Bildung für alle – Eine kleine Geschichte großer ... - Save the Children
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Schaubild 4: Deutsche ODA (in Milliarden Euro; und Prozent am BNE)<br />
Quelle: eigene Darstellung nach Germanwatch (2010), Tabelle 6; OECD (2010)<br />
Umso erstaunlicher ist es, dass in dieser Situation die Einführung innovativer Finanzierungsinstrumente<br />
zur Schließung von Finanzierungslücken lange Zeit keine Rolle in der politischen Debatte spielte.<br />
Zwar hatte bereits im Jahr 2002 die damalige Entwicklungsministerin Heidemarie WieczorekZeul bei<br />
dem Frankfurter Wirtschaftswissenschaftler Spahn eine Studie zur „Durchführbarkeit einer Devisentransaktionssteuer“<br />
in Auftrag gegeben, die die Machbarkeit grundsätzlich bestätigte und ein „Zwei<br />
SäulenKonzept“ anregte, welches eine minimale Abgabe von etwa 0,01 Prozent und eine höhere Abgabe<br />
zur Abwehr spekulativer Bewegungen vorsah. Auch war 2006 die Leading Group on Innovative Financing<br />
for Development entstanden, der sich Deutschland anschloss. Mit dem Innovative Financing<br />
Mechanism for Immunisation und dem Advanced Market Commitment for pneumococal vaccines<br />
konnten zwei Milliarden USDollar <strong>für</strong> bestimmte Impfprogramme aufgebracht werden. Einige Länder<br />
erhoben eine Abgabe auf Flugtickets und lenkten die Erlöse zumindest teilweise in die Entwicklungszusammenarbeit.<br />
In Deutschland profitierte die EZ von Erlösen aus der Versteigerung von Klimazertifikaten.<br />
Größere Erfolge waren jedoch <strong>alle</strong>n diesen Bemühungen nicht beschieden.<br />
Schließlich erhielt die jahrzehntealte Diskussion über eine internationale Steuer auf Devisen und Finanzgeschäfte<br />
sowohl international als auch in Deutschland neuen Auftrieb durch die Finanzkrise und die<br />
Diskussion um eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte. Bisher hat sie aber ebenfalls nicht zu greifbaren<br />
Ergebnissen geführt. Der Kampagne „Steuer gegen Armut“ gelang es innerhalb weniger Monate,<br />
eine OnlinePetition zugunsten einer Finanztransaktionssteuer mit 50 000 Unterschriften auf den Weg<br />
zu bringen und den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags damit zu befassen. Am 17. Mai erfolgte<br />
daraufhin eine Anhörung im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages. Die schwarzgelbe Koalition<br />
schlug in dieser Frage einige Kapriolen. Noch im Dezember 2009 sprach sich Entwicklungsminister<br />
Niebel ausdrücklich gegen die Besteuerung von Finanzgeschäften aus. Es werde sie in dieser Legislaturperiode<br />
nicht geben, da sie nicht im Koalitionsvertrag vereinbart worden sei. Trotz anhaltender Widerstände<br />
in FDP und CDU verfolgte Kanzlerin Merkel jedoch wegen der angespannten Haushaltslage und<br />
des großen öffentlichen Drucks bereits einen anderen Kurs und rügte ihren Minister wegen dieser voreiligen<br />
Festlegung. Sie versuchte gemeinsam mit dem französischen Staatspräsidenten Sarkozy, das Thema<br />
auf die internationale Agenda zu bringen, scheiterte aber letztlich insbesondere am Widerstand der<br />
USA, Kanadas und Großbritanniens. Der G20Gipfel in Toronto im Juni 2010 versagte der Initiative seine<br />
Unterstützung und erwähnte sie nicht einmal im Schlusskommuniqué. Ob es innerhalb der EU oder vielleicht<br />
auch nur im EuroRaum eine Finanztransaktionssteuer geben wird, muss als offen gelten. Auch<br />
wenn sich in der schwarzgelben Koalition zumindest zeitweise eine Mehrheit <strong>für</strong> einen solchen Schritt<br />
herausgebildet zu haben schien, lässt sich ein konsequentes Engagement der Bundesregierung in dieser<br />
Frage derzeit nicht wirklich erkennen. Davon abgesehen besteht auch überhaupt keine Klarheit darüber,<br />
in welchem Maß die durch eine solche Steuer generierten Finanzmittel <strong>für</strong> die Entwicklungszusammenarbeit<br />
zur Verfügung stehen würden oder da<strong>für</strong> herhalten müssten, Steuerlöcher zu stopfen.<br />
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Der deutsche Beitrag