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Rede von Prof. Dr. Max Fuchs in PDF - Unesco

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Vortrages zur kulturellen Identität und ihrer Gefährdung durch die <strong>in</strong>ternationale<br />

Kulturwirtschaft <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em völkerrechtlichen „Instrument" gesprochen, das e<strong>in</strong>ige<br />

nationale und <strong>in</strong>ternationale kulturpolitische Netzwerke <strong>in</strong> die Diskussion gebracht haben.<br />

In der Tat gab es zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Entwürfe e<strong>in</strong>er solchen Konvention<br />

zur kulturellen Vielfalt, e<strong>in</strong>mal <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em zivilgesellschaftlichen Zusammenschluss <strong>von</strong><br />

Kulturorganisationen (INCD) und e<strong>in</strong>em Zusammenschluss <strong>von</strong> Kulturm<strong>in</strong>istern (INCP).<br />

Hierbei ist es durchaus aufschlussreich, sich die Mitgliederzusammensetzung<br />

<strong>in</strong>sbesondere des zivil-gesellschaftlichen Bündnisses näher anzuschauen: Es handelte<br />

sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um Organisationen der nationalen, vor allem der kanadischen<br />

Kulturwirtschaft, die erhebliche Überlebens- und Existenzängste hatten angesichts der<br />

Übermacht <strong>von</strong> global playern im Film, im Kunsthandwerk, <strong>in</strong> der Literatur und <strong>in</strong> der<br />

Musik. Insbesondere empfand man <strong>in</strong> Kanada e<strong>in</strong>e große Bedrohung durch die<br />

entsprechende Kulturwirtschaft <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>igten Staaten. Denn immerh<strong>in</strong> gibt es<br />

zwischen Kanada und den USA 8000 Kilometer offene Grenzen.<br />

In dieser als bedrohlich empfundenen Situation konnte man an e<strong>in</strong>e Diskussion<br />

anschließen, die rund um die neue Welt<strong>in</strong>formations- und Kommunikationsordnung, also<br />

<strong>in</strong> der Medienpolitik, geführt worden ist. Diese hatte zum Ziel, ebenfalls vor dem<br />

H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er voranschreitenden Ökonomisierung, die Vielfalt der Medien zu<br />

erhalten. In diesem Kontext gab es auch e<strong>in</strong>e besondere Sensibilität und Wachsamkeit<br />

gegenüber der Welthandelsorganisation, der gegenüber man schon e<strong>in</strong>ige Jahre zuvor<br />

die Forderung erhoben hat, dass die audiovisuellen Medien aus den Handelsabkommen<br />

herausgehalten werden müssten. Diese eher ökonomische Diskussion wurde zudem<br />

überlagert durch die kulturpolitische Diskussion über den Schutz der französischen<br />

Sprache gegenüber e<strong>in</strong>er Übermacht des Englischen.<br />

Seither diskutiert man im wesentlichen zwei große Strategien, die den Erhalt e<strong>in</strong>er<br />

nationalen Kulturpolitik (e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>er nationalen Kulturförderung und<br />

Kulturwirtschaft) sicherstellen sollen: Zum e<strong>in</strong>en versucht man zu verh<strong>in</strong>dern, dass<br />

weitere Bereiche <strong>von</strong> Kultur und Medien <strong>in</strong> das <strong>in</strong>ternationale Dienstleistungsabkommen<br />

GATS aufgenommen werden. Parallel dazu ist die Idee entstanden, e<strong>in</strong> völkerrechtliches<br />

Schutz<strong>in</strong>strument, also e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Konvention zu entwickeln, die das<br />

ausdrückliche Ziel enthält, dass die Staaten auch weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e nationale Kulturpolitik<br />

betreiben dürfen. Als geeigneter Begriff, der dieses Anliegen auch tragen könnte, lag der<br />

Begriff der „kulturellen Vielfalt“ nahe. Zum e<strong>in</strong>en konnte man sich bereits auf den Begriff<br />

der Medienvielfalt stützen, zum anderen machte der Erfolg mit der „Konvention zur<br />

biologischen Vielfalt“ Mut, wobei man mit dem (kulturwissenschaftlich überaus<br />

fragwürdigen) Argument e<strong>in</strong>er Parallelisierung zwischen biologischer und kultureller<br />

Entwicklung operierte. Zudem hat die UNESCO im Jahre 2001 die „Universelle Erklärung<br />

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