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Vergleichende Analyse der Tourismusförderung in der Schweiz und in Österreich

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<strong>Vergleichende</strong> <strong>Analyse</strong><br />

<strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Österreich</strong><br />

16.05.2013<br />

<strong>Vergleichende</strong> <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong>


E<strong>in</strong>leitung<br />

2 | Tourismusbank<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Entwicklungen über die letzten Jahre im <strong>Schweiz</strong>er Tourismus sowie <strong>der</strong><br />

jüngsten E<strong>in</strong>flüsse (Wirtschaftskrise, starker Franken, Annahme <strong>der</strong> Zweitwohnungs<strong>in</strong>itiative) werden <strong>in</strong><br />

Tourismuskreisen oft Stimmen laut, das <strong>Schweiz</strong>er Modell <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ungspolitik im Tourismusbereich zu<br />

überdenken. Als Vorbild wird oft das österreichische Modell genannt, welches als sehr erfolgreich gilt. Im<br />

folgenden Beitrag wird dieses etwas genauer beleuchtet <strong>und</strong> mit dem För<strong>der</strong>modell <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> verglichen. Von<br />

beson<strong>der</strong>em Interesse s<strong>in</strong>d dabei die <strong>Schweiz</strong>erische Gesellschaft für Hotelkredit (SHG) <strong>und</strong> die <strong>Österreich</strong>ische<br />

Hotel- <strong>und</strong> Tourismusbank (ÖHT) sowie die jeweiligen Empfänger von <strong>der</strong>en För<strong>der</strong>leistungen. Ausserdem wird<br />

<strong>der</strong> Frage nachgegangen, ob <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> auch die Seilbahnen von den För<strong>der</strong>leistungen <strong>der</strong> ÖHT profitieren.<br />

Exogene Faktoren wirtschaftlicher Art (Wirtschaftskrise, starker Franken) sowie endogene Faktoren im Bereich<br />

Raumplanung, namentlich die Annahme <strong>der</strong> Volks<strong>in</strong>itiative „Schluss mit uferlosem Bauen“, stellen<br />

ernstzunehmende Herausfor<strong>der</strong>ungen für den <strong>Schweiz</strong>er Tourismus dar. Kommt h<strong>in</strong>zu, dass <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren <strong>der</strong> Konkurrenzkampf <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> weltweiten Erschliessung neuer Dest<strong>in</strong>ationen <strong>und</strong> kont<strong>in</strong>uierlich<br />

fallen<strong>der</strong> Flugpreise deutlich zugenommen hat <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Nachfrageseite zu entsprechenden Verschiebungen<br />

führte. Dies g<strong>in</strong>g für die <strong>Schweiz</strong> mit e<strong>in</strong>em deutlichen Verlust an Marktanteilen e<strong>in</strong>her. E<strong>in</strong> weiterer<br />

Wettbewerbsnachteil für die <strong>Schweiz</strong> ist die vielfach veraltete touristische Infrastruktur. Denn als Folge <strong>der</strong><br />

Immobilienkrise Anfang <strong>der</strong> 1990er Jahre kam es zu e<strong>in</strong>em Investitionsstau: Neu- <strong>und</strong> Umbau<strong>in</strong>vestitionen im<br />

Bereich <strong>der</strong> Gastbetriebe bewegten sich auf e<strong>in</strong>em vergleichsweise tiefen Niveau. Dies wirkte sich nicht nur<br />

negativ auf die Kapazität <strong>der</strong> Hotelbetriebe, son<strong>der</strong>n auch auf <strong>der</strong>en Qualität, Produktivität <strong>und</strong> somit <strong>der</strong>en<br />

Wettbewerbsfähigkeit aus. In den letzten Jahren nahm die Investitionstätigkeit wie<strong>der</strong> zu. Um mit <strong>der</strong><br />

Konkurrenz mithalten zu können, ist <strong>der</strong> Investitionsbedarf <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> jedoch nach wie vor hoch. E<strong>in</strong>e<br />

räumliche <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Investitionen im <strong>Schweiz</strong>er Tourismus ergibt e<strong>in</strong> heterogenes Bild: die meisten<br />

Investitionen im <strong>Schweiz</strong>er Gastgewerbe fielen <strong>in</strong> den Deutschschweizer Städten an, im Alpenkamm blieben die<br />

Investitionen vergleichsweise ger<strong>in</strong>g. E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Schwäche <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>er Hotellerie ist <strong>der</strong>en<br />

kle<strong>in</strong>gewerbliche Branchenstruktur (ca. 46% <strong>der</strong> Hotels bieten weniger als 25 Betten an). In den letzten Jahren<br />

konnte jedoch tendenziell e<strong>in</strong>e Zunahme <strong>der</strong> durchschnittlichen Betriebsgrösse beobachtet werden. Diese<br />

Entwicklung geht jedoch zu Lasten <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>betriebe, welche mit Problemen wie Investitionsrückstau,<br />

s<strong>in</strong>kenden Renditen <strong>und</strong> ungelösten Nachfolgeregelungen kämpfen. E<strong>in</strong>e weitere Herausfor<strong>der</strong>ung stellen die<br />

grossen Nachfrageschwankungen dar, welche <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf den Wechselkurs, die Konjunktur, aber auch<br />

das Wetter zurückgeführt werden können. Die starke saisonale Abhängigkeit führt zu Überkapazitäten<br />

ausserhalb <strong>der</strong> Spitzenzeiten. Wie an<strong>der</strong>norts ist auch die <strong>Schweiz</strong>er Hotellerie durch e<strong>in</strong>e ungenügende<br />

Ertragskraft, e<strong>in</strong>e schmale Eigenkapitalbasis, e<strong>in</strong>e starke Verschuldung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en grossen Investitionsbedarf<br />

gekennzeichnet. Nicht zuletzt wirken sich auch <strong>der</strong> Klimawandel <strong>und</strong> die Umweltgefährdung generell auf den<br />

Tourismus aus. Die Tourismusregionen stehen vor <strong>der</strong> Aufgabe, auch diesen Aspekten bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong><br />

jeweiligen Angebotspalette Rechnung zu tragen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e entsprechende Diversifizierung vorzunehmen.<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> dieser für den <strong>Schweiz</strong>er Tourismus relevanten Entwicklungen werden oft Stimmen laut,<br />

das <strong>Schweiz</strong>er Modell zur Unterstützung <strong>der</strong> Tourismusbranche zu überdenken. Als Vorbild wird oftmals das<br />

österreichische Modell herbeigezogen. In <strong>Österreich</strong> existiert nämlich bereits seit 1947 e<strong>in</strong>e sogenannte<br />

Tourismusbank, welche als nationale Anlaufstelle für För<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzierungen <strong>der</strong> Tourismus- <strong>und</strong><br />

Freizeitwirtschaft fungiert. Auch <strong>in</strong> Frankreich wurde kürzlich die erste Tourismusbank e<strong>in</strong>gerichtet. Die<br />

Initiative g<strong>in</strong>g vom „Crédit agricole mutuel Pyrénées-Gascogne“ aus, welche die drei Departemente Gers,<br />

Hautes-Pyrénées <strong>und</strong> Pyrénées-Atlantiques umfasst. E<strong>in</strong> Postulat, welches im Juni 2012 auf nationaler Ebene<br />

e<strong>in</strong>gereicht wurde, hat nun zum Ziel, auch für die <strong>Schweiz</strong> e<strong>in</strong>e solche Tourismusbank zu errichten.<br />

Nachfolgend werden die beiden Modelle vorgestellt.


Tourismusför<strong>der</strong>ung des <strong>Schweiz</strong>er B<strong>und</strong>es<br />

3 | Tourismusbank<br />

Die Tourismusför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> ist auf nationaler Ebene im SECO (Staatssekretariat für Wirtschaft)<br />

anzusiedeln. Innerhalb des SECO untersteht sie <strong>der</strong> Direktion für Standortför<strong>der</strong>ung (DS). Auf B<strong>und</strong>esebene<br />

stehen <strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung die folgenden direkten Instrumente zur Verfügung:<br />

• Innotour: Am 1. Februar 2012 traten die totalrevidierten Gesetzesgr<strong>und</strong>lagen über die För<strong>der</strong>ung von<br />

Innovation, Zusammenarbeit <strong>und</strong> Wissensaufbau im Tourismus (Innotour) <strong>in</strong> Kraft. Auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage<br />

dieser Gesetze können F<strong>in</strong>anzhilfegesuche beim Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) e<strong>in</strong>gereicht<br />

werden. Für die Jahre 2012-2015 bewilligte das Eidgenössische Parlament e<strong>in</strong>en Verpflichtungskredit<br />

von CHF 20 Mio. Das För<strong>der</strong>programm Innotour basiert auf den Pfeilern Innovation, Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> Wissensaufbau.<br />

Das neue För<strong>der</strong>konzept von Innotour<br />

Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO): Das För<strong>der</strong>programm Innotour,<br />

http://www.seco.adm<strong>in</strong>.ch/<strong>in</strong>notour/<strong>in</strong>dex.html?lang=de<br />

Innotour ist national ausgerichtet <strong>und</strong> unterstützt somit nur Verb<strong>und</strong>projekte von mehreren<br />

Unternehmen/Organisationen. E<strong>in</strong>zelbetriebliche Subventionen s<strong>in</strong>d nicht möglich. Bei Innotour geht<br />

es <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie darum, <strong>in</strong> den Dest<strong>in</strong>ationen e<strong>in</strong> günstiges Innovationsklima zu schaffen <strong>und</strong> so<br />

Innovationen zu för<strong>der</strong>n, die zur Stärkung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> Dest<strong>in</strong>ationen beitragen. Die<br />

Innovationsför<strong>der</strong>ung soll das Problem an <strong>der</strong> Wurzel packen <strong>und</strong> dort ansetzen, wo das touristische<br />

Angebot am ausbaufähigsten ist. Die Schaffung neuer Geschäftsmöglichkeiten, sowie die<br />

Verbesserung <strong>der</strong> bestehenden Dienstleistungen stehen dabei im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. E<strong>in</strong> weiterer


4 | Tourismusbank<br />

Schwerpunkt liegt auf <strong>der</strong> Zusammenarbeit. E<strong>in</strong>zelne Dienstleistungen sollen verknüpft, daraus<br />

resultierende Produkte geme<strong>in</strong>sam entwickelt <strong>und</strong> abgesetzt werden. Dies dient e<strong>in</strong>erseits <strong>der</strong><br />

Kostene<strong>in</strong>sparung <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits <strong>der</strong> Optimierung des Nutzens, welcher <strong>der</strong> K<strong>und</strong>e bzw. die K<strong>und</strong><strong>in</strong><br />

davon hat. Solche Verb<strong>und</strong>projekte dienen dazu, die Wettbewerbsfähigkeit des <strong>Schweiz</strong>er Tourismus<br />

zu steigern. Neu gibt es e<strong>in</strong>en dritten Schwerpunkt bei Innotour. Dabei geht es um den Wissensaufbau<br />

<strong>und</strong> die Verbreitung dieses Wissens, sowie um die Verbesserung <strong>der</strong> Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung. Die<br />

Arbeitsplätze <strong>in</strong> den Dest<strong>in</strong>ationen sollen an Attraktivität gew<strong>in</strong>nen, um <strong>der</strong> Abwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

qualifizierten Arbeitskräfte <strong>in</strong> die Metropolräume entgegenzuwirken. Dabei spielt das<br />

Erfahrungswissen, welches <strong>in</strong> den Betrieben <strong>und</strong> Dest<strong>in</strong>ationen erworben werden kann, e<strong>in</strong>e grosse<br />

Rolle. Durch e<strong>in</strong>en effizienten Wissensaufbau kann die Arbeitsproduktivität im Tourismus verbessert<br />

werden, welches e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Hauptziele des <strong>Schweiz</strong>er Tourismus ist. Das SECO arbeitet auch daran, die<br />

statistischen Gr<strong>und</strong>lagen zu verbessern. Das Wissen soll ausserdem möglichst viele Akteure erreichen,<br />

weshalb das SECO im Bereich <strong>der</strong> Kommunikation tätig ist. E<strong>in</strong> weiteres Ziel besteht dar<strong>in</strong>, den<br />

Erfahrungsaustausch auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Innotour-Projekte zu verstärken.<br />

Das För<strong>der</strong><strong>in</strong>strument Innotour schafft zwar Anreize, belässt die F<strong>in</strong>anzierungs- <strong>und</strong><br />

Managementverantwortung jedoch bei den Projektträgern. Über Innotour können ausschliesslich<br />

e<strong>in</strong>malige Anschubhilfen bezogen werden, was den Aspekt <strong>der</strong> Eigenverantwortung zusätzlich<br />

verstärkt. E<strong>in</strong>e Auswahl von aktuellen Innotour-Projekten, bef<strong>in</strong>det sich auf <strong>der</strong> Website des<br />

Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO):<br />

http://www.seco.adm<strong>in</strong>.ch/<strong>in</strong>notour/04812/04817/<strong>in</strong>dex.html?lang=de<br />

• <strong>Schweiz</strong> Tourismus: Diese öffentlich-rechtliche Institution wirkt als Market<strong>in</strong>g- <strong>und</strong><br />

Verkaufsorganisation <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>. Sie ist für die Ankurblung <strong>der</strong> Nachfrage für die <strong>Schweiz</strong> als Reise-<br />

<strong>und</strong> Tourismusland sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> als auch im Ausland zuständig.<br />

• Über die <strong>Schweiz</strong>erische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) för<strong>der</strong>t <strong>der</strong> B<strong>und</strong> die <strong>Schweiz</strong>er<br />

Beherbergungswirtschaft. Per 31.12.2012 verfügte diese öffentlich-rechtliche E<strong>in</strong>richtung über<br />

z<strong>in</strong>sfreie Darlehen des B<strong>und</strong>es im Umfang von r<strong>und</strong> CHF 235.7 Mio. H<strong>in</strong>zu kommen e<strong>in</strong><br />

Genossenschaftskapital von r<strong>und</strong> CHF 27 Mio. <strong>und</strong> Reserven (<strong>in</strong>kl. Gew<strong>in</strong>nvortrag) von r<strong>und</strong> CHF 14<br />

Mio. Das Hauptgeschäftsfeld <strong>der</strong> SGH ist die Vergabe von z<strong>in</strong>sgünstigen Darlehen.<br />

Zudem wird <strong>der</strong> Tourismus <strong>in</strong>direkt über die folgenden Instrumente unterstützt:<br />

• KMU-Politik: Unternehmen <strong>der</strong> Tourismus- <strong>und</strong> Beherbergungswirtschaft können auch von <strong>der</strong> KMU-<br />

För<strong>der</strong>ung profitieren. So können beispielsweise im Rahmen von Unternehmensgründungen <strong>und</strong> -<br />

übernahmen Bürgschaften e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />

• Neue Regionalpolitik (NRP): Die NRP hat zum Ziel, die Wertschöpfung <strong>und</strong> die Wettbewerbsfähigkeit<br />

e<strong>in</strong>zelner Regionen zu stärken, wobei die Unterstützung von Projekten im Tourismus gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

möglich ist. Das Unterstützen des Strukturwandels im Tourismus bildet nämlich e<strong>in</strong>en<br />

För<strong>der</strong>schwerpunkt im Mehrjahresprogramm <strong>der</strong> NRP. R<strong>und</strong> 40% (485 Projekte, vgl. Grafik) aller NRP-<br />

Projekte fielen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzungsperiode 2008-2011 <strong>in</strong> den Bereich Tourismus. Von den <strong>in</strong>vestierten<br />

Gel<strong>der</strong>n flossen sogar r<strong>und</strong> die Hälfte <strong>in</strong> Tourismusprojekte.


600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

485<br />

300<br />

129<br />

110<br />

80<br />

5 | Tourismusbank<br />

60 51<br />

NRP-Projekte 2008 – 2011 (CHMOS): Anzahl Projekte nach För<strong>der</strong>schwerpunkt (<strong>in</strong> absoluten Werten)<br />

Quelle: SECO, Datenquelle: CHMOS 2008-11 (absolute Werte)<br />

Der Tourismus wurde folglich <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Phase prioritär geför<strong>der</strong>t, für die zweite<br />

Umsetzungsperiode wird e<strong>in</strong>e ähnliche Tendenz erwartet. Während Innotour Projekte auf nationaler<br />

Ebene för<strong>der</strong>t <strong>und</strong> auch die Städte unterstützt, kommt die NRP bei regionalen <strong>und</strong> überregionalen<br />

Projekten <strong>in</strong> Berggebieten, im ländlichen Raum im Allgeme<strong>in</strong>en <strong>und</strong> <strong>in</strong> Grenzgebieten zum E<strong>in</strong>satz. Für<br />

die Bewilligung <strong>der</strong> NRP Projekte s<strong>in</strong>d die Kantone verantwortlich. Diese beteiligen sich ausserdem bei<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Projekten f<strong>in</strong>anziell <strong>in</strong> gleichem Masse wie <strong>der</strong> B<strong>und</strong>. E<strong>in</strong>zelne Betriebe können im<br />

Rahmen <strong>der</strong> NRP nicht subventioniert werden.<br />

• Fiskalpolitik: MWST-Son<strong>der</strong>satz: 1996 wurde für die Beherbergungsleistungen e<strong>in</strong> Mehrwertsteuer-<br />

Son<strong>der</strong>satz e<strong>in</strong>geführt. Heute liegt dieser bei 3.8%, <strong>der</strong> Normalsatz h<strong>in</strong>gegen beträgt 8%. Dieser<br />

ermässigte Steuersatz war e<strong>in</strong>e Reaktion auf den Notstand <strong>der</strong> Tourismusbranche Mitte <strong>der</strong> 1990er<br />

Jahre <strong>und</strong> war ursprünglich als vorübergehende Massnahme gedacht.<br />

Diese Übersicht zeigt, wie vielfältig die Anlaufstellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> s<strong>in</strong>d, wenn es darum geht, För<strong>der</strong>mittel im<br />

Bereich des Tourismus zu erhalten. Im Gegensatz dazu funktioniert die <strong>Österreich</strong>ische Hotel- <strong>und</strong><br />

Tourismusbank (ÖHT) vorwiegend nach dem Pr<strong>in</strong>zip des one-stop-shop <strong>und</strong> stellt somit im Bereich <strong>der</strong><br />

Tourismusför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> die zentrale Hauptanlaufstelle <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ationsstelle dar.<br />

Auf kantonaler Ebene werden oft im Rahmen <strong>der</strong> Regionalentwicklungspolitik zusätzliche Mittel für den<br />

Tourismus e<strong>in</strong>gesetzt. Im Kanton Wallis beispielsweise reicht das För<strong>der</strong>angebot für die Hotellerie von<br />

z<strong>in</strong>sgünstigen o<strong>der</strong> z<strong>in</strong>slosen Darlehen über Z<strong>in</strong>skostenbeiträge bis h<strong>in</strong> zu Beiträgen an externe<br />

30


6 | Tourismusbank<br />

Beratungsleistungen. Die rechtlichen Gr<strong>und</strong>lagen bilden das Gesetz über die kantonale Wirtschaftspolitik vom<br />

11. Februar 2000 sowie Art. 32 des Gesetzes über den Tourismus vom 9. Februar 1996. Am 13. Februar 2013<br />

überwies <strong>der</strong> Walliser Grosse Rat aus den Reihen <strong>der</strong> CVP ausserdem e<strong>in</strong> Postulat mit dem Ziel <strong>der</strong> Errichtung<br />

e<strong>in</strong>es kantonalen Fonds zur f<strong>in</strong>anziellen Unterstützung <strong>der</strong> touristischen Infrastruktur. Dieser soll mit Gel<strong>der</strong>n<br />

vom Kanton, aus den Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kantonalbank versorgt werden, welche für den Bau <strong>und</strong> die<br />

Sanierung <strong>der</strong> touristischen Infrastruktur vorgesehen s<strong>in</strong>d.<br />

Die <strong>Schweiz</strong>erische Gesellschaft für Hotelkredit<br />

E<strong>in</strong> kurzer Überblick<br />

Die rechtliche Basis <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>erischen Gesellschaft für Hotelkredit (SGH), welche e<strong>in</strong>e öffentlich-rechtliche<br />

Genossenschaft ist, bildet das B<strong>und</strong>esgesetz über die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beherbergungswirtschaft vom 20. Juni<br />

2003. Per 31. Dezember 2011 waren 796 Genossenschafter e<strong>in</strong>getragen. Die bedeutendsten Kapitaleigner s<strong>in</strong>d<br />

die Banken mit CHF 12.9 Mio., <strong>der</strong> B<strong>und</strong> mit CHF 6 Mio., die Kantone <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den mit CHF 3.3 Mio., sowie<br />

die Beherbergungswirtschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Partner mit CHF 0.8 Mio. Das Ziel dieser E<strong>in</strong>richtung ist es, „die<br />

Wettbewerbsfähigkeit <strong>und</strong> Nachhaltigkeit <strong>der</strong> Beherbergungswirtschaft zu erhalten <strong>und</strong> zu verbessern“<br />

(www.sgh.ch). Die SGH vergibt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nachrangige Darlehen an Beherbergungsbetriebe <strong>in</strong> festgelegten<br />

Fremdenverkehrsgebieten <strong>und</strong> Badekurorten. Die SGH kann auch Darlehen Dritter übernehmen. Es geht vor<br />

allem darum, Betriebe, welche e<strong>in</strong>e gute Ertragslage, jedoch e<strong>in</strong>en Mangel an Eigenkapital aufweisen, zu<br />

för<strong>der</strong>n. So kann <strong>der</strong>en Existenz auf dem Markt nachhaltig gesichert werden. E<strong>in</strong> zweiter Schwerpunkt <strong>der</strong> SGH<br />

ist <strong>der</strong>en Beratungsleistung. Dazu gehören Unternehmensbewertungen, Machbarkeitsstudien,<br />

F<strong>in</strong>anzierungsprüfungen, regionale För<strong>der</strong>programme o<strong>der</strong> z.B. Gutachten im Bereich Lex Koller. Die SGH<br />

gestaltet geeignete Instrumente <strong>und</strong> för<strong>der</strong>t den Wissenstransfer zugunsten <strong>der</strong> Beherbergungsbranche.<br />

2008 2009 2010 2011<br />

Anzahl Mandate 61 68 83 81<br />

Betroffenes Investitionsvolumen<br />

<strong>in</strong> Mio. CHF<br />

n.v. 1‘628 445 698<br />

Kennzahlen Beratung SGH<br />

In Anlehnung an: SGH, Kennzahlen, http://www.sgh.ch/unternehmen/kennzahlen


7 | Tourismusbank<br />

Wer wird von <strong>der</strong> SGH geför<strong>der</strong>t?<br />

Die SGH gewährt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nachrangige Darlehen an Beherbergungsbetriebe (Eigentümer- <strong>und</strong><br />

Mietbetriebe) <strong>in</strong> Tourismusgebieten <strong>und</strong> Badekurorten. Dazu gehören Hotels, Gasthöfe, Motels <strong>und</strong><br />

Beherbergungsbetriebe <strong>der</strong> Parahotellerie <strong>und</strong> die dazugehörigen konzeptkonformen Gr<strong>und</strong>stücke, Bauten,<br />

Räumlichkeiten, Installationen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen. E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e För<strong>der</strong>ungswürdigkeit fällt den folgenden<br />

Bereichen zu:<br />

- Innovationen <strong>und</strong> Unternehmertum: Das Geschäftsmodell, die Bauweise, Vermarktung <strong>und</strong> Angebot<br />

o<strong>der</strong> Kooperation können Thema se<strong>in</strong>.<br />

- Stärkung von Wertschöpfung o<strong>der</strong> Wertschöpfungssystemen sowie soziale Nachhaltigkeit:<br />

Massgebend s<strong>in</strong>d Impulse für vor- o<strong>der</strong> nachgelagerte Unternehmen, also e<strong>in</strong>e Multiplikatorwirkung,<br />

wie auch Kooperations- <strong>und</strong> Synergieeffekte.<br />

- Ökologische Nachhaltigkeit: Hierbei geht es um die Umsetzung von Standards, welche über die<br />

M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen h<strong>in</strong>ausgehen, beispielsweise M<strong>in</strong>ergie P o<strong>der</strong> Standards anerkannter Labels.<br />

Die SGH fungiert als e<strong>in</strong>e Art Lückenf<strong>in</strong>anzierer, <strong>in</strong>dem sie unterstützend e<strong>in</strong>greift, wenn das Eigenkapital nicht<br />

ausreicht, um e<strong>in</strong>en Bankkredit zu erlagen. Sie richtet sich folglich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e an kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> mittelgrosse<br />

Hotels <strong>in</strong> Tourismusregionen mit saisonalen Schwankungen, welche aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er anlage<strong>in</strong>tensiven<br />

Infrastruktur über wenig Eigenkapital verfügen. Gr<strong>und</strong>sätzlich stehen die För<strong>der</strong>ungen aber e<strong>in</strong>em breiten<br />

Spektrum von Beherbergungsbetrieben, Eigentümer- <strong>und</strong> Mietbetrieben offen.<br />

Unter Berücksichtigung <strong>der</strong> legalen Grenze des Ertragswerts dürfte die SGH theoretisch 100% e<strong>in</strong>er<br />

Gesamt<strong>in</strong>vestition f<strong>in</strong>anzieren. So ist es gut möglich, dass beispielsweise bei Renovations- <strong>und</strong><br />

Ausbauprojekten <strong>der</strong> Anteil an Fremdkapital zu 100% von <strong>der</strong> SGH übernommen wird. In Anlehnung an das<br />

theoretische Gr<strong>und</strong>modell, wonach die Bank 50-70%, die SGH 30-40% des Fremdkapitals beisteuert <strong>und</strong> das<br />

Eigenkapital die restlichen 10-20% ausmacht, ist es üblich, dass sich die SGH bei neuen Projekten folglich am<br />

Referenzwert von ca. 35% orientiert. Je nach Situation werden auch bereits bestehende Darlehen<br />

übernommen, falls dies für den Betrieb erfolgsversprechend ist.<br />

Die folgende Grafik gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die Entwicklung <strong>der</strong> bewilligten Kredite <strong>der</strong> SGH über die Jahre<br />

1998 bis 2012. Die rückläufige Entwicklung bis h<strong>in</strong> zur E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> Bürgschaften war beabsichtigt, da das<br />

B<strong>und</strong>esgesetz über die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beherbergungswirtschaft von 2003 ke<strong>in</strong>e neuen Bürgschaften als<br />

Kredit<strong>in</strong>strumente vorsieht. Die Summe <strong>der</strong> bewilligten Kredite wuchs ab 2003 kont<strong>in</strong>uierlich bis 2009. Für die<br />

Jahre 2010 <strong>und</strong> 2011 nahm die Summe <strong>der</strong> jährlich bewilligten Kredite wie<strong>der</strong> etwas ab. Im Jahr 2012 stiegen<br />

die bewilligten Kredite jedoch von CHF 25.4 Mio. im Jahr 2011 auf CHF 43.3 Mio. an. Seit dem Beg<strong>in</strong>n des<br />

neuen Milleniums kann gr<strong>und</strong>sätzlich e<strong>in</strong> Aufwärtstrend beobachtet werden. Die Unterstützungsleistungen <strong>der</strong><br />

SGH s<strong>in</strong>d von grosser volkswirtschaftlicher Relevanz für die Beherbergungswirtschaft sowie für die vor- <strong>und</strong><br />

nachgelagerten Branchen: Das durch ihre För<strong>der</strong>leistungen ausgelöste Investitionsvolumen betrug <strong>in</strong> den<br />

Jahren 2007 bis 2009 jährlich durchschnittlich CHF 164 Mio.


50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

6.3<br />

13.1<br />

4.3<br />

9.5 8.8 7.1<br />

11.8 14.4<br />

21 21<br />

Entwicklung <strong>der</strong> durch die SGH jährlich bewilligten Kredite (<strong>in</strong> Mio. CHF)<br />

In Anlehnung an: SGH, Geschäftsberichte 2007/2011<br />

8 | Tourismusbank<br />

Welches s<strong>in</strong>d die Schwerpunkte <strong>der</strong> Investitionstätigkeit <strong>der</strong> SGH?<br />

Über die Zweckbestimmungen <strong>der</strong> von <strong>der</strong> SGH bewilligten Kredite gibt die folgende Tabelle Auskunft:<br />

2012 2012 <strong>in</strong> % 2011 2011 <strong>in</strong> % 2010 2010 <strong>in</strong> %<br />

Hotelerneuerungen 23.4 54.0% 8.1 31.9% 10.2 38.9%<br />

Hotelkäufe 8.6 19.9% 8.6 33.9% 1.3 5.0%<br />

Neubauten 8.9 20.6% 6.5 25.6% 12.1 46.2%<br />

Ablösungen 2.4 5.5% 2.2 8.7% 2.6 9.9%<br />

Total 43.3 100.0% 25.4 100.0% 26.2 100.0%<br />

27.4<br />

Zweckbestimmungen <strong>der</strong> bewilligten Darlehen, <strong>in</strong> Mio. CHF<br />

In Anlehnung an: SGH, Geschäftsbericht 2012<br />

34.3<br />

26.2 25.4<br />

43.3<br />

Bürgschaften<br />

Darlehen


Tourismusför<strong>der</strong>ung des österreichischen B<strong>und</strong>es<br />

9 | Tourismusbank<br />

In <strong>Österreich</strong> existiert seit 1947 e<strong>in</strong>e sogenannte Tourismusbank zur För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong><br />

Tourismus- <strong>und</strong> Freizeitwirtschaft auf nationaler Ebene.<br />

Die Regelung von spezifisch tourismuswirtschaftlichen Bereichen ist <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich Landessache.<br />

So verfügt jedes e<strong>in</strong>zelne Land über e<strong>in</strong> eigenes Fremdenverkehrs- bzw. Tourismusgesetz.<br />

Auf B<strong>und</strong>esebene ist die Tourismuspolitik beim B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Familie <strong>und</strong> Jugend<br />

(BMWFJ) angesiedelt. Das BMWFJ legt die strategischen Zielsetzungen <strong>der</strong> b<strong>und</strong>esweiten Tourismuspolitik <strong>und</strong><br />

die konkreten Handlungsfel<strong>der</strong> <strong>und</strong> Zielsetzungen fest. Innerhalb des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Wirtschaft,<br />

Familie <strong>und</strong> Jugend kümmert sich die Sektion III um das Themenfeld „Tourismus <strong>und</strong> historische Objekte“. Die<br />

Abteilung III/4 wie<strong>der</strong>um ist für die Tourismus-För<strong>der</strong>ungen zuständig <strong>und</strong> arbeitet eng mit <strong>der</strong> Tourismusbank<br />

(ÖHT) zusammen.<br />

Tourismusför<strong>der</strong>ung des B<strong>und</strong>es <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

In Anlehnung an: Hartl (2010)<br />

* ERP: European Recovery Program


Quellen <strong>der</strong> touristischen För<strong>der</strong>ung<br />

Quellen für touristische För<strong>der</strong>mittel <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> s<strong>in</strong>d die EU, <strong>der</strong> B<strong>und</strong> <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>.<br />

10 | Tourismusbank<br />

Auf EU-Ebene werden die touristischen För<strong>der</strong>ungen im EU-Strukturfonds <strong>und</strong> im Europäischen<br />

Landwirtschaftsfonds (Periode 2007-2013) mit den dazugehörigen Programmen geregelt. Auf B<strong>und</strong>esebene<br />

wird die touristische För<strong>der</strong>ung über das BHG (B<strong>und</strong>eshaushaltsgesetz), das KMU-För<strong>der</strong>gesetz, das Austria<br />

Wirtschaftsservice-Gesetz, die ARR (Allgeme<strong>in</strong>e Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien für die Gewährung von För<strong>der</strong>ungen aus<br />

B<strong>und</strong>esmitteln) <strong>und</strong> Son<strong>der</strong>richtl<strong>in</strong>ien geför<strong>der</strong>t. Ausserdem stehen Mittel aus den ERP-Fonds (European<br />

Recovery Program) zur Verfügung.<br />

Auf Ebene <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> bestimmen die jeweiligen Tourismus-Gesetze <strong>und</strong> Richtl<strong>in</strong>ien die<br />

För<strong>der</strong>ungsbed<strong>in</strong>gungen. Die folgende Grafik veranschaulicht die Herkunft <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen Mittel.<br />

Quellen <strong>der</strong> touristischen För<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

In Anlehnung an: Hartl (2010)


Die österreichische Hotel- <strong>und</strong> Tourismusbank (ÖHT)<br />

E<strong>in</strong> kurzer Überblick<br />

11 | Tourismusbank<br />

Die österreichische Hotel- <strong>und</strong> Tourismusbank (ÖHT) arbeitet eng mit dem B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft,<br />

Familie <strong>und</strong> Jugend sowie dem B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für F<strong>in</strong>anzen <strong>und</strong> den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n bzw. <strong>der</strong>en<br />

För<strong>der</strong>e<strong>in</strong>richtungen zusammen <strong>und</strong> übernimmt e<strong>in</strong>e Koord<strong>in</strong>ationsfunktion. Die ÖHT verfügt per 31.12.2011<br />

über e<strong>in</strong> Stammkapital von 11.6 Mio. Euro <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Eigenkapital von 31.7 Mio. Euro. Wie bei <strong>der</strong> SGH steht auch<br />

bei <strong>der</strong> ÖHT die unterstützende F<strong>in</strong>anzierung mit z<strong>in</strong>sgünstigen Kreditmitteln im Zentrum. Die ÖHT führt<br />

Beratungsgespräche zu den Themen Investitionen <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzierung durch. Weitere Dienstleistungen <strong>der</strong> ÖHT<br />

s<strong>in</strong>d Vorf<strong>in</strong>anzierungen von Exportfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Softwareaspekte wie z.B. die Unterstützung von<br />

Kooperationen <strong>und</strong> Neustrukturierungen <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung von Tourismusbetrieben.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> neuen österreichischen Tourismusstrategie „Neue Wege im Tourismus“ vom Jahr 2010 setzt<br />

man weiterh<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>e Konzentration <strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung mit B<strong>und</strong>esmitteln bei <strong>der</strong> <strong>Österreich</strong>ischen<br />

Hotel- <strong>und</strong> Tourismusbank. Seit 2011 setzt die ÖHT e<strong>in</strong>en neuen Schwerpunkt auf beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>novative<br />

Tourismuskooperationen. Die Eigentümer <strong>der</strong> ÖHT s<strong>in</strong>d die UniCredit Bank Austria AG, die Raiffeisen ÖHT<br />

BeteiligungsGmbH <strong>und</strong> die Erste Bank <strong>der</strong> österreichischen Sparkassen AG, welche die drei grössten<br />

Bank<strong>in</strong>stitute <strong>Österreich</strong>s darstellen. Die vom österreichischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> den Län<strong>der</strong>n 2011 e<strong>in</strong>geführte<br />

„För<strong>der</strong>pyramide“ regelt die Zuständigkeiten von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Abhängigkeit des För<strong>der</strong>beitrags. Ab<br />

e<strong>in</strong>em geplanten Betrag <strong>der</strong> Gesamt<strong>in</strong>vestitionen von 100‘000 Euro kommt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die Tourismusbank <strong>in</strong>s<br />

Spiel. Bei niedrigeren För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d die Län<strong>der</strong> zuständig. Investitionen, welche die 3 Mio.-Grenze<br />

überschreiten, werden von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n geme<strong>in</strong>sam unterstützt. Die Leistungen <strong>der</strong> Tourismusbank<br />

umfassen Z<strong>in</strong>sstützungen, geför<strong>der</strong>te Kredite, Haftungen <strong>und</strong> Barzuschüsse, die je nach Bedürfnissen<br />

komb<strong>in</strong>iert werden können.<br />

Ab 3 Mio. Euro<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong> geme<strong>in</strong>sam<br />

Bis 3 Mio. Euro<br />

B<strong>und</strong><br />

Die vom österreichischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> den Län<strong>der</strong>n 2011 e<strong>in</strong>geführte För<strong>der</strong>pyramide<br />

In Anlehnung an: BMWFJ, Die neue österreichische Tourismusstrategie, 2010<br />

Bis 100‘000 Euro<br />

Län<strong>der</strong>


12 | Tourismusbank<br />

Das wesentlichste För<strong>der</strong><strong>in</strong>strument <strong>der</strong> ÖHT, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Auswirkungen von<br />

Basel III, ist die Möglichkeit zur Haftungsübernahme. Auf diese Weise kann <strong>der</strong> reduzierten<br />

F<strong>in</strong>anzierungsbereitschaft <strong>der</strong> Banken <strong>und</strong> den verschärften Eigenkapitalvorschriften entgegengewirkt werden.<br />

Es s<strong>in</strong>d Haftungen von bis zu 4 Mio. Euro pro Vorhaben möglich. Dies gilt auch für Kredite von Hausbanken <strong>und</strong><br />

Privatdarlehen.<br />

Alle kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong> mittleren Unternehmen <strong>der</strong> Tourismus- <strong>und</strong> Freizeitwirtschaft können Haftungen beantragen.<br />

Dabei muss e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> folgenden Investitionsschwerpunkte erfüllt se<strong>in</strong>:<br />

- Qualitätsverbessernde Investitionen <strong>in</strong> bestehende Unternehmen<br />

- Betriebsgrössenoptimierungen<br />

- Neugründung o<strong>der</strong> Übernahme von Unternehmen<br />

- F<strong>in</strong>anzielle Sanierung<br />

- Errichtung o<strong>der</strong> Verbesserung von Personalunterkünften<br />

- Innovationen <strong>und</strong> Kooperationen<br />

- Neubauten bei Vorliegen beson<strong>der</strong>er touristischer Bedeutung<br />

Die verschiedenen Schwerpunkte zeigen, wie gross das E<strong>in</strong>satzspektrum <strong>der</strong> Haftungen ist.<br />

Seit dem 6. Mai 2013 gibt es zwei neue vom Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterium <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n getragene För<strong>der</strong>ungs<strong>in</strong>itiativen für die Tourismus- <strong>und</strong> Freizeitwirtschaft. Es können nun<br />

E<strong>in</strong>reichungen zum Übernehmerfonds <strong>und</strong> zur B<strong>und</strong>-Län<strong>der</strong>-Innovationsmillion 2013 getätigt werden. Die<br />

Zielgruppe für den Übernehmerfonds s<strong>in</strong>d Unternehmer-/<strong>in</strong>nen, welche e<strong>in</strong>en (elterlichen) Betrieb<br />

übernehmen bzw. Personen, welche e<strong>in</strong>en Betrieb über e<strong>in</strong>e Übernahmebörse erwerben. Innerhalb <strong>der</strong> ersten<br />

drei Jahre müssen allerd<strong>in</strong>gs Investitionen <strong>in</strong> qualitätsverbessernde Massnahmen realisiert werden.<br />

Wer wird von <strong>der</strong> ÖHT geför<strong>der</strong>t?<br />

Die Schwerpunkte <strong>der</strong> För<strong>der</strong>tätigkeit liegen auf Hilfestellungen bei Unternehmensübernahmen o<strong>der</strong><br />

Neugründungen, auf <strong>der</strong> Unterstützung bei Mo<strong>der</strong>nisierungen, Angebotserweiterungen o<strong>der</strong><br />

Betriebsgrössenoptimierungen, sowie auf <strong>der</strong> aktiven Begleitung von Unternehmenssanierungen. Basierend<br />

auf den Richtl<strong>in</strong>ien des BMWFJ wird für die Top-Tourismus-För<strong>der</strong>ung 2011-2013 vom 19.01.2011 zwischen 4<br />

För<strong>der</strong>ungsbereichen unterschieden:


- TOP-A: Investitionen<br />

Ziel: Unterstützung von bestehenden KMUs bei Investitionen<br />

- TOP-B: Jungunternehmer<br />

Ziel: Unterstützung <strong>der</strong> Gründung <strong>und</strong> Übernahme von KMUs<br />

- TOP-C: Kooperationen<br />

13 | Tourismusbank<br />

Ziel: Bildung <strong>und</strong> Weiterentwicklung von nachhaltigen vertikalen <strong>und</strong> horizontalen Kooperationen<br />

- TOP-D: Restrukturierung<br />

Ziel: Unterstützung von KMUs <strong>in</strong> f<strong>in</strong>anziellen Schwierigkeiten mit Hilfe von ideellen <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziellen<br />

Massnahmen<br />

Die unten stehende Tabelle gibt e<strong>in</strong>en Überblick über das gr<strong>und</strong>sätzliche F<strong>in</strong>anzierungsangebot <strong>der</strong> ÖHT. Jedes<br />

Projekt wird jedoch e<strong>in</strong>zeln geprüft <strong>und</strong> anhand von bestimmten Kriterien h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er touristischen<br />

Relevanz e<strong>in</strong>geschätzt.<br />

För<strong>der</strong>bare Projektkosten < € 1 Mio. För<strong>der</strong>bare Projektkosten > € 1 Mio.<br />

Zuschuss Haftung geförd.<br />

Kredit<br />

Haftung<br />

Top-A-Investitionen<br />

Beherbergung mit tour. Relevanz o<strong>der</strong> <strong>und</strong> <br />

ohne tour. Relevanz <br />

Gastronomie mit tour. Relevanz o<strong>der</strong> <strong>und</strong> <br />

ohne tour. Relevanz <br />

Freizeitbetrieb mit tour. Relevanz o<strong>der</strong> <strong>und</strong> <br />

ohne tour. Relevanz <br />

K<strong>in</strong>o mit tour. Relevanz o<strong>der</strong> <strong>und</strong> <br />

ohne tour. Relevanz<br />

Top-B-Jungunternehmer<br />

<br />

Beherbergung mit tour. Relevanz <strong>und</strong> <strong>und</strong> <br />

ohne tour. Relevanz <strong>und</strong> <strong>und</strong> <br />

Gastronomie mit tour. Relevanz <strong>und</strong> <strong>und</strong> <br />

ohne tour. Relevanz <strong>und</strong> <strong>und</strong> <br />

Freizeitbetrieb mit tour. Relevanz <strong>und</strong> <strong>und</strong> <br />

ohne tour. Relevanz<br />

Top-C-Kooperationen<br />

<strong>und</strong> <strong>und</strong> <br />

Gründung/Entwicklung mit tour. Rel.<br />

ohne tour. Rel.<br />

<br />

Investive Massnahmen mit tour. Rel.<br />

ohne tour. Rel.<br />

Top-D-Restrukturierung<br />

<strong>und</strong> <strong>und</strong> <br />

Beherbergung mit tour. Relevanz<br />

ohne tour. Rel.<br />

<strong>und</strong> <strong>und</strong> <br />

Gastronomie mit tour. Relevanz<br />

ohne tour. Relevanz<br />

F<strong>in</strong>anzierungsangebot <strong>der</strong> ÖHT<br />

In Anlehnung an: www.oeht.at<br />

<strong>und</strong> <strong>und</strong>


14 | Tourismusbank<br />

Zusätzlich werden von <strong>der</strong> ÖHT noch ERP-Kredite <strong>und</strong> ERP-Kle<strong>in</strong>kredite (European Recovery Program) <strong>und</strong><br />

Exportför<strong>der</strong>ungskredite vergeben. Über die NOEBEG -Beteiligungsaktionen wird kostengünstiges Risikokapital<br />

zur Verfügung gestellt. Des Weiteren werden Qualitätsoffensiven <strong>und</strong> Schwerpunktaktionen (z.B.<br />

„familienfre<strong>und</strong>liche Tourismusbetriebe“, „Internet im Tourismus“, „Radtourismus“) durchgeführt. Ausserdem<br />

werden noch die sogenannten Leuchtturmprojekte durchgeführt, wobei es sich um För<strong>der</strong>ungskooperationen<br />

zwischen dem B<strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong>teressierten Län<strong>der</strong>n zur Unterstützung „touristischer Innovationen“ handelt.<br />

Im Zentrum <strong>der</strong> För<strong>der</strong>leistungen stehen – analog zur Situation <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> - <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />

Mittlere Unternehmen (KMU) wie die Grafik unten zeigt. Es geht darum, die Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> KMU zu<br />

stärken <strong>und</strong> Betriebsgrössennachteile auszugleichen.<br />

7.2%<br />

0.4%<br />

92.4%<br />

För<strong>der</strong>ungsnehmer nach Grössenklassen 2012<br />

In Anlehnung an : Tätigkeitsbericht ÖHT (2012)<br />

Kle<strong>in</strong>e Unternehmen<br />

Mittlere Unternehmen<br />

Grossunternehmen


Welches s<strong>in</strong>d die Schwerpunkte <strong>der</strong> Investitionstätigkeit <strong>der</strong> ÖHT?<br />

15 | Tourismusbank<br />

Die Tabelle unten gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die Schwerpunkte <strong>der</strong> Investitionstätigkeiten <strong>der</strong> ÖHT <strong>in</strong> den<br />

Jahren 2010, 2011 <strong>und</strong> 2012.<br />

2010 2011 2012<br />

Betriebsgrössenoptimierung 27% 29% 31%<br />

Qualitätsverbesserung Hotellerie 25% 23% 25%<br />

Wellness 14% 15% 18%<br />

Hotelneubau 13% 7% 1%<br />

Sem<strong>in</strong>ar-, Fitness-, K<strong>in</strong><strong>der</strong>spielräume 4% 4% 6%<br />

Personalzimmer 5% 6% 5%<br />

Garagen 1% 1% 1%<br />

Hotellerie 89% 85% 87%<br />

Restaurantneubau 3% 3% 1%<br />

Restaurantverbesserungen 1% 4% 5%<br />

Restaurants 4% 7% 6%<br />

Beschneiungsanlagen 4% 7% 4%<br />

Infrastruktur (Golfplätze) 2% 1% 2%<br />

Freizeitparks 1% - 1%<br />

Infrastruktur 7% 8% 7%<br />

Gesamt 100% 100% 100%<br />

Schwerpunkte <strong>der</strong> Investitionstätigkeit (Investitionen > EUR 1 Mio.)<br />

In Anlehnung an: Tätigkeitsbericht ÖHT (2011/2012)<br />

Alles <strong>in</strong> allem handelt es sich bei den geför<strong>der</strong>ten Unternehmen 2012 zu 66% um Beherbergungsunternehmen,<br />

25% s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Gastronomie zuzurechnen. Die restlichen Gel<strong>der</strong> fliessen zu Gunsten von <strong>in</strong>frastrukturellen<br />

E<strong>in</strong>richtungen wie Beschneiungs- o<strong>der</strong> Golfanlagen, Reisebüros <strong>und</strong> Freizeite<strong>in</strong>richtungen.


Werden auch die österreichischen Seilbahnen vom B<strong>und</strong> unterstützt? 1<br />

16 | Tourismusbank<br />

Entgegen <strong>der</strong> weitläufigen Me<strong>in</strong>ung erhalten Seilbahnunternehmen <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> für den Bergbahnbetrieb im<br />

engeren S<strong>in</strong>ne ke<strong>in</strong>e För<strong>der</strong>ungen von Seiten des B<strong>und</strong>es. In Ausnahmefällen werden die Seilbahnunternehmen<br />

von den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n unterstützt, falls diese e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e tourismuspolitische Bedeutung für die Region<br />

haben. Dies kommt jedoch nur selten vor. Die e<strong>in</strong>zigen För<strong>der</strong>massnahmen, welche den Seilbahnen direkt<br />

zugutekommen, ist die f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung von Beschneiungsanlagen im Rahmen <strong>der</strong> TOP-<br />

Tourismusaktionen 2011-2013. Die För<strong>der</strong>ung stellt sich wie folgt zusammen:<br />

F<strong>in</strong>anzieller Rahmen des Projekts Art <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

Projekte unter € 1,0 Mio. E<strong>in</strong>malzuschuss von 5 % auf die för<strong>der</strong>baren Gesamtkosten <strong>der</strong><br />

Beschneiungsanlage (Quellfassungen, Feldleitungen,<br />

Beschneiungsleitungen, Schneemasch<strong>in</strong>en, Speicherteich usw.),<br />

wobei dieser Zuschuss zu je 50 % von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Land aufgebracht<br />

wird.<br />

Projekte über € 1,0 Mio. Geför<strong>der</strong>ter Kredit <strong>der</strong> Tourismusbank <strong>in</strong> Höhe von max. 70 % <strong>der</strong><br />

för<strong>der</strong>baren Gesamtkosten. Der geför<strong>der</strong>te Kredit<br />

hat e<strong>in</strong>en EURIBOR*-geb<strong>und</strong>en Verfahrensz<strong>in</strong>ssatz von dzt. 3,4 %<br />

<strong>und</strong> wird zusätzlich während <strong>der</strong> ersten 10 Jahre <strong>der</strong><br />

Kreditlaufzeit mit e<strong>in</strong>em laufenden Z<strong>in</strong>senzuschuss von 2 %<br />

gestützt, wobei dieser Zuschuss zu je 50 % von B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Land aufgebracht wird. Die gesamte För<strong>der</strong>abwicklung für B<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> Land wird von <strong>der</strong> ÖHT durchgeführt.<br />

Unterstützung von Beschneiungsanlagen <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

Quelle: schriftliche Auskunft von Herrn Gerhard Schiefer, ÖHT Wien<br />

* Euro Interbank Offered Rate<br />

Investitionen im Bereich Aufstiegshilfen o<strong>der</strong> Pistenbetrieb können nicht geför<strong>der</strong>t werden. Die<br />

Seilbahnunternehmen <strong>in</strong>vestieren jedoch häufig auch <strong>in</strong> gastronomische Betriebe. Diese unterliegen denselben<br />

För<strong>der</strong>voraussetzungen wie die an<strong>der</strong>en Gastronomiebetriebe. Falls die Seilbahnunternehmer zusätzlich e<strong>in</strong>e<br />

Sommer-Freizeit<strong>in</strong>frastruktur betreiben (Sommerrodelbahn, Sport- <strong>und</strong> Abenteuerspielplätze <strong>und</strong> -<br />

e<strong>in</strong>richtungen, Themenwege usw.), können diese im Rahmen <strong>der</strong> TOP-Tourismusför<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>en<br />

För<strong>der</strong>ungsantrag stellen.<br />

1 Mailaustausch mit Herrn Gerhard Schiefer, <strong>Österreich</strong>ische Hotel- <strong>und</strong> Tourismusbank, Wien, August 2012.


Vergleich SGH – ÖHT<br />

17 | Tourismusbank<br />

Bei e<strong>in</strong>em Vergleich <strong>der</strong> SGH <strong>und</strong> <strong>der</strong> ÖHT muss als erstes berücksichtigt werden, dass die Dimensionen des<br />

Tourismus <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> grösser s<strong>in</strong>d als diejenigen des Tourismus <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>. Dies verdeutlicht e<strong>in</strong><br />

Vergleich <strong>der</strong> Logiernächte sowie <strong>der</strong> Anzahl Betriebe <strong>und</strong> Betten <strong>in</strong> den beiden Län<strong>der</strong>n:<br />

Vergleich <strong>Schweiz</strong>-<strong>Österreich</strong>: Logiernächte/Anzahl Hotels/Anzahl Betten<br />

<strong>Schweiz</strong> (2012) <strong>Österreich</strong> (2012)<br />

Logiernächte* 34‘766‘273 85‘122‘213<br />

Anzahl Hotels** 5‘257 14‘400<br />

Anzahl Betten*** 271‘168 648‘500<br />

*Die hier angegebene Anzahl Logiernächte umfasst für die <strong>Schweiz</strong> Hotels <strong>und</strong> Kurbetriebe, für <strong>Österreich</strong> Hotels o<strong>der</strong> ähnliche<br />

E<strong>in</strong>richtungen (Kurheime, Jugendherbergen, Schutzhütten, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugen<strong>der</strong>holungsheime <strong>und</strong> Matratzenlager)<br />

**dasselbe gilt für die Anzahl Hotels (A: Anzahl Hotels: 12‘500, Anzahl Kurheime, Jugendherbergen, Schutzhütten, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong><br />

Jugen<strong>der</strong>holungsheime <strong>und</strong> Matratzenlager : 1‘900) die Anzahl bezieht sich für <strong>Österreich</strong> auf die W<strong>in</strong>tersaison 2011/12<br />

*** dasselbe gilt für die Anzahl Betten (A: Anzahl Betten <strong>in</strong> Hotels: 566‘600, Anzahl Betten <strong>in</strong> Kurheimen, Jugendherbergen, Schutzhütten,<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> – <strong>und</strong> Jugen<strong>der</strong>holungsheimen <strong>und</strong> Matratzenlager: 81‘900), die Anzahl bezieht sich für <strong>Österreich</strong> ebenfalls auf die W<strong>in</strong>tersaison<br />

2011/2012<br />

Daten CH: BFS, Daten <strong>Österreich</strong>: Tourmis (Logiernächte) / Statistik Austria (Hotels/Betten)<br />

Im Folgenden werden die bewilligten Kredite <strong>der</strong> beiden Län<strong>der</strong> bzw. des Kantons Wallis <strong>und</strong> des Landes Tirol<br />

<strong>in</strong> Bezug zu den Logiernächten, zur Anzahl Hotels bzw. zur Anzahl Betten gesetzt. Dies ermöglicht e<strong>in</strong>en<br />

Vergleich <strong>der</strong> vergebenen Kredite <strong>der</strong> SGH bzw. <strong>der</strong> ÖHT. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass diese<br />

Zahlen <strong>in</strong> den Tabellen ausschliesslich als Anhaltspunkte bzw. Orientierungsgrössen dienen, da die<br />

verschiedenen Def<strong>in</strong>itionen (Hotellerie usw.) <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> z.T. etwas vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

abweichen. Mit Hilfe dieses Vergleichs können jedoch die verschiedenen Grössenordnungen vor Augen geführt<br />

werden, ohne dabei <strong>in</strong>s Detail zu gehen.<br />

Setzt man nun die bewilligten Kredite (CH: CHF 43.3 Mio./A: CHF 160 Mio., davon 87% <strong>in</strong> die Hotellerie) <strong>in</strong><br />

Relation zu den Logiernächten, <strong>der</strong> Anzahl Hotels <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anzahl Betten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hotellerie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> bzw. <strong>in</strong><br />

<strong>Österreich</strong>, erhält man für das Jahr 2012 die folgenden Zahlen:<br />

Vergleich <strong>Schweiz</strong>-<strong>Österreich</strong>: Bewilligte Kredite pro Logiernacht/Hotel/Bett*<br />

<strong>Schweiz</strong> (2012) <strong>Österreich</strong> (2012)<br />

Verhältnis bewilligte Kredite 1.2 CHF / Logiernacht / Jahr 1.6 CHF / Logiernacht / Jahr<br />

2012 / Logiernächte<br />

Verhältnis bewilligte Kredite<br />

2012 / Anzahl Hotels<br />

Verhältnis bewilligte Kredite<br />

2012 / Anzahl Hotelbetten<br />

8‘236.6 CHF / Hotel / Jahr 11‘136 CHF / Hotel / Jahr<br />

159.7 CHF / Bett / Jahr 245.7 CHF / Bett / Jahr<br />

*Es muss beachtet werden, dass <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> neben Hotels allerd<strong>in</strong>gs auch noch an<strong>der</strong>e Beherbergungsformen<br />

unterstützt werden. In <strong>Österreich</strong> wurden 2012 87% <strong>der</strong> bewilligten Kredite an die Hotellerie vergeben. 87% vom Gesamtbetrag (CHF 160


Mio.) <strong>der</strong> bewilligten Kredite entspricht CHF 139.2 Mio. für die Hotellerie.<br />

18 | Tourismusbank<br />

Bei e<strong>in</strong>em Vergleich <strong>der</strong> Dest<strong>in</strong>ationen Wallis <strong>und</strong> Tirol stellt sich heraus, dass das Wallis vergleichsweise<br />

wenige Betten im Bereich <strong>der</strong> Hotellerie aufweist. Was die Anzahl <strong>der</strong> Betten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Parahotellerie betrifft, ist<br />

diese im Wallis im Vergleich zum Tirol mit r<strong>und</strong> 142‘000 Betten (vs. 215‘000) sehr hoch. Beson<strong>der</strong>s auffällig ist<br />

die Anzahl Betten <strong>in</strong> Zweitwohnungen, welche im Wallis bei r<strong>und</strong> 170‘000 liegt, das Tirol h<strong>in</strong>gegen verfügt <strong>in</strong><br />

diesem Bereich über r<strong>und</strong> 75‘000 Betten.<br />

Vergleich Wallis-Tirol: Logiernächte/Anzahl Hotels/Betten Parahotellerie, Zweitwohnungen<br />

Wallis Tirol<br />

Logiernächte (2012)* 3‘986‘169 28‘268‘916<br />

Anzahl Hotels**(2012) 686 4‘017***<br />

Anzahl Betten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hotellerie<br />

(2009)<br />

34‘267 178‘559<br />

Anzahl Betten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

141‘672 215‘188<br />

Parahotellerie (2009)<br />

Anzahl Betten <strong>in</strong><br />

168‘554 74‘760<br />

Zweitwohnungen (2009)<br />

Total Gästebetten 344‘493 468‘507<br />

*Die Anzahl Logiernächte umfasst <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> Hotels <strong>und</strong> Kurbetriebe, <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> Hotels o<strong>der</strong> ähnliche E<strong>in</strong>richtungen<br />

**dasselbe gilt für die Hotels<br />

*** Anzahl Hotels (1 bis 5-Sterne)<br />

Daten: VS: BFS (LN/Anzahl Hotels), BAKBasel Dest<strong>in</strong>ationsmonitor (2011) / Tirol: Tourmis (LN), Tiroler Landesregierung (Anzahl Hotels)<br />

BAKBasel Dest<strong>in</strong>ationsmonitor (2011)<br />

Das Wallis erhielt CHF 8 Mio. bewilligte Darlehen im Jahr 2012. Das Tirol CHF 56 Mio. E<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong><br />

bewilligten Kredite <strong>in</strong> Bezug auf die Logiernächte <strong>und</strong> die Anzahl Betten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hotellerie ergibt die folgenden<br />

Ergebnisse:<br />

Vergleich Wallis-Tirol: Investitionen pro Logiernacht/Hotel/Bett Hotellerie<br />

Verhältnis bewilligte Kredite<br />

2012 / Logiernächte<br />

Verhältnis bewilligte Kredite<br />

2012 / Anzahl Hotels<br />

Verhältnis bewilligte Kredite<br />

2012 / Anzahl Betten Hotellerie<br />

Wallis Tirol*<br />

2 CHF / Logiernacht / Jahr 2 CHF / Logiernacht / Jahr<br />

11‘661.8 CHF / Hotel / Jahr 13‘940.8 CHF / Hotel / Jahr<br />

233.5 CHF / Hotelbett / Jahr 313.6 CHF / Hotel / Jahr<br />

*Es lagen uns lei<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e Daten <strong>der</strong> genauen Aufteilung <strong>der</strong> Kredite auf die Bereiche Hotellerie/Restaurants/Gastronomie im Tirol vor,<br />

weshalb <strong>der</strong> gesamte bewilligte Betrag durch die jeweiligen Vergleichsgrössen geteilt wurde.<br />

Diese Zahlen relativieren das Bild. Der Wert <strong>Österreich</strong>s bzw. des Tirols liegt zwar immer etwas über<br />

demjenigen <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> bzw. des Wallis. Die Unterschiede s<strong>in</strong>d jedoch nicht erheblich.


19 | Tourismusbank<br />

E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Unterschied zwischen den beiden Län<strong>der</strong>n besteht <strong>in</strong> Bezug auf die Aufträge <strong>der</strong><br />

jeweiligen Regierungen an ihre Banken <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>: Zusätzlich zu den Krediten an<strong>der</strong>er<br />

Banken vergibt die SGH gr<strong>und</strong>sätzlich nachrangige Darlehen. Bei beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>würdigen Projekten, bei<br />

welchen zwar ke<strong>in</strong>e Fremdf<strong>in</strong>anzierung zu Stande kommen kann, die Tragbarkeit aber gegeben ist, gibt es<br />

diesbezüglich aber auch Ausnahmen. Die ÖHT h<strong>in</strong>gegen ist e<strong>in</strong>e Tochtergesellschaft dreier grosser Banken. Sie<br />

wird von <strong>der</strong> EU, dem B<strong>und</strong> <strong>und</strong> den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n f<strong>in</strong>anziert. Die <strong>Österreich</strong>ische Hotel- <strong>und</strong> Tourismusbank<br />

gewährt A-fonds-perdu-Beiträge, sowie z<strong>in</strong>sgünstige Darlehen <strong>und</strong> Bürgschaften. Die SGH vergibt mittlerweile<br />

ke<strong>in</strong>e Bürgschaften mehr.<br />

Zu beachten ist ausserdem, dass die ÖHT als sogenannter „one-stop-shop“ fungiert. Das bedeutet, dass alle<br />

notwendigen Schritte zur Erreichung e<strong>in</strong>es Ziels – <strong>in</strong> diesem Fall die Tourismusför<strong>der</strong>ung – an e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen<br />

Stelle zusammenkommen <strong>und</strong> durchgeführt werden. In <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> stellt die SGH nur e<strong>in</strong>e Möglichkeit zur<br />

För<strong>der</strong>ung da. Die Neue Regionalpolitik (NRP) beispielsweise bietet touristischen Unternehmen viele<br />

Möglichkeiten, För<strong>der</strong>ungen zu erhalten. Für Projekte mit e<strong>in</strong>em nationalen Ausmass ist das För<strong>der</strong><strong>in</strong>strument<br />

Innotour e<strong>in</strong>e weitere Anlaufstelle. Dies sollte man auch beim Vergleich <strong>der</strong> obigen Zahlen (bewilligte Kredite<br />

im Verhältnis zu Logiernächten, Anzahl Betten usw.) berücksichtigen.<br />

Dadurch, dass die ÖHT auf dem Markt als Hauptbank mit Vorzugsz<strong>in</strong>sen fungiert, kann diese auch mehr<br />

Investitionen auslösen, als die SGH, welche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nur als komplementärer F<strong>in</strong>anzierer auftritt. Deshalb<br />

löste die Tourismusbank <strong>in</strong> den letzten Jahren jährlich 12- bis 15- mal mehr Investitionen aus als die SGH, was<br />

e<strong>in</strong>er jährlichen Investitionsdifferenz von CHF 700 bis 970 Mio. seit 2002 entspricht. 25% <strong>der</strong> von <strong>der</strong> ÖHT<br />

geför<strong>der</strong>ten Betriebe gehören <strong>der</strong> Gastronomie an. Diese machen jedoch nur 6% (2012) <strong>der</strong><br />

Investitionstätigkeit <strong>der</strong> ÖHT aus. In <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> werden diese von <strong>der</strong> SGH nur <strong>in</strong>direkt via e<strong>in</strong> Hotel geför<strong>der</strong>t.<br />

Ausserdem s<strong>in</strong>d die F<strong>in</strong>anzierungskosten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Vergleich zu <strong>Österreich</strong> höher, da die Z<strong>in</strong>sen <strong>in</strong><br />

<strong>Österreich</strong> subventioniert werden. Es ist weiter davon auszugehen, dass die <strong>Schweiz</strong>er Hoteliers mehr aus<br />

Eigenkapital <strong>in</strong>vestieren als die österreichischen. Kommt h<strong>in</strong>zu, dass die österreichischen Tourismus- <strong>und</strong><br />

Hotelbetriebe e<strong>in</strong>en deutlich höheren Verschuldungsgrad aufweisen als die <strong>Schweiz</strong>er Betriebe. Bei e<strong>in</strong>er<br />

Verschlechterung <strong>der</strong> wirtschaftlichen Lage s<strong>in</strong>d die entsprechenden Betriebe <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> stark gefährdet.<br />

Was die Beratungsdienstleistungen <strong>der</strong> SGH betrifft, beliefen sich diese 2012 auf CHF 485‘000, was im<br />

Vergleich zu ihrem gewährten Kreditvolumen (CHF 43.3 Mio.) e<strong>in</strong>en relativ hohen Betrag darstellt. Auch das<br />

Verhältnis von Personalkosten <strong>und</strong> den jährlich bewilligten Krediten ist bei <strong>der</strong> SGH höher als bei <strong>der</strong> ÖHT.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> werden ausserdem alle Regionen gleichermassen berücksichtig. In <strong>Österreich</strong> jedoch flossen<br />

beispielsweise 2012 über 50 % <strong>der</strong> Gel<strong>der</strong> <strong>in</strong> nur zwei von neun B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n. Dabei handelt es sich e<strong>in</strong>erseits<br />

um das B<strong>und</strong>esland Tirol (35%) <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits um das B<strong>und</strong>esland Salzburg (24.9%). Diese Rangfolge<br />

relativiert sich allerd<strong>in</strong>gs, wenn man die För<strong>der</strong>ungsbarwerte den erzielten Logiernächten <strong>in</strong> den<br />

entsprechenden Regionen gegenüberstellt.<br />

Die Dimensionen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ungen von <strong>der</strong> SGH <strong>und</strong> <strong>der</strong> ÖHT folglich sehr unterschiedlich, wie die folgenden<br />

Zahlen verdeutlichen:


20 | Tourismusbank<br />

<strong>Schweiz</strong> (1) <strong>Österreich</strong> (2)<br />

Bewilligte Kredite <strong>in</strong> Mio. CHF (2012) 43 160<br />

Bürgschaften/Haftungen <strong>in</strong> Mio. CHF (2012) 0 15<br />

Ausgelöste Investitionen <strong>in</strong> Mio. CHF (2012) 185 589<br />

Darlehensbestand 31.12.2012 (CH) <strong>in</strong> Mio. CHF 135 868<br />

Bürgschaften <strong>und</strong> ERP Treuhandkredite per 31.12.2012 <strong>in</strong> Mio.<br />

0 (4) 417<br />

CHF<br />

Personalkosten <strong>in</strong> TSD CHF (2012) 2712 2260<br />

Anzahl Mitarbeiter 18 (3) 35 (3)<br />

Quellen: Umrechnung Euro/CHF 1.2<br />

(1) Geschäftsbericht SGH<br />

(2) Geschäftsbericht Tourismusbank<br />

(3) Aufgelistet gemäss Internetseite <strong>der</strong> SGH / <strong>der</strong> ÖHT<br />

(4) Gewisse Kantone kennen noch Bürgschaften – ke<strong>in</strong>e Zahlen erhältlich <strong>und</strong> irrelevant<br />

Tourismusf<strong>in</strong>anzierung: Vergleich SGH – Tourismusbank<br />

In Anlehnung an: Gribi A. <strong>in</strong>: Hotelier 9/2012<br />

Insgesamt hat die ÖHT im Jahr 2012 951 För<strong>der</strong>ungsfälle mit e<strong>in</strong>em b<strong>und</strong>esseitigen För<strong>der</strong>barwert von r<strong>und</strong> 24<br />

Mio. Euro (ca. CHF 29 Mio.) unterstützt. Es wurden <strong>in</strong>sgesamt 129 JungunternehmerInnen bzw.<br />

Unternehmensgrün<strong>der</strong>Innen unterstützt. Das bereitgestellte Kreditvolumen (ERP-Kredite, ERP-Kle<strong>in</strong>kredite <strong>und</strong><br />

TOP-Tourismus-Kredite) beträgt r<strong>und</strong> 191 Mio. Euro (ca. CHF 160 Mio.). Bei <strong>der</strong> SGH beläuft sich die Summe<br />

<strong>der</strong> bewilligten Kredite auf 43.3 Mio. CHF. Die ausgelösten Investitionen liegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> bei r<strong>und</strong> CHF 185<br />

Mio., <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> s<strong>in</strong>d es r<strong>und</strong> CHF 589 Mio. (r<strong>und</strong> 707 Mio. Euro). Hierbei handelt es sich jedoch um absolute<br />

Werte. Bezieht man die Zahlen beispielsweise auf die erzielten Logiernächte <strong>in</strong> den beiden Län<strong>der</strong>n, relativiert<br />

sich <strong>der</strong> Wert. Zusätzlich zu den Dienstleistungen <strong>der</strong> SGH stehen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> ausserdem zur För<strong>der</strong>ung des<br />

Tourismus noch die Instrumente Innotour <strong>und</strong> die NRP (Neue Regionalpolitik) zur Verfügung. Den Beitrag zur<br />

Tourismusför<strong>der</strong>ung durch die NRP verdeutlicht die folgende Grafik:


140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

97.8<br />

24.9<br />

41<br />

39.6<br />

0.8<br />

15.5<br />

6.9<br />

7.1 7.4<br />

2.9 7.8<br />

1<br />

2.4 2.9<br />

21 | Tourismusbank<br />

Darlehen<br />

à fonds perdu<br />

Investierte Mittel nach För<strong>der</strong>schwerpunkt (nur F<strong>in</strong>anzierung B<strong>und</strong>) <strong>in</strong> Mio. CHF<br />

So wurden r<strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzungsperiode 2008-2011 r<strong>und</strong> 24.9 Mio. CHF an à-fonds-perdu-<br />

Quelle: SECO, Datenquelle: CHMOS 2008-11 (absolute Werte)<br />

Beiträgen im Bereich Tourismus gesprochen <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 97.8 Mio. CHF Darlehen vergeben.


Fazit<br />

22 | Tourismusbank<br />

Die verschiedenen För<strong>der</strong>ungsmodelle s<strong>in</strong>d immer auch e<strong>in</strong> Spiegel <strong>der</strong> wirtschaftlichen Voraussetzungen <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> (Tourismus-)Geschichte e<strong>in</strong>es Landes, welche es zu berücksichtigen gilt. Der <strong>Schweiz</strong>er Tourismus muss sich<br />

zweifelsohne <strong>in</strong> Zukunft verschiedenen Herausfor<strong>der</strong>ungen stellen. Um den Anschluss an die Konkurrenz nicht<br />

zu verlieren, braucht es auf jeden Fall grosse Investitionen <strong>in</strong> die bestehende Infrastruktur sowie e<strong>in</strong><br />

Überdenken <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Neugestaltung des touristischen Angebots. Es geht nun darum, Mittel <strong>und</strong> Wege zu<br />

f<strong>in</strong>den, wie diese Investitionen f<strong>in</strong>anziert werden können <strong>und</strong> welches Modell bzw. welche Komb<strong>in</strong>ation von<br />

Modellen auf den verschiedenen politischen Ebenen am geeignetsten ist.<br />

Zu den parlamentarischen Vorstössen bzgl. e<strong>in</strong>er Tourismusbank nach österreichischem Vorbild äussern sich<br />

<strong>der</strong> STV <strong>und</strong> hotelleriesuisse eher zurückhaltend. Sie bevorzugen e<strong>in</strong>e Erweiterung des bestehenden Modells,<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er „SHG plus“ – so Lütolf, STV-Direktor (noch bis Ende Mai 2013) <strong>in</strong> <strong>der</strong> hotelrevue. Er gibt zu<br />

verstehen, dass „e<strong>in</strong>e Neu<strong>in</strong>terpretation des gesetzlichen Auftrags <strong>der</strong> SGH angebracht [sei], welche aber nicht<br />

dem Strukturerhalt dienen [dürfe]“ (htr hotelrevue, 28. Juni 2012). Die Äusserungen des CEO von<br />

hotelleriesuisse, Christoph Juen, gehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ähnliche Richtung: „Von e<strong>in</strong>er Tourismusbank nach<br />

österreichischem Vorbild halte ich nichts. Wir müssen unsere bestehenden För<strong>der</strong><strong>in</strong>strumente optimal<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abstimmen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Geltungsbereich ausweiten“ (htr hotelrevue, 28. Juni 2012). Aus diesen<br />

Gründen prüft auch das SECO zurzeit, ob flankierende Massnahmen zur Zweitwohnungs<strong>in</strong>itiative nötig s<strong>in</strong>d,<br />

<strong>in</strong>dem es e<strong>in</strong>e Anpassung <strong>der</strong> För<strong>der</strong><strong>in</strong>strumente evaluiert. Das Parlament hat ausserdem den Antrag des<br />

B<strong>und</strong>esrates für e<strong>in</strong>e Erhöhung des B<strong>und</strong>esdarlehens um CHF 100 Mio. an die SGH gutgeheissen. Auf diese Art<br />

kann garantiert werden, dass im Falle e<strong>in</strong>er Kreditklemme bzw. e<strong>in</strong>er erhöhten Kreditnachfrage rasch <strong>und</strong><br />

wirksam reagiert werden kann. Dabei s<strong>in</strong>d folgende E<strong>in</strong>schränkungen zu beachten: das Darlehen ist zeitlich<br />

beschränkt, was bedeutet, dass die Gel<strong>der</strong>, welche bis zum 31.12.2015 nicht beansprucht werden, zurück <strong>in</strong> die<br />

B<strong>und</strong>eskasse fliessen. Ausserdem muss die Vergabe <strong>der</strong> Darlehen <strong>in</strong>nerhalb des gesetzlichen Spielraums<br />

bewegen.<br />

Die Verwaltung <strong>der</strong> SGH hat unabhängig von diesem Zusatzdarlehen für die Periode 2012-2015 die folgenden<br />

vier Gr<strong>und</strong>ausrichtungen festgelegt:<br />

- Die Überprüfung <strong>und</strong> Ausnützung des gesetzlichen Spielraumes<br />

- Die Bündelung <strong>und</strong> das Zusammenwirken mit an<strong>der</strong>en För<strong>der</strong><strong>in</strong>strumenten<br />

- Das E<strong>in</strong>gehen von strategischen Partnerschaften mit Vertretern <strong>der</strong> Beherbergungswirtschaft<br />

- E<strong>in</strong>e antizyklische Kreditpolitik<br />

Obwohl die e<strong>in</strong>zelbetriebliche För<strong>der</strong>ung im Zentrum steht, sollen die Effekte auf die vor- <strong>und</strong> nachgelagerten<br />

Glie<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Wertschöpfungskette stärker berücksichtigt werden. Die Mittel <strong>und</strong> Instrumente, welche<br />

zur Verfügung stehen, sollen effizient auf allen Ebenen e<strong>in</strong>gesetzt werden. Im Zentrum für die F<strong>in</strong>anzierungs-<br />

<strong>und</strong> die Beratungsaktivitäten <strong>der</strong> SGH stehen die folgenden fünf Aspekte: Kooperation, Innovation,<br />

Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Produktivität.<br />

Verdankungen: E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Dank geht an Herrn Philippe Pasche, Direktor <strong>der</strong> SGH für e<strong>in</strong> mehrfaches<br />

Review dieses Beitrags sowie für wertvolle Inputs <strong>und</strong> Informationen zum behandelten Thema. Herzlichen<br />

Dank auch ans Ressort Tourismus des SECO (Staatssekretariat für Wirtschaft), welches die Daten zur NRP-<br />

För<strong>der</strong>ung des Tourismus zur Verfügung gestellt hat.


Literaturverzeichnis,<br />

Quellen<br />

Quellen<br />

23 | Tourismusbank<br />

Literaturverzeichnis<br />

Bachmann Ch. (2012). Zukunftsmusik Tourismusbank. Gastro Journal 28.06.2012.<br />

BAKBasel.Dest<strong>in</strong>ationsmonitor 2011.<br />

BHP Hanser <strong>und</strong> Partner AG (2012). E<strong>in</strong>zelbetriebliche Hotelför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> den Alpen. Vergleich <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>zelbetrieblichen Hotelför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> mit den Regionen Tirol, Südtirol, Bayern <strong>und</strong> Haute-Savoie.<br />

Bericht zuhanden des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO.<br />

BMWFJ (B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Familie <strong>und</strong> Jugend) (2010). Neue Wege im Tourismus. Die neue<br />

österreichische Tourismusstrategie.<br />

Gribi A. <strong>in</strong>: Hotelier 9/2012<br />

Hartl F. (2010). Tourismusför<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong>. Präsentation Generalversammlung 17. Juni 2010.<br />

<strong>Österreich</strong>ische Hotel- <strong>und</strong> Tourismusbank Gesellschaft m.b.H. Wien.<br />

<strong>Österreich</strong>ische Hotel- <strong>und</strong> Tourismusbank Gesellschaft m.b.H. (2011/2012). Tätigkeitsbericht.<br />

http://www.oeht.at/meta-navigation/downloads<br />

Schiefer G., Prok.Mag. <strong>Österreich</strong>ische Hotel- <strong>und</strong> Tourismusbank GmbH, Wien. August 2012.<br />

<strong>Schweiz</strong>erische Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft für die Berggebiete (SAB) (2006). Eidgenössisches Tourismusgesetz,<br />

Vorschlag 2006.<br />

<strong>Schweiz</strong>er B<strong>und</strong>esrat (2010). Wachstumsstrategie für den Tourismusstandort <strong>Schweiz</strong>: Bericht des B<strong>und</strong>esrates<br />

vom 18. Juni 2010 <strong>in</strong> Erfüllung des Postulates 08.3969, Darbellay vom 19. Dezember 2008.<br />

<strong>Schweiz</strong>erische Gesellschaft für Hotelkredit (2007/2011/2012). Geschäftsbericht.<br />

SECO (Staatssekretariat für Wirtschaft). Daten zur NRP-För<strong>der</strong>ung des Tourismus.<br />

UBS Outlook (2007). Hotellerie. Denkanstösse <strong>und</strong> Thesen zur nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Credit Suisse (2011). Swiss Issues Branchen - Tourismus <strong>Schweiz</strong> – W<strong>in</strong>tersportorte im Wettbewerb.<br />

Internetseiten<br />

http://www.sgh.ch<br />

http://www.htr.ch/tourismus/walliser-parlament-for<strong>der</strong>t-tourismus-fonds-35727.html<br />

http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20123495<br />

http://htr.ch/aktuell/bank-fuer-den-tourismus-gefor<strong>der</strong>t-33826.html<br />

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/E<strong>in</strong>e-Bank-fuer-den-Tourismus/story/27679054<br />

http://www.ladepeche.fr/article/2013/02/24/1568309-premiere-banque-de-tourisme-de-france.html<br />

http://www.oeht.at/home<br />

http://www.noebeg.at/Ueber-uns-Strategie-<strong>und</strong>-Ziele<br />

http://www.regiosuisse.ch/im-fokus/spezialfall-tourismus-wann-f<strong>in</strong>anziert-die-nrp-wann-<strong>in</strong>notour<br />

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/tourismus/<strong>in</strong>dex.html<br />

http://www.tourmis.<strong>in</strong>fo/<strong>in</strong>dex_e.html<br />

http://www.bfs.adm<strong>in</strong>.ch/bfs/portal/de/<strong>in</strong>dex/themen/10.html<br />

http://www.tirol.gv.at/themen/zahlen-<strong>und</strong>-fakten/statistik/publikationen/<br />

http://www.tp-blog.at/allgeme<strong>in</strong>es/start-fur-ubernahme-fonds-<strong>der</strong>-oht


Kontakt<br />

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Walliser Tourismus Observatorium<br />

c/o Institut für Tourismus<br />

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24 | Tourismusbank

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