Die vier Hoogsteder Kirchen - Evangelisch-altreformierte Kirche in ...
Die vier Hoogsteder Kirchen - Evangelisch-altreformierte Kirche in ...
Die vier Hoogsteder Kirchen - Evangelisch-altreformierte Kirche in ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Die</strong> <strong>vier</strong><br />
<strong>Hoogsteder</strong><br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong><br />
8
8<br />
<strong>Die</strong> <strong>Evangelisch</strong>-reformierte<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de<br />
Pastor Günther ter Stal<br />
Zeichnung der Ev.-reformierten <strong>Kirche</strong><br />
<strong>Die</strong> Entstehung und Entwicklung des heutigen<br />
Dorfes Hoogstede s<strong>in</strong>d eng mit der Gründung<br />
und dem Aufbau der evangelisch-reformierten<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de verbunden. Mit der Errichtung<br />
e<strong>in</strong>er <strong>Kirche</strong> bekam vor fast 200<br />
Jahren das damalige Geme<strong>in</strong>wesen e<strong>in</strong> geistliches<br />
und räumliches Zentrum, um das herum<br />
es sich zum heutigen Ort entwickelte.<br />
<strong>Die</strong> Geschichte<br />
Am Rande der Gildschaft Scheerhorn stand im<br />
sogenannten Bereich „Arkel“ um 1800 e<strong>in</strong>e<br />
kle<strong>in</strong>e Kapelle. Vermutlich stammte sie aus<br />
dem 14./15. Jahrhundert und war von den<br />
Herren von Gramsbergen erbaut worden.<br />
Neben der kle<strong>in</strong>en Kapelle lag e<strong>in</strong> Friedhof,<br />
auf dem über Jahrhunderte Verstorbene aus<br />
der Gildschaft zu Grabe getragen wurden.<br />
Kirchlich gehörten die E<strong>in</strong>wohner der Gildschaft<br />
Scheerhorn zum Kirchspiel der evangelisch-reformierten<br />
Geme<strong>in</strong>de Emlichheim.<br />
404<br />
Nach alter Tradition hatten die Emlichheimer<br />
Prediger alle 14 Tage <strong>in</strong> der Kapelle e<strong>in</strong>en<br />
Sonntagsgottesdienst zu leiten.<br />
Jedoch geriet diese Regelung Anfang des<br />
18. Jahrhunderts <strong>in</strong> Vergessenheit. Lediglich an<br />
den monatlichen Bettagen und den sogenannten<br />
Freitagen vor Ostern fanden um 1818 noch<br />
Gottesdienste statt. Ferner musste der Konfirmandenunterricht<br />
<strong>in</strong> Emlichheim besucht werden.<br />
<strong>Die</strong>se Umstände und die große Entfernung<br />
nach Emlichheim – etwa zwei bis drei Stunden<br />
Fußmarsch - führten zu e<strong>in</strong>er Verkümmerung<br />
des kirchlichen Lebens: Nur wenige Leute g<strong>in</strong>gen<br />
regelmäßig zum Geme<strong>in</strong>degottesdienst<br />
nach Emlichheim.<br />
Jugendliche besuchten den Konfirmandenunterricht<br />
nur schlecht und ältere Leute konnten<br />
an den Abendmahlsfeiern kaum teil -<br />
nehmen. Kirchlich gesehen war die Gildschaft<br />
Scheerhorn von den Pastoren der reformierten<br />
Geme<strong>in</strong>de Emlichheim vernachlässigt worden.<br />
<strong>Kirche</strong><br />
um 1900
<strong>Kirche</strong> - Pfarrhaus<br />
von 1821 und 1929<br />
Unter den E<strong>in</strong>wohnern der Gildschaft<br />
machte sich Unmut über diesen Zustand breit<br />
und es kam der Wunsch auf, e<strong>in</strong>en eigenen<br />
Pastor an der Kapelle zu Arkel anzustellen. Im<br />
Jahr 1818 nahm dieses Ans<strong>in</strong>nen Gestalt an:<br />
<strong>Die</strong> E<strong>in</strong>wohner fanden sich zu e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>deversammlung<br />
zusammen, <strong>in</strong> der sie ihre<br />
Absichten schriftlich formulierten. Es kam zu<br />
e<strong>in</strong>em Briefwechsel mit dem <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>rat der<br />
reformierten Geme<strong>in</strong>de Emlichheim und<br />
schließlich zu e<strong>in</strong>em positiven Bescheid der<br />
kirchlichen Leitungsbehörde der Grafschaft<br />
Bentheim. Am 5. Dezember 1819 wurde J.B.T.<br />
Nyhuis (aus Coevorden) <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Amt als erster<br />
Prediger an der Kapelle zu Arkel e<strong>in</strong>geführt.<br />
<strong>Die</strong> nun entstandene <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de trug<br />
den Namen „<strong>Evangelisch</strong>-reformierte Geme<strong>in</strong>de<br />
Arkel“. Der Prediger fand se<strong>in</strong>e erste Unterkunft<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Scheune neben der Kapelle. Um<br />
diesen betrüblichen Zustand so schnell wie<br />
möglich zu beenden und um die Kapelle auch<br />
bei schlechter Witterung erreichbar zu machen<br />
(die Vechte trat damals oft über die Ufer), bemühte<br />
sich die Geme<strong>in</strong>de um e<strong>in</strong>en Pfarrhausneubau<br />
und um e<strong>in</strong>e Versetzung der Kapelle an<br />
e<strong>in</strong>en zentralen und höher gelegenen Ort. Am<br />
30. August 1820 wurden von der kirchlichen<br />
Leitungsbehörde die Genehmigungen erteilt, an<br />
DIE EVANGELISCH-REFORMIERTE KIRCHENGEMEINDE<br />
der „Hochstätte“ – mitten <strong>in</strong> der Gildschaft –<br />
beides zu errichten.<br />
Bei der Versetzung der Kapelle von Arkel<br />
nach Hoogstede kam es zu handfesten Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />
zwischen den Emlichheimer<br />
Geme<strong>in</strong>degliedern und den E<strong>in</strong>wohnern<br />
der <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de Arkel, die die Formen<br />
e<strong>in</strong>es „Bürgerkrieges“ annahmen. Schließlich<br />
konnte das Pfarrhaus und e<strong>in</strong>ige Monate später<br />
die <strong>Kirche</strong> (23. Dezember 1821) „auf Hoogstede“<br />
<strong>in</strong> Gebrauch genommen werden.<br />
Über viele Jahrzehnte blieb die <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de<br />
Arkel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er rechtlichen Abhängigkeit<br />
zur Nachbargeme<strong>in</strong>de Emlichheim. Sie<br />
erlangte schließlich am 8. März 1870 ihre<br />
volle Souveränität.<br />
Das kirchliche Leben entwickelte sich nach<br />
jenen ereignisreichen Anfängen <strong>in</strong> den folgenden<br />
Jahrzehnten <strong>in</strong> erfreulicher Weise. <strong>Die</strong><br />
Menschen der ehemaligen Gildschaft hatten<br />
auf Hoogstede <strong>in</strong> der evangelisch-reformierten<br />
<strong>Kirche</strong> ihr geme<strong>in</strong>dliches und geistliches<br />
Zentrum gefunden. Gehörten zur <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de<br />
am Anfang 887 Mitglieder, so hat sich<br />
diese Zahl mit dem Wachsen der Dorfes heute<br />
auf 1800 Geme<strong>in</strong>demitglieder erhöht. In den<br />
Jahren von 1819 bis 2008 haben elf Pastoren<br />
ihren <strong>Die</strong>nst <strong>in</strong> der <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de ausgeübt<br />
und das kirchliche Leben zusammen mit<br />
dem <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>rat gefördert und betreut.<br />
405
8<br />
Das älteste <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>gebäude ist <strong>in</strong> Hoogstede<br />
die „evangelisch-reformierte <strong>Kirche</strong>“.<br />
Mitten im Ort, auf der damaligen „höchsten<br />
Stätte“ = Hoogstede errichtet, hat sie e<strong>in</strong>e bewegende<br />
Baugeschichte h<strong>in</strong>ter sich, auf die es<br />
sich lohnt, e<strong>in</strong>en kurzen Blick zu werfen.<br />
Der Grundste<strong>in</strong> für die <strong>Kirche</strong> wurde am<br />
9. August 1821 auf Hoogstede gelegt. Sie<br />
wurde als e<strong>in</strong>e Saalkirche errichtet und hatte<br />
bis 1951 die Maße von 18,3 m Länge und 9,5<br />
m Breite. Aus den vorhandenen Sandste<strong>in</strong>blöcken<br />
der Kapelle zu Arkel wurde die <strong>Kirche</strong><br />
errichtet. Sie hatte neben e<strong>in</strong>em Haupte<strong>in</strong>gang<br />
an der Südseite e<strong>in</strong>en weiteren Zugang auf der<br />
Westseite (Richtung Straße), der im Jahre 1951<br />
bei der <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>erweiterung zugemauert wurde.<br />
In der <strong>Kirche</strong> fanden zunächst 264 Personen<br />
e<strong>in</strong>en Sitzplatz.<br />
E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Dachreiter zierte <strong>in</strong> den ersten<br />
Jahren das Gebäude, bis er im Jahre 1899<br />
durch e<strong>in</strong>en größeren Dachreiter erneuert<br />
wurde. Schließlich wurde auch dieser durch<br />
e<strong>in</strong>en Turm im Jahre 1986 ersetzt. Im Jahre<br />
1857 erhielt die <strong>Kirche</strong> e<strong>in</strong>e erste Orgel, die<br />
den bis dah<strong>in</strong> üblichen „Vorsänger“ ablöste.<br />
Im Jahre 1951 wurde die alte Saalkirche<br />
baulich grundlegend verändert. Sie wurde um<br />
zwei Seitenschiffe erweitert und bekam die<br />
Form e<strong>in</strong>er Kreuzkirche. Hierdurch vergrößerte<br />
sich das Platzangebot <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong> auf<br />
400 Sitzplätze.<br />
Bis <strong>in</strong> die Gegenwart unterliegt das <strong><strong>Kirche</strong>n</strong><strong>in</strong>nere<br />
e<strong>in</strong>er stetigen Anpassung an die<br />
Erfordernisse der Geme<strong>in</strong>de. Neben moderns -<br />
ter Technik hat sich auch die farbliche Gestaltung<br />
über die Jahrzehnte verändert.<br />
Historische Gegenstände<br />
<strong>Die</strong> evangelisch-reformierte Geme<strong>in</strong>de kann<br />
bald auf e<strong>in</strong>e 200-jährige Geschichte zurücksehen.<br />
Im Chor anderer Geme<strong>in</strong>den ist das<br />
e<strong>in</strong>e kurze Zeitspanne. Und so bef<strong>in</strong>den sich<br />
nur wenige historische D<strong>in</strong>ge im Besitz der<br />
Geme<strong>in</strong>de. Zumeist s<strong>in</strong>d es Gaben und Spenden<br />
von Geme<strong>in</strong>degliedern an ihre <strong>Kirche</strong>;<br />
denn im Rückblick war die <strong>Hoogsteder</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />
e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anziell arme Geme<strong>in</strong>de, die<br />
stets auf die tatkräftige Unterstützung ihrer<br />
Geme<strong>in</strong>deglieder angewiesen war. E<strong>in</strong>er der<br />
406<br />
DIE VIER HOOGSTEDER KIRCHEN<br />
ältesten Gegenstände ist der Abendmahlsbecher,<br />
e<strong>in</strong> Geschenk des ersten Predigers J.B.T.<br />
Nyhuis.<br />
<strong>Die</strong> Gebäude<br />
<strong>Die</strong> bauliche Gestalt der <strong>Kirche</strong> geht <strong>in</strong> ihrer<br />
heutigen Form auf e<strong>in</strong>e äußere Umgestaltung<br />
im Jahre 1986 (Turmbau) und zwei Innenreno<strong>vier</strong>ungen<br />
<strong>in</strong> den folgenden zehn Jahren zurück.<br />
Sie bietet heute 360 Personen e<strong>in</strong>en<br />
Sitzplatz.<br />
Der Blick des Betrachters fällt beim Betreten<br />
der <strong>Kirche</strong> zunächst auf die Kanzel. Vermutlich<br />
stammt sie aus dem Jahre 1644 und<br />
stand schon <strong>in</strong> der alten Kapelle zu Arkel. In<br />
der äußeren Gestaltung gleicht sie e<strong>in</strong>em geöffneten<br />
Kelch. Sie symbolisiert den geöffneten<br />
Kelch des Wortes. Vor der Kanzel steht der<br />
Abendmahlstisch. Auf ihm stehen die Abendmahlsgeräte<br />
und liegt die aufgeschlagene<br />
Bibel. Davor steht das Taufbecken, <strong>in</strong> dem die<br />
Taufschale und die Taufkanne sich bef<strong>in</strong>den.<br />
Taufe und Abendmahl s<strong>in</strong>d die beiden Sakramente,<br />
die wir <strong>in</strong> der Nachfolge Jesu feiern.<br />
Der Gesang der Geme<strong>in</strong>de wird begleitet<br />
von unserer Orgel, die sich auf der Empore an<br />
der Südseite der <strong>Kirche</strong> bef<strong>in</strong>det. Sie ist die<br />
alte Orgel aus der Nachbargeme<strong>in</strong>de Lage und<br />
wurde <strong>in</strong> ihrem Kernbestand im Jahre 1692<br />
erbaut. 1857 kam sie als Geschenk <strong>in</strong> unsere<br />
<strong>Kirche</strong>. In ihrer jetzigen Gestalt und ihrem<br />
Klangvolumen geht sie auf den großen<br />
Umbau im Jahre 1883 zurück.<br />
Abendmahlsbecher<br />
aus<br />
dem 17.<br />
Jahrhundert
<strong>Die</strong> <strong>Evangelisch</strong>reformierte<br />
<strong>Kirche</strong> Hoogstede<br />
Innenansicht<br />
der <strong>Kirche</strong> 2008<br />
Geme<strong>in</strong>dehaus<br />
2008<br />
DIE EVANGELISCH-REFORMIERTE KIRCHENGEMEINDE<br />
Ebenfalls e<strong>in</strong> Geschenk an die <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de<br />
war die Turmuhr aus dem Jahre 1905,<br />
die heute den E<strong>in</strong>gangsbereich ziert.<br />
Versammelt sich die Geme<strong>in</strong>de zum Gottesdienst<br />
<strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong>, so hat sie unter der<br />
Woche e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>dehaus, das für vielfältige<br />
Zwecke genutzt wird.<br />
Das Geme<strong>in</strong>dehaus wurde <strong>in</strong> drei großen<br />
Bauabschnitten immer wieder den Bedürfnissen<br />
der Geme<strong>in</strong>de angepasst. Im Jahre 1968<br />
wurde der große Saal des heutigen Geme<strong>in</strong>dehauses<br />
erstellt. Se<strong>in</strong>e Besonderheit bestand<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bühne, die auch der Spielschar Hoogstede<br />
bis heute die Möglichkeit zu Aufführungen<br />
bietet.<br />
Im Jahre 1980 wurde das Geme<strong>in</strong>dehaus<br />
um e<strong>in</strong>en Anbau für die K<strong>in</strong>derarbeit und um<br />
e<strong>in</strong> Büro mit Geme<strong>in</strong>dearchiv erweitert. Hier-<br />
407
8<br />
durch konnten die Geme<strong>in</strong>degruppen, die sich<br />
im Laufe der Jahre gebildet hatten, ausreichenden<br />
Platz für ihre Aktivitäten f<strong>in</strong>den.<br />
Schließlich wurde im Jahre 1991 das Geme<strong>in</strong>dehaus<br />
um e<strong>in</strong>en Jugendbereich erweitert<br />
und mit e<strong>in</strong>er großen, zeitgemäßen Küche<br />
ausgestattet.<br />
Vor <strong>vier</strong> Jahren s<strong>in</strong>d Maßnahmen zur Energie<br />
e<strong>in</strong>sparung durchgeführt worden: Das Geme<strong>in</strong>dehaus<br />
wurde neu e<strong>in</strong>gedeckt und mit<br />
e<strong>in</strong>er modernen Heizungsanlage versehen.<br />
Das heutige Geme<strong>in</strong>dehaus ist nicht das<br />
erste Gebäude, das neben der <strong>Kirche</strong> als Versammlungsort<br />
gebraucht wurde. Im Jahre<br />
1929 ist e<strong>in</strong> Lehrsaal errichtet worden, der<br />
über 40 Jahre Konfirmanden als Unterrichtsraum<br />
diente und daneben für Bibelstunden,<br />
dem K<strong>in</strong>dergottesdienst, dem Posaunenchor<br />
und dem Frauenkreis <strong>in</strong> ihren Anfangsjahren<br />
als Ort der Begegnung diente.<br />
Der Friedhof der evangelisch-reformierten<br />
Geme<strong>in</strong>de liegt <strong>in</strong> der Mitte des Dorfes <strong>in</strong> der<br />
Nähe der <strong>Kirche</strong>. Er hat e<strong>in</strong>e Größe von ca.<br />
e<strong>in</strong>em Hektar. Bis zum Jahre 1822 wurden die<br />
Verstorbenen des Kirchspiels Hoogstede auf<br />
dem Friedhof <strong>in</strong> Emlichheim beigesetzt. Daneben<br />
gab es e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Friedhof <strong>in</strong> Arkel, der<br />
nur für wenige Beerdigungen genutzt wurde.<br />
408<br />
DIE VIER HOOGSTEDER KIRCHEN<br />
Im Jahre 1822 kaufte die <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de<br />
e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Fläche an der Hauptstraße <strong>in</strong> Hoogstede<br />
<strong>in</strong> der Nähe der neu errichteten <strong>Kirche</strong>.<br />
Am 1. November 1822 fand die erste Beerdigung<br />
auf dem Friedhof statt. Seit jener Zeit ist<br />
der Friedhof um immer neue Flächen erweitert<br />
worden. Schließlich wurde mit Unterstützung<br />
der politischen Geme<strong>in</strong>de Hoogstede e<strong>in</strong>e Leichenhalle<br />
errichtet und laufend modernisiert.<br />
In den letzten Jahren wurde e<strong>in</strong>e Neugestaltung<br />
der Friedhofsanlagen vorgenommen.<br />
Neben e<strong>in</strong>er Neubepflanzung des Friedhofs<br />
s<strong>in</strong>d auch viele Wege ausgepflastert worden.<br />
Der Friedhof ist dadurch immer mehr zu<br />
e<strong>in</strong>em Ort der Bes<strong>in</strong>nung und der Stille geworden.<br />
Das kirchliche Leben<br />
Auch unter der Woche herrscht bei uns <strong>in</strong> der<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong> reges Leben: Posaunenchor,<br />
S<strong>in</strong>gkreis und Gitarrenkreis üben für ihre<br />
E<strong>in</strong>sätze <strong>in</strong> den Gottesdiensten. In verschiedenen<br />
Kreisen treffen sich die Frauen, um im<br />
Frauenkreis Themen zu besprechen oder durch<br />
Aktionen wohltätige E<strong>in</strong>richtungen zu unterstützen.<br />
Beim monatlichen „Seniorennachmittag“<br />
kommen sehr viele Geme<strong>in</strong>deglieder<br />
zusammen. Der Tonbandkreis organisiert die<br />
Leichenhalle<br />
2008
Fünfzig Jahre<br />
Posaunenchor<br />
Hoogstede.<br />
<strong>Die</strong> Mitglieder<br />
im Jubiläumsjahr<br />
2008<br />
K<strong>in</strong>dergottesdienst<br />
(bei Niers<br />
<strong>in</strong> Neur<strong>in</strong>ge)<br />
Kassettenaufnahme der Gottesdienste. Auf<br />
Geme<strong>in</strong>deausflügen <strong>in</strong> die nähere Umgebung<br />
und bei Geme<strong>in</strong>defesten lernen wir e<strong>in</strong>ander<br />
näher kennen und wachsen so mite<strong>in</strong>ander zu<br />
e<strong>in</strong>er „Geme<strong>in</strong>de-Familie“ zusammen.<br />
Für die kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>der wird jede Woche e<strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong>dergottesdienst im Geme<strong>in</strong>dehaus abgehalten.<br />
<strong>Die</strong>ser wird regelmäßig von e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>dergottesdienst-Helferkreis<br />
vorbereitet. E<strong>in</strong>mal im<br />
Jahr wird e<strong>in</strong>e Fahrt für die Kle<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Ge-<br />
DIE EVANGELISCH-REFORMIERTE KIRCHENGEMEINDE<br />
me<strong>in</strong>de organisiert oder auf dem Geme<strong>in</strong>defest<br />
e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dernachmittag veranstaltet. In den<br />
Taufgottesdiensten wirkt der K<strong>in</strong>dergottesdienst<br />
ebenso mit wie <strong>in</strong> dem feierlichen Gottesdienst<br />
am Heiligen Abend. Daneben wird für<br />
die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dergruppe „Schlümpfegruppe“<br />
angeboten, die an zwei Vormittagen<br />
der Woche im Geme<strong>in</strong>dehaus stattf<strong>in</strong>det.<br />
Ferner treffen sich junge Frauen mit ihren<br />
K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> zwei Krabbelgruppen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
409
8<br />
K<strong>in</strong>derbibelgruppe wird K<strong>in</strong>dern die frohe<br />
Botschaft von Jesus Christus nahegebracht.<br />
Der Konfirmandenunterricht dauert <strong>vier</strong><br />
Jahre: Im W<strong>in</strong>terhalbjahr besuchen die Jugendlichen<br />
wöchentlich e<strong>in</strong>e Unterrichtsstunde<br />
und im Sommerhalbjahr treffen sie<br />
sich nach dem wöchentlichen Sonntagsgottesdienst<br />
zu e<strong>in</strong>er kurzen Unterweisung im<br />
Geme<strong>in</strong>dehaus. Der Konfirmandenunterricht<br />
soll dazu dienen, dass die Jugendlichen mit<br />
der frohen Botschaft von Jesus Christus vertraut<br />
werden und <strong>in</strong> unsere <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>wachsen. Dazu werden die Grundlagen<br />
des christlichen Glaubens verständlich und<br />
gegenwartsnah vermittelt. In ihrem 17. Lebensjahr<br />
legen die Jugendlichen vor der Geme<strong>in</strong>de<br />
das Glaubensbekenntnis ab.<br />
In den Übungsstunden der Chöre kommen<br />
wöchentlich viele erwachsene Geme<strong>in</strong>deglieder<br />
zusammen. Neben den Auftritten <strong>in</strong> den Gottesdiensten<br />
werden Konzerte vorbereitet und<br />
Lieder für die feierliche Umrahmung bei Eheju-<br />
410<br />
DIE VIER HOOGSTEDER KIRCHEN<br />
biläen und Geburtstagen von Geme<strong>in</strong>degliedern<br />
e<strong>in</strong>geübt. Von Zeit zu Zeit werden auch Gesprächskreise<br />
angeboten, <strong>in</strong> denen aktuelle Fragen<br />
und biblische Themen behandelt werden.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Aufgabenfeld <strong>in</strong> unserer <strong>Kirche</strong><br />
ist die Unterstützung wohltätiger Projekte. <strong>Die</strong>ser<br />
Aufgabe hat sich über 20 Jahre (1985-2006)<br />
durch jährliche Aktionen <strong>in</strong> besonderer Weise<br />
der Frauen-Handarbeitskreis angenommen. Daneben<br />
beteiligen wir uns <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen<br />
auch an Kleider-Sammelaktionen für<br />
Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Rumänien. Heute versammeln<br />
sich die Frauen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Frauenkreis,<br />
der über 40 Jahre <strong>in</strong> Hoogstede e<strong>in</strong>e segensreiche<br />
Geme<strong>in</strong>schaft stiftet. <strong>Die</strong> Vielfalt des<br />
Geme<strong>in</strong>delebens ist nur dadurch möglich, dass<br />
sich viele Geme<strong>in</strong>deglieder aktiv beteiligen und<br />
sich mit ihren Gaben e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Gerade auch<br />
die Mitarbeit <strong>in</strong> den Gremien des <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>rates,<br />
der Geme<strong>in</strong>devertretung, des Diakonenrates<br />
und anderer Ausschüsse sei hier ausdrücklich<br />
erwähnt.<br />
Reformierte Geme<strong>in</strong>deglieder um 1930 am Hermannsdenkmal.<br />
U.l. Geertien Vette, S<strong>in</strong>a Hatger, Frau Buitkamp, Zwenne Sloot, VN Ens<strong>in</strong>k, Berta und Jan Koops, H<strong>in</strong>drik Jan Scholten;<br />
2.R.v.l. Jan Vette, H<strong>in</strong>drik Hatger, Pastor Buitkamp, Hermann Sloot, Geert Ens<strong>in</strong>k, Unbekannt, Unbekannt, S<strong>in</strong>a Scholten;<br />
3 R.v.l. Gastwirt Jan-Harm Harms-Ens<strong>in</strong>k und Frau Zwenne, Unbekannt, Unbekannt, Pastor Voget und Frau;<br />
4. R. v.l. Fenna und Harm Kolthoff, unbekanntes Ehepaar, Unbekannter, unbekanntes Ehepaar (M<strong>in</strong>i Büdden)
Pastoren der Geme<strong>in</strong>de<br />
Johannes Bernhardus Theodorus Nyhuis<br />
(1783–1858), 1819-1858 <strong>in</strong> Hoogstede,<br />
verheiratet mit Ges<strong>in</strong>a Albers aus Bathorn.<br />
Er stiftet 1837 den Abendmahlsbecher<br />
aus dem 17. Jahrhundert<br />
Leonhard Eberhard Lucassen (1832–1916),<br />
1859–1866 <strong>in</strong> Hoogstede<br />
Johannes Hendrikus Nyhuis (1849–1917)<br />
1866–1917 <strong>in</strong> Hoogstede, Sohn von JBT<br />
Nyhuis; Kreisschul<strong>in</strong>spektor, Herausgeber<br />
der größtenteils verschollenen „Reformierte<br />
Monatsschrift“ etwa 1881 bis 1905<br />
Otto Re<strong>in</strong>hold Voget (1892–1976)<br />
1919-1925 <strong>in</strong> Hoogstede<br />
Johannes Penn<strong>in</strong>g Sanders (1892–1928)<br />
1926-1928 <strong>in</strong> Hoogstede<br />
Wilhelm Ferd<strong>in</strong>and Buitkamp (1900–1967)<br />
1928-1936 <strong>in</strong> Hoogstede,<br />
1953-1965 <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>präsident<br />
Werner Mennen (1907–1944)<br />
1936-1944 <strong>in</strong> Hoogstede,<br />
als Soldat <strong>in</strong> Russland gefallen<br />
Hermann Wever (1914–2000)<br />
1947-1950 <strong>in</strong> Hoogstede, danach <strong>in</strong> Uelsen<br />
Harm Wolts (1912–2001)<br />
1950-1955 <strong>in</strong> Hoogstede,<br />
danach <strong>in</strong> Vohw<strong>in</strong>kel (Wuppertal)<br />
Pastor Jan R<strong>in</strong>gena war von 1955 bis 1985<br />
<strong>in</strong> Hoogstede (R<strong>in</strong>gena)<br />
Jan R<strong>in</strong>gena (* 27.04.1920)<br />
1955–1985 <strong>in</strong> Hoogstede,<br />
lebt im Ruhestand <strong>in</strong> Neuenhaus<br />
Günther ter Stal (* 13.07.1957)<br />
seit 1985 <strong>in</strong> Hoogstede.<br />
DIE EVANGELISCH-REFORMIERTE KIRCHENGEMEINDE<br />
Pastor Günther ter Stal <strong>in</strong> 2008<br />
Kontakt<br />
<strong>Evangelisch</strong>–reformierte<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de Hoogstede<br />
Hauptstraße 49, 49846 Hoogstede<br />
Ansprechpartner: Pastor Günther ter Stal,<br />
Telefon (0 59 44) 14 04<br />
Weitere Informationen<br />
Weitere Informationen über die <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de<br />
können e<strong>in</strong>geholt werden:<br />
1) über den monatlichen Geme<strong>in</strong>debrief<br />
2) im Internet unter der Adresse:<br />
www.reformiertekirchehoogstede.de<br />
3) im Buch von Günther ter Stal, 175 Jahre<br />
<strong>Evangelisch</strong>-reformierte <strong>Kirche</strong> Hoogstede<br />
1821 – 1996, Beiträge zu ihrer Geschichte<br />
und Gegenwart, Bad Bentheim 1996.<br />
411
8<br />
<strong>Die</strong> Römisch-katholische<br />
St. Bonifatius <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de<br />
Vom Arbeitskreis der <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de, Anno 2008<br />
Vorgeschichte<br />
Der im Jahre 1648 zu Osnabrück und Münster<br />
geschlossene Friedensvertrag setzte nicht nur<br />
e<strong>in</strong>en Schlussstrich unter e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>nlosen Krieg,<br />
der unsere Gebiete im Verlauf von dreißig Jahren<br />
an den Rand des Abgrundes brachte. Für unsere<br />
Nachbarn im Westen g<strong>in</strong>g damit e<strong>in</strong> achtzig<br />
Jahre währendes R<strong>in</strong>gen um ihre Befreiung von<br />
der spanischen Vorherrschaft zu Ende.<br />
<strong>Die</strong> neuen Herren <strong>in</strong> den Niederlanden setzten<br />
nun alles daran, den Gottesdienst nunmehr<br />
<strong>in</strong> allen Prov<strong>in</strong>zen nach der Lehre der Reformierten<br />
durchzusetzen. Der Osten ihres Landes<br />
war jedoch durchweg von den Spaniern besetzt<br />
gewesen. Hier war die Bevölkerung katholisch<br />
geblieben.<br />
412<br />
Postkarte mit der Römisch-katholischen <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> 1920 (K. D. Haubrich)<br />
<strong>Die</strong> St. Bonifatiuskirche<br />
im Jahr 2009<br />
(Stefan Westhuis)
In den uns benachbarten Kirchspielen von<br />
Oldenzaal und Oortmarsum kam es zu unaufhörlichen<br />
Spannungen zwischen der katholischen<br />
Bevölkerung und den Vertretern der<br />
Obrigkeit. Ihre <strong><strong>Kirche</strong>n</strong> wurden den Reformierten<br />
zugesprochen. <strong>Die</strong> noch vorhandenen katholischen<br />
Geistlichen waren schweren Verfolgungen<br />
ausgesetzt.<br />
<strong>Die</strong>sseits der Grenze lagen die Verhältnisse<br />
anders. <strong>Die</strong> zur Twenter Hauptkirche Oldenzaal<br />
gehörenden Kirchspiele aus der Grafschaft Bentheim<br />
waren bereits im Jahre 1544 unter Graf<br />
Arnold I. zur neuen Lehre übergetreten …<br />
Nicht zuletzt durch eigene Lektüre der<br />
Schriften Luthers ließ sich der Graf 1544 dazu<br />
bewegen, alle Geistlichen zusammenzurufen<br />
und ihnen aufzutragen, künftig nach dem<br />
Augsburgischen Glaubensbekenntnis zu predigen.<br />
(Aus: He<strong>in</strong>rich Frese, Der Landkreis Grafschaft<br />
Bentheim)<br />
St. Antonius Kapelle zu Arkel<br />
(Aus der Chronik von H. Koch,<br />
1891–93 Lehrer <strong>in</strong> Hoogstede)<br />
Hoogstede und se<strong>in</strong>e Umgebung sche<strong>in</strong>t zu<br />
Anfang des Mittelalters gar nicht oder nur<br />
sehr spärlich bewohnt gewesen zu se<strong>in</strong> …<br />
<strong>Die</strong> ersten dieser Ansiedlungen mögen etwa<br />
im 12. oder 13. Jahrhundert erfolgt se<strong>in</strong>. Unter<br />
diesen oder vielleicht auch die ersten waren der<br />
Sage zufolge zwei adelige Damen, Schwestern<br />
namens Arkel. Da dieser Name noch jetzt <strong>in</strong><br />
Westfalen vorkommt, sche<strong>in</strong>en sie dorther gekommen<br />
zu se<strong>in</strong>, um hier e<strong>in</strong>e Art E<strong>in</strong>siedlerleben<br />
zu führen.<br />
Sie bauten am E<strong>in</strong>fluss der Bathorner Lehe<br />
e<strong>in</strong>e Kapelle aus guten Bruchste<strong>in</strong>en – die<br />
wohl per Schiff von Gildehaus kamen – mit<br />
Gewölbe, Turm und dicken Mauern. Wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
haben sie neben dieser Kapelle (aus<br />
dem 14./15. Jahrhundert) auch e<strong>in</strong>e Burg gebaut;<br />
denn der Volksmund spricht noch von<br />
e<strong>in</strong>er Arkelburg.<br />
Wenn dem so ist, dann ist diese aber nicht<br />
aus Bruchste<strong>in</strong>en ausgeführt gewesen; denn<br />
sonst würde man noch wohl e<strong>in</strong>ige Ru<strong>in</strong>en f<strong>in</strong>den,<br />
und das ist nicht der Fall. <strong>Die</strong> Ortschaft<br />
Arkel hat zwei Bauernhöfe, Schulte und Völker.<br />
Schulte hatte <strong>in</strong> der Kapelle e<strong>in</strong>zig und<br />
DIE RÖMISCH-KATHOLISCHE ST. BONIFATIUS KIRCHENGEMEINDE<br />
alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Erbsitz. Völker hatte dem Geistlichen<br />
e<strong>in</strong>e Wohnung zu reser<strong>vier</strong>en.<br />
<strong>Die</strong> Glocke im Turm war von e<strong>in</strong>em Völker<br />
geschenkt; denn sie enthält die Aufschrift: „St.<br />
Antonius Volkerus, ora pro nobis!“ <strong>Die</strong> folgende<br />
Jahreszahl ist leider unsichtbar, weil die<br />
Glocke an der Stelle e<strong>in</strong> Loch hat. Antonius<br />
war der Patron der Kapelle, weshalb wohl der<br />
Schluss auf e<strong>in</strong>e ganz oder fast ganz unbevölkerte<br />
Gegend zur Zeit der Erbauung derselben<br />
gestattet ist. Der Name Schulte sche<strong>in</strong>t wohl<br />
anzudeuten, dass <strong>in</strong> dessen Familie das Vorstehersamt<br />
der Kapellengeme<strong>in</strong>de vererbt<br />
wurde, wofür der Platz <strong>in</strong> der Kapelle als Vergütung<br />
mag gegeben worden se<strong>in</strong>. Aus vergilbten<br />
Urkunden geht hervor, dass die<br />
nahegelegenen Bauernhöfe Leistungen für die<br />
Kapelle und für den dort wirkenden Seelsorger<br />
erbracht haben. – Der Hof Völkers würde dann<br />
das frühere Gut se<strong>in</strong>; wenigstens sche<strong>in</strong>en die<br />
Verpflichtungen gegen die Kapelle auf denselben<br />
übertragen worden se<strong>in</strong>. Es wäre jedoch<br />
auch nicht unmöglich, dass das Gut bis zum<br />
30-jährigen Kriege wirklich fortbestanden<br />
hätte. Wie es sche<strong>in</strong>t, ist <strong>in</strong> der Kapelle bis <strong>in</strong><br />
diesen Krieg h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> katholischer Gottesdienst<br />
gehalten. Dann wäre leicht denkbar, dass holländische<br />
Soldaten das Gut zerstört und <strong>in</strong><br />
zwei Bauernhöfe verwandelt hätten …<br />
In dieser Kapelle wurde von Emlichheim<br />
aus, woh<strong>in</strong> die Katholiken von Hoogstede und<br />
Umgebung e<strong>in</strong>gepfarrt waren, das heilige<br />
Messopfer gefeiert.<br />
Nach E<strong>in</strong>führung der neuen Lehre wurde<br />
der Gottesdienst von den reformierten Predigern<br />
aus Emlichheim <strong>in</strong> der alten, ehemals katholischen<br />
Kapelle zu Arkel an der Vechte<br />
abgehalten …<br />
Der Kaufmann Johann van Laar,<br />
Gründung der Geme<strong>in</strong>de<br />
<strong>Die</strong> Katholiken des Kirchspiels gehörten pfarramtlich<br />
und kirchenrechtlich noch immer<br />
nach Emlichheim. Zunächst mögen es nur wenige<br />
Familien gewesen se<strong>in</strong>. Um das Jahr<br />
1800 wuchs die Zahl der Katholiken im<br />
Kirchspiel Arkel-Hoogstede immer mehr. Aus<br />
dem benachbarten Holland und Emsland siedelten<br />
sich hier zugezogene Katholiken an. <strong>Die</strong><br />
413
8<br />
seelsorgliche Betreuung war bei der weiten<br />
Entfernung von der Pfarrkirche <strong>in</strong> Emlichheim<br />
(8 bis 12 km) sehr mangelhaft.<br />
<strong>Die</strong> K<strong>in</strong>der besuchten die reformierten<br />
Schulen <strong>in</strong> Hoogstede, Scheerhorn und Kalle.<br />
<strong>Die</strong> älteren Jahrgänge erhielten <strong>in</strong> Emlichheim<br />
nur an den Sonntagen nach dem Gottesdienst<br />
Religionsunterricht.<br />
Nun lebte um 1850 <strong>in</strong> Bathorn bei Hoogstede<br />
e<strong>in</strong> katholischer Kaufmann Johann van<br />
Laar, den das immer tiefer herabs<strong>in</strong>kende religiöse<br />
Leben bei se<strong>in</strong>er aufrichtigen Frömmigkeit<br />
nachdenklich stimmte.<br />
Se<strong>in</strong> Verlangen nach Abhilfe wurde noch<br />
verstärkt durch e<strong>in</strong>ige plötzliche Todesfälle<br />
unter lauen Katholiken. E<strong>in</strong>e katholische <strong>Kirche</strong><br />
und e<strong>in</strong>e katholische Schule <strong>in</strong> Hoogstede<br />
zu erhalten, das war se<strong>in</strong> Ziel. Um es zu erreichen,<br />
g<strong>in</strong>g er mit ganzer Kraft und mit vorbildlichem<br />
Eifer ans Werk.<br />
Bei den anderen Katholiken <strong>in</strong> Hoogstede<br />
fand er leider nur wenig Verständnis für se<strong>in</strong>e<br />
Ideen. <strong>Die</strong> kle<strong>in</strong>e, arme Geme<strong>in</strong>de war nämlich<br />
nicht <strong>in</strong> der Lage, die materielle Grundlage für<br />
Bau und Unterhalt von <strong>Kirche</strong> und Schule für<br />
Geistlichen und Lehrer auch nur zum ger<strong>in</strong>gs -<br />
ten Teil zu schaffen.<br />
Aber ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis und ke<strong>in</strong>e Unannehmlichkeit<br />
konnte den energischen van Laar<br />
entmutigen. Se<strong>in</strong>e Reisen, se<strong>in</strong>e Bitten und<br />
Vorstellungen sowohl bei der geistlichen als<br />
auch bei der weltlichen Behörde führten zu<br />
dem Entschluss, im Jahre 1857 e<strong>in</strong>e Katholische<br />
Schule <strong>in</strong> Hoogstede zu eröffnen.<br />
Und wirklich, der 2. Januar 1857 sah<br />
e<strong>in</strong>en katholischen Lehrer beim Unterrichten<br />
von 26 katholischen K<strong>in</strong>dern. Lehrer Ludwig<br />
Brill, der spätere Rektor der höheren Bürgerschule<br />
zu Quakenbrück, dessen Name weiteren<br />
Kreisen durch se<strong>in</strong>e epischen Gedichte<br />
(„S<strong>in</strong>gschwan“, „Waldenhorst“) bekannt geworden<br />
ist, eröffnete die Schule. Se<strong>in</strong> Nachfolger<br />
wurde Hümmel, der hier nur gut e<strong>in</strong><br />
Jahr wirkte. Derselbe verließ den Schuldienst,<br />
um sich nach Rom zu wenden und <strong>in</strong> die<br />
päpstliche Truppe e<strong>in</strong>zutreten.<br />
Als erstes Schullokal diente e<strong>in</strong>e Stube des<br />
Schmiedemeisters Gerhart Wösten <strong>in</strong> Hoogstede,<br />
der sich zugleich mit dem alten Peters<br />
414<br />
DIE VIER HOOGSTEDER KIRCHEN<br />
(Großvater des Landwirts Hermann Peters <strong>in</strong><br />
Berge) für die ganze Angelegenheit <strong>in</strong>teressierte.<br />
<strong>Die</strong>ser Erfolg verdoppelte noch den<br />
Eifer van Laars, der alle se<strong>in</strong>e Reisen nach<br />
Neuenhaus, Bentheim, ja selbst nach Osnabrück<br />
zu Fuß machen musste.<br />
Durch se<strong>in</strong>e unermüdliche Arbeit gelang<br />
es van Laar, bedeutende Geldmittel für den<br />
Bau e<strong>in</strong>er Kapelle und e<strong>in</strong>er Wohnung des<br />
Geistlichen hauptsächlich vom Bischof von<br />
Osnabrück, Paulus Melchers, und vom Bonifatiusvere<strong>in</strong><br />
flüssig zu machen, so dass unverzüglich<br />
mit dem Bau begonnen werden<br />
konnte, der Ende 1859 fast ohne Schulden fertiggestellt<br />
wurde. Am 23. November 1859<br />
weihte der damalige Bischof von Osnabrück,<br />
Dr. Paulus Melchers, die <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Hoogstede<br />
zu Ehren des heiligen Bonifatius e<strong>in</strong>.<br />
Der Altar <strong>in</strong> der Kapelle stammte aus Tilligte<br />
bei Ootmarsum (Holland). Kommunionbank,<br />
Kanzel und Bänke wurden von der<br />
Firma Mecklenburg <strong>in</strong> Neuenhaus geliefert.<br />
Zur Kapellengeme<strong>in</strong>de gehörten die Katholiken<br />
der Geme<strong>in</strong>den Hoogstede, Bathorn,<br />
Scheerhorn, Berge, T<strong>in</strong>holt und Kalle.<br />
Kapelle, Schule und Wohnung des Geistlichen<br />
waren unter e<strong>in</strong>em Dach untergebracht.<br />
Neben dem Raum für den Gottesdienst war e<strong>in</strong><br />
Lokal für die Schule (Teil der jetzigen <strong>Kirche</strong>,<br />
über dem sich die Orgelbühne bef<strong>in</strong>det) sowie<br />
e<strong>in</strong>e Wohnung für den Vikar. Der anzustellende<br />
Vikar sollte zugleich den Unterricht <strong>in</strong><br />
der Schule erteilen. Der erste Schulvikar <strong>in</strong><br />
Hoogstede hieß Bröcker. Er war ungefähr zehn<br />
Jahre hier, von 1860 bis 1869. Zu se<strong>in</strong>er Zeit<br />
wurde e<strong>in</strong> eigenes Schulhaus gebaut – im Jahre<br />
1866 – und die Räumlichkeit für den Gottesdienst<br />
um das bisherige Lokal vergrößert …<br />
(Ende Auszug aus der Chronik, angefertigt<br />
Hoogstede, im März 1892, Lehrer H. Koch)<br />
Vom Primissariat zum<br />
selbstständigen Seelsorgebezirk<br />
Bis 1869 war <strong>in</strong> der Kapelle an den Sonn- und<br />
Feiertagen nachmittags e<strong>in</strong>e Andacht oder<br />
Vesper und vormittags nur e<strong>in</strong>e heilige Messe,<br />
die Frühmesse (lat. Prima missa), weshalb der<br />
Geistliche offiziell Primissar, der Seelsorgebezirk<br />
Primissariat genannt wurde. <strong>Die</strong> Katholi-
ken des Primissariates Hoogstede mussten also<br />
zehn Jahre lang an den Sonn- und Feiertagen<br />
das Hochamt <strong>in</strong> ihrer Mutterkirche, <strong>in</strong> der<br />
Pfarrkirche zu Emlichheim, besuchen, obwohl<br />
sie <strong>in</strong> Hoogstede e<strong>in</strong>e eigene Kapelle und<br />
e<strong>in</strong>en eigenen Geistlichen hatten. Vom Jahre<br />
1884 an durften die Katholiken des Primissariates<br />
Hoogstede auch e<strong>in</strong>en eigenen Friedhof<br />
haben und dort ihre Toten begraben. In demselben<br />
Jahre wurde die Erlaubnis erteilt, die<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Kapelle zu taufen, während bislang<br />
die Taufen und Beerdigungen <strong>in</strong> Emlichheim<br />
stattf<strong>in</strong>den mussten. Erst im Jahre1944<br />
erhielt der Geistliche <strong>in</strong> Hoogstede die allgeme<strong>in</strong>e<br />
Trauungsbefugnis. Bis dah<strong>in</strong> war für<br />
die Trauungen alle<strong>in</strong> der Pfarrer von Emlichheim<br />
zuständig.<br />
Durch e<strong>in</strong>e Verordnung des Bischofs von<br />
Osnabrück, Dr. Wilhelm Bern<strong>in</strong>g, wurde 1944<br />
das Primissariat Hoogstede zu e<strong>in</strong>em selbstständigen<br />
Seelsorgebezirk erhoben, dessen<br />
Vier Geistliche bei der 100-Jahr-Feier 1959.<br />
An der Spitze des Dekanates Bentheim nahm der<br />
93-jährige Dechant Msgr. Rosemann, Wietmarschen,<br />
an der 100-Jahr-Feier der <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Hoogstede teil. L<strong>in</strong>ks<br />
im Bild der Ortsgeistliche, Hochwürden Pastor Andrèe<br />
DIE RÖMISCH-KATHOLISCHE ST. BONIFATIUS KIRCHENGEMEINDE<br />
Grenzen sich mit denen des ehemaligen Primissariates<br />
deckten. E<strong>in</strong>e neue, schöne Wohnung<br />
für den Geistlichen, das jetzige Pfarrhaus,<br />
wurde im Jahre 1934 auf e<strong>in</strong>em neuerworbenen<br />
Grundstück erbaut.<br />
Damals erhielt auch das Innere der <strong>Kirche</strong><br />
se<strong>in</strong>e jetzige Gestalt. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> wurde um den<br />
Teil vergrößert, der 75 Jahre lang als Wohnung<br />
für den Geistlichen gedient hatte. <strong>Die</strong><br />
von Walter Nellmann, Osnabrück, angefertigte<br />
Madonna traf im September 1935 e<strong>in</strong> und<br />
wurde am 6. Oktober 1935 geweiht.<br />
Der Pfarrer Josef Rakel (später Pfarrer von<br />
Haselünne), war damals vom Bischof mit der<br />
Leitung des Umbaues betraut worden. <strong>Die</strong> im<br />
Jahre 1934 umgebaute <strong>Kirche</strong> wurde zunächst<br />
durch den bischöflichen Generalvikar Dr. Sel<strong>in</strong>g<br />
benediziert, und am 16. Mai 1938 wurden<br />
der neue Altar und die neue <strong>Kirche</strong> vom<br />
Bischof von Osnabrück, Dr. Wilhelm Bern<strong>in</strong>g,<br />
feierlich konsekriert.<br />
Jubiläumsfeier St. Bonifatius 1959<br />
Aus dem Nachrichtenblatt<br />
für die Diözese Osnabrück:<br />
Aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der<br />
Kath. <strong>Kirche</strong> fand am 23. November 1959 <strong>in</strong><br />
dem schön geschmückten Gotteshaus <strong>in</strong> Hoogstede<br />
e<strong>in</strong> feierliches Levitenamt statt. An drei<br />
aufe<strong>in</strong>anderfolgenden Abenden hatten die<br />
Pfarrer Jaeger, Nordhorn, Koops, Neuenhaus<br />
und Von Ohr, Laar, Vorbereitungspredigten<br />
gehalten. Das Levitenamt zelebrierte Pastor<br />
Andrée unter Assistenz von Pfarrer Purk,<br />
Lohne, als Diakon und Pater Töller O. Carm.<br />
(Neuenhaus), Sohn der Geme<strong>in</strong>de Hoogstede,<br />
als Subdiakon.<br />
Fast alle Geistlichen des Dekanates Bentheim,<br />
unter ihnen auch der 93jährige Dechant<br />
Rosemann, Wietmarschen, nahmen an der<br />
Feier teil.<br />
<strong>Die</strong> zahlreich erschienenen Gläubigen g<strong>in</strong>gen<br />
fast ausnahmslos zum Tisch des Herrn.<br />
<strong>Die</strong> Festpredigt hielt Pfarrer Jaeger, Nordhorn,<br />
St. August<strong>in</strong>us, der auch e<strong>in</strong> Glückwunschschreiben<br />
des hochwürdigsten Herrn Bischofs<br />
verlas. Schulk<strong>in</strong>der sangen unter der Leitung<br />
von Lehrer Hoffman die Choralmesse „Missa<br />
de anglis“.<br />
415
8<br />
DIE VIER HOOGSTEDER KIRCHEN<br />
Kranzniederlegung 1959 für Johannes Veltmann und Johann<br />
van Laar; Messdiener Horst Drees, Pater Marcellus<br />
Töller, Messdiener Karl Westhuis, Pastor Johannes Andrèe,<br />
Pastor Bernhard Purk aus Neuenhaus; Bannerträger<strong>in</strong>nen:<br />
Franziska Fark, Ges<strong>in</strong>e Sommer, Elisabeth Sommer,<br />
Fr. Gödicker, Franziska Heidott<strong>in</strong>g, Maria Schlie<br />
Nach dem Levitenamt gedachte Pastor Andrée<br />
auf dem Friedhof neben der <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> ehrenden<br />
Worten des e<strong>in</strong>zigen hier beerdigten Seelsorgers<br />
Johannes Veltmann und des Kaufmanns Johann<br />
van Laar, der vor 100 Jahren sich mit vorbildlichem<br />
Eifer und ganzer Kraft für die Errichtung<br />
e<strong>in</strong>er kath. <strong>Kirche</strong> und e<strong>in</strong>er kath. Schule <strong>in</strong><br />
Hoogstede e<strong>in</strong>gesetzt hat. An den Gräbern der<br />
beiden Männer legte er Kränze nieder.<br />
Reno<strong>vier</strong>ungen der letzten 50 Jahre<br />
<strong>Die</strong> kirchlichen Gebäude wurden fortlaufend reno<strong>vier</strong>t.<br />
So wurde 1955 das Pfarrhaus <strong>in</strong>nen und<br />
außen neu gestrichen und die <strong>Kirche</strong> ausgemalt.<br />
Unter der Regie von Pastor Haskamp (seit<br />
1960 <strong>in</strong> Hoogstede) wurde im Jahre 1962 die<br />
<strong>Kirche</strong> reno<strong>vier</strong>t. Im gleichen Jahre wurde die<br />
Sakristei erweitert und im Jahre 1964 der Bau<br />
des Pfarrheims durchgeführt.<br />
Im Jahre 1967 wurde die 1934 aufgestellte<br />
gebrauchte Orgel durch Anschaffung e<strong>in</strong>er<br />
neuen Orgel ersetzt. Auf der Geme<strong>in</strong>deversammlung<br />
wurde am 16. Dezember 1966 die<br />
416<br />
Anschaffung e<strong>in</strong>er neuen, zweimanualigen<br />
Schleifladenorgel mit acht kl<strong>in</strong>genden Registern<br />
gutgeheißen. <strong>Die</strong>se sollte das vorhandene<br />
Ins trument ersetzen, das aus der Spätzeit<br />
des 19. Jahrhunderts stammte, technisch verbraucht<br />
und vom Holzwurm befallen war.<br />
Von Fachleuten der Osnabrücker Orgelbauanstalt<br />
M. Kreienbr<strong>in</strong>k wurde die neue<br />
Orgel mit mechanischer Traktur und 567 Pfeifen<br />
und drei Normalkoppeln im Frühjahr e<strong>in</strong>-<br />
Katholischer <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>vorstand 1964.<br />
He<strong>in</strong>rich Weusten, Hermann Kotten, Bernhard Sommer,<br />
Hermann Töller, Fritz Müller, Franz Kennepohl,<br />
Pastor August Haskamp
<strong>Die</strong> Orgel von 1967<br />
gebaut und <strong>in</strong>toniert sowie im Beise<strong>in</strong> von<br />
Domkapitular Msgr. Dr. He<strong>in</strong>rich Rahe, Osnabrück,<br />
Diözesan-Musikdirektor Eberhard Bonitz,<br />
L<strong>in</strong>gen und mehreren Geistlichen aus<br />
Nordhorn und Neuenhaus (unter ihnen auch<br />
Dechant Jaeger) am 5. März 1967, um 15.00<br />
Uhr geweiht und ihrer Bestimmung übergeben.<br />
In beispielhafter Weise trug die gesamte<br />
Geme<strong>in</strong>de dazu bei, das neue Orgelwerk zu f<strong>in</strong>anzieren.<br />
Unter der Leitung von Pastor N. Vedder<br />
wurden im Jahre 1999 umfangreiche Reno<strong>vier</strong>ungs-<br />
und Anbauarbeiten am Pfarrheim<br />
vorgenommen. Hier entstanden zusätzlich zwei<br />
Abstellräume, außerdem konnte e<strong>in</strong> Carport<br />
neu errichtet werden. Durch die f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung<br />
vom Bischöflichen Generalvikariat<br />
konnte außerdem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Heizungsanlage<br />
sowie auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en neuen Fußboden, Türen<br />
und Fenster <strong>in</strong>vestiert werden.<br />
Im W<strong>in</strong>ter 2002/03 lieferte die Sitzmöbelfabrik<br />
Göhnermeier, Vlotho, die bestellten 70<br />
Stapelstühle und 16 Tische <strong>in</strong>kl. Zwischenplatten<br />
für das reno<strong>vier</strong>te Pfarrheim. Es erfolgte<br />
e<strong>in</strong>e Zuschussbewilligung seitens des<br />
Bonifatiuswerkes Osnabrück.<br />
DIE RÖMISCH-KATHOLISCHE ST. BONIFATIUS KIRCHENGEMEINDE<br />
Im Jahre 2003 konnten größere Reparaturarbeiten<br />
am Pfarrhaus (neue Fenster, Malerarbeiten<br />
sowie Balkonerneuerung) und an der<br />
Pfarrkirche (Malerarbeiten und Fugarbeiten)<br />
durchgeführt werden.<br />
Unter anderem durch den Erlös der Pfarrkirmes<br />
und Eigenleistungen der Geme<strong>in</strong>de<br />
konnte bereits im Jahre 2006 dann das Dach<br />
des Pfarrheims neu e<strong>in</strong>gedeckt sowie das<br />
Pfarrhaus durch weitere Malerarbeiten (Decke,<br />
Wände, Türen und Treppe) wohnfreundlich<br />
hergerichtet werden.<br />
Geme<strong>in</strong>deverbund 2006<br />
Im Jahre 2006 schloss sich unsere Geme<strong>in</strong>de<br />
mit Neuenhaus (Veldhausen, Uelsen), Emlichheim<br />
und Laar zum Geme<strong>in</strong>deverbund Niedergrafschaft<br />
zusammen.<br />
Emlichheim, Hoogstede und Laar arbeiteten<br />
bed<strong>in</strong>gt durch die Besetzung mit nur<br />
e<strong>in</strong>em Pfarrer, nämlich Pater N. Vedder, schon<br />
länger eng zusammen.<br />
Durch den Weggang von Pfarrer Lier <strong>in</strong><br />
Neuenhaus wurde der Geme<strong>in</strong>deverbund vom<br />
Bistum <strong>in</strong> Osnabrück anerkannt. Für diesen<br />
riesigen Bezirk wurde dann Pater N. Vedder<br />
als erster Pfarrer benannt. Ihm zur Seite und<br />
als Unterstützung kam Pastor Anh Vu Ta<br />
dazu. Nach etwa e<strong>in</strong>em Jahr hat dann aber<br />
unerwartet Pastor Anh Vu Ta den Geme<strong>in</strong>deverbund<br />
verlassen.<br />
Pater N. Vedder hat <strong>in</strong> dieser neuen Situation<br />
lange überlegt und dann doch aus gesundheitlichen<br />
Gründen das Amt des Pfarrers<br />
zur Verfügung gestellt. Damit das Amt des ltd.<br />
Pfarrers <strong>in</strong> diesem Geme<strong>in</strong>deverbund nicht zu<br />
lange vakant bleibt, hat Osnabrück schnell gehandelt<br />
und uns im Oktober 2007 mit Pastor<br />
H. Bischof e<strong>in</strong>en neuen Pfarrer geschickt.<br />
Pater N. Vedder bleibt weiterh<strong>in</strong> im Geme<strong>in</strong>deverbund<br />
als Pastor tätig.<br />
Zu unserer <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de gehören zur<br />
Zeit 526 Personen. Neben den oben genannten<br />
Ortsteilen von Hoogstede stellen auch die<br />
Geme<strong>in</strong>den Neugnadenfeld und Großr<strong>in</strong>ge aktive<br />
Mitchristen unserer selbstständigen Pfarrgeme<strong>in</strong>de<br />
und Kirchgänger, die aber auch aus<br />
den umliegenden Ortschaften stets herzlich<br />
willkommen s<strong>in</strong>d.<br />
417
8<br />
Zur Zeit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> unserer Geme<strong>in</strong>de 59 Personen<br />
Mitglieder <strong>in</strong> der kfd und 49 Personen<br />
<strong>in</strong> der KAB. Ehrenamtlich tätig s<strong>in</strong>d ca. 30<br />
Mitglieder <strong>in</strong> verschiedenen Gremien, die da<br />
wären: <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>vorstand, Pfarrgeme<strong>in</strong>derat,<br />
Liturgiekreis, Lektoren, Kommunionhelfer und<br />
Messdiener. Außerdem arbeiten für die <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de<br />
noch zwei Küster, zwei Organisten,<br />
e<strong>in</strong> Rendant und e<strong>in</strong> Mitarbeiter im<br />
Pfarrbüro. Zu erwähnen s<strong>in</strong>d außerdem Tanzund<br />
Skatgruppe. Nicht nur die Jugend wird<br />
von unserem Diakon H. Heitz von Emlichheim<br />
betreut, sondern geschätzt wird auch die christliche<br />
Arbeit anlässlich der vielen Wortgottesdienste<br />
und anderer Aktivitäten <strong>in</strong> und um St.<br />
Bonifatius. Nach dem Weggang unseres Diakons<br />
im März 2009 wurde durch das Bischöfliche<br />
Generalvikariat Herr He<strong>in</strong>o Bön<strong>in</strong>g ab 1.<br />
August 2009 zum Geme<strong>in</strong>deassistenten <strong>in</strong> der<br />
Pfarreiengeme<strong>in</strong>schaft – Neuenhaus, Emlichheim,<br />
Hoogstede, Laar – berufen.<br />
<strong>Die</strong> Firmung im November 2007 wurde <strong>in</strong><br />
diesem Jahr zum ersten Mal zentral <strong>in</strong> Emlichheim<br />
gefeiert. Aus unserer Geme<strong>in</strong>de waren 13<br />
Firml<strong>in</strong>ge dabei. <strong>Die</strong> nächste Firmung (wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
im Jahre 2010) wird wieder <strong>in</strong> unserer<br />
Geme<strong>in</strong>de se<strong>in</strong>, wo dann auch Bischof<br />
Bode bei uns zu Gast se<strong>in</strong> wird.<br />
Sterns<strong>in</strong>ger 2008<br />
Warum gibt es <strong>in</strong> Hoogstede ke<strong>in</strong>e Sterns<strong>in</strong>ger?<br />
<strong>Die</strong>se Frage kam nicht nur von den katholischen,<br />
sondern auch von den evangelischen<br />
Christen. So s<strong>in</strong>d dann im Jahre 2008, Dank<br />
Sterns<strong>in</strong>ger 2008<br />
im Pfarrheim<br />
418<br />
DIE VIER HOOGSTEDER KIRCHEN<br />
e<strong>in</strong>es f<strong>in</strong>anziellen und arbeits<strong>in</strong>tensiven Engagements,<br />
zum ersten Mal Sterns<strong>in</strong>ger von St.<br />
Bonifatius unterwegs gewesen. E<strong>in</strong>e fleißige Näher<strong>in</strong><br />
aus unserer Geme<strong>in</strong>de hat hierfür schöne<br />
Gewänder genäht. E<strong>in</strong>ige Erwachsene haben die<br />
K<strong>in</strong>der begleitet, die dann bei dieser Aktion über<br />
550 € <strong>in</strong> Hoogstede und Umgebung gesammelt<br />
haben. Der Stern von Bethlehem leuchtet weiter<br />
voran <strong>in</strong> das vor uns liegende Jahr, und e<strong>in</strong>e<br />
leuchtende Er<strong>in</strong>nerung bleibt sicher die ganze<br />
Wegstrecke der 50. Aktion Dreikönigss<strong>in</strong>gen, für<br />
alle, die – wo auch immer – dabei waren.<br />
Ökumene<br />
Am 28. Februar 2008 feierten alle <strong>vier</strong> Geme<strong>in</strong>den<br />
den Ökumenische Passionsgottesdienst<br />
mit Pastor Dr. Beuker (ev.-altrefor -<br />
miert). Unsere <strong>Kirche</strong> war gut besucht, und<br />
anlässlich der Kollekte konnte der Hospizhilfe<br />
<strong>in</strong> Nordhorn e<strong>in</strong> Betrag von 127,09 € überwiesen<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong> alljährliche Ökumenische Bibelwoche<br />
f<strong>in</strong>det abwechselnd <strong>in</strong> den <strong>Hoogsteder</strong> <strong><strong>Kirche</strong>n</strong><br />
statt. Im Februar 2009 wurde die Veranstaltung<br />
<strong>in</strong> unserer <strong>Kirche</strong> durchgeführt.<br />
50 Jahre kfd (Katholische<br />
Frauen Deutschlands) 2008<br />
Generell seit dem 1. April 2008 f<strong>in</strong>det nun<br />
wieder auch bei den Katholiken regelmäßig<br />
jede Woche e<strong>in</strong>e Vorabendmesse zum Sonntag<br />
<strong>in</strong> unserer St. Bonifatius Geme<strong>in</strong>de statt.<br />
Am 6. April 2008 feierte unsere kfd (Katholische<br />
Frauen Deutschlands) ihr 50-jähriges<br />
Jubiläum. Mit e<strong>in</strong>em Festgottesdienst am Vormittag<br />
mit Präses Pater N. Vedder und der<br />
Festpredigt von Diözesan-Frauenseelsorger U.<br />
Beckwermert begann der Jubeltag. Abordnungen<br />
der kfd aus den umliegenden Geme<strong>in</strong>den<br />
waren mit ihren Bannern anwesend.<br />
Ebenso waren Ehrengäs -te aus der Geme<strong>in</strong>de<br />
Hoogstede dabei. Anschließend war Empfang<br />
<strong>in</strong> unserem Pfarrheim, wo noch e<strong>in</strong> Zelt angebaut<br />
wurde, um allen Gästen Platz bieten<br />
zu können. Grußworte sprachen unter anderen<br />
Pater Norbert Vedder und Bürgermeister<br />
Jan Ens<strong>in</strong>k sowie für die Regionalleitung<br />
Grafschaft Bentheim Teamsprecher<strong>in</strong> Anne<br />
M<strong>in</strong>nich.
Anhang<br />
In 2009 feiert die St. Bonifatiuskirche <strong>in</strong> Hoogstede<br />
ihr 150-jähriges Jubiläum. Als Term<strong>in</strong> ist der 3./4.<br />
Oktober 2009 festgesetzt, mit weiteren Vorbereitungen<br />
wurde schon begonnen. Es ist geplant, zu<br />
diesem Anlass e<strong>in</strong>e eigene Chronik zu erstellen. Bischof<br />
Franz-Josef Bode aus Osnabrück hat schon<br />
e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung erhalten und wird dann unsere Geme<strong>in</strong>de<br />
besuchen.<br />
Ansprechpartner<br />
Pfarrbüro: Jürgen Kirste<strong>in</strong><br />
Küster: Mart<strong>in</strong> Westhuis, Jürgen Kirste<strong>in</strong><br />
Friedhof: He<strong>in</strong>rich Westhuis<br />
Pfarrheim: Rita Goedereis<br />
kfd: Agnes Lübber<strong>in</strong>k, Doris Kotten<br />
KAB: Willi Fark, Rudi Töller,<br />
Karl Westhuis<br />
Organisten: Anke Westhuis, Frank Töller<br />
Rendant: Karl-He<strong>in</strong>z Sommer<br />
Pfarrgeme<strong>in</strong>derat: Ute Büdden, Günter<br />
Dyhuis, Gunnar Kirste<strong>in</strong>, Nicole Lübbers,<br />
Ulla Schnö<strong>in</strong>k, Agnes Westhuis<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>vorstand: Pfarrer H. Bischof,<br />
Rita Goedereis, He<strong>in</strong>rich Massl<strong>in</strong>g,<br />
Hermann Sentker, Helmut Töller,<br />
He<strong>in</strong>rich Westhuis, Hermann Westhuis<br />
Ab Mitte 2009 wird die katholische <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de<br />
Hoogstede im Internet präsent se<strong>in</strong>. <strong>Die</strong>se<br />
geme<strong>in</strong>deübergreifende Internetpräsenz ist <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit allen katholischen <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>den<br />
der Pfarreiengeme<strong>in</strong>schaft entstanden.<br />
Geme<strong>in</strong>sam haben wir das Layout entwickelt, für den<br />
Inhalt s<strong>in</strong>d die Geme<strong>in</strong>den selbst verantwortlich. Es<br />
ist vorgesehen, hier auch den wöchentlichen Pfarrbrief<br />
zu veröffentlichen.<br />
DIE RÖMISCH-KATHOLISCHE ST. BONIFATIUS KIRCHENGEMEINDE<br />
Jubilar<strong>in</strong>nen 50 Jahre Katholische Frauen Deutschland<br />
(kfd) <strong>in</strong> 2008; 10 Frauen wurden für ihre fünfzigjährige<br />
Mitgliedschaft geehrt. Auf dem Foto oben s<strong>in</strong>d die Jubilare<br />
mit der kfd-Teamsprecher<strong>in</strong> Agnes Lübber<strong>in</strong>k zu sehen,<br />
vorne; v.l. Anna Kottkamp, Maria Schlie und Antonia<br />
Wohlfahrt; h<strong>in</strong>ten, v.l. Johanna Eichhorst, Teamsprecher<strong>in</strong><br />
Agnes Lübber<strong>in</strong>k, Maria Massl<strong>in</strong>g, Anna Köcklar,<br />
Christ<strong>in</strong>e Lübber<strong>in</strong>k (es fehlen Maria Schnö<strong>in</strong>k,<br />
Elisabeth Sommer und Franziska Fark)<br />
Während des 150-jährigen Bestehens der katholischen<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Hoogstede s<strong>in</strong>d 19 Seelsorger hier<br />
tätig gewesen. <strong>Die</strong> Namen der Geistlichen s<strong>in</strong>d<br />
11. Wilhelm Bröker, 1859–1869<br />
(gest. als Pfarrer <strong>in</strong> Westrhauderfehn),<br />
12. Bernhard Schröder, 1869-1888<br />
(gest. als Pfarrer <strong>in</strong> Emsbüren),<br />
13. Johannes Veltmann, 1888-1889<br />
(gest. als Schulvikar <strong>in</strong> Hoogstede),<br />
14. Hermann zum Hebel, 1890-1898<br />
(gestorben <strong>in</strong> Neuß),<br />
15. Johann Lagemann, 1899-1902<br />
(gest. als Pfarrer <strong>in</strong> Neurhede),<br />
16. Franz Weßler, 1903-1909<br />
(gest. als Pfarrer von Vrees),<br />
17. Johannes Staelberg, 1909-1920<br />
(gest. als Pfarrer von Brandlecht),<br />
18. Klemens Becker, 1920-1933<br />
(gest. als Pfarrer von Schledehausen),<br />
19. Josef Rakel, 1933-1935<br />
(danach Pfarrer <strong>in</strong> Haselünne),<br />
10. Bernhard Purk, 1935-1944<br />
(danach Pfarrer <strong>in</strong> Lohne),<br />
11. Hermann Thoben, 1944-1947<br />
(danach Pfarrer <strong>in</strong> Leer),<br />
12. Johannes Andrée, 1947-1960<br />
(danach Pfarrer <strong>in</strong> Börgermoor)<br />
13. August Haskamp 1960-1968<br />
(danach Pfarrer <strong>in</strong> Twist)<br />
14. Gerhard Lampe, 1968-1971<br />
(danach Pfarrer <strong>in</strong> Lehe)<br />
15. P. Antonius Lugtenberg O.Carm.<br />
1971-1976 (danach Pfarrer <strong>in</strong> Hebelermeer)<br />
16. Hubert Lorbach, 1976-1980<br />
(danach <strong>in</strong> Ruhestand)<br />
17. P. Bruno Güthoff CSSp, 1981-1988<br />
(danach Kloster Speyer)<br />
18. P. Norbert Vedder OFM, seit 1989<br />
(Pfarrer <strong>in</strong> Emlichheim seit 1979<br />
19. Hubert Bischof, seit 2007 (Pfarrer<br />
im Geme<strong>in</strong>deverbund Neuenhaus).<br />
419
8<br />
<strong>Die</strong> <strong>Evangelisch</strong>-<strong>altreformierte</strong><br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de<br />
Pastor Dr. Gerrit Jan Beuker und <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>rat<br />
<strong>Die</strong> Wiege der Niedergrafschafter Altreformierten<br />
liegt <strong>in</strong> T<strong>in</strong>holt. <strong>Die</strong>ser relativ abgeschiedene,<br />
durch die Vechte von Hoogstede getrennte Ortsteil<br />
liegt mittig zwischen Emlichheim, Hoogstede,<br />
Wilsum, Uelsen und Veldhausen. In diesen<br />
fünf Kirchspielen entstanden zwischen 1838<br />
und 1849 eigene <strong>altreformierte</strong> Geme<strong>in</strong>den.<br />
Ihre Mitglieder feierten schon vor der Geme<strong>in</strong>degründung,<br />
etwa ab 1835 regelmäßig eigene<br />
Gottesdienste auf dem Hof Luttermann<br />
(zuvor Zomer, davor Steffen) <strong>in</strong> T<strong>in</strong>holt. Sie<br />
wurden von Laienpredigern aus den eigenen<br />
Reihen oder aus den Niederlanden und äußerst<br />
selten auch e<strong>in</strong>mal von e<strong>in</strong>em <strong>altreformierte</strong>n<br />
Pastor aus den Niederlanden geleitet.<br />
Niederländische Prediger wurden bis 1848<br />
<strong>in</strong> der Grafschaft mit Gefängnisstrafen bedroht.<br />
In den Niederlanden gab es ke<strong>in</strong>e polizeiliche<br />
Verfolgung. 1834 war <strong>in</strong> Ulrum bei<br />
Gron<strong>in</strong>gen die erste <strong>altreformierte</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />
überhaupt gegründet worden.<br />
Altreformierte Gottesdienste mit mehr als<br />
zwanzig Personen waren <strong>in</strong> der Grafschaft<br />
nicht erlaubt. Wer daran teilnahm, musste mit<br />
empf<strong>in</strong>dlichen Geldstrafen rechnen. Unter diesen<br />
Umständen wählten die beiden Geme<strong>in</strong>den<br />
Emlichheim und Hoogstede im Frühjahr 1845<br />
jede ihren ersten <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>rat, der jeweils aus<br />
zwei Ältesten und zwei Diakonen bestand.<br />
<strong>Die</strong>se g<strong>in</strong>gen mit ihren beiden Geme<strong>in</strong>den<br />
am 25. Mai 1845 nach Coevorden, wo sie<br />
von e<strong>in</strong>em niederländischen Pastor, vermutlich<br />
Albertus van Raalte, <strong>in</strong> ihr Amt e<strong>in</strong>geführt<br />
worden s<strong>in</strong>d. Van Raalte wäre dafür <strong>in</strong><br />
Deutschland <strong>in</strong>s Gefängnis gekommen.<br />
Damit gab es neben der 1838 gegründeten<br />
Geme<strong>in</strong>de Uelsen und der 1840 entstandenen<br />
420<br />
Geme<strong>in</strong>de Bentheim zwei weitere <strong>altreformierte</strong><br />
Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Grafschaft. 1848 kam Wilsum<br />
h<strong>in</strong>zu und 1849 Veldhausen.<br />
Unter dem Druck der politischen und wirtschaftlichen<br />
Verhältnisse wanderte fast die gesamte<br />
<strong>altreformierte</strong> Geme<strong>in</strong>de Hoogstede im<br />
Frühjahr 1847 <strong>in</strong> die USA aus. <strong>Die</strong> genannten <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>räte<br />
der Geme<strong>in</strong>den Emlichheim und Hoogstede<br />
zogen mit ihren Familien und vielen<br />
Geme<strong>in</strong>degliedern auf den Spuren von Albertus<br />
van Raalte nach Holland, Michigan, USA. Südlich<br />
dieser Stadt gründeten sie den Ort „Graafschap“.<br />
E<strong>in</strong>ige wenige daheim gebliebene <strong>altreformierte</strong><br />
<strong>Hoogsteder</strong> schlossen sich 1851 der weiter<br />
bestehenden Geme<strong>in</strong>de Emlichheim an. <strong>Die</strong><br />
<strong>Hoogsteder</strong> Geme<strong>in</strong>de war damit aufgehoben.<br />
<strong>Die</strong> verbleibenden Altreformierten im Kirchspiel<br />
Hoogstede mussten wohl noch bis um 1870 oder<br />
1880 die normalen <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>lasten der reformierten<br />
Geme<strong>in</strong>de vor Ort und die der reformierten<br />
Geme<strong>in</strong>de Emlichheim mittragen. Sie zahlten<br />
dreimal: für die reformierte Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Emlichheim,<br />
für die <strong>in</strong> Hoogstede 1821 gegründete<br />
reformierte Geme<strong>in</strong>de und für die eigene <strong>altreformierte</strong><br />
Geme<strong>in</strong>de.<br />
Neugründung 1. Mai 1953<br />
Über hundert Jahre nach Auflösung der ersten<br />
<strong>altreformierte</strong>n Geme<strong>in</strong>de Hoogstede wurde<br />
am 1. Mai 1953 wieder e<strong>in</strong>e neue Geme<strong>in</strong>de<br />
gegründet. Pastor Albertus van der Zanden, der<br />
von 1951 bis 1977 <strong>in</strong> Emlichheim tätig war,<br />
führte an diesem Tag drei Älteste und zwei Diakone<br />
<strong>in</strong> ihr Amt e<strong>in</strong>. Es waren dies Jan Harm<br />
Beuker, Albert Köster und H<strong>in</strong>drik-Jan Neerken<br />
sowie Albert Jan Luttermann und Gerrit Jan<br />
Büter.
Gottesdienst 2003 <strong>in</strong> der Ev.-<strong>altreformierte</strong>n <strong>Kirche</strong>,<br />
von der Empore aus (Jürgen Nyboer)<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>gebäude und Pastorat waren <strong>in</strong> den<br />
beiden vorhergehenden Jahren seit Anfang<br />
1951 errichtet worden. E<strong>in</strong>en Teil der benötigten<br />
Ste<strong>in</strong>e kaufte man von der ev.-reformierten<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de. <strong>Die</strong>se hatte für die Erweiterung<br />
ihrer <strong>Kirche</strong> bereits Ste<strong>in</strong>e angeschafft und<br />
vor Ort transportiert. Sie durfte 1951 für die<br />
beiden neuen Querschiffe der <strong>Kirche</strong> aber nur<br />
Bentheimer Sandste<strong>in</strong> und ke<strong>in</strong>e roten Ziegelste<strong>in</strong>e<br />
verwenden. E<strong>in</strong> Teil der schon vorhandenen<br />
roten Ste<strong>in</strong>e wurde für e<strong>in</strong> Wohnhaus im<br />
Dorf genutzt, der andere Teil für die <strong>altreformierte</strong><br />
<strong>Kirche</strong>. Schaut man sich die <strong>Kirche</strong><br />
genau an, kann man sehen, dass sich etwa ab<br />
Dachhöhe im Giebel andere Ste<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>den.<br />
E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner Raum zwischen <strong>Kirche</strong> und<br />
Pastorat, der sogenannte Lehrsaal, reichte <strong>in</strong><br />
den 1950er Jahren aus für alle Aktivitäten<br />
während der Woche. Hier tagte der Jüngl<strong>in</strong>gsund<br />
Jungfrauenvere<strong>in</strong> oder der Männervere<strong>in</strong>.<br />
Hier wurde kirchlicher (Konfirmanden-)Unterricht<br />
erteilt, hier übte der S<strong>in</strong>gkreis. Mehr<br />
Gruppen und Angebote gab es kaum.<br />
Altreformierte Pastoren<br />
Erster Pastor der Geme<strong>in</strong>de war von 1955 bis<br />
1959 der aus Hoogstede gebürtige Steven<br />
DIE EVANGELISCH-ALTREFORMIERTE KIRCHENGEMEINDE<br />
Neerken (1895–1962). Hoogstede war se<strong>in</strong>e<br />
fünfte und letzte Geme<strong>in</strong>de. Se<strong>in</strong>e Frau He<strong>in</strong>tien<br />
Ekenhorst (1900–1960) stammte aus Laar.<br />
Der ebenfalls aus Hoogstede gebürtige Pastor<br />
Jan Köster nahm von 1953 bis 1955 von Laar<br />
aus die Vakanzvertretung wahr.<br />
Auf Pastor Neerken folgte 1960 bis 1968<br />
Joachim Guhrt, gebürtig aus der Nähe von<br />
Berl<strong>in</strong>, der zuvor seit 1955 Pastor <strong>in</strong> Emden<br />
gewesen war. Er g<strong>in</strong>g 1968 <strong>in</strong> den Schuldienst<br />
und ist danach lange Zeit Generalsekretär des<br />
Reformierten Bundes gewesen. Joachim Guhrt<br />
(Jg. 1925) lebt heute <strong>in</strong> Bad Bentheim.<br />
<strong>Die</strong> Vakanzzeit überbrückten Guhrts Schwiegervater,<br />
Pastor Bernd-H<strong>in</strong>drik Lankamp aus<br />
Uelsen, der 1968 pensioniert wurde, und Pastor<br />
Albert Br<strong>in</strong>k aus Veldhausen.<br />
1971 kamen Pastor Roel Visser und se<strong>in</strong>e<br />
Frau Erika <strong>in</strong> ihre erste Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> das neu<br />
erbaute Pastorat, Bathorner <strong>Die</strong>k 3. Visser<br />
stammt aus Deventer <strong>in</strong> den Niederlanden. Er<br />
ist heute <strong>in</strong> der Zerstreutenseelsorge <strong>in</strong> Süddeutschland<br />
tätig.<br />
Nach Pastor Visser folgte 1977 bis 1983 der<br />
aus Ostfriesland kommende Pastor He<strong>in</strong>rich<br />
Lüchtenborg. Es war auch für ihn se<strong>in</strong>e erste<br />
Geme<strong>in</strong>de. Se<strong>in</strong>e aus Emlichheim stammende<br />
Frau, Anna Kl<strong>in</strong>ge, unterrichtete zeitweise an<br />
der Grundschule <strong>in</strong> Emlichheim. Pastor Lüch-<br />
421
8<br />
EBEN-EZER Altreformierte <strong>in</strong> Hoogstede und ihre Vorgeschichte<br />
tenborg wechselte von Hoogstede zur Geme<strong>in</strong>de<br />
Wuppertal, wo er bis heute tätig ist.<br />
Auf Pastor Lüchtenborg folgte e<strong>in</strong>e längere<br />
Vakanz, die von Pastoren aus den umliegenden<br />
Geme<strong>in</strong>den aufgefangen wurde. Als man<br />
endlich me<strong>in</strong>te, wieder e<strong>in</strong>en Seelsorger und<br />
Prediger gefunden zu haben, war die Freude<br />
nur von kurzer Dauer:<br />
Am 9. November 1986 wurde Pastor Pierre<br />
van Rooyen e<strong>in</strong>geführt, am 26. Juli 1987 verließ<br />
er die Geme<strong>in</strong>de „aus gesundheitlichen<br />
Gründen“. Er zog mit se<strong>in</strong>er Frau und den drei<br />
kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern zurück nach Südafrika. Wenige<br />
Jahre später kam er nach Leer <strong>in</strong> Ostfriesland,<br />
wo er bis heute lebt. Er hat dort e<strong>in</strong>e<br />
kle<strong>in</strong>e eigene Geme<strong>in</strong>de(gruppe) aufgebaut<br />
und ist nach wie vor <strong>in</strong> der Afrikamission<br />
„Kreuz des Südens“, mit Sitz <strong>in</strong> Leer, tätig.<br />
Fast zwanzig Jahre blieb danach Pastor Dr.<br />
Gerrit Jan Beuker <strong>in</strong> Hoogstede. Er stammt aus<br />
Vorwald (heute Laar) und kam mit se<strong>in</strong>er aus<br />
Emden gebürtigen Frau Gese Sweers und den<br />
drei K<strong>in</strong>dern im Dezember 1988 aus Uelsen <strong>in</strong><br />
die Geme<strong>in</strong>de. Er blieb bis zum März 2008 und<br />
ist jetzt Pastor der ev.-<strong>altreformierte</strong>n und der<br />
ev.-reformierten <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> Laar.<br />
422<br />
DIE VIER HOOGSTEDER KIRCHEN<br />
<strong>Kirche</strong> und<br />
Geme<strong>in</strong>de<br />
1953 - 2003<br />
Titel „Eben-Ezer<br />
Altreformierte<br />
<strong>in</strong> Hoogstede“<br />
EBEN-EZER<br />
Altreformierte <strong>in</strong><br />
Hoogstede und ihre<br />
Vorgeschichte<br />
<strong>Die</strong> sechs Pastoren der Geme<strong>in</strong>de von 1955 bis 2008<br />
In Beukers Zeit fiel 2003 das fünfzigjährige<br />
Jubiläum der Geme<strong>in</strong>de. Aus diesem Anlass<br />
schrieb er das Buch „Eben-Ezer. Altreformierte<br />
<strong>in</strong> Hoogstede und ihre Vorgeschichte. <strong>Kirche</strong><br />
und Geme<strong>in</strong>de 1953–2003“.<br />
Es ist nach wie vor <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de<br />
und im Buchhandel erhältlich.<br />
Es beschreibt ausführlich Geschichte<br />
und Gegenwart der Geme<strong>in</strong>de.<br />
<strong>Kirche</strong> und Geme<strong>in</strong>dehaus<br />
Seit den Anfängen der ev.-<strong>altreformierte</strong>n<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de Hoogstede<br />
hat sich e<strong>in</strong>iges verändert.<br />
1961 erhielt die Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>e<br />
Orgel und e<strong>in</strong>e Heizung. Im Laufe<br />
der Zeit reichte der e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>deraum<br />
(alter Lehrsaal) für die Bedürfnisse<br />
der Gruppen und Kreise nicht<br />
mehr aus. So wurde <strong>in</strong> Pastor Lüchtenborgs<br />
Zeit das Geme<strong>in</strong>dehaus mit <strong>in</strong>sgesamt<br />
fünf Räumen und e<strong>in</strong>em großen<br />
Obergeschoss gebaut. <strong>Die</strong>ser „Dachboden“<br />
wird als Jugendraum genutzt. Heute
Das <strong>altreformierte</strong> Pastorat<br />
von 1971 <strong>in</strong> 2007<br />
dient er sonntags den K<strong>in</strong>dern vom K<strong>in</strong>dergottesdienst<br />
und <strong>in</strong> der Woche der Jungschar,<br />
den KOMA-Leuten (Konfer mal anders), dem<br />
Jugendkreis und den Jungerwachsenen. Der<br />
Raum wird nach wie vor von Jugendlichen<br />
gestaltet und verwaltet.<br />
Das Geme<strong>in</strong>dehaus wird am Sonntagvormittag<br />
parallel zum Gottesdienst von den K<strong>in</strong>dern<br />
genutzt. Es gibt e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>derhort und<br />
drei K<strong>in</strong>dergottesdienst-Gruppen. Weiter dient<br />
das Geme<strong>in</strong>dehaus <strong>in</strong> der Woche dem Chor,<br />
den Kreisen und Gruppen, für Schulungen<br />
und Konferenzen. Es wäre heute völlig undenkbar,<br />
wenn die Geme<strong>in</strong>de mit nur e<strong>in</strong>em<br />
Raum neben der <strong>Kirche</strong> auskommen müsste.<br />
Küsterwohnung, <strong>Kirche</strong>, Geme<strong>in</strong>dehaus <strong>in</strong> 2006<br />
DIE EVANGELISCH-ALTREFORMIERTE KIRCHENGEMEINDE<br />
1998 wurde die Orgel um e<strong>in</strong> zweites Manual<br />
und e<strong>in</strong> Rückpositiv erweitert. 2002 bis<br />
2004 bekam die <strong>Kirche</strong> e<strong>in</strong> neues Dach und<br />
neue Fenster und Türen.<br />
Küsterdienste<br />
Von 1953 bis Anfang 2007, weit über fünfzig<br />
Jahre, war H<strong>in</strong>drikk<strong>in</strong> Snippe die gute Seele<br />
der Geme<strong>in</strong>de. Sie war mit allem und jedem<br />
vertraut, kannte als gebürtige Bathorner<strong>in</strong> fast<br />
jeden <strong>in</strong> Hoogstede. Jahrelanges Zeitungsaustragen<br />
förderte das noch. H<strong>in</strong>drikk<strong>in</strong> Snippe<br />
lebt seit 2007 <strong>in</strong> Georgsdorf.<br />
Nach ihrer Eheschließung 1960 erfuhr sie<br />
tatkräftige Unterstützung durch ihren Mann, Johannes<br />
Snippe, der im Jahre 2001 verstarb. Mit<br />
dem Neubau des Pastorats Bathorner <strong>Die</strong>k 3 zog<br />
sie 1971 mit ihrer Familie <strong>in</strong> das alte Pastorat<br />
Bathorner <strong>Die</strong>k 1. Seit etwa 1992 erhielt das<br />
Ehepaar Snippe Unterstützung <strong>in</strong> ihrer Arbeit.<br />
Zuständig s<strong>in</strong>d heute: Brigitte Voogd für<br />
das Geme<strong>in</strong>dehaus, Annegret Helweg für das<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>gebäude, Gerrit-Jan Bloemendal für<br />
die Außenanlagen und Johann Köster für<br />
Schlüsseldienst, Heizung und Glocken. Viele<br />
Hände machen leichte Arbeit und fördern die<br />
Geme<strong>in</strong>schaft.<br />
423
8<br />
Ehepaar Johannes Snippe und<br />
H<strong>in</strong>drikk<strong>in</strong> geb. Bloemendal <strong>in</strong> 1985<br />
DIE VIER HOOGSTEDER KIRCHEN<br />
<strong>Die</strong> <strong>Evangelisch</strong> <strong>altreformierte</strong><br />
<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Niedersachsen<br />
Es gibt <strong>in</strong> Niedersachsen etwa 7.000 Altreformierte<br />
<strong>in</strong> 14 Geme<strong>in</strong>den, davon acht <strong>in</strong> der<br />
Grafschaft Bentheim und fünf <strong>in</strong> Ostfriesland.<br />
1983 hat sich die Niederländisch-reformierte<br />
Geme<strong>in</strong>de Wuppertal (Pastor Lüchtenborg war<br />
vorher bis 1983 <strong>in</strong> Hoogstede tätig) der <strong>Evangelisch</strong>-<strong>altreformierte</strong>n<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Niedersachsen<br />
angeschlossen.<br />
In der Zeit von 1923 bis 2004 gehörten<br />
die <strong>altreformierte</strong>n Geme<strong>in</strong>den den „Gereformeerde<br />
Kerken <strong>in</strong> Nederland“ an. Reformierte,<br />
Altreformierte und Lutheraner bilden seit<br />
2004 <strong>in</strong> den Niederlanden die Protestantische<br />
<strong>Kirche</strong>, mit der die <strong>altreformierte</strong>n Geme<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> lockerer Geme<strong>in</strong>schaft assoziiert s<strong>in</strong>d. 2006<br />
schlossen die Ev.-reformierte <strong>Kirche</strong> (mit Sitz<br />
<strong>in</strong> Leer) und die <strong>Evangelisch</strong>-<strong>altreformierte</strong><br />
<strong>Kirche</strong> e<strong>in</strong>en Kooperationsvertrag.<br />
Charakteristisch für die <strong>altreformierte</strong>n Geme<strong>in</strong>den<br />
ist ihre Eigenständigkeit und ihre presbyterial-synodale<br />
Struktur. <strong>Die</strong> Geme<strong>in</strong>deleitung<br />
liegt <strong>in</strong> den Händen des <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>rates. Ihm gehören<br />
Männer und Frauen im Pastoren-, Ältes -<br />
ten- und Diakonenamt an. Bis auf den Pastor<br />
werden sie alle für <strong>vier</strong> Jahre von der Geme<strong>in</strong>de<br />
gewählt. E<strong>in</strong>e direkte Wiederwahl ist nicht<br />
möglich. In den Synoden behandeln die<br />
Vertreter der <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>räte alle übergeme<strong>in</strong>dlichen<br />
Fragen.<br />
424<br />
Altreformierte Geme<strong>in</strong>den f<strong>in</strong>anzieren sich<br />
selbst durch freiwillige Beiträge und verwalten<br />
die Gelder selbstständig. Ab 300 Geme<strong>in</strong>deglieder<br />
muss e<strong>in</strong>e <strong>altreformierte</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />
alle Kosten für Gehälter und Gebäude selber<br />
aufbr<strong>in</strong>gen. Etwa zehn Kollekten im Jahr s<strong>in</strong>d<br />
synodal vorgeschrieben. <strong>Die</strong> Höhe der Gehälter<br />
unterliegt ebenfalls synodalen Regeln.<br />
Rechnungsführer der Geme<strong>in</strong>de Hoogstede<br />
waren H<strong>in</strong>drik Köster (1953–1965), Ludwig<br />
Büter (1966–69), He<strong>in</strong>rich Köster (1970–73),<br />
Hermann Breukelman (1974–93) und seitdem<br />
Wilhelm Lammer<strong>in</strong>g. Der Rechnungsführer ist<br />
im Auftrag des <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>rates für die E<strong>in</strong>nahmen<br />
und Ausgaben der Geme<strong>in</strong>de verantwort -<br />
lich. Er erstellt Jahresrechnungen und Haus -<br />
haltspläne, über die der <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>rat entscheidet.<br />
In vielen Geme<strong>in</strong>den steht e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />
Rechnungsführer seit 1953. Ludwig Büter, He<strong>in</strong>rich Köster,<br />
Hermann Breukelman und jetzt, 2003, Wilhelm Lammer<strong>in</strong>g<br />
(Jürgen Nyboer)<br />
F<strong>in</strong>anzausschuss dem Rechnungsführer und<br />
dem <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>rat zur Seite. Er ist e<strong>in</strong> wenig vergleichbar<br />
mit der reformierten Geme<strong>in</strong>devertretung,<br />
arbeitet allerd<strong>in</strong>gs wesentlich eigenständiger<br />
und unabhängiger. Älteste, Diakone<br />
und Pastoren, alle, die mit der Seelsorge oder<br />
dem diakonischen <strong>Die</strong>nst betraut s<strong>in</strong>d, haben <strong>in</strong><br />
der Regel ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die f<strong>in</strong>anziellen,<br />
freiwilligen Beiträge der Geme<strong>in</strong>deglieder. Wer<br />
was bezahlt, weiß nur der Rechnungsführer und<br />
e<strong>in</strong> oder zwei weitere Verantwortliche (aus dem<br />
F<strong>in</strong>anzausschuss). Sie s<strong>in</strong>d zur Verschwiegenheit<br />
verpflichtet.
Freikirchen gehen davon aus, dass alle Geme<strong>in</strong>deglieder<br />
sich mit ihren Gaben und Fähigkeiten<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen und mitwirken. Jeder<br />
E<strong>in</strong>satz ist e<strong>in</strong> Segen für alle. So ist jede Geme<strong>in</strong>de<br />
z. B. selbst für ihren K<strong>in</strong>dergottesdienst<br />
verantwortlich. <strong>Die</strong> MitarbeiterInnen<br />
organisieren sich selbst, sorgen für die eigene<br />
(übergeme<strong>in</strong>dliche) Fortbildung und überlegen<br />
und entscheiden <strong>in</strong> ihren Geme<strong>in</strong>den, wie<br />
sie den K<strong>in</strong>dergottesdienst gestalten und welche<br />
Materialien sie verwenden.<br />
Freikirchliche Frauenkreise, Jugendvere<strong>in</strong>e<br />
oder andere Kreise wählen ihre eigenen Vorstände,<br />
die die Arbeit leiten. <strong>Die</strong> verschiedenen<br />
Arbeitsbereiche haben sich aus sich selbst<br />
heraus auch übergeme<strong>in</strong>dlich organisiert. Auf<br />
dieser Ebene treffen sie sich regelmäßig zum<br />
Austausch und zur Fortbildung.<br />
Hauskreise<br />
Pastor Visser richtete <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de Hoogstede<br />
<strong>in</strong> 1971 für jeden Kont<strong>in</strong>ent der Erde<br />
e<strong>in</strong>en Hauskreis e<strong>in</strong>. Sie sollten die Geme<strong>in</strong>schaft<br />
<strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de stärken und „ihren“<br />
Kont<strong>in</strong>ent der Geme<strong>in</strong>de näherbr<strong>in</strong>gen. Bis<br />
heute ist die Geme<strong>in</strong>de mit e<strong>in</strong>er großen Zahl<br />
von Hauskreisen gesegnet. Von Anfang an besteht<br />
bis heute der Afrikakreis. Jahrzehntelang<br />
hat er u.a. mit Altkleiderspenden den Kontakt<br />
zu Mitarbeitern der Hermannsburger Mission<br />
<strong>in</strong> Tansania gehalten. Heute pflegt der Kreis<br />
engere Beziehungen nach Gambia.<br />
Der Bangladeschkreis beschäftigt sich mit<br />
Berichten aus der Mission <strong>in</strong> Bangladesch und<br />
Indonesien und fördert entsprechende Begegnungen.<br />
Weitere Kreise s<strong>in</strong>d Katechismuskreis,<br />
Gebetskreis, Kreis Vierzig Plus, Hausbibelkreis,<br />
Handarbeits- und Bastelkreis, OFT (Offener Frauentreff),<br />
Young Generation und Ungarnkreis.<br />
Der letzte hält seit 1992 den Kontakt zur<br />
reformierten Partnergeme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Budapest aufrecht.<br />
<strong>Die</strong> Geme<strong>in</strong>den besuchen sich abwechselnd<br />
e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> zwei Jahren <strong>in</strong> Hoogstede und<br />
<strong>in</strong> Budapest. E<strong>in</strong> Gastgeschenk der Ungarn, e<strong>in</strong>e<br />
Platte aus Olivenholz mit e<strong>in</strong>em herausgeschnittenen<br />
Kreuz hängt h<strong>in</strong>ten <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong>.<br />
<strong>Die</strong> „<strong>Hoogsteder</strong> Gruppe“ bietet seit 1973<br />
jede Woche den Inhaftierten <strong>in</strong> der Justizvollzugsanstalt<br />
jeweils <strong>in</strong> <strong>vier</strong> verschiedenen Häu-<br />
DIE EVANGELISCH-ALTREFORMIERTE KIRCHENGEMEINDE<br />
sern der E<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> Groß-Hesepe Gesprächsabende<br />
an. In der „<strong>Hoogsteder</strong> Gruppe“<br />
wirken mittlerweile auch viele Mitglieder aus<br />
anderen <strong><strong>Kirche</strong>n</strong> und Geme<strong>in</strong>den mit.<br />
Kreuz im Olivenholz<br />
h<strong>in</strong>ten <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong>;<br />
aus Ungarn<br />
Gottesdienst und Geme<strong>in</strong>deleben<br />
<strong>Die</strong> <strong>altreformierte</strong> Geme<strong>in</strong>de Hoogstede feiert<br />
jeden Sonntag zwei Gottesdienste. E<strong>in</strong>mal<br />
vormittags um 10.00 Uhr e<strong>in</strong>en Wortgottesdienst,<br />
<strong>in</strong> dem die Bibel ausgelegt wird, und<br />
am Nachmittag um 14.00 Uhr e<strong>in</strong>en Lehrgottesdienst,<br />
wo häufig aus dem Heidelberger Katechismus<br />
gepredigt wird. <strong>Die</strong>ses Bekenntnis<br />
(der Heidelberger Katechismus von 1561) stellt<br />
sicher, dass alle Themen des christlichen Glaubens<br />
auch auf die Kanzel kommen.<br />
Manchmal f<strong>in</strong>den Gottesdienste besonderer<br />
Form statt. S<strong>in</strong>ggottesdienste, Jugendgottesdienste<br />
oder e<strong>in</strong> „offener“ Gottesdienst. <strong>Die</strong><br />
„offenen Gottesdienste“ wurden von Pastor<br />
Beuker <strong>in</strong>itiiert. <strong>Die</strong> Geme<strong>in</strong>de durfte im Gottesdienst<br />
die Lieder und Psalmen nennen, die<br />
man s<strong>in</strong>gen wollte. Es gab immer etwas zu<br />
sehen (Folien, Graphiken, Bilder) und e<strong>in</strong> unvorbereitetes<br />
Gespräch zwischen Prediger und<br />
Geme<strong>in</strong>de zu den unterschiedlichsten Themen.<br />
Z.B. Segen, K<strong>in</strong>der, Hände, Abraham, Gebet ...<br />
und anderes.<br />
Jede Gruppe und jeder Kreis ist herzlich<br />
e<strong>in</strong>geladen, Gottesdienste mitzugestalten.<br />
425
8<br />
DIE VIER HOOGSTEDER KIRCHEN<br />
Ökumene<br />
Alle <strong>vier</strong> <strong>Hoogsteder</strong> <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>den bieten<br />
(seit Anfang der neunziger Jahre auch<br />
reihum <strong>in</strong> allen <strong>vier</strong> <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>) jedes Jahr e<strong>in</strong>e<br />
Bibelwoche an. Sie feiern seit mehreren Jahren<br />
e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Passionsgottesdienst,<br />
der vom Ökumenischen Arbeitskreis, den es<br />
seit etwa 1995 gibt, vorbereitet und durchgeführt<br />
wird. Der Ökumenische Arbeitskreis hat<br />
die frühere Pastorenkonferenz abgelöst. Im<br />
Arbeitskreis treffen sich je drei Vertreter aus<br />
jeder Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>mal im halben Jahr. Der<br />
Kreis beschäftigt sich mit allem, was alle Geme<strong>in</strong>den<br />
angeht. Schulgottesdienste und<br />
Reden zum Volkstrauertag werden reihum von<br />
den e<strong>in</strong>zelnen Geme<strong>in</strong>den vorbereitet.<br />
In geme<strong>in</strong>samer Regie hat es 2003 e<strong>in</strong>e<br />
K<strong>in</strong>derbibelwoche gegeben und alle zwei<br />
Jahre f<strong>in</strong>det nun e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derbibeltag statt.<br />
Neben den geme<strong>in</strong>samen Angeboten aller<br />
<strong>vier</strong> <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>den vor Ort pflegen die<br />
Altreformierten besondere Beziehungen zur<br />
reformierten Geme<strong>in</strong>de. Mit ihr gab es etwa<br />
seit 1998 e<strong>in</strong>en jährlichen Kanzeltausch. Er<br />
wurde von e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Sonntagsgottesdienst<br />
abgelöst, den beide Geme<strong>in</strong>den seit<br />
<strong>vier</strong> Jahren meistens im Oktober feiern. 2008<br />
haben beide zum ersten Mal zusammen e<strong>in</strong>en<br />
426<br />
Kanzel,<br />
Lesepult,<br />
Taufbecken<br />
und Abendmahlstisch<br />
<strong>in</strong> 2003<br />
Flyer Christliche<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong> <strong>in</strong> Hoogstede
Himmelfahrtsgottesdienst gefeiert. Gute Tradition<br />
hat auch die e<strong>in</strong>mal im Jahr stattf<strong>in</strong>dende<br />
geme<strong>in</strong>same <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>ratssitzung.<br />
Mit der lutherischen Geme<strong>in</strong>de feiern die<br />
Altreformierten ebenfalls e<strong>in</strong>mal im Jahr e<strong>in</strong>en<br />
geme<strong>in</strong>samen Gottesdienst, und zwar immer<br />
dann, wenn der Chor aus Drehbach bei der lutherischen<br />
Geme<strong>in</strong>de zu Gast ist. Gerne denken<br />
wir an die Aktion „Nachbarn laden Nachbarn<br />
e<strong>in</strong>“ zurück. Zu e<strong>in</strong>em gemütlichen Beisammense<strong>in</strong><br />
trafen sich die Nachbarn aus den Neubaugebieten<br />
rund um die beiden <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>.<br />
Schon 1964 gründeten Frauen aus allen drei<br />
evangelischen Geme<strong>in</strong>den vor Ort e<strong>in</strong>en Geme<strong>in</strong>samen<br />
Frauenkreis, der bis heute besteht.<br />
<strong>Die</strong> Initiator<strong>in</strong>nen waren Frau R<strong>in</strong>gena (ref.) ,<br />
Frau Franke (luth.) und Frau Kl<strong>in</strong>ge (altref.). Es<br />
werden Referenten zu den unterschiedlichsten<br />
Themen e<strong>in</strong>geladen oder geme<strong>in</strong>same Ausflüge<br />
unternommen.<br />
An jedem ersten Freitag im März treffen<br />
sich Frauen aller <strong>vier</strong> <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>den zum<br />
Weltgebetstag der Frauen. Im Wechsel übernimmt<br />
jeweils e<strong>in</strong>e Frauengruppe (e<strong>in</strong>er <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de)<br />
die Ausgestaltung der Weltgebetstagsordnung,<br />
tatkräftig unterstützt durch<br />
die Frauen der anderen <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>den.<br />
In e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Flyer stellt sich jede<br />
der <strong>vier</strong> <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>den seit e<strong>in</strong>igen Jahren<br />
allen Neubürgern und Interessierten vor.<br />
Alle <strong><strong>Kirche</strong>n</strong> am Ort s<strong>in</strong>d <strong>Kirche</strong> Jesu<br />
Christi. Ihn predigen sie, ihn beten sie an, ihn<br />
erwarten sie. <strong>Die</strong> Unterschiede zwischen den<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong> heben diese große Geme<strong>in</strong>samkeit<br />
nicht auf: E<strong>in</strong> Herr, e<strong>in</strong>e Taufe, e<strong>in</strong> Geist –<br />
zum Nutzen aller.<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>den können Hilfe und Halt<br />
bieten, Geme<strong>in</strong>schaft und Begegnung. Sie bewirken<br />
durch ihr Handeln und ihre Verkündigung<br />
Herzenskraft und Erbauung im besten<br />
S<strong>in</strong>n des Wortes, damit die Welt erkennt, dass<br />
Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, unser<br />
Retter und Erlöser, unser Herr und Heiland.<br />
DIE EVANGELISCH-ALTREFORMIERTE KIRCHENGEMEINDE<br />
427
8<br />
<strong>Die</strong> <strong>Evangelisch</strong>-lutherische<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de<br />
Recherche: Ute Suhr, Re<strong>in</strong>hard Golde<br />
Zusammenstellung und Text: Re<strong>in</strong>hard Golde<br />
Als jüngste und kle<strong>in</strong>ste der <strong>vier</strong> <strong><strong>Kirche</strong>n</strong> <strong>in</strong><br />
Hoogstede steht die ev.-lutherische Thomaskirche<br />
am Ortsausgang Richtung R<strong>in</strong>ge. Sie<br />
„duckt“ sich sche<strong>in</strong>bar an e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Erdhügel,<br />
so als würde sie sich e<strong>in</strong> wenig genieren.<br />
Für den flüchtig vorbeieilenden Autofahrer<br />
präsentiert sie sich wohl kaum als e<strong>in</strong>, wie anderorts<br />
übliches <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>gebäude. Ke<strong>in</strong>e große<br />
Kirchturmuhr, ke<strong>in</strong> Kreuz auf dem Dach, ke<strong>in</strong><br />
imposanter Glockenturm oder wenigstens e<strong>in</strong><br />
Dachreiter, <strong>in</strong> dem Glocken hätten hängen können,<br />
weisen darauf h<strong>in</strong>, dass man es mit e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Kirche</strong> zu tun hat. Erst beim näheren H<strong>in</strong>schauen<br />
auf das, die l<strong>in</strong>ke Giebelseite des Gebäudes<br />
e<strong>in</strong>nehmende, von unten nach oben<br />
durchgehende farbige Glasfenster (auf welches<br />
wir an späterer Stelle ausführlich e<strong>in</strong>gehen<br />
werden) erkennt man, dass es sich um e<strong>in</strong>en<br />
Sakralbau handelt.<br />
<strong>Die</strong> Anfänge<br />
Das „Häufle<strong>in</strong>“ Lutheraner, welches vor 1945 <strong>in</strong><br />
der Niedergrafschaft lebte, wurde bis zum Ersten<br />
Weltkrieg von L<strong>in</strong>gen aus betreut. Nach Errichtung<br />
des ev.-lutherischen Pfarramtes Grafschaft<br />
Bentheim mit Sitz <strong>in</strong> Bad Bentheim (später <strong>in</strong><br />
Nordhorn) gehörten die Geme<strong>in</strong>deglieder zu diesem<br />
Amtsbezirk. Hierbei handelte es sich um e<strong>in</strong>ige<br />
wenige, aus familiären Gründen zugezogene<br />
Angehörige lutherischen Bekenntnisses. Des Weiteren<br />
Textilarbeiter aus Oberschlesien, die <strong>in</strong> der<br />
aufstrebenden Textil<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> Nordhorn <strong>in</strong> den<br />
1920er Jahren und später die „W<strong>in</strong>tershaller“, die<br />
mit Beg<strong>in</strong>n der Erdölförderung <strong>in</strong> der Niedergrafschaft<br />
Lohn und Brot fanden.<br />
Preußische Zollbeamte (obwohl mehrheitlich<br />
Lutheraner), die an der deutsch-niederlän-<br />
428<br />
dischen Grenze ihren <strong>Die</strong>nst taten, können eigentlich<br />
nicht mit dazugerechnet werden, da sie<br />
<strong>in</strong> der Regel nur immer e<strong>in</strong>ige wenige Jahre <strong>in</strong><br />
der Grafschaft blieben, bis sie schließlich wieder<br />
versetzt wurden, damit sie nicht mit der<br />
„schmuggelnden“ e<strong>in</strong>heimischen Bevölkerung<br />
allzu vertraut werden konnten. Mit dem Ende<br />
des Zweiten Weltkrieges stieg die Zahl der Menschen<br />
lutherischen Bekenntnisses durch Zuzug<br />
bzw. Zuweisung von Flüchtl<strong>in</strong>gen und Heimatvertriebenen<br />
aus den deutschen Ostgebieten<br />
(Schlesien, Sudetenland, Ostpreußen, Pommern,<br />
u.a.) stark an.<br />
Im Mai 1946 entstand <strong>in</strong>nerhalb des Pfarramtes<br />
Grafschaft Bentheim der Seelsorgebezirk Niedergrafschaft-Nord.<br />
Mit se<strong>in</strong>er Betreuung wurde<br />
der aus Neustadt <strong>in</strong> Oberschlesien stammende<br />
Pastor Günther Nitsche beauftragt. <strong>Die</strong> Geme<strong>in</strong>deglieder<br />
lebten weit verstreut <strong>in</strong> und um Emlichheim,<br />
R<strong>in</strong>ge, Hoogstede, Laar, Wilsum und den<br />
heute dazugehörenden Ortsteilen, die bis zur Gebietsreform<br />
Mitte der 1970er Jahre eigenständige<br />
politische Geme<strong>in</strong>den waren. Als Fortbewegungsmittel<br />
diente Pastor Nitsche (soweit sich ke<strong>in</strong>e<br />
Mitfahrgelegenheit auf e<strong>in</strong>em Fuhrwerk oder Lieferwagen<br />
ergab) e<strong>in</strong> Fahrrad, dass er vom Uhrmachermeister<br />
Wächter, <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>vorsteher <strong>in</strong> Nordhorn,<br />
geschenkt bekommen hatte.<br />
Aus den Er<strong>in</strong>nerungen von Pastor<br />
Nitsche an die Nachkriegsjahre<br />
<strong>Die</strong> Sammlung der ev.-lutherischen Geme<strong>in</strong>de<br />
<strong>in</strong> der nördlichen Niedergrafschaft vollzog sich<br />
ohne jegliche Schwierigkeiten. Man brauchte<br />
nur zu sammeln. Und Sammeln ist e<strong>in</strong>facher als<br />
Zusammenhalten. Aber für beides gibt es das<br />
gleiche Mittel: Unterwegsse<strong>in</strong>.
Wenn man sich als Hirtenhund verstand,<br />
war die Aufgabenstellung und <strong>Die</strong>nstanweisung<br />
klar und e<strong>in</strong>deutig: Suchen – aufsuchen<br />
– besuchen. E<strong>in</strong>laden – begleiten. So geziemt<br />
es e<strong>in</strong>em Hirtenhund.<br />
Unsere Heimat lag im Osten. Hier waren<br />
wir Fremdl<strong>in</strong>ge. Nichts Gewohntes, nichts<br />
Vertrautes war vorhanden. Wir waren <strong>in</strong><br />
Deutschland und konnten doch die E<strong>in</strong>heimischen<br />
nicht verstehen, wenn sie mite<strong>in</strong>ander<br />
sprachen.<br />
Wir waren unter <strong>Evangelisch</strong>en. Und doch<br />
waren wir <strong>in</strong> ihren Gottesdiensten nicht zu<br />
Hause. Ke<strong>in</strong> Altar, ke<strong>in</strong> Kruzifix, ke<strong>in</strong> Bild fiel<br />
<strong>in</strong>s Auge. Das Gesangbuch aus dem Flüchtl<strong>in</strong>gsgepäck<br />
war unbrauchbar, es wurde ja<br />
ke<strong>in</strong> Choral gesungen. <strong>Die</strong> Texte und Melodien<br />
der Reimpsalmen kannte man nicht. Am<br />
Grabe sagte der Pastor ke<strong>in</strong> Wort. Im Hause<br />
reichte er den Kranken und Sterbenden nicht<br />
das Abendmahl. <strong>Die</strong> K<strong>in</strong>der lernten und zählten<br />
die Zehn Gebote anders – eben nach dem<br />
Heidelberger Katechismus. <strong>Die</strong> <strong>Evangelisch</strong>en<br />
aus der Altpreußischen Union entdeckten,<br />
dass evangelisch nicht gleich evangelisch war.<br />
Sie wurden sich ihres lutherischen Bekenntnisses<br />
bewusst.<br />
Für die E<strong>in</strong>heimischen war man der<br />
„Flüchtl<strong>in</strong>gspastor“, den man respektierte und<br />
akzeptierte. Ihn machte man darauf aufmerksam,<br />
wenn „die Flüchtl<strong>in</strong>ge“ nicht am Sonntag<br />
zur <strong>Kirche</strong> g<strong>in</strong>gen. Wenn man Besuche<br />
machte, kam man nur über die Alte<strong>in</strong>gesessenen<br />
zu se<strong>in</strong>en Geme<strong>in</strong>degliedern, solange sie<br />
auf den Höfen saßen und ke<strong>in</strong>e eigene Wohnung<br />
hatten.<br />
Man saß auch nachher mit ihnen (den E<strong>in</strong>heimischen)<br />
<strong>in</strong> der großen Küche zusammen,<br />
weil die „Upkammern“ ke<strong>in</strong>en Platz für e<strong>in</strong>en<br />
Besucher boten. Dabei lernte man sie kennen<br />
und hatte über ihr Denken und Fühlen nachzudenken.<br />
Man begriff nach und nach die Geme<strong>in</strong>detheologie.<br />
Sie war geprägt von der<br />
Lehre der „Gnadenwahl vor dem Fall“. Was für<br />
e<strong>in</strong>en, der theologisch gebildet war, <strong>in</strong> die<br />
Dogmengeschichte h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gehörte, war hier<br />
Gegenwart und wirkte.<br />
Man hatte viel zu lernen und neu zu begreifen,<br />
damit die eigenen Geme<strong>in</strong>deglieder<br />
DIE EVANGELISCH-LUTHERISCHE KIRCHENGEMEINDE<br />
vor Missdeutungen und Fehlurteilen bewahrt<br />
werden konnten. Man hatte Lutheraner für die<br />
anderen, nicht gegen andere zu se<strong>in</strong>. Sonst<br />
versagte man.<br />
Konfessionelle Spannungen gab es nicht.<br />
Man beherbergte den „Fremdl<strong>in</strong>g“, aber man<br />
missionierte ihn nicht. Der Grund dafür war,<br />
dass bei allen Konfessionen <strong>in</strong> der Niedergrafschaft<br />
e<strong>in</strong>e gute, feste kirchliche Sitte<br />
herrschte. Man war gewohnt, dass nicht jeder<br />
<strong>in</strong> die gleiche <strong>Kirche</strong> g<strong>in</strong>g. Aber, dass jeder <strong>in</strong><br />
„se<strong>in</strong>e“ <strong>Kirche</strong> g<strong>in</strong>g, war selbstverständlich.<br />
Wir hatten darauf zu achten, dass „Lutherisch<br />
se<strong>in</strong>“ nicht als die bequemste und billigste Art<br />
des Christse<strong>in</strong>s verstanden werden konnte.<br />
<strong>Die</strong> <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>zucht der Reformierten und vor<br />
allem der Altreformierten war streng. Wer sich<br />
darum drücken wollte, versuchte zu uns auszuweichen.<br />
In solchen Fällen war e<strong>in</strong> klares<br />
Ne<strong>in</strong> notwendig. Zucht, wenn sie nicht unbarmherzig<br />
ist, darf man nicht auflösen.<br />
Spannungen gab es zwischen den E<strong>in</strong>heimischen<br />
und dem „Fremden Volk“ (<strong>Die</strong>ser Ausdruck<br />
war aber nicht böse oder diffamierend<br />
geme<strong>in</strong>t. Das hatte man aber erst e<strong>in</strong>mal zu begreifen.)<br />
Es stießen aufe<strong>in</strong>ander: E<strong>in</strong>heimische<br />
und Fremde, Agrar- und Industriewirtschaft,<br />
Reformierte, Altreformierte und Lutheraner.<br />
Auf unserer Seite geschah das Gleiche: „<strong>Die</strong>“<br />
Bauern, „<strong>Die</strong>“ E<strong>in</strong>heimischen, usw.<br />
Aber das ist festzuhalten: Der Flüchtl<strong>in</strong>g<br />
oder Vertriebene war voll <strong>in</strong> die Nachbarschaft,<br />
die auf dem Hof galt, e<strong>in</strong>geschlossen.<br />
Der Flüchtl<strong>in</strong>g hatte die gleiche Beerdigung<br />
wie der Hofbesitzer, dem Vertriebenenmädchen<br />
wurde die gleiche Hochzeit ausgerichtet<br />
wie der Bauerntochter.<br />
Man beherbergte uns im Hause und mit unseren<br />
Gottesdiensten <strong>in</strong> ihren <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>. Unsere<br />
Gottesdienste – gänzlich ungewohnt nach dem<br />
Mittagessen und Kaffeetr<strong>in</strong>ken – erwiesen sich<br />
als gut und heilsam. Für die Menschen aus dem<br />
Osten, die es hierher verschlagen hatte, war der<br />
Sonntag e<strong>in</strong> gefährlicher Tag.<br />
Er war wie e<strong>in</strong>e moorige Stelle auf Feldwegen,<br />
wo man e<strong>in</strong>sackt. Er konnte zum<br />
„Moorloch“ werden, das e<strong>in</strong>en verschl<strong>in</strong>gt.<br />
Wochentags konnte man sich regen und bewegen.<br />
Man hatte se<strong>in</strong>e Arbeit. Das half, die<br />
429
8<br />
erdrückende Last zu vergessen, die man mit<br />
dem Verlust der Heimat zu tragen hatte. Aber<br />
am Sonntag war sie nicht zu verdrängen. Beschäftigungslos<br />
überfiel e<strong>in</strong>em das erfahrene<br />
Leid. Man war schutzlos den Er<strong>in</strong>nerungen<br />
ausgeliefert …<br />
„Ich hatte im Heimkehrerheim (Bleibe für<br />
entlassene Kriegsgefangene, die ohne Heimat<br />
waren) <strong>in</strong> Bentheim zu tun. In der Nacht von<br />
Sonnabend zu Sonntag hatte ich vor Frenswegen<br />
Reifenpanne. In der Klosterschänke<br />
brannte noch Licht. Ich wurde aufgenommen<br />
und durfte <strong>in</strong> der Gaststube schlafen. Am<br />
Sonntagmorgen erhielt ich unbestelltes Frühstück.<br />
Geld wurde nicht angenommen. Man<br />
wies mir den Weg zu Fahrradhändler Kamps.<br />
In der kle<strong>in</strong>en Werkstatt wurde me<strong>in</strong> Schlauch<br />
geflickt. Bezahlung wurde auch hier abgelehnt.<br />
Aber Flickzeug und e<strong>in</strong>e Tube Gummilösung<br />
wurden mir geschenkt. Das war damals<br />
e<strong>in</strong>e Kostbarkeit.<br />
In Wilsum suchte ich die Gastwirtschaft<br />
auf, weil me<strong>in</strong> Gottesdienst erst um 13.00 Uhr<br />
begann. Ich bestellte mir Tee, erhielt ihn, …<br />
und dazu Sch<strong>in</strong>kenbrote. Ich machte darauf<br />
aufmerksam, dass ich ke<strong>in</strong>e Fleischmarken bei<br />
mir hätte. Man w<strong>in</strong>kte ab.<br />
Herr Ridder sagte mir: ,Herr Pastor, wenn<br />
Sie nicht zum Gottesdienst unterwegs wären,<br />
bekämen Sie überhaupt nichts. Ihnen müssen<br />
wir helfen. Sie können doch nicht mit leerem<br />
Magen auf der Kanzel stehen. Sie s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> Gast<br />
<strong>in</strong> der Gastwirtschaft, Sie s<strong>in</strong>d Gast bei uns.‘<br />
<strong>Die</strong>se Beispiele mögen verdeutlichen, was<br />
damals unter Hilfe, Unterstützung und Nächstenliebe<br />
<strong>in</strong> der Grafschaft verstanden wurde.<br />
Beim Nachlesen und Zurückblenden stellte<br />
man mit Erstaunen und Verwunderung fest,<br />
dass e<strong>in</strong>em viel Zeit zur Verfügung gestanden<br />
haben muss. Das lag wohl daran, dass ,Stress‘<br />
noch nicht entdeckt war und so dieses Wort<br />
e<strong>in</strong>en nicht kränken konnte. Das Abwehrmittel:<br />
,unzumutbar‘ befand sich noch nicht im<br />
Verkehr.<br />
Beim Unterwegsse<strong>in</strong> zum Sammeln und<br />
Besuchen durfte man nicht vergessen, dass<br />
man auff<strong>in</strong>d- und ansprechbar zu se<strong>in</strong> hatte.<br />
Das g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>em endgültig zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> jenem<br />
Augenblick auf, als man se<strong>in</strong>e damals 14-jäh-<br />
430<br />
DIE VIER HOOGSTEDER KIRCHEN<br />
rige Tochter, die man wegen Arbeit abwimmeln<br />
wollte, sagen hörte: ,Vati, ich gehöre<br />
auch zu de<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de.‘<br />
Man kann nun dankbar für das voll-gefüllte<br />
Hirtenhundeleben se<strong>in</strong>. Es war ke<strong>in</strong><br />
,Hundeleben‘. Und es waren alles andere als<br />
,Hundejahre‘.“<br />
Lutherische Gottesdienste<br />
<strong>in</strong> den anderen <strong><strong>Kirche</strong>n</strong><br />
Am 22. Mai 1946 wird <strong>in</strong> Wilsum, Emlichheim<br />
und Hoogstede der Konfirmandenunterricht<br />
aufgenommen. <strong>Die</strong> Zeiten richten sich nach<br />
den Fahrzeiten des „Quarkauto´s“, das die<br />
Molkereien <strong>in</strong> der Niedergrafschaft abfuhr und<br />
den Pastor <strong>in</strong> diese Orte mitnahm.<br />
Mit unseren Gottesdiensten nach lutherischer<br />
Ordnung wurden wir brüderlich von den<br />
ev.-reformierten Geme<strong>in</strong>dekirchenräten aufgenommen.<br />
Es wurde auch erlaubt, dass wir<br />
auf den Abendmahlstisch Kruzifix und Leuchter<br />
stellten. In der Christvesper am Heiligen<br />
Abend brannten am Weihnachtsbaum Lichter.<br />
Dass dies geschehen konnte, haben manche<br />
Kenner Grafschafter Art nicht für möglich gehalten.<br />
Aber man g<strong>in</strong>g eben mit den aus ihren<br />
Heimatkirchen Vertriebenen barmherzig um. So<br />
fand am Pf<strong>in</strong>gstsonntag, den 9. Mai 1946 <strong>in</strong> der<br />
reformierten <strong>Kirche</strong> zu Hoogstede der erste Gottesdienst<br />
für die lutherische Geme<strong>in</strong>de statt.<br />
Von nun an gab es im 14-tägigen Rhythmus lutherische<br />
Gottesdienste <strong>in</strong> Hoogstede.<br />
Am 24. April 1947 bekommt der „Vertriebenen-<br />
bzw. Flüchtl<strong>in</strong>gspastor“ wie Nitsche von<br />
den E<strong>in</strong>heimischen bald genannt wird, von der<br />
britischen Militärregierung für 46,– Reichsmark<br />
e<strong>in</strong> Motorrad Zündapp 200 (Baujahr 1928) zugeteilt.<br />
Nun geht es mit dem Abhalten von Gottesdiensten<br />
und den Besuchen wesentlich<br />
schneller als mit der „Fietse“. Allerd<strong>in</strong>gs ist es<br />
auch vorgekommen, dass sich der Pastor am<br />
heißen Auspuff den Talar versengt hatte, als<br />
zwischen den Gottesdiensten <strong>in</strong> den verschiedenen<br />
Orten ke<strong>in</strong>e Zeit zum Umziehen war.<br />
Nach e<strong>in</strong>er Lungenentzündung Ende Dezember<br />
1950 bekommt Pastor Nitsche vom Arzt<br />
Motorradfahrverbot verordnet, sodass im Februar<br />
1951 e<strong>in</strong> generalüberholter VW-Standard<br />
aus englischen Beständen angeschafft wurde.
Grundste<strong>in</strong>legung<br />
für die<br />
Thomaskirche<br />
im Mai 1960.<br />
Pastor Nitsche<br />
(mit Barrett)<br />
Beg<strong>in</strong>nende Bautätigkeit<br />
In den ersten Jahren nach Kriegsende kam<br />
ke<strong>in</strong> Lutheraner <strong>in</strong> der Niedergrafschaft auf<br />
die Idee, e<strong>in</strong>e eigene <strong>Kirche</strong> oder gar e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>dezentrum<br />
zu bauen. Zum e<strong>in</strong>en wäre<br />
jede avisierte Baumaßnahme zu jener Zeit<br />
zweifelsohne an der mangelnden f<strong>in</strong>anziellen<br />
Grundlage gescheitert. Doch wozu auch<br />
bauen? Schließlich wollte man ja <strong>in</strong> die angestammte<br />
Heimat <strong>in</strong> Deutschlands Osten zurück,<br />
aus der man e<strong>in</strong>st vertrieben wurde oder<br />
Hals über Kopf flüchten musste und wo man<br />
oftmals Häuser, Bauernhöfe, das ganze Hab<br />
und Gut und eben auch die <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>, aber<br />
nicht den Glauben zurückgelassen hatte.<br />
Erst mit der Zeit setzte sich (besonders bei<br />
den nachfolgenden jüngeren Geme<strong>in</strong>degliedern)<br />
die Erkenntnis durch, dass die politischen<br />
Verhältnisse e<strong>in</strong>e Rückkehr <strong>in</strong> die Heimat unmöglich<br />
machten und man sich dieser unabwendbaren<br />
Realität zu stellen hatte.<br />
Nachdem die lutherische Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Emlichheim,<br />
mit der Hoogstede wie anfangs beschrieben<br />
im Seelsorgebezirk Niedergrafschaft-<br />
Nord vere<strong>in</strong>t war, am 7. November 1954 an der<br />
Mühlenstraße ihre neu erbaute Friedenskirche<br />
weihen und beziehen konnte, mussten die<br />
<strong>Hoogsteder</strong> Lutheraner noch e<strong>in</strong>ige Jahre ihre<br />
Gottesdienste <strong>in</strong> den anderen <strong><strong>Kirche</strong>n</strong> (vornehmlich<br />
der reformierten) abhalten oder allsonntäglich<br />
nach Emlichheim fahren.<br />
DIE EVANGELISCH-LUTHERISCHE KIRCHENGEMEINDE<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>baustelle Spätsommer<br />
1960 (vgl. zwei Bilder weiter)<br />
<strong>Die</strong> „eigene“ <strong>Kirche</strong> entsteht<br />
So reifte mit den Jahren auch <strong>in</strong> Hoogstede<br />
der Wunsch nach e<strong>in</strong>em eigenen <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>gebäude.<br />
Hier musste man jedoch mit den ger<strong>in</strong>gen<br />
f<strong>in</strong>anziellen Mitteln das größtmögliche<br />
herausholen. An e<strong>in</strong> separates Geme<strong>in</strong>dezent -<br />
rum neben e<strong>in</strong>er <strong>Kirche</strong> war aus den erwähnten<br />
Kostengründen nicht zu denken.<br />
Nachdem man von den <strong>Hoogsteder</strong> Eheleuten<br />
Albert Jan und H<strong>in</strong>drik<strong>in</strong> Keute e<strong>in</strong><br />
geeignetes Grundstück am Dorfrand an der<br />
Hauptstraße <strong>in</strong> Richtung R<strong>in</strong>ge kaufen konnte,<br />
musste e<strong>in</strong> geeigneter Architekt gefunden werden,<br />
der aus den vorhandenen (oder besser:<br />
kaum vorhandenen) Mitteln das Beste herausholen<br />
konnte. <strong>Die</strong>s erwies sich schwerer als gedacht.<br />
So gab der Architekt Zobel se<strong>in</strong>en<br />
Auftrag zurück, da die relativ kle<strong>in</strong>e <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de<br />
se<strong>in</strong>e Pläne nicht bezahlen konnte.<br />
In dem Architekten Eugen Stamm aus Georgsmarienhütte<br />
fand man dann jemanden,<br />
dessen wohldurchdachter Entwurf für e<strong>in</strong>en<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>bau vorbehaltlos angenommen werden<br />
konnte. Stamm löste das Problem, mit ger<strong>in</strong>gstem<br />
Bauvolumen den erforderlichen<br />
Raumbedarf (<strong>Kirche</strong> im Obergeschoss und Geme<strong>in</strong>deraum<br />
mit Küche, Toilette und Büro im<br />
Erdgeschoss) zu decken.<br />
So entstand das unter Ausnutzung des Daches<br />
zweigeschossige Gebäude, das dreiseitig<br />
<strong>in</strong> den Eschboden h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gestellt wurde, was<br />
bei den Fundamenten erhebliche Mehrkosten<br />
verursachte.<br />
431
8<br />
DIE VIER HOOGSTEDER KIRCHEN<br />
Blick <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>deraum im Erdgeschoss<br />
Der ursprüngliche Plan e<strong>in</strong>es Geme<strong>in</strong>dezentrums<br />
mit <strong>Kirche</strong> und Geme<strong>in</strong>dehaus <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Ebene scheiterte – wie erwähnt – am<br />
Geld. Es gäbe aber auch nicht die, trotz der<br />
ger<strong>in</strong>gen Maße des Gesamtgebäudes, großzügig<br />
zugeschnittenen Räume.<br />
Eugen Stamm arbeitete mit zwei Trapezen<br />
im Grundriss. Weiten und Sammeln s<strong>in</strong>d zugleich<br />
da. Was sich <strong>in</strong> der Wandführung abspielt,<br />
wiederholt sich <strong>in</strong> der Höhe. <strong>Die</strong> Decke<br />
steigt und fällt: Hut – Schutz – Schirm: behütet<br />
– beschützt – beschirmt.<br />
So ist die <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> ihrem Stil an die damals<br />
hier üblichen „Heuerhäuser“, mit Wohntrakt<br />
und angrenzender <strong>Die</strong>le, angelehnt.<br />
Am 25. März 1960 wurden die Maurerarbeiten<br />
an das Bauunternehmen Kwade aus<br />
R<strong>in</strong>ge vergeben, die Zimmererarbeiten führte<br />
die Firma <strong>Die</strong>trich Steg<strong>in</strong>k, Emlichheim, aus.<br />
Im Mai des gleichen Jahres erfolgte die<br />
Grundste<strong>in</strong>legung. <strong>Die</strong> künstlerische Ausgestaltung<br />
der <strong>Kirche</strong> erfolgte nach den Entwürfen<br />
des Nordhorner Künstlers Hans Ohlms.<br />
Endlich E<strong>in</strong>zug 1961<br />
Ab Ende 1960 führte die lutherische Geme<strong>in</strong>de<br />
Hoogstede e<strong>in</strong>en eigenen Haushalt.<br />
Am 15. Januar 1961 erfolgte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fest-<br />
432<br />
gottesdienst die E<strong>in</strong>weihung der Thomaskirche<br />
Hoogstede durch Landessuper<strong>in</strong>tendent Degener.<br />
Dazu läuteten die Glocken der reformierten<br />
<strong>Kirche</strong> Hoogstede, <strong>in</strong> der man über 15<br />
Jahre mit eigenen lutherischen Gottesdiensten<br />
zu Gast se<strong>in</strong> durfte.<br />
Aus Kostengründen wurde beim Neubau der<br />
Thomaskirche auf e<strong>in</strong>en Glockenturm verzichtet.<br />
So rufen bis <strong>in</strong> die heutige Zeit sonntags die<br />
Glocken der benachbarten <strong>altreformierte</strong>n <strong>Kirche</strong><br />
kurz vor 9.00 Uhr die <strong>Hoogsteder</strong> Lutheraner<br />
zum Gottesdienst.<br />
Am darauffolgenden Sonntag, dem 22. Januar<br />
1961, begann der Gottesdienst <strong>in</strong> der<br />
neuen <strong>Kirche</strong> um 9.00 Uhr und <strong>in</strong> der Frie-<br />
<strong>Die</strong> fertiggestellte<br />
<strong>Kirche</strong> Anfang<br />
der 1960er Jahre<br />
vom Grundstück<br />
Keute aus gesehen
denskirche Emlichheim um 10.30 Uhr. An diesen<br />
Anfangszeiten hat sich <strong>in</strong> all den vergangenen<br />
Jahren nichts verändert.<br />
Mit der Gründungsurkunde der pfarramtlich<br />
verbundenen Muttergeme<strong>in</strong>den Hoogstede<br />
und Emlichheim vom 24. Oktober 1961<br />
erhielt die <strong>Hoogsteder</strong> Thomaskirchengeme<strong>in</strong>de<br />
ihre formelle Selbstständigkeit.<br />
Längst hatte Pastor Nitsche aufgrund se<strong>in</strong>er<br />
regen Bautätigkeit <strong>in</strong> Emlichheim (Pfarrhaus,<br />
Grenzlandheim, Küsterhaus, <strong>Kirche</strong>) und danach<br />
die neue <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Hoogstede neben dem<br />
bereits erwähnten Spitznamen „Flüchtl<strong>in</strong>gspas -<br />
tor“, e<strong>in</strong>en weiteren Namen von der e<strong>in</strong>heimischen<br />
Bevölkerung bekommen: „Baupastor“.<br />
War die erste Titulierung ke<strong>in</strong>eswegs respektlos<br />
oder abfällig geme<strong>in</strong>t, so zeugte die letztere Bezeichnung<br />
von hoher Wertschätzung. Später<br />
wurde er auch noch „Reisepastor“ genannt.<br />
Nach der privaten Anschaffung e<strong>in</strong>es Wohnwagens<br />
(Wer hatte so etwas zur damaligen Zeit<br />
<strong>in</strong> der Niedergrafschaft schon!), unternahm<br />
Pastor Nitzsche ausgedehnte Urlaubsreisen, die<br />
ihn weit über Deutschlands Grenzen <strong>in</strong>s Ausland<br />
führten.<br />
Das „Innenleben“ der Thomaskirche<br />
Wie an vorhergehender Stelle bereits genannt,<br />
wurde die künstlerische Ausgestaltung der<br />
<strong>Kirche</strong> dem Nordhorner Künstler Hans Ohlms<br />
übertragen, der sich bereits mit se<strong>in</strong>en Arbeiten<br />
an anderen Sakralbauten <strong>in</strong> Niedersachsen<br />
e<strong>in</strong>en hervorragenden Ruf erworben hatte.<br />
Man kann <strong>in</strong> der Nachbetrachtung nur<br />
feststellen: Hans Ohlms war e<strong>in</strong> absoluter<br />
Könner se<strong>in</strong>es Fachs und e<strong>in</strong> wahrer Glücksgriff<br />
für die <strong>Hoogsteder</strong> Lutheraner.<br />
Nach dem Verständnis lutherischen Bekenntnisses<br />
gehört neben dem „Hören“, Predigt,<br />
Gesang und Lesung, gleichwertig auch<br />
das „Sehen“, also die entsprechende Ausgestaltung<br />
e<strong>in</strong>er <strong>Kirche</strong>. Dazu gehört für Lutheraner<br />
wenigstens e<strong>in</strong> Blatt aus der Bilderbibel.<br />
Das wurde <strong>in</strong> den reformierten <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>räumen,<br />
die von streng calv<strong>in</strong>istischer Prägung<br />
ist, doch sehr vermisst. <strong>Die</strong> bildende<br />
Kunst hilft, sich des Gehörten zu er<strong>in</strong>nern,<br />
regt zum Nachs<strong>in</strong>nen an und führt zum Sprechen<br />
mit Gott.<br />
DIE EVANGELISCH-LUTHERISCHE KIRCHENGEMEINDE<br />
Das Glasfenster im <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>raum mit Taufbecken<br />
Könnte man bei der Gestaltung und E<strong>in</strong>richtung<br />
von Geme<strong>in</strong>dehäusern noch dem eigenen<br />
Geschmack, den eigenen Vorlieben<br />
vertrauen und nach eigenem Gutdünken die<br />
E<strong>in</strong>richtung und Ausstattung vornehmen, so<br />
sollte man zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Kirche</strong> bei der<br />
Ausgestaltung e<strong>in</strong>en Künstler zu Rate ziehen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs kann man <strong>in</strong> das künstlerische<br />
Werk eigene Vorstellungen der Geme<strong>in</strong>de (jedoch<br />
immer <strong>in</strong> enger Absprache mit dem beauftragten<br />
Kunstexperten) e<strong>in</strong>fließen lassen.<br />
<strong>Die</strong> Glasmalerei des Ostfensters, im Erdgeschoss<br />
2,4 m x 2,4 m und weiter nach oben <strong>in</strong><br />
den <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>raum übergehend 2,4 m x 5,96 m,<br />
somit <strong>in</strong>sgesamt knapp 8,4 m x 2,4 m groß,<br />
wurde nach den Entwürfen Hans Ohlms´ von<br />
den Vere<strong>in</strong>igten Werkstätten August Wagner<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>/Neukölln ausgeführt. Ebenso das<br />
Christus-Mosaik 2,0 m x 0,8 m groß, von dem<br />
die Thomaskirche ihren Namen hat. Ohlms<br />
schlug vor: „Christus für Thomas“ <strong>in</strong> Mosaik<br />
als Mauerdurchbruch zu gestalten. So bekam<br />
der Nicht-im-Tod-Gebliebene se<strong>in</strong>en Platz gegenüber<br />
dem Treppenaufgang.<br />
Der Auferstandene spricht den „Thomas<br />
von heute“ mit den gleichen Worten wie den<br />
433
8<br />
Das Christusmosaik am<br />
Treppenaufgang zum <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>raum<br />
DIE VIER HOOGSTEDER KIRCHEN<br />
Thomas von damals an: „Reiche mir de<strong>in</strong>en<br />
F<strong>in</strong>ger und siehe me<strong>in</strong>e Hände und reiche de<strong>in</strong>e<br />
Hand her und lege sie <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Seite und sei<br />
nicht ungläubig, sondern gläubig.“ Und er entlässt<br />
ihn mit den Worten: „Selig s<strong>in</strong>d, die nicht<br />
sehen und doch glauben“ (Joh. 20, 24–29).<br />
434<br />
Der Weg zum Platz <strong>in</strong> den <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>bänken<br />
führt zum Taufbecken (zur Taufe zu). Das soll<br />
uns daran er<strong>in</strong>nern, dass gesagt ist: „Fürchte<br />
dich nicht, denn ich habe dich bei de<strong>in</strong>em<br />
Namen gerufen; du bist me<strong>in</strong>“ (Jes. 43,1).<br />
Das kupferne Taufbecken, e<strong>in</strong>er Wiege nachempfunden,<br />
ebenfalls von Hans Ohlms entworfen,<br />
wurde <strong>in</strong> der Werkstätte Falger, Münster<br />
i. W. gefertigt. Architekt Eugen Stamm machte<br />
es der Thomaskirchengeme<strong>in</strong>de zum Geschenk.<br />
<strong>Die</strong> Bänke, auf dem <strong>in</strong> den 1980er Jahren<br />
durch Parkett ersetzten, ehemals grünen Teppichboden,<br />
deren Sitzhöhe von h<strong>in</strong>ten nach<br />
vorn zu vom Stuhl- auf Sesselmaß abs<strong>in</strong>kt,<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Block zusammengefasst.<br />
Auf der Mittelachse steht der Altar, dessen<br />
Fuß und Platte aus Sichtbeton gefertigt ist. Er<br />
ruht auf e<strong>in</strong>em dreistufigen Sockel. Dah<strong>in</strong>ter die<br />
große sandste<strong>in</strong>farbene Wand, aus Ziegelste<strong>in</strong>en<br />
errichtet, an der das kle<strong>in</strong>e blau-goldene<br />
Emaillekreuz förmlich zu schweben sche<strong>in</strong>t.<br />
L<strong>in</strong>ks davon die kle<strong>in</strong>e, ebenfalls aus gelben<br />
Ziegelste<strong>in</strong>en gemauerte Kanzel.<br />
Das Buntglasfenster rechts vom Altar und<br />
somit h<strong>in</strong>ter dem Taufbecken ruft <strong>in</strong>s Gedächtnis<br />
zurück: „Gott gibt täglich Brot, auch<br />
wohl ohne unsere Bitte. Aber wir bitten <strong>in</strong> die-<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong><strong>in</strong>nenraum (l<strong>in</strong>ks Kanzel, mittig Altar)<br />
vom Orgelboden aus betrachtet
sem Gebet, dass er es uns erkennen lasse und<br />
wir mit Danksagung empfangen unser täglich<br />
Brot“ (Luthers kle<strong>in</strong>er Katechismus, 3. Hauptstück,<br />
4. Bitte).<br />
Das Besondere an diesem Fensterbild s<strong>in</strong>d<br />
jedoch se<strong>in</strong>e Motive. So f<strong>in</strong>det man unter anderem<br />
die Abbildung e<strong>in</strong>er Ölpumpe, wie man<br />
sie besonders um Hoogstede des Öfteren sieht,<br />
sowie sogenannte „Getreidepuppen“.<br />
Das Fensterbild, welches aufgrund se<strong>in</strong>er<br />
Anordnung an der Ostseite, besonders durch<br />
die Vormittagssonne dem Betrachter von der<br />
Innenseite mit se<strong>in</strong>er Lebendigkeit und Vielfalt<br />
<strong>in</strong> Bann zieht, zeichnet die hiesige Lebenswelt<br />
ebenso nach wie die, die man durch<br />
Flucht und Vertreibung aus Deutschlands<br />
Osten dort hat zurücklassen müssen.<br />
Aus den Er<strong>in</strong>nerungen<br />
des Künstlers Hans Ohlms<br />
„Im W<strong>in</strong>ter 1971 besuchte mich Pastor Nitsche<br />
und gab mir me<strong>in</strong>en Begleitbrief zum <strong>Hoogsteder</strong><br />
Fensterentwurf im Orig<strong>in</strong>al, den er bei<br />
se<strong>in</strong>er Pensionierung bewusst nicht bei den<br />
kirchlichen Akten zurückließ. Nach vielen<br />
Jahren wieder gelesen, kam es mir vor, als<br />
hätte ich das Vaterunser, das ich als katholisch<br />
erzogenes K<strong>in</strong>d selbstverständlich kannte, <strong>in</strong><br />
den Jahren des Jüngl<strong>in</strong>gs, der Zeit des Dritten<br />
Reiches, den sieben Jahren Soldat-se<strong>in</strong> vergessen<br />
und nun mühsam aus Bruchstücken<br />
stammelnd zu rekonstruieren versucht. Ich<br />
danke Pastor Nitsche für se<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>fühligkeit.<br />
Wenn ich den Text unkorrigiert trotz se<strong>in</strong>er<br />
Intimität der Öffentlichkeit preisgebe, dann<br />
aus dem Grund, weil er das <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>fenster<br />
,von unten nach oben‘ erklärt und die ständig<br />
gestellte Frage beantwortet, ,was man sich<br />
denn dabei gedacht habe‘, auch vermag er<br />
me<strong>in</strong>e damalige <strong>in</strong>nere Situation zu kennzeichnen:<br />
Lieber Gott, gib uns unser täglich unser Brot<br />
und lass uns unsere alten Eltern speisen dürfen.<br />
Gib auch unseren Tieren, die uns dienen, e<strong>in</strong><br />
reichliches Futter.<br />
Hilf uns Handwerkszeug erf<strong>in</strong>den,<br />
dass wir recht helfen können.<br />
Kleide uns, dass wir nicht frieren müssen.<br />
Erhalte den Neugeborenen die Mutter.<br />
DIE EVANGELISCH-LUTHERISCHE KIRCHENGEMEINDE<br />
Schenke uns Wasser, uns zu re<strong>in</strong>igen<br />
und den Durst zu stillen.<br />
Lass die Bäume grünen<br />
und uns wie sie <strong>in</strong> De<strong>in</strong>er Gnade wachsen.<br />
Halte unser Heim <strong>in</strong> Frieden<br />
und lass uns Heimat f<strong>in</strong>den.<br />
(Erhalte uns die Gewohnheit,<br />
De<strong>in</strong>er im Abendmahl <strong>in</strong>nig zu gedenken.)<br />
Gib uns Licht und e<strong>in</strong>en hellen wachen Geist.<br />
Gib uns Arbeit und lass uns <strong>in</strong> der tiefen Erde<br />
und <strong>in</strong> der hohen Luft<br />
De<strong>in</strong>e Gaben f<strong>in</strong>den.<br />
Erhalte uns das Lachen der K<strong>in</strong>der<br />
und deren re<strong>in</strong>e Herzen.<br />
Mach uns leicht<br />
und lass uns lustig s<strong>in</strong>gen,<br />
wie es die Vögel tun.<br />
Erfreue uns weiter mit saftigen Früchten.<br />
Gönne uns die Kunst,<br />
damit wir Dich loben können.<br />
Lass uns reifen wie Korn <strong>in</strong> harter Sonne<br />
und bewahre uns den Glauben,<br />
von den Toten e<strong>in</strong>st auferstehen zu dürfen,<br />
um zu Dir, unserem Vater, zurückzukehren,<br />
von dem wir kommen. Amen.“<br />
Da schreibt Hans Ohlms: „… gönne uns die<br />
Kunst, damit wir Dich loben können, …“ Ich<br />
denke, diese Bitte wurde <strong>in</strong> und mit der Thomaskirche<br />
erhört.<br />
Unsere Pastoren<br />
Da die beiden <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>den Emlichheim<br />
und Hoogstede zwar selbstständig, aber pfarramtlich<br />
verbunden s<strong>in</strong>d, trägt der <strong>in</strong> Emlichheim<br />
wohnende jeweilige lutherische Pastor<br />
auch für die Anliegen und Belange der <strong>Hoogsteder</strong><br />
Lutheraner Verantwortung.<br />
Günther Nitsche, Pastor von<br />
Mai 1946 bis April 1976.<br />
Nitsche wurde am 12. Februar 1911 <strong>in</strong> Neustadt<br />
(Oberschlesien) geboren. Studium der<br />
Theologie <strong>in</strong> Breslau und Leipzig.<br />
Nach Kriegsgefangenschaft <strong>in</strong> den USA, se<strong>in</strong>e<br />
Familie war <strong>in</strong>zwischen aus Schlesien vertrieben,<br />
überträgt ihm die Hannoversche Landeskirche<br />
den pfarramtlichen <strong>Die</strong>nst über den<br />
damaligen Seelsorgebezirk Niedergrafschaft<br />
Nord.<br />
435
8<br />
Ehepaar Nitsche verließ Emlichheim/Hoogstede<br />
nach be<strong>in</strong>ahe 30 Jahren segensreichem<br />
<strong>Die</strong>nst am 3. Mai 1976 und zog nach Scheeßel<br />
<strong>in</strong> die Nähe se<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der.<br />
Pastor Nitsche wurde im Juni 2000 von se<strong>in</strong>em<br />
Schöpfer <strong>in</strong> die Ewigkeit abberufen.<br />
Vakanzvertretung<br />
von Mai 1976 bis Oktober 1977:<br />
Pastor Arnecke, Twist<br />
Peter Lüdtke, Pastor vom<br />
1. November 1977 bis 30. August 1980.<br />
Studium an der Theologischen Akademie<br />
Celle. Zum Pastor ord<strong>in</strong>iert am 6. November<br />
1977 <strong>in</strong> der Friedenskirche Emlichheim.<br />
Lüdtke verließ aus familiären Gründen die<br />
Niedergrafschaft, lebte <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
<strong>in</strong> Hildesheim-Ochtersum. Dort wurde er am<br />
29. Juli 2004 <strong>in</strong> die Gnade des Herrn gerufen.<br />
Vakanzvertretung<br />
von September 1980 bis Oktober 1981:<br />
Pastor Arnecke, Twist<br />
Pastor Kohnert, Dalum<br />
Pastor Craemer, Neuenhaus<br />
Re<strong>in</strong>hard Riemer, Pastor von<br />
November 1981 bis Juni 1987.<br />
Kam aus dem <strong>Die</strong>nst bei der Missionsgesellschaft,<br />
für die er mehrere Jahre <strong>in</strong> Kondoa/<br />
Tansania tätig war, zum Seelsorgedienst nach<br />
Emlichheim und Hoogstede.<br />
1987 wurden Pastor Riemer, zusammen mit<br />
se<strong>in</strong>er Frau, die ebenfalls Pastor<strong>in</strong> ist, erneut<br />
<strong>in</strong> den Missionsdienst nach Afrika berufen.<br />
Vakanzvertretung<br />
von Juli bis August 1987<br />
Pastor Kohnert, Dalum<br />
Bernhard Pippiers, Pastor von<br />
September 1987 bis Juli 1993.<br />
Geboren 1956 <strong>in</strong> Großenwörden bei Himmelpforten<br />
im Landkreis Stade. Theologiestudium<br />
<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen, September 1987 <strong>in</strong> Veldhausen<br />
ord<strong>in</strong>iert, bis 1990 erst als Hilfspastor, danach<br />
Pfarramts<strong>in</strong>haber <strong>in</strong> Emlichheim und Hoogstede.<br />
436<br />
DIE VIER HOOGSTEDER KIRCHEN<br />
Vakanzvertretung<br />
von August 1993 bis Januar 1994<br />
Pastor Kohnert, Dalum<br />
Dr. Frank Frühl<strong>in</strong>g, Pastor von<br />
Februar 1994 bis Februar 2000<br />
Geboren <strong>in</strong> Ostfriesland. Frau Frühl<strong>in</strong>g hatte<br />
ab Anfang 1992 e<strong>in</strong>e Lehrerstelle am Gymnasium<br />
Emlichheim <strong>in</strong>ne. Frank Frühl<strong>in</strong>g war <strong>in</strong><br />
dieser Zeit noch als Geme<strong>in</strong>de- und Berufsschulpastor<br />
<strong>in</strong> Ostfriesland, später als Studentenpastor<br />
<strong>in</strong> Osnabrück tätig.<br />
Im Jahr 2000 nahm er <strong>in</strong> Holzm<strong>in</strong>den im Weserbergland<br />
die Stelle als Super<strong>in</strong>tendent an.<br />
Pastor Dr. Frank Frühl<strong>in</strong>g ist mittlerweile als<br />
M<strong>in</strong>isterialrat im Innenm<strong>in</strong>isterium des Landes<br />
Niedersachsen <strong>in</strong> Hannover tätig.<br />
Vakanzvertretung<br />
von März bis November 2000<br />
Pastor Kohnert, Dalum<br />
Arnold Magdanz, Pastor seit Dezember 2000<br />
Geboren 1954 <strong>in</strong> Altenau im Harz. Aufgewachsen<br />
<strong>in</strong> Hessen. Studium an der Theologischen<br />
Akademie <strong>in</strong> Hermannsburg und Celle.<br />
Erste Pfarrstelle <strong>in</strong> Cadenberge/W<strong>in</strong>gst. Zwölf<br />
Jahre als Militärpfarrer <strong>in</strong> den Bundeswehrstandorten<br />
Fassberg und Schwanewede, von<br />
dort aus e<strong>in</strong>gesetzt unter anderem als Seelsorger<br />
während der Kurdenhilfe im Bakhtavan/Iran<br />
und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em UN-Hospital <strong>in</strong> Kambodscha.<br />
Nach eigenen Aussagen hat sich Pastor Magdanz<br />
als Ziel gesetzt, viele Jahre <strong>in</strong> Emlichheim<br />
und somit auch <strong>in</strong> Hoogstede bleiben zu wollen:<br />
„Wenn es Emlichheim (und Hoogstede)<br />
nicht geben würde, müsste man es erf<strong>in</strong>den,<br />
denn e<strong>in</strong>e solche vielschichtige und facettenreiche<br />
Geme<strong>in</strong>de gerade <strong>in</strong> ökumenischer Sicht<br />
muss man erst e<strong>in</strong>mal f<strong>in</strong>den! Hier kann man<br />
als Pastor viel lernen und manches bewegen,<br />
denn diese Geme<strong>in</strong>de ist beweglich!“<br />
(Ich me<strong>in</strong>e: Recht hat er!)<br />
Unsere Küster und Küster<strong>in</strong>nen<br />
Ernst Ste<strong>in</strong>er, Hoogstede<br />
Küster von 1961 bis 1977<br />
Gerda Leuchtmann, Hoogstede<br />
Küster<strong>in</strong> von 1977 bis 1990
<strong>Die</strong> ev.-lutherische<br />
Thomaskirche<br />
im Frühl<strong>in</strong>g 2008<br />
Jennegien Barth, Hoogstede<br />
Küster<strong>in</strong> von 1990 bis 2000<br />
Renate Hessel<strong>in</strong>k, R<strong>in</strong>ge-Neugnadenfeld<br />
Küster<strong>in</strong> seit 2000<br />
Geme<strong>in</strong>deleben jetzt und heute<br />
Derzeit gehören zur ev.-luth. Thomaskirchengeme<strong>in</strong>de<br />
rund 370 Geme<strong>in</strong>deglieder, die<br />
neben den sonn- und feiertäglichen Gottesdiensten<br />
auch auf e<strong>in</strong> vielfältiges Angebot an<br />
Gruppen und Kreisen zurückgreifen können.<br />
So gibt es neben der Jugendgruppe, dem<br />
Frauenkreis I und dem Frauen- und Mütterkreis,<br />
den geme<strong>in</strong>samen Frauenkreis mit den<br />
anderen <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>den.<br />
Des Weiteren organisieren <strong>in</strong> regelmäßigen<br />
Abständen Geme<strong>in</strong>demitglieder, die aus den<br />
Niederlanden nach Hoogstede gezogen s<strong>in</strong>d,<br />
Informationsveranstaltungen und Deutschkurse<br />
für niederländische Mitbürger.<br />
<strong>Die</strong> ökumenische Zusammenarbeit zwischen<br />
den verschiedenen Konfessionen verläuft<br />
erfreulicherweise weitestgehend problemlos,<br />
wofür wir sehr dankbar s<strong>in</strong>d. Das be<strong>in</strong>haltet<br />
nicht nur geme<strong>in</strong>same Gottesdienste und Andachten<br />
aller <strong>Hoogsteder</strong> <strong><strong>Kirche</strong>n</strong> und den alle<br />
zwei Jahre stattf<strong>in</strong>denden und bislang jeweils<br />
wechselseitig <strong>in</strong> der Thomas- und <strong>in</strong> der <strong>altreformierte</strong>n<br />
<strong>Kirche</strong> durchgeführten Konzertgottesdienst<br />
des K<strong>in</strong>der- und Jugendchores unserer<br />
ev.-luth. Partnergeme<strong>in</strong>de aus Drebach im<br />
Erzgebirge.<br />
Ebenfalls zeugen die unter dem Motto<br />
„Nachbarn laden Nachbarn e<strong>in</strong>“ <strong>in</strong> regelmäßi-<br />
DIE EVANGELISCH-LUTHERISCHE KIRCHENGEMEINDE<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>vorstand der lutherischen Thomaskirche <strong>in</strong> 2008<br />
Derzeit gehören dem <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>vorstand sechs Mitglieder<br />
an. Von l<strong>in</strong>ks: Kerst<strong>in</strong> Warmer, <strong>Die</strong>ter Czypulowski,<br />
Erna Engler, Kar<strong>in</strong> Barth, Ute Suhr und Re<strong>in</strong>hard Golde.<br />
Rechts Pastor Arnold Magdanz<br />
gen Abständen veranstalteten Nachbarschaftstreffen<br />
für Bewohner der um die <strong>altreformierte</strong><br />
und lutherische <strong>Kirche</strong> entstandenen Neubaugebiete<br />
und „Alte<strong>in</strong>gesessenen“, von der fruchtbaren<br />
und vertrauensvollen Zusammenarbeit<br />
über die Konfessionsgrenzen h<strong>in</strong>weg.<br />
Auch zum Kreiswettbewerb: „Unser Dorf hat<br />
Zukunft“ im Juni 2008 präsentierten sich alle<br />
<strong>vier</strong> <strong>Hoogsteder</strong> <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>den geme<strong>in</strong>sam<br />
<strong>in</strong> der reformierten <strong>Kirche</strong> mit e<strong>in</strong>er kurzen<br />
Vorstellung, e<strong>in</strong>igen sakralen Gegenständen<br />
sowie Bild- und Texttafeln den Juroren.<br />
Stand die Thomaskirche bis vor kurzer Zeit<br />
noch am westlichen Rand von Hoogstede, sozusagen<br />
fast e<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> den Feldern, so ist sie,<br />
bed<strong>in</strong>gt durch neue, schnell wachsende Baugebiete<br />
mehr und mehr <strong>in</strong> die Dorfmitte gerückt.<br />
Aber wie sagt der Volksmund so<br />
treffend: „Nun lasst mal die <strong>Kirche</strong> im Dorf!“<br />
Ich denke, und das gilt für alle <strong>vier</strong> <strong>Hoogsteder</strong><br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>: Genau da gehören sie auch h<strong>in</strong>.<br />
Quellen<br />
Unterlagen von Pastor Nitsche<br />
Gespräche mit Zeitzeugen<br />
Daten der ev.-luth. <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de<br />
Emlichheim und Hoogstede,<br />
Arno Piechorowski: Hans Ohlms Arbeiten für den sakralen<br />
Raum, Arm<strong>in</strong> Vaas Verlag, Langenau-Albeck 1981<br />
Broschüre 50 Jahre ev.-luth. Friedenskirche Emlichheim<br />
437
8<br />
Kirchliches aus Zeitung und<br />
Anzeigenblatt 1885–1922<br />
Kreisblatt für den Kreis Grafschaft Bentheim<br />
Zusammengestellt von Johann Jeur<strong>in</strong>k<br />
Hoogstede, 23. August 1902<br />
Um was sich nicht alles e<strong>in</strong> Pastor bemühte<br />
Es erkrankte kürzlich die dreizehnjährige<br />
Tochter des Landwirthes K. <strong>in</strong> B. an e<strong>in</strong>em<br />
schweren Halsleiden. Da die Gefahr des Erstickens<br />
immer größer wurde, wurde dieselbe,<br />
als ich abends zu ihr gerufen wurde, auf me<strong>in</strong><br />
Drängen noch während der Nachtzeit <strong>in</strong> das<br />
Krankenhaus zu Nordhorn gebracht. Da Gefahr<br />
im Verzuge war, nahm der dortige Dr.<br />
med. Rön<strong>in</strong>k noch <strong>in</strong> der Nacht die Operation<br />
vor. <strong>Die</strong>selbe gelang vollständig, und bef<strong>in</strong>det<br />
sich das Mädchen bei der geschickten Behandlung<br />
des genannten Arztes und der sorgfältigen<br />
Pflege der dortigen Schwestern <strong>in</strong> der<br />
Genesung, so daß baldige vollständige Heilung<br />
zu erhoffen steht.<br />
Da noch e<strong>in</strong> anderer Kranke aus me<strong>in</strong>er<br />
Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> demselben Krankenhaus war,<br />
nahm ich später die Gelegenheit wahr, dasselbe<br />
zu besuchen. Alles was ich dort sah und<br />
hörte, machte auf mich den günstigsten E<strong>in</strong>druck.<br />
Ich fühle mich dadurch aus freiem Antriebe<br />
veranlaßt, von dieser Stelle aus für<br />
vorkommende ähnliche Krankheitsfälle das<br />
evangelische Krankenhaus zu Nordhorn zu<br />
empfehlen. Nyhuis, Pastor<br />
Hoogstede, 5. Juni 1905<br />
Auch früher gab es spendable Bürger<br />
<strong>Die</strong> hiesige reformierte <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de wurde<br />
<strong>in</strong> letzterer Zeit durch e<strong>in</strong> ihr gewordenes,<br />
wertvolles Geschenk freudig überrascht. <strong>Die</strong><br />
Frau Witw. Gastwirt Laarmann von hier<br />
schenkte der hiesigen <strong>Kirche</strong> e<strong>in</strong>e schon längst<br />
begehrte Turmuhr mit zwei Zifferblättern. <strong>Die</strong><br />
von der Firma Korfhage <strong>in</strong> Buer bei Osnabrück<br />
438<br />
angefertigte und durch den Uhrmacher Borggreve<br />
<strong>in</strong> Veldhausen gelieferte Uhr ist sehr solide<br />
und akkurat gearbeitet. Sie geht bis jetzt<br />
tadellos, und hört man den Glockenschlag <strong>in</strong><br />
weitem Umkreise. Um die Symmetrie am<br />
Kirchturme zu bewahren, hat der <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>rat<br />
zwei weitere Zifferblätter anbr<strong>in</strong>gen lassen<br />
und gereicht nunmehr das Uhrwerk auch äußerlich<br />
dem vor e<strong>in</strong>igen Jahren neu erbauten<br />
Turme zur Zierde. Möge die Turmuhr der<br />
spendablen Geber<strong>in</strong>, die sich mit derselben e<strong>in</strong><br />
bleibendes Gedächtnis <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de geschaffen<br />
hat, noch manche freudige und<br />
glückliche Stunde schlagen.<br />
<strong>Die</strong> Ev.-reformierte <strong>Kirche</strong> um 1920,<br />
Ausschnitt aus e<strong>in</strong>er colorierten Postkarte
Arkel, 26. November 1917<br />
Das Ende der Ära „Nyhuis“<br />
Heute wurde hier unter großer Beteiligung<br />
unser langjähriger Prediger, Herr Konsistorialrat<br />
Nyhuis, auf dessen Ableben unsere Zeitung<br />
schon h<strong>in</strong>gewiesen hat, zu Grabe getragen.<br />
Unter dem Trauergefolge bemerkten wir<br />
zahlreiche Geistliche beider Konfessionen und<br />
viele Lehrer, besonders auch viele Herren aus<br />
Neuenhaus und Nordhorn, sowie e<strong>in</strong>en Vertreter<br />
der Königlichen Regierung aus Osnabrück.<br />
<strong>Die</strong> Geme<strong>in</strong>de, an der der Entschlafene fast<br />
51 Jahre h<strong>in</strong>durch gewirkt hatte, war äußerst<br />
zahlreich vertreten. Im Trauerhause hielt Pas -<br />
tor Hold e<strong>in</strong>e kurze Andacht, <strong>in</strong> der dicht gefüllten<br />
<strong>Kirche</strong> Pastor Bode die Gedächtnisrede<br />
über Luc. 12, 35-37. Letzterer verwies u.a.<br />
darauf, daß schon der Vater des Entschlafenen<br />
ca. 40 Jahre an der neu gegründeten <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de<br />
Arkel gewirkt habe, Vater und<br />
Sohn also zusammen – nach 7 Jähriger Unterbrechung<br />
– 90 Jahre h<strong>in</strong>durch das Predigtamt<br />
an derselben Geme<strong>in</strong>de verwaltet hätten.<br />
Außerdem sei der Entschlafene über 30 Jahre<br />
lang Kreisschul<strong>in</strong>spektor der Niedergrafschaft<br />
und etwa 10 Jahre h<strong>in</strong>durch Vorsitzender des<br />
reformierten Oberkirchenrats, Mitglied des<br />
evangel. Konsortiums und Vorsitzender der<br />
KIRCHLICHES AUS ZEITUNG UND ANZEIGENBLATT 1885 – 1922<br />
reformierten Klassis gewesen und habe als<br />
solcher stets die Interessen der von ihm so<br />
heiß geliebten und ihm so <strong>in</strong>nig vertrauten engeren<br />
Heimat vertreten … Wir aber scheiden<br />
von se<strong>in</strong>em Grabe mit dem Wunsche: Er ruhe<br />
<strong>in</strong> Frieden und das ewige Licht leuchte ihm.<br />
Hoogstede, 22. Juni 1919<br />
E<strong>in</strong> freudiges Ereignis<br />
Nach fast zweijähriger Vakanz erhält die ref.<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de Arkel endlich wieder e<strong>in</strong>en<br />
neuen Seelsorger. Der anstelle des im November<br />
1917 hier verstorbenen langjährigen Pas -<br />
tor Konsistorialrat Nyhuis gewählte Prediger<br />
Otto Voget aus Bedekaspel (Ostfr.) wird voraussichtlich<br />
am Donnerstag hier e<strong>in</strong>treffen<br />
und am kommenden Sonntag <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Amt e<strong>in</strong>geführt.<br />
Für die so lange verwaiste Geme<strong>in</strong>de<br />
Arkel bedeutete die Ankunft des neuen Pas -<br />
tors e<strong>in</strong> Freudentag, und die Geme<strong>in</strong>deglieder<br />
werden es sich nicht nehmen lassen, ihn freudig<br />
und festlich zu begehen. Um den neuen<br />
Seelsorger hier rasch heimisch werden zu lassen<br />
und ihm den Aufenthalt so angenehm wie<br />
Pastor Otto Voget und Familie, mit sechs K<strong>in</strong>dern<br />
am 8. Oktober 1939: Hans Joachim, Cornelia,<br />
Pastor Otto Voget, Ajold, Ulrike, Friedchen,<br />
davor Erdmuthe und Frau Paula Voget geb. Ziethe<br />
439
8<br />
möglich zu gestalten, hat man das Pfarrhaus<br />
e<strong>in</strong>em gründlichen Umbau unterzogen. Herr<br />
Pastor Voget ist der Grafschaft ke<strong>in</strong> Fremder.<br />
Zu Anfang des Krieges war er <strong>in</strong> Nordhorn als<br />
Kandidat tätig. Zwei se<strong>in</strong>er Brüder s<strong>in</strong>d ebenfalls<br />
Grafschafter Prediger, und zwar <strong>in</strong> Georgsdorf<br />
und Laar.<br />
Arkel, 10. Dezember 1919<br />
Grund genug zu feiern<br />
Am letzten Sonntag feierte die ev.-reformierte<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>geme<strong>in</strong>de Arkel das Fest ihres 100jährigen<br />
Bestehens. <strong>Die</strong> Concession, e<strong>in</strong>en eigenen<br />
Prediger an der Capelle zu Arkel<br />
anzustellen ist datiert vom 30. August 1819;<br />
der erste Pastor der Geme<strong>in</strong>de, Johannes<br />
Bernhardus Theodor Nyhuis wurde im Anfang<br />
Dezember 1819 e<strong>in</strong>geführt. So wurde der Jubiläumstag<br />
auf diesen Sonntag festgesetzt.<br />
... Als erster Redner eröffnete der Ortsprediger<br />
die Feier mit der Festpredigt über 1. Petri<br />
2, 4–10. … Unter anderem wurde auch der<br />
verstorbenen Vorgänger Konsistorialrat Nyhuis,<br />
se<strong>in</strong>es Vaters und des Pastors L.H.E. Lucassen<br />
gedacht.<br />
… Danach kamen dann noch Konsistorialrat<br />
Stokmann aus Bentheim, der Bentheimer<br />
Oberkirchenrat Dr. Hollweg aus Gildehaus und<br />
P. Stockmann aus Veldhausen zu Wort.<br />
Zum Schluß bestieg P. Weusmann aus Emlichheim<br />
die Kanzel, um zugleich im Namen<br />
der beiden mit erschienenen <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>ältesten<br />
Alfer<strong>in</strong>k und Kwade die Grüße der Muttergeme<strong>in</strong>de<br />
Emlichheim der feiernden Tochtergeme<strong>in</strong>de<br />
zu entbieten.<br />
Anschließend an Ps. 122. 6.7 zeigte der<br />
Redner unter dem Bilde der Entlassung e<strong>in</strong>er<br />
Tochter zur Ehe, wie es der Tochtergeme<strong>in</strong>de<br />
<strong>in</strong> ihrer Ehe mit dem himmlischen Bräutigam<br />
ergangen sei. Sie habe nicht Wohnungsnot<br />
gelitten, und die Aussteuer – die Kleider des<br />
Heils – seien reichlich vorhanden allezeit, und<br />
am täglichen Brot habe es ihr nicht gefehlt, <strong>in</strong><br />
der Geme<strong>in</strong>schaft mit dem der das Brot des<br />
Leibes ist.<br />
Gewiß ist es der Muttergeme<strong>in</strong>de noch<br />
heute wehmütig, daß die Lostrennung hat<br />
stattf<strong>in</strong>den müssen, doch s<strong>in</strong>d die Bande, die<br />
Emlichheim und Arkel noch heute verb<strong>in</strong>den,<br />
440<br />
DIE VIER HOOGSTEDER KIRCHEN<br />
so stark, daß nur Freude se<strong>in</strong> kann über das<br />
Wohlergehen und Wachsen der Tochtergeme<strong>in</strong>de.<br />
…Von besonderer Bedeutung war der Gottesdienst<br />
auch dadurch, dass <strong>in</strong> ihm zum letzten<br />
Mal holländisch gesungen wurde. Um der<br />
Jugend willen hauptsächlich ist der deutsche<br />
<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>gesang beschlossen und soll vom<br />
nächsten Sonntag ab e<strong>in</strong>geführt werden.<br />
Doch – ob holländisch oder deutsch – das<br />
rechte Lob steht nicht <strong>in</strong> Worten, sondern<br />
kommt vom Herzen zu dem, der Se<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de<br />
segnete dieses ganze Jahrhundert h<strong>in</strong>durch.<br />
Hoogstede, 2. Januar 1923<br />
In unserer ref. <strong>Kirche</strong> werden alljährlich etwa<br />
60 <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>sitze verpachtet. Noch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em<br />
Jahr ist auch nur annähernd e<strong>in</strong> derartiger<br />
Mietbetrag erzielt wie für 1923. <strong>Die</strong> Mieten<br />
br<strong>in</strong>gen rund 170.000 Mk. auf.<br />
Hoogstede, 12. Dezember 1924<br />
Mit großer Freude konnte die reformierte Geme<strong>in</strong>de<br />
Arkel am 2. Advent zum ersten Male<br />
wieder durch ihre zwei neue Glocken zum<br />
Gottesdienst geladen werden. Zur Er<strong>in</strong>nerung<br />
an die Ursache des Glockenwechsels steht auf<br />
den Glocken der Reim: „Als Denkmal der Brüder,<br />
erneut nach dem Kriege – so rufet uns<br />
wieder zum Kampf und zum Siege!“ Daß<br />
dabei nicht an e<strong>in</strong>e neue Kriegszeit gedacht<br />
ist, sondern an „den Kampf, der uns verordnet<br />
ist“, besagen die Sprüche, die die Glocken zieren:<br />
Schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht<br />
und Zittern“, Phil. 2:12 und „Lobe, Zion, de<strong>in</strong>en<br />
Gott“ Ps. 147:12. Mögen diese Glockentöne<br />
der Geme<strong>in</strong>de recht tief <strong>in</strong>s Herz h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />
kl<strong>in</strong>gen, zu ihrem Heil und zur Ehre Gottes!