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Jährlich 38 Mio. Haie<br />
wegen Flossen gekillt<br />
Zubrot für Fischer zerstört ökologisches<br />
Gleichgewicht in den Ozeanen<br />
Ein internationales Forscherteam<br />
hat erstmals eine genaue<br />
Untersuchung über die<br />
jährlich getöteten Haie für die in<br />
Asien so beliebte Haifischflossen-<br />
Suppe vorgenommen. Demnach<br />
werden jährlich 38 Mio. dieser Knorpelfische<br />
nur wegen ihrer Flossen<br />
getötet. Bisher wurden die Zahlen<br />
der jährlich getöteten Haie nur geschätzt,<br />
und dabei lagen die Schätzungen<br />
irgendwo zwischen 10 und<br />
100 Mio. <strong>Tier</strong>e. Wie das Wissenschaftsmagazin<br />
Ecology Letters<br />
www.blackwellpublishing.com berichtet,<br />
ist die Nachfrage nach Haiflossen<br />
steigend, nicht zuletzt deshalb,<br />
weil sich in China eine gut<br />
verdienende Mittelschicht etabliert<br />
hat.<br />
Haifischflossen-Suppe gehört<br />
neben Abalone – einer Meeresschnecke<br />
– und Schwalbennestern<br />
zu den grossen Spezialitäten der<br />
chinesischen Küche. Gourmets zahlen<br />
in den Luxusrestaurants Hongkongs<br />
und Shanghais extrem viel<br />
Geld, um an diese Spezialitäten zu<br />
kommen. Abalones sind in den<br />
Meeren rund um China längst ausgestorben<br />
und werden jetzt von<br />
Mexiko importiert. Offensichtlich<br />
geht es nun auch den Haien immer<br />
mehr an den Kragen, wie zahlreiche<br />
Umweltorganisationen bereits<br />
seit Jahren behaupten. Die Haifischflossen-Industrie<br />
ist im Wesentlichen<br />
auf einige wenige Staaten<br />
in Asien beschränkt. Die Forscher<br />
um Shelley Clarke vom Joint<br />
Institute for Marine and Atmospheric<br />
Research der University of<br />
Hawaii und dem National Research<br />
Institute of Far Seas Fishery in<br />
Japan haben internationale Händ-<br />
ler befragt und mehr als 400 Haiflossen<br />
untersucht. Daraus schlossen<br />
die Wissenschaftler, dass von<br />
1996 bis 2000 26 bis 73 Mio. Haie<br />
jährlich gehandelt wurden. Daraus<br />
errechneten die Forscher den<br />
Durchschnittswert von 38 Mio. Fischen<br />
– fast viermal so viel wie von<br />
der UNO geschätzt.<br />
Die Untersuchungen des Forscherteams<br />
waren nicht einfach, da<br />
in den meisten Fischerei-Statistiken<br />
die Haie fehlen. Zudem sind Haie<br />
oft reiner Beifang, und dieser wird<br />
nicht nach Spezies beurteilt, sondern<br />
lediglich nach der Gesamtmenge.<br />
«Neben einigen Restriktionen<br />
über die Fangmethoden – vor<br />
allem dem Shark Finning –, die in<br />
den USA und in der EU bestehen,<br />
wurde nie ein Fischerei-Management-System<br />
für Haie erstellt», so<br />
Murdoch McAllister, Studien-Co-<br />
Autor vom Imperial College in London.<br />
«Die weltweite Nachfrage für<br />
Haifischflossen ist jedenfalls dramatisch<br />
angestiegen, das wiederum<br />
macht Fischer gierig auf ein<br />
Zubrot», meint McAllister.<br />
«Tatsächlich ist die Nachfrage<br />
nach den Haiflossen vor allem in<br />
China deutlich spürbar», berichtet<br />
Peter Knights, Direktor der Nonprofit-Organisation<br />
WildAid. «In der<br />
neuen chinesischen Mittelschicht<br />
wird Wert darauf gelegt zu zeigen,<br />
dass man sich Haifischflossen einfach<br />
leisten kann. Egal dabei ist,<br />
dass die Flossen weder besonders<br />
gut schmecken noch irgendwelche<br />
besonderen Nährstoffe enthalten»,<br />
meint Knights. Tatsächlich legen<br />
Chinesen insbesondere bei grossen<br />
Geburtstagsfeiern grossen Wert auf<br />
teure Gerichte. Damit will man den<br />
Abgeschnittene Haifischflossen<br />
Gästen die Wertschätzung ausdrücken.<br />
Umgekehrt bemerken die<br />
Forscher, dass die traditionelle<br />
Haifischflossen-Suppe aber nicht<br />
nur auf Speisekarten in Asien<br />
beschränkt ist. «Ein Teller Haifischflossen-Suppe<br />
wird im China-<br />
Max-Seafood-Restaurant in San<br />
Diego für 18 Dollar angeboten. Für<br />
40 Dollar kann man eine ganze geschmorte<br />
Flosse bestellen», berichtet<br />
das Wissenschaftsmagazin «National<br />
Geographic» (www.national<br />
geographic.com) diese Woche und<br />
bemerkt noch süffisant, dass der<br />
Wirt versichert habe, dieses Gericht<br />
ständig anzubieten. ■<br />
London (pte/14.10.<strong>2006</strong>/06:10)<br />
Aussender:<br />
pressetext.austria<br />
Redakteur:<br />
Wolfgang Weitlaner<br />
E-Mail: weitlaner@pressetext.com<br />
Tel. +43-1-811 40-307<br />
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Foto: PT-Archiv