Bildung für alle – Eine kleine Geschichte großer ... - Save the Children
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Vorwort<br />
<strong>Bildung</strong> muss Schwerpunkt deutscher Entwicklungszusammenarbeit werden!<br />
<strong>Bildung</strong> ist kein Geschenk, das nur Auserwählten zukommt, sondern ein Menschenrecht, das <strong>für</strong> <strong>alle</strong><br />
gilt. Regierungen auf der ganzen Welt, arme wie reiche Länder, stehen daher in der Pflicht, dieses Recht<br />
umzusetzen und zu garantieren. <strong>Bildung</strong> ist ein wichtiger Schlüssel zur Armutsbekämpfung und zur<br />
menschlichen Entwicklung. Sie ist eine entscheidende Voraussetzung <strong>für</strong> bessere Lebensstandards und<br />
demokratische Gesellschaften. Auf dem Weltbildungsforum in Dakar im April 2000 hat die internationale<br />
Gemeinschaft ein Zeichen gesetzt und den Aktionsplan „<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>alle</strong>“ verabschiedet. Die grundlegende<br />
Bedeutung von <strong>Bildung</strong> wurde im selben Jahr mit der Aufnahme in die MillenniumEntwicklungsziele<br />
der Vereinten Nationen bekräftigt. Bis zum Jahr 2015 sollen die „<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>alle</strong>“Ziele umgesetzt<br />
werden.<br />
Mithilfe internationaler Unterstützung sind in den vergangenen Jahren Fortschritte erzielt worden: Viele<br />
arme Länder haben große Anstrengungen unternommen, damit „<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>alle</strong>“ Wirklichkeit wird.<br />
Mehr Kinder haben Zugang zu <strong>Bildung</strong> erhalten, die Einschulungsraten <strong>für</strong> Mädchen sind gestiegen,<br />
neue Lernchancen <strong>für</strong> Erwachsene konnten geschaffen werden. Dies zeigt, dass mit politischem Willen,<br />
entschlossenem Handeln und den nötigen Ressourcen viel erreicht werden kann. Dennoch können die<br />
bisherigen Erfolge nicht wirklich zufriedenstellen. Weltweit sind heute immer noch 72 Millionen Kinder<br />
ohne Zugang zu Schulbildung und wenn der jetzige Trend sich fortsetzt, werden im Jahr 2015 noch<br />
56 Millionen Kinder nicht zur Schule gehen können.<br />
Die ärmsten Länder werden es aus eigener Kraft <strong>alle</strong>in nicht schaffen. Sie sind auf die weitere Unterstützung<br />
der Geberländer angewiesen. Doch steht zu be<strong>für</strong>chten, dass die Wirtschafts und Finanzkrise<br />
als Ausrede genutzt wird, um internationale Zusagen zur Verwirklichung der Millenniumsziele infrage<br />
zu stellen. Damit brechen die Geberländer ihre Versprechen und richten großen Schaden an. Der<br />
<strong>Bildung</strong>smangel in den armen Ländern verhindert eine nachhaltige Entwicklung und die Überwindung<br />
der Armut. Ausgaben <strong>für</strong> <strong>Bildung</strong> sind eine langfristige Bedingung <strong>für</strong> eine Entwicklung in Frieden.<br />
Aktuell fehlen 16 Milliarden USDollar jährlich zur Verwirklichung der „<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>alle</strong>“Ziele. Ein vergleichsweise<br />
<strong>kleine</strong>r Betrag angesichts der Unsummen, die weltweit <strong>für</strong> Bankenrettungsprogramme<br />
mobilisiert wurden. Diese Finanzierungslücke macht deutlich, dass die internationale Gebergemeinschaft<br />
ihr Versprechen bisher nicht eingelöst hat, wonach kein Land, das sich den „<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>alle</strong>“<br />
Zielen verpflichtet hat, an fehlenden Finanzmitteln scheitern dürfe. „<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>alle</strong>“ ist jedoch nur erreichbar,<br />
wenn sich die reichen Länder deutlich mehr als bisher engagieren. Gerade Deutschland steht<br />
hier in der Pflicht. Aktuell droht sogar eine Kürzung der bisher angesetzten Mittel. Dabei müssten die<br />
Haushaltsmittel <strong>für</strong> Entwicklungszusammenarbeit rasant auf 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommen<br />
(BNE) steigen. <strong>Bildung</strong> sollte dabei Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit werden.<br />
Die knapp 0,7 Prozent der deutschen Entwicklungshilfe, die bisher zur Förderung von Grundbildung zur<br />
Verfügung stehen, sind eindeutig zu wenig. Und es ist Augenwischerei, wenn die Bundesregierung Studienplatzkosten<br />
ausländischer Studierender in Deutschland der Entwicklungshilfe zurechnet. Die Zeit<br />
wird allmählich knapp. Nur noch fünf Jahre bleiben bis zum Jahr 2015, um „<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>alle</strong>“ zu verwirklichen.<br />
Den Worten müssen jetzt Taten folgen und Deutschland muss mit gutem Beispiel vorangehen.<br />
Es ist das Verdienst von Reinhard Hermle, Licht in dieses wenig beachtete Kapitel gebracht zu haben.<br />
Da<strong>für</strong> herzlichen Dank!<br />
Ich wünsche dieser Studie viele interessierte und engagierte Leserinnen und Leser, denn Kenntnis der<br />
Zusammenhänge ist die Voraussetzung, um mit dem nötigen Engagement und Durchsetzungsvermögen<br />
<strong>für</strong> die notwendige Korrektur in der Politik zu streiten.<br />
Ulrich Thöne<br />
Vorsitzender der GEW<br />
Frankfurt<br />
Juli 2010<br />
3<br />
Vorwort Ulrich Thöne, GEW