<br />
und zusätzliche Imbisse machen Hunde<br />
und Katzen rund. Darin spiegelt sich die<br />
veränderte gesellschaftliche Stellung der<br />
Heimtiere. Heute sind die Vierbeiner Familienmitglieder<br />
; gönnt sich der Mensch<br />
etwas Gutes, soll das <strong>Tier</strong> nicht zu kurz<br />
kommen. Nicht erstaunlich also, dass die<br />
meisten Halter dicker <strong>Tier</strong>e selbst übergewichtig<br />
sind, wie Untersuchungen zeigen.<br />
« Zudem kennen die <strong>Tier</strong>e zahlreiche Tricks<br />
und wissen genau, wie sie von ihren Besitzern<br />
mehr Futter erbetteln können », sagt<br />
Eric Zini, Oberassistent und Diabetologe an<br />
der Vetsuisse-Fakultät in Zürich.<br />
Da sich das Übergewicht schleichend<br />
entwickelt, wird es meist nicht als bedrohlich<br />
wahrgenommen. Die Halterinnen und<br />
Halter übergewichtiger <strong>Tier</strong>e scheinen oft<br />
nicht zu bemerken, dass ihr Hund oder ihre<br />
Katze zu dick ist. « Eine Studie eines Futtermittelherstellers<br />
zeigte, dass die meisten<br />
Besitzer das Idealgewicht ihrer <strong>Tier</strong>e falsch<br />
einschätzen », weiss Zini. Dabei gibt es eine<br />
einfache Faustregel : Wenn die Rippen beim<br />
Streicheln über den Brustkorb nicht mehr<br />
deutlich zu fühlen sind, dann ist Abspecken<br />
angesagt. « Bei einem sportlichen kurzhaarigen<br />
Hund dürfen die Rippen sogar sichtbar<br />
sein », sagt Zini.<br />
Fehlender Freilauf<br />
Neben der falschen Ernährung können<br />
auch Alter, Kastration, Geschlecht und genetische<br />
Veranlagung die Entstehung von<br />
Übergewicht begünstigen, wie <strong>Tier</strong>arzt<br />
Tobias Vögtli feststellt. « Ältere Hunde und<br />
Katzen ab rund sieben Jahren haben einen<br />
geringeren Energiebedarf », erklärt der Veterinär<br />
mit eigener Kleintierpraxis in Basel.<br />
Werde dies bei der Fütterung nicht beachtet,<br />
steige das Risiko einer Fettleibigkeit. Übergewicht<br />
tritt bei kastrierten weiblichen <strong>Tier</strong>en<br />
zudem häufiger auf, die Gründe dafür<br />
sind jedoch unklar. Durch die Kastration<br />
kommt es zu Veränderungen im Hormonhaushalt,<br />
« doch es ist noch nicht schlüssig<br />
bewiesen, dass dies das Übergewicht<br />
begünstigt ». Einige Rassen neigen zudem<br />
stärker zu einer Fettleibigkeit als andere.<br />
« Beim Labrador, Golden Retriever, Cocker<br />
Spaniel oder Beagle ist das Übergewicht<br />
zum Teil genetisch bedingt », so Vögtli. Bei<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
Quelle : www.pixelio.de<br />
Quelle : Katrin Poldervaart<br />
Quelle : www.pixelio.de<br />
Das Idealgewicht<br />
einer Hauskatze<br />
beträgt rund 4.5<br />
Kilos. Bei den Katzen<br />
wird das Übergewicht<br />
vor allem<br />
durch die Wohnungshaltung<br />
begünstigt.<br />
« Herkules » :<br />
Der siebenjährige<br />
Kater Herkules ist<br />
eher ein gemütlicher<br />
Typ. Statt zu jagen,<br />
verschläft er den Tag<br />
lieber auf dem Sofa<br />
oder bei schönem<br />
Wetter an der Sonne.<br />
Über die Hälfte aller<br />
Hunde und Katzen<br />
sind übergewichtig<br />
; 15 <strong>Pro</strong>zent sind<br />
sogar adipös, also<br />
fettleibig.<br />
7
Ältere Hunde und Katzen ab rund sieben Jahren haben einen geringeren<br />
Energiebedarf und leiden deshalb öfter unter Übergewicht.<br />
den Katzen sind die Fettpölsterchen<br />
selten rassenabhängig, hier ist das<br />
Übergewicht vor allem eine Folge<br />
der Wohnungshaltung : Durch den<br />
fehlenden Freilauf bewegen sich<br />
die <strong>Tier</strong>e zu wenig und haben einen<br />
entsprechend niedrigen Energieverbrauch.<br />
Laut Vögtli stören sich die meisten<br />
Halterinnen und Halter nicht<br />
an den überschüssigen Kilos ihrer<br />
vierbeinigen Lieblinge : « Sie finden<br />
es zum Teil sogar lustig, eine Katze<br />
à la ‹Garfield› zu Hause zu haben. »<br />
Auf das Übergewicht ihrer <strong>Tier</strong>e<br />
angesprochen, reagieren die Besitzer<br />
oft äusserst empfindlich und<br />
8<br />
Aktive Hunde :<br />
Weniger Futter und ausreichende<br />
Bewegung lassen die Pfunde bei www.pixelio.de<br />
:<br />
Bello und Co. purzeln. Fotos<br />
fühlen sich persönlich angegriffen.<br />
« Man muss sehr vorsichtig vorgehen,<br />
wenn man zu einer Diät rät »,<br />
weiss Vögtli aus Erfahrung. Spreche<br />
man die Halter zu direkt an oder<br />
mache sogar Druck, wechselten die<br />
meisten Besitzer zu einem anderen<br />
<strong>Tier</strong>arzt.<br />
Idealgewicht<br />
Bei der heutigen Rassenvielfalt ist es oft<br />
nicht einfach, das Idealgewicht für den<br />
Vierbeiner herauszufinden. Folgende<br />
Tabelle zeigt das Normalgewicht einiger<br />
Rassen, wobei die jeweilige Rasse<br />
stellvertretend für andere Hunde oder<br />
Katzen derselben Grösse und Statur gilt :<br />
Hunde<br />
Yorkshire Terrier 2.5 bis 3.5 Kilo<br />
Zwergdackel 3.5 bis 4 Kilo<br />
Zwergpudel bis 5.2 Kilo<br />
Dackel 8.6 bis 9 Kilo<br />
Deutscher Schäferhund 32 bis 34 Kilo<br />
Golden Retriever 28 bis 35 Kilo<br />
Katzen<br />
Hauskatze 2.5 bis 4.5 Kilo<br />
Perserkatze 3 bis 5 Kilo<br />
Siamkatze 3.5 bis 5.5 Kilo<br />
Die wenigsten Hunde und Katzen<br />
bleiben ruhig auf einer Waage stehen.<br />
Wenn man nicht gerade eine Deutsche<br />
Dogge sein eigen nennt, hilft folgender<br />
Trick : Stellen Sie sich zunächst ohne<br />
<strong>Tier</strong> auf die Waage, dann mit dem <strong>Tier</strong><br />
auf dem Arm. Die Differenz der angezeigten<br />
Kilos entspricht dann dem<br />
Gewicht des Vierbeiners.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08
Die Gelenke : Bei grossen Rassehunden,<br />
die zu einer Hüftdysplasie<br />
neigen, kann das Übergewicht zu<br />
Lahmheit führen.<br />
Erfolgserlebnis<br />
Die Folgen von Übergewicht sind<br />
gravierend, Krankheiten wie Diabetes<br />
oder Gelenkprobleme wegen<br />
Überbelastung sind keine Seltenheit.<br />
Wie fettleibige Menschen leiden<br />
auch <strong>Tier</strong>e wegen der übermässigen<br />
Belastung der Gelenke oft unter<br />
starken Schmerzen. « Bei Hunden,<br />
die zu einer Hüftdysplasie neigen,<br />
kann das Übergewicht zu Lahmheit<br />
führen », sagt Eric Zini. Wer zu<br />
viele Leckerli verfüttert, tut seinem<br />
<strong>Tier</strong> also keinen Gefallen, sondern<br />
verkürzt auch seine Lebenszeit :<br />
« Zu dicke <strong>Tier</strong>e sterben im Schnitt<br />
ein bis zwei Jahre früher als ihre<br />
schlanken Artgenossen », so Zini.<br />
Wie aber bringt man seinen<br />
Schützling zum Abnehmen ? Vor<br />
Wer zu viele Leckerli verfüttert,<br />
tut seinem <strong>Tier</strong> keinen Gefallen.<br />
Dicke <strong>Tier</strong>e sterben im Schnitt<br />
ein bis zwei Jahre früher als ihre<br />
schlanken Artgenossen.<br />
Fotos : www.pixelio.de<br />
Abspecken leicht gemacht<br />
Sie beherrschen den Bettelblick perfekt und erschleichen sich damit meist ein<br />
zusätzliches Häppchen. Hunde und Katzen auf Diät legen sich so richtig ins Zeug<br />
– in einer solchen Situation konsequent zu bleiben, fällt vielen Heimtierhaltern<br />
schwer. Folgende Tipps können neben der Futterreduktion beim erfolgreichen<br />
Abspecken hilfreich sein :<br />
• Steigern Sie die Bewegung Ihres Vierbeiners und gehen Sie mit Ihrem Hund<br />
öfter und länger spazieren als bisher. Walken oder joggen Sie mit ihm – das<br />
tut nicht nur Ihrem <strong>Tier</strong> gut, sondern auch Ihnen. Im Zweifelsfall fragen Sie<br />
Ihre <strong>Tier</strong>ärztin oder Ihren <strong>Tier</strong>arzt, welches Mass an Bewegung für Ihren<br />
Vierbeiner angebracht ist.<br />
• Spielen Sie mit Ihrer Katze bewusst länger und intensiver. Stellen Sie Ihrer<br />
Samtpfote den Topf mit Katzengras möglichst weit weg vom Futternapf<br />
und die Wasserschüssel ebenfalls in eine entfernte Ecke des Reviers – dann<br />
muss sich Ihr Zimmertiger schon mehr bewegen, um an seine Nahrung zu<br />
kommen.<br />
• Verstecken Sie das Futter Ihrer Katze oder Ihres Hundes in der Wohnung. Mit<br />
der Suche muss sich Ihr <strong>Tier</strong> das Futter nicht nur mit Bewegung « verdienen »,<br />
sondern wird auch mental gefordert.<br />
• Teilen Sie die Futterration in drei Teile und füttern Sie Ihr Heimtier in regelmässigen<br />
Abständen. Achten Sie dabei darauf, dass es nicht gemeinsam mit<br />
anderen Heimtieren gefüttert wird – schon gar nicht, wenn diese nicht auf<br />
Diät sind.<br />
• Bleiben Sie stark, wenn Ihr <strong>Tier</strong> hungrig zu sein scheint oder Sie anbettelt.<br />
Lenken Sie das <strong>Tier</strong> durch ein fröhliches Spiel ab oder schenken Sie ihm eine<br />
Extraportion Streicheleinheiten oder Fellpflege.<br />
• Wiegen Sie Ihren Vierbeiner einmal im Monat und tragen Sie das Gewicht<br />
zur Kontrolle auf einer Tabelle ein, damit Ihre <strong>Tier</strong>ärztin oder Ihr <strong>Tier</strong>arzt beim<br />
nächsten Besuch den Verlauf der Gewichtsreduktion kontrollieren kann.<br />
allem Konsequenz seitens der Halter<br />
ist gefragt, denn das Rezept ist<br />
einfach : Viel Bewegung, geringere<br />
Futtermengen und regelmässiges<br />
Wägen des <strong>Tier</strong>s. « Spezielles Diätfutter<br />
ist beim Abnehmen hilfreich,<br />
es geht aber auch mit kleineren Rationen<br />
von normalem Futter », sagt<br />
Veterinär Tobias Vögtli. Gemeinsam<br />
mit dem <strong>Tier</strong>arzt sollte ein realistisches<br />
Zielgewicht und ein individueller<br />
Zeitplan festgelegt werden.<br />
« Hunde und Katzen sollten nicht<br />
mehr als ein <strong>Pro</strong>zent ihres Körpergewichts<br />
pro Woche verlieren », rät<br />
Vögtli. Und purzeln dann die Pfunde,<br />
freut sich nicht nur das <strong>Tier</strong>, sondern<br />
auch der Halter : « Es ist jeweils ein<br />
richtiges Erfolgserlebnis, wenn die<br />
Diät wirkt », beobachtet Vögtli. <br />
Buchtipps :<br />
Dicker Hund – was tun ?<br />
Ernährungs- und Fitnessprogramm<br />
für Hunde<br />
von David Alderton<br />
Kynos Verlag 2007<br />
30.90 Franken<br />
Katzen würden Mäuse kaufen<br />
Schwarzbuch <strong>Tier</strong>futter<br />
von Hans-Ulrich Grimm<br />
Zsolnay Verlag 2007<br />
32.50 Franken<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
9
Nager und<br />
Kaninchen sind keine<br />
Schmusetiere<br />
Ihre putzige Art und ihr ausgeprägtes Sozialverhalten machen<br />
Meerschweinchen und Kaninchen gerade bei Kindern zu beliebten<br />
Heimtieren. Doch oft entspricht die Haltung in keinster Weise den<br />
Ansprüchen und dem Charakter der <strong>Tier</strong>e.<br />
VON HELEN WEISS<br />
Meerschweinchen und Kaninchen<br />
erfreuen sich<br />
als « Kinderzimmertiere »<br />
einer wachsenden Beliebtheit. In<br />
vier <strong>Pro</strong>zent aller Haushalte der<br />
Schweiz leben Meerschweinchen ;<br />
Kaninchen werden gar in sechs<br />
<strong>Pro</strong>zent aller Haushalte gehegt. Die<br />
kleinen possierlichen Nagetiere<br />
– wobei Kaninchen zoologisch zu<br />
der Familie der Hasen gezählt werden<br />
– gelten dabei fälschlicherweise<br />
als anspruchslose Kuscheltiere, die<br />
10<br />
man problemlos im kleinsten Käfig<br />
zufrieden stellen kann. Sie lassen<br />
sich meist widerspruchslos knuddeln<br />
und beissen nur im äussersten<br />
Notfall. Dieser Ruf führt leider<br />
häufig dazu, dass die Nager ganz<br />
spontan als Mitbringsel für die Kinder<br />
angeschafft werden. Natürlich<br />
ist die Begeisterung anfangs riesig,<br />
aber in der Regel ist das <strong>Tier</strong> – nicht<br />
immer werden gleich zwei gekauft<br />
– spätestens nach einem halben<br />
Jahr uninteressant. Dies ist dann<br />
der Beginn eines lebenslangen Leidenswegs<br />
der Meerschweinchen<br />
Foto : © Maier Robert, SUTTER<br />
und Kaninchen, die gestresst, unterfordert<br />
und einsam dahinvegetieren,<br />
bis sie zur heimlichen Erleichterung<br />
der Besitzer endlich sterben.<br />
Anderen Nagern wie Rennmäusen,<br />
Hamstern und Ratten ergeht es<br />
meist nicht besser. « Nager und<br />
Kaninchen sind keine Streicheltiere<br />
», betont Eva Waiblinger vom<br />
« Schweizer <strong>Tier</strong>schutz » STS. « Sie<br />
leiden unter massivem Stress, wenn<br />
sie hochgehoben, herumgetragen<br />
und gestreichelt werden. » Laut der<br />
Zoologin haben Untersuchungen<br />
gezeigt, dass Hamster nach einer<br />
Streicheleinheit rund zwei Stunden<br />
brauchen, um sich wieder zu<br />
beruhigen. Denn das Verhalten der<br />
Nager und Kaninchen während der<br />
Schmusestunde wird oft ganz falsch<br />
interpretiert : Die <strong>Tier</strong> verharren nicht<br />
etwa aus lauter Genuss ganz ruhig<br />
auf dem Schoss, sondern vielmehr<br />
aus Angst. Das Hochheben bedeutet<br />
für die <strong>Tier</strong>e jedoch nicht nur Stress,<br />
sondern ist auch lebensgefährlich :<br />
« Meerschweinchen etwa haben einen<br />
sehr empfindlichen Knochenbau<br />
und ein Hamster ist meist sofort<br />
tot, wenn er zu Boden fällt », erklärt<br />
Waiblinger.<br />
Gefährliche Rangkämpfe<br />
Zwar zeichnen sich Nager und<br />
Kaninchen nicht als Streicheltiere<br />
aus, interessante Heimtiere sind<br />
sie trotzdem. Die ausgeprägten sozialen<br />
Beziehungen in der Gruppe<br />
sind spannend zu beobachten und<br />
geben Aufschluss über das natürliche<br />
Verhalten der <strong>Tier</strong>e. Deshalb<br />
sollten Nager und Kaninchen – mit<br />
Ausnahme der einzelgängerischen<br />
Goldhamster – immer in Gruppen,<br />
mindestens aber paarweise gehal-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08
ten werden. Damit der Käfig nicht<br />
in kürzester Zeit überbevölkert<br />
ist, muss man sich für gleichgeschlechtliche<br />
Gruppen entscheiden<br />
oder aber die Böcke kastrieren<br />
lassen. Die Zusammenstellung der<br />
Gruppe gestaltet sich oft schwierig.<br />
Auch hier ist Beobachtungsgabe gefragt,<br />
denn die <strong>Tier</strong>e können sich bei<br />
Rangkämpfen gegenseitig ernsthaft<br />
verletzen, da im Käfig keine Fluchtmöglichkeiten<br />
bestehen. Und wer<br />
der Einfachheit halber zu seinem<br />
Meerschweinchen ein Kaninchen<br />
als Partner gesellt, macht beiden<br />
keine Freude. « Das ist ungefähr<br />
dasselbe, wie wenn wir unser Leben<br />
mit einem Schimpansen verbringen<br />
müssten », erklärt Waiblinger.<br />
Die beliebten Heimtiere sind<br />
nicht nur wegen ihres ausgeprägten<br />
Sozialverhaltens anspruchsvoll,<br />
sondern auch punkto Platzbedarf.<br />
Zwei Meerschweinchen brauchen<br />
mindestens zwei Quadratmeter<br />
Fläche, um sich artgerecht auszuto-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
Sensible Ratten<br />
ben. Zudem sitzen Kaninchen gerne<br />
erhöht, während Meerschweinchen<br />
genügend Verstecke und Deckungsstrukturen<br />
benötigen. Der Käfig sollte<br />
möglichst abwechslungsreich gestaltet<br />
werden, ebenso wie das Futterangebot.<br />
Damit die Zähne nicht<br />
zu lang werden, brauchen die <strong>Tier</strong>e<br />
regelmässig Birken-, Buchen- oder<br />
Haselzweige zum Nagen. Der ideale<br />
Menüplan sieht zudem immer ausreichend<br />
Heu, mittags Grünfutter<br />
und abends Körner vor.<br />
Aussenhaltung<br />
Hamster und Rennmäuse stellen<br />
zwar flächenmässig nicht so hohe<br />
Ansprüche, sind jedoch auf eine<br />
rund 40 Zentimeter tiefe Einstreu<br />
aus Hobelspänen, Heu und Stroh<br />
angewiesen, um sich ein eigenes<br />
Höhlensystem graben zu können.<br />
« Deshalb empfiehlt sich zur Haltung<br />
von Rennmäusen und Hamstern<br />
ein Glasterrarium statt eines<br />
Im Gegensatz zu Nagern und Kaninchen lassen sich Ratten gut zähmen und<br />
entwickeln bei guter Behandlung, ähnlich wie Hunde oder Katzen, eine intensive<br />
Beziehung zu « ihren » Menschen. Da Ratten hochsoziale <strong>Tier</strong>e sind, müssen sie<br />
jedoch unbedingt im Rudel gehalten werden, sonst verkümmern sie. « Ratten<br />
eignen sich nicht hervorragend als Heimtiere, denn sie brauchen eine intensive<br />
Pflege », erklärt Ursula Glatz, Präsidentin des « Clubs für Rattenfreunde<br />
Schweiz » www.rattenclub.ch, einer Sektion des STS. Ist die Beziehung zu den<br />
<strong>Tier</strong>en genügend gefestigt, können sie in der Wohnung sogar Freilauf geniessen,<br />
dies jedoch nur unter Aufsicht. Als ideales Gehege empfiehlt der « Club<br />
für Rattenfreunde Schweiz » für die Kletterkünstler einen umgebauten Schrank<br />
mit verschiedenen Etagen und mindestens einem Quadratmeter Lauffläche. Da<br />
Ratten einen grossen Bewegungsdrang haben, sollte das Domizil über vielfältige<br />
Kletter- und Rückzugsmöglichkeiten, eine mit Hanfeinstreu gefüllte Buddelkiste<br />
sowie Nistmaterial verfügen. Auch punkto Nahrung sind die putzigen Nager<br />
anspruchsvoll : « Neben Körnerfutter sind Ratten täglich auf frisches Gemüse<br />
und Obst angewiesen », sagt Glatz.<br />
Doch auch bei guter Haltung ist die Freundschaft meist leider nur von kurzer<br />
Dauer, da Ratten selten älter als zwei Jahre werden. « Zwar gelten Ratten als<br />
zäh, dies jedoch nur auf Grund ihrer hohen Population », erklärt Glatz. « Die<br />
einzelnen <strong>Tier</strong>e sind äusserst sensibel und stressanfällig. » Ratten leiden unter<br />
Atemwegerkrankungen und Tumoren, im Alter kommen <strong>Pro</strong>bleme mit dem<br />
Bewegungsapparat und Diabetes dazu. « Leider ist es oft so, dass der Besitzer<br />
gar nicht merkt, dass es dem <strong>Tier</strong> nicht gut geht », weiss Glatz aus Erfahrung.<br />
Deshalb müssen die <strong>Tier</strong>e genau beobachtet werden. Bei der Anschaffung von<br />
Ratten sollte man sich bewusst sein, dass während der Haltung mehrere Besuche<br />
beim <strong>Tier</strong>arzt anstehen. Dies liegt unter anderem auch daran, dass alle<br />
Heimratten auf der Basis von zahmen Laborratten gezüchtet wurden, welche die<br />
ihnen zu Versuchszwecken verursachten Krankheiten weiter vererben.<br />
Käfigs », so Waiblinger. Auf Grund<br />
ihres ausgeprägten Grabverhaltens<br />
können diese <strong>Tier</strong>e nicht draussen<br />
gehalten werden. Kaninchen und<br />
Meerschweinchen lassen sich jedoch,<br />
so fern sie gesund und nicht<br />
zu alt sind, problemlos in einem<br />
Aussengehege unterbringen. Um<br />
Ausbrüche zu verhindern, sollte<br />
dabei das Gitter mindestens 50<br />
Zentimeter tief in die Erde gesenkt<br />
werden. « Das Gehege muss auch<br />
einbruchsicher sein, so dass weder<br />
Füchse, Marder noch Raubvögel<br />
eindringen können », erklärt Waiblinger.<br />
Zudem brauchen die <strong>Tier</strong>e<br />
genügend Deckungsstrukturen, um<br />
sich bei Gefahr allenfalls verstecken<br />
zu können. Ein gut isolierter Stall ist<br />
vor allem im Winter für die Heimtiere<br />
überlebenswichtig. Auch genügend<br />
Schattenplätze müssen im<br />
Sommer gewährleistet sein. « Der<br />
Hitzetod ist eine sehr grosse Gefahr<br />
für Meerschweinchen und Kaninchen<br />
», sagt Waiblinger. Damit<br />
sich die <strong>Tier</strong>e draussen möglichst<br />
wohl fühlen, sollte das Gehege mindestens<br />
sechs Quadratmeter gross<br />
sein. <br />
Vom « Schweizer <strong>Tier</strong>schutz » STS<br />
empfohlene Aussengehege für Meerschweinchen<br />
und Kaninchen finden<br />
Sie unter :<br />
www.kleintierstaelle.ch<br />
www.nagerstation.ch<br />
Literatur :<br />
Nager und Kaninchen :<br />
« Artgerechte Haltung – ein Grundrecht<br />
auch für Meerschweinchen »<br />
und<br />
« Artgerechte Haltung – ein Grundrecht<br />
auch für (Zwerg-)Kaninchen »<br />
von Ruth Morgenegg<br />
je 34 Franken<br />
Bestellen unter :<br />
www.nagerstation.ch<br />
Ratten :<br />
« Leitfaden zur optimalen Rattenhaltung<br />
»<br />
von Ursula Glatz, Club der Rattenfreunde<br />
Schweiz<br />
17.50 Franken<br />
Bestellen unter<br />
www.rattenclub.ch<br />
11
Raubtier-Update<br />
<strong>Pro</strong>teste und Kritik<br />
nach Bären-Abschuss<br />
« <strong>Pro</strong>blembär », « Risikobär », toter Bär. Das ist die tragische Chronik des<br />
Braunbären « JJ3 ». Am 14. April wurde er im Kanton Graubünden von einem<br />
Wildhüter erschossen. Die Tötung löste im In- und Ausland <strong>Pro</strong>teste aus.<br />
VON ANANDA KUNZ<br />
JJ3 ? Schon dieser Kürzelname<br />
erzählt eine unglückliche<br />
Geschichte. « JJ » steht für<br />
« Jurka » und « Jože ». Das sind die<br />
Eltern der drei bekannt gewordenen<br />
Bärenbrüder JJ1, JJ2 und JJ3.<br />
Jurka und Jože wurden 2001 von<br />
Slowenien ins italienische Trentino<br />
umgesiedelt. Unbedarfte Leute fütterten<br />
die Bärin Jurka im Tovel-Tal.<br />
So gewöhnte sie sich an Menschen.<br />
Die fehlende Scheu vor Menschen<br />
übertrug sie auf ihre drei Söhne.<br />
Oft suchten diese Nahrung in Siedlungsnähe.<br />
Mit dem Ende vonJJ3<br />
sind mittlerweile alle drei Brüder tot<br />
– und ihre Mutter hinter Gittern.<br />
2005 wanderte JJ2 in den Kanton<br />
Graubünden ein. Als « Lumpaz » wurde<br />
er im Val Mustair zur Touristenattraktion.<br />
Er riss wiederholt Schafe<br />
und liess sich kaum abschrecken.<br />
Im September 2005 wechselte er ins<br />
Südtirol ; seither ist er verschollen.<br />
Ein Jahr später erlangte sein Bruder<br />
12<br />
Foto : zvg Amt für Jagd und Fischerei Graubünden (Bildarchiv Roth)<br />
JJ1 als « Bruno » traurigen Ruhm in<br />
Bayern. Sogar tagsüber suchte er<br />
sein Fressen im Siedlungsraum.<br />
Am 26. Juni 2006 wurde JJ1 auf Anweisung<br />
der bayerischen Behörden<br />
abgeschossen, was in Deutschland<br />
einen <strong>Pro</strong>teststurm auslöste.<br />
Ähnliches Schicksal<br />
Ein ganz ähnliches Schicksal hat<br />
nun auch JJ3 ereilt. Am 14. April<br />
erschoss ihn ein Wildhüter im Kanton<br />
Graubünden, weil er fortgesetzt<br />
in menschlichen Einrichtungen Essbares<br />
suchte. Dieses Verhalten hatte<br />
JJ3 bereits im Herbst 2007 gezeigt,<br />
weshalb er nach dem Konzept Bär<br />
Schweiz zunächst als « <strong>Pro</strong>blembär »<br />
eingestuft wurde. Als er in diesem<br />
Frühling – hungrig nach der Winterruhe<br />
– auch in Hütten und Scheunen<br />
eindrang, trug ihm dies die Klassierung<br />
als « Risikobär » und damit das<br />
Todesurteil ein.<br />
Vor seinem Abschuss zog JJ3<br />
von Brienz nach Surava. Von dort<br />
wanderte er weiter nach Lenz, Alvaschein,<br />
Oberhalbstein, Radons, Tinizong,<br />
Rona, Savognin, Tiefencastel.<br />
Überall wühlte er in Mülltonnen<br />
und Komposthaufen, frass Futter<br />
aus Vogelhäuschen und besuchte<br />
abgelegene Restaurants. Vergrämungsaktionen<br />
wurden zunehmend<br />
aufwändiger ; der Bär kannte die ihm<br />
JJ3 in einem Fotofallen-Bild<br />
kurz vor seinem Abschuss.<br />
nachstellenden Personen, deren<br />
Fahrzeuge und Gerätschaften und<br />
wich geschickt aus, jedoch ohne sich<br />
von der Suche nach menschlicher<br />
Nahrung abbringen zu lassen.<br />
Mensch macht<br />
die Regeln<br />
War JJ3 also « unbelehrbar » ? Da<br />
stellt sich zum einen die Frage, wer<br />
im Gefüge Natur-<strong>Tier</strong>-Mensch welche<br />
Regeln aufstellt, bzw. befolgt.<br />
Zum anderen fragt sich, ob JJ3 genug<br />
Zeit blieb, dazuzulernen. Wohl<br />
kaum. Zu den Erfolgsaussichten einer<br />
« Umerziehung » von JJ3 äussert<br />
sich Dave Garshelis, der Leiter der<br />
IUCN/SSC « Bear Specialist Group » :<br />
« Es hängt davon ab, wie stark ein<br />
Bär an Menschen gewöhnt ist », sagt<br />
er gegeüber « Kora », der Koordinationsstelle<br />
für Forschungsprojekte<br />
zur Erhaltung und zum Management<br />
der Raubtiere in der Schweiz.<br />
« Nationalparks in den USA und in<br />
Kanada und viele Dörfer und Städte<br />
haben sich schon seit langem mit<br />
diesem Thema beschäftigt. Einerseits<br />
hat man entfernt, was Bären<br />
anlocken kann, andererseits mit<br />
Knallpetarden, Gummikugeln, Pfefferspray,<br />
Einfangen und Umsiedeln,<br />
usw. experimentiert. Die Resultate<br />
waren immer durchzogen : Mit Beharrlichkeit<br />
konnte einigen Bären<br />
beigebracht werden, Menschen<br />
fernzubleiben, aber die schlimmsten<br />
Übeltäter waren in der Regel<br />
nicht belehrbar. »<br />
Musste man das <strong>Pro</strong>blem also<br />
mit dem Gewehr aus der Welt schaffen<br />
? In der kleinen Alpenpopulation<br />
ist jeder einzelne Bär wertvoll und<br />
wichtig. Und wie seine Mutter und<br />
älteren Brüder hat sich JJ3 Men-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08
Foto : zvg Bildarchiv H.P. Roth<br />
schen gegenüber nie aggressiv verhalten.<br />
Die todbringende Einstufung<br />
als « Risikobär » bezieht sich indes<br />
auf die Gefahr, dass es zu nahen<br />
und überraschenden Begegnungen<br />
mit Menschen » kommen konnte,<br />
« mit möglichen ernsthaften Verletzungen<br />
eines Menschen als Folge<br />
». Diese vage und kleine Gefahr<br />
reichte den Behörden als Todesurteil<br />
aus. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
von einem an Menschen gewöhnten<br />
Bären verletzt zu werden, mag<br />
selbst für Leute im Bärengebiet weit<br />
geringer sein als die, bei einem Verkehrsunfall<br />
zu Schaden zu kommen.<br />
Aber das Risiko besteht, und weil es<br />
ungewohnt ist, wollen die Behörden<br />
es nicht tragen.<br />
Tödliche Büro-Logik<br />
Der behördlichen Büro-Logik zufolge<br />
hätte der Einwanderer aus<br />
den italienischen Alpen wohl des<br />
Lesens der deutschen Amtssprache<br />
kundig sein sollen. Dann hätte<br />
JJ3 entziffern können, dass Bär<br />
nicht gleich Bär ist, dass es unauffällige,<br />
problembehaftete und riskante<br />
Bären gibt. Letztere heissen<br />
wohl darum so, weil sie gemäss<br />
Amtsdeutsch ihre « Entfernung »<br />
riskieren, wenn sie zu fest über die<br />
Stränge hauen. Es definiert nun mal<br />
der Mensch, welche <strong>Tier</strong>e sich wie<br />
zu verhalten haben, um geduldet zu<br />
sein oder in Ungnade zu fallen, und<br />
welches Fleckchen Natur unserem<br />
vermassten Wertschöpfungs-System<br />
in welcher Weise ökonomisch<br />
optimal zu dienen hat. Daher wird<br />
JJ3 fortan als erster Risikobär seine<br />
geschichtliche Würdigung ausgestopft<br />
im Museum erfahren.<br />
Dennoch gibt es einige Lichtblicke<br />
: Die Sympathie und Zustimmung<br />
für Grossraubtiere in der<br />
Schweizer Bevölkerung ist ausgesprochen<br />
gross. So wurde beispielsweise<br />
ein eingerichtetes Forum zum<br />
Thema Bärenabschuss auf der Website<br />
www.naturschutznetz.ch/jj3 zu<br />
einem eigentlichen Online-Kondolenzbuch<br />
gegen den Abschuss<br />
von JJ3. Bei Redaktionsschluss<br />
verzeichnete das Forum rund 750<br />
Einträge. Laut den Betreibern sprechen<br />
sich über 90 <strong>Pro</strong>zent gegen<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
Foto : zvg Bildarchiv Hans Peter Roth<br />
Schäden von JJ3<br />
kurz vor seinem Abschuss<br />
den Abschuss des Risikobären aus.<br />
Die Einträge gehen nun als Petition<br />
an das Bündner Jagdinspektorat<br />
mit der Bitte, den Raubtieren in<br />
der Schweiz eine Chance zu geben.<br />
Bereits hat die Bündner Regierung<br />
angekündigt, dass Graubünden ein<br />
bärensicheres Abfallsystem einführen<br />
will, um Bären künftig möglichst<br />
von Siedlungen fernzuhalten. Derweil<br />
lebt MJ4, der Halbbruder von<br />
JJ3, ganz unauffällig im Bündnerland,<br />
ist kaum bekannt und liefert<br />
keine Schlagzeilen. Möge es so<br />
bleiben.<br />
Weitere Luchse gewildert<br />
Kein Lichtblick für die Luchse im<br />
Berner Oberland. Das Untersuchungsrichteramt<br />
Berner Oberland<br />
führt erneut eine Untersuchung gegen<br />
Unbekannt, weil Hinweise auf<br />
Wilderei vorliegen. Dies, nachdem<br />
das Fotofallenmonitoring markant<br />
weniger Luchse erfasst hat. « Auffallend<br />
ist insbesondere der Rückgang<br />
der Luchse zwischen Brienz<br />
und dem Haslital, wo nur noch<br />
zwei Luchse fotografiert wurden ;<br />
im Vorwinter waren es noch acht<br />
<strong>Tier</strong>e », hielt das Bundesamt für<br />
Umwelt bereits im August 2007 fest.<br />
Der eidgenössische Jagdinspektor<br />
Reinhard Schnidrig geht davon aus,<br />
« dass der markante Rückgang allein<br />
durch Abwanderung und natürliche<br />
Sterblichkeit nicht zu erklären ist<br />
und illegale Tötungen wahrscheinlich<br />
sind ».<br />
Der Berner Volkswirtschaftsdirektor<br />
Andreas Rickenbacher äussert<br />
sogar die Befürchtung, dass<br />
« der Luchsbestand möglicherweise<br />
schon eine kritisch tiefe Dichte<br />
erreicht hat, welche die Überlebensfähigkeit<br />
der Population in<br />
Frage stellt ». Peter Zenklusen,<br />
Präsident des Berner Jägerverbandes,<br />
sieht dies diametral anders : In<br />
der Praxis zeige sich « je länger je<br />
mehr », dass Grossraubtiere in Gebieten<br />
wie dem östlichen Berner<br />
Oberland « überhandnehmen und<br />
die Auswirkungen auf den Bestand<br />
ihrer Beutetiere gravierend sind ».<br />
Mit anderen Worten : Zenklusen<br />
jammert einmal mehr, die bösen<br />
Luchse frässen den armen Jägern,<br />
die ohne erlegtes Wild wohl am<br />
Hungertuch nagen müssen, die<br />
Beute weg.<br />
Glaubt man dagegen den Werten<br />
des Fotofallenmonitorings, muss<br />
der Unterbestand von Gämsen und<br />
Rehen im Oberland ganz andere Ursachen<br />
haben. Geht man noch von<br />
20 bis 25 erwachsenen und halberwachsenen<br />
Luchsen im Berner<br />
Oberland aus, reissen diese 500<br />
bis 600 Gämsen und 800 bis 1000<br />
Rehe pro Jahr. Zum Vergleich : Die<br />
Jäger im Berner Oberland schiessen<br />
1700 Gämsen und fast 1000<br />
Rehe. Weitere 1200 Gämsen und<br />
800 Rehe kommen jährlich ohne<br />
jagdliche Einwirkung (Kollisionen<br />
mit Fahrzeugen, Krankheit, Abstürze,<br />
Lawinen, Erschöpfung, etc.) zu<br />
Tode. (hpr) <br />
13
Neues von<br />
Svoboda Zvírat<br />
Die Zusammenarbeit von <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> und der tschechischen<br />
<strong>Tier</strong>schutzorganisation Svoboda Zvírat (Freiheit der <strong>Tier</strong>e)<br />
hat eine langjährige Tradition. Deswegen informieren wir<br />
sie regelmässig über unsere neuesten Aktivitäten.<br />
VON THOMAS POPP UND LENCA HECOVA<br />
In der zweiten Hälfte des Jahres<br />
2007 hat sich Svoboda Zvírat<br />
ganz auf die Kampagne « Gegen<br />
Pelz » konzentriert. Unsere Organisation<br />
nimmt schon mehrere Jahre<br />
am internationalen Wettbewerb<br />
DAF (Design Against Fur) teil. Der<br />
Jahrgang DAF 2007 war für uns<br />
besonders erfolgreich. An diesem<br />
Wettbewerb können Schüler und<br />
Studenten der Institute für Design<br />
mit eigenen Arbeiten teilnehmen.<br />
Jedes Jahr wird ein spezielles<br />
Hauptthema gewählt – für den<br />
Jahrgang DAF 2007 hiess das Thema<br />
: « Fashion Victims » (Die Oper<br />
der Mode).<br />
14<br />
Fotos : zvg Svoboda Zvírat<br />
Wir haben im Jahr 2007 mehr<br />
als 170 Arbeiten von Schülern und<br />
Studenten erhalten. In der europäischen<br />
Runde des Wettbewerbs<br />
im Juli 2007 haben zwei tschechische<br />
Arbeiten eine Jury-Auszeichnung<br />
bekommen. Die besten<br />
Arbeiten können Sie auf den<br />
Web-Seiten der Organisation FFA<br />
(ww.inFURmation.com) oder auf<br />
den tschechischen Web-Seiten von<br />
diesem Wettbewerb (www.dafcr.cz)<br />
anschauen.<br />
Im November 2007 haben wir<br />
eine tschechische Runde des Wettbewerbs<br />
organisiert. Die Jury hat<br />
als beste Arbeit das Poster von<br />
Pavel ? ? ?Oovaj bezeichnet. Pavel<br />
kann im Sommer <strong>2008</strong> gemeinsam<br />
mit anderen talentierten jungen<br />
Künstlern als Assistent eine Woche<br />
in einer der besten tschechischen<br />
Werbeagenturen verbringen und<br />
das Arbeiten der professionellen<br />
Designer beobachten.<br />
Dank diesem Wettbewerb lernen<br />
die jungen Künstler, dass sie durch<br />
ihre Arbeit andere Leute beeinflussen<br />
und sich somit bedeutend am<br />
<strong>Tier</strong>schutz beteiligen können.<br />
Die besten tschechischen und<br />
ausländischen Arbeiten werden<br />
bis Sommer <strong>2008</strong> in verschiedenen<br />
Galerien und Stammlokalen<br />
ausgestellt, um auch ein breiteres<br />
Publikum zu informieren.<br />
Svoboda Zvirat wird natürlich<br />
auch wieder am DAF <strong>2008</strong> teilneh-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08
men. Dieses Jahr wurde kein Hauptthema<br />
gewählt. Die Schüler und<br />
Studenten sollen aber so genannte<br />
« Flash-Animation » vorbereiten, die<br />
auf die <strong>Pro</strong>blematik des Leidens der<br />
Pelztiere aufmerksam machen.<br />
Wir orientieren auch sehr viel<br />
über die <strong>Pro</strong>blematik der <strong>Tier</strong>versuche.<br />
Schon mehrere Jahre kämpft<br />
unsere Organisation für ein Verbot<br />
für Versuche an Primaten in der<br />
Tschechischen Republik.<br />
Im Sommer 2007 haben wir an<br />
der internationalen Demonstration<br />
in Brüssel teilgenommen. Dieses<br />
Ereignis wurde von der ECEAE<br />
(European Coalition to End Animal<br />
Experiments) organisiert und sollte<br />
die Mitglieder des Euro-Parlaments<br />
und die breite Öffentlichkeit darauf<br />
aufmerksam machen, dass in den<br />
EU-Ländern Primaten für <strong>Tier</strong>versuche<br />
benutzt werden. Diese Demonstration<br />
stand im Rahmen der<br />
Bestrebungen der ECEAE, Versuche<br />
an Primaten auf europäischer Ebene<br />
zu verbieten.<br />
In Brüssel haben sich Vertreter<br />
aus elf europäischen Ländern getroffen.<br />
Jede Organisation hat eine<br />
Lattenkiste mitgenommen, in der<br />
eine verkleidete Person sass. Die<br />
Demonstration hat vor dem Labor<br />
GSK, wo immer noch die Primaten<br />
für Versuche eingesetzt werden,<br />
begonnen. Danach haben sich alle<br />
zum Gebäude des Euro-Parlaments<br />
begeben. Dort haben die Abgeordneten<br />
die Kisten geöffnet und die<br />
« Affen » rausgelassen.<br />
Das waren die wichtigsten Ereignisse<br />
in den Aktivitäten der Organisation<br />
« Freiheit der <strong>Tier</strong>e ». Viele<br />
unserer Aktivitäten können nur dank<br />
der finanziellen Unterstützung von<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> realisiert werden. Vielen<br />
Dank für Eure Unterstützung ! Wir<br />
werden Sie weiterhin über Neuigkeiten<br />
aus der Tschechischen Republik<br />
informieren.<br />
Und zum Schluss noch eine kleine<br />
Einladung. Am 21.10.<strong>2008</strong> wird<br />
« Freiheit der <strong>Tier</strong>e » in Prag eine<br />
internationale Konferenz « Perspektiven<br />
der Pelztierhaltung in den<br />
EU- und Visegrad-Ländern » organisieren.<br />
Alle, die sich für <strong>Tier</strong>schutz<br />
interessieren, sind natürlich herzlich<br />
willkommen. <br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
Ein<br />
Vermächtnis<br />
für die <strong>Tier</strong>e<br />
Bitte denken Sie bei der<br />
Erstellung Ihres Testaments<br />
auch an <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>.<br />
Sie helfen mit,<br />
dass wir uns auch<br />
in Zukunft effizient für<br />
die <strong>Tier</strong>e einsetzen können.<br />
Für Auskünfte und Beratung<br />
steht Ihnen unsere<br />
Geschäftsführerin Rita Dubois<br />
gerne zur Verfügung.<br />
15
Chinas Schattenseiten<br />
Freunde ? Oder Frass ?<br />
Das <strong>Tier</strong>leid in China<br />
China verstösst nicht nur gegen Menschenrechte, sondern macht<br />
auch wegen unbeschreiblicher Gräueltaten gegen <strong>Tier</strong>e von sich<br />
reden. Im Vorfeld der Olympischen Spiele in China ist Fairplay auch<br />
gegenüber <strong>Tier</strong>en zu fordern.<br />
VON HANS PETER ROTH<br />
Erdbebenkatastrophe ; brutal<br />
niedergeschlagene Aufstände<br />
im Tibet ; giftiges Spielzeug ;<br />
bevorstehende Olympiade. China<br />
kommt nicht aus den Schlagzeilen.<br />
Und die sind meist negativ, auch<br />
wenn die chinesische Regierung im<br />
Vorfeld der Olympischen Spiele « mit<br />
allen Mitteln » das angekratzte Image<br />
des Landes aufzupolieren versucht.<br />
« Mit allen Mitteln », das ist aus<br />
tierschützerischer Sicht ein Horror,<br />
in einem Land, das de facto keinen<br />
<strong>Tier</strong>schutz kennt. So sollen auf Pekings<br />
Strassen bei Olympiabeginn<br />
im August <strong>2008</strong> keine streunenden<br />
Katzen und Hunde mehr zu sehen<br />
sein. Um dieses Ziel zu erreichen,<br />
16<br />
hat die Regierung in Peking das Einfangen<br />
und Töten von rund 200 000<br />
Katzen und 10 000 Hunden angeordnet.<br />
Angestellte der Stadtregierung<br />
machen mit Giftködern oder Fallen<br />
Jagd auf die Vierbeiner. Eingefangene<br />
Katzen und Hunde verdursten<br />
und verhungern in winzigen Käfigen<br />
oder sie werden totgeschlagen, ertränkt<br />
oder bei lebendigem Leib<br />
verbrannt. Nachdem anlässlich<br />
der Olympiaden in Moskau (1980)<br />
und Athen (2004) ebenfalls Tötungsaktionen<br />
gegen Streunertiere<br />
stattfanden, stellt sich schon die<br />
Frage, wie dieses Morden mit dem<br />
« Olympischen Geist » vereinbar ist ?<br />
Dabei hätte das Olympische Komitee<br />
mit Sitz in Lausanne durchaus<br />
die Macht, solchem Tun Einhalt<br />
Foto : © REUTERS / Leo Lang (China)<br />
zu gebieten. Doch die Angst um<br />
gestörte Wirtschaftsbeziehungen<br />
wird mit feigen Argumenten wie<br />
der « Nichteinmischung in innere<br />
Angelegenheiten eines Staates »<br />
geschönt.<br />
Geschändete Freunde<br />
und Helfer<br />
Dabei sollten die Chinesen gerade<br />
aktuell unsere treuen vierbeinigen<br />
Gefährten einmal mehr als Freunde<br />
und Helfer erkennen, angesichts<br />
der Bilder von unermüdlichen<br />
Suchhunden, die in der vom Erdbeben<br />
verheerten <strong>Pro</strong>vinz Sichuan<br />
an vorderster Front halfen, Menschenleben<br />
zu retten. Doch je nach<br />
Schätzung enden in China Jahr für<br />
Jahr 10 bis 20 Millionen Hunde im<br />
Kochtopf. Tendenz steigend. Viele<br />
Hunde werden bewusst langsam<br />
und grausam geschlachtet, im<br />
perversen Glauben, dass die Qual<br />
der <strong>Tier</strong>e den Geschmack ihres<br />
Fleisches verbessert. Dabei leiden<br />
die geschändeten <strong>Tier</strong>e längst vor<br />
ihrem schrecklichen Tod unter dem<br />
Stress und den Missständen der<br />
Massentierhaltung.<br />
Mitarbeiter der <strong>Tier</strong>schutzorganisation<br />
« Animals Asia » haben in der<br />
Stadt Guangzhou Lastwagen gesehen,<br />
die mit bis zu 2000 Hunden<br />
beladen auf dem Markt für Wildtiere<br />
ankamen. Die gepeinigten <strong>Tier</strong>e<br />
mussten drei Tage und drei Nächte<br />
zusammengequetscht in engen Käfigen<br />
ausharren, ohne sich bewegen<br />
zu können, im eigenen Kot, ohne<br />
Futter, ohne Wasser oder Schutz.<br />
Dann zerrte ein Mann die <strong>Tier</strong>e<br />
mit Metallzangen brutal am Genick<br />
aus den Käfigen und stiess sie in<br />
einen Pferch. Hier warteten sie in<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08
verzweifelter Todesangst, hungernd<br />
und dürstend auf einen grauenhaft<br />
langsamen Tod, um dem verabscheuungswürdigen<br />
Anspruch der<br />
Restaurants in Guangzhou nach<br />
Fleisch von gequälten <strong>Tier</strong>en zu<br />
entsprechen.<br />
Schlimme Qual, « gutes »<br />
Fleisch<br />
Was dieser grauenhaft langsame<br />
Tod bedeutet, zeigte eine RTL-<br />
Reportage am 12. März 2001 in<br />
vorher nie gesehenen Bildern. Der<br />
Beitrag zeigte weiter, dass Hunde<br />
und Katzen auch wegen ihres Fells<br />
geschlachtet werden. Eine zweijährige<br />
Nachforschung ergab, dass vor<br />
allem in Nordchina rund zwei Millionen<br />
Hunde und Katzen jährlich für<br />
ihr Fell auf äusserst brutale Art umgebracht<br />
werden. Besonders qualvoll<br />
werden die Masthunde getötet,<br />
weil die Stresshormone angeblich<br />
nicht nur das Fleisch schmackhafter<br />
machen, sondern auch eine sexuelle<br />
Stimulierung bewirken. Auch mit<br />
Elektroschocks werden die <strong>Tier</strong>e<br />
misshandelt, damit ihr Fleisch durch<br />
die erlittene Folter ein Maximum an<br />
Adrenalin enthält.<br />
« Die Menschen in Guangzhou essen<br />
alles mit Flügeln ausser Flugzeugen<br />
und alles mit vier Beinen ausser<br />
Tisch und Stuhl. »<br />
Chinesisches Sprichwort<br />
Die TV-Reportage des Privatsenders<br />
RTL zeigte, wie die Hunde mit<br />
dem Kopf nach unten aufgehängt<br />
und mit langen Knüppeln langsam<br />
zu Tode geprügelt werden. Noch<br />
entsetzlichere Aufnahmen wollte<br />
der Sender seinen Zuschauern<br />
nicht zumuten. Verbreitet ist auch<br />
die Methode, den Hunden eine Metallschlinge<br />
um den Hals zu legen<br />
und sie dann zu hängen. Die Schlinge<br />
wird stark angezogen, damit die<br />
<strong>Tier</strong>e langsam ersticken. Um den<br />
Todeskampf zu verlängern, wird die<br />
Schlinge von Zeit zu Zeit gelockert.<br />
Die Hunde sind normalerweise noch<br />
nicht tot, wenn ihnen das Fell abgebrannt<br />
wird. Eine andere Methode<br />
besteht darin, die Hunde (oder Katzen)<br />
lebendig in kochendes Wasser<br />
zu tauchen. Noch lebend wird ihnen<br />
dann das Fell abgezogen.<br />
Welches Büsi darf es sein ?<br />
Ähnlich wie den geschändeten Hunden<br />
ergeht es jährlich Millionen von<br />
Katzen in China, wie der RTL-Beitrag<br />
ebenfalls zeigte. Auch sie kommen<br />
in engsten Drahtkäfigen regelrecht<br />
aufeinander gestapelt auf die <strong>Tier</strong>märkte.<br />
In vielen Restaurants der<br />
<strong>Pro</strong>vinz Guangdong ist es üblich,<br />
dass lebende Katzen in Käfigen<br />
am Eingang darauf warten müssen,<br />
vom Gast zum Verzehr « ausgewählt<br />
» zu werden, ähnlich, wie<br />
man es in Europa – tierschützerisch<br />
ebenfalls äusserst fragwürdig – von<br />
Fischen und Schalentieren kennt.<br />
Mit Metallzangen oder Würgeschlingen<br />
werden die Katzen am<br />
Genick gepackt und aus den Käfigen<br />
gezerrt, um dann ebenso brutal<br />
wie die Hunde geschlachtet zu werden.<br />
Katzenfleisch ist in Guangdong<br />
Teil des bekannten traditionellen<br />
Gerichts : « Tiger (Katze), Phoenix<br />
Schlachthunde<br />
(Huhn), Drache (Schlange) ». Obschon<br />
es schwierig ist, genaue Daten<br />
zu erhalten, gehen Schätzungen<br />
von rund vier Millionen verzehrten<br />
Katzen in China pro Jahr aus.<br />
Abartige Traditionen<br />
Die Liste tierquälerischer und artenbedrohender<br />
Verbrechen im<br />
Reich der Mitte liesse sich beliebig<br />
erweitern, sei es wegen abartiger<br />
Essgewohnheiten oder wegen des<br />
Wahns um angebliche medizinische<br />
oder Potenz steigernde Wirkungen<br />
unzähliger verschiedener <strong>Tier</strong>produkte.<br />
Zu den abartigen Essgewohnheiten<br />
in Ostasien gehört der<br />
Konsum von Haifischflossen-Suppe.<br />
Ein internationales Forscherteam<br />
hat erstmals eine genaue Untersuchung<br />
über die jährlich getöteten<br />
Haie für die (fad schmeckende)<br />
Haifischflossen-Suppe vorgenommen.<br />
Demnach werden jährlich<br />
fast 40 Mio. der Knorpelfische nur<br />
wegen ihrer Flossen getötet und<br />
nach dem Abtrennen der Flossen<br />
oft noch lebend ins Meer geworfen.<br />
Verschiedene Hai-Arten könnten we-<br />
Bernhardiner besonders begehrt<br />
Die ersten Informationen gelangten vor zehn Jahren nach Europa : Am 16. Juli<br />
1998 machte die chinesische Zeitung Orient Daily publik, dass Bernhardiner-Hunde,<br />
ermutigt und subventioniert von mehreren Regierungsstellen, seit Anfang<br />
der neunziger Jahre als Schlachttiere von der Schweiz nach China importiert<br />
worden seien, um dort verspeist zu werden. Und eine Sendung des Pekinger Zentral-Fernsehens<br />
beschrieb die Vorzüge dieser Rasse unter anderem damit, dass<br />
Züchter sich vor dem « grossen und dummen Hund » nicht zu fürchten brauchten.<br />
Der hierzulande für seine Sanftmut geschätzte Bernhardiner ist auch bekannt für<br />
die grosse Anzahl der Welpen eines Wurfes und dafür, schon früh dem Welpenalter<br />
zu entwachsen. Diese Merkmale machten den Bernhardiner in China zum<br />
« idealen Zuchthund, mit dem sich Hundefleisch noch profitabler produzieren<br />
lässt », wie in einer chinesischen Werbebroschüre sinngemäss zu lesen ist. Mit<br />
Blick auf die Züchter propagieren chinesische Agrarinstitute im Rahmen der<br />
zunehmend industrialisierten Hundemast die Bernhardiner-Zucht als hervorragende<br />
Einkommensquelle. Sie preisen die « rasch heranwachsenden, krankheitsresistenten<br />
und wohlschmeckenden Speisehunde », deren Haltung viermal<br />
mehr einbringe als eine Schweinezucht und dreimal mehr als eine Hühnerzucht.<br />
Die ursprünglich aus der Schweiz stammenden Zuchttiere werden in der Regel<br />
mit « Mongolischen Fleischhunden »( !) gekreuzt. Bereits am 12. März 2001<br />
zeigte der Fernsehsender RTL in einer markerschütternden Reportage (siehe<br />
auch Haupttext) nicht nur brutale Hundemetzger, Hundefleisch-Restaurants und<br />
-Märkte, sondern auch eine grosse Zuchtstation mit Bernhardinern in engen<br />
Drahtkäfigen. (hpr)<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
17
gen dieser rücksichtslosen, absolut<br />
verschwenderischen Ausplünderung<br />
der Meere schon in den nächsten<br />
Jahren aussterben, befürchten<br />
die Forscher.<br />
« In Kübeln, Plastikkörben oder<br />
Drahtkäfigen drängen sich auf dem<br />
Markt Schnecken, Frösche, Schildkröten,<br />
Schlangen und Skorpione.<br />
Zu medizinischen Zwecken werden<br />
zudem Seesterne, Seepferdchen,<br />
Schlangenhäute, getrocknete<br />
Frösche, Rehpfoten und dergleichen<br />
verkauft. Selbst <strong>Pro</strong>dukte von <strong>Tier</strong>en,<br />
die unter Artenschutz stehen, wie<br />
etwa das Horn des Nashorns oder die<br />
Pranken des Tigers, sind zu kriegen. »<br />
18<br />
Schilderung in der Neuen Urner Zeitung<br />
von Simon Gisler aus Schattdorf, der<br />
in der südchinesischen <strong>Pro</strong>vinz Jiangxi<br />
Englisch unterrichtet.<br />
Weiteres Symbol für Unvernunft,<br />
Gefühls- und Masslosigkeit im<br />
« Olympia-Land » ist die Haltung von<br />
« Gallenbären ». Dies sind Schwarz-<br />
und Kragenbären mit einer in den<br />
Körper eingesetzten Kanüle, aus der<br />
täglich Gallenflüssigkeit abgezapft<br />
wird. Gallenflüssigkeit gilt in der<br />
chinesischen Medizin als Mittel zur<br />
Senkung des Blutdrucks und ähnlicher<br />
Beschwerden, kommt aber<br />
auch für kosmetische Zwecke zum<br />
Einsatz. Die Bären vegetieren ihr<br />
ganzes, durch die Galle-Drainage<br />
verkürztes Leben praktisch ohne Bewegungsmöglichkeit<br />
in Käfige gesperrt,<br />
welche nur gerade so gross<br />
sind wie ein ausgewachsenes <strong>Tier</strong>.<br />
« Dieses Verdauungsmittel kann<br />
heute viel einfacher, billiger und reiner<br />
chemisch produziert werden »,<br />
sagt Dr. Markus Deutsch, Präsident<br />
der Organisation Ärztinnen und Ärzte<br />
für <strong>Tier</strong>schutz in der Medizin. « Es<br />
ist deshalb nicht einzusehen, weshalb<br />
China nicht auf diese äusserst<br />
grausame Haltung von Tausenden<br />
von Bären verzichtet. »<br />
Hoffnungsschimmer<br />
Trotzdem gibt es mittlerweile einige<br />
feine Silberstreifen am Horizont : So<br />
haben <strong>Tier</strong>schutzorganisationen in<br />
Zusammenarbeit mit chinesischen<br />
Foto : © REUTERS / Reinhard Krause (China)<br />
Ebay China<br />
Regierungsstellen die kurzfristige<br />
Schliessung der schlimmsten<br />
Bärenfarmen in der (aktuell vom<br />
Erdbeben schwer betroffenen)<br />
<strong>Pro</strong>vinz Sichuan und die Befreiung<br />
von zunächst 500 Bären erreicht.<br />
Mittelfristig soll das <strong>Pro</strong>gramm auf<br />
ganz China ausgedehnt und die Zahl<br />
der Bärenfarmen kontinuierlich reduziert<br />
werden. Langfristig ist die<br />
Schliessung aller Bärenfarmen in<br />
China und die Übergabe der verbleibenden<br />
<strong>Tier</strong>e in die Obhut von ausgewiesenen<br />
<strong>Tier</strong>schützern geplant.<br />
Neue aufrüttelnde Filmdokumente<br />
über chinesische Gräueltaten<br />
gegen wehrlose Zuchttiere für<br />
den Pelzmarkt haben zahlreiche<br />
Warenhäuser, Firmen und Models<br />
im In- und Ausland veranlasst, auf<br />
Echtpelz zu verzichten. Die Pelznachfrage<br />
ist rückläufig – ausser<br />
für synthetische Pelze. Endlich gilt<br />
in der Schweiz auch ein Importverbot<br />
für Katzenfelle. In Hongkong,<br />
Taiwan und auf den Philippinen ist<br />
der Verzehr von Hunden verboten<br />
worden. Selbst in China nehmen<br />
stets mehr Menschen Abstand<br />
von den weit verbreiteten tierquälerischen<br />
Haltungs- und Tötungsmethoden.<br />
Nicht zuletzt hatte Xu<br />
Zhihong, Präsident der elitären Peking-Universität<br />
und Abgeordneter<br />
im Volkskongress, den Mut, seine<br />
Parlamentskollegen wie folgt zu<br />
mahnen : « Wenn wir ausländischen<br />
Gästen im Olympiajahr Haifischflossen<br />
servieren, könnte dies Chinas<br />
nationalem Ansehen erheblichen<br />
Schaden zufügen. » <br />
Fell und Frischfleisch für Meistbietenden<br />
Zehn Schnauzer, wie Batteriehühner in einem Gitterkäfig zusammengepfercht :<br />
Das Bild stammt nicht aus einem <strong>Tier</strong>quälreport, sondern von der chinesischen<br />
Ebay-Site. Auf Ebay China werden ganz selbstverständlich lebende Hunde und<br />
Katzen angeboten – aber nicht, um als Haustier bei einer fürsorglichen Familie<br />
zu landen, sondern häufig mit abgezogenem Fell im Kochtopf. Weil das Reich<br />
der Mitte praktisch keine <strong>Tier</strong>schutzgesetze kennt, ist der Handel mit lebenden<br />
<strong>Tier</strong>en im Internet-Auktionshaus erlaubt. <strong>Tier</strong>- und artgerechter Handel bleibt<br />
völlig auf der Strecke. So lautet ein Angebot auf der chinesischen Ebay-Site<br />
etwa nüchtern : « Hund, 2-jährig, Top-Fell ». Seit Jahren versuchen <strong>Tier</strong>schutzorganisationen<br />
Ebay zur Schliessung seines chinesischen <strong>Tier</strong>portals zu bewegen.<br />
Bisher hat das US-Unternehmen die Forderung beharrlich ignoriert. Nun wollen<br />
die <strong>Tier</strong>schützer mit einem Massenbrief die Ebay-Bosse umstimmen.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
Foto : © REUTERS / Denis Balibouse
Neue <strong>Tier</strong>schutzverordnung<br />
Eine Verordnung mit<br />
Lücken und Tücken<br />
Kurse für Hundehalter. Verbot der Anbindehaltung. Keine einzeln<br />
gehaltenen Meerschweinchen mehr. Der Bundesrat verlangt eine<br />
artgerechtere Haltung von Haus- und Nutztieren. Doch die neue<br />
<strong>Tier</strong>schutzverordnung ist zahnlos.<br />
VON HANS PETER ROTH<br />
Widersprüchlicher könnte<br />
er kaum sein : Der Umgang<br />
mit <strong>Tier</strong>en in der<br />
modernen Gesellschaft. In den eigenen<br />
vier Wänden, aber auch in<br />
der Wildnis wird <strong>Tier</strong>en mitunter<br />
eine beinahe menschenähnliche<br />
Stellung mit kaum antastbarer<br />
Würde zuerkannt. Im Interesse bequemer<br />
Konsumierender und der<br />
profitsüchtigen Industrie sind <strong>Tier</strong>e<br />
dagegen längst zu reiner Ware in<br />
einem <strong>Pro</strong>duktionsprozess verkommen,<br />
in welchem zu viel Rücksicht<br />
auf Empfindungen höchstens umsatzhemmend<br />
und preistreibend<br />
wirkt. In diesem Spannungsfeld<br />
bewegte sich der Gesetzgeber bereits,<br />
als er das <strong>Tier</strong>schutzgesetz<br />
revidierte, das am 1. September in<br />
Kraft tritt.<br />
Für Haustierhalter bedeutet die<br />
vom Bundesrat Ende April verabschiedete<br />
neue <strong>Tier</strong>schutzverordnung<br />
etwas mehr Aufwand – an<br />
Geld, Zeit und Rücksichtnahme<br />
auf die Bedürfnisse der <strong>Tier</strong>e. So<br />
müssen Hundehalter ab 2010 vor<br />
dem Erwerb einen Theoriekurs besuchen<br />
und innerhalb des ersten<br />
Jahres ein Training mit dem Hund<br />
absolvieren. Ziel ist nicht nur ein artgerechter<br />
Umgang, sondern auch<br />
die Verminderung des Risikos von<br />
Attacken gefährlicher Hunde. Wer<br />
bereits einen Hund hat, muss die<br />
neuen Vorschriften nicht erfüllen.<br />
Eigenverantwortung ?<br />
Die <strong>Tier</strong>schutzverordnung formuliert<br />
genau, wie die einzelnen Haustiere<br />
artgerecht zu halten sind. Bei<br />
der Umsetzung dieser Vorschriften<br />
setzt das Bundesamt für Veterinärwesen<br />
(BVet) auf Information<br />
und die Eigenverantwortung der<br />
<strong>Tier</strong>freunde. Besteht ein konkreter<br />
Verdacht, dass Haustiere nicht<br />
artgerecht leben, kann es auch zu<br />
Kontrollen kommen.<br />
So dürfen etwa sozial lebende<br />
Arten wie Meerschweinchen oder<br />
Wellensittiche grundsätzlich nicht<br />
mehr alleine gehalten werden. Neu<br />
gilt etwa für Meerschweinchen auch<br />
eine Mindestgrösse für das Gehege :<br />
ein halber Quadratmeter für zwei<br />
<strong>Tier</strong>e – mit Schlafbox, Nageobjekten<br />
und Klettermöglichkeit. Die<br />
Vorschriften für das Halten, aber<br />
auch Töten von Aquarienfischen<br />
sind ebenfalls strenger geworden.<br />
Kontrolliert werden die Haustierbesitzer<br />
nur, wenn beim Kantonstierarzt<br />
eine entsprechende Meldung<br />
gemacht wird.<br />
Sehr lange Fristen<br />
Die Verordnung sieht, gestützt auf<br />
das revidierte <strong>Tier</strong>schutzgesetz,<br />
auch Verschärfungen in der landwirtschaftlichen<br />
<strong>Tier</strong>haltung vor.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
19
Dabei zielt der Bundesrat auf eine<br />
grössere Bewegungsfreiheit : So ist<br />
es neu verboten, ein Pferd allein zu<br />
halten oder es von anderen Pferden<br />
abzuschotten. Die <strong>Tier</strong>e müssen<br />
gemäss BVet « Blickkontakt zu<br />
anderen Pferden haben und diese<br />
hören und riechen können ». Ab<br />
2013 wird bei Pferden die Anbindehaltung<br />
verboten. Bei Schafen gilt<br />
das Verbot ab 2018 und bei Ziegen in<br />
allen neu eingerichteten Ställen. Ab<br />
2013 ebenfalls verboten sind harte<br />
Vollspaltböden in Ställen für Rinder<br />
und für Schweine. Mit den teilweise<br />
langen Übergangsfristen sollen die<br />
Interessen der Bauern berücksichtigt<br />
werden. Trotzdem ist die neue<br />
<strong>Tier</strong>schutzverordnung den Bauern<br />
noch zu restriktiv. Der Schweizerische<br />
Bauernverband etwa kritisiert,<br />
die neue <strong>Tier</strong>schutzverordnung bedinge<br />
teure bauliche Anpassungen.<br />
Den <strong>Tier</strong>schützern hingegen geht<br />
sie klar zu wenig weit. Und der Teufel<br />
steckt im Detail. Daher müssen<br />
die neuen Bestimmungen – oder<br />
ihr Ausbleiben – und deren Folgen<br />
im Einzelnen analysiert werden. So<br />
sind die erwähnten, unverständlich<br />
langen Übergangsfristen in der<br />
Nutztierhaltung stossend. Warum<br />
beispielsweise soll man Schafe<br />
im Stall noch bis zum Jahr 2018<br />
anbinden dürfen ? Und warum gab<br />
der Bund vor mehr als zehn Jahren<br />
eine Arbeit zur <strong>Tier</strong>schutzrelevanz<br />
des elektrischen Kuhtrainers in Auftrag,<br />
nur um jetzt das Verbot der<br />
20<br />
Kuhtrainer für bestehende Ställe<br />
fallen zu lassen ? Dabei war das Resultat<br />
eindeutig. Biobauern zeigen<br />
seit Jahren, dass es ohne Kuhtrainer<br />
geht. Und auf dem Markt sind<br />
schon lange bewährte Alternativen<br />
erhältlich.<br />
Mächtige Einflüsterer<br />
Offensichtlich sind die Lobbyisten<br />
der einflussreichen und hoch subventionierten<br />
Agrarindustrie nicht<br />
untätig geblieben. Denn es geht um<br />
viel Geld – auf Kosten der <strong>Tier</strong>e. So<br />
empfinden Bauernvertreter doch<br />
tatsächlich die neue Mindestfläche<br />
von drei Quadratmetern pro Mastmuni<br />
als Schikane. Dabei kann ein<br />
junges, bewegungsfreudiges Rind<br />
sich auf dieser Fläche kaum wenden,<br />
geschweige denn entspannt<br />
liegen, den angeborenen Sozialabstand<br />
einhalten, herumspringen<br />
oder mit Artgenossen spielen.<br />
Foto : © Maier Robert, SUTTER<br />
Auch die Einflüsterer der nicht<br />
weniger mächtigen Pharmalobby<br />
haben ihre Wirkung in Bundesbern<br />
nicht verfehlt. So bleiben belastende<br />
<strong>Tier</strong>versuche an Primaten ebenso<br />
weiterhin zulässig wie belastende<br />
<strong>Tier</strong>versuche für Tabakwaren oder<br />
Kosmetika und Körperpflegemittel.<br />
Dass der Bundesrat solches weiter<br />
zulassen will, ist aus tierschützerischer<br />
Sicht völlig unverständlich.<br />
Zoos geschont<br />
Die <strong>Tier</strong>schutzverordnung nimmt<br />
also in erster Linie private Heimtierhalter<br />
in die Pflicht, die landwirtschaftlichen<br />
Nutztierhalter bereits<br />
deutlich weniger. Den Zoos<br />
hingegen ist offenbar gar nichts<br />
zuzumuten – zum Beispiel die<br />
Straussenvogelgehege zu vergrössern.<br />
Die Mindestfläche, die bisher<br />
ohnehin nur für Landwirte und Private<br />
galt, wird für zwei Straussen<br />
sogar noch auf 500 Quadratmeter<br />
gesenkt. Zwei Tigern werden gerade<br />
mal 110 Quadratmeter zugestanden.<br />
Pech für die grösste Raubkatze<br />
der Welt : Die Zoos verhinderten<br />
eine Erhöhung auf immer noch<br />
mickrige 330 Quadratmeter.<br />
In Bundesbern gibt man sich<br />
derweil pragmatisch : Es würden<br />
nur Verordnungen erlassen, die<br />
auch umsetzbar seien. Nach dieser<br />
Logik müsste die Höchstgeschwindigkeit<br />
auf Autobahnen mindestens<br />
140 Stundenkilometer betragen. <br />
Alle Infos zur neuen<br />
<strong>Tier</strong>schutzverordnung im Detail :<br />
www.tiererichtighalten.ch<br />
Meldungen über <strong>Tier</strong>quälerei nehmen zu<br />
<strong>Tier</strong>schutzorganisationen sind besorgt : Meldungen über <strong>Tier</strong>quälereien haben<br />
in letzter Zeit deutlich zugenommen. Das Bundesamt für Veterinärwesen BVet<br />
vermutet hinter den Zahlen eher eine gestiegene Sensibilisierung der Bevölkerung.<br />
Laut dem BVet wurden 2006 insgesamt 592 Straffälle gemeldet, 105 oder<br />
rund 22 <strong>Pro</strong>zent mehr als im Vorjahr. In die Schlagzeilen geraten waren vor allem<br />
im Kanton Bern in den vergangenen Wintermonaten einige Landwirtschaftsbetriebe,<br />
wo <strong>Tier</strong>e unter miserablen Bedingungen dahinvegetierten. Als Reaktion<br />
darauf will der Kanton mit einer besseren Früherkennung von <strong>Pro</strong>blem- und<br />
Risikobetrieben und dem Aufbau eines vernetzten Kontrollsystems Fällen von<br />
<strong>Tier</strong>quälerei vorbeugen. (hpr)<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
Naturnahe Gärten<br />
VON ANANDA KUNZ<br />
Der tierfreundliche<br />
Naturgarten im Sommer<br />
Im Umfeld von uns Menschen haben mehr <strong>Tier</strong>e ihren Lebensraum<br />
als man vermutet. Damit im naturnahen Sommergarten unterschiedliche<br />
Kleinlebensräume für verschiedenste <strong>Tier</strong>e erhalten<br />
bleiben, sind einige wichtige Grundsätze zu beachten.<br />
Endlich wieder draussen ! Sommerliche<br />
Wärme. Der Mensch<br />
verweilt mehr in der Natur. Im<br />
Garten wird die gedeihende Schönheit<br />
gepflegt und gehegt. Wer dabei<br />
die wilden tierischen Mitbewohner<br />
einbezieht, trägt nicht nur zur Erhaltung<br />
einheimischer <strong>Tier</strong>arten<br />
bei, sondern erspart sich auch unnötige<br />
mühselige Arbeit. Dazu gehört<br />
der Kampf gegen so genannte<br />
« Schädlinge ». Doch « Schädlinge »<br />
gibt es nicht (wir berichteten). Ein<br />
Übermass an ungebetenen Gästen<br />
zeigt lediglich, dass im garteneigenen<br />
Ökosystem etwas aus dem<br />
Gleichgewicht geraten ist. Je vielgestaltiger<br />
der Lebensraum, also je<br />
abwechslungsreicher der naturnahe<br />
Garten, desto stabiler das Ökosystem.<br />
Die Schmetterlingsoase<br />
Symbol des Sommers und Lohn<br />
für ein paar abgefressene Blätter :<br />
Die Farbenpracht und Leichtigkeit<br />
der einheimischen « Sommervögel<br />
». Doch die Leichtigkeit trügt :<br />
Viele Schmetterlingsarten ringen<br />
mit dem Aussterben. Geeignete<br />
Lebensräume sind rar, denn ausgeräumte<br />
Agrarwüsten und gedüngte,<br />
gespritzte Gärten sind Gift<br />
für Schmetterlinge und Insekten.<br />
Wer diese schönen <strong>Tier</strong>e im Garten<br />
bewundern will, gärtnert daher<br />
biologisch, oder noch besser bio-<br />
Fotos : fankart – Peter Fankhauser<br />
logisch-dynamisch. Das bedeutet<br />
vollständiger Verzicht auf Dünger<br />
und Spritzmittel. Dazu brauchen<br />
Schmetterlinge die richtigen einheimischen<br />
Nektarpflanzen und<br />
Futterpflanzen für die Raupen.<br />
Selten oder gar nicht gemähte<br />
Blumenwiesen und Bracheflächen<br />
sind ideal. Neben verschiedenen<br />
Küchenkräutern eignet sich so manches<br />
« Unkraut » als Lebensgrundlage.<br />
Zum Beispiel die Brennnessel :<br />
Für verschiedene Falter ist sie von<br />
der Eiablage über die Kinderstube<br />
bis zur Verpuppung lebenswichtig.<br />
Die nesselnde Pflanze schützt und<br />
nährt die anmutigen Insekten zugleich.<br />
Zudem ist die Brennnessel<br />
eine hervorragende Heilpflanze. Sie<br />
enthält wichtige Mineralien und Vitamine<br />
und schmeckt auch in Suppe,<br />
Tee oder sogar im Salat.<br />
Lebensraum Wasser<br />
Warum lassen sich Schmetterlinge<br />
auch mal auf der schweissnassen<br />
Stirn oder auf dem Griff der Gar-<br />
21
22<br />
Naturnahe Gärten<br />
tenschaufel nieder ? Wegen der Mineralsalze.<br />
Reines Leitungswasser<br />
dagegen wird verschmäht. Bunte<br />
Falter lockt man daher auch mit<br />
Gefässen mit wasserdurchtränkter<br />
Erde an. Das Wasser löst Mineralien<br />
aus der Erde, welche die « Sommervögel<br />
» von der Oberfläche saugen.<br />
Ist eine solche Wasserstelle im Gar-<br />
Heilmittel im eigenen Garten<br />
ten etwas grösser, lockt sie neben<br />
weiteren Insekten auch Amphibien,<br />
Vögel und Kleinsäuger an. Gerade<br />
im Sommer, wenn es warm und trocken<br />
ist, wird die Wasserstelle zum<br />
magischen Anziehungspunkt.<br />
Es muss nicht immer ein grosser<br />
Weiher oder ein ausgewachsenes<br />
« Biotop » sein. Eine schöne Vogel-<br />
Wer sich im naturnahen Garten verletzt, pflegt und behandelt sich naheliegenderweise<br />
auch gleich natürlich. Bester Schutz und beste Hilfe sind gute Kenntnisse<br />
der Pflanzenwelt. Hier einige Beispiele hilfreicher Heilmittel aus heimischen<br />
Gärten und ihrer Umgebung, nach der Methodik der Homöopathie :<br />
• Bei Übermüdung durch Anstrengung, allen Arten von Verletzungen, besonders<br />
mit Bluten : Arnika.<br />
• Bei Stichwunden und Schnitten (geistig-seelisch und/oder körperlich) :<br />
Johanniskraut und Stephanskraut (Staphysagria).<br />
• Bei Insektenstichen, Schockzuständen, Notfällen aller Art, ob körperlich,<br />
geistig, oder seelisch : Storchenschnabel (Geranium robertianum).<br />
• Bewährtes Erstmittel bei heftigen Zuständen aller Art und ohne Schweiss :<br />
Eisenhut (Aconitum).<br />
• Dasselbe mit Schweiss : Tollkirsche (Belladonna).<br />
• Vergiftungen durch organische Substanzen : Meisterwurz (Imperatoria).<br />
• Beste Hilfe zum wichtigen Ausleiten allen « Übels » : Viel möglichst natürliches<br />
Wasser aus der Umgebung trinken (nicht zu stark mineralhaltiges Wasser !). (ak)<br />
tränke oder mehrere kleinere Wasserstellen<br />
genügen auch. Wichtig<br />
ist die Wahl des Standortes, denn<br />
die verschiedenen Gartenbewohner<br />
können sich in die Quere kommen.<br />
So sollte die Vogeltränke erhöht liegen,<br />
um nicht gleich zum Jagdplatz<br />
der Katze zu werden (siehe auch Beitrag<br />
Katzenjagd). Bei Wasserstellen<br />
am Boden helfen zum Beispiel mit<br />
Flusskieseln abgeflachte Ufer, Fröschen,<br />
Igeln, Insekten und anderem<br />
Getier, wieder an Land zu kriechen.<br />
Für die Wasserstellen und Bewässerung<br />
des Gartens eignet sich auch<br />
aus ökologischen Gründen Regenwasser<br />
besser als Leitungswasser.<br />
Für die meisten Pflanzen ist Wasser<br />
aus der herkömmlichen Regentonne<br />
besser als kaltes, kalkhaltiges<br />
Leitungswasser, und es wird so<br />
wieder seinem natürlichen Kreislauf<br />
zugeführt.<br />
Ein Zuhause für <strong>Tier</strong>e<br />
Das Nebeneinander von Baum und<br />
Wiese, Wasser und Steinmauer,<br />
Hecke und Gemüsebeet, Scheu-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
Foto : fankart – Peter Fankhauser
Fotos : fankart – Peter Fankhauser<br />
nendach und Komposthaufen trägt<br />
dazu bei, dass <strong>Tier</strong>e und Pflanzen<br />
ganz viele verschiedene « Strukturen<br />
» in einem Garten vorfinden.<br />
Je grösser dieser kleinräumige<br />
« Strukturenreichtum », desto grösser<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass<br />
viele verschiedene <strong>Tier</strong>arten einen<br />
optimalen Lebensraum darin finden.<br />
Bestimmten <strong>Tier</strong>arten kann<br />
der Mensch noch zusätzlich ein geeignetes<br />
Zuhause bieten. So auch<br />
den Wildbienen. Sie werden immer<br />
seltener, da der Mensch ihre natürlichen<br />
Brutgelegenheiten verbaut.<br />
Wildbienen leben nicht in Bienenvölkern<br />
und sind kleiner als normale<br />
Honigbienen. Zudem stechen<br />
sie nicht. Bei der Bestäubung von<br />
Blumen spielen diese kleinen Insekten<br />
eine wichtige Rolle. Einfach zu<br />
bauende Wildbienennisthilfen sind<br />
ein Beitrag, ihren Artenbestand zu<br />
sichern (siehe Kasten).<br />
Igel sind ebenfalls gern gesehene<br />
Gäste im naturnahen Sommergarten.<br />
Schliesslich fressen sie vor<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
allem Nacktschnecken. Wer Igel in<br />
seinem Garten beherbergen will,<br />
muss auch ihnen genügend Unterschlupf<br />
bieten. Am besten eignen<br />
sich dafür altes Holz, aufgestapeltes<br />
Grünzeug, Hecken, wo das Laub<br />
liegen bleibt oder biologische Komposthaufen.<br />
Zudem bietet der Fachhandel<br />
Igelhäuser an, die sich aber<br />
auch selber herstellen lassen, beispielsweise<br />
aus gebranntem Lehm.<br />
Eine Tränke schätzen die stachligen<br />
Vierbeiner ebenfalls sehr. Achtung :<br />
Nie Milch geben ! Sie ist für Igel absolut<br />
unverträglich !<br />
Schneckenplage ?<br />
Kein <strong>Pro</strong>blem<br />
Wo Igel und andere Feinde fehlen,<br />
haben Nacktschnecken schon so<br />
manchen Gartenliebhaber zur Verzweiflung<br />
getrieben. So entstanden<br />
viele unakzeptable Lösungen<br />
zur Schneckenbekämpfung : Vom<br />
qualvollen Salzstreuen, über Schneckengift,<br />
das die Weichtiere inner-<br />
lich verbrennt, bis zum lebendigen<br />
Zerschneiden. Der Erfolg ist meist<br />
kümmerlich. Das einfachste Mittel,<br />
der Nacktschnecke beizukommen,<br />
ist genügend Unterschlupf für die<br />
Fressfeinde. Dazu gehören neben<br />
Igeln auch Spitzmäuse, Eidechsen,<br />
Kröten, diverse Vögel sowie<br />
Lauf- und Weichkäfer – und die<br />
geschützte Weinbergschnecke, die<br />
sich gern an Nacktschneckeneiern<br />
gütlich tut.<br />
23
24<br />
Naturnahe Gärten<br />
Eine weitere Möglichkeit ist,<br />
die Schnecke an einen gemeinsamen<br />
Ort zu locken, wo sie<br />
sich mit wenig Aufwand einsammeln<br />
und entfernen lassen. Schafft<br />
man künstlich schattig-feuchte<br />
Schlupfwinkel, zum Beispiel mit<br />
Bau einer Wildbienennisthilfe<br />
Das wird gebraucht : Ein schönes Stück naturbelassenes Holz (zum Beispiel eine<br />
Baumscheibe oder ein Holzblock aus Eiche, Buche, Robinie oder Obstbaum). Ein<br />
Bohrer mit unterschiedlich dicken Aufsätzen (2-10 Millimeter).<br />
So wird es gemacht : Unterschiedlich grosse Löcher in eine Seite des Holzstücks<br />
bohren. Die Löcher sollten tief in das Holz reichen, aber keinesfalls das Holz<br />
durchbohren ! Das Bienennisthaus muss mit der Löcherseite in Richtung Sonne<br />
zeigen und so lange als möglich von der Sonne beschienen werden. Die Nistwand<br />
sollte vor Wind und Wetter (vor allem Regen) geschützt sein. Im Laufe der<br />
Zeit werden einige Löcher vorne mit einem wachs- oder lehmartigen Pfropfen<br />
verschlossen sein – untrügliches Zeichen, dass ein Ei darin abgelegt wurde. Im<br />
darauf folgenden Jahr wird eine Wildbiene schlüpfen ! (ak)<br />
Brettern, unter die sich die Nacktschnecken<br />
gerne zurückziehen, sind<br />
sie dort leicht abzusammeln. Auch<br />
gewisse Pflanzen mögen die Schnecken<br />
nicht. Reihen von Borretsch,<br />
Kerbel, Knoblauch, Petersilie, Ringelblume,<br />
Senf, Salbei, Thymian,<br />
Jungvogel aus dem Nest gefallen – was tun ?<br />
Das kommt immer wieder vor : Ein Jungvogel fällt aus seinem Nest und wird<br />
vom Gartenbesitzer gefunden. Aus Unwissenheit bringen besorgte Menschen<br />
die Vögel oft ins nächste <strong>Tier</strong>heim oder zum <strong>Tier</strong>arzt. Das schadet mehr als es<br />
nützt, denn : die meisten solcher Jungvögel sind keineswegs elternlos. Vielleicht<br />
haben sie schon vor dem Flüggewerden das Nest verlassen und betteln<br />
aus umliegenden Büschen oder Bäumen ihre Eltern um Futter an. Nehmen Sie<br />
einen Jungvogel also nur dann weg, wenn sie sicher sind, dass er tatsächlich<br />
von seinen Eltern verlassen ist !<br />
Um dies zu klären, sollte man ihn aus sicherer Distanz wenigstens eine Stunde<br />
lang beobachten. Kümmert sich nicht doch eines der Elterntiere um den scheinbar<br />
hilflosen Jungvogel ? Oft genügt es, einen offen auf dem Boden sitzenden<br />
Jungvogel zur Sicherheit auf einen höher gelegenen Ast zu setzen – er ruft dann<br />
seine Eltern herbei. Ganz junge Vögel kann man auch wieder zurück ins Nest<br />
setzen. Vögel orientieren sich wesentlich weniger als Säugetiere am Geruchsinn<br />
und werden daher auch nach der Berührung durch den Menschen von den Eltern<br />
wieder angenommen. (ak)<br />
Ysop oder Kamille dienen als natürlicher<br />
Schutzwall.<br />
Exotische Bedrohung<br />
Viele neue Gefahren für den naturnahen<br />
Garten ergeben sich aus<br />
der Tatsache, dass im Zuge der<br />
Multikultivierung immer mehr und<br />
immer neue art- und ortfremde<br />
Pflanzen und <strong>Tier</strong>e eingeschleppt<br />
werden. Diese bedrohen das heimische<br />
Natur- und Kulturgefüge.<br />
Wo allerdings alte einheimische<br />
Obstbäume und Pflanzen, eine<br />
Wasserstelle, ein Komposthaufen,<br />
eine Steinmauer und vielleicht<br />
eine alte Scheune vorhanden sind,<br />
wo keine chemischen Mittel eingesetzt<br />
werden und der Boden<br />
deshalb mit vielen vermeintlichen<br />
« Unkräutern » bedeckt ist – in einer<br />
solchen Umgebung werden sich<br />
viele einheimische <strong>Tier</strong>e einfinden<br />
und wohl fühlen. Zur Freude<br />
der Natur und jedem tierliebenden<br />
Gartenbesitzer. <br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
Fotos : fankart – Peter Fankhauser (Fotoarchiv H.P. Roth)
Hochschulen ziehen<br />
ans Bundesgericht<br />
Der Streit um die Forschung an Primaten zieht weitere Bahnen : Die<br />
Universität und die ETH Zürich wollen, dass das Bundesgericht zwei<br />
blockierte Versuche mit Affen neu beurteilt.<br />
Die zwei Hochschulen fechten<br />
damit einen Entscheid<br />
des Zürcher Verwaltungsgerichts<br />
an, das zwei Experimente<br />
des Instituts für Neueroinformatik<br />
von Uni und ETH Zürich für rechtswidrig<br />
erklärte. Bei den blockierten<br />
Versuchen sollten Makaken – eine<br />
asiatische Affenart – zum Einsatz<br />
kommen.<br />
Mit ihrem Weiterzug ans Bundesgericht<br />
erhoffen sich die Hochschulen<br />
eine Klärung, unter welchen<br />
Bedingungen in der Schweiz<br />
biomedizinische Grundlagenforschung<br />
mit Primaten überhaupt<br />
noch betrieben werden kann, wie<br />
sie heute mitteilten.<br />
Gravierende Konsequenzen<br />
befürchtet<br />
Ein Verbot der Versuche mit Primaten<br />
hätte laut den Hochschulen gravierende<br />
Konsequenzen. Versuche<br />
mit Primaten seien aus der heutigen<br />
biomedizinischen Forschung nicht<br />
mehr wegzudenken. Die Schweiz<br />
würde sich mit dieser Beschränkung<br />
auf einen problematischen<br />
Alleingang begeben und sich international<br />
einen massiven Wettbewerbsnachteil<br />
einhandeln, heisst<br />
es in der Mitteilung. « Der Entscheid<br />
entzieht dem Forschungsplatz Zürich<br />
die Basis für eine erfolgreiche<br />
Grundlagenforschung in wichtigen<br />
Gebieten der Life Sciences », wird<br />
<strong>Pro</strong>fessor Peter Chen, Vizepräsident<br />
Forschung der ETH Zürich, in der<br />
Mitteilung zitiert.<br />
« Der Hochschulplatz Zürich<br />
würde seine weltweite Spitzenposition<br />
verlieren, wenn die Grundlagenforschung<br />
in dieser Weise<br />
eingeschränkt wird », glaubt auch<br />
<strong>Pro</strong>fessor Heini Murer, <strong>Pro</strong>rektor<br />
Medizin und Naturwissenschaften<br />
der Universität Zürich. Auch befürchtet<br />
er, dass Spitzenforscher<br />
dem Zürcher Institut den Rücken<br />
kehren könnten.<br />
Durchbrüche nur<br />
bei langfristiger<br />
Forschungstätigkeit<br />
Die <strong>Tier</strong>versuchskommission, die<br />
mit ihrem Rekurs bei der Zürcher<br />
Gesundheitsdirektion am Anfang<br />
des juristischen Streits steht, hatte<br />
ins Feld geführt, dass bei Versuchen<br />
mit Primaten zwischen dem verursachten<br />
<strong>Tier</strong>leid und dem erhofften<br />
Erkenntnisgewinn abzuwägen sei<br />
und dass die Bilanz in diesem Fall<br />
die Experimente nicht rechtfertige.<br />
Das Verwaltungsgericht vertrat in<br />
seiner Argumentation ebenfalls die<br />
Meinung, der erkennbare praktische<br />
Nutzen der Versuche sei zu unsicher.<br />
<strong>Tier</strong>versuche sind in der Schweiz<br />
explizit zulässig – aber nur wenn<br />
diese Güterabwägung sie zulässt.<br />
Demgegenüber argumentierte<br />
<strong>Pro</strong>fessor Murer, Durchbrüche in<br />
der Forschung könnten nur dann<br />
erzielt werden, wenn sie langfristig<br />
ausgelegt sei und sich nicht auf<br />
einen kurzfristig erzielten Nutzen<br />
konzentriere. « Es liegt in der Natur<br />
von Grundlagenexperimenten, dass<br />
ungewiss ist, wann sich eine konkrete<br />
Anwendung ableiten lässt »,<br />
wird auch <strong>Pro</strong>fessor Chen zitiert. <br />
Tages-Anzeiger<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
25<br />
Foto : © REUTERS/THOMAS PETER
<strong>Tier</strong>schutz<br />
Drama Katzenjagd<br />
Auf Katzen schiessen ? In den meisten Kantonen ist dies erlaubt.<br />
Sofern eine Katze im Wald oder in abgelegener Natur herumstreunt,<br />
heisst es für Jäger « Feuer frei ». Eine erschreckende Tatsache, die<br />
aber ihre Gründe hat.<br />
VON HANS PETER ROTH<br />
Rund 18 000 Katzen verschwinden<br />
pro Jahr in der Schweiz.<br />
Für die betroffenen Katzenliebhaber<br />
meist ein Drama, verbunden<br />
mit verzweifelter Suche,<br />
mit Inseraten, Umfragen in der<br />
Nachbarschaft, zwischen Bangen<br />
und Hoffen. Sehr oft bleibt das<br />
Schmusetier für immer verschwunden.<br />
Entlaufen, verirrt, überfahren,<br />
durch Artgenossen, Hunde oder wilde<br />
<strong>Tier</strong>e verletzt, erkrankt, gestorben.<br />
Oder abgeschossen – durch<br />
Jäger, ganz legal.<br />
Im aargauischen Jagdgesetz<br />
etwa ist es Jägern erlaubt, « streunende<br />
Katzen, die mindestens 50<br />
Meter innerhalb des Waldrandes<br />
oder 400 Meter vom nächsten Haus<br />
entfernt angetroffen werden, zu beseitigen<br />
». Die meisten Kantone der<br />
Schweiz kennen ähnliche Gesetze.<br />
Keine Meldepflicht<br />
Die Katzenjagd thematisierte im vergangenen<br />
Februar auch die Boulevard-Zeitung<br />
« Blick » und heizte<br />
die Emotionen an mit Aussagen<br />
wie : « Die süssen Büsi ! Für Jäger<br />
sind sie also Freiwild. » Faktum ist,<br />
dass gewisse Jäger tatsächlich auf<br />
Katzen schiessen, dies in den oben<br />
beschriebenen Gebieten dürfen<br />
und sich teilweise sogar öffentlich<br />
als Katzenjäger bekennen. Erhard<br />
Huwyler, Präsident des Aargauischen<br />
Jagdschutzvereins, schränkte<br />
gegenüber dem « Blick » indes ein :<br />
« In den letzten Jahren ist mir kein<br />
Katzenabschuss bekannt. » Doch es<br />
26 26<br />
gibt schweizweit keine Zahlen. Denn<br />
es besteht nicht einmal eine Meldepflicht<br />
für erschossene Haustiere.<br />
Tatsache ist aber auch, dass<br />
Katzen in freier Natur nicht nur<br />
Mäusen nachstellen, sondern so<br />
ziemlich alles jagen, was ihnen zwischen<br />
die Krallen kommt. So sind<br />
die von Natur aus hier nicht heimischen<br />
Katzen auch eine Gefahr<br />
für junge Feldhasen oder Bodenbrüter.<br />
« In den Wohngebieten der<br />
Deutschschweiz haben Hauskatzen<br />
zudem die Zauneidechse fast ausgemerzt.<br />
Im Tessin bedrohen sie die<br />
Smaragdeidechse », ergänzt Katzenjäger<br />
Franz S. « Ganz zu schweigen<br />
von den Vögeln, die aufgrund dieser<br />
ständigen Bedrohung in Angst und<br />
Stress leben. » In Australien habe<br />
der Import von Katzen zur Ausrottung<br />
von 37 <strong>Tier</strong>arten geführt.<br />
Gefährliche<br />
« Katzenliebe »<br />
Es mag auf den ersten Blick paradox<br />
erscheinen, wenn ausgerechnet in<br />
dieser Zeitschrift ein Katzenjäger zitiert<br />
wird. Doch als <strong>Tier</strong>schützer/in<br />
darf man sich der Argumentation<br />
Katze vermisst ?<br />
etwa des Aargauer Jagdgesetzes,<br />
das Wild sei « vor Katzen und Hunden,<br />
die ihm nachstellen und es gefährden,<br />
angemessen zu schützen »,<br />
auch nicht verschliessen. Denn der<br />
Druck der 1,35 Millionen Schweizer<br />
Hauskatzen auf die einheimische<br />
Fauna ist tatsächlich enorm. Und<br />
die Beutetiere, darunter auch zahlreiche<br />
bedrohte Reptilien-, Amphibien-<br />
und Vogelarten, erleiden unter<br />
dem Jagd- und Spieltrieb der Katzen<br />
oft einen qualvollen Tod ; dabei<br />
werden sie von den wohlgenährten<br />
Stubentigern am Ende häufig nicht<br />
einmal gefressen.<br />
Dazu kommt, dass die Schweizer<br />
Hauskatze auch ihre nahe Verwandte,<br />
die einheimische Wildkatze bedroht<br />
– aus einem ganz paradoxen<br />
Grund : « Katzenliebe » ! Streunende<br />
Hauskatzen können in abgelegenen<br />
Waldpartien – etwa im Jura<br />
– durchaus auf Wildkatzen stossen<br />
und sich mit ihnen kreuzen. Mit der<br />
Folge, dass die Wildkatzen sich zunehmend<br />
mit Hauskatzen mischen,<br />
dadurch ihre genetische Reinheit<br />
verlieren und letztlich als Art ganz<br />
verschwinden könnten. Es gibt also<br />
– leider – durchaus Argumente,<br />
streunende Katzen im Wald und in<br />
der abgelegenen Natur zu bekämpfen.<br />
Es gibt aber auch die Möglichkeit,<br />
sein Büsi vor einem drohenden<br />
Abschuss bestmöglich zu schützen<br />
– indem man ihm ein gut sichtbares<br />
Halsband umhängt. <br />
Findeltiermeldestellen Schweiz<br />
Kommt eine Katze nicht mehr nach Hause, dann kann man eine Suchanzeige<br />
aufgeben unter www.tierschutz.ch/cms/de/findeltiermeldestgellen.html.<br />
<strong>Tier</strong>ärzte und <strong>Tier</strong>schutzvereine empfehlen freilaufende Katzen zu chipen. So<br />
können Besitzer von aufgefundene und / oder verletzten <strong>Tier</strong>en rasch ausfindig<br />
gemacht und benachrichtigt werden.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
Foto : © Maier Robert / SUTTER
Grosse Beutegreifer<br />
Der Steinadler hat die<br />
Schweiz zurückerobert<br />
Vor 50 Jahren war er in der Schweiz<br />
beinahe ausgerottet. Heute geht es<br />
dem « König der Lüfte » ausgezeichnet.<br />
Nachhaltiger Erfolg im Naturschutz<br />
ist möglich – auch bei Beutegreifern !<br />
Der Steinadler ist Beweis und<br />
Symbol dafür.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
27
VON ANANDA KUNZ<br />
Seine Flügelspannweite erreicht<br />
beeindruckende 2,2 m.<br />
Und seine Augen sind unglaublich<br />
scharf. So hat man nachgewiesen,<br />
dass ein Steinadler einen<br />
Hasen noch auf eine Distanz von<br />
einem Kilometer entdecken kann.<br />
Während er über Kämme und Gipfel<br />
der Alpen segelt, sucht der majestätische<br />
Überraschungsjäger den<br />
Boden unter sich nach Beutetieren<br />
wie Fuchs, Murmeltier oder eben<br />
Hase, aber auch nach Aas ab.<br />
28<br />
Als der Steinadler 1953, kurz<br />
vor seiner endgültigen Ausrottung<br />
in der Schweiz, vom Bundesrat<br />
endlich unter Schutz gestellt wurde,<br />
ging ein Aufschrei durchs Land.<br />
Adler-Gegner empörten sich heftig.<br />
Denn vor 50 Jahren schlugen dem<br />
Steinadler ähnliche unsinnige Vorurteile<br />
entgegen, wie heute mancherorts<br />
den einheimischen Grossraubtieren<br />
: Lämmerräuber, Kindstöter,<br />
Verderber des Jagdwildes.<br />
Wegen solchen « Begründungen »<br />
verfolgte der Mensch die Steinadler<br />
in ganz Europa gnadenlos mit<br />
Foto : © Dragesco Eric/SUTTER<br />
Flinte, Fangeisen und Giftködern.<br />
Adlerhorste wurden ausgenommen<br />
und zerstört. Bereits im 17. Jahrhundert<br />
begann die systematische<br />
Ausrottung des Steinadlers, parallel<br />
zu Braunbär, Wolf, Luchs, Bartgeier<br />
und anderen Beutegreifern.<br />
Heute wird er bewundert<br />
Trotz der intensiven Verfolgung<br />
im gesamten Alpenraum überlebten<br />
einige Steinadler auch in den<br />
Schweizer Bergen, da gewisse<br />
Horste unzugänglich blieben. Vielleicht<br />
bewahrte den Adler auch ein<br />
gewisser Respekt, der dem « König<br />
der Lüfte » trotz allem entgegengebracht<br />
wurde, vor der vollständigen<br />
Ausrottung. Weil er einst über den<br />
Grossteil der nördlichen Halbkugel<br />
verbreitet war, wegen der menschlichen<br />
Bewunderung für seine Flugkünste<br />
und seine Angriffslust, aber<br />
auch wegen des intuitiven Wissens<br />
um seine tiefe symbolische Bedeutung<br />
ist der Adler nicht von ungefähr<br />
eines der bedeutendsten Sagen-<br />
und Wappentiere.<br />
Ab den 50er Jahren erholte<br />
sich der Steinadler in der Schweiz<br />
langsam aber stetig. Die Vorurteile<br />
wurden allmählich begraben. Kaum<br />
Foto : © Dragesco Eric/SUTTER<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08
Foto : © Dragesco Eric/SUTTER<br />
noch jemand, der das imposante<br />
Flugtier heute als Jagdkonkurrent<br />
oder als Feind der Nutztiere betrachtet.<br />
Fast uneingeschränkt geniesst<br />
er Bewunderung als « König der Lüfte<br />
». In den Alpen ist es fast nur noch<br />
eine Frage der Geduld, einen dieser<br />
faszinierenden Vögel beobachten zu<br />
können : Jedes geeignete Revier ist<br />
von einem Adlerpaar besetzt. Kurz :<br />
Dem Steinadler geht es blendend.<br />
Rund 300 Brutpaare leben in den<br />
Schweizer Alpen und Voralpen.<br />
Mehr sind von Natur aus nicht<br />
möglich. Denn ein Steinadler-Paar<br />
beansprucht ein Revier von rund<br />
100 Quadratkilometern Fläche.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
Foto : © Albert Visage/SUTTER<br />
Hoffnung für die<br />
Grossraubtiere<br />
Die Revier besitzenden Paare bleiben<br />
lebenslänglich beisammen.<br />
Artgenossen werden rabiat aus dem<br />
Revier vertrieben. Diese Revierverteidigung<br />
kann so Kräfte raubend<br />
sein, dass die eigene Brut verloren<br />
geht. Diese Selbstregulation sorgt<br />
jederzeit für einen Adlerbestand,<br />
der dem Lebensraum und dem<br />
Nahrungsangebot angepasst ist.<br />
Die optimale Bestandesdichte reguliert<br />
sich also selbst. Dies würde<br />
auch für Wolf, Bär und Luchs in der<br />
Schweiz gelten (siehe hierzu auch<br />
den Raubtier-Update auf der Seite<br />
12), hätten nicht gewisse Jagdfanatiker<br />
oder paranoide Nutztierzüchter<br />
ihre stereotypen Einwände<br />
dagegen.<br />
So gesehen ergeht es Bär, Wolf<br />
und Luchs in der Schweiz heute wie<br />
dem Adler vor 50 Jahren. Die Akzeptanz<br />
ist zwar da, aber noch nicht in<br />
allen Bevölkerungskreisen. Und die<br />
Schutzbestrebungen für die grossen<br />
einheimischen Beutegreifer werden<br />
durch Sabotageakte (sprich Tötungen)<br />
von ewiggestrigen Renitenten<br />
heute ebenso unterlaufen wie vor<br />
50 Jahren beim Steinadler. Trotzdem<br />
stimmt die Erfolgsgeschichte<br />
des Steinadlers in der Schweiz optimistisch.<br />
Vielleicht sind Wolf, Bär<br />
und Luchs in 50 Jahren genauso<br />
verbreitet, selbstverständlich geduldet<br />
und gern gesehen wie heute<br />
der Adler – oder schon viel früher.<br />
Hoffentlich. <br />
29
Der Steinadler.<br />
30<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08
Foto : © Von Ah Marc/SUTTER<br />
Foto : zvg <strong>Pro</strong>SpecieRara<br />
Agro-Biodiversität<br />
Bedrohte Schweizer Nutztierrassen<br />
Die Stiefelgeiss<br />
Robust, genügsam, geländegängig, gesund. Das ist die Stiefelgeiss.<br />
Eine Ziege, die kaum Haltungsprobleme und wenig Haltungskosten<br />
verursacht. Für die extremen Bedingungen im Berggebiet eignet<br />
sie sich bestens.<br />
Ob Kälte, Hitze oder Sturm :<br />
Stiefelgeissen ertragen die<br />
harten Wetterumschläge<br />
der Föhntäler im Gegensatz zu<br />
anderen Ziegenrassen problemlos.<br />
Dazu sind sie auch buchstäblich<br />
dickhäutiger.<br />
Diese Robustheit und Widerstandsfähigkeit<br />
machen die Stiefelgeissen<br />
zu geeigneten Partnern<br />
für die Landschaftspflege. Hier<br />
werden sie vor allem gegen die<br />
Verbuschung und Verwaldung eingesetzt.<br />
Denn die Stiefler haben einen<br />
besonders grossen Appetit auf<br />
Blattwerk, Knospen und Rinden.<br />
Ihre dicke Haut hilft den <strong>Tier</strong>en<br />
bei extremen klimatischen Bedingungen<br />
und die eher kleinen Euter<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
erleichtern das Bewegen im Busch-<br />
und Astwerk. Bei der Sömmerung<br />
auf der Alp werden sie in höchsten<br />
Höhen beobachtet – zuweilen sogar<br />
zusammen mit Steinböcken. Vielleicht<br />
gibt es daher Vermutungen,<br />
das Steinwild könnte einen Einfluss<br />
auf die Rasse gehabt haben. Laien<br />
verwechseln die Stiefelgeissen<br />
gerne mit den sehr verbreiteten<br />
gemsfarbigen Gebirgsziegen, von<br />
denen sie sich jedoch mit ihrer typischen<br />
Grannen-Behaarung und<br />
dem seidenmatten Fell unterscheiden<br />
– während die gemsfarbigen<br />
Ziegen ein kurzes, glänzendes Fell<br />
haben. Je nach Beinfarbe unterscheidet<br />
man « Schwarzstiefel » und<br />
« Braunstiefel ».<br />
In letzter Minute gerettet<br />
Die Stiefelgeiss stammt aus der Region<br />
St. Galler Oberland/Walensee.<br />
Karge Futterbedingungen und extreme<br />
Witterungsverhältnisse formten<br />
eine Ziege, die dem rauen Leben in<br />
den Bergen angepasst ist. Vitalität<br />
und Berggängigkeit waren wichtig.<br />
Die Milchleistung kam erst an<br />
zweiter Stelle. 1909 wurde die Stiefelgeiss<br />
erstmals als eigenständige<br />
Rasse vorgestellt.<br />
Als die Stiftung « <strong>Pro</strong>SpecieRara »<br />
1983 das Erhaltungsprojekt in Quinten<br />
startete, war die Stiefelgeiss fast<br />
ausgestorben. Zuchtgruppen vor allem<br />
in der Nordostschweiz retteten<br />
die akut bedrohte Rasse in letzter<br />
Minute. Anfang der 90er Jahre erwachte<br />
im St. Galler Oberland das<br />
Interesse an der Stiefelgeiss neu, so<br />
dass heute Sargans und das Weisstannental<br />
wieder das Zuchtzentrum<br />
für die Stiefelgeiss sind. Dieses Jahr<br />
startet der Stiefelgeissen-Züchterverein<br />
das so genannte Hirtiprojekt,<br />
das die Milchziegenhaltung mit der<br />
robusten Rasse nach alter Sitte wieder<br />
belebt. (hpr) <br />
Mehr Infos<br />
Die Stiefelgeissen werden vom<br />
« Stiefelgeissen-Züchterverein<br />
Schweiz » SGS, www.stiefelgeiss.ch<br />
gefördert. Präsident : Bernhard<br />
Aggeler, Tilserstrasse, 8889 Plons,<br />
Tel. 081 723 35 76. Zuchtbuchführung<br />
und <strong>Tier</strong>vermittlung : Andreas<br />
Zingg, Dorfstrasse 21, 8966 Oberwil-Lieli,<br />
Tel. 056 633 82 01.<br />
Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeit<br />
mit « <strong>Pro</strong>SpecieRara »,<br />
der Schweizerischen Stiftung für die<br />
kulturhistorische und genetische<br />
Vielfalt von <strong>Tier</strong>en und Pflanzen,<br />
realisiert. « <strong>Pro</strong>SpecieRara » setzt<br />
sich seit 1982 für die Rettung und<br />
den Erhalt der Vielfalt der Nutztiere<br />
und Kulturpflanzen ein – für<br />
unser genetisches wie kulturelles<br />
Erbe. Letztes Jahr feierte « <strong>Pro</strong>SpecieRara<br />
» sein 25-jähriges Bestehen.<br />
www.prospecierara.ch<br />
31
Inserat<br />
32<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08
Kurznachrichten<br />
Rund ein Drittel<br />
aller <strong>Tier</strong>arten in<br />
letzten 35 Jahren<br />
verschwunden<br />
Land- und Süsswasserbewohner<br />
im asiatisch-pazifischen<br />
Raum besonders betroffen<br />
Frankfurt – Seit 1970 ist die<br />
biologische Vielfalt des Planeten<br />
um 27 <strong>Pro</strong>zent zurückgegangen.<br />
« Wir verzeichnen<br />
einen drastischen Verlust<br />
von einem Drittel der<br />
Arten », sagt Christoph Heinrich,<br />
Leiter Naturschutz beim<br />
WWF Deutschland. « Zwar<br />
scheinen die zahlreichen<br />
Massnahmen für den Artenschutz<br />
jetzt stabilisierend zu<br />
wirken, aber die Naturzerstörungstrends<br />
– Klimawandel,<br />
Überfischung und Entwaldung<br />
– verschlimmern sich<br />
im Gegenzug immer mehr. »<br />
Eine Trendwende sei derzeit<br />
nicht in Sicht.<br />
Der « Living Planet Index »<br />
(www.cbd.int) misst anhand<br />
der Daten von 4000 Populationen<br />
in fast 1500 Arten<br />
– darunter Fische, Amphibien,<br />
Reptilien, Vögel und<br />
Säugetiere – die Entwicklung<br />
der globalen Wildtierbestände.<br />
« Wenn eine solche<br />
Art abnimmt, dann gibt<br />
dieser Umstand Hinweis<br />
darauf, dass auch mit dem<br />
gesamten Ökosystem etwas<br />
nicht stimmt und womöglich<br />
auch andere Arten<br />
gefährdet sind », sagt Heinrich.<br />
Im asiatisch-pazifischen<br />
Raum ist der Index für Land-<br />
und Süsswasserarten um<br />
70 <strong>Pro</strong>zent gefallen, auch in<br />
Europa habe der Index um<br />
35 <strong>Pro</strong>zent abgenommen.<br />
Dennoch gibt es auch erfreuliche<br />
Entwicklungen im<br />
aktuellen Bericht. Einzelne<br />
Arten, wie etwa die Grüne<br />
Meeresschildkröte in Costa<br />
Rica oder Wolf und Lachs<br />
Foto : wwf.de<br />
in Europa haben sich erholt.<br />
« Für diese Arten wurden<br />
ganz gezielt Schutzmassnahmen<br />
ergriffen », meint<br />
Heinrich. Auch Seeadler<br />
und Kranich seien positive<br />
Beispiele. « Hier haben wir<br />
grandiose Populationsentwicklungen<br />
erlebt, weil konkrete<br />
Massnahmen ergriffen<br />
und die <strong>Tier</strong>e gesetzlich unter<br />
Schutz gestellt wurden. »<br />
Das internationale Ziel, den<br />
Verlust der biologischen Vielfalt<br />
bis zum Jahr 2010 stoppen<br />
zu können, sieht der<br />
WWF jedoch in weiter Ferne.<br />
Neben der Beanspruchung<br />
von Lebensraum vereinnahme<br />
der Mensch aber auch<br />
stetig mehr natürliche Ressourcen.<br />
Seit Beginn der<br />
1960er Jahre habe dieser<br />
Faktor laut WWF-Bericht um<br />
250 <strong>Pro</strong>zent zugenommen.<br />
So stehen jedem Erdbewohner<br />
1,8 Hektar Fläche zur Deckung<br />
seiner Bedürfnisse zur<br />
Verfügung, tatsächlich aber<br />
betrug der Bedarf im Jahr<br />
2003 etwa 2,23 Hektor pro<br />
Person. Um die Bedürfnisse<br />
der Deutschen zu decken sind<br />
gar 4,5 Hektar pro Einwohner<br />
nötig. (Claudia Misch,<br />
pressetext.deutschland)<br />
Die Überfischung setzt<br />
dem Hammerhai stark zu<br />
China :<br />
Kleine Menschenaffenarten<br />
bedroht<br />
Unter-Gattung sang- und<br />
klanglos ausgestorben ?<br />
Zürich – Menschenaffen in<br />
China sind vom Aussterben<br />
stärker bedroht als anderswo.<br />
Jüngst mussten Anthropologen<br />
der Universität Zürich<br />
www.aim.uzh.ch feststellen,<br />
dass eine weitere Gibbon-Art<br />
ausgestorben ist, nämlich der<br />
ausschliesslich in der chinesischen<br />
<strong>Pro</strong>vinz Yunann<br />
beheimatete Hylobates lar<br />
Yunnan-Weisshandgibbon.<br />
« In China haben die Menschenaffen<br />
nahezu 99 <strong>Pro</strong>zent<br />
ihres ursprünglichen<br />
Lebensraumes durch Zerstörung<br />
verloren », berichtet<br />
Studienleiter Thomas Geissmann.<br />
Die geschrumpften,<br />
noch verbleibenden Gebiete<br />
der verschiedenen Weissgibbon-Unterarten<br />
liegen alle im<br />
Naturreservat Nangunhe. Im<br />
Jahr 1988 sei der Yunnan-<br />
Weisshandgibbon dort zum<br />
letzten Mal gesichtet worden,<br />
seine lauten, melodischen<br />
Rufe wurden zuletzt 1992<br />
gehört. Nach zweiwöchiger<br />
Feldarbeit in den Wäldern<br />
des Reservats kam das Forschungsteam<br />
jedoch zu dem<br />
Schluss, dass diese Gibbonart<br />
nicht länger Bestandteil<br />
der chinesischen <strong>Tier</strong>welt<br />
ist. « Auch der Weisswangen-<br />
Schopfgibbon ist kritisch bedroht.<br />
Geissmann : « Es weiss<br />
schlicht niemand, ob es ihn<br />
noch gibt. Gut möglich, dass<br />
auch diese Art in den 1990er<br />
Jahren sang- und klanglos<br />
ausgestorben ist. » Vom<br />
Cao-Vit-Schopfgibbon gebe<br />
es derzeit nurmehr weniger<br />
als 100 Vertreter, beim Hainan-Gibbon<br />
sei es gar nur<br />
noch ein Dutzend. Der Verlust<br />
des Yunnan-Weisshandgibbons<br />
könnte also der Anfang<br />
einer Welle der Ausrottung<br />
sein, der die meisten der<br />
chinesischen Menschenaffen<br />
zum Opfer fallen könnten.<br />
Gemäss Geissmann engagiert<br />
sich einzig die Organisation<br />
« Gibbon Conservation<br />
Alliance » (www.gibboncon<br />
servation.org) spezifisch für<br />
Der in China<br />
beheimatete<br />
Yunnan-<br />
Weisshandgibbon<br />
ist ausgestorben.<br />
den Schutz und Erhalt der<br />
Gibbons. Für einen effektiven<br />
Artenschutz sei das viel<br />
zu wenig. Dabei mache die<br />
Familie der Gibbons mit ihren<br />
16 Unterarten rund 70<br />
<strong>Pro</strong>zent der Menschenaffen<br />
überhaupt aus. « Die grossen<br />
Menschenaffen sind<br />
für die meisten Menschen<br />
und Wissenschaftler attraktiver.<br />
Denn die Kleinen, die<br />
mitten im Urwald auf teilweise<br />
40 Meter hohen Bäumen<br />
sitzen, sind auch viel<br />
schwerer zu beobachten »,<br />
meint Geissmann. « Unsere<br />
Arbeit ist nur ein Tropfen<br />
auf den heissen Stein,<br />
aber irgendwo muss man ja<br />
anfangen. » (Claudia Misch,<br />
pressetext.deutschland)<br />
Island gibt wieder<br />
grünes Licht für<br />
Walfang<br />
Wirtschaftliche Nachteile<br />
für die Insel<br />
Reykjavik/London – Islands<br />
kommerzieller Walfang hat<br />
erneut begonnen. Nach heftigen<br />
Debatten zwischen Fischern<br />
und der Regierung<br />
wurde die Quote nun auf<br />
eine unbegrenzte Zahl von<br />
Finn- und 40 Minkewalen<br />
festgesetzt. Fischer hatten<br />
zuvor die Erlaubnis zum Abschuss<br />
von 100 Minkewalen<br />
gefordert. Die Entscheidung<br />
kommt nach wochenlangen<br />
Streitigkeiten auf der Insel<br />
im Nordatlantik. Umweltgruppen<br />
warnen indessen<br />
davor, dass der Walfang die<br />
Wirtschaftskrise im nordeu-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08 33<br />
Foto : Uni Zürich
34<br />
Kurznachrichten<br />
ropäischen Land noch verschärfen<br />
werde.<br />
Seit dem Ende des Walfang-<br />
Moratoriums ist die diesjährige<br />
Walfang-Saison die<br />
dritte in Folge. Zwar liege<br />
die Quote der in Island gefangenen<br />
Wale deutlich unter<br />
jener Norwegens und Japans,<br />
dennoch werfen Kritiker<br />
der Regierung des Landes<br />
vor, dass sie sich nach<br />
aussen als natürliches, ökologisch<br />
einwandfreies und<br />
grünes Land präsentiere.<br />
« Wir raten der isländischen<br />
Regierung dringend dazu,<br />
die Entscheidung über den<br />
Walfang nochmals zu überdenken<br />
», äusserte etwa Robbie<br />
Marsland vom « International<br />
Fund for Animal Welfare<br />
» IFAW www.ifaw.org.<br />
Die Rückkehr zum Walfang<br />
könnte dem Land und damit<br />
auch der ohnehin fragilen<br />
Wirtschaft der 103 000 Quadratkilometer<br />
grossen Insel<br />
enormen Schaden zufügen.<br />
Darunter würde auch der Ruf<br />
des Landes weltweit leiden.<br />
Islands Wirtschaft ist ohnehin<br />
ziemlich schwach auf<br />
den Beinen : Die Inflationsrate<br />
liegt bei elf <strong>Pro</strong>zent jährlich,<br />
die Zinsen betragen bis zu 15<br />
<strong>Pro</strong>zent. Der Fremdenverkehr<br />
als wachsender Wirtschaftszweig<br />
setzt bei der Vermarktung<br />
des Landes auf dessen<br />
ungestörte und unberührte<br />
Natur. « Whale-Watching »<br />
hat sich als stark wachsender<br />
Zweig etabliert. Die nunmehrigen<br />
Bestrebungen Wale zu<br />
jagen, stehen diesem Vorhaben<br />
nun entgegen. Marsland<br />
betont, dass das « Whale-<br />
Watching » als Industriezweig<br />
mehr wiege, als der Walfang.<br />
Immer lauter werden auf der<br />
Insel auch Gerüchte, wonach<br />
einige der Politiker eher die<br />
Interessen der IFAW vertreten<br />
als jene der Fischer. Dies<br />
sei auch der Grund gewe-<br />
sen, dass man wochenlang<br />
über die Quoten verhandelt<br />
habe. Die Entscheidung<br />
oblag schliesslich dem Fischerei-Ministerium,<br />
das mit<br />
dem Argument vorpreschte,<br />
der Bestand von insgesamt<br />
174 000 Minkewalen im<br />
Nordatlantik sei durch die<br />
Jagd auf 40 kaum gefährdet.<br />
Ein Hauptargument der isländischen<br />
Fischer war dahingehend,<br />
dass die Isländer so<br />
gerne Walfleisch verzehren.<br />
Eine von der IFAW durchgeführte<br />
Untersuchung des Gallup-Instituts<br />
ergab allerdings,<br />
dass nur 1,1 <strong>Pro</strong>zent der Befragten<br />
ein- oder mehrmals<br />
pro Woche Walfleisch essen,<br />
hingegen 82,4 <strong>Pro</strong>zent der 16-<br />
bis 24-jährigen Isländer dieses<br />
nicht berühren.<br />
Fledermäuse helfen<br />
bei der Aufforstung<br />
tropischer Wälder<br />
Berlin – Evolutionäre Ökologie.<br />
Wie Fledermäuse die<br />
Regeneration tropischer Regenwälder<br />
fördern können,<br />
einfach und kostengünstig :<br />
Forscher des Leibniz Institutes<br />
für Zoo- und Wildtierforschung<br />
Berlin (IZW)<br />
www.izw-berlin.de und der<br />
Universität Erlangen-Nürnberg<br />
www.uni-erlangen.de<br />
brachten für eine Langzeitstudie<br />
in Costa Rica künstliche<br />
Tagesquartiere, die hohen<br />
Baumstämmen und somit<br />
den natürlichen Behausungen<br />
der fliegenden Säuger<br />
ähneln, auf gerodeten Flächen<br />
an, um die Ansiedlung<br />
zu begünstigen und die Fledermäuse<br />
gezielt zu konzentrieren.<br />
Denn diese Flugtiere<br />
verbreiten durch ihre Ausscheidungenverschiedenste<br />
Pflanzensamen in einem<br />
grossen Umkreis. Sie ernähren<br />
von vielen Früchten und<br />
Nektar, wodurch ihnen eine<br />
Schlüsselrolle in der Samenausbreitung<br />
und Pflanzenbestäubung<br />
zukommt.<br />
In den vergangenen Jahren<br />
sind die tropischen Wälder<br />
in Lateinamerika regional<br />
um rund 1,5 <strong>Pro</strong>zent zurückgegangen.<br />
Durch intensive<br />
Nutzung als Ackerland verliert<br />
der Boden seine Fruchtbarkeit,<br />
sodass gerodete Flächen<br />
oft brach liegen bleiben. Fledermäuse<br />
scheuen offene Flächen<br />
nicht. Schon nach wenigen<br />
Wochen seien zehn Fledermausarten<br />
in die Quartiere<br />
eingezogen und hätten die<br />
Samen von etwa 60 Pflanzenarten<br />
rund um ihre Nistplätze<br />
verteilt. Dabei hätten die<br />
Fledermäuse besonders viele<br />
Samen von sogenannten Pionierarten<br />
eingetragen, also<br />
Pflanzen, die in noch nicht besiedeltes<br />
Gebiet vordringen<br />
und gegenüber anderen Arten<br />
widerstandsfähiger sind.<br />
Künstliche Aufforstung ist<br />
bekanntlich sehr kostspielig,<br />
und oftmals fehlt die nötige<br />
Kenntnis, um den Wald<br />
schnell wieder in einen natürlichen<br />
Zustand versetzen<br />
zu können. Hingegen<br />
die Herstellung der Fledermausquartiere<br />
ist kostengünstig,<br />
und die Behausungen<br />
bedürfen kaum Wartung.<br />
Die Studien-Ergebnisse sind<br />
in der Fachzeitschrift « Conservation<br />
Biology » veröffentlicht.<br />
(Claudia Misch,<br />
pressetext.deutschland)<br />
Fledermäuse können<br />
zur Wiederbewaldung<br />
beitragen.<br />
Foto : pixelio.de – Helmut Kaltenleitner<br />
Denner verkauft<br />
keine Foie Gras mehr<br />
Denner verzichtet auf den<br />
Verkauf von Foie Gras und<br />
Kaninchenfleisch. Die Erkenntnisse<br />
zum Thema Stopfleber<br />
und die nicht artgerechte<br />
Haltung von Kaninchen haben<br />
Denner zu diesem Entscheid<br />
bewogen. AP<br />
Koalas<br />
durch Klimawandel<br />
bedroht<br />
CO 2 -Emmissionen redu<br />
zieren Eiweissgehalt von<br />
Eukalyptusblättern<br />
Canberra – Die beliebten<br />
australischen Koalas sehen<br />
als Konsequenz des globalen<br />
Klimawandels einer düsteren<br />
Zukunft entgegen. Dies<br />
befürchten zumindest australische<br />
Wissenschaftler,<br />
wie die Zeitung The Australian<br />
berichtet. Laut den Forschern<br />
habe vor allem der<br />
zunehmende Ausstoss von<br />
Treibhausgasen dazu geführt,<br />
dass das wichtigste Grundnahrungsmittel<br />
der <strong>Tier</strong>e, die<br />
Eukalyptusblätter, ungeniessbar<br />
werden. Untersuchungen<br />
hätten eindeutig gezeigt, dass<br />
erhöhte CO 2 -Werte den Eiweiss-<br />
und Nährstoffgehalt<br />
in den Blättern reduzieren.<br />
Um dennoch überleben zu<br />
können, müssten die Koalas<br />
und eine Reihe anderer <strong>Tier</strong>e,<br />
die sich hauptsächlich von<br />
Eukalyptus ernähren, künftig<br />
wesentlich mehr Blätter zu<br />
sich nehmen.<br />
« Die Hauptnahrungsquelle<br />
der Koalas verwandelt sich in<br />
Leder », erklärt Bill Foley von<br />
der « Australian National University<br />
». Von dieser Gefahr sei<br />
eine Reihe von beuteltierähnliche<br />
<strong>Tier</strong>arten betroffen, was<br />
deren Leben in Zukunft extrem<br />
schwierig werden las-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08
se. « Die Nahrungsmittelkette<br />
der Koalas ist sehr fein ausbalanciert.<br />
Jede noch so kleine<br />
Veränderung kann unglaublich<br />
ernste Konsequenzen haben<br />
», warnt Ivan Lawler von<br />
der « James Cook University ».<br />
Mit solchen <strong>Pro</strong>gnosen eher<br />
bedeckt gehalten meint Frank<br />
Zachos vom « Zoologischen Institut<br />
» der « Universität Kiel »,<br />
dass die genauen Folgen abzuschätzen<br />
sehr schwierig sei.<br />
Jedoch betont er : » Die Folgen<br />
werden weitaus dramatischer<br />
sein als erwartet und<br />
nicht nur auf <strong>Tier</strong>e beschränkt<br />
bleiben. » Bereits heute würden<br />
jeden Tag unzählige <strong>Tier</strong>arten<br />
aussterben, wovon einige<br />
dem Menschen noch<br />
nicht einmal bekannt seien.<br />
In den 20er-Jahren brachten<br />
die Jäger mit ihrer Gier<br />
nach Koala-Fellen das <strong>Tier</strong><br />
schon einmal an den Rand<br />
der Ausrottung. In jüngerer<br />
Vergangenheit hatte dann der<br />
zunehmende Rodungsbau in<br />
Australien den Lebensraum<br />
der <strong>Tier</strong>e bedrohlich eingeschränkt.<br />
Laut Angaben der<br />
« Australian Koala Foundation<br />
» www.savethekoala.com<br />
wird die Zahl der wildlebenden<br />
Koalas mittlerweile auf<br />
weniger als 100 000 <strong>Tier</strong>e geschätzt.<br />
Zu Beginn der europäischen<br />
Besiedelung waren<br />
es noch mehrere Millionen.<br />
(Pressetext.deutschland, Markus<br />
Steiner)<br />
Rosenkrieg bei<br />
Vögeln durch fremde<br />
Weibchen ausgelöst<br />
Ornithologen untersuchen<br />
Trennungsverhalten bei<br />
Blaumeisen<br />
Seewiesen – Nicht nur bei<br />
Menschen, sondern auch<br />
bei Vögeln sind Scheidungen<br />
offenbar gang und gäbe.<br />
Die Verhaltensökologen Bart<br />
Kempenaers und Mihaj Vicu<br />
vom « Max-Planck-Institut für<br />
Ornithologie » haben in einer<br />
Langzeitstudie mit Blaumeisen<br />
belegen können, dass<br />
auch bei sozial monogamen<br />
Vögeln Fremdgehen verbreitet<br />
ist. Dabei konnten sie<br />
Trennungsraten von 53 <strong>Pro</strong>zent<br />
beobachten. Für die beiden<br />
Wissenschaftler galt es<br />
nun herauszufinden, welcher<br />
der beiden Partner eher von<br />
der Trennung profitiert.<br />
Frühere Studien hatten ergeben,<br />
dass oftmals die weiblichen<br />
Sperlingsvögel, zu<br />
denen auch die Blaumeisen<br />
zählen, den grösseren Nutzen<br />
aus einer « Scheidung »<br />
ziehen. So hätten sie mit<br />
dem neuen Partner mehr<br />
überlebensfähige Nachkommen<br />
gezeugt. « Nach diesen<br />
Erkenntnissen sollten es die<br />
Weibchen sein, welche die<br />
Initiative zum Verlassen eines<br />
Partners ergreifen », erklärt<br />
Kempenaers, Direktor<br />
der Abteilung für Verhaltensökologie<br />
und Evolutionäre<br />
Genetik am Max-Planck-Institut<br />
für Ornithologie.<br />
Kempenaers und sein Mitarbeiter<br />
Mihaij fanden allerdings<br />
heraus, dass sich<br />
der bessere Bruterfolg nicht<br />
allein durch die Trennung<br />
vom alten Partner begründen<br />
lässt, sondern vielmehr mit<br />
dem daraus folgenden Ortswechsel<br />
zusammenhängen<br />
würde. Die Wissenschaftler<br />
verzeichneten nur bei denjenigen<br />
Weibchen einen<br />
Anstieg der Nachkommenschaft,<br />
die ihr angestammtes<br />
Territorium verlassen<br />
und sich an einem besseren<br />
Platz wieder niedergelassen<br />
hatten. Die männlichen Blaumeisen<br />
dagegen hätten sich<br />
generell als Nesthocker erwiesen<br />
und seien nach der<br />
Trennung in ihrer gewohnten<br />
Umgebung geblieben.<br />
Foto : pixelio.de – Hanspeter Bolliger<br />
Auch die<br />
monogamenBlaumeisen<br />
wechseln<br />
gern den<br />
Partner.<br />
Daraufhin haben die Forscher<br />
die Blaumeisenweibchen<br />
genauer untersucht, die<br />
nach Ende der Beziehung an<br />
ihrem angestammten Nistplatz<br />
oder zumindest in dessen<br />
Nähe verblieben waren.<br />
Sie erhofften sich dadurch<br />
den Effekt des Territoriumswechsels<br />
von dem der Scheidung<br />
entkoppeln zu können.<br />
Dabei stellte sich heraus, dass<br />
entgegen der vorherigen Ergebnisse<br />
der Langzeitstudie<br />
hier nicht die Weibchen, sondern<br />
vielmehr die Männchen<br />
die Trennungsprofiteure waren<br />
: Durch die Paarung mit<br />
grösseren Weibchen hatten<br />
sie einen höheren Bruterfolg,<br />
als mit ihren ehemaligen Partnerinnen.<br />
Über den endgültigen Scheidungsverursacher<br />
könne man<br />
also weiter nur spekulieren,<br />
so Kempenaers. « Aber unsere<br />
Hypothese ist, dass ein grösseres,<br />
stärkeres Weibchen die<br />
ursprüngliche Partnerin vertreibt<br />
und das Männchen samt<br />
Territorium übernimmt. » Damit<br />
wäre der sehr menschliche<br />
Kampf der Weibchen um<br />
einen guten Paarungspartner<br />
der Auslöser für Trennungen<br />
in der Vogelwelt.<br />
(Pressetext.austria, Claudia<br />
Misch)<br />
Verheerende<br />
Schleppnetzfischerei<br />
« Als walze man einen Wald<br />
nieder, um die dort lebenden<br />
Rehe zu erlegen »<br />
London – Die Schleppnetzfischerei<br />
eine der schlimmsten<br />
Fischereimethoden, meint der<br />
Meeresbiologe Michael Stachowitsch<br />
von der « Universität<br />
Wien » (www.univie.ac.at/<br />
marine-biology). « Das ist in<br />
etwa so, als walze man einen<br />
Wald nieder, um die<br />
dort lebenden Rehe zu erlegen.<br />
» Stachowitsch missfällt<br />
zudem, dass Europäer<br />
gerne mit erhobenem Finger<br />
Missstände ausserhalb<br />
des eigenen Kontinents kritisieren.<br />
« Dabei geschieht<br />
in europäischen Gewässern<br />
genau das Gleiche : Fischereiquoten<br />
sind zu hoch und<br />
werden überschritten. Der<br />
Raubbau im Meer findet<br />
also auch hier statt. »<br />
Eine schottische Studie, deckt<br />
auf, welch vernichtende Wirkung<br />
die Stahlseile der kommerziellen<br />
Tiefseefischerei<br />
auf die Fischbestände haben.<br />
Deren Verwendung sei<br />
mit ein Grund dafür, dass die<br />
Fischbestände in der Tiefsee<br />
vor der Küste Irlands dramatisch<br />
abnehmen, berichtet<br />
das Wissenschaftsmagazin<br />
« Nature » in seiner Online-<br />
Ausgabe. Beim « Ocean Sciences<br />
Meeting » der « American<br />
Geophysical Union »<br />
(www.agu.org) in Orlando,<br />
Florida, zeigen Forscher auf,<br />
dass von 1979 bis 2002 die<br />
Schleppnetze im Porcupine<br />
Seabight südwestlich von<br />
Irland zunehmend tiefer<br />
(wenige Hundert bis zu 4000<br />
Tiefenmeter) eingesetzt wurden<br />
und die Zahl der Fische<br />
dort um etwa 50 <strong>Pro</strong>zent abgenommen<br />
hat.<br />
Die Schleppnetze wurden im<br />
in Tiefen von wenigen hundert<br />
bis zu 4000 Meter ausgebracht.<br />
« Das ist eine der wenigen<br />
Studien, die weg vom<br />
Kontinentalhang bis hin zur<br />
abyssischen Tiefebene (von<br />
etwa 2000 bis 4000 Metern<br />
Tiefe) reicht », erklärt Drazen<br />
hatte an der Untersuchung<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08 35
allerdings nicht teilgenommen.<br />
In Tiefen bis zu 1500 Meter,<br />
wo sehr viele kommerzielle<br />
Fischfangflotten agieren,<br />
nimmt die Zahl der Fische<br />
logischerweise rasant ab. Jedoch<br />
auch in 3000 Tiefenmetern<br />
sinkt der Fischbestand<br />
extrem. Das gilt auch für Arten,<br />
die nicht kommerziell<br />
befischt werden. Wie erklärt<br />
sich das ? Jeffrey Drazen, Experte<br />
für Tiefseefischerei von<br />
der « University of Hawaii » in<br />
Manua. Sieht den Grund darin,<br />
dass viele der <strong>Tier</strong>e « ontogenetische<br />
Migratoren »<br />
sind, also den Anfang ihres<br />
Lebens in seichteren Gewässern<br />
verbringen und im geschlechtreifen<br />
Alter in grössere<br />
Meerestiefen abwandern.<br />
Wenn zu viele Jungfische in<br />
den Netzen enden, egal ob<br />
36<br />
Kurznachrichten<br />
Foto : pixelio<br />
kommerziell verwertet oder<br />
als Beifang dem Tod geweiht,<br />
findet möglicherweise keine<br />
Migration mehr statt. Den<br />
Migratoren gebührt mehr<br />
Aufmerksamkeit seitens der<br />
Wissenschaft – gerade im<br />
Hinblick auf deren Bedeutung<br />
für das Tiefseeleben.<br />
Schleppnetzfischerei schädigt<br />
die Tiefsee. Flotten ziehen<br />
die beschwerten Netze<br />
über den Meeresboden, was<br />
diesen zerstört. Dabei werde<br />
die Tiefsee wie ein Acker umgepflügt,<br />
erklärt Antje Helms,<br />
Meeresbiologin bei « Greenpeace<br />
» (www.greenpeace.at).<br />
Besonders gefährdet dabei<br />
sind Tiefseekorallen. Bei einem<br />
einzelnen Einsatz eines<br />
Schleppnetzes werden zwischen<br />
95 und 98 <strong>Pro</strong>zent der<br />
Korallenbedeckung ruiniert,<br />
argumentieren die Umweltschützer.<br />
(Pressetext.austria,<br />
Wolfgang Weitlaner)<br />
Leergefischte Meere<br />
trotz Warnungen der<br />
Wissenschaftler.<br />
PER LUFT PER STRASSE PFERDE<br />
ZOLL<br />
<br />
REX Transport GmbH<br />
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Oder faxen an : 044 201 26 23<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
<br />
<br />
<br />
2/08
Patenschaften<br />
Die Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> schläfert keine<br />
gesunden <strong>Tier</strong>e ein. Wir nehmen deshalb auch ältere <strong>Tier</strong>e auf, die anderswo<br />
abgewiesen würden. Wir sind der Meinung, solange ein Hund<br />
oder eine Katze zeigt, wie gern er oder sie noch am Leben ist, haben wir<br />
kein Recht , ihnen dieses zu nehmen.<br />
Erfreulicherweise finden wir immer wieder Menschen, oft auch jüngere<br />
Leute, die einem unserer « Senioren » ein neues Zuhause geben. Mitunter<br />
aber bleiben ältere <strong>Tier</strong>e recht lange im <strong>Tier</strong>heim und verursachen hohe<br />
Kosten.<br />
Foto : © Archiv <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />
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<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08 37<br />
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PT 2 / 08
<strong>Pro</strong>jekte + Kampagnen<br />
38<br />
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Vermerk : <strong>Pro</strong>jekte + Kampagnen<br />
Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz<br />
Alfred-Escher-Strasse 76, CH-8002 Zürich<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08<br />
Foto : © Martin Siegenthaler
CD-Bestellungen<br />
Musikgenuss<br />
für einen guten Zweck<br />
nd. Der Musiker, Toningenieur und <strong>Pro</strong>duzent Rossano Bardini<br />
(Studio D3, Feldmeilen) ist ein grosser <strong>Tier</strong>freund. Schon<br />
lange hegte er den Wunsch, mit seiner Arbeit einen Beitrag<br />
für Not leidende <strong>Tier</strong>e zu leisten. Nun ergab sich mit zwei<br />
seiner <strong>Pro</strong>duktionen eine gute Gelegenheit. Mit seinem langjährigen<br />
Musik-Kollegen Tito Castro hat sich Rossano Bardini<br />
dazu entschlossen, vom Verkaufserlös der gemeinsam produzierten<br />
CD « Entre la luz y el silencio » einen Anteil <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />
zugunsten unserer Findeltiere zu spenden. Gleiches gilt für<br />
die vom selben <strong>Pro</strong>duzenten realisierte CD mit Aufnahmen<br />
eines Benefizkonzertes in der Pfarrkirche Muotathal.<br />
Entre la luz y el silencio<br />
Tito Castro<br />
Tito Castro wurde am 11.10.1964 in<br />
Pontevedra (Galizien) geboren. 1971<br />
kam er in die Schweiz. Seit 1985<br />
setzt er als Studiomusiker sowie in<br />
mehreren <strong>Pro</strong>jekten und Konzerten<br />
im In- und Ausland seine musikalische<br />
Unterschrift. In seiner Heimat<br />
Spanien schrieb er die Musik zu Dokumentarfilmen<br />
über sein Land. Das Tessiner Fernsehen hat<br />
ein Porträt über ihn realisiert.<br />
Auf « Entre la luz y el silencio » (Zwischen Licht und<br />
Stille) findet sich nicht die typisch spanische Musik im Flamenco-Stil.<br />
Die Gitarre erinnert noch am ehesten an die südspanische<br />
Spielweise. Ansonsten sind aber klar die Einflüsse<br />
irischer Einwanderer in Galizien, im Norden Spaniens, erkennbar.<br />
Die CD ist ein sehr persönliches Werk : Der Künstler<br />
erzählt mit seiner Musik viel von sich selbst. Die Schauplätze<br />
seiner Lieder sind Orte, zu denen Tito Castro eine ganz besondere<br />
Beziehung hat. Auf der CD sind sieben instrumentale<br />
Titel zu hören, interpretiert mit Gitarre, Harfe, Oboe und Percussion<br />
aus Galizien. « Entre la luz y el silencio » ist ideal für<br />
alle, die die spanische Musik einmal von einer anderen, eher<br />
unbekannten Seite kennen lernen möchten.<br />
Klangerlebnis<br />
Allgäu Sinfonietta<br />
in der Pfarrkirche Muotathal<br />
Das Kammerorchester wurde 1997<br />
von Theo Bross, zusammen mit zehn<br />
jungen, professionellen Instrumentalisten,<br />
in Immenstadt gegründet.<br />
Das junge Ensemble erspielte sich<br />
durch seine engagierten und stilsicheren<br />
Auftritte schnell die Gunst des Publikums und der<br />
Fachpresse. Die Allgäu Sinfonietta arbeitet ohne Dirigenten,<br />
die einzelnen Werke werden unter Führung der Stimmführer<br />
gemeinsam erarbeitet. Mit inzwischen zwanzig Konzerten pro<br />
Jahr hat sich die Formation einen festen Platz im Musikleben<br />
gesichert. Das Orchester hat mit mehreren Gastspielen die<br />
Schweiz, Italien, Frankreich und Ungarn bereist. Auch als Partner<br />
zahlreicher Chöre und Solisten ist die Allgäu Sinfonietta<br />
ein gefragtes Ensemble.<br />
Anlässlich ihres beeindruckenden Auftrittes in der Pfarrkirche<br />
Muotathal, zusammen mit der Sopranistin Elisabeth Scott, interpretiert<br />
das Ensemble Werke von Vivaldi, Pachelbel, Bach,<br />
Mozart und Tschaikowski. Die dabei aufgenommene CD « Klangerlebnis<br />
» ist eine wunderschöne, unverfälschte Aufnahme<br />
ohne Nachbearbeitung. Der exquisite Klangkörper der Allgäu<br />
Sinfonietta verbindet sich in faszinierender Weise mit der einzigartigen<br />
Resonanz des spätbarocken Kirchenraumes und<br />
begeistert nicht nur Klassikfans.<br />
<br />
Bestelltalon<br />
Ich bestelle gegen Rechnung<br />
(plus CHF 2.50 Versandkostenanteil pro Bestellung) :<br />
Ex. à CHF 20.–<br />
Entre la luz y el silencio / Tito Castro<br />
Ex. à CHF 25.–<br />
Klangerlebnis / Allgäu Sinfonietta<br />
in der Pfarrkirche Muotathal<br />
Von jeder verkauften CD erhält <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 10 <strong>Pro</strong>zent des<br />
Verkaufspreises zugunsten unserer Findeltiere !<br />
(Bitte in Blockschrift)<br />
Name :<br />
Vorname :<br />
Strasse :<br />
PLZ/Ort :<br />
Datum :<br />
Unterschrift :<br />
(Bei Minderjährigen Unterschrift der gesetzlichen Vertreter)<br />
Talon ausschneiden und einsenden oder faxen an :<br />
Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz,<br />
Alfred Escher-Strasse 76, 8002 Zürich, Fax 044 201 26 23<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/08 39
<strong>Tier</strong>e in Not …<br />
… <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> hilft !<br />
Werden Sie Mitglied !<br />
Foto : © Archiv <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />
<br />
Beitrittserklärung für die<br />
Schweizerische Gesellschaft<br />
für <strong>Tier</strong>schutz<br />
Alfred Escher-Strasse 76<br />
8002 Zürich, Telefon 044 201 25 03<br />
E-Mail : tierschutz@protier.ch, Web : www.protier.ch<br />
Minimalmitgliederbeitrag pro Jahr CHF 30.–<br />
Minimalmitgliederbeitrag auf Lebenszeit CHF 1000.–<br />
Minimalmitgliederbeitrag für<br />
Jugendliche unter 18 Jahren CHF 20.–<br />
Für Kollektivmitglieder CHF 200.–<br />
Für Paarmitglieder CHF 50.–<br />
Ich wünsche, in die Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> aufgenommen zu werden.<br />
Herr Frau (Bitte in Blockschrift ausfüllen)<br />
Name : Jahrgang :<br />
Vorname : Postleitzahl :<br />
Strasse : Ort :<br />
Ort, Datum : Unterschrift :<br />
PT 2 / 08 (Bei Minderjährigen Unterschrift des gesetzlichen Vertreters)