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Rede von Prof. Dr. Max Fuchs in PDF - Unesco

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Zugangsmöglichkeiten und über die <strong>in</strong>dividuelle Bildung als Voraussetzung e<strong>in</strong>er<br />

Teilhabe sprechen. Genau so wird etwa <strong>in</strong> der Sozialpolitikforschung der Begriff der<br />

„sozialen Teilhabe“ durchdekl<strong>in</strong>iert (F. X. Kaufmann: Herausforderungen des<br />

Sozialstaates. Frankfurt/M. 2001). Teilhabe wird dabei als Ermöglichung e<strong>in</strong>er aktiven<br />

Mitwirkung <strong>von</strong> E<strong>in</strong>zelnen oder Gruppen verstanden, so dass man hieraus leicht andere<br />

kulturpolitische Ziele wie etwa das der Anerkennung <strong>von</strong> Teilgruppen der Gesellschaft<br />

oder eben auch die Artikulation e<strong>in</strong>er Vielfalt kultureller Ausdrucksformen und<br />

Präferenzen ableiten kann. Kulturelle Vielfalt ergibt sich daher zwangsläufig aus dem<br />

Begriff der kulturellen Teilhabe, ist aber <strong>in</strong> der Theoriensystematik diesem nachgelagert<br />

(s. hierzu den neuen Weltentwicklungsbericht der UNDP: Cultural liberty <strong>in</strong> today’s<br />

diverse world. New York 2004, wo <strong>in</strong>sbesondere Armatya Sen den Zusammenhang <strong>von</strong><br />

kultureller Freiheit, Demokratie, Vielfalt und Teilhabe hervorhebt).<br />

E<strong>in</strong>e solche Überlegung mag nun angesichts des fortgeschrittenen Stadiums bei der<br />

Diskussion der Konvention überflüssig ersche<strong>in</strong>en (siehe jedoch die Schlussbemerkung).<br />

Sie könnte aber Relevanz haben im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e andere Problemstellung, nämlich<br />

erneut e<strong>in</strong>e Kohärenz zwischen unterschiedlichen Leit- und Zielbegriffen <strong>in</strong> der<br />

UNESCO-Programmatik herzustellen. Denn <strong>in</strong> den letzten Jahren s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>er<br />

gewissen Regelmäßigkeit zu den schon vorhandenen Leitbegriffen, so wie sie <strong>in</strong> den<br />

vorliegenden Konventionen und Deklarationen verwendet wurden und def<strong>in</strong>iert worden<br />

s<strong>in</strong>d, neue Begriffe dazugekommen. So hat man spätestens seit der Weltdekade für<br />

kulturelle Entwicklung am Ende des letzten Jahrtausends „Entwicklung“ auch als<br />

kulturpolitischen Begriff e<strong>in</strong>geführt. Als Nächstes hat man spätestens seit Johannesburg<br />

den Begriff der „Nachhaltigkeit“ <strong>in</strong> die Familie kulturpolitischer Leitbegriffe aufgenommen.<br />

Seit e<strong>in</strong>igen Jahren gehört auch der Begriff der „kulturellen Vielfalt“ zu diesem Kern. Nun<br />

muss man sich daran er<strong>in</strong>nern, dass Begriffe – quasi als „Knoten“ <strong>in</strong> dem Netzwerk e<strong>in</strong>er<br />

Theorie – nicht bloß jeweils für sich def<strong>in</strong>iert werden, sondern sich vielmehr auch <strong>in</strong><br />

wechselseitigem Bezug e<strong>in</strong>e Bedeutung geben. Kommt also e<strong>in</strong> neuer Begriff dazu, so<br />

verändern sich notwendig die Bedeutungsgehalte aller anderen Begriffe.<br />

Es lässt sich nun bei aller Akzeptanz der Wichtigkeit dieser neuen Begriffe und der mit<br />

ihnen erfassten Sachverhalte der E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>er gewissen Beliebigkeit nicht vermeiden.<br />

Zu leisten wäre daher e<strong>in</strong> verstärktes Nachdenken darüber, wie e<strong>in</strong> kulturpolitisches<br />

Grundsatzprogramm aussehen könnte, das auch e<strong>in</strong>e Kohärenz <strong>in</strong> diese Grundbegriffe<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt. Bei dieser Debatte spielt es dann durchaus auch e<strong>in</strong>e Rolle, welchen Status<br />

diese Begrifflichkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zu entwickelnden Begriffhierarchie hat. Allerd<strong>in</strong>gs ist hier<br />

anzumerken, dass das Problem der Konsistenz der kulturpolitischen Konzeption der<br />

UNESCO ke<strong>in</strong> Problem des deutschen Diskurses war. Dieses liegt vielmehr auf e<strong>in</strong>er<br />

anderen Ebene.<br />

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