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Waldschutzgebiet Fröruper Berge - Schrobach-Stiftung

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<strong>Waldschutzgebiet</strong> <strong>Fröruper</strong> <strong>Berge</strong><br />

Ein verwunschener Märchenwald – so wirken die <strong>Fröruper</strong> <strong>Berge</strong> in diesen Tagen. Unberührte Natur,<br />

Moore, Hügel und Täler kennzeichnen das Gebiet bei Oeversee.<br />

Wie eine hauchdünne Schicht Puderzucker auf einem Weihnachtskuchen hat sich der erste<br />

Schneegriesel über die Wege gelegt. Der Himmel ist klar, die Luft auch, die orangefarbene<br />

untergehende Nachmittagssonne hat die Baumwipfel in helles Licht getaucht, wie von<br />

Scheinwerfern angestrahlt werfen die Buchenstämme lange Schatten über das rostbraune<br />

Laub auf dem Waldboden. Wie aus einem Weihnachtsmärchen – so muten die <strong>Fröruper</strong> <strong>Berge</strong><br />

an einem eiskalten Dezember-Nachmittag an.<br />

Vielleicht liegt es an der weitgehend unberührt wirkenden Natur, umgekippten Bäumen,<br />

krumm und schief wachsenden Buchen und Eichen, vielleicht an den vielen Hügeln und<br />

Kuppen, dien weiß zugefrorenen Tümpeln, den Mooren und der struppigen Heide, dass sich<br />

der Eindruck aufdrängt, in einem verwunschenen Märchenwald unterwegs zu sein. Fasziniert<br />

und angezogen haben die <strong>Fröruper</strong> <strong>Berge</strong> die Menschen deshalb schon immer. In den<br />

dreißiger Jahren wurde der zentrale hügelige Bereich, weil er die Zeitgenossen ans Mittelgebirge<br />

erinnerte, unter Naturschutz gestellt. In den folgenden Jahrzehnten haben die <strong>Fröruper</strong><br />

<strong>Berge</strong> auch andere Zeiten erlebt. Monokulturen, in denen allein auf schnell wachsende<br />

Nadelbäume gesetzt wurde, Kiesabbau, Entwässerung der Moorflächen haben dem Kleinod<br />

östlich von Oeversee zugesetzt.<br />

Doch seit vier Jahren versucht man mit System, das Rad zurückzudrehen. Seitdem die<br />

<strong>Schrobach</strong>-<strong>Stiftung</strong> 1999 das rund 250 Hektar große und mitten im Naturschutzgroßprojekt<br />

Obere Treenelandschaft liegende Gelände vom Kreis Schleswig-Flensburg gekauft hat, wird<br />

es konsequent umgebaut zu einem naturnahen Wald. Urwald ist man geneigt zu sagen, wenn<br />

es um die Pläne geht, die von <strong>Schrobach</strong>-<strong>Stiftung</strong> und Naturschutzverein Obere<br />

Treenelandschaft vorangetrieben werden. Unberührt, ursprünglich – so soll der Wald im<br />

Idealfall sicherlich aussehen. Doch Dr. Cordelia Wiebe, Geschäftsführerin der <strong>Schrobach</strong>-<br />

<strong>Stiftung</strong>, und Förster Arne Petersen vermeiden Schlagworte wie „Urwald“. Denn<br />

ursprünglich und unberührt ist dort, wo Menschenhand einmal eingegriffen hat, nichts mehr.<br />

Aber zumindest annähernd urwaldlich soll es in den <strong>Fröruper</strong> <strong>Berge</strong>n wieder werden. Dafür<br />

sorgen in der Praxis die von der <strong>Schrobach</strong>-<strong>Stiftung</strong> mit dem Waldumbau betrauten Förster<br />

Arne Petersen und Jan Kumke von der Planungsgemeinschaft silvaconcept, die „die Natur in<br />

ihrer Dynamik begleiten“. Das heißt: Die von Menschen gepflanzten Nadelhölzer, zurzeit<br />

noch gut 50 Prozent der Waldfläche, werden sukzessive entfernt. Dort, wo sich keine Naturverjüngung<br />

von selbst einstellt, werden sie durch heimische Laubbäume wie Buche, Eiche,<br />

Birke, Eibe, Wacholder, Ulme oder auch Spitzahorn ersetzt. Eines Tages sollen die<br />

Laubwaldgesellschaften sich selbst überlassen werden. Kippt ein Buam um, dann bleibt er<br />

dort liegen. Mit einem erhöhten Totholzanteil verbinden die Förster, die <strong>Schrobach</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />

und Thorsten Roos, Geschäftsführer des Naturschutzvereins, der Träger des Projektes ist, die<br />

Hoffnung, dass sich der Anteil der Tier- und Pilzarten erhöht, die auf Totholz angewiesen<br />

sind. „Der Umbau wird noch einige Jahre beanspruchen“, so Arne Petersen.<br />

Naturschutz hin, menschliche Eingriffe her – eines wollen die <strong>Schrobach</strong>-<strong>Stiftung</strong> und der<br />

Naturschutzverein Obere Treenelandschaft auf keinen Fall: den Mensch aussperren. Im<br />

nächsten Jahr bringt der Naturschutzverein eine Karte mit Wander- und Reitwegen heraus, die<br />

Waldjugend ist aktiv, der Naturschutzverein hat einen Bauwagen zu einem rollenden<br />

Klassenzimmer umgebaut, um „die Kinder in die Natur hereinzuholen“.


Eingebettet sind die <strong>Fröruper</strong> <strong>Berge</strong> in das Naturschutzgroßprojekt Obere Treenelandschaft,<br />

ein insgesamt etwa 2.000 Hektar großes Gebiet, das verschiedenste Naturräume miteinander<br />

verbindet und wegen seiner Seltenheit, Schutzwürdigkeit und Gefährdung sogar vom Bund<br />

gefördert wird. Keine Selbstverständlichkeit, sagt Thorsten Roos, denn der Bund hält sich bei<br />

Förderung von Naturschutzprojekten normalerweise zurück. „Das ist Ländersache“. Für zehn<br />

Jahre werden für das Gesamtprojekt von Bund und Land neun Millionen Euro zur Verfügung<br />

gestellt, eine Million Euro trägt die <strong>Schrobach</strong>-<strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Einbettung in das Großprojekt ermöglicht etwas, was in den seltensten Fällen möglich ist:<br />

Die scharfen Grenzen zwischen Wald und den ihn umgebenden Wiesen, Mooren, Biotopen<br />

können aufgehoben werden. Die Übergänge werden fließend. Zudem betreibt die <strong>Schrobach</strong>-<br />

<strong>Stiftung</strong> die Anhebung des Grundwasserstandes auf naturnäheres Niveau, nachdem vor allem<br />

in den fünfziger Jahren die Entwässerung der Moorflächen eingesetzt hatte. Das Rad – es wird<br />

eben nicht neu erfunden, sondern zurückgedreht.<br />

Auszug aus dem Flensburger Tageblatt vom 21.12.2002

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