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Drei Kinder, zwei Jahre, ein Kontinent - 4-Seasons.de

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10<br />

Träume leben<br />

Interview<br />

Manuel Arnu,<br />

Michael Neumann<br />

Fotos<br />

Thomas Gradl,<br />

Claudia Ober


Träume leben 11<br />

<strong>Drei</strong> <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong>,<br />

<strong>zwei</strong> <strong>Jahre</strong>,<br />

<strong>ein</strong> <strong>Kontinent</strong><br />

Familienurlaub mit drei kl<strong>ein</strong>en <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong>n? Da <strong>de</strong>nken die meisten Eltern an Legoland, Robinson club<br />

und die grauen Haare, die ihnen dabei wachsen. Dass es auch ganz an<strong>de</strong>rs geht, beweist die Reise<br />

von Claudia Ober und Thomas Gradl, die mit ihren drei Kids 44.000 Kilometer durch Südamerika<br />

tourten. Für graue Haare sorgte dort allenfalls ihr fahrbarer Untersatz.


12 Träume leben<br />

Es war ihr großer Traum: <strong>ein</strong> Jahr lang mit <strong>de</strong>m Reisemobil<br />

durch die Welt ziehen, neue Län<strong>de</strong>r ent<strong>de</strong>cken, die Heimat hinter sich lassen. Eine<br />

muti ge Entscheidung obendr<strong>ein</strong>, mit drei kl<strong>ein</strong>en <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong>n. Nesthäkchen Marlies<br />

war zu Beginn <strong>de</strong>r Reise zehn Monate alt, Jonas drei<strong>ein</strong>halb <strong>Jahre</strong> und Moritz mit<br />

fünf <strong>Jahre</strong>n <strong>de</strong>r Älteste. Die junge Familie war jedoch gut vorbereitet in das Wagnis<br />

Süd amer ika gezogen ...<br />

Reisen war schon immer die gem<strong>ein</strong>same Lei<strong>de</strong>nschaft von<br />

Claudia und Thomas. Zusammen waren sie bereits in Russland,<br />

Kalifornien, Chile und ganz Europa unterwegs. Ihre<br />

Reiselust wur<strong>de</strong> auch nicht kl<strong>ein</strong>er, als die <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong> kamen. Zusammen<br />

mit Jonas und Moritz wagten sie die General probe<br />

für ihr großes Ziel: <strong>Drei</strong> Monate Marokko mit <strong>de</strong>m neuen<br />

rollen<strong>de</strong>n Einzimmer­Appartement. Claudia war mit Marlies<br />

schwanger, ging zur Vorsorgeuntersuchung in <strong>ein</strong> Krankenhaus<br />

in Marrakesch. »Solche Erfahrungen machen dich <strong>ein</strong><br />

Stück weit gelassener», erinnert sich Claudia. <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong> und<br />

Elter n vertrugen sich prächtig und lernten <strong>de</strong>n LKW kennen.<br />

Die Feuertaufe war bestan<strong>de</strong>n.<br />

Im Sommer 2004 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Plan für die <strong>ein</strong>jährige<br />

Südamerika reise Realität, <strong>de</strong>r Kontostand zeigte grünes<br />

Licht. Claudia hatte als Gymnasiallehrerin Elternzeit be­<br />

antragt und Thomas konnte s<strong>ein</strong>e Arbeit als selbstständiger<br />

Kanu schulbesitzer und Outdoortrainer je<strong>de</strong>rzeit unterbrechen.<br />

Die Entscheidung, ihre Reise durch Südamerika<br />

zu machen, war ihnen leicht gefallen. Der <strong>Kontinent</strong> bietet<br />

unzählige abenteuerliche Regio nen mit unwegsamen Pisten.<br />

Gleichzeitig gibt es immer wie<strong>de</strong>r Rückzugsmöglichkeiten in<br />

zivilisierte Gegen<strong>de</strong>n mit asphaltierten Straßen, Eisdielen,<br />

Supermärkten und noch viel wichtiger: <strong>ein</strong>e kindgerechte<br />

Infrastruktur mit Schwimmbä<strong>de</strong>rn, Zoos und vielen Plätzen,<br />

auf <strong>de</strong>nen <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong> sicher spielen können. Die Kultur und das<br />

Werte system sind ähnlich wie in Europa. Selbst in <strong>ein</strong>em Indiodorf<br />

im Hinterland von Bolivien gibt es <strong>ein</strong>en <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong>spielplatz.<br />

Den sucht man in Asien meist vergeblich. 4­<strong>Seasons</strong><br />

sprach mit Familienoberhaupt Thomas Gradl über das Wohl<br />

und Wehe <strong>ein</strong>er unge wöhnlichen Reise. <br />

Deutschlands U7 beim Höhentraining in Ecuador.


»Nach <strong>de</strong>r Akklimatisierung hielten<br />

sich die <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong> monatelang auf über<br />

3500 Meter Höhe auf, spielten mit<br />

kl<strong>ein</strong>en Indiokin<strong>de</strong>rn Fußball.«<br />

Träume leben 13<br />

Berühmt-berüchtigt: <strong>de</strong>r 4600 m hohe Cumbre-Pass in Bolivien.


14 Träume leben<br />

Streichelzoo auf Brasilianisch.<br />

Lagerfeuerromantik auf Patagonisch.


Ihr wart mit <strong>ein</strong>em MAN-Allrad-LKW unterwegs, <strong>de</strong>r <strong>ein</strong>e Wohnkabine<br />

als Schneckenhaus trug. Mit welchen Fakten gewinnt ihr die<br />

Motorenwertung im Reisemobil-Quartett?<br />

150 PS, 7 Liter Hubraum, zwischen 2 und 90 Kilometer pro Stun<strong>de</strong><br />

schnell, Verbrauch zwischen 25 und 50 Liter Diesel. In Zeiten <strong>de</strong>r CO 2 -Diskussion<br />

gewinnt man damit aber nicht mal <strong>ein</strong>en Blumentopf.<br />

Und die Eckdaten <strong>de</strong>s Schneckenhauses?<br />

Unser Aufbau ist 4,50 m lang, 2,40 m breit und 2,20 m hoch. Alles Innenmaße.<br />

Er hat vier feste Betten auf <strong>zwei</strong> Ebenen in <strong>de</strong>r Größe 220 x 120 cm.<br />

Unter <strong>zwei</strong> <strong>de</strong>r Betten befin<strong>de</strong>t sich <strong>ein</strong> riesiger Stauraum. Dann gibt es natürlich<br />

noch <strong>ein</strong>e Küchenzeile mit Herd, Spüle, Kühlschrank und <strong>ein</strong>e Sitzgruppe.<br />

Die Dusche diente meist als zusätzlicher Stauraum. Gut bewährt<br />

hat sich <strong>de</strong>r Wandaufbau aus PU-Schaum, <strong>de</strong>r stets für <strong>ein</strong> angenehmes<br />

Klima sorgte. Und das, obwohl sich unsere Warmwasser-Heizung nach vier<br />

Wochen aufgrund von Elektronikproblemen verabschie<strong>de</strong>te. Aber selbst<br />

bei -25 Grad auf <strong>de</strong>m Altiplano und extremer Hitze im Amazonasgebiet<br />

(+47,7 Grad) sind wir ohne Heizung bzw. Klimaanlage ausgekommen.<br />

Wie habt ihr euren LKW nach Südamerika bekommen?<br />

Ich bin En<strong>de</strong> Juni 2004 damit nach Hamburg gefahren und habe ihn mit<br />

Zielhafen Buenos Aires verschifft. Und damit er dort auch in <strong>ein</strong>em Stück<br />

ankommt, bin ich mitgefahren. Beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n Häfen Afrikas, die <strong>de</strong>r<br />

Zu Lan<strong>de</strong> und zu Wasser, auf <strong>zwei</strong> und<br />

vier Rä<strong>de</strong>rn, zwischen 0 und 6000<br />

Metern – die Vielfalt Südamerikas ließ<br />

k<strong>ein</strong>e Langeweile aufkommen.<br />

Träume leben 15<br />

Frachter zwischendurch anlief, war das k<strong>ein</strong>e schlechte I<strong>de</strong>e. Nach fünf<br />

Wochen, ich war bereits drauf und dran, m<strong>ein</strong>e Bücher <strong>ein</strong> drittes Mal zu<br />

lesen, legten wir schließlich in Argentinien an. In <strong>de</strong>r Zwischenzeit organisierte<br />

Claudia <strong>de</strong>n Auszug, ließ die <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong> an <strong>de</strong>r Innsbrucker Uniklinik gegen<br />

Gelbfieber impfen und ab ging es mit <strong>de</strong>m Flieger nach Buenos Aires.<br />

Welche Län<strong>de</strong>r hattet ihr auf <strong>de</strong>r To-see-Liste?<br />

Das erklärte Reiseziel waren zunächst die klassischen An<strong>de</strong>nlän<strong>de</strong>r wie<br />

Peru, Chile und Ecuador, auf das übrige Südamerika waren wir gar nicht<br />

<strong>ein</strong>gestellt. Weil ich in Ecuador die Reisekasse mit Kanukursen aufbessern<br />

konnte, war das kl<strong>ein</strong>ste An<strong>de</strong>nland das erste Etappenziel. Auf <strong>de</strong>m Weg<br />

dorthin mussten wir die An<strong>de</strong>n über <strong>ein</strong>en 4500 m hohen Pass überqueren.<br />

Eine spannen<strong>de</strong> Angelegenheit, <strong>de</strong>nn <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong> unter <strong>ein</strong>em Jahr sollen sich<br />

nicht länger auf <strong>ein</strong>er Höhe von über 2500 Metern aufhalten. Wäre <strong>de</strong>r<br />

LKW im unbesie<strong>de</strong>lten Gebirge liegen geblieben, hätte das für Marlies lebensbedrohliche<br />

Folgen haben können. Glücklicherweise ließ uns <strong>de</strong>r LKW<br />

nicht im Stich, und über Peru gelangten wir schließlich nach Ecuador.<br />

Wo es euch dann recht gut gefallen hat, o<strong>de</strong>r?<br />

Genau. Fast <strong>ein</strong> halbes Jahr sind wir in <strong>de</strong>m kl<strong>ein</strong>en Land, welches das<br />

Prädikat »Schweiz Südamerikas« nicht ganz zu unrecht trägt, geblieben.<br />

Ich gab Kajakkurse und stieg auf mehrere 6000er, Claudia und die <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong><br />

ließen es sich an <strong>de</strong>n Strän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s pazifischen Ozeans gut gehen<br />

und gewöhnten sich später langsam an die Höhe. Nach <strong>de</strong>r Akklimatisierung<br />

hielten sich die <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong> monatelang auf über 3500 Meter Höhe<br />

auf, spielten mit kl<strong>ein</strong>en Indiokin<strong>de</strong>rn Fußball. Es war <strong>de</strong>r Wahnsinn. Das<br />

unglaublich schöne An<strong>de</strong>npanorama. Die <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong> ritten auf Lamas und<br />

Schafen. Aus <strong>de</strong>n Hütten klang Flötenmusik, es war wie im Film.


16 Träume leben<br />

»Es war <strong>de</strong>r Wahnsinn. Das unglaubliche<br />

An<strong>de</strong>npanorama. Die<br />

<strong>Kin<strong>de</strong>r</strong> ritten auf Lamas und Schafen.<br />

Aus <strong>de</strong>n Hütten klang Flötenmusik<br />

– es war wie im Film.«<br />

Besser als Basteln: Schilfbootbau am Titicacasee.<br />

Im Anschluss hattet ihr nur noch drei Monate für <strong>de</strong>n Rest <strong>de</strong>r Reise ...<br />

Na ja, beim Blick in <strong>de</strong>n Kalen<strong>de</strong>r ist uns aufgefallen, dass das nicht zu<br />

schaffen ist. Und da wir ja schon mal da waren, haben wir die geplante Reisedauer<br />

nach unseren guten Erfahrungen in Ecuador <strong>ein</strong>fach um <strong>ein</strong> Jahr<br />

verlängert. Mann, was waren unsere Eltern daheim sauer, <strong>ein</strong> Jahr länger<br />

ohne Enkel. Nach <strong>ein</strong>em kurzen Schweigen im Wal<strong>de</strong> haben wir dann versucht,<br />

sie via Internet bestmöglich an unserer Reise teilhaben zu lassen.<br />

Also wie<strong>de</strong>r Kurs Süd?<br />

Zunächst wollten uns Freun<strong>de</strong> überre<strong>de</strong>n, weiter nach Kolumbien zu fahren,<br />

aber dieses <strong>zwei</strong>fellos attraktive Land erschien uns zu riskant. Ich wollte<br />

immer <strong>ein</strong> genaues Bild von <strong>de</strong>r Route haben und habe fortwährend<br />

Ratschläge von Einheimischen <strong>ein</strong>geholt. Und in Kolumbien, da waren sich<br />

alle Ratgeber <strong>ein</strong>ig, wür<strong>de</strong> uns zwar nichts passieren, doch das Auto wäre<br />

so gut wie weg. Statt<strong>de</strong>ssen wählten wir <strong>ein</strong>e südliche Route, auf <strong>de</strong>r wir<br />

binnen drei Monaten das Hinterland von Peru durchquerten.<br />

Zur Sonnwendfeier erreichten wir Cuzco und sahen erstmals wie<strong>de</strong>r geteerte<br />

Straßen, Supermärkte und je<strong>de</strong> Menge Touristen – darunter zehn<br />

Wohnmobile, alle aus Deutschland. Viele von diesen Globetrottern feiern<br />

Sylvester in Ushuaia in Feuerland, um sich <strong>ein</strong> halbes Jahr später zur Sonnenwen<strong>de</strong><br />

in Cuzco wie<strong>de</strong>rzutreffen.<br />

Welche Krankheiten hattet ihr befürchtet, welche bekommen?<br />

Höhenkrankheit, beständiger Durchfall und Malaria haben sich zum Glück<br />

nicht <strong>ein</strong>gestellt. Es gab nur Erkältung, Halsweh, Schnupfen. Marlies hatte<br />

<strong>ein</strong>mal Hitzeausschlag, Claudia und ich <strong>ein</strong>mal Durchfall. Insgesamt hatten<br />

wir be<strong>de</strong>utend weniger Krankheitstage als in Deutschland. Das mag wohl<br />

vor allem daran gelegen haben, dass wir unseren Kids beständig das Hän<strong>de</strong>waschen<br />

gepredigt haben. Meist wur<strong>de</strong> die Toilette im Reisemobil benutzt,<br />

wo auch stets warmes und gefiltertes Wasser aus <strong>de</strong>m Hahn kam.


Träume leben 17<br />

Erlebte Inka-Geschichte: Familienausflug nach Machu Picchu, Peru.


18 Träume leben<br />

Nach nur drei Wochen sch<strong>ein</strong>t die Reise schon been<strong>de</strong>t.<br />

Südlichstes Ziel: die Flüsse Patagoniens.


»Eine Panne hatten wir auf<br />

4300 Meter Höhe. Wir waren<br />

aber nur bis 3500 Meter akklimatisiert.<br />

Die Reparatur wur<strong>de</strong><br />

<strong>ein</strong> Wettlauf gegen die Zeit.«<br />

Mit drei <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong>n zwischen 10 Monaten und fünf <strong>Jahre</strong>n muss man<br />

s<strong>ein</strong> Reiseverhalten anpassen. Worauf habt ihr beson<strong>de</strong>rs geachtet?<br />

Wir haben <strong>de</strong>utlich länger an <strong>de</strong>n Orten verweilt, als wir das zu <strong>zwei</strong>t getan<br />

hätten. Auch die Fahrzeiten haben sich aufgrund <strong>de</strong>r vielen Pausen jeweils<br />

verdoppelt. Bei <strong>de</strong>n Aktivitäten blieb <strong>ein</strong>er von uns mit <strong>de</strong>n <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong>n<br />

im Camp, während <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Erledigungen, Sport o<strong>de</strong>r Kultur gemacht<br />

hat. Natürlich haben wir auch viel gem<strong>ein</strong>sam unternommen, doch nur,<br />

wenn es <strong>de</strong>n <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong>n was gebracht hat. Und dabei rangierte Eiscafé ganz<br />

klar vor Museum.<br />

Wie sah es mit euren Essgewohnheiten aus?<br />

Meist haben wir selbst gekocht und uns an <strong>de</strong>m gütlich getan, was die<br />

Märkte zu bieten hatten. Wenn wir essen gegangen sind, haben wir versucht,<br />

dies in <strong>de</strong>n Lokalen <strong>de</strong>r Einheimischen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n typischen Fernfahrer-Restaurants<br />

zu tun. Dort gibt es komplette Menüs für unter <strong>ein</strong>em Euro.<br />

Die klassischen Touristenspelunken haben wir gemie<strong>de</strong>n, da uns das Essen<br />

dort aufgrund <strong>de</strong>r wechseln<strong>de</strong>n Auslastung nicht immer frisch erschien.<br />

Konntet ihr Spanisch?<br />

Claudia und ich konnten von früheren Reisen und <strong>ein</strong>em VHS-Kurs leidliches<br />

Gringo-Spanisch. In manchen Situationen, wenn du beispielsweise<br />

bei <strong>de</strong>r Mama in <strong>de</strong>r Lehmhütte sitzt und dir Platz und Aufmerksamkeit mit<br />

ihren Hühnern teilen musst, haben wir unser Spanisch jedoch verflucht.<br />

Wie haben sich die <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong> verständigt?<br />

Mit Gestik und Mimik, mit Hand und Fuß und <strong>ein</strong> wenig Spanisch. Auf<br />

alle Fälle aber leichter und besser als wir Erwachsenen.<br />

Habt ihr eure Vorschulkin<strong>de</strong>r unterwegs schon unterrichtet?<br />

Die Jungs hatten insgesamt <strong>zwei</strong>mal <strong>zwei</strong> Wochen Spanischunterricht bei<br />

<strong>ein</strong>er Grundschullehrerin in Ecuador und <strong>ein</strong>er Stu<strong>de</strong>ntin in Cusco. Unser<br />

Ältester wur<strong>de</strong> ab s<strong>ein</strong>em sechsten Lebensjahr von s<strong>ein</strong>er Mutter im Lesen,<br />

Schreiben und Rechnen unterrichtet, insgesamt drei Stun<strong>de</strong>n die Woche<br />

mit bayerischen Grundschulbüchern, die wir uns haben schicken lassen.<br />

Und nebenbei: Marlies <strong>zwei</strong>tes Wort nach Mama war Lama, nicht Papa ...<br />

Hat euer Mobil euch mal im Stich gelassen?<br />

Nun, ich lag oft genug unterm Auto, um nachträglich <strong>ein</strong>en Gesellenbrief<br />

als KFZ-Mechaniker beantragen zu können. Hier nur die Highlights ...<br />

Bereits nach drei Wochen hatten wir <strong>ein</strong>en kapitalen Motorlagerscha<strong>de</strong>n.<br />

Dazu zigmal Probleme mit Einspritzpumpe und Einspritzdüsen, wofür die<br />

Manchen Vulkanen entlang <strong>de</strong>r Route stieg Thomas aufs Dach.<br />

Träume leben 19<br />

Höhe und <strong>de</strong>r schlechte Sprit wohl gleichermaßen verantwortlich ware n.<br />

Eine Panne hatten wir beispielsweise auf 4300 Meter Höhe, nix ging<br />

mehr. Wir waren aber nur bis 3500 Meter akklimatisiert. Die Reparatur<br />

war also <strong>ein</strong> Wettlauf gegen die Zeit. Doch bereits nach <strong>ein</strong>er Stun<strong>de</strong> hat<br />

unser Sohn Moritz <strong>de</strong>n Fehler gefun<strong>de</strong>n.<br />

Ein an<strong>de</strong>res Mal mussten wir <strong>ein</strong>en viertägigen Zwangsstopp im nördlichen<br />

Hinterland von Peru <strong>ein</strong>legen. Dort bin ich mit <strong>ein</strong>em Koka kauen<strong>de</strong>n<br />

»Meca nico« vier Tage unterm Auto gelegen, bis die Karre wie<strong>de</strong>r lief. Dann<br />

waren da noch die zehn gebrochenen Blattfe<strong>de</strong>rn und mehrfach abgerissene<br />

Aufhängungen, <strong>ein</strong> verlorenes Verteilergetriebe und diverse kaputte<br />

Scheiben. Manchmal bin ich heulend im Laster gesessen und hatte genug<br />

von dieser Scheißkarre. Die letzte Panne hatten wir zehn Kilometer vor <strong>de</strong>r<br />

Einschiffung in Buenos Aires.<br />

Klingt so, als ob euer Mobil in <strong>de</strong>r ADAC-Pannenstatistik eher im<br />

hinteren Mittelfeld zu fin<strong>de</strong>n ist.<br />

Mittelfeld? In Sachen Zuverlässigkeit hätte es eher die rote Laterne verdient.<br />

Manche Pannen können wir ihm allerdings nicht ankrei<strong>de</strong>n. Da wir<br />

anfangs ja nur für <strong>ein</strong> Jahr geplant hatten, war auch unser Reifenmaterial<br />

ent sprechend kalkuliert. Mit viel Glück hab ich in Quito im Vorbeifahren<br />

<strong>zwei</strong> passen<strong>de</strong> Reifen am Straßenrand ent<strong>de</strong>ckt, die ansonsten in ganz<br />

Süd amerika nicht zu bekommen sind. Nach <strong>ein</strong><strong>ein</strong>halb <strong>Jahre</strong>n ist uns in<br />

<strong>de</strong>r Hauptstadt Brasiliens <strong>de</strong>r letzte dieser »Fundstücke« um die Ohren<br />

gefloge n. So saßen wir in Brasilia mit drei intakten und <strong>zwei</strong> total abgefahrenen<br />

Ersatzreifen fest. Wir telefonierten wie die Wil<strong>de</strong>n durch ganz<br />

Brasilien, aber lei<strong>de</strong>r schien es im ganzen Land k<strong>ein</strong>e Möglichkeit <strong>de</strong>s Run<strong>de</strong>rneuerns<br />

zu geben. Einen neuen Reifen mit s<strong>ein</strong>en 100 kg Gewicht per<br />

Luftfracht aus Deutschland kommen zu lassen und dann noch <strong>de</strong>n immensen<br />

Einfuhrzoll zu bezahlen, war weit jenseits unseres Budgets.<br />

Und dann habt ihr das Auto stehen lassen?<br />

Mitnichten. Per Internetrecherche und <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Weltreiseforum<br />

habe ich <strong>ein</strong>en Reparaturbetrieb im Sü<strong>de</strong>n Brasilien herausgefun<strong>de</strong>n. Ein<br />

kurzer Anruf und die Sache wen<strong>de</strong>te sich zum Guten. Nur mehr 2500 Kilometer,<br />

natürlich <strong>ein</strong>fach, trennten uns vom Weiterfahren. Wir mieteten uns<br />

daher <strong>ein</strong>en Kl<strong>ein</strong>wagen, bei<strong>de</strong> Reifen passten auf <strong>de</strong>n Millimeter genau<br />

r<strong>ein</strong>, und in <strong>de</strong>r Hoffnung, dass das auch für die Run<strong>de</strong>rneuerten gilt, machte<br />

ich mich auf <strong>de</strong>n Weg, während Claudia <strong>ein</strong>e Woche <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong>programm<br />

im weiträumigen Brasilia durchstand. Nach sechs Tagen war ich zurück. Fix<br />

und alle zwar, doch <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r fahrtüchtige LKW und <strong>de</strong>r Blick <strong>de</strong>r Dame<br />

am Mietwagenschalter, die beim Ablesen <strong>de</strong>s Kilometerstan<strong>de</strong>s gleich


20 Träume leben<br />

»Die <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong> haben gelernt, dass <strong>de</strong>r Teller <strong>ein</strong>en Rand hat, über <strong>de</strong>n<br />

es sich zu blicken lohnt, und dass ihnen die Welt gehört.«<br />

dreimal hinschauen musste und hinterher wohl das Schild »Alle Kilometer<br />

inklusive« aus <strong>de</strong>m Schaufenster nahm, waren es wert.<br />

Was waren die gefährlichsten Momente unterwegs?<br />

Wirklich passiert ist nichts. Wir haben aber auch stets darauf geachtet,<br />

k<strong>ein</strong> unnötiges Risiko <strong>ein</strong>zugehen. So haben wir beispielsweise die Tücke n<br />

<strong>de</strong>s Großstadtverkehrs in Südamerika dadurch entschärft, dass Claudia<br />

mit <strong>de</strong>n Kids lieber <strong>ein</strong>mal mehr Taxis und Busse benutzt hat, anstatt dort<br />

zu Fuß zu gehen. Auch haben wir Gegen<strong>de</strong>n wie Nord-Ecuador gemie<strong>de</strong>n,<br />

das Wildcampen in Südbrasilien und Nachtfahrten rund um Ayacucho<br />

in Peru unterlassen. Letztlich weiß man jedoch nie, wie haarscharf<br />

man in manchen Situationen am Abgrund gewan<strong>de</strong>lt ist.<br />

Tiger gibt es in Südamerika ja bekanntermaßen k<strong>ein</strong>e. Hattet ihr<br />

sonst Tierbekanntschaften?<br />

Oh ja, und die Liste ist lang: Schmusen mit Affen, die ausgewil<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n;<br />

Streicheln und Rumtragen <strong>ein</strong>er Boa; Essen von Zitronenameisen;<br />

Fangen von Krebsen am Strand; Krabbelnlassen <strong>de</strong>r gruselig gelb-schwarzen<br />

Spinne; Auge in Auge mit Kaimanen; Füttern von wil<strong>de</strong>n Gürteltieren;<br />

Beobachten von Eulen, Aras und Tucanen; Angeln von Piranhas (die wir<br />

anschließend natürlich wie<strong>de</strong>r freigelassen haben, aua); Reiten auf Lamas,<br />

Berührtwer<strong>de</strong>n (zum Salzlecken) von <strong>de</strong>n weltschönsten Schmetterlingen<br />

auf <strong>ein</strong>er Schmetterlingsfarm; Papageien auf <strong>de</strong>m Kopf und Sittiche in <strong>de</strong>r<br />

Hand; Begrüßen von Pinguinen; <strong>de</strong>m Pfau <strong>ein</strong>e Schwanzfe<strong>de</strong>r geklaut.<br />

Nur die Jaguar-Familie im bolivianischen Urwald haben wir vergeblich<br />

gesu cht ...<br />

Mit Pampers in die Pampa – Marlies genoss je<strong>de</strong>n Moment <strong>de</strong>s <strong>zwei</strong>jährigen Abenteuers.<br />

Welches Land hat euch am besten gefallen?<br />

Neben Ecuador war das auf alle Fälle Brasilien. Nach Cuszco sind wir zwar<br />

erst zu <strong>de</strong>n Salzseen und Vulkanen <strong>de</strong>s <strong>ein</strong>samen Altiplano im Südosten<br />

Perus gefahren, wo uns warme Quellen, Flamingos, Temperaturen von<br />

-22 Grad in <strong>de</strong>r Nacht, <strong>ein</strong> wolkenloser und azurblauer Himmel und fantastische,<br />

klare Farben begeisterten. Postkarten ohne En<strong>de</strong>. Aber nach<br />

sechs Monaten in <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>n konnten wir k<strong>ein</strong>e Berge mehr sehen. Wir<br />

wollten Sonne, Strand und Meer und sind schnurstracks quer durch <strong>de</strong>n<br />

<strong>Kontinent</strong> an die brasilianische Küste gefahren. Dort genossen wir das<br />

Leben aus vollen Zügen. Das brasilianische Eis, das per Kilogramm be-<br />

K<strong>ein</strong>e Angst vor wil<strong>de</strong>n Tieren: Boa-Betörerin Marlies ...


echnet wird, zählte nicht nur für die <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong> zum besten Eis <strong>de</strong>r Welt.<br />

Auch Claudia schwärmt noch heute vom Essen, von <strong>de</strong>r Musik und <strong>de</strong>n<br />

pulsieren<strong>de</strong>n Städten. Mich selbst faszinierte am meisten die Strandmo<strong>de</strong><br />

;-) Die Buben surften mit ihren Bodyboards die Wellen <strong>de</strong>r Costa Ver<strong>de</strong>,<br />

Marlies baute unter Kokospalmen Sandburgen und Claudia gönnte sich<br />

zu ihrem 40. Geburtstag <strong>ein</strong>en Kurs im Kitesurfen. Wenn ich heute im<br />

Lotto gewinnen wür<strong>de</strong>, wäre ich übermorgen in Brasilien.<br />

Trotz aller Begeisterung kehrte die Familie Brasilien Anfang 2006 <strong>de</strong>n<br />

Rücken, durchquerte Uruguay und erreichte En<strong>de</strong> Februar 2006 mit <strong>de</strong>m<br />

Rio Baker im chilenischen Patagonien <strong>de</strong>n südlichsten Punkt <strong>de</strong>r Reise.<br />

Ursprünglich hatten sie geplant, bis nach Feuerland zu kommen, aber<br />

an <strong>de</strong>n brasilianischen Strän<strong>de</strong>n hatten sie zu viel Zeit verjubelt und das<br />

unwi<strong>de</strong>rrufliche En<strong>de</strong> ihrer Reise war in Sicht. Über die Carretera Austral<br />

verließen sie Patagonien wie<strong>de</strong>r nach Nor<strong>de</strong>n, drei Wochen Dauerregen<br />

hatte sie mürbe gemacht. Erst am Rio Futaleufu kam <strong>de</strong>r Spaß<br />

wie<strong>de</strong>r zurück, zumin<strong>de</strong>st für Thomas. »Ich war nach <strong>de</strong>m Kajakfahren<br />

auf <strong>de</strong>m Futa total high. Der Fluss ist <strong>de</strong>r beste, <strong>de</strong>n ich je gepad<strong>de</strong>lt<br />

bin.« Die letzten <strong>zwei</strong> Monate verbrachten sie mit <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Rundreise<br />

durch das mittlere Argentinien. Wegen <strong>de</strong>r anfälligen Reifen gingen<br />

sie k<strong>ein</strong> Risik o mehr <strong>ein</strong> und vermie<strong>de</strong>n je<strong>de</strong> Schotterpiste. Von Mendoza<br />

brache n sie auf asphaltierten Straßen zur letzten Etappe ihrer insgesamt<br />

44.000 Kilometer langen Reise nach Buenos Aires auf. Claudia flog in<br />

<strong>de</strong>r ersten Juniwoche mit <strong>de</strong>n <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong>n zurück nach Deutschland, Thomas<br />

verfrachtete kurz darauf <strong>de</strong>n LKW auf die Fähre und war vier Wochen<br />

später in Hamburg.<br />

Seit knapp <strong>ein</strong>em Jahr seid ihr jetzt zurück in eurer Wahlheimat<br />

Tirol, was gefällt euch dort besser?<br />

Die soziale Absicherung sucht weltweit <strong>ein</strong>fach ihresgleichen, auch das<br />

Bildungsangebot für die <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong> ist – allen Kritikern zum Trotz – nicht zu<br />

verachten und dann sind da noch die Verdienstmöglichkeiten. Ein Peruaner<br />

hat nicht so leicht die Möglichkeit, mit s<strong>ein</strong>em angesparten Gehalt durch<br />

Europa zu reisen. Und die <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong> können Kontakte zu Gleichaltrigen und<br />

<strong>de</strong>n Großeltern besser pflegen und regelmäßig <strong>ein</strong> Hobby ausüben.<br />

Was vermisst ihr hier?<br />

Freiheit, Sorglosigkeit, Herausfor<strong>de</strong>rungen, Intensität, <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong>freundlichkeit,<br />

die Reduzierung auf das Wesentliche, die Tiefe, die An<strong>de</strong>rsartigkeit,<br />

das Ent<strong>de</strong>cken, das Staunen über Menschen, Lebensformen und Natur,<br />

die Offenheit, die Relaxtheit, das Erfüllen von Träumen.<br />

... Affen-Flüsterer Moritz und Papagei-Profi Jonas.<br />

Träume leben 21<br />

Was haben die <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong> fürs Leben gelernt?<br />

Reifen wechseln, Lagerfeuer machen, Grillen, Surfen, <strong>ein</strong>en Schatz suchen,<br />

wie das Leben <strong>de</strong>r Inkas funktionierte. Freun<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n und wie<strong>de</strong>r Abschied<br />

nehmen, sich in neuen Situationen zurechtfin<strong>de</strong>n, die leise Ahnung<br />

davon, wie gut es uns geht und wie privilegiert wir sind, die Einstellung,<br />

dass es für alles <strong>ein</strong>e Lösung gibt. Eine leise Ahnung von Umweltzer störung<br />

und Klimawan<strong>de</strong>l. Das völlige Ausgesetzts<strong>ein</strong> in <strong>de</strong>r Natur, wie hart die peruanischen<br />

Bergbauern schuften. Lebensfreu<strong>de</strong>, Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft.<br />

Offenheit gegenüber an<strong>de</strong>ren Menschen, herauszufin<strong>de</strong>n, dass<br />

es gute und schlechte Menschen gibt, und die Schwierigkeit, das zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Dass <strong>de</strong>r Teller <strong>ein</strong>en Rand hat, über <strong>de</strong>n es sich zu blicken lohnt.<br />

Wir hoffen, dass ihnen die Fähigkeit, mit an<strong>de</strong>ren Kulturen umzugehen,<br />

ohne sie grundlegend zu verstehen, erhalten bleibt, <strong>de</strong>nn dies wird in unserer<br />

Welt künftig <strong>ein</strong>e Schlüsselqualifikation wer<strong>de</strong>n. Kurzum: Die <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong><br />

haben gelernt, dass ihnen die Welt gehört<br />

Was hat <strong>de</strong>r ganze Spaß gekostet?<br />

Wir fünf haben 60 US-Dollar pro Tag gebraucht. Darin war dann aber<br />

auch alles enthalten wie Versicherungen, Autokosten, Ersatzteile, Essen,<br />

Übernachtung, Kleidung, Mitbringsel und Claudias Spontantrip nach<br />

Galapa go s.<br />

Und wie habt ihr das finanziert?<br />

Zum <strong>ein</strong>en haben wir vorher natürlich gespart und <strong>ein</strong> vorzeitig ausbezahltes<br />

Erbe bestmöglich investiert. Dazu kam dann noch die Miete<br />

unserer Eigentumswohnung. Unterwegs habe ich in Ecuador, Peru und<br />

Patagonien Kajakkurse für europäische Kundschaft angeboten.<br />

Habt ihr unterwegs überlegt, <strong>ein</strong>fach zu bleiben und eurer Heimat<br />

<strong>de</strong>n Rücken zu kehren?<br />

Ja, und wir wür<strong>de</strong>n das befristet auf <strong>ein</strong>ige <strong>Jahre</strong> gerne immer noch tun.<br />

Nur wür<strong>de</strong>n wir vorher die »Hin zu ...«- und »Weg von ...«-Faktoren auch<br />

vor Ort überprüfen, um Wunschtraum von Realität unterschei<strong>de</strong>n zu können.<br />

Vielen »Aussteigern«, die wir unterwegs getroffen haben, stand die<br />

Enttäuschung nämlich ins Gesicht geschrieben. Gerne wür<strong>de</strong>n wir für<br />

<strong>ein</strong>ige <strong>Jahre</strong> <strong>ein</strong>en adäquat bezahlten Job in Südamerika annehmen, Firmen<br />

mit Stellengesuchen dürfen sich gerne bei uns mel<strong>de</strong>n. Und wenn es<br />

nach <strong>de</strong>n <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong>n geht, die wären sofort dabei. Einzige Bedingung: <strong>ein</strong><br />

Pferd für je<strong>de</strong>n.<br />

Die Rückkehr nach Europa war <strong>ein</strong>e r<strong>ein</strong>e Vernunftentscheidung, an <strong>de</strong>r<br />

Claudia und Thomas heute noch knabbern. Wäre es nach ihnen gegangen,<br />

wären sie heute noch unterwegs, aber <strong>de</strong>n <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong>n fielen die Abschie<strong>de</strong><br />

während <strong>de</strong>r Reise immer schwerer. Sie sehnten sich nach <strong>ein</strong>em<br />

Ort zum Verweilen, nach <strong>ein</strong>er Heimat. Dieser Ort hätte vielleicht auch in<br />

Südamerika s<strong>ein</strong> können, aber die schulische Ausbildung und die gute n<br />

Einkunftsmöglichkeiten gaben Europa <strong>de</strong>n Vorrang. Claudia begriff, dass<br />

die <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong> in Schule und sozialem Umfeld viel mehr lernen konnten, als sie<br />

ihnen selbst beibringen konnte. Zurück in <strong>de</strong>r alten Heimat bekam Claudia<br />

<strong>ein</strong>e Lehrerstelle in Garmisch­Partenkirchen, die Familie kaufte sich<br />

<strong>ein</strong> Haus im österreichischen Leutasch und bastelt nun an <strong>ein</strong>er Homepage<br />

zum Thema Fernreisen mit <strong>Kin<strong>de</strong>r</strong>n. »M<strong>ein</strong>e Familie ist die beste<br />

Entscheidung, die ich je getroffen habe und die Reise war das Schönste,<br />

was ich bisher erlebt habe, aber Familie und dauerhaftes Reisen sind<br />

schwer ver<strong>ein</strong>bar. Ich muss akzeptieren, dass diese Reise nur <strong>ein</strong>e Phase<br />

in m<strong>ein</strong>em Leben war«, erkennt Claudia heute. »Aber ich kann je<strong>de</strong>m zu<br />

<strong>ein</strong>er solchen Reis e raten. Mach es, du kannst nur gewinnen!«

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