Linda Warrink - Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen

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Seite 62 Nachruf auf Prof. Herman Ridderbos Inspirierender Lehrer und Mahner der Kirche Am 8. März starb Professor Herman Ridderbos aus Kampen im hohen Alter von 98 Jahren. Er war der Letzte einer Generation von Hochschullehrern, denen eine ganze Generation auch unserer Pastoren eine solide theologische Ausbildung verdankt. Inspirierender Lehrer Als wir – damit denke ich auch an Heinrich Voogd, Anton Ley und Joachim Guhrt – ein paar Jahre nach Kriegsende unser theologisches Studium in Kampen anfingen, galt Herman Ridderbos trotz seiner damaligen »Jugendlichkeit« als inspirierender Lehrer. Er führte uns kundig und nicht ohne Humor in die verschiednen Fächer der neutestamentlichen Wissenschaft ein. Es waren die Jahre, in denen er die vielfältigen Aspekte der Botschaft der Evangelien in ihrer Vielfalt und Einheit erforschte, was zu seiner ersten großen Publikation führte: »De komst van het Koninkrijk«. In späteren Jahren habe ich das Buch in einer etwas verkürzten Fassung für Indonesien bearbeiten dürfen. Dort wie hier galt es als Prüfungsstoff für die Theologie des Neuen Testaments. In späteren Jahren wandte er sich konzentriert der Botschaft des Apostels Paulus zu. Er schrieb Kommentare zu verschiedenen seiner Briefe; und wieder war ein Standardwerk das Ergebnis: »Paulus – Ein Entwurf seiner Theologie«. Später wurde es auch ins Deutsche übersetzt. Inzwischen gab er auch immer wieder Vorlesungen über das nicht leicht zu erklärende Johannesevangelium. In den Jahren nach seiner Emeritierung wandte er alle Zeit und Energie darauf, einen zweibändigen Kommentar auf dieses Evangelium zu schreiben. In jener Zeit kam ich als sein Nachfolger oft bei ihm über die Schwelle. Ich werde es nie vergessen. Seine Frau litt schon lange an der Alzheimerkrankheit. Sie saß stundenlang teilnahmslos an einem Tisch im Esszimmer. Er hatte alle Bücher, die er benötigte, aus seinem Arbeitszimmer geholt und arbeitete am Esszimmertisch an seinem Kommentar. Und er schaffte es auch jetzt wieder, dieses Werk zu einem guten Ende zu führen. Mahner der Kirche Ich werde nicht versuchen, einen voll ständigen Überblick über das theo logische Schaffen von Herman Rid derbos zu geben. Man spürte seinen Aufsätzen, Schriften und Bü - chern aber immer an, wie sehr es ihm um »die Sache« ging, um das unverfälschte Evangelium. Und wem das Evangelium ein Herzensanliegen ist, dem geht auch die Kirche zu Herzen. Jahrzehntelang schrieb er einen wöchentlichen Beitrag im »Gereformeerd Weekblad«. Viele Beiträge mö - gen ungelesen geblieben sein, aber die Seite 2 mit seinem Beitrag unter dem Titel »Van week tot week« lasen wohl die allermeisten Bezieher. Herman Ridderbos war ein Mahner der Kirche. Er war nicht konservativ, aber er hatte es auch nicht nötig, progressiv genannt zu werden. Er begleitete die Geschehnisse in Kirche und Ge - sellschaft kritisch und in intensiver Beteiligung. Was in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten oft als »Leiden an der Kirche« bezeichnet wurde, blieb auch ihm nicht erspart. In freundschaftlicher Verbundenheit Ich kann dieses »In memoriam« nicht abschließen ohne ein persönliches Wort tiefer Dankbarkeit für diesen theologischen Lehrer, der auch in mir das Interesse für die Wissenschaft des Neuen Testaments geweckt hat. Er war mein Lehrer, danach mein Promotor, und dann wurde ich auf dem Lehrstuhl in Kampen sein Nachfolger. Bis vor ein paar Monaten hatte ich oft die Freude, in freundschaftlicher Verbundenheit mit ihm Gespräche zu führen. Er war schon reichlich 95 Jahre, als ich ihm einen in Tübingen erschienenen Sammelband unter dem Titel »Verkündigtes Heil« mit Studien zu den ersten drei Evangelien zukommen ließ. Bei der ersten darauf folgenden Begegnung bei einer Tasse Kaffee zeigte es sich, dass er die meisten darin enthaltenen Aufsätze inzwischen gelesen hatte. Es war für mich das größte Lob, als ich vernahm, dass er sich über das Erscheinen dieses Buches herzlich gefreut hatte. Herman Ridderbos Foto aus: B. Jan Aalbers und Heinrich Baarlink, »Herman Ridderbos – nuchter en bewogen«, Kamper Miniaturen VIII, Kampen 2002 Im Rückblick auf Professor Herman Ridderbos fällt mir das Wort aus Hebräer 13,7 ein, in dem es heißt: »Gedenket an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben. Ihr Ende schaut an und folgt ihrem Worte nach.« Ist es zufällig, dass gleich darauf der Satz folgt: »Jesus Christus, gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit!«? Unser Le - ben und Wirken hat ein Ende, auch das irdische Leben eines hochbetagten Herman Ridderbos hatte ein En - de, aber Jesus Christus bleibt und wirkt weiter, auch unter uns. Heinrich Baarlink, Nordhorn Monatspruch April 2007 Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn. Römer 14, 8b
Nias geht nicht unter! Der Wiederaufbau der zerstörten indonesischen Insel macht Fortschritte Pater Johannes Hämmerle vom Kapuzinerorden bahnte sich einen Weg durch die Menschenmassen und verkündete laut rufend und auf einem Plakat: »Gott hat unsere geliebte Insel geschaffen. Sie geht nicht unter. Geht zurück in eure Dörfer, betet und arbeitet! Glaubt an Gott und nicht an die Gerüchte!« An diesem Sonntag, dem 3. April 2005, waren Tausende mit dem Allernotwendigsten zum Hafen von Nias gekommen, um verzweifelt zu versuchen, einen Platz auf einer Fähre oder einem Boot nach Sumatra zu bekommen. »Nächste Woche wird die Insel Nias untergehen!«, lautete das Gerücht, das sich wie ein Lauffeuer unter den mehr als 700 000 Einwohnern verbreitet hatte. Großer materieller Schaden … Die Fluchtwelle kam nicht ganz überraschend. Zu viel hatten die Menschen auf Nias in den zurückliegenden Monaten erlebt. Am 26. Dezember 2004 hatte der Tsunami die Küstenregion im Westen der Insel mit einer riesigen Welle überflutet. Es hatte im Gegensatz zum benachbarten Sumatra nur einige hundert Tote gegeben, aber dennoch hatten viele Menschen auf Nias Freunde und Verwandte verloren. Trotzdem gab es einen Willen zum Neuanfang, DIAKONIE Von Frank Kürschner-Pelkmann und so waren die Wiederaufbauarbeiten in vollem Gange, als die Insel am 28. März 2005 von einer weiteren Ka - tastrophe betroffen wurde. Eines der schwersten jemals auf der Welt gemessenen Erdbeben erschütterte Nias, hob die 120 Kilometer lange Insel um mehr als einen Meter an und ließ tausende Häuser einstürzen. Besonders die zweiund dreigeschossigen Gebäude der Inselhauptstadt Gunungsitoli fielen in sich zusammen und begruben mehr als 600 Menschen unter sich. Ebenso groß wie der materielle Schaden waren die psychischen Auswirkungen. Zwei Katastrophen binnen drei Monaten, das war für viele Menschen der ohnehin armen Insel zu viel Leid. Da das Erdbeben zu Bodenverwerfungen geführt hatte, entstand die Befürchtung, als Nächstes werde die ganze Insel untergehen. Tausende flohen nach Sumatra und kehrten erst Monate später zurück. Es dauerte lange, bis die Menschen auf Nias die innere Kraft gewannen, den Wiederaufbau energisch anzupacken. In dieser Situation war und ist es wichtig, dass viele internationale Organisationen mit Geldern und Fachleuten dabei helfen, diesen Neuanfang zu wagen. Darunter sind auf der zu mehr als 90 Prozent christlichen Insel viele kirchliche Organisationen. Die Vereinte Evangelische Mission, die seit vielen Jahren partnerschaftlich mit der Christlich-Protestantischen Kirche auf Nias (BNKP), der größten protestantischen Kirche, verbunden ist, beteiligte sich gleich nach den Katastrophen an der Bereitstellung von Nahrungsmitteln und dem Notwendigsten für obdachlos gewordene Familien. Inzwischen ist daraus die Mitwirkung an Ein Mahnmal in Gunungsitoli erinnert an die Tsunami- und Erdbebenopfer einer systematischen Aufbau- und Entwicklungsarbeit geworden. Ein wichtiges Signal ist die Unterstützung beim Wiederaufbau von 50 zerstörten Kirchengebäuden der BNKP und weiterer protestantischer Kirchen. Dafür werden von der VEM nicht nur Finanzen zur Verfügung gestellt, sondern es wurde auch ein Team zur fachlichen Betreuung der Bauvorhaben unter Leitung des Architekten Jusup Sukatendel gebildet. Dieser indonesische VEM-Mitarbeiter hat erkannt, wie wichtig es für die vom Erdbeben betroffenen Menschen ist, dass wieder eine Kirche im Dorf steht als sichtbares Zeichen, dass Nias nicht untergeht: »Das Geld wird auch dafür gegeben, dass die Menschen wieder Hoffnung schöpfen.« Damit Hoffnung entsteht, brauchen die Menschen auch wieder Arbeit. Besonders hart betroffen vom Tsunami waren die Fischerfamilien im Westen von Nias, die mit ihren Booten auch ihre Existenzgrundlage verloren hatten. Deshalb unterstützte die VEM den Bau von 80 Fischerbooten und acht größeren Fischereifahrzeugen in der kleinen hauseigenen Werkstatt der BNKP. Für Bauern werden Kurse zur Verbesserung der Schweinezucht angeboten, denn Schweine sind die wirtschaftliche Existenzgrundlage vieler Familien. Damit die Ernährungsgrund- Seite 63
Seite 1 und 2: ORGAN FÜR DIE EVANGELISCH-ALTREFOR
Seite 3: Zusammenarbeit mit ihnen vertiefen.
Seite 7 und 8: Kleine Chronik Hoogstede. Die neunt

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