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ForestFinest 2/2012

Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft.

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ten um ihre Rechte. So haben <strong>2012</strong> viele sogenannte<br />

indigene Völker eigene Vertreter<br />

zur UN-Klimakonferenz nach Rio geschickt,<br />

um den Schutz ihrer Umwelt und Ansprüche<br />

einzufordern (mehr dazu finden Sie auf<br />

den Seiten 14 –15). Aber die Grundidee, den<br />

Wert der Natur zu berechnen und diesen in<br />

die wirtschaftliche Gesamtrechnung einfließen<br />

zu lassen, macht Sinn. Die TEEB-Studie<br />

(The Economics of Ecosystems and Biodiversity,<br />

die wir im Heft 2/2011 vorstellten)<br />

berechnet zum Beispiel, dass der Verlust von<br />

Wäldern und der Verschlechterung ihres Zustandes<br />

bis zu 4,5 Billionen US-Dollar im Jahr<br />

kosten – mehr als die aktuelle und anhaltende<br />

Finanzkrise. Und wenn Ökonomen<br />

diese Zusammenhänge begreifen, sind sie<br />

vielleicht eher bereit, in den Schutz der<br />

Wälder zu investieren.<br />

Agroforst – Hoffnungsträger von morgen,<br />

Niederlage von vorgestern<br />

Als Hans Carl von Carlowitz im 18. Jahrhun<br />

dert den Begriff Nachhaltigkeit prägte,<br />

enteignete er im Grunde die Bauern.<br />

Sie verloren im Namen der Nachhaltigkeit<br />

das Recht, im Wald ihr Vieh weiden zu lassen.<br />

Fortan sollten Hochwälder wachsen,<br />

ohne dass Ziegen und Schweine die Triebe<br />

und Samen fraßen. Das Ziel: ein unerschöpfliches<br />

Reservoir des Rohstoffs Holz.<br />

Profiteure des neuen Konzepts waren die<br />

Reichen, die Wälder besaßen und die, die<br />

sich Holz als Brenn- und Baustoff leisten<br />

konnten. Die Idee des Gemeinwalds ging<br />

ebenso unter wie die der Agroforstwirtschaft,<br />

die Wald- mit Landwirtschaft kombinierte.<br />

Wälder wurden zu Holzlieferanten<br />

und nur noch in seltenen Fällen ganzheitlich<br />

genutzt.<br />

Heute ist das Interesse an Agroforsten<br />

wieder erwacht. Denn die Vorteile liegen auf<br />

der Hand: Sie bieten Lebensraum für viele<br />

Tiere und Pflanzen, die ein Ökosystem stabilisieren.<br />

Sie verringern die Bodenerosion,<br />

verhindern Überschwemmungen und zu<br />

schnelles Verdunsten von Regenwasser.<br />

Wenn in den Agrowäldern Tiere gehalten<br />

werden, liefern diese Dünger und bekommen<br />

dafür von den Bäumen im Sommer<br />

wertvollen Schatten. Letzten Endes profitieren<br />

die Agrobauern dann auch vom<br />

Wald, wenn sie das Holz – nach langen<br />

Jahren einträglicher Gemeinschaft – ernten<br />

und verkaufen.<br />

So schließt sich der Kreis – Wald ist wert -<br />

voll. In seiner selten gewordenen Wildnis<br />

– der realen wie auch sentimentalen,<br />

ebenso wie als gezähmter Forst.<br />

Wem gehört die Welt?<br />

Ein Interview mit Robin Hood zu Wald und noch viel mehr Werten im Wandel<br />

<strong>ForestFinest</strong>: Herr Hood, immer noch aktiv in<br />

Sachen „Rächer der Enterbten” und Wald?<br />

Robin Hood: Selbstverständlich – Vision und<br />

Mission meines Unternehmens haben immer<br />

noch Relevanz oder gerade wieder vermehrt! Sehen<br />

Sie, wir haben angefangen, als einige Leute<br />

meinten, der Wald oder die Tiere, die darin leben,<br />

gehören ihnen und nicht der Gemeinde und den<br />

Menschen, die dort wohnen und arbeiten. Plötzlich<br />

behauptete der Adel, der Wald sei sein Eigentum<br />

und jagen darin dürfe nur er. Dabei war<br />

das schon immer Gemeindewald, den alle gemeinsam<br />

genutzt haben. Klar, das gab Streit und<br />

wir haben dem Adel nur genommen, was er vorher<br />

den Bürgern genommen und privatisiert hat.<br />

FF: Na gut, das war sicher nicht in Ordnung, aber<br />

das ist ja nun über 800 Jahre her, war eine lokale<br />

Angelegenheit in Nordengland und niemand<br />

regt sich heute noch über Privatwald auf.<br />

RH: Ich sage nur: „Der erste, welcher ein Stück Land<br />

umzäunte, sich in den Sinn kommen ließ zu sagen,<br />

dies ist mein, und der einfältige Leute antraf, die<br />

dies glaubten, der war der wahre Stifter der bürgerlichen<br />

Gesellschaft. Wie viel Laster, wie viel Krieg,<br />

wie viel Mord, Elend und Gräuel hätte einer nicht<br />

verhüten können, der die Pfähle ausgerissen,<br />

den Graben verschüttet und seinen Mitmenschen<br />

zugerufen hätte: „Glaubt diesem Betrüger nicht.<br />

Robin Hood wurde durch seine<br />

in Film, Funk und Fernsehen<br />

verbreiteten Aktionen als „Rächer<br />

der Enterbten” bekannt, welche er<br />

vornehmlich aus dem Sherwood<br />

Forest heraus startete, wo auch<br />

sein Hauptquartier angesiedelt<br />

war. Anlässlich seines etwa 800jährigen<br />

Unternehmensjubiläums<br />

sprach <strong>ForestFinest</strong> mit ihm.<br />

Ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass die Früchte<br />

euch allen, der Boden aber niemandem gehört.“<br />

FF: Stark Worte – klingen aber ein wenig altmodisch.<br />

RH: Sind auch nicht von mir, hat mir mein alter<br />

Freund Jean Jacques Rousseau mal geschrieben.<br />

Was ich sagen will: Das ist nicht 800 Jahre her, sondern<br />

geht seit Jahrhunderten so – Ihr deutscher<br />

Bauernkrieg war auch in weiten Teilen eine Folge<br />

der Enteignung der „Allmende“ – also der<br />

„Allgemeinde“-Güter – durch den Adel und ist heute<br />

wieder ein ganz aktueller Trend und zwar weltweit.<br />

FF: Also, wir sind vom Bauernkrieg weit<br />

weg …<br />

RH: Von wegen! Nicht mal in Deutschland. Die<br />

Frage: Wem gehört der Wald oder der Boden und<br />

wer darf ihn wie nutzen, die Nutzung regulieren,<br />

verkaufen und wer verdient daran etc.? – ist doch<br />

ein großes Thema bei Ihnen. Und das nicht nur jetzt<br />

in Zeiten der Energiewende, wo es darum geht, ob<br />

die großen Energieversorger Zugriff auf Land<br />

und Wald bekommen, um ihre Art der Energieversorgung<br />

und Profitmaximierung durchzusetzen.<br />

Soweit ich weiß, gibt es schon eine ganz ordentliche<br />

Bewegung von regionaler und lokaler Energiewende<br />

und -autarkie, die dann auch Gemein-<br />

www.forestfinance.de FF 11<br />

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