Download - Sozialwerk der Freien Christengemeinde Bremen eV
Download - Sozialwerk der Freien Christengemeinde Bremen eV
Download - Sozialwerk der Freien Christengemeinde Bremen eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
8<br />
Geistliches Wort<br />
Abschied hat viele Facetten<br />
Ein Thema, das uns im Leben immer<br />
wie<strong>der</strong> begegnet, ist Abschied. Oft<br />
ist er mit Schmerzen verbunden. Das<br />
betrifft nicht nur den Abschied von<br />
Menschen, son<strong>der</strong>n auch den von Lebensphasen<br />
– Abschied von <strong>der</strong> Jugend,<br />
dem Berufsleben o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Familienphase,<br />
sei es wegen Trennung<br />
o<strong>der</strong> weil die Kin<strong>der</strong> aus dem Haus<br />
sind. Mit unfreiwilligem Abschied<br />
haben auch Einschränkungen und<br />
Krankheiten zu tun: Die Kräfte lassen<br />
nach, man hört o<strong>der</strong> sieht nicht mehr<br />
so gut. Diese Grenzen müssen wohl<br />
o<strong>der</strong> übel akzeptiert werden.<br />
Und dann gibt es Dinge, bei denen<br />
ist es genau umgekehrt. Von ihnen<br />
würde ich mich gern trennen,<br />
aber sie bleiben mir hartnäckig<br />
treu. Das können lebensfeindliche<br />
Verhaltensmuster sein, die ich mir<br />
zugelegt habe. Für mich ist es zum<br />
Beispiel mein Perfektionismus - da<br />
wünsche ich mir mehr Gelassenheit:<br />
„Lasst ab und erkennt, dass ich Gott<br />
bin“, so steht es in Psalm 46,11. Dem<br />
Gelassenen ist bewusst, dass er nur<br />
<strong>der</strong> „kleine Hirte unter dem großen<br />
Hirten“ ist, nur <strong>der</strong> kleine Vater unter<br />
dem großen Vater, nur die kleine<br />
Chefin unter dem großen Chef, nur<br />
<strong>der</strong> kleine Arzt unter dem großen<br />
Arzt, nur die kleine Mutter unter <strong>der</strong><br />
großen Mutter... Sobald ich mich<br />
mehr Gott anvertraue und gelassener<br />
werde, kommt wie<strong>der</strong> ein menschliches<br />
Maß in mein Leben.<br />
Verabschieden möchte ich mich auch<br />
von falschen Menschenbil<strong>der</strong>n, die<br />
sich manchmal im Laufe eines Lebens<br />
aufbauen. Wir werden von uns<br />
wichtigen Menschen enttäuscht und<br />
somit misstrauischer. Meinungen<br />
werden einseitig. Hier könnte also<br />
ein Abschied vom Diktat <strong>der</strong> Erfahrungen<br />
anstehen, um Neues wie<strong>der</strong><br />
möglich werden zu lassen. Wie eine<br />
Waage locker im Spiel sein muss, um<br />
exakt zu wägen, so brauche ich auch<br />
für meine Mitmenschen eine schwebend-offene<br />
Zugewandtheit, wenn<br />
ich möglichst wirklichkeitsgetreu<br />
urteilen will. Die gerechteste Haltung<br />
dem Leben und den Menschen gegenüber<br />
ist die Haltung von Vertrauen,<br />
ist die stets neue Hoffnung. Diese<br />
Haltung schafft Raum zum Leben, bei<br />
mir und dem an<strong>der</strong>en.<br />
„Zunächst: es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines lieben<br />
Menschen ersetzen kann, und man soll das auch gar nicht versuchen;<br />
man muss es einfach aushalten und durchhalten; das klingt zunächst<br />
sehr hart, aber es ist doch zugleich ein großer Trost; denn indem die<br />
Lücke wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie miteinan<strong>der</strong><br />
verbunden. Es ist verkehrt, wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus; er<br />
füllt sie gar nicht aus, son<strong>der</strong>n er hält sie vielmehr gerade unausgefüllt,<br />
und hilft uns dadurch, unsere echte Gemeinschaft miteinan<strong>der</strong> – wenn<br />
auch unter Schmerzen – zu bewahren.<br />
Ferner: Je schöner und voller die Erinnerungen, desto schwerer die<br />
Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual <strong>der</strong> Erinnerung<br />
in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht mehr wie<br />
einen Stachel, son<strong>der</strong>n wie ein kostbares Geschenk in sich.“<br />
(Brief von Dietrich Bonhoeffer an Renate und Eberhard Bethge,<br />
Gefängnis Berlin-Tegel an Heiligabend 1943)<br />
Geistliches Wort<br />
2/2010<br />
Bei den vielen Abschieden, die wir<br />
im Laufe unseres Lebens erleben,<br />
hilft mir die Gewissheit: Wir haben<br />
einen Gott, <strong>der</strong> mitgeht, durch dick<br />
und dünn: wenn´s dicke kommt und<br />
wenn´s ganz dünne wird. Und - ich<br />
lebe von Gottes bedingungslosem Ja<br />
zu mir.<br />
Das schafft eine Atmosphäre, in <strong>der</strong><br />
auch durch Schmerzen hindurch<br />
Neues und Ungeahntes in uns wachsen<br />
kann.<br />
Christian Schwarz<br />
Christian<br />
Schwarz<br />
(41)<br />
arbeitet<br />
als Pastor<br />
und Seelsorger<br />
im<br />
<strong>Sozialwerk</strong>.<br />
Er ist<br />
verheiratet mit <strong>der</strong> Hebamme<br />
Doris. Sie haben zwei Töchter,<br />
Laura (14) und Esther (18).<br />
Er ist Tischler und Theologe.<br />
Die letzten 12 Jahre war er als<br />
Gemeindepastor in Cottbus und<br />
<strong>Bremen</strong> tätig.<br />
Ziele: „Ich möchte ein „Ermöglicher“<br />
sein. Ich freue mich,<br />
wenn es gelingt, innere und<br />
äußere Räume zu schaffen, in<br />
denen Kontakt mit dem Ewigen,<br />
mit Gott, dem Liebhaber des<br />
Lebens, möglich werden. So erleben<br />
wir echte Begegnung und<br />
Beziehung auch untereinan<strong>der</strong>.“