Pfarrbrief - St. Johannes der Täufer
Pfarrbrief - St. Johannes der Täufer
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Als 1806 nach <strong>der</strong> Schlacht bei Jena und<br />
Auerstedt französische Truppen plün<strong>der</strong>nd<br />
durch Weimar ziehen wollten, soll<br />
Falk ihnen persönlich Einhalt geboten<br />
haben. Er sorgte für die Verpflegung <strong>der</strong><br />
Truppen und bewahrte damit die <strong>St</strong>adt<br />
vor weiterem Schaden. Der französische<br />
<strong>St</strong>adtkommandant machte ihn daraufhin<br />
zum Dolmetscher.<br />
1813 jedoch wurde für Falk zum Schicksalsjahr.<br />
Innerhalb weniger Wochen verlor<br />
er vier seiner Kin<strong>der</strong> durch Fieber.<br />
Kurze Zeit danach – so heißt es in einer<br />
Legende – sei ein kleiner, zerlumpter Waisenknabe<br />
mit bittenden Augen in seiner<br />
Tür gestanden. In diesem Moment habe<br />
er sich an die Worte des Danziger <strong>St</strong>adtrats<br />
erinnert. Er nahm ihn auf und gab<br />
ihm Klei<strong>der</strong> und Spielzeug seiner verstorbenen<br />
Kin<strong>der</strong>.<br />
Diese gute Tat sprach sich herum und so<br />
kamen immer mehr Kriegswaisen in sein<br />
Haus. Für sie dichtete er im Jahre 1816<br />
das später so bekannte Weihnachtslied<br />
„O du fröhliche“, allerdings nur die erste<br />
<strong>St</strong>rophe. „Welt ging verloren“, heißt es<br />
darin, dann auch noch weiter „Christ ist<br />
geboren, freue Dich, o Christenheit.“<br />
1819 und 1821 starben zwei weitere Kin<strong>der</strong><br />
des Dichters. Falk gründete in Weimar<br />
die „Gesellschaft <strong>der</strong> Freunde in <strong>der</strong><br />
Not“. Verwaiste und verwahrloste Kin<strong>der</strong><br />
wurden aufgenommen und in Familien<br />
vermittelt.<br />
Später kaufte er den „Lutherhof“ und<br />
entwickelte eine für seine Zeit völlig neue<br />
Pädagogik. „Ohne Kette, ohne Zwang,<br />
ohne Schläge“ sollten die Kin<strong>der</strong> auf-<br />
wachsen. Er setzte auf eine Pädagogik<br />
<strong>der</strong> Freiheit: „Sie können davonlaufen,<br />
aber es läuft keiner davon.“<br />
Seine Arbeit gilt als Begründung <strong>der</strong><br />
mo<strong>der</strong>nen Sozialpädagogik, an <strong>der</strong> sich<br />
später viele Heime orientierten. Die Botschaft<br />
von Christi Geburt war für Falk<br />
Anlass, ein Lied <strong>der</strong> Freude auch in finsteren<br />
Zeiten zu dichten.<br />
Wenn wir gemeinsam im Advent Weihnachtslie<strong>der</strong><br />
singen, frage ich mich:<br />
Warum sollten wir nicht auch heute solche<br />
Lie<strong>der</strong> schreiben?<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein<br />
gesegnetes Fest <strong>der</strong> Geburt Christi.<br />
Ich freue mich auf gemeinsame Begegnungen<br />
mit Ihnen im kommenden Jahr<br />
Ihr Norbert Greim, Pfarrer<br />
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