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Wiedervernässung der Pohnsdorfer Stauung - Schrobach-Stiftung

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<strong>Wie<strong>der</strong>vernässung</strong> <strong>der</strong> <strong>Pohnsdorfer</strong> <strong>Stauung</strong>:<br />

Eine Naturschutzmaßnahme <strong>der</strong> Kurt und Erika <strong>Schrobach</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Pohnsdorfer</strong> <strong>Stauung</strong> handelt sich um eine ca. 100 ha große Nie<strong>der</strong>ung, die durch<br />

Verlandung eines nacheiszeitlichen Sees entstanden ist. Sie weist Nie<strong>der</strong>moortiefen von bis<br />

zu 12 m auf und wird von <strong>der</strong> Neuwührener Au durchflossen, welche südlich <strong>der</strong> <strong>Stauung</strong> in<br />

den Postsee mündet. Bis in die jüngere Vergangenheit stellte die <strong>Pohnsdorfer</strong> <strong>Stauung</strong> eine<br />

kaum nutzbare, nasse Sumpflandschaft aus Bruchwäl<strong>der</strong>n, Weidengebüschen und Röhrichten<br />

dar. Erst in den 50er Jahren des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde das Gebiet durch umfangreiche<br />

Entwässerungsmaßnahmen einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt. Eine<br />

beson<strong>der</strong>e Schwierigkeit stellte dabei das geringe Gefälle zwischen <strong>der</strong> <strong>Stauung</strong> und dem<br />

angrenzenden Postsee dar. Die Entwässerung erfolgte über ein ausgeklügeltes System aus<br />

Gräben und Drainsaugern, den Bau eines leistungsstarken Schöpfwerkes und die Eindeichung<br />

<strong>der</strong> Neuwührener Au, die seitdem kanalisiert durch die <strong>Stauung</strong> fließt und diese in einen<br />

sogenannten Ost- und einen Westpol<strong>der</strong> teilt.<br />

Die Entwässerung <strong>der</strong> <strong>Stauung</strong> ermöglichte eine Umwandlung in landwirtschaftlich nutzbare<br />

Flächen, überwiegend in Grünland. Hierzu wurden die Gehölze bis auf einen kleinen<br />

Bruchwaldbereich gerodet und die Flächen teilweise planiert. Aufgrund <strong>der</strong> Zersetzung und<br />

Verdichtung des entwässerten Moorkörpers sackte das Gelände in den Folgejahren allerdings<br />

um bis zu zwei Meter ab, wodurch die Drainrohre zunehmend ihre Funktion verloren und<br />

erneuert werden mussten. Heute liegt <strong>der</strong> Wasserstand <strong>der</strong> Neuwührener Au deutlich höher<br />

als die am stärksten gesackten Bereiche im Ostpol<strong>der</strong>. Eine Bewirtschaftung beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />

tiefer gelegenen Flächen wurde aus diesen Gründen im Laufe <strong>der</strong> Jahre immer schwieriger<br />

und unrentabler. Auf einigen Flächen wurde die landwirtschaftliche Nutzung letztlich wie<strong>der</strong><br />

aufgegeben.<br />

In dieser Situation schaltete sich Anfang <strong>der</strong> 90-er Jahre die neu gegründete Kurt und Erika<br />

<strong>Schrobach</strong>-<strong>Stiftung</strong> ein, eine privatrechtliche, gemeinnützige Naturschutz-<strong>Stiftung</strong> mit Sitz in<br />

Raisdorf. Innerhalb weniger Jahre konnte sie die aus landwirtschaftlicher Sicht inzwischen<br />

unrentabel gewordene Nie<strong>der</strong>ung mit einigen randlichen Hängen erwerben. Parallel dazu<br />

wurde ein wasserwirtschaftliches Gutachten erstellt, welches die Möglichkeiten einer<br />

<strong>Wie<strong>der</strong>vernässung</strong> ermitteln sollte. Auf dieser Grundlage fanden in den letzten Jahren<br />

schrittweise Maßnahmen zur Rücknahme <strong>der</strong> Entwässerung statt, die mit <strong>der</strong> Stillegung des<br />

Schöpfwerkes im vergangenen Dezember abgeschlossen wurden. Ziel dieser Maßnahmen<br />

war und ist die Entwicklung naturnaher Nie<strong>der</strong>moor-Lebensräume und die Wie<strong>der</strong>ansiedlung<br />

feuchtgebietstypischer Pflanzen- und Tierarten, die aus dem Gebiet weitgehend<br />

verschwunden waren. Begleitend zu den Vernässungsmaßnahmen wird untersucht, ob die<br />

<strong>Wie<strong>der</strong>vernässung</strong> <strong>der</strong> <strong>Stauung</strong> zu einer Rückhaltung von Nährstoffen wie z.B. Stickstoff<br />

führt. Als Modellprojekt des Landes Schleswig-Holstein, in welchem die Auswirkungen von<br />

<strong>Wie<strong>der</strong>vernässung</strong>smaßnahmen in Nie<strong>der</strong>mooren auf die Nährstoffrückhaltung ermittelt<br />

werden sollen, hat die <strong>Pohnsdorfer</strong> <strong>Stauung</strong> inzwischen überregionale Bedeutung erlangt.<br />

Die Maßnahmen <strong>der</strong> <strong>Schrobach</strong>-<strong>Stiftung</strong> lassen sich folgen<strong>der</strong>maßen zusammenfassen:<br />

⇒ 1993 wurde <strong>der</strong> Einschaltpegel am Schöpfwerk um 80 cm erhöht, was sich insbeson<strong>der</strong>e<br />

auf den tiefer gelegenen Ostpol<strong>der</strong> auswirkte. Hier entwickelten sich ausgedehnte<br />

Röhrichtflächen, die zusammen mit einem vernässten Erlenbruchwald ideale<br />

Lebensräume für zahlreiche Vogelarten darstellen. Beispiele sind neben dem Kranich,<br />

<strong>der</strong> seit 1995 mit einem Brutpaar im Ostpol<strong>der</strong> vorkommt, weitere seltene und gefährdete<br />

Arten wie Schilfrohrsänger, Rohrdommel o<strong>der</strong> Rohrweihe.<br />

⇒ 1996 wurde ein Stauwehr im Westpol<strong>der</strong> errichtet, welches die Entstehung großer<br />

Flachwasserseen zur Folge hatte. Innerhalb kürzester Zeit siedelten sich hier riesige


Populationen von Amphibien an, darunter Massenbestände des landes- und bundesweit<br />

stark gefährdeten Laubfroschs. Außerdem wurden die Wasserflächen von etlichen<br />

Vogelarten als Brut- o<strong>der</strong> Rastplatz angenommen, insbeson<strong>der</strong>e von Enten (u. a.<br />

Knäkente, Krickente, Löffelente), Graugänsen und Lappentauchern (Rothalstaucher,<br />

Zwergtaucher).<br />

⇒ Im vergangenen Winter (2001/2002) konnte <strong>der</strong> Ostpol<strong>der</strong> endgültig vom<br />

Schöpfwerksbetrieb abgekoppelt werden. Mit <strong>der</strong> Schaffung einer offenen Verbindung<br />

zwischen <strong>der</strong> Neuwührener Au und dem Ostpol<strong>der</strong> wurde ein ca. 30 ha großer<br />

Überschwemmungsraum geschaffen, <strong>der</strong> während <strong>der</strong> Hochwasserperiode im Sommer<br />

2002 erhebliche Wassermengen aufnehmen konnte.<br />

⇒ Mit <strong>der</strong> Einleitung <strong>der</strong> Neuwührener Au in den Westpol<strong>der</strong> sowie <strong>der</strong> Stillegung des<br />

Schöpfwerkes konnte im vergangenen Dezember die seit 50 Jahren andauernde<br />

Vernässung endgültig aufgehoben werden. Naturnahe Wasserstände können sich nun<br />

auch in den restlichen, bis dahin noch entwässerten Bereichen <strong>der</strong> <strong>Pohnsdorfer</strong> <strong>Stauung</strong><br />

einstellen.<br />

Neben den wasserbaulichen Maßnahmen wurden in den 90-er Jahren von <strong>der</strong> <strong>Schrobach</strong>-<br />

<strong>Stiftung</strong> mehrere Kleingewässer angelegt, Knicks, Gehölzinseln sowie Einzelbäume<br />

gepflanzt und einige Bereiche mit heimischen Baumarten aufgeforstet. Außerdem wurde im<br />

Westpol<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Stauung</strong> sowie den angrenzenden, mineralischen Hängen eine ca. 45 ha große<br />

Weidelandschaft eingerichtet, in <strong>der</strong> seit einiger Zeit eine kleine Herde mit Schottischen<br />

Hochlandrin<strong>der</strong>n lebt. Durch eine ganzjährige Beweidung bei geringer Besatzdichte soll die<br />

Entwicklung einer abwechslungs- und artenreichen Landschaft mit zahlreichen Übergängen<br />

zwischen unterschiedlich stark beweideten und verbuschten Flächen geför<strong>der</strong>t werden. Die<br />

Rin<strong>der</strong> sollen außerdem dafür sorgen, dass die natürliche Verlandung <strong>der</strong> Flachwasserseen im<br />

Westpol<strong>der</strong> verzögert wird, indem sie die randlichen Röhrichte mitbeweiden. Alle<br />

beschriebenen Maßnahmen tragen dazu bei, die Vielfalt an unterschiedlichen Lebensräumen<br />

in <strong>der</strong> gesamten <strong>Stauung</strong> zu erhöhen.<br />

Insgesamt hat sich die <strong>Pohnsdorfer</strong> <strong>Stauung</strong> durch die Maßnahmen <strong>der</strong> <strong>Schrobach</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />

inzwischen zu einem landesweit bedeutsamen Gebiet für den Naturschutz entwickelt.<br />

Unterschiedliche Lebensräume wie die großen Röhrichtflächen, Bruchwäl<strong>der</strong>,<br />

Flachwasserseen, das feuchte und trockene Grünland, die Gebüsche und Gehölzinseln sind<br />

Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten, die landes- bundes- und sogar europaweit<br />

als gefährdet gelten.<br />

Mit <strong>der</strong> <strong>Wie<strong>der</strong>vernässung</strong> <strong>der</strong> <strong>Pohnsdorfer</strong> <strong>Stauung</strong> hat die <strong>Schrobach</strong>-<strong>Stiftung</strong> im Dezember<br />

letzten Jahres ihr erstes Naturschutzprojekt erfolgreich abgeschlossen. Weitere Gebiete, in<br />

denen sich die <strong>Stiftung</strong> engagiert, liegen im Naturpark Aukrug in den Kreisen Rendsburg-<br />

Eckernförde und Steinburg sowie in <strong>der</strong> Obere Treenelandschaft (Kreis Schleswig-<br />

Flensburg). Insgesamt umfasst die von <strong>der</strong> <strong>Schrobach</strong>-<strong>Stiftung</strong> für den Naturschutz gesicherte<br />

Fläche inzwischen 950 ha.<br />

Weitere Informationen über Internet (www.schrobach-stiftung.de) o<strong>der</strong> Geschäftsstelle: Theodor-<br />

Heuss-Ring 56, 24113 Kiel<br />

Aus dem „Amtsschimmel“ vom 29.1.2003 (amtliches Mitteilungsblatt des Amtes Preetz-<br />

Land)

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