Heft 4/2006 - Pro Tier

Fremde Katze –
heimatlose Katze?
Ist die Katze, die mich regelmässig besucht oder durch meinen Garten
streift, von zu Hause entlaufen? Wurde sie ausgesetzt? Oder ist sie
einfach nur auf Entdeckungstour? Wann ist es sinnvoll, sich einem
«herumstreunenden» Tier anzunehmen, es zu füttern oder gar in die
Wohnung zu nehmen? – Viele sind verunsichert, wenn plötzlich
unverhofft ein Gast auftaucht.
VON NATHALIE DUBOIS
Grundsätzlich gilt: nicht gleich
jede herumschleichende
Katze füttern. Keine einfache
Entscheidung, gerade für Tierfreunde,
denn schlaue Katzen wissen
sehr genau, wie man mitleidig
miaut und um Futter oder Zuwendung
bettelt. Katzen sind selbständige
und eigenwillige Tiere. Sie
sind oft sehr ortsverbunden – im
Gegensatz zum Hund, der mehr
menschbezogen ist. Wenn eine
Katze auswärts Anschluss sucht,
heisst das noch lange nicht, dass sie
es zu Hause nicht gut hat und sich
ihr Besitzer nicht um sie kümmert.
Es kann deshalb für den Besitzer
sehr lästig werden, wenn seine Katze
ungewollt fremd betreut wird.
Um Konflikte zu vermeiden, gilt es
einige Regeln im Umgang mit fremden
Katzen zu berücksichtigen.
Abklären, wem das Tier gehört:
Am einfachsten ist es, wenn die Katze
gechipt ist, also einen implantierten
Mikrochip mit den gespeicherten
Daten des Tierbesitzers trägt.
Jede Tierarztpraxis, die meisten
Tierheime und einige Polizeistellen
verfügen über ein entsprechendes
Lesegerät.
Trägt die Katze keinen Chip oder haben
Sie keinen Zugang zu einem
Lesegerät, haben Sie folgende Möglichkeiten,
ihre Herkunft abzuklären:
1. Trägt die Katze ein Halsband mit
Adresskapsel?
2. Ist das Tier bei der offiziellen Meldestelle
(www.tier-vermisst.ch)
als vermisst gemeldet?
3. Falls nicht, das Tier umgehend
selber bei der Meldestelle als gefunden
eintragen (www.gefun
dene-tiere.ch) oder telefonisch
melden unter 0848 848 820 oder
per Fax – das entsprechende
Formular hierfür kann auf der
Gemeindestelle, Polizeistationen,
Tierheimen und beim Tierarzt
kostenfrei bezogen werden.
4. In der Nachbarschaft abklären,
ob das Tier jemandem gehört.
Zettel (wenn möglich mit Foto)
im Quartier, in Läden und in der
nächstgelegenen Tierarztpraxis
aufhängen. Allenfalls Inserat in
der Lokalzeitung machen. Tierheime/-pensionen
in der Umgebung
verständigen.
Ist das Tier mager,
hat es struppiges Fell
oder Verletzungen?
Dies deutet schon eher darauf hin,
dass die Katze schon länger herumstreunt
und auf sich alleine gestellt
ist. In diesem Fall macht es Sinn,
dem Tier Futter und Wasser anzubieten,
vor allem im Winter oder bei
grosser Kälte. Es ist aber trotzdem
wichtig, seinen allfälligen Besitzer
ausfindig zu machen (siehe oben).
Ist es verletzt, müssen Sie es zum
Tierarzt bringen.
Wann darf ich
die Katze behalten?
Meldet sich nach zwei Monaten kein
Besitzer, haben Sie das Recht, das
gefundene/zugelaufene Tier zu behalten.
Sie müssen aber nachweisen
können, dass Sie sie sich ernsthaft
bemüht haben, den Besitzer
ausfindig zu machen (siehe oben).
Besitzer gefunden
Vielleicht ist die Katze neu in der
Gegend und hat sich auf ihrer Erkundungstour
einfach nur zu ihnen
verirrt. Nach diesem einmaligen
Abstecher ist sie bestimmt wieder
froh, zuhause zu sein. Kommt sie
aber weiterhin regelmässig auf Besuch,
klären Sie in einem Gespräch
mit dem Tierbesitzer die Situation
und einigen Sie sich, wie Sie sich
konkret verhalten sollen, wenn seine
Katze doch immer wieder bei
Ihnen auftaucht und hereingelassen
werden will oder um Futter bettelt
(zurückbringen, streicheln, verjagen,
usw.). Respektieren Sie unbedingt,
wenn der Besitzer nicht
wünscht, dass Sie die Katze füttern.
Was tun, wenn der
Besitzer sich zu wenig
um sein Tier kümmert?
Wer weiss, wo die Katze eigentlich
hingehört, sie aber trotzdem immer
vor fremden Türen sitzt, sollte abklären,
ob der Besitzer vielleicht gerade
in den Ferien weilt und das
Tier daher vermehrt Kontakt in der
Nachbarschaft sucht.
Es ist auch möglich, dass es sich
um einen unkastrierten Kater auf
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