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Glossen - Roland Welcker

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wär' auch ein Jahrzehnt des Weltuntergangs dazwischen, kein Zweifel rüttelt.<br />

Die alte Garde lebt, aber auch die junge ist da, es behielt sie nicht. Geh außer<br />

Landes und nimm dir vor, übers Jahr auf den Tag um halb eins auf dem linken<br />

Trottoir der Kärntnerstraße diese rüstige Kompanie dem Zivilstande Angehöriger<br />

zu finden. Die Zeit ging hin mit ihren Stürmen. Lebfroh, todfroh, von der<br />

Sonne beschienen, stehen sie da. Verkleidete, mit kurzem Rockerl und Monokerl<br />

treten lachend hinzu. Scherzworte schwirren. Rings hat sich manches<br />

doch verändert, mehr Krücken kommen vorbei, wo jene stehn, kaum ist Platz<br />

zum Vorbeihumpeln. Die Stadt war sich immer unentbehrlich, aber nun erst<br />

scheint sie zu wissen, wie recht sie hatte. 's wird schöne Maderln geben und<br />

wir wern immer leben. Und indem ich sie ganz nahe betrachte, ob nicht doch<br />

eine Falte auf die geschichtliche Umwälzung weist, entdecke ich, daß sie alle<br />

längst gestorben sind und nur aus Prestigerücksichten mittags ausgestellt<br />

werden. Lebten sie, sie hätten im großen Durcheinander doch wenigstens<br />

eine Stunde wahrhaft erlebt, nämlich die, welche zwischen Sommerzeit und<br />

Winterzeit ist.<br />

100<br />

* * *<br />

EIN GENUSS! — EIN GENUSS! — EIN GENUSS!<br />

»(Der Schützengraben im Prater) ist jetzt in diesen heißen Sommertagen<br />

ein idyllischer Aufenthaltsort; wenn man all das Interessante,<br />

das im Schützengraben zu sehen ist, genossen hat, kann<br />

man sich unter den mächtigen alten Eichen, bei trefflicher Militärmusik,<br />

in den Restaurants und Cafés köstlich erholen … «<br />

* * *<br />

GRENZEN DER MENSCHHEIT<br />

» ... Die Ereignisse von gestern haben dem Gegner zwischen Maurepas<br />

und der Somme unsere vorderen Gräben gegeben, oder besser,<br />

ein Chaos von Sand und Stein und Erde, wie es die Millionen<br />

von Granaten in den jüngsten Tagen geschaffen hatten ... Die Munition<br />

war in einer noch nie dagewesenen Menge aufgestapelt.<br />

Der Feind hatte zu einem artilleristischen Hauptschlag gerüstet.<br />

Das Feuer hielt schon seit Tagen in dem starken Takt an, den ihm<br />

der moderne Krieg gegeben hat. Ich sah in der jüngsten Zeit die<br />

unzähligen Einschläge der feindlichen Granaten, die erst die Einleitung<br />

zu dem Trommelfeuer neuesten Stils bildeten. Es tobte die<br />

ganze Sommefront entlang, aber es war immer noch der Beginn,<br />

der schwächere Anfang zu dem tollsten Geschützfeuer, das die<br />

Welt je erlebte ... «<br />

» ... Seit Wochen schon bildete es in Wiener Theaterkreisen eine<br />

Sensation, daß Mizzi Zwerenz und Fritz Werner sich als neue<br />

Stätte für ihr künstlerisches Wirken das Apollotheater erkoren<br />

hatten ... Das Entree der Zwerenz: »Ich sing den ganzen Tag«,<br />

dann das Duett mit Werner: Urschula geh' her, genier' dich<br />

nicht«, schlugen im Vorspiel kräftig ein. Der »Millionenmarsch«<br />

ist der richtige Reißer und scheint berufen, der Nachfolger des<br />

»Fliegermarsches« zu werden. Einschmeichelnd und süß ist das

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