Straffälligenhilfe Suchtkrankenhilfe - Sozialberatung Schwäbisch ...
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„Sucht und Straffälligkeit“<br />
Ein Vortrag im Rahmen des Einführungskurses für<br />
Ehrenamtliche im Strafvollzug<br />
16. bis 18. Oktober 2009, Bad Boll.<br />
Referenten:<br />
Antje Hammann & Nikolas Danzinger,<br />
<strong>Sozialberatung</strong> <strong>Schwäbisch</strong> Gmünd e.V.<br />
<strong>Suchtkrankenhilfe</strong><br />
<strong>Sozialberatung</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> Gmünd e.V.<br />
<strong>Straffälligenhilfe</strong><br />
<strong>Sozialberatung</strong> <strong>Schwäbisch</strong> Gmünd e.V. (gegründet 1947)<br />
19.10.2009<br />
1
Sucht<br />
…für ihre Sucht<br />
...in der Sucht<br />
…aufgrund der Sucht<br />
Straffälligkeit<br />
Sucht<br />
Menschen werden<br />
straffällig, weil sie<br />
süchtig sind<br />
Menschen weisen in<br />
psychosozialen<br />
Problemlagen ein<br />
erhöhtes Suchtrisiko<br />
auf<br />
Straffälligkeit<br />
19.10.2009<br />
2
D.h. Sie werden als<br />
„Ehrenamtliche im<br />
Strafvollzug“ mit ganz<br />
großer Wahrscheinlichkeit<br />
auf Menschen treffen, die<br />
(auch) ein Suchtproblem<br />
aufweisen.<br />
Unser Ziel ist es, in einfachen Worten prägnante<br />
Antworten zu bieten auf folgende Fragen:<br />
19.10.2009<br />
3
- Weil sie bestimmte Gefühle<br />
fühlen wollen<br />
- Weil sie bestimmte<br />
Gefühle nicht fühlen wollen<br />
Entspannung<br />
Selbstsicherheit<br />
Euphorie<br />
Gelassenheit<br />
Kontaktfreudigkeit<br />
Zufriedenheit<br />
…<br />
Trauer<br />
Depression<br />
Schmerz<br />
Ängste<br />
Langeweile<br />
Müdigkeit<br />
Wut<br />
Selbstzweifel<br />
Aggression<br />
Hoffnungslosigkeit<br />
…<br />
19.10.2009<br />
4
Was macht eine Substanz zur Droge?<br />
Drogen haben einen<br />
starken Einfluss auf<br />
das Limbische System<br />
(Chemiehirn) und<br />
damit auf die<br />
Psychoregulation<br />
unseres Körpers!<br />
• Muss rasch ins Gehirn eindringen<br />
• Muss an Nervenzellen andocken können und zwar da, wo<br />
angenehme Gefühle entstehen (Limbisches System)<br />
• Muss eine rasche Wirkung entfalten („Kick“)<br />
Suchtlandschaft<br />
Deutschland<br />
16 Mio. Raucher;<br />
33,9 % der Erwachsenen in Deutschland rauchen<br />
1,5 Mio. Abhängige;<br />
fast 10 Mio. Menschen mit<br />
riskantem Konsummuster<br />
1,4 Mio. – 1,9 Mio. Abhängige<br />
(70% Frauen)<br />
Quelle: Bundesministerium für Gesundheit: Drogen- und<br />
Suchtbericht 2009<br />
19.10.2009<br />
5
16. Mio.<br />
RaucherInnen<br />
Suchtlandschaft<br />
Deutschland<br />
1,5 Mio. Abhängige<br />
1,4 Mio. – 1,9 Mio.<br />
Abhängige<br />
Pro Jahr nimmt der Staat über 14 Mrd. €<br />
durch die Tabaksteuer ein!<br />
Über 500 Mio € werden pro<br />
Jahr in Deutschland für die<br />
Bewerbung alkoholischer<br />
Getränke ausgegeben!<br />
Apothekenumsatz bei Medikamenten<br />
mit eigenem Suchtpotential lag 2007<br />
bei 680 Mio €<br />
Durch welche Droge sterben in<br />
Deutschland die meisten Menschen?<br />
a) Alkohol<br />
c) Nikotin<br />
b) Heroin<br />
d) Kokain<br />
19.10.2009<br />
6
Tod durch Drogen<br />
Zahlen, Fakten, Mythen<br />
Suchtlandschaft<br />
Deutschland<br />
Illegale, harte Drogen:<br />
645 000 Konsumenten<br />
Cannabis<br />
Konsumenten: 2 400 000<br />
Missbrauch: 380 000<br />
Abhängigkeit: 220 000<br />
19.10.2009<br />
7
160000<br />
140000<br />
120000<br />
100000<br />
80000<br />
60000<br />
40000<br />
20000<br />
0<br />
Illegale Drogen:<br />
Anzahl von Rauschgiftdelikten; Quelle: BKA<br />
Cannabis Amphetamine Heroin Kokain<br />
Experten schätzen, dass 1/3 des<br />
gesamten Polizei- und<br />
Justizapparates in Deutschland mit<br />
der Durchsetzung der Prohibition<br />
beschäftigt ist.<br />
Anzahl von<br />
Rauschgiftdelikten<br />
im Jahr 2007 nach<br />
Drogenart<br />
19.10.2009<br />
8
Sucht betrifft auch das soziale<br />
Umfeld!<br />
Zählt man zu jedem Suchtkranken<br />
bzw. missbräuchlichem Konsumenten<br />
von legalen oder illegalen<br />
Suchtmitteln in Deutschland<br />
durchschnittlich 3 Angehörige<br />
(beispielsweise Ehepartner, Kinder,<br />
Eltern, enge Freunde) kann man von<br />
etwa 18 Millionen „Mit-Betroffenen“<br />
ausgehen!<br />
Quelle: Bundesverband Freundeskreis für <strong>Suchtkrankenhilfe</strong> 11/2004<br />
19.10.2009<br />
9
Fakt ist:<br />
Sucht ist eine der zentralen<br />
Herausforderungen unserer Zeit.<br />
Durch Sucht wird viel Geld verdient.<br />
Für Sucht wird viel Geld ausgegeben.<br />
Sucht fordert Opfer.<br />
Sucht ist (mehr als) eine Krankheit.<br />
19.10.2009<br />
10
Stimulanzien<br />
Stimulanzien:<br />
machen aktiv<br />
Downers<br />
Downers:<br />
machen müde<br />
Halluzinogene<br />
Halluzinogene:<br />
machen wirr<br />
19.10.2009<br />
11
Stimulanzien:<br />
Nikotin<br />
Kokain<br />
Crack<br />
Speed<br />
Downers:<br />
Alkohol<br />
Heroin<br />
Substitutionsmittel<br />
Schlafmittel<br />
Ecstasy<br />
Cannabis<br />
Halluzinogene:<br />
LSD<br />
Biodrogen<br />
Woran kann man erkennen, welche<br />
psychotropen Substanzen ein<br />
Mensch zu sich genommen hat?<br />
19.10.2009<br />
12
Kokain<br />
• Zähneknirschen<br />
• Ständiges Hochziehen der Nase<br />
• Herumfingern an der Nase<br />
• Nasenbluten<br />
• Häufige Toilettengänge / Gier, immer mehr „nachzulegen“<br />
• An den Fingernägeln abgezogene Haut<br />
• Verstärkter Schweißfluss<br />
• Trockene, schuppige Haut<br />
• Übersteigertes Selbstwertgefühl<br />
• Rededrang<br />
• Schlaflosigkeit<br />
• Alkohol kann in hohen Mengen konsumiert werden – ohne,<br />
dass man sich betrunken fühlt<br />
Speed<br />
• Zähneknirschen<br />
• Ständiges Hochziehen der Nase/Herumfingern<br />
an der Nase/ Nasenbluten<br />
• Häufige Toilettengänge<br />
• An den Fingernägeln abgezogene Haut<br />
• Verstärkter Schweißfluss<br />
• Trockene, schuppige Haut<br />
• Ziellose Routinen<br />
• Aufgedreht/ zappelig/ nervös/ ständig in<br />
Bewegung<br />
19.10.2009<br />
13
Alkohol<br />
• „Fahne“<br />
• Schwanken/ Lallen/ gestörte Motorik<br />
• Aggressivität/ Ungehemmtheit<br />
• Zittern/ Schweissausbrüche<br />
• Im weiteren Verlauf: Müdigkeit<br />
• Rotes Gesicht<br />
• Im Falle exzessiven und jahrelangen<br />
Konsums: „Trinkernase“<br />
Heroin<br />
• Weiße teigige Haut<br />
• Verlangsamtes Sprechen und Bewegen<br />
• Stecknadel-Pupillen<br />
• Einstichlöcher (bei intravenöser Konsumform)<br />
• Interessenlosigkeit<br />
• Unterernährung<br />
• „Aura der Unberührbarkeit“<br />
19.10.2009<br />
14
Ecstasy<br />
• Große Pupillen<br />
• Kiefermahlen<br />
• Unruhe<br />
• Dauerlächeln<br />
• Sinnliche, körperbetonte Bewegungen<br />
• Auffallendes Bedürfnis nach körperlicher Nähe<br />
• Gerötetes Gesicht, manchmal auch scheckig<br />
Cannabis<br />
• Gerötete Augen (wegen des Abfalls des<br />
Augeninnendrucks)<br />
• Halbgeschlossene Augen<br />
• Grinsen/ grundloses Lachen<br />
• Lethargie<br />
• Blässe (Durchblutung der Haut und der äußeren<br />
Extremitäten ist herabgesetzt)<br />
• Blinzeln (THC reduziert die Bildung von<br />
Tränenflüssigkeit)<br />
• Häufiges Benutzen von Augentropfen<br />
19.10.2009<br />
15
Vorsicht jedoch vor<br />
zu schnellen<br />
Schlussfolgerungen…<br />
19.10.2009<br />
16
Meinungen über<br />
Drogen & Sucht<br />
Paul:<br />
Ich kiffe, weil ich mit<br />
dem Stress nicht mehr<br />
klar komme...<br />
19.10.2009<br />
17
Hannah:<br />
Ich bin süchtig geworden, weil<br />
ich mich auf die „falschen“<br />
Freunde einließ…<br />
Kai:<br />
Ich trinke, um meine<br />
Einsamkeit zu<br />
vergessen<br />
19.10.2009<br />
18
Leonie:<br />
Mein Vater? Ein Alkoholiker. Was<br />
soll denn da aus mir schon<br />
Besseres werden?<br />
Markus:<br />
Abhängig wird man<br />
nur von harten<br />
Drogen. Prost!<br />
19.10.2009<br />
19
Benno:<br />
Sucht? Dahinter steckt meist<br />
eine tiefe Sinnkrise!<br />
Uli: Sucht wird nicht<br />
erworben<br />
– sondern vererbt<br />
19.10.2009<br />
20
Mario:<br />
Sucht ???– das ist<br />
doch nur eine<br />
Willensfrage...<br />
Sucht – also eine Frage<br />
- der Gene<br />
- des Freundeskreises<br />
- der Droge<br />
- des eigenen Willens<br />
- des Elternhauses<br />
19.10.2009<br />
21
Wie also entsteht Sucht<br />
oder Abhängigkeit?<br />
DROGE<br />
PERSON UMWELT<br />
Persönlichkeit<br />
Vererbungsfaktoren<br />
Biomedizinische Faktoren<br />
Art der Droge<br />
Dauer der Einnahme<br />
Dosis<br />
Verfügbarkeit<br />
Familie/ Partnerschaft<br />
Arbeit/Ausbildung<br />
Finanz. Situation<br />
Freizeit<br />
Freundeskreis<br />
19.10.2009<br />
22
DROGE<br />
PERSON UMWELT<br />
Lebensbewältigung/<br />
Lebensgenuss<br />
Suchtgefährdung<br />
Suchtmittelmissbrauch/<br />
Drogenkonsum als<br />
Dauerstrategie<br />
Isolation<br />
Gebrauch<br />
Missbrauch<br />
Herausforderungen,<br />
Krisen, Spannungen<br />
Gewohnheit<br />
Kontrollverlust/ Verlust<br />
von Wahlmöglichkeit<br />
Verleugnung, Scham,<br />
Stress<br />
Sucht<br />
Unangenehme Gefühle Suche nach Strategien<br />
Zeitweilige<br />
Erleichterung<br />
SUCHT<br />
Verlust an<br />
Selbstwertgefühl<br />
Drogenkonsum als<br />
Strategie<br />
Probleme bleiben<br />
ungelöst<br />
Probleme vermehren<br />
sich in: körperlicher,<br />
sozialer und<br />
psychischer Hinsicht<br />
19.10.2009<br />
23
Sucht wird in der neueren<br />
Fachliteratur als<br />
„neuro-bio-psycho-soziales Phänomen<br />
mit komplexen Problemstellungen in<br />
komplexen Lebenslagen“<br />
bezeichnet.<br />
Es gibt also nicht die Ursache<br />
...und Sucht wirkt sich auf alle<br />
Lebensbereiche aus!<br />
19.10.2009<br />
24
Wann sprechen Mediziner von<br />
Sucht oder auch Abhängigkeit?<br />
Merkmale des Abhängigkeitssyndroms<br />
Abhängigkeit oder Abhängigkeit von<br />
Substanzen ist in der Internationalen<br />
Klassifikation von Krankheiten im Kapitel<br />
5 (ICD 10, V) definiert.<br />
Im amerikanischen Raum ist das DSM IV<br />
verbreitet, die Definition ist allerdings<br />
ähnlich.<br />
ICD 10 definiert das<br />
Abhängigkeitssyndrom folgendermaßen:<br />
19.10.2009<br />
25
Zwang<br />
Entzug<br />
Einengung<br />
Fortsetzung<br />
Kontrollverlust Abhängigkeit<br />
nach ICD 10<br />
Merkmale des Abhängigkeitssyndroms<br />
Innerer Zwang: Es liegt ein unbezähmbares Verlangen oder eine Art innerer Zwang vor,<br />
die Droge/ Substanz zu konsumieren.<br />
Kontrollverlust: Es liegt eine verminderte Kontrolle über den Substanzgebrauch vor, also<br />
Kontrollverlust über Beginn, Beendigung oder Menge. Man will aufhören, kann aber nicht!<br />
Körperliche Entzugserscheinungen: Körperliche Symptome treten auf, wenn die<br />
Substanz reduziert oder abgesetzt wird (beispielsweise Zittern, Halluzinationen,<br />
Kreislaufkollaps bei Alkohol, oder grippeähnliche Symptome, Erbrechen, Krampfanfälle bei<br />
Opiaten).<br />
Toleranzentwicklung: Um die gewünschte Wirkung zu erreichen, müssen immer größere<br />
Mengen konsumiert werden.<br />
Einengung auf den Substanzgebrauch: Es werden wichtige Interessen, Beziehungen und<br />
soziale Verpflichtungen vernachlässigt. Oder es wird viel Zeit darauf verwandt, sich die<br />
Droge zu beschaffen, zu konsumieren oder sich von den Auswirkungen des Konsums zu<br />
erholen. Alles dreht sich nur noch um die Droge.<br />
Fortsetzung trotz Negativerfahrungen: Der Konsum wird fortgesetzt, obwohl die<br />
Negativeffekte in körperlicher, psychischer und sozialer Hinsicht immer größer werden.<br />
19.10.2009<br />
26
Merkmale des Abhängigkeitssyndroms<br />
Innerer Zwang: Es liegt ein unbezähmbares Verlangen oder eine Art innerer Zwang vor,<br />
die Droge/ Substanz zu konsumieren.<br />
Kontrollverlust: Es liegt eine verminderte Kontrolle über den Substanzgebrauch vor, also<br />
Kontrollverlust über Beginn, Beendigung oder Menge. Man will aufhören, kann aber nicht!<br />
Die genannten Kriterien müssen mindestens<br />
einen Monat lang bestehen oder in zwölf<br />
Monaten wiederholt bestanden haben. Wenn<br />
drei der genannten Kriterien erfüllt sind, kann<br />
die Diagnose Abhängigkeit gestellt werden.<br />
Körperliche Entzugserscheinungen: Körperliche Symptome treten auf, wenn die<br />
Substanz reduziert oder abgesetzt wird (beispielsweise Zittern, Halluzinationen,<br />
Kreislaufkollaps bei Alkohol, oder grippeähnliche Symptome, Erbrechen, Krampfanfälle bei<br />
Opiaten).<br />
Toleranzentwicklung: Um die gewünschte Wirkung zu erreichen, müssen immer größere<br />
Mengen konsumiert werden.<br />
Einengung auf den Substanzgebrauch: Es werden wichtige Interessen, Beziehungen und<br />
soziale Verpflichtungen vernachlässigt. Oder es wird viel Zeit darauf verwandt, sich die<br />
Droge zu beschaffen, zu konsumieren oder sich von den Auswirkungen des Konsums zu<br />
erholen. Alles dreht sich nur noch um die Droge.<br />
Fortsetzung trotz Negativerfahrungen: Der Konsum wird fortgesetzt, obwohl die<br />
Negativeffekte in körperlicher, psychischer und sozialer Hinsicht immer größer werden.<br />
19.10.2009<br />
27
Sucht &<br />
Motivation<br />
Kleiner Exkurs zum Thema:<br />
Motivation<br />
Veränderungsprozesse<br />
haben mindestens<br />
vier Voraussetzungen<br />
Beispiel:<br />
Mein Haus brennt. Was<br />
motiviert mich, mich in<br />
Sicherheit zu bringen?<br />
19.10.2009<br />
28
Was motiviert uns für Veränderungsprozesse?<br />
Situation richtig<br />
einschätzen<br />
Verantwortung<br />
erkennen<br />
An den eigenen<br />
Erfolg glauben<br />
BELOHNUNG<br />
•Situation: „Es brennt!!! Ich muss mich in Sicherheit bringen und die Feuerwehr alarmieren.<br />
• Verantwortung: Ich bin vielleicht nicht verantwortlich für das Feuer – aber es liegt an mir, mich zu retten!<br />
•Erfolg: Ich kann und werde es schaffen, das brennende Haus rechtzeitig zu verlassen!<br />
•Belohnung: Ich rette mein Leben.<br />
Suchtkranke Menschen zeigen sich in aller Regel<br />
(leider) wenig motiviert…<br />
19.10.2009<br />
29
„Süchtige“ Reaktionen…<br />
Situation richtig<br />
einschätzen<br />
Verantwortung<br />
erkennen<br />
An den eigenen<br />
Erfolg glauben<br />
BELOHNUNG<br />
•Situation: Ich bin nicht süchtig, ich kann jederzeit aufhören…die anderen sind viel süchtiger…<br />
•Verantwortung: Wenn ich doch nur meinen Arbeitsplatz wieder hätte…Wenn doch bloß die Scheidung<br />
nicht gewesen wäre… Wenn ich doch nur nicht ins Gefängnis gekommen wäre…dann würde ich auch keine<br />
Drogen mehr nehmen…<br />
• Erfolg/ Machbarkeit: Ich schaffe es doch eh nicht… Ich glaub einfach nicht an mich...Was soll mir eine<br />
Therapie bringen?<br />
•Belohnung: Ob sich das alles wirklich lohnt?? Ich weiß ja auch nicht…<br />
Aufgabe der <strong>Suchtkrankenhilfe</strong> in diesem Kontext<br />
Situation richtig<br />
einschätzen<br />
Verantwortung<br />
erkennen<br />
An den eigenen<br />
Erfolg glauben<br />
BELOHNUNG<br />
•Situation: Krankheitseinsicht + Behandlungsbereitschaft fördern<br />
•Verantwortung: Verantwortungskompetenzen erweitern<br />
•Erfolg: Cleane Identität + Selbstwirksamkeitsüberzeugungen stärken<br />
•Belohnung: Freude und Spaß an einem cleanen Leben<br />
19.10.2009<br />
30
Kann strafrechtlicher Druck<br />
zu einer Therapie motivieren?<br />
• Strafrechtlicher Druck alleine<br />
stellt noch keine<br />
Therapiemotivation dar.<br />
• Aber: Strafrechtlicher Druck kann<br />
in vielen Fällen der Ausgangspunkt<br />
für therapeutische Prozesse sein!<br />
Wie ist das zu verstehen?<br />
Strafrechtlicher Druck und Motivation<br />
BELOHNUNG<br />
Situation richtig<br />
einschätzen<br />
Verantwortung<br />
erkennen<br />
An den eigenen<br />
Erfolg glauben<br />
•Belohnung: Haftvermeidung<br />
19.10.2009<br />
31
Extrinsische Motivation<br />
Beispiele:<br />
• Druck von Familie/ Lebenspartner/in<br />
• Gerichtliche Auflagen/ Druck Bewährungshilfe<br />
• Druck von Freunden/ Bekannten<br />
• Druck von Arbeitgeber / Arbeitsplatzverlust<br />
• Finanzieller Druck<br />
• Wohnungsverlust<br />
• Angst vor sozialem Abstieg<br />
Extrinsische Motivation<br />
Intrinsische<br />
Motivation<br />
19.10.2009<br />
32
Begegnungen mit der Sucht...<br />
Wie reagiere ich bei Menschen mit einer<br />
Alkohol- und/oder Drogenproblematik?<br />
Was fühle ich? Was geht mir durch den<br />
Kopf? Was löst er/sie bei mir aus?<br />
Angenommen, ich wäre selbst<br />
suchtkrank, welches Verhalten<br />
würde ich mir von meiner Umwelt<br />
(Kollegen, Freunde) wünschen?<br />
Welche Reaktionen wären<br />
hilfreich? Welche eher nicht?<br />
19.10.2009<br />
33
Beschützerphase<br />
Sucht und System<br />
Kontrollphase Anklagephase<br />
Abhängigkeit<br />
Beschützerphase<br />
passt sich an<br />
streitet ab<br />
bagatellisiert<br />
zeigt sich<br />
einsichtig<br />
Co-Abhängigkeit<br />
verharmlost<br />
übersieht<br />
entschuldigt<br />
deckt<br />
19.10.2009<br />
34
Beispiel aus dem häuslichen Bereich:<br />
Frau M. und ihr Mann<br />
Herr M. „Naja, mag sein, dass ich ab<br />
und zu was trinke, aber das machen die<br />
anderen doch auch...<br />
Frau M. „Mein Mann hat ja auch<br />
einen so anstrengenden Beruf...“<br />
•Entschuldigt Mann bei Arbeitgeber (z.B.<br />
Kater wird zur Grippe)<br />
•Entsorgt die leeren Flaschen<br />
• „Übersieht“ die negativen Konsequenzen<br />
Abhängigkeit<br />
konsumiert<br />
heimlich<br />
Schuldgefühle<br />
Zieht sich zurück<br />
Kontrollphase<br />
Co-Abhängigkeit<br />
tabuisiert<br />
kontrolliert<br />
schränkt ein<br />
übernimmt<br />
Verantwortung<br />
(Rückfall wird als persönliche<br />
Niederlage empfunden)<br />
19.10.2009<br />
35
Beispiel: Vater und kiffende Tochter<br />
…Du wirst ab sofort<br />
jeden Abend um 18 Uhr<br />
zuhause sein!<br />
Ich werde schon dafür<br />
sorgen, dass Du wieder<br />
normal wirst..<br />
Abhängigkeit<br />
Fühlt sich<br />
beschuldigt<br />
dramatisiert<br />
geht in<br />
Defensive<br />
Also, ich will nichts mehr von der<br />
ganzen Sache wissen…<br />
Zu so jemandem wie Dir kann<br />
man einfach kein Vertrauen<br />
haben…<br />
Anklagephase<br />
Co-Abhängigkeit<br />
beschuldigt<br />
wird<br />
aggressiv<br />
zieht sich<br />
zurück<br />
19.10.2009<br />
36
Frau M.:<br />
„ Mein Mann trinkt und deswegen<br />
bin ich am Meckern...“<br />
Herr M.<br />
„ Meine Frau meckert<br />
ständig, deswegen trinke<br />
ich...“<br />
Drogenberater:<br />
„Jetzt habe ich so viel für Dich<br />
gemacht! Du hattest alle<br />
Möglichkeiten und bist doch<br />
wieder rückfällig geworden... Ich<br />
bin so enttäuscht von Dir...“<br />
Klient:<br />
„Ja, das stimmt, ich bin ein<br />
totaler Versager...“<br />
19.10.2009<br />
37
S<br />
Ikarus- Empfehlung<br />
als Ermunterung, nicht zu viel<br />
zu wollen… I<br />
• Sich selbst schützen<br />
• Auch Sie haben Recht auf<br />
Entlastung und Unterstützung<br />
• Nutzen Sie kollegiale Beratung<br />
oder ein Gespräch bei einer<br />
Beratungsstelle<br />
U<br />
• Unterstützung anbieten<br />
• Keine Angst vor einem offenen<br />
Gespräch<br />
• Eigene Beobachtung klar<br />
mitteilen und Besorgnis zum<br />
Ausdruck bringen<br />
• Keine Streitdebatten, keine<br />
Moralpredigten, keine<br />
Vorwürfe<br />
• Hilfsmöglichkeiten aufzeigen<br />
• Interesse an der Person haben,<br />
nicht ausschließlich an den<br />
Problemen<br />
• Der Mensch ist mehr als die<br />
Summe seiner Auffälligkeiten K<br />
R<br />
• Ruhe bewahren; rasche Erfolge<br />
stellen sich selten ein.<br />
• Rückfälle gehören zur<br />
Sucht(heilung) dazu!<br />
• Ressourcen erkunden (Stärken,<br />
Potentiale, Fähigkeiten)<br />
• Krankheitscharakter der Sucht<br />
sehen<br />
• Keiner ist vor Sucht geschützt<br />
• Verständnis für die schwierige<br />
Situation aufbringen, nicht<br />
aber dafür, wenn der<br />
Betroffene nichts dagegen tut!<br />
A<br />
• Abgrenzung ist wichtig, d.h.<br />
Verantwortung für den<br />
Betroffenen nicht übernehmen<br />
• Nicht die Rolle des<br />
Therapeuten, des Polizisten,<br />
des Kumpels, des Richters…<br />
übernehmen.<br />
• Aufmerksamkeit auf die<br />
„kleinen Dinge“ des Lebens<br />
lenken.<br />
19.10.2009<br />
38
Suchthilfe in<br />
Deutschland<br />
19.10.2009<br />
39
Nachsorgeangebote<br />
Therapieangebote/<br />
Entwöhnungsbehandlungen<br />
Akutbehandlungen<br />
Beratungsangebote<br />
Niedrigschwellige Angebote<br />
Hilfsangebote<br />
innerhalb der JVA<br />
19.10.2009<br />
40
Unsere Literaturtipps:<br />
•Böllinger, Lorenz/ Stöver, Heino: Drogenpraxis Drogenrecht Drogenpolitik.<br />
Handbuch für Drogenbenutzer, Eltern, Drogenberater, Ärzte und Juristen.<br />
2002.<br />
•Deutsche AIDS-Hilfe: Betreuung im Strafvollzug. Ein Handbuch. 1996.<br />
•Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS): Ein Angebot an alle, die einem<br />
nahe stehenden Menschen helfen möchten. 2006.<br />
•Freundeskreis für <strong>Suchtkrankenhilfe</strong>: Angehörige von Suchtkranken haben<br />
ein Recht auf Unterstützung und Entlastung. 2004.<br />
•Schneider, Ralf: Die Suchtfibel. Informationen zur Abhängigkeit von Alkohol<br />
und Medikamenten. 2001<br />
Nützliches aus dem world wide net<br />
www.drugcom.de (im Auftrag der BzgA; sehr umfangreiches<br />
Drogen-Lexikon, Drogen-Fragebogen und vieles mehr, vor allem<br />
für Jugendliche sehr interessant!)<br />
www.dhs.de (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.;<br />
umfassende Daten und Fakten-Sammlung)<br />
www.indro-online.de (Akzeptanzorientierte Suchthilfe)<br />
www.bzga.de (Unter der Rubrik Suchtvorbeugung finden Sie<br />
zahlreiche interessante Informationsbroschüren zum Bestellen)<br />
www.sozialberatung-gmuend.de (Lassen Sie sich überraschen!)<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, Ihr<br />
Engagement und alles Gute für Ihre<br />
zukünftige Arbeit.<br />
19.10.2009<br />
41