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Heft 4/2006 - Pro Tier

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Jährlich 38 Mio. Haie<br />

wegen Flossen gekillt<br />

Zubrot für Fischer zerstört ökologisches<br />

Gleichgewicht in den Ozeanen<br />

Ein internationales Forscherteam<br />

hat erstmals eine genaue<br />

Untersuchung über die<br />

jährlich getöteten Haie für die in<br />

Asien so beliebte Haifischflossen-<br />

Suppe vorgenommen. Demnach<br />

werden jährlich 38 Mio. dieser Knorpelfische<br />

nur wegen ihrer Flossen<br />

getötet. Bisher wurden die Zahlen<br />

der jährlich getöteten Haie nur geschätzt,<br />

und dabei lagen die Schätzungen<br />

irgendwo zwischen 10 und<br />

100 Mio. <strong>Tier</strong>e. Wie das Wissenschaftsmagazin<br />

Ecology Letters<br />

www.blackwellpublishing.com berichtet,<br />

ist die Nachfrage nach Haiflossen<br />

steigend, nicht zuletzt deshalb,<br />

weil sich in China eine gut<br />

verdienende Mittelschicht etabliert<br />

hat.<br />

Haifischflossen-Suppe gehört<br />

neben Abalone – einer Meeresschnecke<br />

– und Schwalbennestern<br />

zu den grossen Spezialitäten der<br />

chinesischen Küche. Gourmets zahlen<br />

in den Luxusrestaurants Hongkongs<br />

und Shanghais extrem viel<br />

Geld, um an diese Spezialitäten zu<br />

kommen. Abalones sind in den<br />

Meeren rund um China längst ausgestorben<br />

und werden jetzt von<br />

Mexiko importiert. Offensichtlich<br />

geht es nun auch den Haien immer<br />

mehr an den Kragen, wie zahlreiche<br />

Umweltorganisationen bereits<br />

seit Jahren behaupten. Die Haifischflossen-Industrie<br />

ist im Wesentlichen<br />

auf einige wenige Staaten<br />

in Asien beschränkt. Die Forscher<br />

um Shelley Clarke vom Joint<br />

Institute for Marine and Atmospheric<br />

Research der University of<br />

Hawaii und dem National Research<br />

Institute of Far Seas Fishery in<br />

Japan haben internationale Händ-<br />

ler befragt und mehr als 400 Haiflossen<br />

untersucht. Daraus schlossen<br />

die Wissenschaftler, dass von<br />

1996 bis 2000 26 bis 73 Mio. Haie<br />

jährlich gehandelt wurden. Daraus<br />

errechneten die Forscher den<br />

Durchschnittswert von 38 Mio. Fischen<br />

– fast viermal so viel wie von<br />

der UNO geschätzt.<br />

Die Untersuchungen des Forscherteams<br />

waren nicht einfach, da<br />

in den meisten Fischerei-Statistiken<br />

die Haie fehlen. Zudem sind Haie<br />

oft reiner Beifang, und dieser wird<br />

nicht nach Spezies beurteilt, sondern<br />

lediglich nach der Gesamtmenge.<br />

«Neben einigen Restriktionen<br />

über die Fangmethoden – vor<br />

allem dem Shark Finning –, die in<br />

den USA und in der EU bestehen,<br />

wurde nie ein Fischerei-Management-System<br />

für Haie erstellt», so<br />

Murdoch McAllister, Studien-Co-<br />

Autor vom Imperial College in London.<br />

«Die weltweite Nachfrage für<br />

Haifischflossen ist jedenfalls dramatisch<br />

angestiegen, das wiederum<br />

macht Fischer gierig auf ein<br />

Zubrot», meint McAllister.<br />

«Tatsächlich ist die Nachfrage<br />

nach den Haiflossen vor allem in<br />

China deutlich spürbar», berichtet<br />

Peter Knights, Direktor der Nonprofit-Organisation<br />

WildAid. «In der<br />

neuen chinesischen Mittelschicht<br />

wird Wert darauf gelegt zu zeigen,<br />

dass man sich Haifischflossen einfach<br />

leisten kann. Egal dabei ist,<br />

dass die Flossen weder besonders<br />

gut schmecken noch irgendwelche<br />

besonderen Nährstoffe enthalten»,<br />

meint Knights. Tatsächlich legen<br />

Chinesen insbesondere bei grossen<br />

Geburtstagsfeiern grossen Wert auf<br />

teure Gerichte. Damit will man den<br />

Abgeschnittene Haifischflossen<br />

Gästen die Wertschätzung ausdrücken.<br />

Umgekehrt bemerken die<br />

Forscher, dass die traditionelle<br />

Haifischflossen-Suppe aber nicht<br />

nur auf Speisekarten in Asien<br />

beschränkt ist. «Ein Teller Haifischflossen-Suppe<br />

wird im China-<br />

Max-Seafood-Restaurant in San<br />

Diego für 18 Dollar angeboten. Für<br />

40 Dollar kann man eine ganze geschmorte<br />

Flosse bestellen», berichtet<br />

das Wissenschaftsmagazin «National<br />

Geographic» (www.national<br />

geographic.com) diese Woche und<br />

bemerkt noch süffisant, dass der<br />

Wirt versichert habe, dieses Gericht<br />

ständig anzubieten. ■<br />

London (pte/14.10.<strong>2006</strong>/06:10)<br />

Aussender:<br />

pressetext.austria<br />

Redakteur:<br />

Wolfgang Weitlaner<br />

E-Mail: weitlaner@pressetext.com<br />

Tel. +43-1-811 40-307<br />

34 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Foto: PT-Archiv

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